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Br. 300. 17. Jahrgang. 2. Beilage des Vorwärts  " Berliner Volksblatt. Dienstag, 25. Dezember 1900.

Das Gesetz betreffend die Bildung der Wählerabteilungen bei den Gemeindewahlen.

Städte

Steuerreform" wurde als umumstößliche Forderung von Gesamtsteuer- Summe,

mehreren Barteien aufgestellt. Die Parole würde siegreich geworden teilungen in der

Klassen noch mehr entrechtet.

-

so

Ab­

findet die Bildung dieser der Art statt, daß von berbleibenden sein, wenn der Forderung entsprechend gehandelt wäre. Judessen es Summe auf die erste und zweite Abteilung je die Hälfte entfällt. fam anders. Die tonservative Partei des preußischen Landtags Demnach ändert das neue Gesetz für die meisten kleineren, unter Am 1. Januar 1901 tritt das preußische Gesetz vom 30. Juni 1900 drang auf Durchführung des Teils der Steuerreform, der dem 10 000 Einwohner zählenden Gemeinden im wesentlichen nur, daß betreffend die Bildung der Wählerabteilungen bei den Gemeinde- Junker, insbesondere dem ostpreußischen, Riesenvorteile ohne erstens die Dreimart- Männer stets in der dritten Abteilung zu und schließlich auch wählen haben, und daß ferner, was jetzt schon für die sieben öst­wahlen in Kraft. Die Bestimmungen dieses Flicgeseges beziehen sich entsprechende Gegenleistungen verhieß brachte. Insbesondere gehört dahin die Entschädigung der lichen Provinzen Ostpreußen  , Westpreußen  , Brandenburg  , Pommern  , auf zwei Materien. Die eine, minder wichtige, betrifft die Ein­steuer Posen, Schlesien  , Sachsen   Rechtens ist, sämtliche direkten Steuern richtung der Abstimmungsbezirke im Bereich der ehemals Reichsunmittelbaren dafür, daß sie bis dahin Städte- Ordnungen. Durch Rechtsprechung des Ober- Verwaltungs- rei geblieben waren, und die Aufhebung der Grundsteuer. Der den Maßstab für die Bildung der Abteilungen abgeben. Durch Rechtsprechung des Ober- Verwaltungs rheinisch- westfälischen Großzindustrie lag nicht ein Deut an einer Eine größere Aenderung ist für die nach der jedesmaligen letzten gerichts war im Gegensatz zu einer fast fünfzigjährigen Wahlrechtsreformim Gegenteil, die durch die Steuerreform ohne Volkszählung mehr als 10 000 Einwohner zählenden Gemeinden Pragis in den letzten Jahren der insbesondere für größere gleichzeitige Wahlreform den reichen Schlotbaronen zugeführten( gleichviel, ob es städtische oder ländliche Gemeinden find) eingeführt. Vorteile betrachteten sie als eine wohlerworbene Entschädigung für Für diese Gemeinden ist das sogenannte Durchschnittsprincip ein­sämtliche Wähler eines Wahlbezirks, und mochten es noch die Erhöhung der Steuern bis auf 4 Proz. und für die Minderung geführt. Danach muß jeder Wähler, dessen Steuerbetrag den Durchschnitt so viele sein, in einem Lokale wählen mußten. Die mit dieſem der Mogeleinmöglichkeit durch Einführung der Deklarationspflicht. Der auf den einzelnen Wähler treffenden Steuerbeträge übersteigt, Wahlmodus verbundenen Unzuträglichkeiten, die Ueberfüllung des Die ultramontane Partei lamentierte zwar gewaltig darüber, daß das stets der zweiten oder ersten Abteilung zugewiesen werden. Bei Be­Wahllokals, die Schwierigkeit, hinreichend große Wahllokale für Wahlrecht des Mittelstands und der Einfluß des Geldsack- rechnung des Durchschnittsbetrags sind die Wähler, welche zur einzelne Wahlbezirke zu finden, die Erschwerung der Ausübung Nationalliberalismus in den theinischen Gemeinden gesteigert würde. Staatseinkommensteuer nicht veranlagt sind, und wo das Wahlrecht des Wahlrechts besonders für diejenigen Wähler, welchen Aber zwei Seelen wohnten wie stets in ihrer Brust. Ist doch gerade an einen Einkommensteuersatz von 6 M. geknüpft ist, auch die zu wenig freie Zeit zur Verfügung steht, waren traffer im preußischen Centrum der Einfluß der Großindustriellen und