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Nr. 285. 17. Jahrgang. 2. Beilage des Vorwärts " Berliner Volksblatt. Freitag, 7. Dezember 1900.

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Prozeß Sternberg.

29. Verhandlungstag.

Der heutigen Sigung wohnt Oberstaatsanwalt Dr. Wachler bei. Die Zengin Fri. Pfeffer teilt brieflich mit, daß sie nicht verschwunden, sondern nur recht trant sei und sich jeder Zeit zur Verfügung des Gerichts halte. Erste Zeugin ist die unverehelichte King, die vor acht Jahren als noch nicht 14jähriges Mädchen mit dem Angeklagten Sternberg in Verkehr treten wollte, von diesem aber sofort nach Hause gefchidt wurde, als er hörte, daß die Zengin noch nicht 14 Jahre alt war. Zeuge Arndt überreicht sein Mietsbuch zum Beweise dafür, daß er seine Miete stets bezahlt habe, die gegenteilige Behauptung also unrichtig sei.

der beste sei.

tönne.

Nene Vernehmungen.

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Lokales.

10 fie mit demselben Herrn, mit dem fie bei der Fischer verkehrte und Nach der Pause äußert sich der Vorsitzende namens des Gerichts- ber nun wieder ich sein soll, auch bei der Krüger verkehrt hat oder hofs über einige Anträge. Der Gerichtshof hat die Vernehmung nicht? Beugin Callis: Nach meiner Erinnerung: Nein. der vorgeschlagenen Zeugen über den Leumund des Zeugen Arndt Die weitere Berhandlung wird hier abgebrochen und auf Freitag abgelehnt, da dies mit der Straffache selbst nicht in Busammenhang 9/2 Uhr vertagt. stehe. Einer Reihe der übrigen gestern von der Verteidigung gestellten Die Zeugin Ehlert erregt schließlich noch eine lärmende Scene. Beweisanträge giebt der Gerichtshof statt und ordnet die Ladung Sie verlangt mit ihrer anwesenden Mutter sprechen zu dürfen zahlreicher Zeugen an. Auch Fräulein Pfeffer und Fräulein und als der Vorfizende dies nicht gestatten will, da die Clara Fischer sollen noch einmal vernommen werden, legtere Beugen nicht mit einander sprechen sollen, wird die Ehlert sehr aus­über die Handschrift in den Modell- Annoncen, jedoch nur für den fallend. Sie erklärt mit lauter Stimme, daß sie ihre Mutter doch Fall, daß Margarete Fischer aus New York nicht hierher kommt und sprechen werde und wenn man es ihr zwanzigmal verbieten würde, selbst über dieses Thema befragt werden kann. sie sei in einer Erziehungsanstalt und nicht in einem Gefängnis, Rechtsanwalt Fuchs I beantragt, deu Bater des gestern ver: ihre Mutter würde sie doch nicht beeinflussen, es wäre doch noch nommenen Zeugen Wohl und den Hanslehrer des letzteren über den schöner, ihr das Sprechen mit ihrer Mutter zu verbieten 2c. 2c.- Geisteszustand desselben zu vernehmen. Der Gerichtshof behält sich Der Staatsanwalt beantragt, die Ehlert wegen Ingebühr vor Gericht Der Vorsitzende geht sodann zur Vernehmung des Postassistenten einen Beschluß hierüber vor. in eine Ordnungsstrafe zu nehmen. Der Gerichtshof verurteilt sie Schulz über, der darüber Auskunft geben soll, warum Zeuge Der alsdann vernommene Kriminalschußmann Friese beau 3 Tagen Haft, zu deren Verbüßung fie sofort abgeführt Stierstädter vom Militär fundet, daß er Nachteiliges über Herrn Stierstädter nicht sagen wird. Sie schreit beim Weggehen höhnisch:" Meinetwegen sechse!" entlaffen ist. Der Beuge war damals Feldwebel, Stierstädter Unteroffizier und hat mit