st. 278. i7. MW»«, leiinge des„Umiirls" Kttlim DMsdlM mm*MTer Tag der Volkszählungkehrt am 1. Dezember im ganzen Deutschen Reich zum siebentenMale wieder. Diese, für Wissenschaft und Praxis gleich wichtigeHandlung verdient die gröjzte Aufmerksamkeit des Volks, denn erstdie Zahlen, die die Statistik bei diesen großen Unternehmen er-mittelt, geben die Möglichkeit, unter Vermeidung der sonst unaus-bleiblichen Irrtümer die gesetzmäßigen Thatsachen des Volkslebensaufzuklären. Und nicht allein die physischen Erscheinungen,das Vorhandensein einer bestimmten Menge Menschen vonbestimmtem Alter, Geschlecht. Religion usw. werden uns durchsie aufgezeichnet, sondern darüber hinaus werden uns wich-tige Einblicke in das Geistesleben, die sittliche Beschaffen-heit, die Bildung und die socialen Neigungen verstattet.Dabei- wäre es ganz th öri ch t von dem einzelnen gehandelt, wenner aus Furcht vor der Veröffentlichung seiner mehr oderminder bedeutsamen Privatgeheimnisse nicht mit v o l l st e rAufrichtigkeit die ihm übermittelten Zählkarten ausfüllenwollte; wer einmal einen Blick in eine statiftiscke Werkstatt, wennwir es so nennen sollen, geworfen hat, der weiß, daß niemandendort danach gelüstet, einzelnen Karten seine besondere Aufmerksam-keit zuzuwenden; nicht das Individuum, der Einzel-mensch, nur die Masse hat für den Statistiker Interesse. Dabeiversichern Staat und Kommune gleichermaßen, daß die Resultate derZählungen nicht zu Steuer- oder andren Zwecken iverwendetwerden. Die aus den Zählpapiercn gewonnenen Ergebnisse gehenin allgemeine Tabellen über, in ivelchen der einzelne Mensch undsein Besitz nicht mehr erkennbar ist. Die Zählpapicre selbst werdennach beendigter Arbeit eingestanipft. Jedermann darf danach ins-besondere auch sicher sein, daß die Angaben seiner Zählkarte überAlter, Bekenntnis, Staatsangehörigkeit, Militärverhältnis, Berufund Erlverb, etwaige Mängel und Gebrechen usiv. niemals vor un-berufene Augen kommen oder an die Oeffentljchkeit gelangen werden.Eine Ausnahme von dem Umfange der Volkszählung ist natürlichohne erhebliche Mühe nicht durchzuführen. Ein Blick auf den all-gemeinen Verlauf des Zählverfahrens zeigt aber sogleich, daß derBevölkerung selbst hieraus verhältnismäßig nur wenig Arbeit undBelästigung erwächst.In den Tagen vom 28. bis 30. November d. I. werden imganzen Staate Zähler, insgesammt wohl eine Viertelmillion unddarüber, bei den einzelnen Haushaltungeil vorsprechen, um für jedevom 30. November bis t. Dezember d. I. voraussichtlich dort über-nachtende Person eine„Zählkarte A" und für jede Haushaltung ein„Haushaltungsverzeichnis B" zu überreichen. Als Umschlag für diesePapiere, dem zugleich eine„Anleitnng C" zu ihrer Ausfüllung sowieje eine Musterausfülliing für beide aufgedruckt ist, dient ein„Zählbrief v".Die Haushaltungsvorstände habe» nurdie Zählpapiere in Empfang zu nehmen,b) sie gemäß der Anleitung auszufüllen oder durch geeignete Ver-treter ausfüllen zu lassen,c) sie vom 1. Dezember d. I. mittags 12 Uhr ab zur Abholungdurch den Zähler bereit zu halten.Die einzelnen Fragen sind deutlich gestellt, so daß sie wohl kaumbesonderer Erklärung bedürfen. Die Frauen wollen besondersdie auf die Ernährung der Säuglinge bezugnehmendenFragen beachten. Die furchtbare Sterblichkeit der Kinder beschäftigtVolkshygiene und Nationalökonomie in gleichem Maße; und vonaußerordentlicher