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Bur Rettung Posadowskys tramt der Rh. Courier" aus feiner Aftenmappe einen Fall aus, der beweisen soll, daß die Social­demokratie, die die 12 000 Mart- Affaire so scharf verurteilt habe, in einem ähnlichen Fall, sofern es sie selbst betreffe, gar nichts Arges sehe. Lassen wir das Blatt unsre Korruption entlarven:

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bieser Vorschläge erscheint zur Zeit aber verfrüht. Es genügt, für nämlich darin eine Unzahl Ratten Haufen. Diese ekelhaften Tiere treiben Der Erste Staatsanwalt Haden ist der Ansicht, daß in jezt festzustellen, daß, wer in Wirklichkeit die chronische ihr Unwesen nicht nur zu verschwiegener Nachtzeit, oder sonst während der beiden Veröffentlichungen Majestätsbeleidigungen enthalten sind. Beschlußunfähigkeit des Reichstags beseitigen Abwesenheit von Menschen, sondern ihre große Zahl hat den ver- Unfre Offiziere und Truppen hätten sich bei dem Krieg in China  Die sog. Hunnenbriefe wären will, nicht einseitig mit der Aufhebung der Diätenlosigkeit vor abscheuten Nagetieren die Dreiftigkeit gegeben, daß sie selbst während nicht ich machvoll benommen. Das zu glauben, was in den Briefen gehen darf, sondern zugleich die in dem bestehenden Reichs- des Unterrichts nicht selten in den Schulzimmern herumhuschen. teine Beweise dafür. Wahlrecht liegenden tieferen Ursachen dieser bedauerlichen Er Eingang finden die Ratten durch Löcher, welche die Wände, Fuß geschrieben wurde sei maßloje Leichtfertigteit, daß das scheinung unfres öffentlichen Lebens beseitigen helfen muß." böden und Thüren der Schulräume genug aufweisen. Wenn sich nun Gedicht unbeanstandet im Hamburger Echo" veröffentlicht worden Die" Post" wünscht also die Partei aus dem Reichstag zu be so ein Nagetier im Klassenzimmer zeigt, dann entsteht natürlich unter sei, gehe ihn nichts an. Der Angeklagte habe wissen müssen, daß feitigen, deren Vertreter allein regelmäßig und mit annähernder ben Kindern lebhafte, den Unterricht störende Unruhe. Vor Zeit zu die Medaille eine Stiftung des Kaisers ist und wessen Bildnis auf Vollzähligkeit die Sigungen besuchen, und dies, um den Besuch des Zeit, wenn die Rattenplage gar zu arg wurde, ließ die Schulverwal- die Medaille kommen würde. Beantragt wurde eine Gesamtstrafe Barlaments zu beben. Die" Post" mag sich gedulden: Es giebt tung wohl Gift legen, ohne daß dadurch das Uebel auf die Dauer von einem Jahr sechs Monaten Gefängnis. ein einfaches, unfehlbares Mittel, eine glänzende Besetzung des beseitigt werden konnte. Auf das einfachste Abhilfsmittel, eine Die Verteidiger, Justizrat Mundel und Dr. Liebknecht, Hauses herbeizuführen. Die Socialdemokratie braucht nur erst die gründliche Reparatur des alten Gebäudes, die besonders auf Beweisen darauf hin, daß sich monarchisch und königstreu das in China  Vorgehen erklärt gegen ausschlaggebende Partei zu sein dann wird es feine Klage mehr feitigung der Rattenlöcher hätte Bedacht nehmen müssen, scheint man gesinnte Blätter über die chronische Beschlußunfähigkeit geben.- nicht gekommen zu fein. Als nun um die Mitte dieses Monats die haben. Man dürfe uicht annehmen, weil getvisie Ausdrücke Natten wieder überhand nahmen, wurde abermals Gift gestreut. im Voltsblatt" stehen, deshalb sind sie auf den Kaiser zu Diesmal allem Anschein nach recht reichlich. Die Ratten blieben beziehen, oder weil der Angeklagte so und so gefonnen sei, des wenigstens vorläufig zwar weg, dafür machte sich aber halb habe er das und das sagen wollen. In der Verfassung ist bald nachher in den Klassenzimmern ein unerträglicher nicht davon die Nede, daß der Kaiser ausschließlich das Recht habe, Gestank bemerkbar, der den von den Tieren benutten Medaillen zu verleihen. Auch das Reich könne Medaillen stiften, Löchern entströmte, so daß man annehmen kann, der Gestant und die Stiftung der fraglichen Medaille sei kein kaiserlicher Att ge­Wenn es aber in den Augen der socialdemokratischen Partei rühre von den Kadavern der durch Gift verendeten Ratten wesen. Man möge nicht fünstlich Majestätsbeleidigungen konstruieren, ein so schweres Vergehen ist, daß Herr v. Woedtke jene Summe her, die unter den Fußböden und zwischen den Holzwänden liegen denn eine künstliche Konstruktion bedeute selbst eine Beleidigung. Geldes von einem industriellen Verband zu einem erlaubten Zwed werden. Und