Man hat eben nur Geld
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Der preußische Staat als Arbeitgeber.
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für China . In Beamtenkreisen Die Vorschläge der Kommiffion für Arbeiterstatistik be- 1 Kulturintereffen und Militarismus. In der Nähe der wird dieses Verfahren die weltpolitische Schwärmerei außerordentlich treffend die Befferung der Arbeitsverhältnisse im Gast- lothringischen Felsenfestung Bitsch soll, so wird uns aus dem Reichssteigern. Der Fall beweist aber auch wieder, daß trotz aller offiziellen wirts gewerbe bilden zur Zeit Gegenstand von Verhandlungen land berichtet, demnächst mit der Anlage eines großen TruppenAbleugnungen der despotischen Alleinherrscher in allen Ressorts Herr zwischen den verschiedenen Ressorts der Regierung. übungsplatzes begonnen und der reichsländische Fiskus zu v. Miquel der Sparminister ist.- diesem Zweck ermächtigt werden, eine Fläche von 2500 hektar Staatswaldungen um den Betrag von 51/2 Million Mark an Die journalistische Bülow- Garde arbeitet in einer Weise, die genau der kleinstädtischen und dörflichen Reklame für Schmieren- schrieben: Aus Dortmund wird uns unter dem 26. November ge- den Militärfiskus zu veräußern. Die Waldungen, deren Gebiet fomödianten nachgeahnt ist. In Berlin wird das Lobesschema feſt- ſchrieben: damit der völligen Unproduktivität überliefert wird, gehörten In dem hiesigen Amtsblatt, der Dortmunder Zeitung" bisher zu dann wird es hinaus- und wieder zurücktelegraphiert und dem Centrumsorgan„ Tremonia" erschienen im Oktober bezw. walds gestellt den besten Beständen des deutschen WasgenDepeschen mit bezahlter Rückantwort. Was irgend ein Pariser November 1899 zwei Artikel, in denen die Arbeitsverhältnisse der und repräsentierten im Stadthaushalte des Reichsnationalistisches Winkelblatt aus Wut über das franzöſiſche Miniſterium hiesigen Lokomotivführer besprochen wurden. In dem Ar- lands große, angesichts der sich stetig steigernden Preise Löbliches an Bernhard Bülow entdeckt, wird mit offiziöser Feierlich- tifel der„ D. 3." hieß es unter anderm, daß die Sonntagsruhe in für Brenn- und Nugholz fortwährend steigende VermögensLeit nach Berlin gedrahtet. Selbst die„ Rheinisch- Westfälische der Zeit ganz aufgehoben sei, daß die Lokomotivführer bis 370 werte. Außer ihnen zieht der geplante Truppenübungsplatz aber Beitung" spottet über die Anspruchslosigkeit und Bescheidenheit in Stunden monatlichen Dienst hätten, daß ihnen hohe Geldstrafen auf auch noch ausgedehnte Kulturländereien der Dörfer in der Bitscher Bezug auf die Beurteilung des ersten Reichsbeamten. Ganz besonders komisch spreizt sich das Berliner Offiziösentum erlegt würden, daß man den Bestraften nicht einmal vernehme. Und Gegend in seinen Bereich und bedingt sogar die völlige Unterganzen Gemeinde, des etwa eine in der östreichisch- ungrischen Presse. Wenn man diese„ Preßstimmen" besonders wurde über die Behandlung der Führer seitens des drüdung einer liest, so verwundert man sich, daß unsre Nachbarn nicht so gescheitertmeisters Plate geklagt. Worte wie" umpen" und Stunde nordöstlich von Bitsch gelegenen Dorfs Haspelscheid. Lümmel" sollen nicht selten von ihm gebraucht worden sein. sind, ums den genialen Kanzler auszumieten, der wäre doch sicherlich Die fulturfeindlichen Tendenzen des Militarismus werden durch derGegen die beiden Blätter stellten nun die beleidigten Eisenfähig, alle inneren Wirren der Habsburgischen Monarchie ohne artige Maßregeln grell beleuchtet. bahu Behörden Strafantrag. Die Verhandlung fand am
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Anerkennenswert iſt die Geſchidlichkeit, mit der die Bülow
Garde jede ungünstige Auslandsstimme über den eleganten Ceremonienmeister unterschlägt. Auch nicht das winzigste Tadelsvotum vermag zu passieren. Und doch schwelgt man draußen durch aus nicht allgemein in bernhardinischen Hymnen. So finden wir 3. B. im„ Budapester Tageblatt" die folgenden Ausz. führungen:
Da muzen alle schöngedrechselten Phrasen und geistreichen Aperçus nichts, Deutschland repräsentiert in China den andren Mächten gegenüber die Politit der Gewalt. Mag Graf Bülow noch so eifrig die These verfechten, daß nicht die„ Erwerbung" von Kiautschon durch die Deutschen den Ausgangspunkt der beflagenswerten Wirren in China bildete, mag er dieselbe noch so sehr durch die Wegnahme von Port Arthur durch die Nussen, von Wei- hai- Wei durch die Engländer, von Indo- China durch die Franzosen begründen, so bleibt es doch wahr, daß die civilisierten Nationen sich gegen China in einer Weise benommen haben, gegen welche die Tatarengrenel in Europa Aeußerungen des Bartsinus bildeten. Von dem Augenblick an, wo China sich in dem Krieg gegen Japan als schwach erwies, war es die freie Beute jedes beutelustigen Staats."