legterem dienstlich eine gwiftigkeit gehabt. Der fiegesfichere Detektiv- Direktor. Das hat dem Hauptmann nicht gepaßt und er hat deshalb mit Kriminalschutzmann Schelena bestätigt seine Begegnung mit Stierstädter nicht mehr tapituliert. Stierstädter sei ein besonders dem Detettiv Direttor Sulze auf dem Polizeipräsidium, umsichtiger und zuverlässiger Mann gewesen. Der Beuze ist vom acht bis 14 Tage vor dem jezigen Prozeß. Schulze habe vom Stern- Sigung den Tagelohn der Straßenreinigungs­Die Stadtverordneten- Versammlung hat in ihrer gestrigen Detektiv Schulze aufgesucht worden und dieser hat gesagt, daß er berg- Prozeß angefangen und gesagt: Diesmal falle Herr Stier- ilfsarbeiter( Schneeschipper) von 2,25 m. auf 2,80 m. den Tagelohn der Straßenreinigungs­den Auftrag habe, sich nach dem Leumund des Stierstädter zu erstäbter hinein und auch für andre Leute werde die Sache schlecht werden. ifsarbeiter Schneeschipper) von 2,25 M. auf 2,80 M. fundigen. Staatsanwalt Braut teilt hierzu mit: Gin Er habe die ganzen Detektiv- Ermittelungen zu leiten, Geld spiele erhöht. Der Magistrat hatte mur 2,60 M. vorgeschlagen, und anonymer Briefschreiber, der in dem Heimatsort des Stier- teine Rolle; er habe schon jemand aus dem Zuchthause geholt auch dazu hatte er sich nur deshalb bequemt, weil die Direktion der städter wohnt, übersandte ihm ein Anschreiben des Detektiv- und werde auch den Angeklagten Sternberg freibekommen. Die Straßenreinigung bei dem bisherigen Lohnfah unter der Konkurrenz Instituts" Jus", in welchem gleichfalls nach dem Leu- Zeugen würden anders aussagen, als sie ausgefagt haben. Der der Straßenbahn- Gesellschaft zu leiden hat, die bei großen Schnee­mund des Stierstädter geforicht wurde. Der Anonymus Beuge ist empört darüber gewesen, als er Herrn Schulze dann auf fällen die erforderliche Zahl von Arbeitskräften rascher bekommt, habe dabei gleichzeitig erklärt, daß der Ruf der Familie Stierstädter Gespräch geführt zu haben. Auf Befragen des Justizrats focialdemokratischer Antrag, der von unfrem Genoffen da fie 2,50 M. zahlt. Die Erhöhung auf 2,80 m. war dem Gerichtsforridor traf und dieser es ableugnete, jolches von freifinniger Seite beantragt worden, während ein Auf Wunsch des Staatsanwalts wird die Zeugin Schartau, Dr. Sello erklärt der Zeuge, daß er damals die Unterrebung So blenzer begründet wurde, 3 M. vorschlug. Dieser Antrag das Dienstmädchen der Töpfer, nochmals vorgerufen und ernstlich seinem Vorgesetzten, Kriminalinspektor öft, mitgeteilt habe. befragt, ob ihre Behauptung, von ihrem Vater 2500 M. zum Staatsanwalt Braut giebt seine Ansicht dahin kund: Wahrscheinlich wurde abgelehnt. Auch bei den linken Flügel bes Freifinns fand Ankauf einer Konditorei erhalten zu haben wirklich wahr sei Herr Schulze zuerst sehr siegesgewiß gewesen und habe geglaubt, er feine Unterſtügung. Herr Goldschmidt erklärte in seiner Be­gründung des weniger weit gehenden freisinnigen An­sei. Sie meint jest, sie habe nur sagen wollen, daß die Konditorei die Sache würde fehr bald zu Ende sein, da Frieda Woyda und eigentlich fy nt= so viel wert sei, ihr wird aber nachgewiesen, daß dies entschieden andere umgefallen. Als er dann gefchen, daß er sich getäuscht, sei trags, daß ihm die Erhöhung auf 3 M. pathischer sei, aber als der socialdemokratische Antrag vor falich fei. Im übrigen