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vorzutragen verstanden hat. Den Schriftstellern selbst fehlt so gut gesagt worden, jedoch lohnt sich wohl noch daran zu er- Petersburg aus gleichzeitig eine europäische Tamerlan  - Feier organia wie jede wirksame Organisation. innern, daß der glorreiche Beschluß nicht einmal ein sieren, für die sich auch in Deutschland   ein Zweigkomitee bilden Mit vollem Recht forderte unser Genoffe Diez  , der heute Originalgewächs, sondern eine verheuchelte Kopie eines von dem dürfte. Man plant zur finnigen Huldigung für den großen Eroberer für die Fraktion sprach, in einer fachkundigen Rede, in der er sich, feligen Nationalverein vor vierzig Jahren gefaßten Beschlusses ist. die Errichtung einer gewaltigen Schädelpyramide im Herzen der selber ein hervorragender Verleger ist, durchaus auf den Stand Aus genau denselben Gründen, um diplomatische Hin- und Her- von Europa  , zu der das Material die frisch gedüngten Schlachtfelder punkt der produzierenden Autoren stellte, die Schriftsteller auf, sich facelei nicht durch ehrliche Arbeiterpolitit stören zu lassen oder von China   und Südafrika   liefern werden. Der Berliner Magistrat zu organisieren. Stein Interesse an dieser Organisation haben nur diplomatisch ausgedrückt, um sich nicht der Möglichkeit zufälliger, erwägt bereits die Verteilung einer Tamerlan  - Festschrift und eine die 60 oder 70 stars( erste Größen), die von der Gunst des lesen die 60 oder 70 stars( erste Größen), die von der Gunst des lefen­den Publikums getragen, den Verlegern ihre Bedingungen diftieren von lokalen Verhältnissen beeinflußter Majoritäten" auszusetzen, Tamerlan- Stiftung zu Zweden eines Asyls für invalide Kagen.- verschloß der Nationalverein seine Thür den Arbeitern; nur Eine Umwälzung in der Marine- Artillerie fündigt der Mit beißender Ironie kritisierte Dietz einige merkwürdige daß er so ehrlich war, zu sagen: wir sind eine Bourgeois- Kieler Korrespondent des Hamb. Fremdenblatts" an. Die von dem Bestimmungen des Entwurfs; so den, daß der Fistus das Erbe flique und wollen es bleiben, und demgemäß die Arbeiter mit dem früheren französischen   Kriegsminister Lockroy   mitgeteilte Thatsache, eines ohne Erben verstorbenen Verlegers antreten solle. Sehr chnischen Hohnworte abzuspeisen, sie könnten sich ja, wenn sie daß es Strupp gelungen sei, 28 Centimeter- Schnellfeuer- Kanonen hers scharf wandte er sich gegen den Vorschlag, das Verlagsrecht an wollten, als geborene Ehrenmitglieder des Nationalvereins be- zustellen, ein technischer Erfolg, den man noch vor kurzem für un­einen Dritten übertragbar zu machen. Wenn es Herrn Sternberg trachten.

fönnen.

vor

möglich gehalten habe, werde in furzem diese Umwälzung der artilleristischen Bewaffnung unsrer Marine nach sich ziehen. Lockroy irre jedoch, wenn er meine, daß diese Geschütze für die der Vollendung nahen Kreuzer bestimmt feien, denn in erster Linie würden mit ihnen die neuen Schlachtschiffe der Marine in Betracht kommen, welche jetzt als größte Geschüße mur 24 Centimeter- Schnellfeuer­Kanonen führten.

einfiele, unter die Verleger zu gehen, was würde Herr Stöcker, so Hören wir darüber Herrn Sombart- Dennoch! in den Feuilletons, fragte er, dazu fagen, wenn der Verlag seiner Missionsschriften die er vor fünf Jahren zur Nasführung der deutschen Arbeiter ver­durch Kauf in die Hände dieses Mannes gelangen würde. Für öffentlichte. Nachdem er das deutsche Bürgertum lang und breit notwendiger als die Neuordnung des Verlagsrechts bezeichnete unser heruntergeputzt hat, weil es eine seltsame Furcht Redner die Reform andrer Seiten der Gesetzgebung, die sich auf den dem roten Gespenst" hege, darüber Bürgerstolz und Bürger­Verlag beziehen. Vor allem die Beseitigung der durch das jetzige trog" verliere und mitleiderregende Schriften" produziere, Brezgesetz geschaffenen Verantwortlichkeit des Verlegers und Druckers, benen jedes Verständnis für die Forderungen und Bewegungen der hat die Brandenburg"-Division bereits 28 cm- Geſchüße, die durch den Entwurf noch verschlimmert werden soll, indem es Proletariats" fehle, findet er den Gipfel dieser Unfähigkeit" in der nach der Vorlage den Verlegern unter Strafe verboten wird, an dem Wortlaut eines ihnen zur Veröffentlichung übergebenen Manuskripts etwas zu ändern.

