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»'«» mw 2. KkilU Mi Jotmiitte" Kerl« JolWIttt. ,'»»».»»?».««i. Berliner Partei-Angelegenheiten. Zur Sokalliste. Das Lokal Beckers Festsäle, Komman- daiiteastratze 62, steht der Arbeiterschaft unter den bekannten Be- dingungen zu Versammlungen zur Verfügung. Die Lokalkommisston. Lichtenberg . Am Donnerstag, den 31. Januar 1901, abends Uhr, findet im LokalSchwarzer Adler", Frankfurter Chaussee 120, eine außerordentliche Generalversammlung des Socialdemokratischen Wahlvereins für Lichtenberg -Friedricksberg statt. Reichstags-Ab- geordneter H. Pens spricht über das Thema:Aus dem Reichstag ." Da in dieser Versammlung weitere Kandidaten für die bevorstehende Gemcindewahl aufgestellt werden, ist das Erscheinen aller Mitglieder erforderlich. Ohne Mitgliedsbuch kein Zutritt. Der Vorstand. WtamtnttNÄles. Städtische Fürsorge für lGeisteskranke«ud Epileptische . In der Hauptanstalr der städtischen Irrenanstalt zu Dalldorf defandeil sich am 31. Dezember 1222 geisteskranke Personen, 651 Männer und 571 Frauen. Außerdem hatte die Anstalt ver- geben: a) an Privatanstalten: 1118 Personen, s83 Männer und 629 Frauen� b) in Privatpflege: 161 Personen, 8s Männer und 77 Frauen. Die Jdiotenanstalt zu Dalldorf verpflegte am 1. Dezember in ihrer Hauptanstalt 86 Kinder, 55 Knaben und 31 Mädchen; sie hatte ferner 57 Kinder in Privatpflege gegeben und zwar 42 Knaben und 15 Mädchen. In der Hauptanstalt der städtischen IrrenanstaltHerzberge" zu Lichtenberg befanden sich an dem genannten Tage 1158 geistes- kranke Personen, 674 Männer und 484 Frauen. Diese Anstalt hatte ferner abgegeben:») an Privatanstalten: 246 Männer und 196 Frauen, zusammen 442 Personen; b) in Familienpflege: 84 Männer und 80 Frauen---- 164 Personen. Die Gesamtzahl der der städtischen Fürsorge überwiesenen Geisteskranken und Idioten bezifferte sich mithin am 31. Dezember auf 4408 Personen. Die Anstalt für EpileptischeWuhlgarten" verpflegte am 31. Dezember in ihrer Hauptanstalt 1011 Epileptische, und zwar 566 Männer, 358 Frauen und 87 Kinder. Beurlaubt waren an diesem Tage 74 Männer, 33 Frauen und 46 Kinder 153 Personen, I» Privaianstalten waren ferner seitens der Hauptanstalt 26 männ- liche Epileptische vergeben: in Familienpflege 2 männliche Kranke. Uoksles. Das Vertrauen znm Berliner Gewerbegrricht. das im allgemeinen durchaus berechtigt ist. erleidet zuweilen durch das Verhalten einzelner Kammervorsitzenden arge Stöße. Wir erinnern nur an den Fall Dr. Leo. Von den rechtsuchenden Arbeitern sehr unangenehin empfunden wird die absolut ungerccht fertigte Abneigung einiger Gcwerberichter gegen Vertreter oder NechtSbeisiände auS der Gewerkschaft oder dem sonstigen Be knnntenlreise der klagenden Partei. Diese Abneigung wird manchmal in geradezu verletzender Weise zurs Schau getragen So fühlt sich z. B. Herr Dr. Voigt beschwert durch Schriftsätze die aus den Bureaus der Gewerkschaften stammen, und spricht von Hetzern, die die Leute zum Klagen veranlaßten Dabei ist notorisch, daß gerade von gewerkschaftlicher Seite vor thö richten Klagen gewarnt wird. Auch in der Sitzung der Kammer V vom 23. Januar hat sich Dr. Voigt recht eigentüinlich benommen. Der Mechaniker W., der den Fräser Z, in einem Prozeß gegen die Firma Weber u. Co. vertrat, suchte an der Hand des Bürgerlichen Gesetzbuchs nachzuweisen, daß gewisse Lohnabzüge unzulässig seien. Der Gerichtsvorsitzende ist selbst- verständlich verpflichtet, solche Rcchtsausführungen zur Begründung des Klagcanspruchs ohne Rücksicht auf ihre juristische Stichhaltigkeit ruhig beenben zu lassen. Statt deflen unterbrach Herr Dr. Voigt den Vertreter, indem