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lanb verbundenen Gemeinwesens zu begrüßen. Ich habe an dem Aufblühen und Gedeihen Ihres Staates von jeher lebhaften Anteil genominen und freue mich um so mehr, daß die freundschaftlichen Beziehungen Deutschlands   zur Transvaal  -Nepublik nunmehr auch einen v e r trags müßige ii Ausdruck finden sollen. Ich bin Über zeugt.daß der wachsende Verkehr zwischen Deutschland   und JhremLande dazu beitragen wird, die Gefühle der Freundschaft und Sympathie, welche zwischen beiden bluts- verwandten Bevölkerungen bestehen, zu steigern, mnd werde meinerseits dieses Ziel nur fördern Helsen.-_ Abg. Frhr. d. Hehl zu Herrnsheim   ist aus d e nationalliberalen Fraktion ausgeschieden, und zwar, wie man sagt, ans verletzter Eitelkeit, weil die Fraktion vor ihm den Abg. Hilbck in der Kohlenfrage zu Worte gelassen hatte. Krüger in Köln  . Man schreibt uns aus Köln  : Präsident Krüger kam am Sonnabend, kurz vor Mitter »acht, mit dem Nord-Expreßzug von Paris   an. Wie sehr die ver- gewaltigten Boeren die Sympathie des Volks genießen, beweist wieder der Empfang, den die Kölner   Einwohnerschaft dem Präsi- deuten Krüger in der Nacht zum Sonntag bereitet hat. Eine solche be- geisterte und unübersehbare Masse hat Köln   noch nie gesehen, wie sie den zwischen dem Bahnhof und dem Hotel liegenden Raum füllte, So hat die rheinische Hauptstadt noch keinen Kaiser begrü ß t, Ein Empfang durch die Behörden hat nicht stattgefunden, und auch die Kreise, ans die sich dieKölnische Zeitung  - stützt, haben Herrn Krüger unbeachtet gelassen, die nämlichen Kreise, die vor mehreren Jahren den chinesischen Bicekönig L i- H u n g-T s ch a n g bei seinem Kölner   Besuch fast in den Himmel hoben und ihn als denBismarck des Ostens" feierten, was bei diesen Leuten etwas heißen will. Der schlitzäugige Li hatte allerdings reiche Bestellungen zu vergeben, Ohm Paul aber kommt wie ein Flüchtling, der keinen Gewinn in Aussicht zu stellen vermag. Wie gesagt, die Be- geistenmg, die sich in Köln   für das Boerenvolk und semen Präsi  - deuten in Kundgebungen äußerte, war unbeschreiblich, und erst nach 2 Uhr nachts zog die Masse zum Teil in geschlossenem Zuge ab, ein improvisiertes Lied auf die�Boeren singend, um bald nachher durch die Polizei auseinandergetrieben zu werden. Auch am Sonntag war das Hotel bis in die Nacht von einer tausendköpfigen Menschenmenge umlagert, die immer wieder in Hochrufe ausbrach undpatriotische" Gesänge anstimmte. Von einer Niederlage deS Dorlschen Corps liefen in der englischen Presse bekanntlich allerlei Gerüchte um. In einer uns zugegangenen Mitteilung wird nun behauptet, daß diese Gerüchte eines thatsächlichen Kerns nicht entbehrten, daß die Expedition that- fächlich gescheitert sei nud daß der Tod ihres Führers mit dem Miß- liugen seiner Aufgabe in ursächlichem Zusammenhang stehe. Wir geben dieser Mitteilung, die wir als unkontrollierbar mit allem Vor- behalt wiedergeben, deshalb Raum, um eine offizielle Erklärung zu veranlassen. Nene Mansernng. München  , den 28. November. sEig. 53er., Trotz der erst vor kurzem erfolgten Erklärung des katholischen Arbeiterführers und Landtags- Abgeordneten Schirm er, die 12<X>0 Mark-Affaire bedeute auch nach Ansicht der An- gehörigen der christlichen Organisationen eine flagrante Verletzung des Gerechtigkeitsgefühls der Arbeiter- und