Der Artikel des Budapester Blatts schließt:
" Deutschland , so sagte Graf Bülow ferner, will sich nicht von andren Völkern als Blizableiter gebrauchen lassen; das ist nur recht und billig, aber die andren Völler haben hinwieder das Recht,
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Montag, den 26. d. M. vor der zweiten Dortmunder St zweiten Dortmunder Straf
statt.
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Die Beweisaufnahme entrout ein Bild der Arbeitsverhältnisse Die Ziffern, welche vom Kohlenmarkt bekannt werden, zeigen der hiesigen Lokomotivführer, wie es trauriger nicht gedacht werden neuerdings eine fortgefette Steigerung des Abfließens kann. Nicht die angeklagten Redacteure fondern die offiziellen deutscher Kohle ins Ausland. Ein Teil der Börsenpresse ist aber weit davon entfernt, auf Grund dessen die Redensarten Kläger wurden durch die Verhandlung gerichtet. Ein Zeuge jagt aus:" Nach einer 18 stündigen Dienstzeit der Zechenblätter zu wiederholen, daß die Ausfuhr nur ein find mir manchmal die Augen zugefallen. Der Werkmeister Plate Beweis für die andauernde Festigkeit der Markthat mich eines Tags„ gemeiner Flegel" genannt, als ich mich lage sei; sie sehen vielmehr in der steigenden Ausfuhr nur, daß dienstlich beschwerte. Als ich dagegen protestierte, warf er mich durch die fortschreitende Verschlechterung der Induſtrie im Julande hinaus. Ich verstauchte mir den Fuß und war zehn Tage arbeits- immer wieder große Mengen Kohle frei werden, die die Kohlenbarone schleunigst zu billigen Preisen ins Ausland schaffen, da unfähig." Ein andrer Zeuge ist von demselben Werkmeister bei einer dienst mit nicht anwachsende Vorräte den gegenwärtigen BucherAuf dem oberschlesischen Eisenlichen Angelegenheiten aufgefordert worden, die Müze abzunehmen. preis der Kohle herabdrücken. Daraufhin markt laufen fortgefeßt Anweisungen seitens der WalzEr hatte schnuhige Hände und konnte es nicht thun. wurde er aus dem Bureau hinausgeworfen. Dann rief ihn Plate werksindustrie ein, welche die Aufschiebung von fällig gewordenen Er folgt nicht und erhielt einen fräftigen Stoß mit der Kohlenlieferungen bezwecken. Deshalb die Zunahme des Exports nach Mahnung:„ Wenn das noch einmal vorkommt, dann werde Rußland und Destreich, welche die frei werdenden Mengen abnehmen ich Ihnen die Knochen entzwei brechen." Der Beuge wollte müssen. Nicht zu befriedigen ist gegenwärtig bloß die NachDieselbe Beobachtung wird auf gegen Plate gerichtlich vorgehen, erhielt aber die behördliche Er- frage in Hausbrandtohlen. laubnis hierzu nicht. dem rheinisch westfälischen Kohlenmarkt gemacht. Auch von Ein dritter Zeuge hat in einem Monat 440 Dienststunden dort wird gemeldet, daß fich im Kohlengeschäft der Jene gehabt. Die nächsten Zeugen sind gleichfalls von dem Werkmeister Minderverbrauch der Eisenwerke allmälig fühlbar macht." Plate mit 2 ümmel" oder mit einem„ Ich zerbreche Ihnen Kohlenforten, welcher die Eiſenindustrie bei ihrer Produktion bedarf die Knochen" behandelt worden. und von welcher es noch vor wenig Wochen hieß:„ ſtürmisch begehrt", werden in großen Mengen frei und schleunigst ins Aus land befördert oder aber von der Eisenbahn abgenommen. Starke Nachfrage herrscht nur in den von der Schiffahrt benötigten Kohlen sorten, die von den* Kriegswirren profitiert, den Gastohlen, von
zurück.