in dieser verpesteten Luft mußten Lehrer und Schüler Der Brustton des Ersten Staatsanwalts, daß unsre deutschen angenommen hat, welche strengen Grundsäge muß jene Partei bei auch die Pausen zubringen und ihr Frühstück einnehmen, denn einen Brüder sich nicht schmachvoll benommen haben, flingt sehr schön, ihrer eignen Agitation und der Aufbringung der hierzu erforder- Schulhof giebt es bei jener Schule nicht. Es erscheint nach alledem aber in der That liegen die Dinge in China   nicht so harmlos, wie lichen Mittel anlegen? Hierfür können wir aber mit Beweisen auf nicht verwunderlich, daß verschiedene Kinder von starker Uebelfeit, gesagt werde. Bei früheren Feldzügen sind nicht Worte voraus warten. Denn als vor zwei Jahren in Berlin   vor der 4. Straffammer Ohnmachtsanfällen und dergleichen befallen wurden. Nachdem der gegangen wie" Pardon wird nicht gegeben und Gefangene werden des Landgerichts I   ein Erpressungsprozeß gegen zwei Maurer verhandelt geschilderte Zustand einige Tage gewährt hatte, wurden auf Vor- nicht gemacht". Der Angeklagte habe nur gegen die Medaille wurde, die einige Maurer, welche keine Lust hatten, sich für die stellung des Lehrer- Kollegiums drei von den sechs Schulzimmern protestiert; er habe im guten Glauben gehandelt und sei deshalb Streitfaffe mit Wochenbeiträgen besteuern au laffen, mit Gewalt polizeilich geschlossen. In welcher Weise Abhilfe geschaffen werden freizusprechen. thätigkeiten bedroht hatten, wurde in diesem Strafprozeß, wie der foll, ist noch nicht bekannt. Einstweilen muß sich die achtklassige Das nach längerer Beratung gegen 1/24 Uhr nachmittags ver­Bor: värts"( Nr. 300) felber berichten mußte, festgestellt, daß turz Schule mit drei Zimmern behelfen, was nur dadurch möglich ist, fündete Urteil lautete auf drei Monate Gefängnis. Nur vorher, zur Beit der Reichstagswahlen, aus dieser Streit daß die Zahl der Unterrichtsstunden wesentlich vermindert worden in dem Gedicht, nicht aber in dem Artikel wurde eine Beleidigung tasse von deren Verwalter 600 M. an die socialist. Von den sonstigen Zuständen, die in der genannten Schule erblickt. demokratische Parteitasse abgeliefert worden herrschen, giebt auch die Thatsache ein Bild, daß für die 500 bis waren. Wir fragen aber: Was ist für ich I immer zu halten: 600 Schüler und Schülerinnen samt den Lehrern daß Herr v. Wödtke, welcher das Publikum über die Motive Abortfige vorhanden sind. Dieselben befinden sich nicht einmal Die Beit ist aus den Fugen. Die Grundsäulen der menschlichen eines Gesezentwurfs, der bei dem Ausbruch eines Streits den im Schulhause, sondern wer sie benutzen will, der muß erst über Gesellschaft bersten und alles droht in Trümmern und Rauch zu Schutz der Arbeitswilligen und ihrer Familien bezweckte, belehrt die Straße geben. Für die Baufälligkeit der Schulräume spricht vergehen. Als seltsamer Fremdling in diesem chaotischen Wirrnis wiffen wollte- wogegen ja an sich nichts zu erinnern ist, den der Umstand, daß vor längerer Zeit ein Teil des Deckenpuzes im erhebt sich der Weihnachtsprediger des Deutschen Adelsblatt", Mißgriff beging, die hierfür erforderlichen Mittel, anstatt sie auf Flur und einem Klassenzimmer herabfiel, und nachdem der Schaden um zur Rückkehr in die gute alte Zeit der unantastbaren gesicherten den Fiskus zu weisen, von einem reich dotierten Verband an ausgebeffert war, eine behördliche Verfügung ergangen ist, welche Autorität zu mahnen. Ein Ausschuß mitglied der Deutschen  zunehmen- oder daß die Führer der Socialdemokratie das Betreten des über der genannten Decke befindlichen Bodenraums Adelsgesellschaft" verkündet das große Albemittel für alle Wunden fich vom Verwalter eines Fonds, der von Arbeiter untersagte, damit ein weiteres Herabfallen von Deckenteilen nicht der Gesellschaft: Die Wiederbesinnung der Aristokratie auf die groschen zum Besten der hungernden Familien von mehr pafftere. höchste der Pflichten. Eräger, Bortämpfer und Hort des Streitenben zusammengebracht war, sich einen an- Nach dem vorstehend Geschilderten scheint der städtische Schul- Herrschertums von Gottes Gnaden zu sein". fehnlichen Betrag auszahlen ließen, um ihn solchen Not palast" in Jarotschin   um nichts besser zu sein, wie die unter junker­leibenden zu entziehen und ihn zur Bestreitung lichem Patronat stehenden Schulpaläste" in Oftelbien. der Wahlagitationstoften zu verwenden?"