der diesem Saz veranlagten Wähler, sowie die Steuer, mit welcher die­Art. Zudem zeigten die Berliner   Arbeiter bei der Stadtverordneten­wahl im Jahre 1899, bei denen diese Wahlquälerei zum erstenmal Großgrundbesitzer ein gewaltiger. Sie verkoppelte nicht Steuer- selben in die Wählerliste eingetragen sind, außer Betracht zu Erhöht oder verringert sich infolgedessen die auf in Berlin   praktisch durchgeführt werden mußte, daß sie solcher ver- und Wahlreform, begnügte sich mit Versprechungen und trug dann lassen. ein erstauntes Gesicht zur Schau, als das Herrenhaus eine die erste oder zweite Abteilung entfallende Gesamtsumme, waltungsrechtlicher, die Ausübung des Wahlrechts erschwerender Hindernisse spielend Herr wurden. Dies führte selbst das preußische Flickerei, die im Jahre 1893 dem Dreiklassen- System angesonnen so findet die Bildung dieser beiden Abteilungen in der Art statt, Abgeordnetenhaus dazu, den verwaltungsrechtlichen, vom Ober- Ber- wurde, kurzer Hand über den Haufen warf. Die Beharrlichkeit und daß von jener Summe auf die erste und zweite Abteilung je die waltungsgericht in mühsamer Arbeit gedrehten Zwirnsfaden zu be- Bähigkeit der preußischen Junker und die zweideutige Stellung des Hälfte fällt. Eine höhere Abteilung darf niemals mehr wähler feitigen. Nach§ 6 des angeführten Gesetzes ist der Magistrat( be- Centrums hatten den Reichen Befreiung von der Grundsteuer und zählen als die niedere. Ferner kann in Gemeinden mit über 10 000 Einwohnern durch ziehentlich da, wo an Stelle des Magistrats der Bürgermeister vermehrte Rechte bescheert, den Mittelstand und die arbeitenden Ortsstatut noch eine Aenderung eingeführt werden. Zu diesem Orts­fungiert) fortan befugt ,,, an Stelle oder innerhalb der Der im System des Dreiklassen- Wahlrechts liegende plutokratische ftatut ist Bustimmung von zwei Dritteln der abstimmenden Gemeinde Wahlbezirke, in benen je eine bestimmte Anzahl Charakter des Dreitlassen Wahlsystems wurde von Jahr zu Jahr vertreter und Bestätigung durch den Kreisausschuß in Landgemeinden Stadtverordneter zu wählen ist, Bezirke zum sinnenfälliger. Das einzige verständige Mittel, die Begünstigung und durch den Bezirksausschuß in Stadtgemeinden erforderlich. Das 3wede der Stimmenabgabe( Abstimmungsbezirke) der Reichen und die Entrechtung der andren Klassen der Be Ortsstatut kann bestimmen: 1. daß bei der Bildung der Wähler­zu bilden oder die Wähler in andrer Weise in Gruppen zu teilen und für jeden Abstimmungs- bölferung zu beseitigen, ist die Einführung des allgemeinen, gleichen abteilungen an Stelle des Durchschnittsbetrags ein den Durchschnitt beziri, beziehungsweise jede Gruppe einen Davor schaudern aber die bürgerlichen Barteien zurüd. direkten Wahlrechts für Preußen und für Preußens Gemeinden. bis zur Hälfte desselben übersteigender Betrag tritt, 2. daß auf die Davor schaudern aber die bürgerlichen Parteien zurück. Soll doch erste Wählerabteilung 5/12, auf die zweite 4/12 und auf die dritte 3/12 eignen Wahlborstand zu bilden." Wichtiger ist der andre Teil des Gesetzes. Er ändert die Bilder Landtag   und die Gemeinden nicht den Interessen der Allgemein- aller Steuerbeträge fallen, eine höhere Abteilung aber nicht heit, sondern der Befestigung der Macht der Wohlhabenden und mehr Wähler zählen darf als eine niedere. Durch Einführung dieser dung der Wählerabteilungen bei den Gemeindewahlen deren Interessen dienen. Eine Aenderung dieses kulturschädlichen ortsstatutarischen Regelung soll die Möglichkeit geschaffen werden, in denjenigen Landgemeinden und Städten, in denen die Bildung der Wählerabteilungen für die Wahlen zur Gemeinde- Wahlunrechts läßt sich wohl nur auf dem Wege der Reichs- die kleine Wirkung des Gefeßes( durch den Zuschlag von 50 Proz.) Gesetzgebung herbeiführen. Preußens bürgerliche Parteien abzuschwächen