bleibt die Beugin dabei, daß sie bei der ihm die zweite Begegnung mit dem Zeugen gewiß unangenehm geben seinigen zur Abstimmung tam, rührte auch er feine Töpfer nur einen Herrn bemerkt habe, der der Angeklagte Sternberg wejen. nicht war. Nach Ansicht des Staatsanwalts handelt es sich bei dem Benge Pieste, der jetzt sein Jahr abdient, war früher als Hand. Es versteht sich von selbst, daß unsre Genoffen nachher mit für den Antrag Goldschmidt eintraten. ganzen Konditoreitauf wahrscheinlich nur um eine Stonzeffions- Rechtskandidat im Justitut Jus" beschäftigt und hat Recherchen schiebung zu Gunsten der Frau Töpfer. Die geugin erklärt auf über die Frieda Woyda angestellt, indem er von dritten Personen tung der Beratung der Magistratsvorlage über die Verlegung Den größten Teil der übrigen Sigung widmete die Versamm­Befragen, daß auf sie von keiner Seite eingewirkt sei. Erkundigungen einzog. Er that dies in Gemeinschaft mit Herrn des Friedrichswerderfchen Gymnasiums nach Kriminalschutzmann Oswald Hirche, über das Vorleben Schulze, Herrn Jänide und Herrn Obst. Die Erlundigungen seien Stierstädters befragt, kann irgend etwas ungünstiges über ihn sehr reef vorgenommen worden. Der Beuge ist etwa im Mai aus- o a bit und des Antrags Perls, der die Errichtung einer nicht fagen. Er befundet aus einem Vorgang, der sich im Zimmer geschieden, weil ihm die Thätigkeit im Institut nicht mehr zujagte; bie Berlegung einer solchen nach diesem Stadtteil fordert. Die Angelegen höheren Lehranstalt vor dem Halleschen Thor oder des Kommissars v. Trescow abgespielt habe, als Polizeidirektor für diese habe er selbst 5 W. täglich bekommen, Herr Schulze heit wurde mit einer Gründlichkeit und Ausdauer erörtert, wie wir fie v. Meerscheidt- Hüllessem dort zugegen war und über den Falltäglich 100 W. Herr Schulze habe seinerseits großes Interesse auch für manche andre Debatte wünschen möchten, z. B. wenn die Sternberg gesprochen wurde. Herr Stierstädter habe dabei geäußert: für die Erlangung von Extrahonoraren an den Tag gelegt, Wenn Sternberg freigesprochen würde, so würde er ihn Tag und der Beuge selbst hat solches Extrahonorar nie bekommen. Aufolksschule in Frage kommt. Vorlage und Antrag wurden nach den Vorschlägen des Ausschusses angenommen. Nacht observieren, und wenn es ein ganzes Jahr dauern würde; Befragen des Staatsanwalts erklärt der Beuge, daß er nur aus allgemeiner Abneigung gegen die ganze Beschäftigung aus dem Jnür die Erstattung der Waisenpflegetoften hat nicht Die Magistratsvorlage über die neuen Einheitssäge ftitut ausgeschieden sei, nicht etwa deshalb, weil er in den Geschäfts- den Beifall des zu ihrer Prüfung eingefegten Ausschusses gefunden. praftifen etwas unanständiges bemerkt hätte. Berichterstatter des Ausschusses war Genosse Freudenberg, der noch einmal das Unhaltbare der vom Magistrat in dieser Sache befolgten Grundsätze nachwies. hatte die undankbare Aufgabe, gleich bei dem ersten Mal, wo er als Bürgermeister Brinkmann Bertreter des Magistrats in der Versammlung das Wort ergriff, eine so schlechte Sache zu verteidigen. Ob er es aus Ueberzeugung that, blieb zweifelhaft. Er sprach zugleich für und gegen die Bor age, um schließlich wie es der ihm gewordene Auftrag er maliger Prüfung an den Ausschuß zurückgegeben. wiederum für fie einzutreten. Sie wurde zu noch