Bedeutung ist es, für die hieraus erhobenen Anklagen gegen die heutige Ordnung der Dinge weitere statistischeGrundlagen zu schaffen. Gar nicht oder in sehr seltenen Fällenkommt für unsre Leser Wohl die O b stb a u m z ä h l u n g in Be-tracht, die jetzt zum erstenmal vor sich geht; doch sind auch diehieraus hervorgehenden Resultate von sehr ivesentlicher Bedeutung.Besondere Beachtung verdient in manchen Fällen die Frage nachder Religionszugehörigkeit. Die verschiedenen Namen,Ans Briefen von Friedrich Engels.in.9. August 1882.„ES scheint mir, daß Sie in der ägyptischen Sache(es Handelsich um den Ausstand der sogenannten ägyptischen Nationalpartei von1832 unter Arabi Pascha, dessen Zweck die Abwälzung der von demKhediven Jsmael Pascha kontrahierten ungeheuren Staatsschuldenund der Finanzkontrolle der kapitalistischen Großmächte war. Ed. B.)die sogenannte Nationalpartei zu sehr in Schutz nehmen. BonArabien wissen wir nicht viel, aber es ist 10 zu 1 zu Ivetten,daß er ein ordinärer Pascha ist, der den Finanziers die Steuer-«innahmen nicht gönnt, weil er sie selbst auf gut orientalisch in denSack stecken will. ES ist wieder die ewige Geschichte der Bauern«länder. Von Irland bis Rußland, von Kleinasien bis Aegypten istder � Bauer eines Bauernlands dazu da, exploitiert zu werden. Sowar eS seit dem assyrischen und persischen Reich. Der Satrap aliasPascha ist die orientalische Hauptform des Ausbeuters, der Kaufmannund Jurist die moderne westliche. Repudiation der Khediveschulden istschon ganz gut, aber die Frage ist: was dann? Und wir West-europäischen Socialisten sollten uns da nicht so einfach fangen lassen,wie die ägyptischen Fellahs und wie— alle Romanen. Sonderbar.Alle romanischen Revolutionäre jammern darüber, daß sie stetsRevolution zum Besten andrer Leute gemacht— sehr einfach, tveilsie stets auf die Phrase„Revolution" hereingefallen sind. Und dochkann kaum irgendwo ein Krawall losgehen, so schwärmt das ganzerevolutionäre Romanentum dafür— ohne alle Kritik. MeinerAnsicht nach können wir sehr gut für die unterdrückten Fellahsaustreten, ohne deren momentane Illusionen(denn ein Bauernvolkmuß Jahrhunderte geprellt werden, ehe es durch Erfahrung klugwird) zu teilen, und gegen die Brutalitäten der Engländer, ohnegerade deshalb für deren momentane militärische Gegner solidarischeinzutreten. In allen Fragen internationaler Politik sind die gefühls-politischen stanzösischen und italienischen Partciblätter mit höchstemMißtrauen zu gebrauchen, wir Deutschen aber sind verpflichtet, dietheoretische Ueberlegenheit, die wir einmal haben, auch auf diesemGebiete durch Kritik zu bewähren." F r. Engels.IV.London. 22. September 1887.. Mit den Franzosen ist Ihre Klage die ewige eines jeden.Der Augenblick beherrscht sie, und die Person... Uebrigens istdie ganze„Arbeiterpartei" beider/Fraktionen zusammen nur ein ver-schwindend kleiner Teil der Pgriser Arbeitermassen, diese folgenimmer noch Leuten, wie Clemenceau, gegen den 1 seine Polemikauch viel zu persönlich und auch sonst garnicht in der richtigenWeise geführt hat. El. ist dabei sehr- entwicklungsfähigund kann unter Umständen noch viel weiter geh» alsjetzt, besonders wenn er einmal einsieht, daß es sich umeinen Klassenkampf handelt; da? wird er freilich erst ein«welche die aus der Kirche ausgeschiedenen Richtchristen sich beistüheren Volkszählungen