erhörtes und Neues hinstellt, von dem ans erst die Reaktion ausgehe. Herr Richter ruft seinen Gegnern zu:„Wenn Sie den konfessionellen Standpunkt so betonen, dann kommen Sie zur konfessionellen Armenpflege, zu konfessionellen höheren Lehranstalten, ja schließlich zu konfessionellen Truppen." Damit scheint Herr Richter zu meinen, den Vogel ab- geschossen zu haben. Aber, Herr Eugen Richter , wo leben Sie denn? Als ob das, was Sie erst kommen sehen, nicht schon lange soweit ausgebildet worden ist, daß zur Vollendung kaum mehr als das Tipfelchen auf dem i fehlt. Selbst, was solche Heiterkeit erregte, der Hinweis auf konfessionelle Truppen der Zukunft, ist heute bereits verwirklicht. Oder meinen Sie, Herr Richter, daß ein Lieutenant in der preußischen Armee möglich wäre, der nicht der Konfession angehörte, der vielleicht Dissident oder Frei- dcnker wäre? Wir leben thatsächlich in einem konfessionellen Staate. Oder Herr Eugen Richter , können Sie uns im ganzen preußischen Staate einen Volks-Schullehrer 'der einen Geistlichen an einer Landeskirche rennen, der es offen erklärt, daß er nicht an die über- ratürliche Geburt Jesu glaube? Sie können uns keinen nennen; und wäre er noch so freisinnig-protestantenvereinlich, am Sonntag verliest er doch öffentlich das apostolische Glaubensbekenntniß. Was heute die Reaktion wagt, vermag sie nur infolge der Feigheit und Schwäche des bürgerlichen Liberalismus, der es zu danken ist, daß der Konfessionalisnuls von der Reaktion als Standpunkt der ganzen Ration mu wenigen Ausnahmen hingestellt werden kann. Wie viele Leute giebt es denn wohl in Berlin und in anderen Städten, die auf dem Boden de? apostolischen Bekenntnisses stehen? Und im Reichstage selbst— wie steht es mit dem konfessionellen Glaiiben der meisten Abgeordneten? Aber die liberalen und freisinnigen Herren lieben es wohl, sich im intimen 'kreise oder im Verkehr unter sich als Freidenker zu zeigen, so wie es sich aber um das Volk handelt, um die Religion, die dem Volke erhalten werden soll, dann verschließen sie ihr Freidenkerthum in dem innersten Schrein ihres Herzens. Wie die Redner des ersten Tages, so stellte sich Herr Richter persönlich als gleichfalls auf dem Boden des RonfesstonaliSmus stehend hin. Wo der gesammte bürgerliche Liberalismus seinen religiösen Freisinn verbirgt, da kann denn auch Herr Stöcker sich als den Mann de? Tages betrachten. Nachdem der Kultusminister Nichtssagendes Herrn Richter erwidert, trat Herr Stöcker auf, mit dem ganzen protzigen Hochmuth des pfäsfischen Zeloten, als der Bannerträger des herrschenden kirchlichen Regiments. Herr v. Kardorff suchte noch ein wenig Kulturkampf zu treiben; von der Freigebung der Privatschulen befürchtet er nicht nur, daß die Ultramontanen sie sich nutzbar machen werden, sondern daß auch die Sozialdemokraten, die be- kanntlich das meiste Geld hätten, die großen Städte mit sozialdemokratischen Privatschulen überziehen werden.