Die andren Redner aus dem Hause, die heute zu Worte tamen, Herr Spahn für die Centrumspartei, Herr Esche für die National­liberalen, Herr Dr. Arendt für die Freikonservativen und Herr Haußmann für die süddeutsche Volkspartei, beschränkten sich auf die Kritik einzelner Punkte des Entwurfs. Für die lebertragbarkeit des Verlagsrechts traten die Herren Spahn und Esche mit Gründen ein, die der schroffen römisch- rechtlichen Vorstellung von der freien Verfügung über das Eigentum entsprachen.

Ein Regierungsvertreter nahm noch nicht das Wort. Herr Nieberding behält sich eine längere Rede zur Verteidigung des Entwurfs, an dem offenbar sehr viel juristischer Fleiß verwendet worden ist, wohl für Mittwoch vor, wo die Beratung fortgesetzt werden soll. Sie wird mit der Verweisung der Vorlage an eine Kommission enden, die heute schon beantragt worden ist.

Auf die Tagesordnung gesezt ist die zweite Lesung der ersten Etatsteile, doch erscheint es zweifelhaft, ob man schon am Mittwoch damit wird beginnen können.-

Preußischer Landtag.

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Beide Häuser des Landtags hielten am Dienstag kurze gemeinschaftliche Sigungen ab.

Das Abgeordnetenhaus brachte das übliche Kaiserhoch aus und vertagte sich dann auf Mittwoch, wo das Präsidium gewählt und der Etat eingebracht werden soll. Das Herrenhaus war fleißiger; es begnügte sich nicht mit dem Kaiserhoch, sondern nahm auch noch den Namensaufruf vor und wählte sein bisheriges Präsidium wieder. Am Mittwoch wird sich das Hohe Haus mit der Frage der oftpreußischen Südbahn und mit der Zigeuner plage befassen. Anlaß dazu geben zwei Interpellationen der Herren Graf Klindowström und Graf Schlieben.  -

Frösche.

Es war einmal ein deutscher   Dichter, der hieß Johann Wolfgang Goethe   und versah im Nebenamte das Ministerium des damaligen Herzogs und heutigen Großherzogtums Sachsen- Weimar- Eisenach  , das den gewaltigen Umfang von 66 Geviertmeilen und an Einwohnern vielleicht den sechsten Teil so viel wie die Stadt Berlin   hat. Ueber die Zustände des von ihm regierten Lands schrieb Goethe am 17. April 1787 an seinen Freund Knebel:" So steig' ich durch alle Stände aufwärts, sehe den Bauersmann der Erde das nötige abfordern, das doch auch ein behaglich Auskommen wäre, wenn er nur für sich selbst schwigte. Du weißt aber, wenn die Blatt: läufe auf den Rosenzweigen fizen und sich hübsch dick und grün gesogen haben, dann kommen die Ameisen und saugen ihnen den filtrierten Saft aus den Leibern. Und so gehts weiter, und die haben's so weit gebracht, daß oben immer in einem Jahr mehr verzehrt wird, als unten in einem beigebracht werden fann." Goethe   zielte damit auf die Vergnügungssucht und Berschwendung des damaligen Herzogs Karl August, dem eine liebe­dienerische Geschichtsschreibung den Nuf eines großartigen Mäcen zurecht gemacht hat. Als seine humanen Bestrebungen an der Un­verbesserlichkeit dieses Landesvaters" scheiterten, verzichtete Goethe auf seinen Ministerposten, mit dem melancholischen Geständnis: Karl August hat mich nie verstanden" und dem noch pacenderen Stoßseufzer:" Der Frosch ist für's Wasser gemacht, wenn er gleich auch eine Zeitlang sich auf der Erde befinden kann."