beilegten, wie Dissident, Cogitant u. a. m.waren für unsre Statistiker nicht deutlich genug, so daß diese„Un-gläubigen" mit den Methodisten, Baptisten und„andren Christen"zusammengeworfen wurden. Deshalb empfiehlt es sich der Einheit-lichkeit wegen, und um jenen„Mißverständnissen" vor-zubengcn, daß alle aus den Glanbensgemeinschaften Aus-geschiedenen sich bei der am 1. Dezember stattfindendenVolkszählung auf der Zählkarte konfessionslos nennen; solchePersonen, die sich dann noch der freireligiösen Gemeinde oder einerverwandten freidenkenden Gemeinschaft angeschlossen haben, wollensich als konfessionslos(freireligiös) bezeichnen. Nurauf diese Weise können annähernd richtige statistische Angaben erzieltwerden; nur durch ehrliches Bekennen zur eignen Ueberzeugnngkönnen auch die„Ungläubigen" sich den gebührenden Einfluß aufdie öffentlichen Angelegenheiten erringe».So dürlen wir wohl erfolgreich an unsre Leser und Leserinnenden Appell richten, mit voller Aufmerksamkeit dazu beizutragen, daßdie Zählung gut ausfalle, daß sie ein genauer Spiegel derThatsachen werde. Indem die Volkszählung sicher wie keinandres Mittel die Erkenntnis der Zustände fördert, liefert sie wesent-liche Waffen auch für den Befreiungskampf, den wir führen!Bevlmer Partei-Nngclege«heitett.Die KreiSkonfcrcnz des ReichStagS-�ahlkreiseS Teltow-Veeskow-Storkoiv-Charlotten bnrg findet am Sountag,den 9. Dezember, nackmiittags 1 Uhr, im Gewerkichaftshausc(Saal 5),Engel-Ufer lö, mit folgender Tagesardmmg statt: 1. Die Centra-lisation der Wabl- und Bildungsvereine des Kreises. 2. Statuten-beratung und Wahl des provisorischen Vorstands. 3. Bericht undAbrechnung des Kreisvertrauensinanns. 4. Bericht der Preß-,Agitations- und Lokalkommissionen. 5. Kreisangelegeuheitcn.Gleichzeitig mache ich auf Z 3 des Organisationsstatuts desKreises aufmerksam: Jeder Ort kann bis 3 Delegierte zur Kreis-konfcrenz entsenden; die Wahl findet in öffentlichen Parteiversamm-langen statt, jedoch müssen die Delegierten politisch organisiert sein.—Anträge, welche auf der Kreiskonferenz ihre Erledigung finden sollen,müssen bis spätestens 5. Dezember in Händen des Unterzeichnetensein. Die Kreiskonferenz wird pünktlich eröffnet. Der Kreisvertrauens-mann: Wilhelm Eber Hardt, Charlottenburg, WilmerSdozfer-straße 38a.Ripdorf. Die Parteigenossinnen und Genossen werden daraufaufnicrliam gemacht, daß heute, Donnerstagabend 8'/« Uhr, im Lokaldes Herrn Gröpler, Bergstraße 147, eine öffentliche Partei-Versammlung stattfindet. Nach dem Referat des Genossen FritzZubeil:„Aus dem Reiche des Ministers v. Thielen" wird die Wahlvon drei Delegierten zu der am 9. Dezember stattfindenden Kreis-konfcrenz vorgenommen werden. In Anbetracht der wichtigen Ver-sammlung iverden die Genossinnen und Genossen ersucht, zahlreichzu erscheinen. Der Vertrauensmann.Britz. Freitag Versammlung des Volks- Bildungsvercins.Tagesordnung: Vortrag über„Erwcrbsmäßige Kinderarbeit und dieSchule". Da noch andre wichtige Angelegenheiten betreffs desKreises zu erledigen sind, so wird das Erscheinen aller erwartet.Der Vorstand.Zur Lokalliste. Das Lokal„Rheinschloß" in Frieden auist von der Arbeiterschaft zu meiden, da der Wirt durch Maß-regeln von oben dahin gebracht ist, uns seine Räumlichkeiten zuverweigern. Man wolle diese Mitteilung streng beachten.Die Lokalkommissiön von Steglitz-Friedenau.Uokales.Ein befremdlicher