— Herr v. Bennigsen wird von Herrn Eugen Richter in der„Freisinnigen Zeitung" heftig poussirt. Die„Kreuz- Zeitung " nimmt ihn stark in's Gebet wegen seiner Rede bei der EtatSberathung im Abgeordnetenhaus, in welcher er gegen das Volksschul-Gesetz alle Liberalen, auch die Freisinnigen„auf die Schanzen" rief. Dieser Ruf hat freilich so wenig zu bedeuten, als der gleiche Ruf, den seiner Zeit Herr v. Forckenbeck erhob, und ebenso wie dieser wird sich Herr v. Bennigsen baldigst wieder hinter die Schanzen zurückziehen. Die„Kreuz-Zeitung " thut, als ob sie den Ruf Bennigsen's ernsthaft nehme und fragt, wie diese Drohung sich mit der Stellung desselben als Oberpräsident vertrage. Herr Eugen Richter , dem der Bennigsen'sche Lockruf es angethan hat, wirst sich nun zum Ritter Bennig- sen's auf. Am Tage nach der Benuigsen'schen Landtagsrede erwiderte er den Lockruf Bennigsens» mit den Worten: „Zwischen der natioualliberalen Partei und uns giebt es Fragen, in denen wir als Parteien einander an: nächsten stehen, vielleicht im Abgeordnetenhause noch mehr als hier." DaS Letztere hat seinen guten Grund, nämlich in der Rücksicht auf die Wahlen. Bei den Wahlen zum Reichstage gilt das allgemeine gleiche Stimmrecht, und die Rücksicht auf den Stimmenfang der Massen nöthigt die Freisinnigen, im Reichstage den Mund zeitweise recht voll zu nehmen und den Radikalen herauszubeißen. DaS ist im Abgeordnetenhause nicht nöthig, denn da gilt das Kliffen- Ende solcher Zustände sein müssen? Stellen Sie sich nur einmal vor, was unsere Arbeiter schaffen! Sonst beliebte man, wenn man aus die Roth der arbeitenden Klassen zu sprechen kani, zu sagen:„Ach das faule Volk ist genuß- süchtig, lüderlich und arbeitsscheu!" In beinahe allen modernen Kulturländern ist man sogar zuweilen daran gegangen, sie zusammenzuschießen, weil sie sich nicht mehr ruhig ausbeuten laffen wollten; und Gott weiß, wie weit die Rachsucht der erschreckten Bourgeoisie in Paris nach Niederwerfung des Kommunc-Ausstandes ge- gangen wäre, wenn nicht die heikle Frage: wen beuten wir aus, wer arbeitet dann für unS? die vom Blut berauschten Köpfe wieder ernüchtert hätte. Machen Sie sich einen Be- griff von der Arbeitsleistung der arbeitenden Klaffen. Nehmen Sie einmal Alle weg, die nichts arbeiten, so vor allen Dingen die Reichen, welche bloS von den Zinsen ihrer Kapitalien leben; bedenken Sie, daß der Kaufmann nichts produzirt, daß das Heer von Beamten, Geistlichen, Advo- katen u. s. w. keine neuen Werthe schafft; daß die große tälfte des Menschengeschlechtes, die weibliche, zum guten heile außer Stande ist, sich ausreichend zu erhalten; daß die Kinder ernährt werden müssen, die noch nicht arbeiten können, es auch nicht sollen, daß für die Kranken, Krüppel und Invaliden gesorgt werden muß, und machen Sie sich daraus ein Exenipcl, wie groß der Prozentsatz Derer sein kann, denen die ungeheure Aufgabe zufällt, sich und die Anderen zu ernähren, die Bedürfnisse des Staates zu decken und trotzdem auch noch den sogenannten Nationalreichthum zu vermehren. Und doch würde das Exempel noch lange nicht stimmen, wenn Sie außer Berechnung ließen, daß man gerade aus diesen Ernährern Aller die Tüchtigsten aus Jahre für militärische Zwecke herausnimmt, so daß sie die große Arbeitslast noch vermehren müssen, statt sie erleichtern zu Helsen . Was für Zustände'." „Ja, und umi noch dabei zu denken," fiel Lange ein, „daß dieser abnorme Zustand, der schließlich nur zu einer entsetzlichen Revolution zu führen droht, bei einigem guten Willen oder durch Rückkehr