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Er müßte rin!

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Eine nene Sensation.

Direktor v. Meerscheidt- Hüllessem habe dies gerügt und gefragt, ob er denn recht bei Simmen sei, solche Aeußerung zu thun. Herr v. Hüllessem sei dann nach dem Zimmer des Zeugen Die Vernehmung wird hier unterbrochen. Staatsanwalt Braut gekommen und habe gesagt: Er wisse gar nicht, wie Stierstädter teilt mit: Die Zeugin Callis habe soeben bei dem Untersuchungs­sei; denn wenn zufällig fremde Leute in dem Zimmer gewesen wären und nun der Verteidigung diese Aeußerung mitteilen würden, dann richter eine eidliche Aussage abgegeben, die Anlaß gebe, fie fo­würde diese gleich eine Waffe gegen die Polizei in der Hand haben. fort noch einmal zu bernehmen. Die Callis wird vor Beuge Stierstedter erklärt hierzu, daß diese Aeußerung zu der gerufen und erklärt: Sie wolle jetzt die jetzt die Wahrheit Beit gefallen fei, als Sternberg über ihn eine Beschwerde losgelaffen fagen. Sie tenne Herrn Sternberg doch und habe etwa sechsmal hatte. Einige andre Schutzleute können Ungünstiges über Herrn in der Fischerschen Wohnung mit ihm Verkehr gehabt. Sie habe fich Stierstädter nicht aussagen. Beuge Schutzmann Watertamp auf die Modell- Aunoucen bei der Fischer gemeldet, da habe sie den bekundet: Stierstädter habe ihm erzählt, er tenne Sternberg schon Angeklagten Sternberg getroffen. Die Zengin giebt über die Ginzel von Jugend auf, er tenne feinen Vater noch von der Zeit, als er mit dem Sad auf dem Budel herumgelaufen fei heiten dieses Verkehrs jetzt Aufschlüsse, die ihren legten Aussagen Sternberg habe seine( Stierstädters) Verwandte ruiniert und dadurch gerade enigegen stehen und mit den Behauptungen der Anklage fein Geld zusammengescharrt. Zeuge Stierstädter: Grübereinstimmen. Sie erkenne den Angeklagten bestimmt wieber, ein habe schon früher erklärt, daß er sich dabei in der Person geirrt Irrtum sei ganz ausgeschlossen. Frau Stabs habe ihr gesagt, habe. Der Mann, den er meinte, sei ein Mann Namens zum Schwur tomme es bei ihr ja doch nicht, sie brauche Strauß gewesen. Auch dem Zeugen Watertamp hat Herr Sfier ben Angeklagten also nicht wieder zu erkennen. Ebenso habe Herr städter gelegentlich einmal gesagt:" Der Mann( Sternberg) Wolf und Frl. Saul zu ihr gesprochen. Von diesen habe sie im muß' rin 1" Kriminalschuhmann Schumann ist s. 3. dem Kriminalkom ganzen etwa 170 M. erhalten, ebenso habe ihr Frau Stabs Geld missar Thiel unterstellt gewesen. Bei einer Gelegenheit hat ihm gegeben. Als die Zeugin heute in das Bimmer des Untersuchungs­Herr Stierstädter einmal gesagt: es fei ein wahrer Segen, daß er richters gerufen wurde, habe ihr die Stabs ein Zeichen gegeben, nicht auf eine andre Sache eingegangen sei, denn sonst würde er indem sie den Finger auf den Mund legte und ihr zurief: bald im Zuchthaus fizen. Er hat im Auftrag des Kommiffare Nicht verplappern! Man habe ihr immer gesagt, es werde Thiel einmal in einer andren Registratur nachfragen müssen, ob schon besorgt, daß sie nicht zum Schwur fomme, und Frl. Aften über Blümke vorhanden seien. Er habe dann weiter den Saul habe sie immer beruhigt, fie fäme nicht zum Schwur. Auftrag erhalten, vorsichtig über den Leumund der Blümkes Recherchen Sie habe dies auch geglaubt und hätte auf keinen Fall einen Mein­anzustellen, sei zunächst auf das Einwohner- Meldeamt und dann nach eid leisten wollen. Die Zengin behauptet auf Befragen, daß sie der Keibelstraße gegangen und habe nur festgestellt, daß Blümfes dort wohnen. Damit hat er sich begnügen lassen, denn er habe ge- auch den Kriminalkommissar Thiel mit Bestimmt abut, daß es sich um eine Ermittelung handele, die nicht in das beit als den Mann wieder erkenne, der mit Luppa Reffort des Kommiffars Thiel( Kollidiebstähle) fiel. Er habe keine bei der Hausmann gewesen sei und mit ihr gesprochen weiteren Aufträge nach dieser Richtung hin erhalten, wisse nicht, ob habe. Sie habe ihn damals sogleich als den Mann erkannt, der im Thiel bei Blümtes war und habe auch sonst weiteres nicht von Thiel Bimmer des Herrn v. Trescow gesessen habe, und deshalb gelacht. über die Sternberg- Sache gehört. als er fich für einen Verwandten Sternbergs ausgab.