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Der Vergleich hinft leider sehr bedenklich. Wie liegt die Sache in dem uns vorgehaltenen Fall? Die Vertreter der Maurer­Die ,, ordnungsfeindlichen Bestrebungen der Eisenbahner. organisation steuern aus dem Streitfonds, der in einer Höhe von Jm Reiche des Herrrn von Thielen wird bekanntlich jeder 20000 M. auf der Bank deponiert war, 600 M. zu dem socialdemokratischen Versuch der Arbeiter und Angestellten, durch Zusammenschluß ihre Wahlfonds bei, da ste durch die Wahl socialdemokratischer Abgeordneter Lage zu verbessern, in der schroffsten Weise unterdrückt. Mit so­ihre gewerkschaftlichen Interessen gewahrt sehen. Sie fortiger Entlassung wird bestraft, wer es wagt, einem erwarten von denselben z. B. mit Recht die Bekämpfung Verbande beizutreten, der sich diese Aufgabe gestellt. Üleber die solcher 8uchthausgeseze, wie sie Bosadowsty im Auftrag zu zahlenden Löhne und über die Arbeitszeit, die zu leisten ist, ent des Verbands deutscher   Industrieller dem deutschen   Proletariat bescheidet einzig und allein die Verwaltung, das ist Ordnung; scheren wollte. Das Geld wurde also zu einem eminent gewert Bestrebungen, die auf Beteiligung der Arbeiter an der Regelung der schaftlichen Zwede ausgegeben. Auch die englischen Gewerk- Arbeitsverhältnisse hinauslaufen, find ordnungsfeindlich. Aus schaften haben bekanntlich beträchtliche Summen zu ähnlichen dieser Anschauung heraus verbietet die Eisenbahn- Verwaltung den 8weden beigesteuert. Als formell inforrett tann es höchstens be Beitritt zum eisenbahner Verband. Jm Amtsblatt Nr. 88 zeichnet werden, daß der Betrag einem zu einem beber tönigl. Eisenbahn  - Direktion Magdeburg   befindet sich folgende ftimmten gewerkschaftlichen 8wed gesammelten fonds entnommen Verordnung: wurde, wenn auch nicht daran gezweifelt werden tann, Allgemeine Verwaltungs- Angelegenheiten. daß so ziemlich jämtliche Beitragleistenden mit der Ver­wendung der 600 m. durchaus einverstanden gewesen sein würden. Umsomehr, als umgekehrt die Socialdemokratie in un­zähligen Fällen Streits mit ganz andren Summen unterstügt hat.