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in dessen Namen der Strafantrag gestellt war, mußte zugeben, daß Der vernommene Eisenbahn- Direttor Othegraven, die Dienstzeiten manchmal 370 Stunden monatlich betrugen, bei größeren Betriebsstörungen auch bis 440 Stunden. Ueber den durch die Verhandlung zur Genüge charakterisierten Wertmeister Plate spricht er sich äußerst günstig aus!!
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Auf die wiederholte Frage des Gerichtsvorsitzenden an die von Deutschland zu verlangen, daß es nicht den zündenden Bengen, warum fie fich nicht beschwert haben, antworten diefe über Bliz entfende, der eine furchtbare Mine aureinstimmend: Man bekommt doch kein Recht." Explosion bringen kann, welche die ganze gebildete Ein Heizer erzählt, daß er auf einer benachbarten Station ausWelt mit der Gefahr einer furchtbaren Erschütterung bedroht. Graf Bülow leugnet das Vorhandensein einer Absicht der Eroberung steigen und nach Dortmund zurückfahren mußte, da er vor Erdenen während des Winters die Gasanstalten große Mengen gebrauchen und dem Hausbrandmaterial. Von der Coatsproduktion bei Deutschland , des Wunsches, daß es zur Teilung Chinas tomme; müdung nicht mehr fahren konnte. allein das Verhalten Walderfees ist ganz danach angethan, das Gegenteil Stelle des bisherigen Coatsmangels in absehbarer Zeit ein Coatswird gemeldet, sie sei in einem so starken Steigen begriffen, daß an der Worte des deutschen Reichskanzlers glauben zu machen. Diesem überfluß treten müſſe. Mann ging schon von früher her der Ruf eines Reklame"= durch künstliche Ablenkung der vorWenn die Kohlenbarone durch Generals voraus, eines Generals, dem es vor allem darum zu thun ist, sich bei der Bewältigung von Schwierigkeiten hervor handenen Kohlenmengen nach dem Auslande die bisherigen Preise hochhalten wollen, so ist es um so erstaunlicher, daß ihnen der Staat zuthun, die an sich wenig bedeutend sind, aber in der Ferne zu Das Gericht verurteilte die angeklagten Redacteure zu 75 bezw. dabei, wenn auch ungewollt, Hilfe leistet. Der preußische Minister für großer dekorativer Wirkung gebracht werden können. 30 M. Geldstrafe. In dem Urteil wird ausgeführt, daß die Handel und Gewerbe hat nämlich die Herabſegung der Kohlenpreise Solche Männer taugen nicht auf einem Boden, wie es derjenige Angaben des Artikels über die Länge der Dienstzeit und der staatlichen Saargruben abgelehnt. Dagegen hat er den Indes gegenwärtigen China ist. Nicht Berge von Leichen, nicht die Ströme Bluts, nicht die Greuel eines Vernichtungskriegs gegen plate durch die Beweisaufnahme erwiesen seien. schlechte Behandlung feitens des Werkmeisters dustriellen für die ins Ausland gelangenden Fabrikate eventuell eine Nicht er- Egportbonifitation in Aussicht gestellt. Das heißt also, daß China können dem deutschen Namen Ruhm bringen, sondern nur wieſen ſeien die Angaben, die das Strafsystem des Direktors auf die ins Ausland gelangenden Eisenfabrikate die hohen heimischen die möglichste Schonung, die größte Milde, Othegraben und eine Aeußerung in der Prüfungskommission Kohlenpreise zum Teil rüdvergütet werden sollen, um die Industrie das versöhnendste Entgegentommen sind einer Eine solche Maßfür Führer und Heizer betrafen. Die Aeußerung hatte angeblich im Ausland konkurrenzfähig zu erhalten. großen und gebildetent Nation, wie ee alle Führer der Berlogenheit bezichtigt. nahme wirkt wie eine Bevorzugung der Exportindustrie auf Kosten die deutsche ist, würdig und wenn es auch übertrieben ist, der Produzenten für den heimischen Markt und stellt sich den Liebeswas der Socialistenführer Bebel gestern in seiner Rede gegen gaben und Ausfuhrprämien würdig an die Seite. Bülow bemerkte, daß man sich angesichts der Nachrichten über die von Deutschen verübten Grausamkeiten, welche jetzt durch die Welt gehen, schämen müsse, den deutschen Namen zu tragen, so ist dieser Ausspruch doch geeignet, selbst bei solchen Deutschen Bedenken zu erregen, welche die" Politik von Blut und Eisen" in China bisher nicht in ihrer ganzen Werwerflichkeit betrachtet und nicht die Gefahr erkannt haben, welche in ihr für Deutschland , wie für die ganze civilifierte Welt liegt, die sie mit unabsehbaren Blutopfern, mit Seuchen und mit finanziellen Katastrophen bedroht, von welch letzteren namentlich dieselbe schon bisher einen sehr bitteren Vorgeschmack erhalten hat."