oder( durch die Zwölftelung) zu erhöhen. vertretung nach dem Maßstabe direkter Steuern stattfindet. Das und Gesezgebungskörper find längst für der Allgemeinheit Welche Wirkung das neue Gesetz haben wird, mögen einige Gesetz bezieht sich also auf die städtischen und ländlichen Gemeinde- dienliche Reformen untauglich geworden. Es kann daher nicht über- Bahlen aus den amtlichen Materialien illustrieren. Die Wähler vertretungen aller preußischen Landesteile, mit Ausnahme der Provinz raschen, daß die nun zum Gesetz erhobene Wahlrechtsreform nur würden in folgenden Städten auf die erste, zweite und dritte Ab­Regierungsbezirken Stralsund   und Schleswig  , der Stadtgemeinde Pfusch- und Stückwerk ist. Das Kunststück, ein Pferd, mit dem er in teilung in Tausendteilen der Einwohner verteilt werden: Frankfurt   a. M. und der Landgemeinde Helgoland  . Für die an einen Sumpf geraten ist, an dem Schwanz aus dem Sumpf zu geführten Gebiete gilt nicht das Dreiklassen- System, sondern, soweit ziehen, hat bislang auch die ultramontane Partei noch nicht fertig gebracht. Auch sie wird sich bei derlei Versuchen immer mehr in Nach fich dies übersehen läßt, ein bon der Bildung von Wähler- en Sumpf hineinarbeiten. Ihren Wählern wird allmälig die Lust, abteilungen unabhängiges Gemeinde- Wahlrecht. Das Gesetz selbst und seine wirtung ist ohne einen fie herauszuziehen, vergehen. furzen Rückblick auf die Geschichte des Dreiklassen- Wahlrechts für die preußischen Gemeinden nicht verständlich. Das an sich un­gerechte, plutokratische Dreitlassen- Wahlrecht beruht auf dem System, daß sämtliche Wahlberechtigte nicht nach der Zahl der Wähler, sondern unter Berücksichtigung ihrer Steuerleistungen in 3 Klassen. geteilt werden, deren jede ebenso viel Rechte besitzt. Werden beispiels­weise von einer Gemeinde 999 999 M. Steuern jährlich aufgebracht, werden die Wähler derart in 3 Klassen geteilt, daß jede der Klassen ebensoviel Steuern aufbringt. In die 1. Klasse rangieren die Höchst­besteuerten, die zusammen 338 333 M. zahlen, die 2. Klasse faßt die Wahlberechtigten zusammen, die die nächst hohe Steuerstufe zahlen und zusammen 333 333 Mart aufbringen, die dritte Klasse umschließt den Rest der Wahlberechtigten. Jede dieser drei Klassen wählt eben- Für alle Gemeinden, auf die das Gesetz Anwendung findet, bom 1. soviel Gemeindevertreter oder Stadtverordnete. Danach hat also gelten Januar ab Die folgende Vorschriften: der Wohlhabende mehr Rechte als der minder Begüterte. Als dies Wähler werden nach den von ihnen zu entrichtenden direkten Dreillaffen- Wahlsystem Eingang fand, war der Höchstbetrag der Staats-, Gemeinde-, Kreis-, Bezirks- und Provinzialsteuern in drei 432 Mart. wurde Abteilungen geteilt, und zwar in der Art, daß auf jede Abteilung der Höchstbetrag der Steuer auf 21 600 Mark gesteigert. ein Drittel der Gesamtsumme der Steuerbeträge aller Wähler fällt. Das Gesetz vom 25. Mai 1873 beseitigte jede Maximal- Für jede nicht zur Staatseinkommensteuer veranlagte Person ist an grenze. Durch diese Aenderung der Steuergejeze und durch die Stelle dieser Steuer ein Betrag von 3 M. zum Ansatz zu bringen. Konzentration der Vermögen wurde die Wirkung des Dreiklassenwahl- Steuern, die für Grundbesig oder Gewerbebetrieb in einer andren systems immer plutokratischer: die Rechte der Wohlhabenden wurden vermehrt, die der Minderwohlhabenden verringert: die Zahl der Wähler I. und II. Klasse sant, die der Wähler III. Klasse stieg fort­dauernd. Die Fälle, in denen nur ein Wähler die erste Klasse bildete und die Stadtverordneten oder Gemeindevertreter ernannte, vermehrten fich. Zu Beginn der neunziger Jahre inaugurierte Miquel die bekannte Steuerreform. Die Steuerreform ohne gleich zeitige Aenderung des Wahlgefeges mußte abermals plutokratisch wirken. Die Parole: Ohne Wahlrechtsreform teine