sei nur geeignet, die letzteren der Socialdemokratie zuzuführen(stehe Nr. 263 des Vorwärts"), nimmt die«Neue Bahr. Ztg." eine höchst bezeichnende Stellung zu der ReichstagS-Debatte über die Trinkgeldgeschichte ein. Sie begrüßt es freudig. daß eS nicht gelungen sei.den Grafen Posadowsky, den warmen Freund der Landwirtschaft. der die Vorbereitung der Handelsverträge in der Hand hat und dabei die Bedürfnisse d'er Landwirtschaft berücksichtigen will", zu stürzen. Der Buccksche Brief habe keine politische Be- dcutuug. Am Schlüsse eines dreispaltigen Artikels wird dann noch dem Grasen Bülow das fadenscheinige Kompliment gemacht, er habe sichwieder aus der vollen Höhe der Situation gezeigt". Wenn sich das führende bayrische Centrumsorgan in solcher Art in einem so auffälligen Widerspruch zu der Meinung der katholischen Arbeiterschaft setzt, so hat das seinen triftigen Grund. Ge- wisse Leute im Centrum trauen der Zuverlässigkeit der christlichen Arbeiterorganisationen nicht mehr über den Weg.' Ganz abgesehen von den wirtschaftlichen Forderungen, die sie erheben, verlangen die Arbeiter in politischen Dingen einen Einfluß, der den Unternehmern in der Partei, die ebenso wie die LiberalenHerr im Hause" sein wollen, nicht in den Kram paßt. Dazu kommt noch, daß die christlichen Gewerkschaften ein Fachblatt nach dem andren gründen und dabei daS am schmerz­lichsten Abonnentenmangel kränkelnde Parteiorgan links liegen lassen. Wenn gewisse ultramontaue Häuptlinge des Abends in ihrem ge wohnten Bräuhaus sich das nötige Quantum Flüssigkeit zw geführt haben, versteigen sie sich sogar zu der kühnen Behauptung. die katholischen Arbeiter seien heimliche Abonnenten der socialdemo- Erotischen jjresse. Diese Bierbankpolitiker sind nun nach zuver- lässigen Mitteilungen ernstlich am Werke, den Einfluß der Arbeiterorganisationen in der Partei gänzlich zu untergraben. üiid zu diesem Zweck betreibt man gegenwärtig die Gründung eines b a y ri f ch- ch ristli ch e n BürgerbundS, der in Gemeinschaft mit dem christlichen Bnuerubunde die Forderungen der christlichen Arbeiterschaft energisch bekämpfen soll. DieNeue Bayrische" wittert in dieser neuen Gründung die so sehr ersehnten Lbonnenten und Jnseratenaufträge und mausert sich eben ein wenig nach rechts. Und das wird ihr erleichtert durch den famosen Eier tanz Liebers im Reichstage. Aber noch ein andrer Wolf hat sich in den Schafstall der katholischenGroschen"-mandl-Vereine eingeschlichen: Der Antisemit Weng. Sein Einfluß auf die biederen Bierphilister muß schon ein ganz beängstigender geworden sein, derart beängstigend, daß man sich zu einer energischen That gegen ihn aufraffen will. Nur weiß man noch nicht recht, worin dieseThat" bestehen soll. Der Vorschlag eines durch feineprächtige Bürgergestalt" und seine Anlage für unfrei- willige Komik bekannten Landtags-Abgeordneten, man solle in allen katholischen Vereinen eine Warnungstafel gegen Weng auf- hängen, wurde dieser Tage in einer Ausschußsitzung des Wahl- Vereins der Centrumspartei nach eingehender Beratung als un- durchführbar abgelehnt. Auch der Versuch, den Herrn aus den fünf katholischen Männcrvereinen und Kasinos, denen er als Mitglied an- gehört, auszuschließen, war erfolglos und lustig treibt er seine Agitation weiter. Jetzt denkt man, wie gesagt, über eine neue That nach und jammert über die schweren Zeiten, so