er cS ablehnte, sich von ihmRechtsbelehrungen geben zu lasse«. W. verbat sich eine derartige Beschränkung der Beweisfiihrung, Dr. Voigt lenkte nun etwas ein und meinte, er könne ja dem Vertreter des Kläger? ruhig sagen, weshalb er, W., sich bei seinen Darlegungen im Irrtum befinde, denn das Gewcrbegcricht sei ja kein ordentliches Gericht. In seinen weiteren Ausführungen nannte der Vorsitzende das Gewerbe- gericht ein Luxusgericht, wobei er davon ausging, daß sich ja die Arbeiter den Luxus häufiger und vielleicht unnützer Klagen wegen der Billigkeit des Verfahrens leisten könnten. Eine solche Aenßernng, die anscheinend eine Kritik des größten Vorzugs der Gewerbcgcrichte enthält, nimmt sich aus dem Munde deS Voll fitzenden recht eigentümlich auS und muß schon deshalb bedenklich genannt werden, weil sie das Vertrauen der Arbeiter zu diesen Gerichten nicht gerade befestigen wird. Die Wahl unsreS Parteigenossen Gloike vor dem Bezirks auSschuß. Vom Bezirksausschuß ist am 29. d. M. der Beschluß der Stadtverordneten-Versammlung, die Wahl des Stadtverordneten Theodor Glocke für gültig zu erklären, aufgehoben worden, weil, wie es in der Begründung heißt,möglicher- weise ein Versehen bei der Wahl vorgekommen ist". Der Stadt- verordneten-Versammlung steht daS Recht der Berufung an das Ober-Verwaltungsgericht zu. Theodor Glocke wurde in der dritten Abteilung des 44. Kommunal- Wahlbezirks(Moabit ) gegen einen Antisemiten mit erheblicher Mehrheit gewählt. Gegen diese Wahl wurde Einspruch erhoben, weil angeblich das Wahllokal nach Schluß der Thüren später noch einmal für einige Wähler geöffnet und für andre geschlossen worden sein soll. Daß die Arbeiter zn den Innung?- Schiedsgerichte» nur ein sehr geringes Vertrauen haben können, mag folgender uns von gewerkschaftlicher Seite mitgeteilte Fall lehren: Der Werkmeister S. verklagte den Obermeister der Gelbgicßer- Innung, Herrn W., bei dem JnnungS-Schiedsgericht auf Erfüllung der Verpflichtungen aus Z 616 des Bürgerlichen Gesetzbuchs . Der Kläger wurde in dem abgehaltenen Termin kurzerhand abgewiesen, ohne daß die Materie eingehend behandelt worden war. Wie aber war die Zusammen- setzung des Gerichts? Dem Kläger fiel eS auf. daß als Arbeitnehmer- Beisitzer nicht die rechdnähig gewählten Bei- sitzer fungierten. die dem Kläger zufällig bekannt waren, sondern daß Leute diese Stelle einnahmen, welche seit etwa Jahres- frist gar nicht mehr im Amte waren. Nach näheren Erkundigungen erfuhr der Kläger zu seinem Erstaunen, daß einer der zu Unrecht ge- ladenen Beisitzer nach Empfang der Ladung bei dem Obermeister der Gelbgießer-Junung deswegen durch seinen Sohn vorstellig ge- worden war. Er könne doch, da er fast seit einem Jahr nicht mehr Beisitzer sei, unmöglich an dieser Verhandlung teilnehmen. Der Obermeister, der in diesem Falle gleichzeitig Beklagter war, ließ darauf dem zu Unrecht geladenen Gesellen sagen, er solle nur ruhig als Beisitzer an den Verhandlungen teilnehmen. ES mutz noch hervorgehoben werden, daß der Obermeister die Wahlen zum JnnungS-SchiedSgericht vor dreiviertel Jahren selbst geleitet hat und mithin genau wußte, wer die rechtmäßigen Bei- sitzer waren. Ebenso mußte deren Person auch dem Vorsitzenden deS Innung?