Kriminalfchutzmann Schumann hat von dem Besitzer der Böttcherschen Konditorei in der Nathenowerstraße gehört, daß die Callis gestern in Bezug auf Thiel sich geäußert habe: Nun hat ja der Ochfe doch alles eingestandent.

dienender Bruder

fotveit fie fich auf Frau Stabs und Herrn Wolf und Fräulein Saul Der Staatsanwalt beantragt, die Aussagen der Zeugin Callis, beziehen, au protokollieren.

Auf Befragen des Justizrats Dr. Sello bestätigt die Zengin Gallis, daß sie schon 14 Jahre alt war, als sie bei der Fischer verfehrte.

Die Aussage der Callis wird protokolliert, nachdem die Zengin Stabs und genge Wolf ihr gegenübergestellt worden waren. Beide erklären die Behauptungen ber, Callis für unwahr. Fran Stabs will ihr nur hin und wieder kleinere Beträge geliehen haben, Wolf behauptet, daß er nur täglich 2 M. Softgeld für die Callis ge­zahlt habe, damit sie nicht verschwinde.

Kriminalichuzmann Schulz ist einmal mit Stierstädter beim Kommissar Thiel gewesen, um amtliche Dinge zu besprechen. Bei dieser Gelegenheit habe Thiel zu Stierstädter gesagt:" Sie könnten ja eine wunderschöne Stellung bekleiden, wenn Sie sich pensionieren Laffen. Sie könnten in die Freimaurerloge, deren Mitglied ich bin, als eintreten, wo Sie täglich 10-20 m. verbienen können?" Der Beuge hat dann dem Herrn Stierstädter zuerst gesagt: Das wäre ja eine Bei der Protokollierung erklärt die geugin Callis noch, daß Stelle, die man so nebenbei versehen fönnte", bald darauf hat er Frl. Saul auf ihre Besorgnis, daß fie doch wohl vereidet werden ihm aber gesagt, er folle sich doch vorsehen, denn die Sache fomme würde, geantwortet habe: wenn sie zum Schwur gebracht werden ihm tomisch vor. Angell. Sternberg wünscht zu wiffen, ob follte, würde man sie ins Ausland bringen. ihm Herr Thiel irgendwelche Andeutungen dahin gemacht habe, daß er ihn( Sternberg) näher kenne. 8euge Stierstädter weiß darüber nichts; Herr Thiel habe ihm nur angedeutet, daß er früher einmal eine Sache zu bearbeiten hatte, in welcher Sternberg als Benge fungierte. Benge Stierstädter versichert, daß er damals die Thielsche Offerte bezüglich der Stellung als dienender Bruder ohne Arg aufgefaßt hatte.