den bayrischen Patrioten beschert wurden. Denkschriften-WeiSheit. Aus Straßburg   i. E. wird uns geschrieben: Neuerdings hat man im Reichsamt des Innern wieder einmal das Bedürfnis gefühlt, eine schwächlich begründete Vorlage auf dem schwierigen Wege durch das Reichsparlament mit dem Rüstzeug einer jener famosenDenkschriften" auszustatten. An Stelle der amtlichen Socialpolitiker sind dabei zur Abwechslung einmal die offiziellen H i st o r i k e r an der Arbeit gewesen, um der leider gar so nüchtern denkenden Volksvertretung den Millionenaufwaud für des Kaisers neue Besitzung im Elsaß  , die Ruine H ohkönigsburg etwas handgerechter zu macheu. Man appellierte dabei an das national- historische Empfinden der deutscheu Steuerzahler, indem man auf dievielfachen Erinnerungen an die deutsche Kaiserzeit  " hinweist, die sich in der Geschichte des deutschen Volks angeblich an jene Burg knüpfen, und verstieg sich bis zu der kühnen Behauptung, die Hohenstaufen leiteten ihren Namen von dem Besitze der Höh- kouigsburg ab. die damals Estuph in. Stuphingin geheißen habe. Diesem etwas allzu dienstfertigen Versuche der höfischen Ge- schichtsklitterer sind einige in etwas freierer Luft atmende GeschichtS  - forscher entgegengetreten. Sie wiesen nach, daß die behauptete Herkunft der Hohenstaufen von der nunmehr kaiserlichen Hohkönigs- bürg ins Reich der historischen Fabeln gehöre und der Arbeit eines Dilettanten entnommen sei, der vor etwa zehn Jabren erschienenen! Broschüre»Do Cbateau de Hohkönigsburg" von Georg Erb, die1 wegen ihrer totalen Wertlosigkeit in den Kreisen der Historiker völlig unbeachtet geblieben ist. Der NameSwphingin habe sich überhaupt niemals auf die Hohkönigsburg bezogen, und die BezeichnungEstuphia" komme für die Gegend der Burg erst um das Jahr 1150 urkundlich vor, also zu einer Zeit, nach- dem die Hohenstaufen bereits seit 10 Jahren den deuffchen Kaiserthron bestiegen hatten. Zudem beziehe sich auch dieser sName nicht auf die Burg  'selbst, sondern auf den Berg, der von jener gekrönt ist, erhöbe seinen Ursprung im romanischen Patois und heiße zu deutsch  Stephansberg.' Ein Blick ins Konversationslexikon zeige, daß die Herkunft der Hohenstaufen aus Schwaben längst urkundlich nach gewiesen ist. Der Reinfall unsrer reichsamtlichen Denkschriftgelehrten ist, wie man steht, in diesem Fall, ein gründlicher.-- Koloniales. Die Angelegenheit des Hauptmann? von Besser, gegen den wegen Ausschreitungen seiner Expedition in Nordwest'-Kamerun Anklagen mehrererOffiziere der Schutztruppe beim Gouvernement eingegangen waren, hat, wie verschiedenen Blättern ge- 'schrieben wird, einen ganz andren Verlauf genommen, als man ursprünglich annahm. Der Hauptmann hat' den Befehl erhalten, zurückzukehren, und die ganze Sache ist dem Militärgericht übergeben worden. Das Material ist daher der Kölonialabteilung entzogen; zunächst soll aber nichts über die Vorgänge bekannt ge- geben werden. «» * Zum Gouverneur von Deutsch  -Slldwestafrika soll derDeutschen Zeitung" zufolge Hauptmann Graf Götzen anserschen sein. Graf Götzen hat sich durch eine Durchquerung Afrikas   und die Entdeckung des Kivusees bekannt gemacht. Ausland. England. London  , 3. Dezember. Das Parlament trat heute zu- s a m m e u. Nach den üblichen Ceremouien wurde Gully   zum Sprecher wiedergewählt. Morgen werden die Mitglieder den Eid leisten, und