Goethe ist tot, aber seine Nachfolger Rothe, v. Pawell und v. Wurmb find am Leben, Nachfolger zwar nicht auf dem Parnaß, aber doch im Ministerium der Großmacht Sachsen- Weimar- Eisenach  . Diese Herren veröffentlichen eine Proklamation des neuen Groß­herzogs, die in einem Stile abgefaßt ist, als schrieben wir nicht 1901, sondern 1787, wo deutsche Landesväter" ihre gehorsamen Unterthanen" wie Schlachtvieh an ausländische Militärdespoten verkauften. Es heißt in der Proklamation:" Zu allen Unsern treuen Unterthanen versehen wir Uns, daß sie das Andenken ihres dahingeschiedenen hochherzigen Landes­fürsten dadurch hochhalten und bewahren, daß sie Uns, seinem Enkel und Nachfolger, dieselbe Ergebenheit und gleichen Gehorsam bezeigen." Da die Herren Rothe, v. Pawell und v. Wurmb auf die Ministerstühle eines deutschen Bundesstaats gelangt sind, so muß man bei ihnen ein gewisses Maß staatsrechtlicher Bildung voraussetzen, und da sollten sie doch wissen, daß es im Deutschen Reiche feine Unterthanen, sondern Staats­bürger giebt, die nicht den Fürsten  , sondern nur den Ges fezen Gehorsam schulden. Statt Goethes melancholisches Wort gleich an seinem dunkelsten Ende zu bestätigen, indem sie mitten in den Sumpf mittelalterlichen Devotionsstils zurüdhüpfen, hätten die Herren Rothe, v. Pawell und v. Wurmb flüger daran gethan, durch die Wiederherstellung des verfassungsmäßigen Versammlungsrechts zu zeigen, daß sie sich auch eine Zeitlang auf der Erde befinden" fönnen. So ein hundert Jährchen blieben sie damit ja doch noch hinter der heutigen Zeitrechnung zurück.

Nicht just um hundert aber doch um gute vierzig Jährchen ist am vorigen Sonntag ein Haufe höchst notabler Frösche in den Sumpf zurückgehüpft. Die Deutsche Gesellschaft für sociale Re­form" hat den famosen Beschluß gefaßt, ihre irdische Dornenbahn damit zu beginnen, daß sie sich selbst kastrierte; auf Vorschlag des berühmten Herrn Sombart  - Dennoch!, der es endlich aus sehr triftigen Gründen aufgegeben hat, die Arbeiter mit gleißnerischen Redensarten zu blenden und nun in dankenswerter Reue gleich ganz die Maske fort­schleudert, die doch keinen Menschen mehr täuscht, hat jene Gesell­schaft beschlossen, daß ihre Generalversammlungen teine bindenden Beschlüsse fassen dürften, da man sich nicht der Möglichkeit zu fälliger, vou lokalen Verhältnissen beeinflußter Majoritäten aus jezen wolle. Es ist darüber schon das Nötige an dieser Stelle

"

Antwort, die im Jahre 1862 eine Arbeiterdeputation aus Leipzig  von den Führern des Nationalvereins erhalten habe. Hier meldete sich die Arbeiterschaft zur Teilnahme am politischen Leben; man wollte über die Form einer selbständigen Bethätigung ihrer Führer verhandeln und was wurde den Fragenden als Antwort zu teil? Daß die Arbeiter die geborenen Ehrenmitglieder des National­vereins seien." Nun, diese chnisch ehrliche Antwort gab der Nationalverein aus demselben Grunde, aus dem die. Deutsche Gesellschaft für sociale Reform" auf Vorschlag des Herrn Som­ bart  - Dennoch! beschlossen hat, daß ihre Generalversammlungen feine bindenden Beschlüsse fassen dürfen.

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Glücklicherweise ist diese Politik um so unfähiger", je ver­heuchelter sie ist. Glücklicher oder auch unglücklicherweise! Denn wie der Nationalverein Hunderttausende deutscher Arbeiter zur Social­demokratie bekehrt hat, so könnte die neugegründete Gesellschaft noch Tausende bekehren, wenn sie nicht ein gar so schwindsüchtiges Geschöpf wäre. Wir gönnen ihr gern größere Lebenstraft, als sie mit ihrem fläglichen Anfang bewiesen hat. Dann werden Herr Sombart  - Dennoch und seine Kumpane den politisch noch nicht klaren Arbeitern in Deutsch  land schon die Weisheit von Goethes geflügeltem Wort einpaufen: Der Frosch ist fürs Wasser gemacht, wenn er gleich auch eine Zeit lang sich auf der Erde befinden kann."