- Schiedsgerichts bekannt sein, da die rechtmäßig ge- wählten Beisitzer zu wiederholten Malen ihres Amtes gewaltet haben. Die Beteiligten werden der Aufsichtsbehörde Gelegenheit geben, sich mit dieser Handlung des Gerichts zu befassen. Der Tod hat unter den im öffentlichen Leben stehenden Per- sonen wohl selten vorher in kurzer Zeit eine so reiche Ernte gehalten, wie in dem heute zu Ende gehenden ersten Monat des zwanzigsten Jahrhunderts. Es schien als wollte Hans Mors unter allen, die noch aus dem alten Jahrhundert ins neue hineinragten, einmal Generalmusterung halten, und da hat denn auch mancher, der sich dessen nicht versah, daran glauben müssen. Am auffälligsten ver- merkt wurde wohl das Ableben der Königin Victoria , die 81 Jahr alt, am 22. Januar in Osborne starb. Sodann mag der Tod zweier Gewaltigen aus dem Reich der Kunst wohl der Kulturmenschheit am meisten nahe gegangen sein. Am 16. Januar schied Arnold Böcklin 73 Jahre alt aus dem Leben, und am 27. Januar Guiseppe Verdi im 87. Lebensjahr. Die Stadt Berlin hatte das Geschick zu be- klagen, daß zwei ihrer kommunalen Leiter kurz nacheinander dahin- gingen. Am 7. Januar starb Bürgermeister Brinckmann, nach- dem er erst drei Monat der Stadt vorgestanden. in voller ManncSfrische am Schlaganfall und am 24. der frühere Oberbürger- meisier Zelle, ein müder Greis und des Grams voll darüber, daß es ihm nicht vergönnt gewesen, die Schloßverschönerungs- Gedanken seines kaiserlichen Herrn zu verwirklichen. Ferner mag noch der Tod zweier Militärs erwähnt werden. Unser Platz an der Sonne forderte auch einmal unter den Hohen sein Opfer. Der General- gouverneur von Kiantschou, Kapitän I ä s ch k e starb am 27. Januar in Tsingtan am Darmtyphus. Am 29. Januar starb der russische Haudegen Feldmarschall Graf G u r k o. Auch unter unsren Parteigenossen hat der Tod in diesem Monat Auslese gehalten. In Wriezen schied am 4. Januar der Kreis-Vertrauensnwnn Solomon aus dem Leben,«in braver, um- sichtiger Organisator, dem die Socialdemokratie im Osten der Mark außerordentlich viel zu danken hat. Am 21. starb hier der Gast- wirt S ch o n h e i m und am 25. derTeufel", Gastwirt Schwartzkopf. dessen Lokal sich übrigens nicht, wie wir infolge eines� Schreibfehlers meldeten, in der Oranieustraße, sondem Skalitzer- straße 11, befindet. Am gleichen Tage ritz der Tod den berühmten Geschichtsschreiber der Kommune, den Genossen L i s>' a g a r a y in Paris aus den Reihen der französischen Socialdemokratie. Fürwahr, eine reiche Ernte! Die von der Stadtverordneten- Versammlung bewilligten zehn Millionen Mark sind gestern bei der Firma Koenen u. Co ein- gezahlt worden und somit ist die Stadt Berlin von heute ab wen» nicht nominell, so doch thatsächlich Besitzerin der Siemens u. Halskeschen Straßenbahnlinien. Zur Bürgermcisterwahl schreibt dieVerl . Ztg.": Ob Stadt- Syndikus Meubrink diesmal wieder für den Bürgermeisterposten kandidieren wird, ist. wie wir hören, noch sehr zweifelhast; jedenfalls wird sich Herr Meubrink nur dann bewerben, wenn seine Wahl ge- sichert ist Ist dies nicht der Fall, so wird Herr Meubrink voraus- sichtlich den städtischen Dienst quittieren, um eine ihm angetragene Stelle als Mitglied des Ober-Verivaltungsgerichts anzunehmen. Die städtische Gasanstalt am Stralaucr Platz wird als erste der älteren Anstalten, die in den nächsten Jahren aufgegeben werden sollen, beseitigt werden. Sie hat, nachdem die Gasbercitung hier schon im März 1899 eingestellt worden war. nur noch als Gas' behälter-Anstalt gedient, deren Behälter von der in der Danziger straße gelegenen Anstalt aus gefüll: wurden. Da sie voraussichtlich auch als Gasbehälter-Anstalt demnächst überflüssig werden wird, so ist der Abbruch der Behälter soivie der Betriebsgebäude usw. für 1901 in Aussicht genommen. Erhalten bleiben an dieser Stelle nur die Centralwerkstätten und das Centralmagazin, die aber später durch neue und größere Anlagen ersetzt werden sollen. Der frei werdende Teil des GaSanstalts-Grundstücks wird, soiveit er nicht für andre städtische Zwecke verwendet werden