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Nr. 292.

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an.

Vorwärts

Berliner Volksblatt.

17. Jahrg.

Die Insertions- Gebaye beträgt für bte sechsgefpaltene Kolonel geile oder beren Raum 40 Pfg., für politische und gewerkschaftliche Vereins­und Bersammlungs- Anzeigen 20 Pfg. Kleine Anzeigen" jedes Wort 5 Pfg. ( nur das erste Wort fett). Inserate für bte nächste Nummer müssen bis 4 Uhr nachmittags in der Grpedition abgegeben werden. Die Expedition ist an Wochen­tagen bis 7 Uhr abends, an Sonn- und Festtagen bis 8 Uhr vormittags geöffnet. Jernsprecher: Bmt I, Mr. 1508, Telegramm Adresse: Bocialdemokrat Berlin"

Centralorgan der socialdemokratischen Partei Deutschlands .

Redaktion: SW. 19, Beuth- Straße 2. Fernsprecher: Amt I, Nr. 1508.

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Aus Italien .

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Die moralische Ausmistung dauert dank der Arbeit der Socialdemokratie Avanti! De Felice. Der Einsturz der Mauern des Tiber­Quais und der Verdienst der Unternehmer. Geheimfonds und Herr Die beiden Strömungen: Sonnino- Giolitti. Die äußerste Linke. Die Socialisten. Rom , 9. Dezember.

Saracco.

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Es ist ein großer Augiasstall, der in unsrem Lande ausgemistet werden muß und man muß anerkennen, daß die einzigen, die sich mit Mut und Glück dieser Riesenarbeit der moralischen Reinigung widmen, die Socialisten sind.

Sonnabend, den 15. Dezember 1900. 03

Und überall ist eine wahre Hochflut von Korruption, die alle focialen Organe unsrer geliebten Bourgeoisie verpestet, und ehe es gelingen wird, diese Infektion zu desinfizieren, wird noch mancher Tropfen Wasser den Tiber herunterfließen.

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Expedition: SW. 19, Beuth- Straße 3.

Fernsprecher: Amt I, Nr. 5121.

Und diesen.