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Deutsches Reich  .

aber ohne Schnellfeuer- Einrichtung. Die Anwendung des 28 cm­Schnellfeuer- Geschützes ist auf artilleristischem Gebiete ein ganz enormer Fortschritt, denn Deutschland   gewinnt einen gewaltigen Vorsprung vor allen andren Seemächten, denn zur Stunde hat feine andre Seemacht der Erde die im Jahre 1896 in der deutschen   Marine eingeführten 21 und 24 cm- Schnellfeuer­Kanonen sich zu eigen machen können. Die Vereinigten Staaten sind mit 20,3 cm- Schnellfeuer Kanonen noch am weitesten, Frankreich   ist nur bis 16,5, England gar nur Welcher bis 15,2 cm schnellfeuernder Kanonen gekommen. Wert aber gerade den schnell arbeitenden Geschützen beigemessen wird, braucht wohl nicht näher ausgeführt zu werden. Die Treff­ficherheit bleibt sich gleich. Ob aber ein Geschütz in zwei Minuten einen Schuß abzugeben vermag oder in zehn Mi­nuten nur einen, das ist ein ganz gewaltiger Unterschied."

Welch ein Triumph der deutschen Mordindustrie. Die andren Mächte werden, falls sie Krupps neue Erfindung nicht nachmachen können, durch Vermehrung ihrer Schiffe den artilleristischen Vorsprung Deutschlands   wieder auszugleichen versuchen, was natür lich wiederum nicht ohne Rüdwirtung auf Deutschlands   Flotten rüstungen bleiben wird.

Außerdem wird die Armierung mit den Schnellfeuergeschüßen größeren Kalibers sich schwerlich auf die neu vom Stapel zu lassenden Linienschiffe beschränken. Krupps neue Erfindung wird. deshalb schon an und für sich die deutschen Steuerzahler Millionen kosten.- 10 396 Orden sind nach der Magdeb. Zeitung" im Jahre 1900 vom König von Preußen verliehen worden.

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Die goldene Hand. Die Dresd  . N. N." erhalten von ihrem Die ,, vaterlandslosen Gesellen" als Germanisatoren. Londoner   Korrespondenten Mitteilungen zu der Bestechungsaffaire Aus Straßburg   i. E. wird uns geschrieben: Den Vätern der De Beers Company. Danach hat zunächst der Sekretär der sowohl wie den Nachbetern jenes vielgenannten Worts, das die Gesellschaft dem Korrespondenten in fehr auffälligen Formen erklärt, deutschen Socialdemokraten zu vaterlandslosen Gesellen" In strengstent daß in den Berichten der De Beers Company nichts von den behaupteten stempelte, ist ein schweres Mißgeschid widerfahren. Angaben enthalten sei und daß, wenn ein Geheimbericht Gegensatz zu ihrer Auffassung von dem mangelnden Empfinden neben den offiziellen Berichten kursiere, darüber nichts gesagt werden jener Rotte von Menschen, die nicht wert find, den Namen Deutſche würde, weil es eben ein Geheimbericht sei. Auf das dringende Er zu tragen", hat ein deutscher Professor an einer deutschen Hochschule suchen des Korrespondenten, doch eine absolut flare Auskunft zu den für die Feinde der Socialdemokratie geradezu niederschmetternde geben, verweigerte der Sekretär die Antwort. Entdeckung gemacht, daß die Socialdemokratie der einzige Macht: Damit hatte die Unterredung ihr Ende. Einige Zeit später ersuchte faktor im Reiche ist, dem es gelang, deutsche Kultur in die seit nuns aber der Vorsitzende des Aufsichtsrats der de Beers Company den mehr dreißig Jahren mit Deutschland   vereinigten elsaß- lothringischen Korrespondenten um Entgegennahme folgender Erklärung: Lande zu tragen und dort das Wert der Germanisation, " Die ganze Bestechungsgeschichte ist rein erfunden. Die der Gewinnung der Bevölkerung für die Teilnahme am geistigen, De Beers Gesellschaft hat niemals irgend einer Zeitung focialen und politischen Leben des Reichs zu fördern. Der Unglüd direkt oder indirekt irgendwelche Zuwendungen gemacht, felige, der es wagt, den Vernichtern der Socialdemokratie in folch tolpel­besonders aber keinem deutschen   Blatt, und die Gesellschaft hafter Weise das Konzept zu verderben, ist Herr Professor Wittich ist erfreut, daß die Köln  . 8tg." durch die Anstrengung des Pro- von der schredlicher Gedanke! Kaiser Wilhelms- Universität zefses des Dr. Liman in die Lage gefeßt ist, die Grundlosigkeit Straßburg  . In seinem bereits fürzlich erwähnten Aufsatz Deutsche  des falschen Gerüchts öffentlich darzulegen. Der Sekretär der und französische   Kultur im Elsaß  ", den die" Illustrierte Elsässische De Beers- Gesellschaft ist nicht ermächtigt gewesen, Ihrem Kor- Rundschau" gegenwärtig veröffentlicht, kommt er auch auf die respondenten die vorstehend mitgeteilte Erklärung abzugeben." wirtschaftliche Stellung der Altdeutschen im Die Angelegenheit wird durch diese Meldungen keineswegs flarer. Das Verhalten des Sekretärs der Gesellschaft erweckt mindestens er­höhtes Mißtrauen und es gewinnt den Anschein, als habe der Vorsitzende von der Auskunft des Sekretärs des Aufsichtsrats, nachdem er gehört, im Schreck über die Schlüsse, die zweifelsohne daraus ge­30gen werden würden, sein Dementi erlassen. Dieses Dementi ist aber ebenfalls höchst bedenklich. Es spricht wiederum lediglich von " Zeitungen" und Blättern", die keine Bestechungsgelder empfangen haben sollen. Diese, wie es scheint absichtlich unbestimmte Bezeichnung läßt für alle möglichen sonstigen Vermutungen Raum offen.­