Steuern

"

1851 Durch das Gesetz von

Multatulis Millionenstudien.

Dafür, wie die neue Wahlrechts- Entrechtung wirke, genüge die Die Gemeindewähler Liste von Erinnerung an einige Zahlen. Berlin   wies Wahlberechtigte auf in der Im Jahre I. Abteilung

1891 3555(= 1,36 Broz.) 1893 2005(= 0,69 Broz.) 1895 1469(= 0,49 Proz.)

II. Abteilung

18 030(= 6,92 Bro3.) 12 984(= 4,47 Bro3.) 9 372(= 3,12 Pro3.)

Berlin  :

den Wählerlisten 1891

I. Abt. II. Abt. III. Abt.

2,25

11,42

151,46

27

dem Zustand von 1899

0,57

5,01

181,34

"

"

dem fünftigen Durchschnittsprincip der Zwölftelung

1,21

17,43

168,29

1,13

7,82 177,98

"

dem 50 Proz. Zuschlag Magdeburg  :

1,10

.

13,94 171,88

III. Abteilung 239 132(= 91,72 Broz.) 275 219(= 94,84 Proz.) 289 973(= 96,40 Broz.)

Nach den Wählerlisten 1891

2,22

10,67

93,58

"

dem Zustand von 1899

1,20

7,02

98,06

"

"

dem fünftigen Durchschnittsprincip der Zwölftelung

1,95

15,75

88,57

2,11 10,60

93,56

"

dem 50 Proz. Zuschlag

1,64 11,51

93,12

Düsseldorf  :

den Wählerlisten 1891

2,62

9,37

42,10

"

dem Zustand von 1899

1,10

6,71

86,98

"

dem fünftigen Durchschnittsprincip

.

1,82 15,19

77,78

"

der Zwölftelung

1,94

10,18

82,66

"

dem 50 Proz. Zuschlag

1,64

11,51

93,12

Brandenburg  :

Nach

den Wählerlisten 1891

3,91

12,24

76,76

"

dem Zustand von 1899

0,63

6,68

75,87

"

dem fünftigen Durchschnittsprincip. der Zwölftelung

1,12 13,54

68,52

"

dem 50 Proz. Zuschlag

1,31 10,28 0,84

71,58

73,16

Das neue Gesez verheißt für die größeren Gemeinden ungefähr den Stand von vor 1891 wieder herzustellen. Es unterscheidet zwischen solchen Gemeinden, welche bei der letzten Volkszählung Nach mehr als 10 000 Einwohner aufwiesen, und zwischen den kleineren Gemeinden.