kann, zur Bebauung mit Wohn Häusern veräußert werden. Die Freilegmig des Brandenburger ThorS. Ein um die künstlerische Volkscrziehung und die Hebung der künstlerischen Kultur eifrig bemühter Maler, Schnitze« Naumburg , schreibt zu dem Plan, das Brandenburger Thorfreizulegen", imKunstwart" daS Folgende:Die Menschheit will, so scheint es, nichts lernen. Obgleich bis heute alle Freilegepläne von Gebäuden, Thoren usw. mit Mißerfolg geendet haben, legt man weiter frei. Männer wie Camilla Sitte sind gekommen und haben mit schneidender Logik gezeigt, weshalb dieses Freilegen Mißerfolg haben muß. habe» aufs eindringlichste beiviesen. worin die Ursachen der Wirkung von Gebäuden, von der Geschlossenheit der Plätze usw. liegen. Es hat nichts genutzt: es wird weiter freigelegt. Jetzt soll in Berlin das Brandenburger Thor daran kommen. Auch dieses, ein Thor, daS eben den Ausgang ans der Geschlossenheit deS Pariser Platzes aus drückt, sollfrei gelegt" werden. Wer zehn Minuten darüber nach denkt, muß den Unsinn eines solchen Plans einsehen. Der Pariser Platz wird sofort anfhören, ein Platz zu sein, das Brandenburger Thor aufhören, ein Thor zu sein, cs wird sofort klein wirken, und Berlin ist wieder einmal um eine Stadtschönheit ärmer. Man wird dann wahrscheinlich auch die Stratzenzüge um daS Thor herum legen und die Bogen mit Eisenketten schließen. ES wäre ja nicht das erste Thor, daS man zum Tafelanffatz macht. Wenn daS alles fertig ist. dann wird man sich wieder einmal daniber wundern, wie das allesanders" aussieht, aber eingestehen wird man's nicht, sondern sich Jubelhymnen singen. Und dann wird weiter freigelegt. ' Wann wird einmal die Menschheit so weit sein, daß sie auS ihren Erfahrungen an Ursache und Wirkung lernt? DaS Fnndbureau de?Verein? Berliner Droschkenkutscher" wird nach einem Beschluß der Generalversammlung, die in der Nacht zum Mittivoch stattfand, an, 15. Februar aufgehoben. Das Polizeipräsidium hat auf eine Eingabe des Vereins über die geschaffene Rechtslage folgendes erwidert:Es ist nicht Sache des Pollzeipräsidiums, darüber zu entscheiden, ob ein von einem Fahr- gast in einer Droschke zurückgelassener und von dem Kutscher der Polizei eingelieferter Gegenstand eine Fundsache im rechtlichen Sinne und ob demgemäß ein Anspruch auf gesetzlichen Finderlohn entsteht. Das Polizeipräsidium wird indes derartige Gegenstände bis auf weiteres als Fundgegenstände behandeln, vorbehaltlich etwaiger dieser Auffassung entgegentretender autoritativer, gerichtlicher Ent- 'cheidungen und etwaiger im Einzelsalle obwaltender Bedenken." Nach Vorschrift des Bürgerlichen Gesetzbuchs in Verbinoung mit denen des Droschken-Polizeireglcments hat der Kutscher die in den Droschken zurückgelassenen(gefundenen) Gegenstände der Polizei abzuliefern und nach Ablauf eines Jahrs selbst wieder abzuholen. Die Strafsache gegen den Kriminalkommissar Thiel soll nunmehr am 8. Februar vor der siebenten Strafkammer des Land- gerichts I verhandelt werden. Thiel wird sich wegen Bestechung und Verleitung zum Meineide, nicht aber wegen Begünstigung zu ver- antworten haben. Die Verleitung zum Meineide dürfte wohl aus den Gesprächen gefolgert werden sollen, die Thiel mit dem Kriminal- schutzmann Stierstädter über die Möglichkeit einer nicht so un- günstigen Gestaltung der Aussage des letzteren in Sachen der Frieda Wohda geführt haben soll. Die Verhandlung, die erst nach Erledigung mehrerer andrer Termine vor sich gehen wird, dürfte in verhältnismäßig kurzer Zeit abgethan sein, da Thiel nur die Verleitung zum Meineide bestreitet. Es werden nur sieben Zeugen zu vernehmen sein, nämlich der Kriminalschutzmmnn S t i e r st ä