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fe«f)Ict behilflich sein. Darum weisen die Kardinäle in ihrem' Resümee so sehr ans die Wahlpflicht hin.deren Erfüllung durch olle biederen Leute eine Nationalvertretung schaffen iviirde, *? vmit �en Wünschen des Landes in wahrem Einklang stunde und geeignet, in der Gesetzgebung die für oe» politischen Frieden nothwendigen Reformen durchzuführen." Die fünf Eminenzen vergessen dabei nur das Eine, daß Frank- «ich nicht Deutschland   ist, wo die Verhältnisse das Zentrum geschaffen und nicht dieses die Verhältnisse geschaffen, wie die Kardinäle annehmen. Andere Verhältnisse schaffen nicht nur andere Ansichten,� sondern auch andere Parteien, und die fran- zwischen Verhältnisse sind eben für keine Zentrumspartei geeignet. Wenn die Kardinäle dies bis jetzt noch nicht erkannt haben, dann werden sie sich diese Erkenntniß sicherlich bei den nächsten Wahlen holen können, denn ist das Proletariat in seiner großen Mehrheit auch noch nicht sozialistisch, so ist es doch ebenso anti- «ernal wie antimonarchistisch und darum zu Allem eher geeignet, vls das Manifest der Kardinäle der Verwirklichung entgegen- zuführen. Der Nationalrath der Schweiz   hat die Handels- vertrüge mit Deutschland   und Oesterreich- Ungarn   einstimmig ratifizirt. Zur Eisenbahn-Expropriation in der Schweiz  ergreist der G r ü t l i v e r e i n die Initiative. Es war dieses bereits auf der Luzerner   Delegirtenversammlung des Grütlivereins für den Fall der Verwerfung des Zentral- ankaufs beschlossen. In einer öffentlichen Versammlung des Grütlivereins zu Zürich   wurde vor einigen Tagen ein Be- schluß gefaßt, eine Anzahl Vorrechte der Eisenbahn-Gcsell- schaften zu beseitigen, die Aktien von Verkehrsanstalten nur auf den Namen gelten zu lassen, verschiedene das öffent- liche Interesse gegen die Bahngesellschaften schützende Ver- ordnungen zu erlassen und den, Bunde das Recht zu er- theilen, den Betrieb bestehender Eisenbahnen oder die Bah>...i selbst zu übernehmen. Es wurde ferner beschlossen, daß das Grütli-Zentralkomitee die Sache förderlich in die Hand nehme und die Verfassungsrevision durch Volksabstimmung anbahne, Die russische Regierung ist unzweifelhaft ernstlich bemüht, dem Elende der Hungersnoth abzuhelfen. Wir sagen: unzweifelhaft. Denn den Selbsterhaltungs  - trieb, welcher in den niedersten Organismen lebendig ist, setzen wir auch bei der russischen Negierung voraus, eine so schlechte Meinung wir auch von ihr haben. Statt Regie- rung wollen wir sagen Zar. Rußland   ist ein absoluter Staat, der Zar lst die Regierung, und alle Verwaltung konzentrirt sich in der Person des Zaren. Es ist das per- sönliche Regiment in seiner klassischsten Vollendung. Der Zar ist allmächtig die Allweisheit wird vorausgesetzt, und wer an sie nicht glaubt, kann sich auf eine unfreiwillige Reise nach Sibirien   vorbereiten. Und nun hat der Zar seine All- weisheit zu zeigen und seine Allmacht zu üben. Hw Rhodus, hic salta! Der Tag der Probe und Prüfung ist gekommen »Väterchen" hat den Befähigungsnachweis zu liefern. Hat? Nein: hatte. Dre Probe ist schon vor- über und.Väterchen" bat den Befähigungsnachweis nicht erbracht, wohl aber desto gründlicher den Beweis für die Unfähigkeit seines Regiments. Angutem Willen" fehlt es gewiß nicht. Wer in schwindelnder Höhe, Abgrund rechts, Abgrund links, ohne Stütze