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Scharfmacherei der Brotwucherer. In Ermangelung eines fleinen Attentats oder eines niedlichen Bombenschwindels versuchen die Treiber der Volfsausbeutung diesmal für ihre wucherischen Absichten die historische Auffassung der Socialdemokratie über die preußischen Fürsten und die Monarchie im allgemeinen zu ver­wenden. Die Herren find offenbar in großer Verlegenheit, wie fie den roten Schrecken fabrizieren sollen, in dem es sich am besten für die eigne Tasche arbeiten läßt. In der Not frißt der Teufel Fliegen, und so schreibt denn das offizielle Organ der konservativen Partei, für die der Monarchismus ja nur eine Bollfrage ist:

Es ist ein bedeutsames Symptom von der Dreistigkeit und Ungeniertheit jener Richtungen, daß fie es wagen zu dürfen glauben, auch an diesem politischen Gedenktage, wie seiner Zeit an der Centennarfeier des großen Kaisers, die vaterländischen Gefühle des Volks zu verletzen und der Monarchie den Fehde­handschuh hinzuwerfen. In den Kreisen schlichter Leute wird man es nicht begreifen können, daß der König   der: gleichen duldet; man wird an der Staatsgewalt, die nicht die Mittel hat, gegen solche Nichtswürdigkeiten und solche offenen antimonarchischen Kundgebungen einzuschreiten, zweifeln."

Die schlichten Leute", wie sie sich die Konserb. Korrespondenz" denkt, haben es wohl noch weniger verstanden, wie der König" bulden" konnte, daß tönigstreue Männer in der Kanalfrage des von dem Monarchen verkündeten unbeugsamen Willens spotteten und fich gegen die Staatsgewalt und die monarchischen Kundgebungen offen auflehnten!

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Agrarischer Vorwit. Die Herren lindo w ström und Gen. haben dem Reichstag zum Etat des Reichskanzlers eine Resolution unterbreitet, in der eine den Agrariern günstige Neuregelung der Ge­treidefrachtfäße im zukünftigen deutsch  - russischen Handelsvertrage gefordert wird. Es ist eine echt agrarische Ünverfrorenheit, bem Reichstag zuzumuten, schon jezt einen Teil des Schlußprotokolls des zukünftigen Handelsvertrags der Ne­gierung aufzuzwingen. Vielleicht verlangen die Herren demnächst Sie Annahme einer Resolution, daß der Getreidezell nicht unter 7 oder 8 M. bleiben darf.

Der Reichskanzler scheint den Herren Agrariern recht weit ent­gegengekommen zu sein, daß sie solche Zumutungen zu stellen

wagen.