.

den

9,18 Das neue Quackfalbergeseglein wird also im großen und ganzen Gemeinde entrichtet werden, sowie Steuern für die im Umherziehen in den größeren Städten die Zahl der Wähler der 2. Klasse etwas Einer Reihe von betriebenen Gewerbe find bei Bildung der Abteilungen nicht an- vermehren, die der 3. Klasse etwas vermindern. zurechnen. Wo dirette Gemeindeſteuern nicht erhoben werden, Ministern, Hauseigentümern, Beamten wird die Gelegenheit genommen, Wahlrecht der dritten Klasse zu beengen. Ju tritt an deren Stelle die vom Staate veranlagte Grund-, Gebäude- das und Gewerbesteuer. Personen, welche vom Staate zu einer Steuer ersten Jahren der Geltung des Gesezes werden also die minder nicht veranlagt find( die sog. Dreimart- Männer, die in fleinen Ge- wohlhabenden Klaffen eine außerordentlich geringfügige Besserung meinden bislang auch hier und da in die erste und zweite Klasse ge- erfahren, die der arbeitenden Selasse ihren Wahlkampf insbesondere raten konnten), wählen stets in der dritten Abteilung. Verringert sich bei Stichwahlen hier und da, so auch in Berlin  , erleichtern wird. infolgedeffen die auf die erste und zweite Abteilung entfallende Im übrigen: Bliw et at es was!

Romantisch ist auch des Dichters Besuch bei dem alten deutschen veredelnde Kunst, Geld für Gefittung, Geld für Genuß, Geld Kaiser Adolf von Nassau   in der Tiefe des Erdinnern, wohin für Glück, Geld für Tugend. So viel Geld, daß, nachdem ich ihn Fanch, sein Genius, seine Muse, seine Phantasie schleudert. Dies alles und noch mehr gethan hatte, noch etwas übrig wäre, um Wie weiland Heinrich Heine   mit dem alten Barbarossa, pflegt meine liebe Familie vor Elend zu schützen. Diese gewünschten Reichtümer will der Dichter durch Spiel am Multatuli   politisch- philosophische Zwiesprach mit dem alten Nassauer,

Seit vorigem Jahr giebt Wilhelm Spohr   bei J. C. C. Bruns in Winben i. W. fein Multatuli   Wert heraus, eine Reihe ausgewählter Arbeiten des holländischen Dichters und Denkers Eduard Douwes   der den Kaiserberuf an den Nagel gehängt hat und auf Geheiß des Roulett zu Wiesbaden   gewinnen, nachdem er von dem Gnomen die ( spr.: Daues) Detter. Ich habe schon früher die ersten drei Bände Schicksals, Gottes, der Notwendigkeit, der Weltvernunft oder wie Wahrscheinlichkeitsrechnung und den Zusammenhang aller Dinge enthaltend: 1. Lebensbeschreibung und Auswahl aus W. S. Werken, man sonst Logos übersetzen will)-hier Meister der Erze und gelernt und das rechte, allfiegende Gewinnsystem darauf be 2. den Roman May Havelaar und 3. die Liebesbriefe im Vor- Krystalle schaffenden Gnomen und Erdgeister geworden ist. gründet hat. wärts" angezeigt und besprochen. Der jetzt vorliegende Band ent Multatuli   will von dem Herrn, der sich hier kurzweg Adolf Multatuli felbst hatte in tiefster Not im Winter 1865/66 ein hält die Millionenstudien"; ihm soll weiter die Uebersetzung des oder Meister, nicht Majestät nennen läßt, Millionär, steinreich werden, paar Wochen lang, in Hamburg   spielend, Glück gehabt, das freilich Ge- um Macht zu erlangen. Demu: dann umschlug und ihm, Dramas Fürstenschule" folgen, dann zwei weitere Bände: dem leidenschaftlichen Freund der schichte des fleinen Walther", den Schluß sollen Briefe und Mathemathit, die Lehre gab, daß es ein allzeit zuverlässiges Sieg­Dokumentarisches von Multatuli  " bilden. und Gewinnsystem nicht giebt. Der Theorie des Spiels ist denn auch ein großer Teil der Millionenstudien" gewidmet.