Vorfall hat unter den städtischenKanalisations-Arbeitern lebhafte Aufregung hervorgerufen.Nach langem Zögern hatte die in Betracht kommende Deputationdem Verfangen der Arbeiter auf Wahl von Ausschüssen am19. Mai d. I. soweit Rechnung getragen, als sie folgende Verfügungerließ:sehen, wenn er mutz. T hat sich nun mal in den Kopfgesetzt, daß la rSpubligus athenienne Gambettas den Socialistenweit weniger gefährlich sei, als!a republique spartiate Clomenceaus,und will diese daher verhindern, als ob wir oder irgend eine Parteider Welt verhindern könnten, daß ein Land seine historisch not-wendigen EntivicklungSstufen durchmacht, und ohne zu bedenken, daßivir schwerlich in Frankreich von der Republik k la Gambetta zumSocialismus kommen, ohne durch eine Republik a la Clemenceaudurchzupassieren. Ohne eine solche Einsicht in den notwendigenhistorischen Zusammenhang und damit in den wahrscheinlichen Ent-wicklungsgang der Dinge ist aber keine Parteipolitik mit Erfolg zubetreiben. JndeS, ich habe eS aufgegeben und laß die Leute treiben,was sie wollen. Die Belgier mit ihren Ermahnungen werden auchnichts ausrichten." Fr. Engels.V.London, den 29. Oktober 1882.„1. St. E t i e n n e.—„Trotz der wohlmeinenden Ratschläge derBelgier ist dos Unvermeidliche geschehen, die unverträglichen Elementehaben sich getrennt. Und das ist gut....„Es scheint, jede Arbeiterpartei eines großen Lands kann sichnur im inner» Kampf entwickeln, wie das in dialektischen Ent«wicklnngsgesetzen überhaupt begründet ist. Die deutsche Parteiwurde, was sie ist. im Kampf der Eisenachcr und Lassalleaner, woja die Keilerei selbst eine Hauptrolle spielte. Einigung wurde erstmöglich, als die A. B und Co. sich abgearbeitet hatten. In Frank-reich müssen die C. D und Co. sich auch erst abarbeiten, ehe wiederEinigung möglich. Unter solchen Umständen Einigung predigenwollen, wäre eine Thorheit. Mit Moralpredigten richtet man nichtsaus gegen Kinderkrankheiten, die unter heutigen Umständen nun ein-mal durchgemacht werden müssen.Uebrigens haben auch die Roaner sehr nötig, daß man fort-während scharfe Kritik gegen sie übt. Die revolutionäre Phrase undder ohnmächtige Theaterdrang gehen oft genug mit ihnen durch."Fr. Engels.VI.2.-3. November 1882.„... Für Ihre wiederholte Versicherung von dem MißkreditdeS„Marxismus" in Frankreich haben Sie doch auch keine andreQuelle als XX zweiter Hand. Nun ist der sog.„Marxismus" inFrankreich allerdings ein ganz eignes Produkt, so zwar, daß Marxden XXX sagte:„Ce qu'il y a de certain c'est que moi, je nesuis pas marxiste." Wenn aber der.Citoyen" vorigen Sommer25 000 Exemplare absetzte und eine solche Stellung erhielt, daß A.seine Reputation in die Schanze schlug, um ihn zu erobern"), soscheint das dem beliebten Mißkredit doch einigermaßen zu wider-•) E. spielt hier auf ein ziemlich unanständiges Manöver au.vermöge dessen ein bekannter französischer Socialrevolutionär sich inden Besitz des bis dahin von den französischen Marxisten redigierten„Citoyen" brachte. Ed. B.Es soll den Arbeitern überlassen werden, ihre Anträge. Wünscheund etlvaige Beschwerden, die allgemeiner Natur sein müssen undnicht lediglich die Angelegenheit einzelner betreffen, durch eine vonArbeitern zu wählende Vcrtraucnsperson, die für jedes Radialsystembesonders abzuordnen ist, zur Kenntnis der Verwaltung, in ersterInstanz des in Frage kommenden