am Donnerstag wird die Thronrede verlesen werden. Afrika  . Der Krieg. London  , 3. Dezember. Nach einem Telegramm de§ Generals Lord Kitchener   aus Bloemfontein   vom 1. Dezember meldet ein weiterer Bericht des Generals Paget über das Gefecht nordöstlich von Bronkhorstspruit am 23. November: Die Truppen rückten gegen Abend näher an die feindliche Stellung heran. Die Boeren er- hielten gegen 6>/s nachmittags Verstärkungen, brachten drei neue Geschütze in Stellung und machten darauf einen kräftigen Angriff auf die englische Schlachtlinie, wurden jedoch nach enistem Kamps mit schweren Verlusten zurückgeworfen. Der Feind tvartete den für Tagesanbruch geplanten Angriff der Engländer nicht ab. sondern zog sich während der Nacht zurück. Oberstlieutenant Lloyd ist ge- fallen. 10 Offiziere sind verwundet, von den Mannschaften sind 13 tot, und 59 verwundet. Paget rückte gestem morgen in die feindliche Stellung ein, die Reiterei verfolgt die nach Nordosten zurückweichenden Boeren. Kapstadt  , 2. Dezember. In halbamtlichen Kreisen verlautet, in kurzem werde das Kriegsrecht proklamiert werden. Die Regierung lehnt jede Mitteilung über diesen Gegenstand ab. ParkVi-HlAchvichten« Gemeiudewahlen. In Reichen Hain(Königreich Sachsen) wurde» die socialdemokratischen Kandidaten bei den Ansässigen und bei den Unansässigen gewählt. Ferner wurden socialdemokratische Kandidaten gewählt in den sächsischen Gemeinden Marienthal, Altenhain  , Hohenkirchen, Schedewitz, Rotschau und L e i s n i g. Aus Anhalt kommt die Meldung von einem Siege in der Gemeinde I o n i tz. Totenliste der Partei. In Görlitz   starb vor wenigen Tagen ein alter Parteigenosse, der Schneider Wilhelm Schmidt. Der Verstorbeue gehörte bereits dem Allgemeinen deutschen   Arbeiter- verein an und hat seit dieser Zeit rechtschaffen für die Partei gewirkt. bis ihn vor einigen Jahren Krankheit zwang, sich von öffentlichen Angelegenheiten fernzuhalten. DerRobotnik"(Arbeiter), daS in der Warschauer   Geheim­druckerei herausgegebene Organ derSocialistischen Partei Polens  ". ist wieder erschienen. Es ist die dritte Nummer, seitdem die Gendannen die frühere Druckerei des Blatts, die sich in Lodz   be- fand,ausgeholt" haben. Das uns vorliegende 12 fettige Blatt ist inhaltlich und technisch recht gut ausgestattet. Der Leitartikel der Nummer befaßt sich mit den bekannten sieben Todesurteilen, von denen seiner Zeit derVorwärts" berichtet hat. Dem Leitartikel folgt der Bericht vom V. Kongreß derS. P. P.", dessen Beschlüsse erläutert worden.sind. Dann folgt ein Nachruf für Wilhelm Liebknecht  . Den Schluß der Nummer bilden die zahl- reichen Korrespondenzen aus dem ganzen Lande und die üblichen Warnungen vor Spitzeln. AuS der L o d z e r Kor­respondenz ersehen wir, daß in der polnischen Textilcentrale die Arbeiter sibwer unter der in der Textilindustrie herrschenden Krisis leiden. In Widzew einer Vorstadt von Lodz   hat man bereits 1600 Arbeiter entlassen. Durch Abzüge und Feierschichten erhalten die andren wahre H u n g e r l ö h n e. In der Fabrik von Poznanski wollje mau die Arbeitszeit um 3>/s Stunden und den Lohn um 23 Proz. verkürzen. Sofort brach ein großer Streik aus. Die unausbleiblichen Gendarmen und Kosaken griffen unverzüglich ein, das Volk mit der Knute auseinanderzu- treiben. Es kam zu einer förmlichen Schlacht zwischen den Arbeitern und den