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Nr. 28.

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Vorwärts

Berliner Volksblatt.

18. Jahrg.

Die Insertions- Gebaye beträgt für die fechsgespaltene Kolonet geile oder deren Raum 40 fg., für politische und gewerkschaftliche Vereins­und Versammlungs- Anzeigen 20 fg. Kleine Anzeigen" jedes Wort 5 Pfg. ( nur das erste Wort fett). Inferate für bie nächste Nummer müssen bis 4 Uhr nachmittags in der Expedition abgegeben werden. Die Expedition ist an Wochen­tagen bis 7 Uhr abends, an Sonn- und Festtagen bis 8 Uhr vormittags geöffnet.

Telegramm Adresse: Socialdemokrat Berlin"

Centralorgan der socialdemokratischen Partet Deutschlands .

Redaktion: SW. 19, Beuth- Straße 2.

Fernsprecher: Amt I, Nr. 1508.

Ein Arsenal der Fälschungen.

Es ist eine beachtenswerte Erscheinung, daß die Partei, deren Mitglieder sich einer ganz besonders aristokratischen Vornehmheit und eines wunderbar verfeinerten Ehrgefühls rühmen, zu ihrer zuvers lässigsten Vertretung sich ein Organ gewählt hat, das an Niedertracht und Verlogenheit selbst gewisse Blätter aus der Scharfmacherei über­trifft: die Konservative Korrespondenz".

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Wöchentlich dreimal geht dieses offizielle Organ der konservativen Partei ins Land und berieselt die zahllosen Winkel- und Kreisblätter, die zumeist aus dem Reptilienfondssumpf erstanden, durch amtliche Inseratenaufträge unterstügt die agrarische Politik der Ostelbier ihren Lesern aufdrängen. Die Berliner tonservativen Organe benußen die Artikel und Notizen der Korrespondenz nur mit großer Vorsicht; denn sie fühlen sich allzusehr unter Kontrolle und hüten sich darum, all den dummen und frechen Schwindel wiederzugeben, der für das Land gut genug ist. Jene Kreisblätter aber sind vielfach ohne Kon­kurrenz und stellen darum, so stumpffinnig und gemein sie sein mögen, eine politische Macht dar, die man nicht gering schäßen darf: in ihrer monopolistischen Stellung sind sie ein gefährliches Hemmnis für die Aufklärung des Volks.

Aus diesem Grunde sind wir verpflichtet, die Leistungen der Konservativen Korrespondenz" zu verfolgen, namentlich in dieser Zeit der Handelsvertrags- Campagne, in der die Agrarier alles auf­bieten, um die Gegner der Brotwucherpolitik bei den Unwissenden und Urteilslosen zu verleumden.

Die Konservativen sind durch die Rücksichten auf das allgemeine Wahlrecht, das sie hassen, gezwungen, die Maffen der durch die Getreidezölle in Wahrheit mit ausgebeuteten Kleinbauern für fich zu gewinnen, und sie fürchten nichts so sehr, als daß es der socialdemokratischen Agitation gelingen fönnte, auch diese Kreise über ihre wirklichen Interessen aufzuklären. Und darum laffen sie durch ihr Organ fortgefeßt die gröbsten und albernsten Fälschungen und Lügen über die Socialdemokratie verbreiten, die als Todfeind des Bauerntumis erscheinen soll, obwohl die Herren natürlich sehr gut wissen, daß seit jeher die Socialdemokratie sich mit der Aufgabe beschäftigt hat, Mittel zu finden, die geeignet sind, auch den Kleinbauern, den Proletariern des Landes, die harte Not ihres Daseins zu erleichtern mit Mitteln allerdings, die ihnen selbst und nicht den Junkern helfen.

Ein Musterbeispiel für die agrarische Kampfesweise bietet die Konservative Korrespondenz" vom 28. Januar, die in einem Artikel Warum tobt die Socialdemokratie gegen die Getreidezö IIe", geradezu ein förmliches Nest von Entstellungen und Fälschungen darstellt.