Unterbeffen, wie schon gesagt, wurstelt die Regierung Saracco weiter, die sich hält, weil sie zu viel Feinde hat, die sich unter­einander wieder nicht grün sind. Diese Regierung hat ein finanzielles Programm angekündigt, das ein wahrer gouvernativer Nihilismus ist: Dafür ein weiterer Beweis andrer Art: Die kolossalste und Man kann nicht zu einer durchgreifenden Steuerreform schreiten, weil nüßlichste Unternehmung, die die Regierung im dritten Rom zu das zu einer Unordnung in den Staatseinkünften führen könnte, stande gebracht hat, ist die Einschließung des Tiber zwischen zwei und man kann auch keine Amputation an den Ausgaben für militä­gewaltige und feste Riesenmauern aus Travertin, welche die Ueber- rische Zwvede vornehmen, weil das eine Pflichtvergessenheit wäre. schwemmungen abhielten, die vorher beständig die tiefgelegenen Da nun neue 50 Millionen erforderlich sind, von denen 32 für die Stadtteile beschädigt hatten. Dieses toloffale Wert wurde auf dem Marine, so wird man zu neuen fistalischen Härten schreiten, welche Wege der öffentlichen Ausschreibung an den Mindestfordernden ver- die Werttitel auf Inhaber im Inlande treffen werden. geben und hat bis jetzt und es ist noch nicht einmal gänzlich wunderbaren Schlußdruck bringt man in dem Moment, wo die Ab­vollendet ca. 120 Millionen gekostet. schaffung des Getreidezolls gebieterisch gefordert wird, um den Die Leser des Borwärts" kennen schon das Resultat des Pro- Nun gut, es hat nur ein etwas größeres Hochwaffer als geschwindelndhohen Brotpreis herabzuseßen und so den Ausbruch der ( Der Brot zeffes Casale, der durch die Anklagen der Socialisten zu Neapel pro- wöhnlich gebraucht, und das ist in den letzten Tagen eingetreten, drohenden gewöhnlichen Hungerrevolten zu vermeiden. voziert wurde und mit dem moralischen Tode jenes Ober- Häuptlings um nicht nur viele Stadtteile unter Wasser zu sehen, weil man nicht konsum ist in Italien bei der ungeheueren Paupertät der über­der Camorra endete, sie sind über die Ergebnisse des Prozesses wegen für die nötigen Kanalisations- und Drainage- Arbeiten seitens der Stadt wiegenden Mehrzahl der Einwohner ein so immenser, wie man sich der Ermordung des Commendatore Notarbartolo informiert, sie haben Sorge getragen hat, sondern auch jene oben erwähnten Mauern, in Deutschland taum einen Begriff machen kann, in natürlicher von der neuen Untersuchung, die infolge der Anzeigen, Anklagen und kaum vor 15 Jahren gebaut, die die Bürgerschaft anstaunte, Konsequenz dieses tolossalen Brotkonsums ist Billigkeit des Getreides Aussagen der parlamentarischen Socialisten gegen den ehemaligen find in einer Länge von verschiedenen Hunderten von Metern ins das vitalste Interesse für Italien und wichtiger wie für alle andren Abgeordneten Palizzolo eröffnet wurde, gelesen, der in den letzteren Wasser gestürzt. Jezt sind neue Millionen erforderlich, um die ein- Länder.) Tagen in den Affisen als verdächtig erklärt wurde, als Auftraggeber gestürzten Quais wieder aufzubauen und deren frühere Erbauer, die bei zwei Morden fungiert zu haben, sie sind nicht in Unkenntnis sie vom Staate durch Ausschreibung zur Konstruktion vergeben er­über die Anklage, die die neapolitanischen Socialisten gegen zwei halten hatten, genießen in feligem Frieden die gestohlenen Millionen, Polizeibeamte erhoben haben, welche lettere schuldig sind, einen da inzwischen auch die gefeßlichen zehn Jahre, während deren diese jungen von ihnen arretierten Menschen zu Tode malträtiert zu ehrlichen Bauleute gerichtlich hätten verfolgt werden können, ver­haben und die deswegen in furzem der Prozedur werden unterworfen flossen sind. werden. Das waren drei große Schlachten, die die Socialisten mutig in der Preffe engagierten, und die vor dem Richter schon ihren für die Socialisten triumphreichen Epilog hatten, oder in Bälde haben werden.

Aber noch andre Kämpfe hat die Socialdemokratie an andren Bunkten Hesperiens eröffnet. In Verona wurde eines Tags die zerstüdelte Leiche einer leichtlebigen Frauensperson, die die Geliebte eines aktiven Offiziers war, in der Etsch gefunden. Der Offizier wurde sofort unter Anflage versezt und verhaftet, aber auf Bression der Militärbehörden, die einesteils, um die Ehre des Offiziercorps zu wahren, andrerseits aus Corpsgeist den Offizier salviert sehen wollten, wurde derselbe noch vor dem Urteil befreit und feierte unter Kameraden und Damen Triumphe. Die Veroneser Socialisten haben mun einen wahren Polizeidienst organisiert und es ist ihnen geglückt, derartige Daten, Beweise und Zeugnisse gegen jenen Offizier zusammenzutragen, daß man gezwungen ist, gezwungen ist, die Procedur zu eröffnen, und daß es notwendigerweise in den Mysterien dieses traurigen Dramas Licht werden muß. Das wird vielleicht die erste große Schlacht sein, die in Italien gegen den Militarismus zu liefern möglich sein wird, und gegen das Heer, das als unberührbare Staatsgewalt angesehen wird.

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Ferner, während in Mailand der Prozeß Notarbartolo verhandelt wurde, der dann abgebrochen wurde, um eine neue Untersuchung gegen den Hauptschuldigen Palizzolo zu eröffnen, enthüllte und kommentierte der Abgeordnete De Felice im Avanti" alle die Gewalthaten, Präpotenzen, Beschimpfungen und Bestechungen, die die Maffia in Sicilien zur Zeit der Wahlen zu Gunsten der Regierungsparteien ausübte, während der Senator Codronchi als königlicher Civil­Gouverneur die Geschicke jener Insel leitete. Und De Felice erklärte flar und deutlich, daß dieser selbe Codronchi für alle diese Schweines reien verantwortlich sei, der sich der Maffia bediente, um dem Regierungs- Kandidaten zum Siege zu verhelfen.