Das ist so eine von den bürgerlichen Auslandsstimmen, welche von den Bülowschen Preßagenten unterschlagen werden!-
Höchst bemerkenswert war das Plaidoyer des Vertreters der Staatsanwaltschaft, des Assessors Engelhard. Er sagt u. a. wörtlich: Wenn auch der Werkmeister Plate die Worte Lump und Lümmel gebraucht haben follte so war das keine Beleidigung, sondern nur eine scharfe Kritik des Vorgesetzten über die Untergebenen.
Dieser Prozeß wirft ein grelles Schlaglicht auf die Verhältnisse in Thielens Reich. Er liefert auch wertvolle Beiträge zu dem Kapitel„ Eisenbahnunfälle ".
Daß jedoch der Kohlenpreis sich nicht mehr lange auf seiner heutigen Höhe behaupten wird und, nach Beendigung des Winters, auch die Kohlenindustrie von der wirtschaftlichen Krise mit erfaßt werden wird, tritt immer flarer in Erscheinung.
Zuchthausvorlage in den Einzelstaaten. Wie der Fränkische Kurier" meldet, wird dem altenburgischen Landtag gleich nach feiner Eröffnung ein Gefeßentwurf zur Einschränkung des Kontralt bruchs der ländlichen Arbeiter zugehen.
Der Kanzler der Weltpolitik ist bereits das Ziel eines agrarischen Angriffs in der" Deutschen Agrarforrespondenz" geworden. Seine Scherze hätten zivar, erklärt das Organ, der neudeutschen Weltpolitit" einen Sieg errungen, allein diese Weltpolitik is verdiene doch ein wenig analysiert zu werden. Und da ergebe sich, daß diese Weltpolitik, für die der Reichskanzler die Verantwortung Die Freiheit der Religionsübung im Deutschen Reiche will übernehme, teineswegs eine so schöne Sache sei. So habe das Paris , 27. November. Die Deputiertentammer fezte der Antrag Liebers, den wir bereits auszugsweise mitgeteilt deutsch - englische Abkommen nur den Sinn, Deutschland zum Sturm in ihrer heutigen Vormittagssigung die Beratung des Kolonialhaben, herbeiführen. Das Centrum, als Kämpferin der Freiheit, bock Englands in China zu machen, trotz der Versicherung Bülows: Etats fort. Im Laufe derselben wies Pelletan darauf hin, daß dem noch dazu auf dem Gebiete der Religion das flingt zunächst Wir lassen uns von teiner fremden Macht als Blizableiter Parlament nicht die Möglichkeit gegeben sei, eine genügende Konetwas sonderbar. Die Germania " nennt den Antrag den Antrag benußen." Unter dieser englandfreundlichen Politik litten die trolle über die Ausgaben für die Kolonien auszuüben. der Toleranz" und die„ Kölnische Volkszeitung" hält ihn für vitalsten deutschen Interessen in Afrika . Und wenn Herr den wichtigsten unter der Flut von Anträgen". v. Bülow ferner erklärt habe, die Zukumft Deutschlands liegt in Europa , liegt in der Heimatspolitit" begründet", so sei doch die Thatsache zu fonstatieren, daß alle handlungen der Regierung von dem Grundsatz geleitet würden, daß Deutschlands Zukunft auf dem Wasser liege.
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Der Antrag redet in allen seinen einzelnen Paragraphen nur von anerkannten" Religionsgemeinschaften, auf die staatlich nicht anerkannten Gemeinden( wie freireligiöse usw.) und auf die Dissidenten erstreckt sich die klerikale Toleranz nicht.