Der Vergleich dieser 600 Mt.- Angelegenheit mit der 12 000 mt.­Affaire paßt nur insofern, als der Bueck- Verband dem Reichsamt des Innern die 12 000 m. ebenfalls in der Erwartung gegeben hat, dafür seine Interessen gewahrt zu sehen. Der Unterschied besteht jedoch darin, daß das Reichsamt des Innern nicht die politische Ber tretung des Centralverbands deutscher   Industrieller dar­stellt, wie die socialdemokratische Partei die politische Repräsentation der gewertschaftlich organisierten Arbeiter darstellt, sondern die un­partetif sein sollende Regierung, die für die 12000 m. ber Bued   Leute die Rechte der Millionen der Prole= tarier verschachern sollte! Und wenn der Rhein  . Cour." nur die Aehnlichkeit der beiden Fälle sah, nicht aber deren Unterschieb, so leistet er durch die Betonung dieses do- ut- des­Verhältnisses dem waderen Bosadowsky den denkbar schlechtesten Dienst.

Der empfindliche Militarismus. Aus Königsberg   i. Pr wird uns geschrieben:

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Nr. 1149.

Entlassung von Arbeitern wegen Beteiligung an ordnungsfeindlichen Bestrebungen. Troz der Vorschrift im§ 2( 3) der Gemeinsamen Be stimmungen für die Arbeiter aller Dienstzweige der Preußischen Staatseijenbahn Verwaltung", wonach wonach die Beteiligung an ordnungsfeindlichen Bestrebungen untersagt ist, hat sich eine Reihe von Arbeitern verleiten lassen, dem derartige Bestrebungen fördernden Hamburger Verband der Eisenbahner Deutschlands   beizutreten bezw. eine von dem Vertreter dieses Verbands einberufene Bersammlung zu be= suchen.

Den in Frage kommenden 37 Arbeitern ist von uns das Dienstverhältnis gekündigt worden.

Wir bringen dies zur Kenntnis sämtlicher Beamten und Arbeiter des Bezirks,

Wir erwarten, daß in Zukunft das vorstehend erwähnte Verbot der Beteiligung an ordnungsfeindlichen Bestrebungen auf das gewissenhaftefte beobachtet werden wird.

Zuwiderhandlungen gegen das Berbot haben Kündigung des Dienstverhältnisses zur Folge.

Die Dienststellenvorsteher haben dafür Sorge zu tragen, daß diese Amtsblattverfügung fämtlichen ihnen unterstellten Beamten, Hilfsbeamten und Arbeitern bekannt gegeben wird.

Den größeren Dienststellen wird zu diesem Zwecke eine erhöhte Anzahl von Exemplaren des Amtsblatts zugehen. Die nicht zu den Sammlungen gehenden sind eventuell als Aushang zu ver­wenden.( I. 2306 d vom 7. Dezember 1900.)

An alle Beamte, Hilfsbeamte und Arbeiter. Königl. Eisenbahn- Direttion.