zu natürlichen Grundsätzen vermieden werden könnte, doch, trotz aller warnenden An- zeichen drohender Gefahr, ausrecht erhalten wird unter den Wahlrecht, da geben die besitzenden Klaffen den Ausschlag, und da kommt es darauf an, deni ehrsamen Bürger und Philister, dem die Angst vor allem Radikalen in den Glie- dern steckt, das beruhigende Gefühl seiner staatsmännischen Mäßigung beizubringen. Wer im Reichstage noch mit Wasserstiefeln auftritt, versieht sich im Abgeordnetenhause daher mit Wadenstrümpfen. Das ist der Sinn der Eugen Richter 'schen Worte. — Also es kriselt auch in Preußen, wie wir gestern schon andeuteten. Herr Miquel hat parlamentarische Reminiszenzen gehabt und seine Demission eingereicht— sie ist inveß noch nicht angenommen, und es wird wohl auch nichts weiter daraus werden. Ter bei uns herrschende politische Marasmus ist so groß, daß es zu einer recht- schaffenen Krise gar nicht mehr kommen kann. Zwar reden fortschrittliche Blätter von einer„Scheidung der Geister", die sich anläßlich des Volksschul-Gesetzes vollziehe, allein wir sehen weder die„Geister" noch die„Scheidung". Wenn die„Kreuz-Zeitung " in einem Augenblick mucke- rischer Ekstase den Abgeordneten Bennigsen mit den„Juden und Judengenossen" zusammenkoppelt und zum Gegenstand eines fxommen Tenunziatiönchens macht, so hat das doch blos eine psychiatrische— d. h. den Irrenarzt angehende— Bedeutung, und erscheint als wesenlose, schattenhafte Halluzination gegenüber der Thatsache, daß die Kreuz- zeitungsleute und die Bennigsen'sche» Jahre lang im „Kartell" Hand in Hand gegangen sind— und, unter dem Zwang der Verhältniffe, auch demnächst wieder zusammen- gehen werden. Die„Scheidung der Geister" heißt, in das Deutsch der praktischen Politik übersetzt: Krakehl der Kartellbrüder. Und Kartellbruder schlägt sich, Kartellbruder verträgt sich — das wissen wir aus alter Erfahrung. Das Volksschul- Gesetz wird„amendirt" werden, d. h. die Benuigsen'schen werden mit einigen Phrasen zufrieden gestellt, die Scheidung der Geister endet mit einen: faulen Kompromiß, und Herr Miquel bleibt im Amte.— Ei» warmes Herz fiir die Kinder offenbarte der preußische Kultusminister in der gestrigen Sitzung des Ab- geordnetenhause», indem er den zwangsweisen Religions- Unterricht der Kinder auch gegen den Willen der Eltern vertheidigte. Er sagte: „Ich weiß mich frei davon, einen Zwang ausüben zu wollen: ick, will nur die Wohlthat, die mir widerfahren ist, auch den Kindern zu Thetl werden laffen, denen keine Mutler die Hände zum Gebet gefaltet hat." Bsneüm non obtruduntur! Wohlthaten werden nicht mit Gewalt aufgedrängt. Wenn Herr v. Zedlitz dankbar der Wohlthaten, die er als Kind erfahren, gedenkt, so möge er sich auch der Wohlthat erinnern, stets gute Nahrung, warme Kleidung, freundliche Wohnung und liebevolle Pflege erhalten zu haben, und möge er dafür sorgen, Zustände zu schassen, in denen die Wohlthaten, die er empfangen, auch den Kindern der Arbeiter von ihren Eltern gewährt werden können. Tie„Wohlthat" der Zwangs- Religion werden ihnen die hungernden Kinder und deren Eltern sehr gerne schenken!