Kosaken. Wieder wurden etliche Arbeiier verhaftet, man ließ sie aber bald wieder heraus. Die Arbeitcnmicn haben am Streik tapfer teilgenommen. Das Ergebnis des Streiks war, daß etzt an fünf Tagen zu lltts Stunden gearbeitet wird. In einer andren Fabrik waren auch Lohnreduktionen beabsichtigt, unter dem Eindruck des Streiks aber ließ man alles beim alten. GenDevkf-ltzttfkli�vs. Berlin   und Umgegend. Spandan. Die Firma Franc Söhne(nicht wie wir irrtümlich berichteten Meyer Söhne) hat es vernünftigerweise vorgezogen, die von ihr vorgenommene Kürzung der Löhne ihrer Arbeiter wieder zurückzunehmen, nachdem zwischen ihr und den Bevoll- mächttgten des Fabrikarbeiter-Verbands Verhandlungen stattgefunden hatten. Dadurch sind die drohenden Differenzen durch die Geschlossen- heit der von der Firma beschäftigten Arbeiter noch rechtzeitig ver- hütet worden. Deutsches Reich  . Banherren-Protzentnm. Der Bauarbeitgeberbund von Halle hat es abgelehnt, mit den streikenden Maurern in Unterhand- lungen wegen Wiederaufnahme der Arbeit einzutreten.Bevor nicht die Ausständigen von selbst und zwar bedingungslos zu einem .''Mohn von 45 Pf. pro Stunde die Arbeit wieder aufnehmen, öll das Weitere in Ruhe abgewartet werden." Diese Antwort ist ür die Streikenden ein Schlag ins Gesicht. Sie werden es jeden- älls an der entsprechenden Antwort nicht fehlen lassen. Ein Streiksiinder. Der Maurer Z u m p e wurde am Sonn- abend vor dem Dresdner   Schöffengericht zu drei Wochen Ge- s ä n g n i s verurteilt, weil er einen Arbeitswilligen, der eben feine Tbät'igkeit auf einem gesperrten Bau beginnen wollte, in den Nacken gefaßt und so geschüttelt haben soll, daß der Arbeitswillige feinen Werkzeugkasten verlor. Christliche Kampfesweise. Vor einiger Zeit stand in einer Versammlung derZahlstelleEffen deS Deutschen   Holzarbeiter- Verbands die Frage der Neutralität der Gewerk- sch ästen zur Tagesordnung. Die Versammlung sprach sich dahin aus. daß zu einer erfolgreichen Führung wirtschaftlicher Kämpfe der Zusammenschluß aller Arbeiter notwendig sei; unbedingt müßten aber die verschiedenen gewerkschaftlichen Organisationen zusammen-> stehen. Wohl unter dem Einfluß der sachlichen Verhandlungen' regte ein anwesendes Mitglied des Christlichen   ArbeiterverbandS die Ein- setzung einer aus Mitgliedern beider Verbände bestehenden Kommission an. welche über gemeinsame wirtschaftliche Aktionen beraten sollte. Dieser Anregung stimmte die Versanunlung rückhaltlos ohne Ausnahme zu. Dieser Vorfall, der die Wünsche der Arbeiter, die zwischen ihnen künstlich geschobene Schranke der Sonderorganisation zu durchbrechen, recht eklatant zu Tage treten ließ, muß den christlichen Führern aber wohl sehr wider den Strich gegangen sein. Es war gerade zu der Zeit, als die bekannten Hirtenschreiben die Runde durch die Presse machten. Man suchte nach einer Gelegenheit, um schleunigst einen Keil in die in Anregung gebrachte Einigung zu treiben. Und die Gelegenheit fand sich bald. In einer' späteren Versammlung der Zahlstelle des Verbands beschäftigte man sich niit der Kandidaten- frage zur Gewerbegerichtswahl. Sämtliche Berufe, mit Ausnahme der Holzarbeiter, halten bereits in einer öffentlichen Versammlung die Kandidatin nominiert. Wegen ungenügenden Besuchs der öffent- lichen Holzarbeiter-Verfammlung hatte man hier von der Aufstellung eines Kandidaten Abstand