Cobronchi erhob die Klage und seit einer Reihe von Tagen prozessiert man vor dem Tribunal in Rom gegen De Felice und den Chefredacteur des Avanti", eine Prozedur, die allem Anschein nach so bald noch nicht beendet sein wird.

Aus den unter Eid abgegebenen Zeugenaussagen will ich einige Episoden anführen.

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Und die Regierung, und das Parlament, oder richtiger gefagt, die Majorität im Parlament? Sie sind nicht besser als die, die sie vertreten.

Gerade in den letzten Tagen hat ein Journalist publiciert, den Ministerpräsidenten Saracco verklagt zu haben, weil dieser einen monatlichen Zuschuß von 2000 Lire fufpendiert hat, ein Subfidium, das der Herr Ministerpräsident dem Journalisten zugesichert hatte, damit dieser in seinem Journal nicht die geliebten Freunde Allerhöchft­seiner Excellenz angriffe. Sarocco, diesbezüglich in der Kammer interpelliert, erklärte mit edlem Freimut, die Geheimfonds heißen gerade deshalb Geheimfonds, weil der Minister nicht verpflichtet ist, über ihre Verwendung der Kammer Rechenschaft zu geben.

Enrico Ferri hat in einer seiner meisterhaften Reden in der Kammer das Generalprogramm der Regierung diskutiert und dabei das politische Problem Italiens llar definiert: Italien leidet hauptsächlich durch das Hin- und Herschwanken zwischen Expansions­Von der einen hat es unfruchtbare und Sammlungspolitik. Belleitäten, von der andren nie eingelöste Versprechungen. Man muß mun endlich einmal zu einem festen Entschluß kommen und resolut feststellen, daß bevor man zu einer Expansionspolitik schreiten fann, man eine Präparationspolitik treiben muß. Das war die Handlungsweise der großen Nationen, die wir heute an der Spitze der Civilisation und des Fortschritts marschieren sehen."

Die Sammlungspolitik muß von einer langen Reihe tiefgreifen­der Reformen begleitet sein, für deren Ausführung viele Millionen nötig find, die durch die Zinsen der Staatsschuld und durch die Aus­gaben für militärische Zwecke zu decken wären.

Hingegen dauert die schwankende Politik an, und die Regierung hat, um sich die Verantwortlichkeit für neue fistalische Lasten vom Halfe zu schaffen, eine parlamentarische Kommission ernennen laffen, die jene neuen Lasten diskutieren und natürlich annehmen soll. Die Diese reizende Rechtfertigung ist das würdige Gegenstück zu der äußerste Linke jedoch hat auch nicht den geringsten Teil jener Vera Eueres Bülow bezüglich des Plagens der 12000 Mark- Röhre und antwortlichkeit übernehmen wollen und sich volle Freiheit vorbehalten, ein deutlicher Beweis dafür, daß Alter nicht- schützt davor, in im Lande für tiefgreifende Reformen des herrschenden Steuersystems mancher Beziehung trowie hädel behauptet seniler Gehirn- au agitieren. Rüdbildung, dennoch ein gelehriger Schüler zu sein.

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Ein guter Teil der Presse schweigt sich über diesen Standal gründlich aus, denn zahlreich wird die Zahl der Journalisten, die nicht aus den verschiedenen ministeriellen Krippen fressen, gerade nicht sein.