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Elsaß   zu sprechen und stellt dabei fest, daß, im Gegensatz zum Unter- Elsaß, wo es verhältnismäßig viele altdeutsche Unternehmer in Industrie, Handel und Verkehr giebt, im Ober- Elsaß   der erwerbss thätige Altdeutsche fast ausnahmslos mur als Arbeiter, nicht aber als Unternehmer an der Produktion und dem Eriverb beteiligt fei. Dann fährt der Herr Professor wörtlich also fort:

" So wenig nun das Ansehen des Einzelnen in dieser namens losen Masse ist, so bedeutsam hat die altdeutsche Arbeiterbevölkerung des Oberelfasses als Ganzes in die sociale Entwicklung des Lands eingegriffen. Denn es ist wohl mit Sicherheit anzunehmen, daß das Eindringen der Socialdemokratie in die oberelsässische Arbeiter­bevölkerung auf das altdeutsche Element in dieser Arbeiter­bevölkerung zurückzuführen ist. Allerdings besitzt hier die Be­wegung nicht die Stärke und Nachhaltigkeit wie in Alt­deutschland. Wie die nach bielen Erfolgen erlittenen Wahlniederlagen im Sommer 1900 bewiesen, verhält sich die Masse der Arbeiterbevölkerung schwankend. Aber ber­nichtet ist die Socialdemokratie im Oberelsaß durch diese Nieder­lagen noch nicht. Höchstens tönnte man sie als den Anfang eines Niedergangs deuten. Aber darüber kann nur die Zukunft ent­scheiden. Sicher ist nur, daß die Socialdemokratie als ein Produkt deutschen Geistes von Altdeutschen aus Altdeutschland nach dem Oberelsaß gebracht worden ist, und daß fie dort in den zahlreichen deutschen Arbeitern ihre treuesten An­hänger gefunden hat und noch heute besitzt. Es ist ferner sicher, daß sie von zahlreichen Altelsässern mit größerer oder geringerer Nachhaltigteit aufgenommen worden ist.

Man mag über die Socialdemokratie denken wie man will, sie ist unstreitig das einzige Produkt deutscher Kultur, das ein beträchtlicher Teil der oberelsässischen Bevölkerung freiwillig aufgenommen hat. Als solches Produkt deutscher Kultur übt die Socialdemokratie auch einen germanisierenden Einfluß auf die altelfäffische Arbeiter­bevölkerung and. Der für dieselbe gewonnene Alt- Elsässer hört deutsche Redner, er lieft deutsche Zeitungen, Zeitschriften und Bücher, er tritt mit deutschen Parteigenoffen in engern Verkehr, er gewinnt Intereffe für das wirtschaftliche, sociale und politische Leben in Altdeutschland. Grade der, trog aller gegenteiligen Versicherungen, specifisch deutsche Charakter der Socialdemokratie bereitet der Partei die größten Schwierigkeiten im Land und steht der nachhaltigen und allgemeinen Verbreitung der Lehre unter der altelsässischen Arbeiter schaft entgegen.

Man stelle sich vor: Die Socialdemokratie nach dem Urteil eines deutschen Profeffors ein Produkt deutschen Geistes und deutscher  Kultur, und als solches ein Förderungsmittel der Germanisation, der Verdeutschung Elsaß  - Lothringens  ! Ünd dazu noch das einzige deutsche   Geistes- und Kulturprodukt, das unsre wiedergewonnenen Brüder" freiwillig aufgenommen haben! Aber, Herr Pro­feffor! Welch' beschämendes Zeugnis stellen Sie damit in Ihrer echt echt professoralen Berstreutheit und Ungeschidlichkeit unfrem reichsländischen Dittaturregiment aus, das fcit nunmehr 30 Jahren mit all den Machtmitteln des preußisch­junterlichen Polizeigeistes an der Germanisation Elsaß- Lothringens  arbeitet! Also nichts, gar nichts ist bisher damit erreicht worden! Und was in dieser langen Zeit allen den großen und kleinen Butt Vor einiger Zeit würde Europa   noch Anstoß an diese Kulturthat lammern im Lande nicht gelang, troß der außerordentlichen Ges des großen Timur genommen haben. Die gesittete Welt von heute walten", mit denen man sie ausgestattet hat, das soll in kaum einem Jahrzehnt denn länger kann bei uns von einer nennenswerten jedoch wird ein größeres Verständnis für die geschichtlichen, welt- socialistischen Propaganda keine Rede seinden vaterlandslojen politischen Notwendigkeiten haben als die fentimentalen Leute von Gesellen" gelungen sein, obwohl gerade fie die Wirkungen jener gestern, So wird man denn, wie man hört, von London   und unbeschränkten Polizeigewalt am meisten zu spüren bekamen!

Ein zeitgemäßes Jubiläum bietet sich im Laufe dieses Jahres den Festesfrohen dar. Es war vor einem halben Jahrtausend, als Timur Tamerlan Bagdad   eroberte und bei dieser Gelegenheit 95 000 wehrlose Menschen abschlachten ließ.

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