BetriebSinspcktors, zu bringen.Dieser Verfügung gemäß wählten die Arbeiter des Radial-systcms I den Arbeiter SchidlowSki zu ihrer Vcrtranensperson.Nicht gering war das Erstaunen des Gewählten über das Verhaltendes Betriebsinspektors Pflaster gegen ihn. Als der Vertrauens-mann nämlich vor einigen Tagen sich durch seinen Vorgesetzten, denMaschinenmeister, bei Herrn Pflaster anmelden ließ, um zum ersten-mal im Auftrage der in Betracht kommenden Arbeiter dem Vorgesetzteneinige Beschwerden und Wünsche vorgetragen, gab Herr Pflasterdie Erklärung ab, daß er mit dem Arbeiter Schidiowski nichts zut h u n haben wolle; wenn die Arbeiter wünschten, daß er Beschwerdenanhöre, möchten sie ihren Kollegen T. zu ihm schicken, dessen Wahlsei ihm genehm.Selbstverständlich erhoben die Arbeiter über das Verhalten desBetriebsinspcktors Beschwerde, schon um zu erfahren, ob die Vor-stellnngen der Behörde über das freie Wahlrecht sich mit denen deSBetriebsinspektors decken.Aufsehenerregende„Enthüllungen" zum Prozeß Stern-bcrg bringt die„Staatsbürger Zeitung". Es iverden schwere Be-schuldigungen gegen das Reichsgericht, den OberstaatsanwaltI s e n b i e l und einen der Verteidiger des Angeklagten Sternberg,Rechtsanwalt Dr. Werthauer, vorgebracht. Ein Fräulein P.,das schon seit Jahren in freundschaftlichen Beziehung,!»zur Familie Sternberg stand, soll, so meldet das Anti-scniitenblatt, im Juni dieses Jahrs mit einem Herrn inVerbindung getreten sein, der angeblich durch seine vorziig-liche» Beziehungen zu hohen Kreisen in der Lage gewesen wäre,e'ne Begnadigung Sternbergs zu erwirken, der bekanntlich hnersten Verfahren z» zwei Jahren Gefängnis verurteilt worden Ivar.Das Fräulein soll dabei haben durchblicken lassen, daß Sternberggern bereit sei, für wohlthätige Zwecke 600 000 Mark zu spenden.Der Herr habe sich zur Vermittelung bereit erklärt, wenn der Tenordes Urteils Zweifel an der Schuld Sternbergs lasse, so daß ein„Gnadenakt" am Platz sei. Er ist dann angeblich zum Rechts-anlvalt Dr. Werthaner gegangen und hat ihm die Geschichtevorgetragen. Bei diesem Gespräch soll der Verteidiger sich folgender-maßen geäußert haben:„Sie glauben, die Begnadigung für Stern-berg erzielen zu können; diese hat aber für uns einstlveilen keinenZweck, uns kommt es doch zunächst darauf an, die Revisiondurchzusetzen. Mit der Begnadigung haben wir immer nochZeit. Wenn Sie aber so gute Beziehungen in hohenKreisen haben, so können sie doch vielleicht bei den OberstaatS-anlvälten W a ch I e r oder I s e n b i e I etwas machen, damit dieRevision Erfolg hat, und damit vor allen Dingen StaatsanwaltR o m e n versetzt werde." Der mysteriöse Herr soll sichdarauf nicht eingelassen, aber für einen G n a d e n a k t seineDienste angeboten haben. Der Artikel läßt dann durch-blicken, daß obiges Fräulein P. mit der Familie des Oberstaats-anwalts Jscnbiel auf Umwegen sich in Verbindung gesetzt habe, unddaß der schließliche Erfolg aller dieser Bemühungen die Auf-Hebung des ersten Urteils und die Versetzung des Staats-anwalts R um e n gewesen sei. Wunderlich ist, ivie die Staats-anwallschaft Einfluß darauf haben soll, daß das Reichsgericht eineSache zur Revision zurückveriueist. Rechtsanwalt Dr. Werthauerhat, wie berichtet wird, sofort gegen die„Staatsbürger-Zeitung"Strafantrag gestellt, ebenso soll bereits die Staatsanwalt-s ch a f t einleitende Schritte gethan