und Halt, auf handbreitem Berggrat wandelt, hat sicherlich den besten Willen von der Welt, nicht in den gähnenden Abgrund zu stürzen. Vom guten Willen hängt das Gelingen jedoch nicht ab. UndVäterchen" kann nicht wie er will trotz aller Allmacht. Helfen will er den Verhungernden er wäre wahnsinnig, wollte er nicht. Aber w i e will er? Versteht er die Lage? Hat er Einsicht in die Verhältnisse? Alles was in Rußland   seit Monaten geschehen ist, zwingt zur V e r n e i n u n g der Frage. Und daö allmächtigeVäterchen" hat auch nicht viel Zeit, an die Roth seiner Unterthanen zu denken. Erst kommt der Gedanke an die eigene Roth. Ringsum Gefahren. Im Schloß, im Park, auf der Straße, auf der Eisenbahn   überall lauert die Gefahr. Aus der Erde und unter der Erde, kein Plätzchen, wohin der Revolver, das Messer, das Dynamit des Nihilisten nicht hindränge. Bis jetzt freilich ist der Zar noch mit blauem Auge davon gekommen, allein Ludwig der Sechzehnte von Frankreich  , der vor jetzt 99 Jahren hingerichtet ward, hat ein glückliches Loos gehabt verglichen mit diesem allmächtigen Zaren, der� seit er auf den: Thron sitzt, keine ruhige Stunde gehabt hat, Tag und Nacht, wachend und schlafend, den Dolch und die Wurfbombe deS Nihilisten sieht. Wenn von Ludwig dem Sechzehnten gesagt wird, daß er für die Sünden seiner Vorfahren gebüßt habe, so läßt Aehnliches sich vom Zar aller Reußen, Alexander dem Dritten sagen: er hat für die Verbrechen des Zarismus zu büßen und furchtbar ist die Strafe, entsprechend der ungeheueren Last von Verbrechen.   Und der Ausweg? Das Ende?Väterchen" befiehlt: es soll keine Roth sein! Nahrung für die Hungrigen! Doch wer führt den Befehl aus? Da offenbart sich der Jammer dieser zarischen Allmacht. Der Zar wagt sich nicht aus seinem Gefängniß heraus weil draußen der Nihilismus spazieren geht. Und die V e r w a l t u n g s- Maschine versagt. Höflinge, Speichellecker, Bediente, Spitz- buben daS sind die einzigen Werkzeuge, die dem bankrotten Zarismus zur Verfügung stehen. Die Männer, die Rußland  , dieVäterchen"retten" könnten vor einer Re- volution die Männer von Herz und von Hirn sie verfaulen in den Einöden Sibiriens  , in den Bergwerken des Ural  , in den Staatsgefängnissen von Schlüsselburg   und Petro-Paulowski--- So giebt's keine Hilfe für das bankerotte Zarenthum. Ein Wunder, wenn es heil über den Berggrat hinweg- kommt Hundert gegen Eins, daß es im Abgrund zerschellt. Eine mysteriöse Geschichte wird aus Sophia Bulgarien) gemeldet. Ministerpräsident Stam- > u l o w, der unerschrockene und schlaue Gegner der rufst- scheu Politik, und deshalb die Zielscheibe zahlloser Ver- schwörungen und Attentate, ist vorgestem auf emer Spazierfahrt schwer verwundet worden und zwar und das ist das Mysteriöse wie amtlich aus Sophia telegraphirt wird, durch eigene Hand. Em Revolver, den er bei sich getragen, sei losgegangen und dre Kugel ms Bein gefahren. Es wird nicht viel Menschen geben, die sich einreden lassen, daß daS Geld für besagten, sehr russen freundlichen Revolver nicht aus Petersburg   gekommen sei. Denn wenn das bankrotte Zarenthum auch für Brot zur Speisung der hungernden Russen kein Geld hat» für solche Teufeleien bat'S immer Geld.   !; Der Streit zwischen Chili und den Vereinigten Staaten   geht seiner friedlichen Erledigung entgegen. Ob- gleich ein Krieg um solcher Lappalie willen von vornherein unmöglich war, so ist's doch gut, daß diese Angelegenheit, in der hie Vereinigten Staaten keine sehr rühmliche Rolle gespielt haben, endlich aus der Welt geschaft wird. Es wäre_ gut, wenn die Amerikaner den Radaupolitiker Blaine, der die Sache nach bekannten europäischen  Mustern eingefädelt hat, sich gleichzeitig vom Hals schafften. Vsvlsmetrk«rifikzes. Die Kommission für Abänderung resp. Er- gänzung des Reichs-Wahlgesetzes beschloß in ihrer ersten Sitzung den§ 6 des Wahlgesetzes dahin abzuändern, daß die einzelnen Wahlbezirke inindestens SOV Einwohner unffassen müssen. Von den Antragstellern waren 400 Einwohner in Vor­schlag gebracht. Das Wahlgesetz hat bisher eine Bestimmung über die Größe der Wahlbezirke nicht enthalten, nur im Wahl- reglemcnt ist vorgeschrieben, daß dieselben nicht über 3500 Seelen nach der letzten Volkszählung enthalten dürfen. In der Kom- Mission wurde konstatirt, daß speziell in den östlichen Provinzen Wahlbezirke mit nur 10 und noch weniger Wählern gar nicht zu den Seltenheiten gehören. Es sind das Gutsbezirke, welche Ge- meinden für sich bilden. Wie es an solchen Urnen mit dem Wahlgcheimniß steht, läßt sich denken und ergiebt sich am besten daraus, daß das Wahlergebniß fast ausnahmslos ein ein- stimmiges Votum für den z. Z. dem Gutsherrn genehmen Kan- didaten ist. In Weinheim   fand ein« Vezirkskonferenz der Sozialdemokraten des 46. badischen Landtags-Wahlkreises statt, in welcher konstatirt wurde, daß seit der letzten Konferenz die Aus- breitung unserer Partei eine sehr starke gewesen ist. Sogar die Arbeiter der dunklen Bergstraße, und zwar jene in Laudenbach  - Hemsbach  , haben sich organisirt. Auf der Bezirkskonferenz hielten mehrere Parteigenossen aus ländlichen Orten gemäß einem Be- schlusse der Waldhofer Konferenz über verschiedene Themata probeweise Vorträge, die über Erwarten gut gelangen und den Beweis lieferten, daß die Methode, in den Ortschaften selbst an- sässige Genossen zu tüchtigen Rednern für ihren Bezirk heran- zubilden, erfolgreich war Eine Bolksversammlnug'in Döbel« drückte der sozial- demokratischen Fraktion des sächsischen Landtags ihre Sympathien aus, protestirte gegen das Verhalten des Landtags gegenüber derselben und forderte von ihm, daß er den sozialdemokratischen Abgeordneten ebenso Sitz und Stimme bei den Deputations- berathungen verstatte, wie den übrigen Landboten. In Trier   schloß sich eine am 24. Januar stattgehabte, für die dortigen Verhältnisse sehr zahlreich besuchte öffentliche Tisch! erversa in mlung nach einem gewerkschaftlichen Vortrage des Genossen Hengsbach aus Köln   einstimmig der Nürnberger Resolution au, welche in der zweiten Bei- läge der Nr. 10 desVorwärts" veröffentlicht ist. Der Verlauf der Versammlung, welcher eine erhebliche Anzahl Mitglieder des katholischen Arbeitervereins mit beiwohnten, legte dar, daß auch in zener Domäne des Zentrums die Arbeiterbewegung gute Fort- schritte macht. Der Sozialdemokratische' Verein deS zweiten Ham» burger Wahlkreises   erzielte im verflossenen Jahre eine Ein- nähme von 13 179,77 M., der eine Ausgabe von IS 505,14 M. gegenübersteht, so daß 2674,63 M. Kassenbestand verbl eiben. Die Mitgliederzahl des Vereins beträgt 3133. Todtenliste der Partei. In Schwelm   verstarb am 21. Januar der Parteigenosse Julius Dürholt, 40 Jahre alt an der Schwindsucht. In H a g e n wurden am 