— Die Antisemiten unter sich. In Leipzig , wo die Jndenhctz-Gcsellschaft ihr Hauptquartier aufgeschlagen hat, seit ihr Zuhälter Bismarck sie nicht mehr in Preußen be- schützen kau», sind die„Führer" der sauberen Sippe arg aneinander gerathen uno einer derselben, ein gewisser L u ck o, hat soeben eine Broschüre mit Enthüllungen ver- öffentlicht(„Ein Jahr im Zentrum der deutsch -sozialen Partei"). Für den Kenner des Antisemitismus bringt Herr Lucka nichts Neues— Schmutz, Schmutz und nichts als Schmutz. Amüsant ist das Urtheil, welches der bekannte, einst wild-antisemitische Wilhelm M a r r fällt. Der- selbe schreibt in einem Brief vom Juli deS vorigen Jahres: „Im Uebrigen, nachdem wir von liavv und hoc geplaudert haben, lasse» Sie mich in Ruhe mit der„Juden- frage". Ter moderne Antisemitismus— rsoto Fabrikgeschäfts- schwindel-Antisemitismus ist für mich„gegeuslandslos" ge- worden. Er belügt sich selbst, um andere zu belügen und zu be- schwindeln. Er bläht sich auf, wie der Frosch in der Fabel und wird wie dieser platzen. Seufzern und Thräneu einer mißhandelten Menschheit! Möchte man da nicht mit Donner und Blitz in«ine solche Staatsmaschine einschlagen? Aber Herr Frank, Sie waren wohl mit den nöthigen Darlegungen der Situation zu Ende und wollten mit einem praktischen Vorschlage enden?" „So ist es in der That; doch muß ich befürchten, die Ermartnngeu zu hochgespannt zu haben; denn wenn ich die Größe des Nebels bedenke, wie es sich mir gkeichsain wie von selbst jetzt vor Augen gestellt hat, so erscheint mir das Auskunftsnüttel, welches ich Ihnen empfehle» wollte, viel zu klein, und ich muß mir schließlich sagen, daß nur im Großen und Ganzen durch den Slaat, d. h. durch die Ge- sammtheit der Staatsbürger, geholfen werden kann." „Lassen Sie sich trotzdem nicht abhalten, mit Ihrem Vorschlage herauszutreten," mahnte Lange. „Das will ich auch nicht; denn ich mußte mir auf der anderen Seite sagen, daß wir mit dem bloßen Wünschen und Begehren, Agitiren und Belehren auch nicht zum Ziele gelangen. Praktische Versuche müssen daneben hergehen; es wird imS und Anderen dadurch Viele» klar werden; und wenn ich auch glaube, daß kein wirklich ge- bildeter und aufgeklärter, kein gerecht denkender und wahr- hafter Volksfreund den Bestrebungen der arbeitenden Klassen zur Hebung ihrer Lage fernbleiben kann, so wird doch das praktische Beispiel, die tyatsächliche Beweisführung für die behaupteten Möglichkeiten wesentlich zur Unterstützung der resormatorischen Bestrebungen beitrage». „Was das Auge sieht, das glaubt das Herz", heißt's beim Volke; und darum, meine Herren, benützen wir unser zufälliges Miteinanderbekauntwerden an diesem Orte dazu, um mit ungeheurer Ironie an einem solchen Brennpunkte moderner sozialer Zustände dem Zeitgeiste ein Schnippchen zu schlagen. Gründen wir eine» Verein für's Leben, eine Brüderschaft zu gegenseitiger Unterstützung und Förderung, auf Grundlage des ersten, einfachsten, gerechtesten und natürlichsten Gesellschaftsvertrages, wie wir uns denselben im Anfang« vorgestellt haben. Und so weit ist, Gott sei Dank, die heutige Gesellschaft noch nicht verschroben, daß ein Gesellschastsvertrag, wie ich ihn vorschlagen will, kri- Sei ihm die Erde so schwer als möglich, daß er sobald nicht wieder ausstehen kann." Und in einem anderen Briefe: „Ich bin ein alter Parteigänger, aber nie habe ich meht Erzschelmenbande gefunden als unter den heutigen Geschäfts-Antisemiten. Das aber dürfen Sie privatim er- klären, daß ich nach dreißigjährigem Judenkrieg mich mit Ekel bis zum Erbrechen abwende von dem ganzen hentigen Geschästsschwindel-AntisemittsmuS. Ich werde diese Behauptung nicht widerrufen."