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Heben wir das Nest aus:

Sonnabend, den 2. Februar 1901.

der Grundanschauung jener Rede: die Socialdemokratie hat nie­mals im Freihandel alles Heil erblidt, er ist für sie feine absolute Principienfrage, sondern eine politisch wirtschaftliche Frage, die je nach der Lage der allgemeinen Verhältnisse so oder so beantwortet werden muß. Heutzutage" ist die deutsche Socialdemokratie, weil es das dringendste Interesse der Volksmassen erfordert, gegen Schutzölle; gegen sie sprechen tausend Gründe, für sie kein einziger.

Hat sich die Kons. Korrespondenz" mit dem Mary- Citat noch einigermaßen an die historische Wahrheit gehalten, so proklamiert sie in ihrem weiteren Beweismaterial" die schrankenlose Diftatur der Lüge und Fälschung.

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So soll Kautsky auf dem Berliner Parteitag erklärt haben: Für die Erhaltung des Bauernstands einzutreten haben wir keinen Grund."

Expedition: SW. 19, Beuth- Straße 3. Fernsprecher: Amt I, Nr. 5121.

mit dem Rechte und der Vernunft in Einklang bringen können. Die Sache liegt gegenüber dem Bauer nicht anders, wie gegenüber der großen Maffe der industriellen Proletarier. Kein Mensch denkt daran, die Bauern vor dem Untergange zu retten, es handelt sich nur darum, ihre Existenz nach Möglichkeit zu erleichtern, ebenso wie wir auch die Lebenshaltung der Arbeiterklasse heben wollen. Mit elenden, degenerierten Massen läßt sich in einem Kampfe nichts machen. Es ist mir unbegreiflich, wie man sagen tann, wir machen damit den Antisemiten Konkurrenz, wenn wir vernünftige Dinge fordern.... Die Worte von der Stärkung des Privateigentums in der Kautskyschen Resolution sind nicht stichhaltig. Es kann sich doch zunächst nicht um die Abschaffung des Privateigentums handeln, sondern nur darum, daß jeder Arbeiter die Früchte seiner eigenen Thätigkeit Die Wahrheit ist, daß Kautsky auf dem Berliner Parteitag bekommt und daß ihm sein Privateigentum, natürlich unter weder geredet hat noch überhaupt anivesend war. Aber wir wollen andren Voraussetzungen als heute, erhalten bleibt. Mit welchem aus diefer Thatsache kein Kapital schlagen, sondern die Verwechselung Rechte macht man nun einen Unterschied zwischen dem Bauer, zwischen dem Berliner und dem Breslauer Parteitag Klarstellen, auf der von den Früchten seiner eigenen Thätigkeit leben muß, welch' letzterem ein Satz wie der mitgeteilte in der That gefallen ist. Aber und dem Lohuproletarier in Industriezentren? Man tann diese da der Zusammenhang nicht mitgeteilt wird, kann nur ein gefälschter Frage nicht einfach beiseite schieben; mit aller Principienreiterei Sinn herauskommen. Kautsky wies zunächst darauf hin, daß all kommen wir um die Agrarfrage nicht herum, wir müssen den die Bauern, die unter zwei Hettar Landes befizen die große Dingen ins Auge schauen, mit denen wir zu rechnen haben." Mehrheit der landwirtschaftlichen Bevölkerung überhaupt ihrer Frecher kann man nicht gut fälschen, als hier geschehen. Frohme ganzen Lage nach zum Industrieproletariat zu rechnen seien, und er verteidigte einen weitgehenden Bauernschutz, die Konservative führte aus: ,, Vor den nägelbeschlagenen Schuhen dieser Korrespondenz" läßt ihn auf den Untergang des Bauern finnen, Schichten brauchen wir uns nicht zu fürchten, sie werden indem sie den einen Satz zusammenhanglos serviert, einen Sag, der ausgebeutet bont unfren Gegnern, und wenn natürlich nichts andres besagt, als die theoretische Ueberzeugung, wirklich einmal die nägelbeschlagenen Schuhe eine Waffe daß mit all den Schutzmitteln die Existenz des Kleinbauern schließlich im politischen Kampfe werden sollten, werden diese sich gegen unsre doch nicht auf eine menschenwürdige Höhe gebracht werden könne, Gegner wenden, nicht gegen uns." Dann sprach Kautsky von den daß es auch für ihn nur ein Heilmittel gebe: die Vergesellschaftung. Befißern von 2 bis 5 hektaren, die nicht ganz eine Million be- Aus der Sächsischen Arbeiterzeitung" vom Mai tragen. Von diesen hat Kautsky die Ansicht, daß sie ebenso wie 1890 citiert die korrespondenz" den folgenden, allerdings sehr die Kleinhandwerker nicht lebensfähig seien, und in diesem Sinne albernen Satz: erklärte er:

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Wir( d. H. die Socialdemokraten!) erklären nicht bloß den großen Gutshöfen, sondern auch dem kleinsten Bauern haus den Krieg."

Für die Erhaltung des Bauernstands einzutreten haben wir keinen Grund, denn das könnte nur geschehen, indem wir sie in ihrem Besiz befestigen, also ganz entgegengefekt verfahren wie Wir können im Augenblick nicht kontrollieren, ob in diesem Fall sonst. Wir müssen zu dem verzweifelnden Bauern ehrlich citiert worden ist; wir wollen vielmehr die Richtigkeit des gehen und ihm anknüpfend an seine Lage nach- Citats zugeben. Trotzdem unterschlägt die Korrespondenz die Haupt­weisen, daß fie teine vorübergehende ist, sache, daß nämlich die Sächsische Arbeiterzeitung" damals der sondern naturnotwendig aus der kapitalistischen Zummelplatz jener Jungen war, die dann von der Partei Produktionsweise entspringt, und daß ihm nur abgeschüttelt wurden, jener Jungen, die Engels in einem un­die Verwandlung der Gesellschaft in eine längst veröffentlichten Brief mit Heine als die Flöhe" bezeichnete, die aus der Drachensaat Margens aufgegangen. socialistische helfen tönne."

Weiter erklärte aber Kautsky , wie es unser Bestreben sei, die Industrie- Arbeiter körperlich und geistig widerstandsfähiger zu machen, so müßten wir uns auch dasselbe Ziel gegenüber der landwirtschaft: Der Citatenschatz beginnt mit einem in der antisemitisch- lichen Bevölkerung, den Landarbeitern und Kleinbauern setzen, und agrarischen Agitation seit langer Zeit beliebten Citat von Karl Mary Kautsky hat ja dann auch in seiner Agrarfrage" derartige Vorschläge aus dessen Rede über den Freihandel: gemacht, die darauf hinzielen, das Elend der Kleinbauern zu lindern. Und derselbe Kautsty sagt in seiner offiziellen Partei­schrift, seiner Erläuterung des Erfurter Programms:

" Das Schutzzollsystem ist heutzutage konservativ, während das Freihandelssystem zerstörend wirkt. Es zersetzt die früheren Nationalitäten und treibt den Gegensatz zwischen Proletarier und Bourgeoisie auf die Spize. Mit einem Wort: Das System der Handelsfreiheit beschleunigt die sociale Revolution. Und nur in diesem revolutionären Sinne stimme ich für den Freihandel."

Dieses Citat ist für die Verhältnisse der K. K." ziemlich genau wiedergegeben. Nur fehlt die Zeitangabe, wann es gesprochen, der Zu­sammenhang, in dem es geäußert, und als dritter wesentlicher Bunft: die einschränkende Einleitung des Sazes; im Original heißt es nämlich: Jm allgemeinen ist heutzutage.