20. Januar die Genossen Ritter   und S ch m o l i n s k i beerdigt. Sie haben beide seit ihrem Eintritt in die Partei ihre volle Schuldig- keit gethan. »* Polizeiliches, Gerichtliches ic. Chr. Gottl�eb, verantwortlicher Redakteur der Bremer Bürgerzeitung" wurde zu 200 M. Geldstrafe und zu sämmtlichen Kosten verurtheilt, weil er die Frau eines Schloffermeisters, welche ihr Dienstmädchen schlecht behandelte, als eme Megäre und Furie bezeichnet hatte. Der Beleidigten wurde die Urtheilspnblikation zugesprochen. Gegen das Urtheil wird Berufung eingelegt. Der Angeklagte hatte den Beweis der Wahrheit angetreten und vier Zeugen vorgeführt, von denen drei und zwar zwei unter Eid aussagten, daß sie gesehen hätten, wie die Frau des Schlossermeisters ihr Dienstmädchen mit dem Handtuch um die Ohren geschlagen habe, daß es weinte, wie sie auch sonst des Oefteren das Mädchen mit der Faust in den Rücken gestoßen habe. Das Mädchen selbst bekundete. daß die in dem fraglichen Artikel behaupteten Thatsachen vollständig auf Wahrheit beruhten. Das Gericht dagegen war der Meinung, wenn man auch annehme, daß die Beleidigte mitunter etwas weit gegangen sei gegen ihr Dienstmädchen, so sei es doch möglich, daß das Mädchen dazu die Veranlassung gegeben habe; daß das- nicht der Fall sei, sei nicht erwiesen. Dem Redakteur Zielowski vom Offen- burgerVolksfreund" hatte der Rangirer Goralsky mttgetheilt, der Stationsvorsteher Schiers   habe ihn die Treppe hinuntergeworfen, so daß er beide Beine gebrochen habe. Zielowski besprach den Fall in zwei Artikeln so objektiv- wie möglich, und publizirte natürlich auch eine Zuschrift der elsässischen Eisenbahndirektion, welche die Mittheilung für unrichtig be- zeichnete. Man erhob aber wie das in Deutschland   übliche Gepflogenheit der Beleidigten trotzdem Anklage. In der Ver- sammlung vor dem Schwurgericht stellte sich heraus, daß Goralsky infolge von Trunkenheit selbst die Treppe hinunter- gefallen war. Sämmtliche Zeugen mit Ausnahme eines einzigen, der dafür noch in der Verhandlung ebenso wie Goralsky wegen Meineids verhastet wurde, bestritten Goralsky's Behauptung. Das Schwurgericht sprach darauf den Redakteur Zielowski- frei. Die ziemlich bedeutenden Kosten hat der Staat zu tragen. Richard C a l w e r, während der Hast des Redakteurs Jllge Stellvertreter desselben am H a l l e s ch e nVolksblatt", wurde wegen Beleidigung eines Polizeisergeanten zu 30 M. Geldstrafe und in die Kosten verurtheilt. Genosse Mittag in Halle, welcher am Weihnacht?- Heiligabend zur Verbüßnng einer einmonatlichen Gefängnißstrafe verhastet wurde, hat dieselbe verbüßt. Man fand ihn seinerzeit der Beleidigung der Halleschen Richter für schuldig, weil er das Urtheil kritisirt hatte, wonach Redakteur Jllge wegen angeblicher Aufreizung 1 Jahr im Gefängniß sitzen sollte. Das Nordhausener Gericht hat bekanntlich nachher in derselben Sache gegen Jllge aus Freisprechung erkannt. Soziale Meberfirlzk. Zu Gunsten der deutschen   Buchdruckergehilsen fand am 18. Januar in der Arbeits börse zu Parrs eine imposante Versammlung statt, in welcher der französische   Genosse Thisbault über das Ende des Streiks berichtete und zum Schluß die An- wesenden in begeisternden Worten ausforderte, allen Nationalitäten- Hader bei Seite zu setzen und sich eins zu fühlen mit den Arbeits- brüdcrn jenseits des Rheins, eingedenk dessen, daß es die