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Stabs und Wolf verhaftet. Staatsanwalt Braut: Auf Grund der Beugenausfage der Callis erkläre ich die Bengin Stabs und den Beugen wolf für vorläufig festgenommen und beauftrage zwei Polizeibeamte, fie fofort abzuführen. Dies geschieht.

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forderte

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Ereignisse. Am Mittwoch das Geständnis des Kriminalkommiffars Die Sternberg- Affaire bringt jest Tag für Tag überraschende Thiel und gestern der Umfall" der Callis, die nunmehr ent­gegen ihrer früheren Bekundung sich zu der Mitteilung bequemt hat, daß Sternberg doch mit ihr im Verkehr gestanden. Allerdings sei sie damals bereits über 14 Jahre alt gewesen. Als neueste Sensation brachte gestern noch das Berl. Tagebl." die Meldung, daß Polizei­direttor v. Meerscheidt hüllessem sich erschossen habe. Die Mitteilung ist unwahr.

Frau Luppa, die Ehefrau des flüchtigen Angeklagten im Sternberg- Prozeß, hat, wie die Blätter berichten, seit Dienstag Berlin verlassen und fich vermutlich nach London zu ihrem geistig verwirrten Gatten begeben. Nachdem Kriminalkommiffar Thiel ein Geständnis abgelegt hat, das ihm die Zuchthausjacke und dem Luppa das Gefängnis sichert, wird dieser sich hüten, den sicheren englischen Boden zu verlassen.

Interessant ist, daß die Kreuz 8eitung", die für ehrliche Leute, wenn diese Socialdemokraten sind, nichts sehnsüchtiger herbeiwünscht, als brutale Drangfalierung durch Ausnahmegejezze, dem Polizeikommissar und meineidigen Buchthauskandidaten Thiel gegenüber plöglich ihr Christenherz entdeckt. In der Hammersteinpose verdreht das Blatt überaus stilvoll die frommen Augen:

In dem Bewußtsein, daß er dereinst vor seinem him m Tischen Richter, den er bei seiner falschen Aussage zum Zeugen angerufen hat, werde Rechenschaft ablegen müssen, hat er dem irdischen Richter die Handhabe gegeben, über ihn eine schwere Strafe zu verhängen. Diese Haltung ist wohl geeignet, in uns als Christen Mitgefühl für den unglücklichen und verführten Mann zu erwecken. Aber darüber dürfen wir nicht vergessen, in wie frevelhafter Weise in dem Prozesse von der verderblichen Macht des Golds Gebrauch gemacht worden ist...

Der Umstand, daß ein Beamter in verantwortungsreicher und geachteter Stellung der Bestechung zum Opfer gefallen ist, wird von der Kreuz- Beitung" geradezu erschütternd" genannt. Run, die Geschichte ist ja gewiß keine Bagatelle.

Aber haben wir doch mit der Polizei schon Dinge erlebt, die weit bedenklicher find, als der Fall Thiel, der immerhin nur Einzel­personen in seine Streise gezogen hat. So schlimm die Affaire an fich ist, fir das Staatswesen hat fie einen weit geringeren Belang, als z. B. unter dem Socialistengesetz die Angelegenheiten, die fich unt Bersonen wie Ihring- Mahlow und Naporra drehten, Leute, die nach Aufdeckung ihrer Heldenthaten von Buttkamer in Gestalt des Allgemeinen Ehrenzeichens eine eklatante Genugthuung erhielten; der Fall Thiel streift in seiner symptomatischen Bedeutung auch keineswegs an die Schlappen, die sich Beamte der Polizei, um nur wenige Beispiele zu nennen, vor wenigen Jahren im Tausch- Prozeß und im Stadthagen­Prozeß vom Oktober 1898 geholt haben.