genommen. Der Einberusung einer weiteren Versammlung standen Schwierigkeiten entgegen, weshalb beantragt war, die Nomierung deS Kandidaten in der Mitgliederver- sammluug vorzunehmen. Es' wurde nun die Frage aufgeworfen, ob es nicht angebracht sei, behufs Ausstellung des Kandidaten mit der christlichen Organffation in Verbindung zu treten. Der anwesende Vorsitzende des Gewerkschaftskartells Gen. Düwell bemerkte zu dieser Angelegenheit: Die Einberufung einer zweiten öffentlichen Versammlung habe keinen Zweck, die Erfahrung habe gelehrt, daß zu solchen Versammlungen doch nur organisierte Arbeiter er- scheinen. Im Grunde genommen stände diesen auch die Aufstellung der Kandidaten zu, weshalb man ohne weiteres Bedenken die Nominierung deS Kandidaten der Holzarbeiter in der Mitglieder- Versammlung vornehmen könne. Mit der christlichen Organisation in Verbindung zu treten, sei leider ganz zweckloS; die christ- lichen Organisationen hätten, wie auch in den Vorjahren, bereit S mit den Hirsch-Dunckerfchen Getverkvereinen ein gemeinsames Vorgehen gegen die Kandidaten der freie» Gelverk- schaften beschlossen. AuS diesem Grund bedeute der Versuch, mit der christlichen Organisation betreffs gemeiusamerÄufstellung eines Kandidaten in Verbindung zu treten, im Effcst weiter nichts,- als nutzlose Arbeit und Zeitvergeudung. weshalb inan ruhig davon ab- stehen könne. Was machen nun die christlichen Arbeiterfreunde auS diesen gewiß sachlichen und unanfechtbaren Ausführungen? Inchrist- lichen" Organen, z. B.Holzarbeiter"(Verbandsorgan der christlichen Holzarbeiter),Westdeutsche Arbeiter- Zeitting" iGieSbcrts), wird zum abschreckenden Beispiel für die christlichen Gewerkschaftler mit« geteilt,der Redacteur deS socialdemokratischenWeckruf" hübe den Vorstand des Holzarbeiter-VerbandS ersucht, in keiner Weise mit den christlichen Organisationen in Ver- bindung zutrete n." Während also thatsächlich sehr die christlichen Führer die Mitglieder ihrer Organisationen bei jeder Gelegenheit den freien Verbänden als Gegner gegenüberstellen, wird jenen weisgemacht, diese wollten den gegenseitigen Kampf. sind allcS daS nennt sich christlich. Die Hungerstrafe. In Erlangen   haben die Buchbinder vor einiger Zeit mehrere bescheidene Forderungen durchgesetzt, die die Unternehmer im Hinblick auf die Geschäftslage bewilligen mußten. Die Strafe für dieses verbrecherische Unterfangen schoben sie für später auf. und jetzt, nach dem Eintritt der ruhigen Geschäfts« zeit, halten sie die günstige Gelegenheit für gekommen, um Ver- aeltung zu üben. Den Arbeitern soll die Begehrlichkeit durch den Hunger ausgetrieben werden. Sämtliche Inhaber von Buchbindereien haben sich durch Kontrakte verpflichtet, keinen Arbeiter, der aus einem Betriebe entlassen wurde oder freiwillig ausgetreten ist, vor Ablauf eines halben JahrS in einem andren Betriebe wieder einzustellen. Auf diese Weise will man mißliebige Arbeiter oder solche, die ihre Stellung verändern wollen, mit einer Halbjährigen Hungerkur bestrafen. Ob aber der schöne Zweck erreicht wird, steht noch' in Frage, denn die Arbeiter haben auch eine Organisation, die derartigen Scharfmacherkünsten zu begegnen wissen wird. Ausland. In PariS   streiken etwa 1500 Droschkenkutscher der Großen Pariser Droschken-Gesellschaft. Ihre Forderungen gehen dahin, den hohen Durchschnittssatz von 15 Franks, welchen jeder