Dort oben ist nicht alles so gut, wie es unter ehrlicher An­wendung der Geseze der lieben Natur sein könnte. Die gütige Erde Multatuli   gehört ohne Zweifel zu den Sternen erster Größe liefert Nahrung genug, und doch wird da Mangel ausgestanden von ber modernen Weltlitteratur. Ich wiederhole aus meinen Anzeigen der Menschheit. Es würde Nahrung im Ueberfluß sein, und doch haben der früher veröffentlichten Bände der Spohrschen Uebersetzung, viele nicht das nötige. Es ist dort oben Kenntnis genug zu sammeln, daß er aus innerem Notdrang seines menschenliebenden Herzens, aus und doch schwindet ein sehr großer Teil der Menschheit in greulichster brennendem Mitleid mit den armen Eingeborenen der ostindischen Unwissenheit dahin. Es ist Stoff genug da zu allgemeiner Freude, Kolonien Hollands   und aus feuriger Wahrheitsliebe und heiligen zu Genuß, zu Glück... und doch bleiben Leid und Jammer Ingrimm über das System von Gewaltmißbrauch, Raub und Mord Hauptton in der Geschichte dieses armen Menschentums. zum Schriftsteller ward und seinen Roman Max Havelaar   oder die" Ich bin fünfzig Jahre auf dieser Erde herumgeirrt und habe Raffeeauttionen der niederländischen Handelsgesellschaft" schrieb. Er selbst viel gelitten( lateinisch: multa tuli), doch seitdem ich die Gabe that dies erst, nachdem alle Klagen bei den zuständigen Stellen bis empfing, mein Fühlen zu Denken zu machen und Verstand aus dem zum König der Niederlande   hinauf gänzlich vergebens verhallt Herzen zu schöpfen, war mir nichts so bitter, wie das Anschauen des allgemeinen Glends, das fortdauernd den Blaz möglichen allgemeinen Glücks einnimmt.

waren.

Weiter wiederhole ich, wie Multatuli   nach der traurigen Erfah­rung, daß man mit dem schärfsten Stahl aus dem Filz einer ber Logenen und torrumpierten Gesellschaft feine Funken schlagen fann, der ganzen Gesellschaft, die sich die gute" nennt, den Krieg erklärt und die meisten ihrer Einrichtungen als wurmstichig und faul an den Branger ftellte.

"

Ich suchte Macht, um gut zu thun."

Am intereffantesten waren mir die geschichtsphilosophisch- politisch­satirischen Unterhaltungen des Dichters mit dem Unter der Erde­Kaiser" Adolf von Nassau  , zur Zeit im Auftrag des Logos Meister der Gnomen im Erdinnern. Uns Deutsche interessieren am meisten die Bezugnahmen auf das glorreiche Jahr 1866 unfrer neuesten Ge­schichte. Diesbezüglich heißt es einmal:

" Ich gebe ohne Preiserhöhung dieses Feuilletons die Auf lösung der Annegionspolitit: die ganze Echauffierung von 1666 hatte keinen andern Zived, als civilversorgungsberechtigten" preußischen Unteroffizieren zu einem Aemtchen zu verhelfen. Man jagt einen König oder Herzog davon, nimmt das Land, fauft die alten Türme, läßt fie mit Gips ausschmieren und weißen, setzt einen verflossenen Sergeanten hinein, et le tour est fait( und die Geschichte ist fertig!)"