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Die socialdemokratische Partei steht immer im Vortrab der 100 Kämpfer der äußersten Zinten. Zahlreich und regelmäßig im Besuch der Sitzungen haben die socialistischen Abgeordneten den Erfolg gehabt, eine Tagesordnung durchzubringen, die die Res. gierung auffordert, obersten die Militärgerichte und den die Marine abzuschaffen. Während ein Und weiter! In Neapel ist der Posten, den der Camorrist Gerichtshof für Casale vacant lassen mußte, neu zu besegen; die Regierung präsentiert Gefeßentwurf verhandelt wurde, der die in Trusts und unterstüßt nun einen Kandidaten, der nichts andres ist, als der einigten Schiffahrtsgesellschaften verhindern sollte, nach ihrem Fahrgebühren für die Auswanderer nach Ausdruck der casalistischen Schweinebande, die immer noch nach wie Belieben die vor lebendig ist und von einem Teil der öffentlichen Meinung be- Amerika zu erhöhen, haben die Socialisten dafür gestritten, daß das günftigt wird. Die neapolitanische Bresse thut ihr möglichstes, um die öffentliche Aufmerksamkeit von diesen Standalen abzulenten, und dabei kommt ihr die Aeußerung niedriges Jtalien" sehr gelegen, die der socialistische Abgeordnete Pescetti erzürnt und angeetelt von all' dem stinkenden Unrat gethan hat. Natürlich brandmarken die biederen Pfefferfad- Journale den Besceiti als Antipatrioten, was in das geliebte Deutsch " übertragen so viel bedeutet wie Reichs­feind".

Die Stammer scheint sich in einen toten, stagnierenden Sumpf verwandelt zu haben und die ganze Aktivität der Bourgeois­Politikaster beschränkt sich auf Korridor- Intriguen. Die Regierung Saracco hält sich immer noch auf den altersschwach torkelnden Beinen und zwar aus dem einfachen Grunde, weil feiner seiner zahlreichen Feinde dasselbe angutasten wagt, einerseits aus mangelndem Kraft­gefühl, andrerseits aus Furcht, anstatt Saracco irgend einen Freund­nachbarn zu treffen.

Während der Wahlen zu Giarre 1897 am Morgen der Wahl organisierte der Delegat De Ferio an der Spize von circa 100 mit Meffern, Stöden und Revolvern bewaffneten Personen einen wahren Streifzug, indem er alle antiministeriellen Wähler im ge­famten Wahlkreis bedrohte und einschüchterte. Er besetzte die Wahl­lokale und die Bläge einiger Vorstädte mit einigen von seinem Ge­findel und hielt dann seinen triumphierenden Einzug in Giarre, wo Aber unter all den Fraktionen und Frattiönchen, welche unsre er sich im Wahllofal festfezte, in dem in der Gegenwart von Kammer zerteilen, zeichnen sich jest 2 Hauptströmungen immer Soldaten und Gendarmen die es bezeugten- die Parteigänger des deutlicher ab; an der Spize der einen steht Giolitti, der andren Sonnino. ministeriellen Kandidaten betrügerisch ihre Stimmzettel in die Urnen Die erstere tann man als wenigstens formell respektvoll gegen die warfen. Ein gewiffer Banebianco, wegen Raubs zu sechs Jahren tonftitutionellen Freiheiten und als demokratisch in der Steuer­Gefängnis verurteilt, hatte eine zahlreiche wahlberechtigte Familie. reform bezeichnen; die zweite bedeutet mehr oder weniger mastierte Man versprach nun von seiten der Regierung dem Herrn Banebianco Reaktion, Konservierung des politischen und Steuer- Status quo die eifernen Gardinen zu ersparen, wenn seine Verwandten zu und als Anhängsel mehr oder weniger aufrichtige sociale Reform Gunsten des ministeriellen Kandidaten ihre Stimme abgeben würden. Absichten in aristokratischem Sinne. In diese lettere Strömung er Zwei Brüder Barbagallo, gegen die ein Stedbrief erlassen worden gießen sich der Großgrundbesitz, das Großkapital, die Bant war und die sich deshalb verborgen hielten, erschienen plöglich am wirtschafter und alle Barafitenkasten, das Bett der ersteren ist die Morgen der Wahl in Giarre, um zu stimmen und um auf die liberale Bourgeoisie, der Kleinbesig und Kleinhandel. Diesen beiden Wähler durch Gewalt einzuwirken. Der Polizeidelegat hatte den gegenüber steht fest geschlossen die äußerste Linke mit einem Pro­Haftbefehl in der Tasche, aber dem Stations- Kommandanten der gramm der Freiheit von Steuerreformen und Verminderung der Carabinieri, der ihn fragte, warum die beiden Jndividuen nicht ver- Militärausgaben, und sie kann sich mit Recht als Schiedsrichter in der haftet würden, antwortete er, daß man das nicht thun brauche, Zukunft der beiden oben erwähnten Tendenzen bezeichnen. Und that da die beiden Brüder während der Wahlen in seinen Diensten sächlich ist ein ans Ruder fommen tommen Sonninos oder einer und unter seinem Schutze ständen. Bei andren administrativen reaktionären Regierung in seinem Sinne ein Ding der Unmöglichkeit, Wahlen, wurde ein Teil der Gelder, die für Wahlausgaben bestimmt so lange die jetzige äußerste Linke und das jetzige System der waren, um zu Gunsten der Regierungsliste, auf der sich auch der Stimmenabgabe besteht. Um lebensfähig zu werden, mußte er die intellektuelle Mörder Pallizolo, Häuptling der Lokal- Maffia, befand, Stimmenabgabe beschränken, was soviel heißt, als den Aufstand im Stimmung zu machen, von Codronchi selbst verteilt, andernteils aber Lande provozieren. wurde der Stimmenkauf von Polizei- Agenten vorgenommen. So könnte ich noch in lieblicher Folge lieblichere Thatsachen auf­zählen und dabei find wir noch nicht mal bis zur Hälfte des Pro­zesses gediehen.