deutschen  Sozialdemokraten waren, welche gegen den Krieg von 1370 pro- testirten. Der Kongreß von Brüssel habe das zwischen den einzelnen Nationen geknüpfte Band enger geschlungen und dem Kapitalismus aufs neue bewiesen, daß die Völker sich nicht länge» gegenseitig zerfleischen mögen. Der stürmische Applaus, den Thiöbault erntete, bewies, daß auch bei den französischen   Arbeitern der Chauvinismus, wenn er je vorhanden gewesen, mehr und mehr an Boden verliert. Eine Resolution, laut welcher die Sammlungen für die Opfer des Streiks fort« gesetzt werden sollen, fand einstimmige Annahme. Achtung, Tischler! Die Arbeiter der Eisenach   e» Möbelfabrik von K ö ch e r t u. Komp. haben die Arbeit ein- gestellt. Grund: Verlängerung der Arbeitszeit von 11 aus 13 Stunden. Zuzug ist streng fernzuhalten. Die arbeiter- freundlichen Blätter werden um Abdruck des Vorstehenden ersucht. Wegen 10 prozeutiger Lohnreduktion haben die Arbeite« der großen Spinnerei von Mauthner& Oestreicher in Grunwa ld, wie man derVossischen Zeitung" au? Reiche»- berg i. B. mittheilt, die Arbeit niedergelegt. Die Schuhfabrikanten in Bristol   lLnsland) haben IS 000 Arbeiter ausgesperrt. Der siebente Kongreß der Töpfer Deutschlands   findet in den Tagen vom 3.-10. Juni in Berlin   statt Der Kon» gre ß sollte nach dem Beschluß seines Münchener   Vorgängers ursprünglich in Velten   abgehalten werden, da man erwartete, daß bis dahin Velten   und Berlin   durch eine Eisenbahn verbunden sein würden. Weil bis jetzt von einer solchen noch nichts zu sehen, holte der Generalausschuß der Töpfer ein Gutachten de» Vertrauensmänner über die Verlegung des Kongreßortes ein, und dieselben erklärten sich einstimmig für den Vorschlag des Ausschusses, den Kongreß m Berlin   tagen zu lassen. Tue Veltener Töpfer sprachen in einer öffentlichen Versammlung gleichfalls ihr Einverständniß aus. Grauenvolle Zustiiude enthüllt ew Hilferuf aus Ober« franken, der in bürgerlichen Blättern veröffentlicht wurde. In demselben heißt es:Im Bezirk der bayerischen Pfarrei Schwarzenbach am Wald, die fast durchgängig von Handwerkern bewohnt ist, ist die Noch in ihrer ärgsten Gestalt eingekehrt. Seit drei Monaten müssen die sonst fieiMgen Hände feiern, und die Weber können trotz allen Bittens von ihren seitherigen Arbeitgebern keine Arbeit mehr erhatten, da durch den neu eingeführten amerikanischen   Schutzzoll auf Er- zeugnisse der ausländischen Textilindustrie der deutsche Export ganz lahm gelegt wurde und neue Absatzgebiete bisher sich noch nicht erschlossen haben. Was aber eine dreimonatliche Arbeits! osigkeir für eine arme Bevölkerung bedeutet, die lediglich aus dem kargen Lohn der Handweberei ihren Unterhalt findet, läßt sich denken. BiSher hat doch immer noch der ge- ringe Kartoffelvorrath der größten Roth abgeholfen; aber infolge der Mißernte ohnehin sehr gering ausgefallen, ist er jetzt zu Ende, und nun ist ein geradezu erbarmungswürdiger Zu- stand eingerissen. Ich bm Zeuge davon, daß eine Familie von acht Personen Tag für Tag von etwa 10 P f e n« n i g e n Mehl und Wasser einen Brei anrichtet und denselben in der Ofenröhre kocht, und das ist die T a g e s u a h r u n g für acht Personen! Anderswo werden auf den Tag surr für drei Pfennige Kaffeebohnen gekauft oder vieb- mehr geborgt, und davon für S bis 9 Personen für den ganzen Tag Kaffee bereitet und dazu zum