Echt Multatuli  ! Was er mit Reichtum und Macht anfangen An andrer Stelle legt Multatuli Adolf v. Nassau eine andre will, spricht er näher aus: " Ich muß mir einen Platz kaufen in der Volksvertretung Erklärung von 66 in den Mund. Da heißt es: Nassau fei meist von dem aus ich Minister die Wahrheit hören lassen kann bietend" zugeschlagen worden durch Logos( Gott  , Weltvernunft, Die Millionenstudien" begannen 1870 als Feuilleton des Tage- einen Ministerplay auch, um die Wahrheit Königen fagen zu können. Schicksal), ber es nicht vertragen konnte, daß sie da Herzog blatts Het Noorden" zu erscheinen; ihr Abdruck wurde aber ein- Gelb hab ich nötig, um selbst König zu fein, damit ich das Recht spielten und nicht Herzog( Heeranführer, erster in Waffen) waren, Geld für Volts als es darauf aufam, es der wirklichen Bedeutung nach zu sein. gestellt, weil die Leser dieses Blatts, nach Versicherung der Redaktion, und die Macht befize, Gutes zu thun am Volke. nichts davon begriffen", wie Multatuli   im Vorwort zu der Buch- bibliotheken... daß das Volt in den Stand gesezt würde, lesen Wie! Seit Jahrhunderten dynastierten sie und ließen sich behand­Geld für füssen   und behoheiten und bedurchlauchten und bedomänen! Und sie ausgabe von 1873 mitteilt. Die geniale Mischung von Romantit zu lernen, eine Kunst, die noch in ihrer Kindschaft ist. und Realistik in diesem Werke macht uns dieses Philisterurteil be- die Besoldung von Lehrern in der Naturkunde, Geld für allgemeine ließen fechten... und das Bolt focht! Und wenn sie wieder greiflich, ebenso die radikale Kritik und Satire, welche Multatuli nach Hygiene, Geld zum Wegräumen von Flußdeichen, dieser verfluchten fechten ließen... focht das Volk und blutete. Und wieder wurde allen Seiten spielen läßt. Ursache von Ueberschwemmung und Hafenversandung; Geld zum gefochten, und das Bolt, fechtend und blutend, bezahlte. Und Auswischen von Grenzen, Geld für Fruchtbäume längs den Wegen, wenn sie heirateten mit' ner Coufine stets! zahlte das Volt Geld für den Scharfrichter-( um ihn zu pensionieren!), Geld zur Unter- für Würzereien und Morgengabe. Und wenn eine Cousine im Wochen­ftügung ohne Entehrung für invalide Bürger, Geld zur Bebett lag, genefen von einem Prinzlein, dann lieferte das Volk zahlung von Arbeit derjenigen, die Arm wurden; Geld für wahre d. i. Kindbettwein und Zinnsoldaten und Apanage. Und wenn der Landes­herr nach etwas Abwechslung im Eheglück Verlangen friegte, dann bezahlte das Volt Schmerzensgeld, Wittum, Ablaß   und Prozeß­tosten, nicht ohne einige Aussteuer an die neue Passion, die ge­wöhnlich drei, vier Schlösser oder Auen" nötig hatte für' n Unter­rödchen.... Und so ein Herzog zierte sich mit einer Perlen.

So ist denn auch der Inhalt der Millionenstudien" schwer furz zu berichten. Ganz romantisch ist gleich im Eingang die prächtige Schilderung des Kokettierens der Mosel mit dem Rheinstrom und die prächtige Natur- und Landschaftsschilderung. Politisch satirisch wird die Geschichte, sowie der Wandrer Multatuli   auf die Ruine Sonnenberg*) In einer Fußnote heißt es: Evangelium Johannis 1, 1 bei Wiesbaden   tommt und darüber staunt, wie dick die Mauern nach meiner( Multatulis) Uebersetzung lautend: Im Anfang war sein mußten, um ihn( den einstigen Erbauer der Burg) zu schützen die Vernunft, und die Vernunft war bei Gott, und die Vernunft war Gott  ". gegen die allzu unbescheidene Liebe seiner Unterthanen".

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