— Ter Präsenzstand der himmlischen Heerschaare» ist nach dem wohlunterrichteten Dichter der„Kreuz-Zeitung " trotz der überall vermehrten Heeresmacht, derselbe wie vor tausend Jahren geblieben. Auch heute läßt sie zum Schutze des Kaisers von des Himmels reisigen Schaaren nur Zehn- tausend zur Rechten, Zehntausend zur Linken anfmarschiren. Ter Militarismus säicmt also nur auf Erden die Eigenschaft zu haben, den„Pr«stnzstand" immer und immer zu ver- mehren.— Lieber Hirsche als Menschen. In kapita- l i st i s ch e n Blättern finden wir, ohne irgend ein Wort des Kommentars, folgende Notiz: „In Schottland sind seit 1883 2Va Millionen Acres Land für Jagdzwecke in Hirschparks umgewandelt worden, auf denen Jagdliebhabern zu enorm hohen Preisen die Erlaubniß zur Jagd ertheilt wird. Es lohnt sich für die Grundbesitzer besser, c�ls wenn sie das Land für landwirthschaftlicheZwecke benutzen oder verpachten. Die unglücklichen Bauern wurden einfach ausgetrieben und sind ent- weder verhungert oder ausgewandert." Tie Thatsache ist richtig und den Lesern deS„Kapitals" von Marx wohl bekannt. Und keine Thatsache beleuchtet Heller und greller die Gemeinschädlichkeit des Privateigen- thumS an Grund und Boden— dem wichtigsten aller Pro- duktionsmittel. Wenn es dem Grundbesitzer(Landlord) profitabler erscheint, jagt er die Menschen fort und ersetzt sie durch wilde Thiere— die sortgejagten Menschen mögen ver- hungern. Und dabei jammern die englischen und schottischen Landlords, daß so viel Getreide von außen eingeführt wird — d. h. zollfrei. Denn beständen Kornzölle, die den Brot- preis künstlich vertheuertcn und ihnen die Einkünfte ver- mehrten, dann hätten sie nichts einzuwenden. Dank dem Privateigenthum an Grund und Boden ist es möglich, daß die englischen Landlords alle» zur Er- nährung des Volkes nöthige Land in Wildparks verwan- dein, die nur dem Vergnügen einiger Weniger dienen. Ebenso wie dank dem Prioateigenthum an Minen und Bergwerken die Grubenbesitzer Kohlen und Eisen dem Volk vorenthalten können, wenn es ihrem Privatinteresse dient.— Die italienische Regierung will auch in Sozialpolitik machen— das gehört zur Mode. Sie hat einen Gesetz- eutwurf zur Einrichtung gewerblicher Schieds- g e r i ch t e vor die Kammer gebracht. Ein Korrespondent der„Vossischen Zeitung" schreibt darüber aus Rom ck. ck. 24. Januar: „Um wenigstens«inen schwachen Anfang einer Arbeiter- Gesetzgebung aufweisen zu können, hat die Regierung der Kammer eine Vorlage, betreffend die Einrichtung gewerblicher Schiedsgerichte, unterbreitet, nachdem schon im Jahre 1378 ein ähnliches Gesetz durch die von Crispt ernannte Kommission für Maßnahmen izegen die Arbeitseinstellungen beantragt worden war. Der Minister Chimirri, der die mit dem Kammer- ausscbuffe vereinbarte Vorlage vertheidigte, bekannt« selber, daß der beabsichtigt« erste Schritt sehr b e h u t s a vi sei und nicht weit greife, daß man dagegen schon den Vorwurf übermäßiger