Der Militarismus wird nervös, bas zeigte eine Gerichts­berhandlung, die am 22. b. M. in Rönigsberg bor der Straflammer des Laubgerichts stattfand. Genoffe Hennig follte die Unteroffiziere und Offiziere des ersten Armeecorps beleidigt haben. Strafantrag hatte der tommandierende General gestellt. In einer humoristischen Wochenschau hatte Hennig eine Bemerkung über freiwilliges" Stiefelpugen der Rekruten gemacht. Dann hatte er von einer fingierten Verhandlung des Militärgerichts gegen einen Sol. daten Bised, der einen Unteroffizier Aff" genannt, berichtet und schließlich bemerft, daß fich zwei Haupt Leute und Major bereit erklärt haben, der Bolts­tribüne" weitere Berichte zu liefern. gehalten, daß es eigentlich jedermann flar sein müßte, daß es sich um Scherze handelt. Beim Militär verftand man aber feinen Scherz. Es wurde bei den Gerichtshöfen des Armeecorps angefragt, wo eine Verhandlung gegen Bised stattgefunden habe; außerdem wurde ein Disciplinar­Der Majestätsbeleidigungsprozeß gegen Swienth. berfahren gegen Unbekannt eingeleitet, das den Zwed hatte, die Offiziere au ermitteln, die das socialdemokratische Blatt mit Halle a. S., 22. Dezember. Berichten versehen wollen. Das flingt so fomisch, daß wir Der Prozeß( der Vorwärts" hat bereits turz darüber berichtet. es nicht glauben würden, wenn es nicht der Staatsanwalt D. Red.) wurde unter Ausschluß der Oeffentlichkeit verhandelt, den in der Gerichtsverhandlung mitgeteilt hätte. Der Staats. Berichterstattern der Presse wurde aber gestattet, der Verhandlung anwalt suchte in langer Rede nachzuweisen, daß eine beizuwohnen. Der Vorsitzende, Landgerichtsdirektor Bade hielt es schwere Beleidigung der Unteroffiziere und besonders aber für seine Pflicht, die Vertreter der Breffe darauf aufmerksam zu machen, der Offiziere der Armee vorliege. Die Socialdemokratie richte mit bei der Abfassung und Veröffentlichung der Referate ja recht vorsichtig Vorliebe ihre Angriffe auf die Armee. Die in die Armee ein- zu sein. Selbstverständlich kommen die Berichterstatter biefem tretenden Refruten sollten mit Widerwillen erfüllt werden. Der Wunsche nach, jedoch kann unter diesen Umständen der Bericht nicht Angeklagte habe die Disciplin in der Armee untergraben wollen, alles wiedergeben, was zur Beurteilung des Verfahrens nötig wäre. Die scherzhafte Form sei nur gewählt, um die Angriffe zu mastieren. Als strafbar angezogen waren die Nummern vom 15. November, Mit sechs Monaten Gefängnis sei die schwere Beleidigung zu Artikel:" Wahrzeichen der Schmach" und vom 25. November, Gedicht: Die Hunnenmedaille". In dem fühnen. ersten Artikel Der Verteidiger, Rechtsanwalt Hugo Haase  , plädierte ist Chinavorlage der Regierung, die für die für Freisprechung. Die Socialdemokratie wolle feineswegs die Anfertigung der Medaille für die Chinatrieger 70 000 Mart imd verlangt in dem Gedicht ift davon die Rede, Disciplin in der Armee untergraben. Nicht gegen die Armee Genosse fich, sondern gegen das jetzige Wehrsystem wende sich die Partei. wie die Medaille wohl ausgeführt werden könnte. Der Verteidiger stellte den Eventualantrag, gegen tausend Swienty übernimmt für die beiden Preßprodukte die Verant­Abonnenten der Bolts- Tribüne" darüber zu vernehmen, daß sie wortung, und erklärt in längeren Ausführungen, daß es ihm voll­nicht einen Augenblick darüber in Zweifel gewesen seien, daß der ständig ferngelegen habe, den Staiser zu beleidigen. Nach der Frei­Artikel scherzhaft gemeint sei. gabe der erst beschlagnahmt gewesenen Nummer des Voltsblatts mit dem Artikel: Wahrzeichen der Schmach" habe er gar keine Bedenken getragen, auch das Gedicht zu veröffentlichen. Der Untersuchungs­richter Dr. Bindfeil habe ja schriftlich erklärt, daß jener Artikel teine Majestätsbeleidigung enthalte. Und das Gedicht: Die Sunnen­medaille" sei aus einem andern Blatte entnommen und dort unbeanstandet veröffentlicht worden.