Droschken- kutscher pro Tag an die Direktton zu zahlen hat, herabzusetzen. Der Streik der Spitzcnwrber in Calais   dauert unverändert fort. Die gutfundierte Organisation zahlt jede Woche etwa 32 000 Franken Streikunterstützung aus. Die Spitzenweber von Nottingham   haben beschlossen, ihren Kollegen von Calais 25 000 Franks vorzuschießen, ferner sie während der Dauer deS Streiks pro Woche mit 1250 Franks zu unterstützen. lieber eine schamlose Provokation organisierter Arbeiter wird demBerliner Börsen-Courier" aus New Kork geschrieben: Es bestehen große Befürchtungen, daß der Fnbriksort MingS Junction bei Stoubenville. Ohio  , bald der Schauplatz von Arbeiter« unruhen sein werde, wie sie vor Jahren in Homestead, Pennsylvania. vorgekommen sind. DerStahl-Tncst", dieNational Steel Co. hat derAmalgamated Association", der Vereinigung der Eisen- und Stahlarbeiter, den Fehdehandschuh hingeworfen. Der genannte Trust ließ vor einigen Tagen den Arbeitern in der dort von dem- selben betriebenen' Stahlsabrik eine Lohnreducierung von 33 Proz. ankündigen. Auf den Protest der Leute kam der Bescheid, daß von dem genannten Tage an nur mehr N i ch t- U n i o n- I e u t e in der erwähnten Fabrik zugelassen werden würden. Nach dem Plane des Trustes sollen farbige Nicht-Unionleute auS seinen Fabriken in Bellaire, die dort mit Erfolg als Streik- brecher verwendet worden waren, zu gleichem Zweck nach MingS Junction gebracht werden. Wenn nötig, sollen auch auS den andren Nicht-Unionfabrikcn deS StahltrustcS Leute herangezogen werden. Die National Steel Co. hat den Kampf offenbar schon seit längerer Zeit vorbereitet, den Ausbruch desselben aber mit Rücksicht auf die Präsidentenwahl bis nach dem 6. November verschoben. Die Fabrikanlagen in Mings Junction sind mit einem Stacheldrahtzaune umgeben, der im Notfalle mit Elektricität ge- laden werden kann. Auf dem Hofe bat man große Gebäude zur Unterbringung neuer Arbeiter errichten lassen, und alles auf eine lange Belagerung vorbereitet. Die Absicht der Gesellschaft, Neger zu importieren, hat die Arbeiter auf das höchste erbittert, und sind dieselben entschlossen, die farbigen Streikbrecher unter keinen Umständen zuzulassen."_ Aus der Fraurnvemrgung. Franenstimmrecht. Die socialistische Agitation für das Frauen« stimmrecht in Belgien   wird lebhaft betrieben und gewinnt immer weitere Kreise der arbeitenden Bevölkerung für die Forderung der polittschen Gleichberechtigung des weiblichen Geschlechts. In hervorragender Weise wirkt Genossin Gatti de Gainoud, eine frühere,' sehr verdienstvolle Schulvorsteherin, für das Fraueuwahlrecht. In fast allen größeren Städten und Jndustriecentren hat sie während der letzten Monate Versammlungen abgehalten. in denen sie die einschlägige Forderung begründete. So sprach Geuossiin Gatti de Gamoud z. B. in Brüssel  , Lüttich  . Verviers  , Gent  , Molenbeck, La Louviöre, Lodelinsart usw. Die Versammlung in dem letztgenannten Orte war besonders interessant, weil die Zuhörerschaft zur großen Mehrzahl aus den weiblichen Zamilienaugehörigen der streikenden Glasardeiter bestand. In Ver- viers und den umliegenden Ortschaften agitiert Genossin Delsante für das Frauenstimmrecht; in Lttttich und Umgegend Genossin Wasson; im Bezirk von Charleroi   Genossin Lothier; m Gent  , Alost  , Gram« mont und andren vlämischen Jndustriecentren Genossin Foulon. Die