d t e r, die im Sternberg- Prozeß aufgetretenen Zeuginnen Hausmann und K a ll i e s, drei Schutz- leute, bei denen der Angeklagte Erkundigungen»ach Vorstrafen usw. von Zeugen eingezogen und der Rechtsanwalt Ulrich, dem gegen- über der Angeklagte seiner Zeit ein Geständnis abgelegt haben soll. Den Vorfitz im Gerichtshofe wird Landgerichts- Direktor Voigt führen, der kürzlich die Leitung in dem Prozesse Platho- Arndt ge- habt hat. der Angeklagte wird vom Rechtsanwalt Leonhard Fried- mann verteidigt, die Auflage vom Staatsanwalt Braut vertreten werden. Von der Freien Vereinigung der Athleten- und Ring- sport Vereine Berlins und Umgegend erhalten wir folgende Zu- schrift: Höflichst Bezug nehmend auf den von Ihnen seiner Zeit ge- brachten Bericht über den Skandal mit einem Althletenklub in Charlottenburg , bitten wir Sie. davon Nostz nehmen zu wollen, daß derartige Vorkommnisse in athletischen Sportkreisen aufs tiefste ver- abscheiit werden. Indem wir hiermit unsrer Entrüstung über ein solches Rowdietum Ausdruck verleihen, bitten wir Sie, in Ihrem werten Blatte die Erklärung aufzunehmen, daß der wahre Sport dem Treiben dieser Rowdies völlig fern steht; vielmehr hat es sich die unterzeichnete Freie Vereinigung u. a. zur Pflicht gemacht, solche Klubs, welche das Ansehen der Athletik stets aufs neue schädigen, nach Möglichkeit auszurotten. I. A.: Arthur Wottrich, erster Schriftführer.' Wie man Kommerzienrat werden kann, hat nach derFrankf. Zeitung" aus Anlaß des diesjährigen Ordensfestes der in Magdeburg wohnende Fabrikant Wilhelm Roßbach erfahren. Am 5. Dezember vorigen Jahres ging ihm von Berlin aus die bescheidene An- frage zu. ob er nicht die löbliche Absicht habe, Kommerzienrat zu werden. Herr R. hatte bald wieder soviel Fassung gewonnen, daß er zunächst auf die Angelegenheit eingehen konnte. Allerdings beanspruchte er die Beförderung nicht für sich persönlich, trat vielmehr mit der Berliner Kommcnzienrat- Fabrik für einen angeblichen V e r w a n d t e n in geschäftliche Ver- bindung. Schon ani Sonntag nach dem 5. Dezember war der Schreiber der ersten Anfrage, ein Herr S. aus Berlin , in Magde- bürg, um die weiteren Schritte mit Herrn R. zu beratschlagen. Herr R. hatte danach für die Beförderung seines Verwandten zunächst 50000 Mark bei einem Rechtsanwalt G. in Berlin zu deponieren und dem Sekretär S. 5000 Mark für pcrsön- liche Mühewaltungen z u garantieren. Namen wurden vorläufig auf beiden Seiten nicht genannt, nur wurde Herrn N. bedeutet, daß die Seele der Kommerzienrat-Fabrik ein Offizier a. D. in Berlin sei. Dieser Herr habe im M i n i st e r i u m einen Ver>v andren und mit dessen Hilfe bereits mehrere Kommerzienräte durchgedrückt. Mitte Dezember reiste Herr Roßbach nach Berlin und ivurde nun auch bei dem Offizier a. D. eingeführt. Dieser sagte ihm. daß er augenblicklich noch ähnliche Anträge aus Köln . Breslau und Königsberg zu er- ledigen habe, daß Herr R. die Abfindungssumme(50 000 M.) aber umgehend deponieren müsse, da sonst die Er- nennung seines Verwandten bei demgroßen Schub" am 18. Januar nicht mehr möglich sein würde. Im übrigen erhielt Herr Roßbach die feste Zusicherung, daß die deponierte Summe ohne jeglichen Abzug wieder zurückgezahlt würde, sofern sich im Ministerium irgend welche Schwierigkeiten in den Weg stelle» würden. Das sei aber kaum zu befürchten. Einmal sei der Verwandte des Offiziers a. D. einflußreich und selbständig genug, die Sache zu erledigen, und dann würden bei der Regierung die Recherchen st e t s nur wenig ä n g st l i ch angestellt. Um weiteres Material in die Hände zu bekommen, setzte Herr R. von Magdeburg aus den Briefwechsel noch