haben.Bedenkliche Vorwürfe werden gegen den RechtsanwaltMendel in der„Berliner Morgcnpost" erhoben, Iveil er in dervorgestrigen Verhandlung des Sternberg-Prozesses im Gegensatz zumStaatsanwalt auch für' die Presse die Oeffeutlichkeit ausgeschlossenhaben wollte. Es heißt in dem Blatt:„Nachiveisbar ist von Stern-bergscher Seite mehrfach das Wohlwollen der Zeitungen für den An-geklagten zu erwecken versucht worden. Auch Herr Rechtsanwaltsprechen.... Wenn die Thatsachen so laut sprechen, wird XX. seinen„Mißkredit" wohl für sich behalten müssen....„Die eigentliche Schwäche des zweiten Artikels...(es handeltsich um einen deutschen Aufsatz. E. B.) ist die kindliche Vorstellungvon der nächsten Revolution, die damit anfangen soll, daß„hieWelf, hie Waibling" die ganze Welt sich in zwei Heere spaltet:Wir hier, die ganze„einzige reaktionäre Masse" dort; das heißtdie Revolution soll mit dem fünften Akt anfangen, nicht mitdem ersten, in dem die Masse aller Oppositionspartei entgegen dieRegierung und deren Böcke zusammensteht und so siegt. Ivorauf danndie einzelnen Parteien unter den Siegern sich eine nach der andern ab-arbeiten, unmöglich machen, bis endlich dadurch die Masse des Volks ganzauf unsre Seite gedrängt(wird), und"dann die vielbcrühmte R.scheEntscheidungsschlacht vor sich gehen kann..." Fr. E.VII.31. August 1883..... Bei der Behandlung der„Republik" besonders in Frank-reich scheint mir der Hauptgesichtspunkt im„Socialdcmokrat" nichtklar genug hervorzutreten; nämlich dieser:„Im Klassenkampf zwischen Proletariat und Bourgeoisie nimmtdie bonapartistische Monarchie(deren Charakteristik von Marx im18. Brumaire und von mir in der„Wohnungsfrage" II und anderswoentwickelt sind), eine ähnliche Rolle ein, wie im Kampf zwischenFeudalismus und Bourgeoisie die alte absolute Monarchie. Aberwie dieser Kampf nicht unter der alten absoluten Monarchie aus-gefochten werden konnte, sondern nur in der konstitutionellen(England,Frankreich 1789—92 und 1816—1830), so der zwischen Bourgeoisieund Proletariat nur in der Republik. Wenn also günstige Be-dingungen und revolutionäre Vorgeschichte den Franzosen zumSturz des> BonapartiSmus und zur bürgerlichen Republik ver-halfen haben, so haben die Franzosen vor uns, die wirin einem Mischmasch von Halbfeudalismus und vonapartis-mus stecken, den Vorteil, die Form bereits zu besitzen,in der der Kampf ausgekämpft werden muß. und diewir unS erst erobern müssen. Sie sind uns um eine ganzeEpoche politisch voraus. Eine monarchische Restauration in Frank-reich müßte also zur Folge haben, daß der Kampf um die Wider-Herstellung der bürgerlichen Republik wieder auf die Tages-ordnung käme; Fortdauer der Republik bedeutet dagegen steigendeVerschärfung des direkten unverhüllten Klassenkanipfs von Prole-tariat und Bourgeoisie bis zur Krisis." Fr. Engels.»«»Soweit die Briefausziige, wie in der französichen Ausgabe, sosehe auch hier von jedem weiteren Kommentar zu ihnen ab. Daßich nicht alle Folgerungen unterschreibe, die Engels aus den Grund-anschauungen zog. auf denen die obigen Entwickelungen beruhen, istbekannt. Es erscheint mir daher ebenso wenig nötig wie passend, dieshier noch im einzelnen festzustellen. Die Grundanschanungen selbstaber bedürfen keiner Erläuterung. So bleibe eS den Lesern über-laffen, daS bleibend Wertvolle dieser Briefe aus ihnen selbst zuwürdigen. Cd. Bernstein.