Der Verkehr der anerkannten Religionsgemeinschaften mit ihren Oberen soll ein ungehinderter sein. Die Vorschriften der anerfannten Religionsgemeinschaften, welche sich auf die Religionsübung beziehen, sollen nach dem Antrag zu ihrer Gültigkeit weder einer Mitteilung noch einer Genehmigung seitens der Staatsbehörde bedürfen.
Gegen die freie, von keiner staatlichen Autorität abhängige Bethätigung religiöser Bedürfnisse wäre an sich nichts einzuwenden, wenn die bezüglichen Anträge nur nicht viel zu eng gehalten wären. Warum will man diese Freiheit nur den anerkannten Gemeinschaften und mir Religions gemeinschaften zugestehen? Andren als religiösen Gemeinschaften ist die behördliche Bevormundung noch weit weniger dienlich.
Es ist denn auch nicht der Drang nach Freiheit und Gerechtigkeit, der dem Centrum diesen Antrag diktiert hat, sondern ihm kommt es darauf an, die katholische Kirche von lästigen Fesseln zu beseitigen. Die katholischen Orden und Religionsgemeinschaften wollen für sich vollkommenste Freiheit haben, damit sie gegen einzelne Anhänger im gegebenen Fall um so rigoroser vorgehen können. Nicht die Freiheit des Glaubens, der Ueberzeugung will der Centrumsantrag, sondern der Religions übung.
Herr v. Bülow wird also erst durch Thaten das Mißtrauen der Agrarier beschwichtigen müssen. Macht Herr v. Bülow Kanig- Politik, so bewilligen die Junker trotz ihrer Wasserscheu auch ferner alle Rähne.
Die genannte Korrespondenz führt sodann auch noch einen ermunternden Hieb nach Posadowsky und Miquel. Diese Herren machten zwar auch sehr glatte und sehr schöne Reden, sach= lich habe sich aber in den 6 Jahren seit der Aera Caprivi- Marschall nichts verändert.
Dies unwirsche Schmälen ist wohl im Grunde nicht allzuernst gemeint. Die Agrarier segen augenscheinlich gewiffe Hoffnungen auf den neuen Mann. Der Angriff Wangenheims gegen die Hintertreppenpolitiker verrät freilich die Besorgnis vor dem unlauteren Wettbewerb des Ueberseetapitals.
Fünfzigtausend neue Soldaten fordert Lord Roberts , um die an hundert Stellen zu gleicher Zeit neu auffladerude Boerenerhebung unterdrücken zu können. Dafür sollen freilich die jetzt in Südafrika befindlichen Truppen den Kriegsschauplatz verlassen dürfen. Diese alten Truppen sind der Kriegsstrapazen auch herzlich müde und fordern gebieterisch ihre Ablösung. Die Absendung einer neuen großen Armee nach Südafrika beweist, wie voreilig fich die leitenden Feldherrn haben als Triumphatoren feiern lassen.
Ueber die Thätigkeit der Boeren liegen folgende Meldungen vor: Der„ Standard" meldet:
Die Mannschaften Bothas und Villjonns entwickeln eine immer mehr zunehmende Thätigkeit im Distrikt. Wie es heißt, haben sie einen neuen Plan ersonnen oder vielmehr einen alten wieder aufge= nommen. Sie beabsichtigen, den Kriegsschauplaz mehr nach der Grenze der Sapkolonie zu verlegen, wo, wie sie glauben, viele mißvergnügte Rapholländer mit geheimen Waffenvorräten bereit sind, auf die geringste Ermutigung hin die Feindseligkeiten zu erneuern. Die Boeren find fast überall in Transvaal und der Oranje- Kolonie ,, Freiwillige Gaben." Man weiß, daß die freiwilligen äußerst thätig. Eine Depesche des Feldmarschalls Roberts aus Johannesburg Gaben" zu patriotischen Zwecken nicht immer ganz freiwillig gegeben, sondern zuweilen in einer Form erbeten werden, die eine Ablehnung vom 26. November berichtet über unbedeutende Gefechte im Oranjenicht gut möglich machen. So ist schon in Staatsbetrieben durch Freistaat, sowie über den Vormarsch Clements gegen Rietfontein, Borgesezte oftmals der Klingelbeutel für irgend einen hochpatrioti- wo ihm Delarey mit 800-1000 Mann Widerstand leistete. Die schen Zwed geschwungen worden. Diesmal liegt ein