fort. Jetzt ist jedoch die Magdeburger Kriminalpolizei mit der Angelegenheit betraut. Jni ganzen wurde die erste Anfrage an vier Herren in Magdeburg gerichtet. Man darf doch neugierig sein, ob etliche von den Koinmerzienrätei» ans jüngster Zeit durch die Berliner Kommerzienrat-Mühle gegangen sind. Das ist ja eine Geschichte ebenso interessant wie die deS be- rühmten BegnadigungS - Pfahl in Hannover , der gegen reichliche Barzahlung sich anheischig machte, in Berlin Begnadigungen zu erwirke», daß sogar der Staatsanwalt seiner Zeit in der Verhandlung bekannte, Pfahl sei ein Mann, der in BegnadigungS « fachen manchen Erfolg habe und deswegen selbst bei Rechtsanwälten in hohem Rufe stehe; es müsse doch einmal beim Civilkabinett des Kaisers angefragt werden, ob Pfahl dort wirklich Einfluß gehabt habe. Die neue Polizeiverordmmg zur Einschränkung des Straßen« Handels dürste bereits zum April in Kraft treten. Wie der Polizeipräsident v. Windheim einer Abordnung der Vereine, welche um möglichste Beschränkung des Straßenhandels petitionierten, gestern mitteilte, wird die Polizeiverordnung, nach welcher der Straßenhandel auch nach 9 Uhr abends gestattet ist, eine Abänderung erfahren. Das Feilbieten von Waren nach 9 Uhr soll für Händler unter 16 Jahren und solche, die den Handel nicht selbständig, sondern im Austrage einer größeren Firma betreiben, völlig untersagt werden. Im übrigen wird der Straßenhandel nach Eintritt des Nennuhr« schlusses nur insoweit gestattet bleiben, als die Händler ihren Waren- Vorrat bei sich tragen. Die Benutzung von Wagen, Karren ic. soll nach 9 Uhr verboten sein. Die Errichtung von Verkaufsstellen für solche Branchen, die unter der Konkurrenz der Warenhäuser am meisten zu leiden haben, ist, wie dieBerl. Ztg." meldet, in Berlin in Aussicht genommen. Den Anfang machen die Fabrikanten von Holz- und Galanterie« Artikeln, die sich zusammen geschlossen haben und denmächst gemein« same Geschäftsräume einrichten. Die beabsichtigte Ausschaltung des Zwischenhandels hat nun in den Händlerkreisen lebhafte Erregung hervorgerufen, die auch in der letzten Delegiertensitzung des Bunds der Handel« und Gewerbetreibenden zum Ausdruck kam. Man beschloß, geeignete Schritte zur Bekämpfung des erwähnten Projekts zu thun. In letzter Linie ist ein allgemeiner Boykott der Fabri- kanten, die sich an solchen Verkaufsstellen beteiligen, geplant. Großes Aufsrhen erregt im Südosten der Stadt das Ver- schwinden des Staakermeisters Mciß aus der Adalbertstr. 73. Da? Geschäft dieses Herrn galt als altrenommiert und stand bei Hand- werkern und Kaufleuten in gutem Ruf. Als Meiß vor etwa acht Tagen von Berlin fortging, erregte dies kaum besonderes Aufsehen; allmählich stellte sich zedoch heraus, daß der Verschwundene nicht allein viele Schulden gemacht, sondern auch falsche Wechsel in Um- lauf gesetzt hatte. Recht schlimm sind die Arbeiter daran, von denen der jüngste bereits 17 Jahre im Geschäft thätig ist. Sie haben am letzten Zahltage keinen Lohn erhalten. Ferner hat sich herausgestellt. daß seit längerer Zeit die Versicherungsbeiträge von Herrn Meiß nicht abgeführt worden waren. lssVO Arbeiter sollten zur Beseitigung der Schnecmassen von der Betriebsverwaltung der Großen Berliner Straßenbahn gestern eingestellt werden. Auch die städtische Straßenreinignng hat eine beträchtliche Zahl Arbeitsloser eingestellt. Unter dem Plötz- lichen Schncewetter hat der F u ß v e r k e h r empfindlich zn leiden, Schon Dienstagabend, als Frost einsetzte, wurde der Wagenverkehr recht erschwert, umsomehr, als die Pferde ohne Stollen waren, so daß sie zuletzt kaum noch vorwärts kommen konnten. Einzelne Pferde-