Die Leibgarde des Gottesgnadentums.

Bunächst erläutert der wundersame Jünger von Friedrich Julius Stahl   das Wesen wahrhafter Autorität und Obrigkeit: ,, Ein Aristokrat sein, heißt nicht nur ein Christ sein, sondern auch ein Royalist. Die Stellung des Adels zu seinem Fürsten ist die einfache Konsequenz der christlichen Lehre von der Obrigkeit und der Aufgaben jeder Aristokratie.

Gottes Wille und Weltordnung fordert, wie in religiösen, so anch in allen irdischen Dingen eine feste Autorität, strenge Ordnung und Zucht, denn die sündige, extra= einmal vagante Menschennatur bedarf nun eines straffen Regiments.

Der Herr ist nicht ein Gott der Unterordnung und Schwäche, sondern der Ordnung und Gesetzmäßigkeit. Er verlangt daher strengen Gehorsam und Unterordnung unter seine Gebote, sein Wille soll geschehen, nicht nur im Himmel, sondern auch auf Erden. 8ur Ausführung desselben, aur us. übung der höchsten Autorität an seiner Statt, hat er die weltliche Obrigkeit gesetzt. Dieses Regiment ist in den monarchischen Staaten den Landesherren übertragen. Speciell bei uns in Deutschland   find unsre Fürsten   die gottgegebene und gottgewollte Obrigkeit, die nach Gottes Willen und Ordnung berufenen und berechtigten Träger der Autorität und Regierungsgewalt. Nach christlicher Weltanschauung ist daher das Herrscher­amt teine menschliche, sondern eine göttliche Ein­richtung. Gott   hat das Fürstenamt eingesetzt. Ein recht­mäßiger Landesherr ist der mit der Herrschaft über ein Land und Bolt Beauftragte Gottes, der die Regierung zum Wohle und Segen des ihm anvertrauten Bolls im Namen und Sinne Gottes zu führen hat. Er ist der Gesalbte des Herrn, ein Herrscher aus göttlichem Rechte, also von Gottes und nicht von der Menschen Gnaden.

Und dieser Obrigkeit zu geborchen und zu dienen ist Gottes ausdrücklicher Wille und Befehl. Das 4. Gebot macht das Unterthansein für den Christen zu einer Gewissenspflicht und den Gehorsam zu einem Gottes­dienst, es spricht es ganz klar aus, daß, wer sich der obrig= teitlichen Gewalt widersett, dadurch Gottes Ordnung widerstrebt. Und daran ändert nichts, ob wir den jeweiligen Herrscher lieben und verehren, oder bloß fürchten, ob diefer seinem Lande und Bolte als ein Segen oder als eine Gottesgeißel gesezt ist. Ein rechter Unterthan ist tönigstreu aus Princip und vor allem aus Pflicht. Er dient mit gleicher Hingebung auch einem ,, wunderlichen Herrn." Denn ob Lohn oder Strafe für ein Land, beides ist Gottes Wille und weiser Ratschluß, muß zu unserm Heile und zur Durchführung seiner Absichten dienen."

Nachdem der Adelsgenosse also das Princip des Gottesgnaden­tums auferrichtet hat, überfällt ihn doch ein banger Zweifel, ob nicht dieses Princip ohne jede Einschränkung auch den durch Revolution zur Herrschaft gelangten Fürsten   das Gottesgnadentum fichere. Das darf nicht sein, und so wird denn als Voraus­