Immergin soll anerkannt werden, daß es ein Unterschied ist, ob die treuz- Beitung" über einen Sünder wie Thiel heiße Christen­thränen vergießt, oder ob sie Bolizeithaten wie die eben berührten fromm bemäntelt oder gar verteidigt.

Bengin Callis befundet auf Befragen weiter: Sie habe auch die Leichert mit zur Fischer genommen. Die Zeichert sei damals Kriminalschutzmann Schulz belundet noch auf Befragen des schon fein unbescholtenes Mädchen gewesen und die Fischer habe der Staatsanwalts: Nach einer Witteilung des Kriminalschußmanns felben augeredet, sie solle fälschlich sagen, fie fei über 14 Jahre alt. Schelenz habe der Detektivdirektor Schulze vor Beginn dieser Ver- Ferner behauptet die Callis: Frau Teichert, die Mutter des Mädchens handlung ihn vor dem Zimmer 194 des Polizeipräsidiums an, habe von der Stabs und dem Frl. Saul gleichfalls wieder­gesprochen und sich auch zum Prozeß Sternberg geäußert, indem er holt Geld erhalten, und zwar thalerweise. Frau Teichert be- Aus dem Reiche des Herrn v. Thielen. Zu Weichenstellern fagte: Stierstädter werde diesmal hineinfallen, hauptet, daß ihr Mann im Krankenhause liege und nichts verdienen erster Klaffe( Haltestellen Aufsehern) werden neuerdings vielfach denn die Zeugen würden jetzt anders aussagen. Als dann der tönne. Sie selbst fizze hier min täglich von früh bis spät auf dem Bureaugehilfen ausgebildet. Das bedeutet für die unteren Weichen­Brozeß schon mehrere Tage im Gange war, habe Herr Schelenz den Gericht und habe fich von der Stabs und von der Saul etwas Geld steller eine empfindliche Zurücksetzung, da ihnen die Aussicht, es zu Schulze auf dem Korridor des Gerichtsgebäudes getroffen und habe geliehen. Die Frage des Staatsanwalts, ob fie oder ihr Mann einer etwas besseren Stellung zu bringen, dadurch vielfach abge­ihn gefragt: Na, was sagen Sie denn nun? Sie haben doch nicht 500 W. erhalten habe, verneint die Beugin mit großem ichnitten ist. Die ehemaligen Bureaugehilfen werden als Halte gefagt, die Beugen würden diesmal anders aussagen?" Herr Schulze Nachdruck. stellen- Aufseher regelrechte Beamte, was sie in ihrer früheren Eigen­habe darauf so gethan, als ob er Herrn Schelenz gar nicht fenne An die Beugin Callis wird ferner die Frage gerichtet, ob fchaft schwerlich geworden wären. Die Prüfung eines Kandidaten und ihm erwidert: Wenn Sie beschwören würden, daß ich so etwas ihr in das Krankenhaus einmal Blumen geschickt worden seien und zu diesem Amt weicht von der Stationsassistenten- Brüfung nur um gefagt habe, würden Sie einen Meineid leiſten". Der Gerichtshof Sarunter 300 M. gelegen haben. Die Zengin erklärt, nur Blumen ein geringes ab. Nach der Prüfungsordnung muß der Weichen­beschließt, den Kriminalschutzmann Schelena sofort als Beugen vor erhalten zu haben, bon 800 M. aber nichts zu wissen. steller erster Klasse im Stations, Telegraphen, Rangier zuladen. Hierauf tritt eine turze Pause ein.

Angeflagter Sternberg: Bei dem so genauen Gedächtnis und Abfertigungsdienst seinen Mann stellen und außerdem der Beugin müßte sie nun doch genauen Bescheid geben können, ob den Fahrkarten- Bertauf tennen. Trozdem hat der Haltestellen­