Fall der Ein- Boeren führten einen Zwölfpfünder und ein andres Geschüß mit sich. forderung freiwilliger Gaben vor, der beweist, daß nicht nur Sie wurden völlig auseinandergesprengt. Schlau! Die Kölnische Zeitung " giebt zu, daß man die Arbeitern und Subalternbeamten gegenüber diese kategorische Form Hunnengreuel nicht mit dem Christentum vergleichen könne. Man des Heischens freiwilliger Spenden in Brauch steht. Sandte doch, müsse also ein andres Argument wählen: wie der Frankfurter Beitung" aus Düsseldorf gemeldet wird, das " Theoretischen Angriffen der Socialdemokratie auf das Heer Bezirkskommando an die ihm unterstellten Landwehroffiziere als solches aber halte man einfach entgegen: Es ist eine Not: ein Schreiben, worin ein Betrag für ein in Berlin zu errichtendes moitte Denkmal erbeten wurde, und zwar in Höhe ihres wendigkeit. Der Satz ist einfach und nicht zu widerlegen doppelten Offiziers- Tagesgehalts. Als trotzdem einzelne der Adreſſaten Damit ist das Geheimnis eines für alle Fälle passenden nichts von sich hören ließen, wurde ihnen furzerhand folgendes TretGeneralbeweises entdeckt. Nichts mehr von Langwierigen fchreiben zugestellt: Deduktionen, von Vernunftgründen, Erfahrungsthatsachen. Wenn man etwas haben will, so erklärt man es für notwendig basta!
im Gegensatz zu mystischen Rechtfertigungsversuchen."
Gottes Vorsehung und das antife Echidjal find gegenüber dieser Kölnischen allzermalmenden Notwendigkeit recht schwächliche Instanzen.
Die Ausführungsbestimmungen betreffend das Verfahren vor den Schiedsgerichten für Arbeiterversicherung finden sich in der Dienstagnummer des Reichs- Anzeigers" veröffentlicht. Die Schiedsgerichte treten, wie durch eine weitere faiserliche Verordnung in derselben Nummer des Blatts bekannt gegeben wird, mit dem 1. Januar 1901 in Kraft.
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Düsseldorf , 16. Nov. 1900. 901 Gegen Rückgabe dem tgl. Lieutenant der L. Herrn.. Hochwohlgeboren Unter Bezugnahme auf die diesseitige Anfrage vom 8. d. M., betreffend Angabe, ob Sie für das in Berlin zu errichtende Moltke Denkmal einen Beitrag zahlen und wie hoch Sie denselben eventuell bemessen wollen, werden Sie hierdurch ersucht, dem Bezirkskommando umgehend hierunter diesbezügliche Angabe machen zu wollen, da diesseits zum 20. d. M. der Brigade Meldung zu erstatten ist."
Unterschrift.
Zarter kann der Charakter der Freiwilligkeit nicht gewahrt werden. Die Hauptstadt der Intelligenz bekommt ein neues Soldatenstandbild, ein Artikel, an dem es ihr ja so sehr fehlt.
Wie dem Reuterschen Bureau" aus Vryburg vom 21. d. M. berichtet wird, verfügt Delarey in Magaliesberg über 1000 Mann. Desgleichen befinden sich verschiedene fleine Lager im westlichen Transvaal . Delarey lehnt es ab, Buren in sein Komunando aufzunehmen, welche den Neutralitätseid geleistet haben, allein alle andren Kommandanten zwingen die widerstrebenden Buren zu Eintritt in Reih und Glied.- General Clements ist an der Stelle, wo der Jamesonzug zurückgeschlagen wurde, eingetroffen und hat daselbst ein Lager aufgeschlagen. Plänkelnde Boeren belästigten seine Nachhut, wobei zwei Mann von der Yeomanry in Gefangenschaft gerieten.
Ein Proteft gegen die Annegion der Boeren- Republiken foll von Rußland mit der Motivierung erhoben worden sein, daß es eine Annegion so lange nicht als völkerrechtlich betrachte, a Is die Boeren nicht die Waffen niedergelegt hätten.
Parlamentarisches.
Zur Kohlennot hat das Centrum folgende Interpellation eingebracht: Was gedenken die verbündeten Regierungen zu thun, um der bestehenden, weite Voltskreise schwer bedrüdenden Kohlenteuerung wirksam abzuhelfen und für die Zukunft die Wiederkehr solcher Mißstände zu verhüten?