der

37 Arbeiter hatten es gewagt, wider den Stachel zu löken, sie find erbarmungslos aufs Pflaster geflogen. Wird die Androhung der Hungerpeitsche den andren den gewünschten Schrecken einjagen, Das Ganze ist fso daß fie fich dem Verband fernhalten? Vielleicht erreicht die fegung, Bedingung und Grenze des Gottesgnadentums" die Direktion ihren Zwed für den Moment, für die Dauer wird es ihr Rechtmäßigkeit, die Legitimität gefordert. Nur nicht gelingen, die Hunderttausende ihrer Angestellten im Sllaven nationale, angestammte Landesherr" erfreut sich der joch zu halten. Natürlich göttlichen Gnade. darf mant den Verkünder der Legitimität nicht auf die Geschichte verweisen, die den Ursprung des nationalen angestammten Landesherrntums fast ausnahmslos in Eroberung, Gewalt, Usurpation erweist. Solche Kleinigkeiten stören den Abelsprediger nicht, der sich nach jener Einschränkung den Pflichten zuwendet, die nur die wahrhafte Aristokratie gegen den legitimen Gott sei es geflagt!- in Herrscher zu üben hat und deren sie den Mirren dieser verwahrloften Beit allzusehr vergaß: Dieses christlich- konservative Princip( des Herrscherrechts von Gottes Gnaden) zu vertreten und zur Geltung zu bringen, ist daher die Pflicht und eine der politischen Haupt­aufgaben der Aristokratie. Diesen allein fest­stehenden Rechtstitel, diese einzig zweifellose, unantastbare Quelle der Autorität und unverleglichkeit unsrer Fürsten gilt es zu verteidigen, wiederherzustellen und zu ftärken gegenüber modernen Beitgeist, gegen die Angriffe und Verdunkelungen des Liberalismus. Dabei ist es völlig gleichgültig, ob das Land und die Macht des betreffenden Herrschers groß oder klein ist. Ein echter, sich seines politischen Berufs bewußter Edelmann ist fich stets bewußt, daß er mit dem Throne des fleinsten Fürsten  zugleich den des mächtigsten verteidigt oder zerstört, das dynastische Princip stärkt oder schwächt: Daß er die Rechte der einen Dynastie, z. B. der Hohenzollern  , nicht erhalten kann, ohne die gleichen Rechte des Hauses Wittelsbach, Wettin  , Lippe, Koburg oder andre zu schüßen.

an

Nach 1/ 4stündiger Beratung sprach der Gerichtshof den An­Die infriminierten geklagten von Strafe und Kosten frei. Wendungen feien scherzhaft aufzufassen. Es sei auch nicht erwiesen, daß der Angeklagte eine beleidigende Absicht gehabt habe.-

von der

Ein oftelbisches Schul- Jdyll. Den zahlreichen Thatsachen, welche schon über die elenden Zustände von Schulhäusern in Ost- Rechtsanwalt Dr. Liebknecht giebt eine Reihe sog. Hunnen­elbien beröffentlicht worden sind, reiht sich das folgende Beispiel briefe, die in monarchisch gefinnten Beitungen beröffentlicht worden würdig an: Uns wird berichtet: find, bekannt, um nachzuweisen, wie das Vorgehen in China be­Die katholische Voltsschule in Jarotschin  , einer urteilt wurde. Sein Antrag, den geladenen Chefredacteur der Ber­posenschen Kreisstadt, ist im dortigen Rathause untergebracht. Die liner Volfs- Zeitung" als Sachverständigen zu vernehmen, wird ab­Schultinder nennen das Gebäude nicht anders als Ratthaus", weil gelehnt.

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Uns Edelleuten ist die Thronwacht für die deutschen   Fürsten  in erster Linie anvertraut.

Zur Sicherheit unsrer Fürsten in den Stürmen der Zukunft ist es die höchste Beit, daß schleunigst auch in dieser Beziehung mit den revolutionären Anschauungen der französischen   Revolution und des Liberalismus gebrochen werde. Alle wirklichen Moyalisten müssen daher alles thun, daß die christlich- germanische Auffaffung vom göttlichen Rechte der Obrigkeit und vom Unterthansein als einer religiösen Pflicht wieder zur Geltung gelange. Der erste Schritt dazu ift