Giolitti seinerseits ist ohne die Unterstügung der äußersten Linken unmöglich und das heißt so viel, als eine tiefgreifende Steuerreform, Reduktion der Ausgaben für das Heer und Wahlen auf dieser Grundlage.

einzige Heilmittel darin bestände, daß der Transport von Aus­wanderern über See vom Staate übernommen werden müßte. Da diese Idee verworfen wurde, so haben sie es wenigstens durchgesetzt, daß in das Gefeß verschiedene Garantien für die Auswanderer auf­genommen wurden.

Während im Lande die Agitation und Propaganda für Aba fchaffung des Octrois auf Getreide andauert, werden die Socialisten einen lebhaften Kampf für Reformen des Steuersystems: pro­gressive Einkommensteuer mit Befreiung der geringsten Quoten, Reduktion des Salzpreises und der Aus­gaben für Militärztvede entfesseln.

Politische Uebersicht.

Berlin , den 14. Dezember. Der Boerenkrieg flammt mit neuer Leidenschaft auf, das beweisen die englischen Telegramme, die heute vorliegen. Während der imperator triumphans Lord Roberts sich auf der Heimreise befindet und das mächtige Deutschland aus Furcht vor dem Stirnrunzeln Englands, gegen das nach den offiziellen Verlautbarungen im Anfang des Jahres 1900 fich die deutschen Flottenrüstungen richteten, dem Transvaalpräsidenten die Thür vor der Nase zuschlug, rücken die Boeren selbst den englischen Truppen mit Die aus Boerenquellen allem Nachdruck auf den Leib. stammenden Mitteilungen von der Ohnmacht der Engländer und der großen Zahl der noch immer im Kampf stehenden Boeren­streiter mußten dem steptischen Beobachter vielfach übertrieben erscheinen: allein das, was sich aus den heute an einem Tag vorliegenden englisch en Nachrichten entnehmen läßt, läßt nunmehr keinen Zweifel darüber, daß die Annexion der Boeren­staaten erst auf dem Papier vollzogen ist, und daß die Boeren, die sich noch auf dem Kriegspfad befinden, keine ge­hezten, zersprengten Haufen sind, sondern zahlreiche und kampf­entschlossene Kolonnen, die die Offensive ergreifen.

Stellen wir die heutigen Nachrichten kurz zusammen: Lord Kitchener telegraphiert aus Pretoria vom 13. Dezember: General Elements wurde heute bei Nooitgedacht am Magaliesberg von den Kommandos Delareys und Beyers, insgesamt 2500 Mann an­gegriffen. Der erste Angriff der Boeren wurde ab­geschlagen, es gelang den Boeren indessen, den Gipfel