staatlicher Einmischung, unzureichen« der Machtvollkommenheit der Schiedsgerichte und nach- theiliger Beschränkung auf die gewerblichen Arbeiter— unter Ausschließung der landwirthschaftlichen— erhoben habe. Nach dem Minister ist aber der Zweck der Vorlage überlegter Maßen sehr bescheiden. Man darf nicht hoffen. die groben gewerblichen Streitfragen zu lösen, die großen Schäden der gewerblichen Zustände zu beseitigen, sondern muß zufrieden sein, wenn mau gewisse kleine Ursachen der Reibung ans der Welt schafft, häufige leichte Anlässe zu Zusammen- stoße» und Versemdungen beseitigt, die alltäglichen Zwistig- teilen und Migversländniße zwischen Arbeitern und Arbeit- aebern nach Möglichkeit friedlich und billig löst. Die Arbeiter- Schiedsgerichte sollen keineswegs die Zuständigkeit und Thätig- keit der ordentlichen Gerichte beschränken oder für gewiss«®«- biete ausschließen, sondern dieselben nur ergänzen, wie die minell verfolgt werden könnte. Wir können ohne Furcht vor Polizei- und Gcrichtshudeleien unsere Verschwörung am hellen Tage in Szene setze». Die Grundbestimmung unseres Vertrages lautet:„Ich helfe Dir, Du hilfst mir nach Kräften." Wir stehen uns in allen Nöthen und Drangsalen des Lebens ge- treulich zur Seite und wirken außerdem mit vereinten Kräften an der Verwirklichung unserer Ideale in der großen Welt. Jeder wirbt Gesinnungsgenossen, wo immer es sich thun läßt: ordentliche, vernünftige Leute, die vollständig mit uns Harmoniren. Sobald mehrere Gesinnungsgenossen von einem Fache sich gefunden haben, vereinigen sich dieselben zu einer Genossenschaft, die sobald die ausreichenden Mittel vor- Händen, mit anderen Organisationen ebenso in Verbindung tritt, wie die einzelnen Mitglieder unseres Bundes es unter- einander sofort thun sollten. „Großartige Schwierigkeiten mögen sich erheben; aber wenn wir Alle wissen, was wir wollen, und Alle wollen, was wir können, dann kommen wir dahin. Wir machen es ivie die Flüffe: legt man denen einen Felsen vor, so gehen sie um denselben herum und kommeil doch zum Meere; will man sie aber auf weite Strecken ungebührlich ein- dämmen, so schwellen sie an und fließen darüber hinweg, sosern sie die Dämme nicht gar zerreißen. Zunächst wenden ivir uns gegenseitig unsere Kundschaft zu. Sie sollen bald sehen, wie das ineinandergreifen wird. Herr Draht, tch lasse mir morgen meine Stiefel von Ihnen vorschuhen. Sie, Herr Streit, führen uns unsere Rechtssachen. Sie, Herr Mandel, richten uns unsere Geschäftsbücher ein und helfen uns sonst mit Ihrer Geschäftserfahrung. Wir werden ein Pro- gramm, eine» Gesellschaftsplan drucken lassen: diese Arbeit be- kommen Sie,Herr Barth, sowie die Ausführuiig aller Drucksachen und Lithographieen. Wir werden einen Verkaufsladen für unsere Mitglieder einrichten, durch welchen ein gerechter Austausch der Arbeitsprodukte vermittelt werden kann; wir werden eine Vereinskasse gründen, in welcher wir das niederlegen, was wir früher dem Wucherer, dem Kapital, dem Spekulanten, dem Schmarotzer und Gott weiß wem abgeben mußten; wir werden dazu kommen, eine kleine Kreditbank für uns zu errichten, wir.... doch ich w'll nicht Martha mit dem Milchtopfe spielen und zunächst
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