größten Theil aus Hafer» m e h l gebackeneS schwarzes Brot gegessen. Viele Familien haben nicht einmal mehr das." An diese ergreifende Schilderung schließt sich die Bitte um Uebersendung von Liebes- gaben. Ist es nicht eine Schande für die bürgerliche Welt- ordnung", daß Zustände, die an die Hungersnoth mittelaller- licher Zeiten erinnern, heute noch vorkommen können, trotzdem an Nahrungsmitteln infolge der besseren TransportverhältmL« ein Mangel wie damals gar nicht mehr eintreten kann? VevkÄmmlungen: Die Schlächtergeselle» hielten am 17. Januar eine öffent- liche Versammlung mit Damen ab, in welcher an Stelle des verhinderten Reichstags- Abgeordneten Birk Dr. L ü t g e n a u über die Lage der Schlächtergesellen referirte. Die Versammlung beauftragte dann das Agitationskomitee, eine Petitton aus- zuarbeiten, in welcher die Aufhebung der Sonntagsarbeit und die Einführung einer zehnstündigen Arveitszett gefordert wird. Diese Petition ist der nächsten öffentlichen Versammlung zur Beschluß- fassung vorzulegen. In dieser Versammlung wird auch für diesem Zweck entsprechendes Referat gesorgt sein. Hierauf erstattete der Obmann des Agitationskomitees Bericht, wonach die Bersainm- lung dem Komitee Decharge ertheilte und zur Neuwahl desselben schritt. Gewählt wurden die Kollegen Gaßmann, Mereie, Damniro und Neumann. Zuni Delegirten für den Gewerkschafts» kongreß bestimmte man den Kollegen Gaßmann. Hierzu wurde gewünscht, daß sich die Kollegen aller großen Städte auf-jenem Kongreß vertreten lassen möchten, besonders erwartete man dies von Hamburg  . Die nächste Fachvereins-Versammlung findet am 7. Februar statt. Das Nähere wird durch Flugblatt bekannt gemacht. Ein geselliges Beisammensein nebst Tanz bildet» deu Schluß der Zusammenkunft. Die freie Bereinigung der ZeituugSspediteure und Berkäufer nahm in ihrer Generalversammlung den viertel- jährlichen und den jährlichen Kassenbericht entgegen.- Nach letztzttcm hatte der Berein eine Einnahme von 420,1ö M. und eine Ausgabe von 267,44 M., so daß ein Vereinsvermögen von 162,71 verbleibt. Der Kassirer wurde entlastet. Aus der Vorstandswahl gingen hervor als Vorsitzende Schäfer und F l o r e ck e. als Schriftführer T h i e l e und M e r z. als Kassirer Sch önstein und Sch i l d. Danach wurde die Errichtung einer eentralstelle eifrig diskutirt, wobei man zu dem Schluß kam. daß diese dee gar keine so ungeheuerliche sei, sofern die Mitglieder für den Anfang die Kosten von 67 M. monatlich nicht scheuen möchten, die der Nutzen einer solchen Zentrale reichlich decken würde. Man beschloß endlich, im Wege des Annoncirens ein geeignetes Lokal zu suchen und eventuell in einer außerordentlichen Ver- sammlung die B-rathung dieses Punktes fortzusetzen. Zur Aus« nähme meldete stch Herr Stolzenburg. Die Mitglieder der OrtS-Krankenkasse der Stet«- drucker und Lithographen   faßten am 13. Januar in öffent« licher Versammlung nach einem Vortrage des Herrn Dr. Rubin- stein über dieFreie Aerztewahl" eine Resolution, in welcher sie sich im Anschluß an das Referat verpflichteten, mit allen ge- setzlichen Mitteln die freie Aerztewahl anzustreben. Zur Be- treibung der Angelegenheit wurde eine aus deu Herren P r e u ß, Zink, Hoffmann, Grüger und Quarder bestehende Kommission gewählt. Dieselbe bat das Resultat ihrer Arbeit der demnächst stattfindend en D�irtt.lversauuulung vorzulegen. err»