Dieses im Allgemeinen" ist durchaus notwendig. Denn unmittelbar vor dem erwähnten Saz hat Marg auf einen Fall hingewiesen, wo die Konservativen freihändlerisch und die wirtschaft­lich revolutionierende Bourgeoisie schutzöllnerisch war:

,, Uebrigens ist das Schuzzollsystem nur ein Mittel, in einem Lande die Großindustrie aufzuziehen, das heißt, es vom Welt­markt abhängig zu machen; und von dem Augenblid an, wo man bom Weltmarkt abhängt, hängt man schon mehr oder weniger vom Freihandel ab. Außerdem entwidelt das Schutzzollsystem die freie Konkurrenz im Innern eines Landes. Deshalb sehen wir, daß in den Ländern, wo die Bourgeoisie anfängt, sich als Klasse Geltung zu verschaffen, wie zum Beispiel in Deutschland , sie große Anstrengungen macht, um Schutzölle zu bekommen. Diefelben find für sie Waffen gegen den Feudalismus, und die absolute Staatsgewalt, sie sind für sie ein Mittel, ihre Kräfte zu konzentrieren und den Freihandel im Innern des Landes selbst zu realisieren."

Die Aeußerungen stammen aus der Rede, die Karl Marg 1849 über den Freihandel gehalten hat, sie datiert also in eine Zeit urüd, wo es feine wilderen Freihändler gab, als unsre oſtelbi­chen Junker, die damals und noch lange darüber hinaus Getreide­Exporteure waren und mithin am Freihandel sehr lebhaft interessiert

waren.

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Margens heute noch sehr lesenswerten, für englische Verhältnisse geltenden Darlegungen richten sich gegen die manchesterlichen Nichts- als­Freihändler, die in der Aufhebung der Getreidezölle die Lösung der socialen Frage behaupteten. Wie heute die Junker die Bauern vor­schieben, um ihren Kornwucher zu verhüllen, so heuchelten damals die vom Freihandel profitierenden Industriekapitalisten, daß sie aus eitel Liebe für die Arbeiter die Beseitigung der Getreidezölle erstrebten. Gegen diesen Humbug wandte sich Mary mit Fug und Recht, genau so wie es auch heute den Socialdemokraten nicht ein­fällt, um des Handelskapitals willen für Handelsverträge einzutreten.

Die getreuen Schüler" Karl Mary', von denen die Konser­vative Korrespondenz" redet, bekennen sich allerdings noch heute au

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Nachdem dermaßen durch Schwindelcitate die Konservativen Korrespondenz" den Unsinn bewiesen", daß die Socialdemokratie auf den Ruin der Bauern hinarbeite, so folgert sie, daß darum die Socialdemokratie alle Gesetze, welche die Landwirtschaft schützen sollten, abgelehnt habe, sie hat gestimmt:

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Gegen alle Getreide- und Viehzölle, gegen das Margarines Gesetz und gegen das Verbot des Terminhandels mit Mehl und Getreide, gegen das Wuchergesetz und die Erhöhung der Börsen­steuer, im bayrischen Landtag gegen die Viehversicherung, gegen die Landeshypothekenbank und gegen die Erleichterung der Boden­zinslaft."

Der Uebergang zur socialistischen Gesellschaft bedingt... feineswegs die Expropriation der Kleinhandwerker und Bauern. Dieser Uebergang wird ihnen nicht nur nichts nehmen, er dürfte ihnen vielmehr gewisse Vor= So weit die Socialdemokratie thatsächlich gegen diese Geseze teile bringen. Denn da die socialistische Gesellschaft die gestimmt hat, so that fie es, weil diese Gefeße, weit entfernt Tendenz nach Ersetzung der Warenproduktion durch Produktion für den kleinen Bauern zu nügen, lediglich Liebesgaben für die Junker den direkten Verbrauch mit sich bringt..., muß sie auch das darstellen, oder einer zwecklosen reaktionären Chikanepolitik ent­Bestreben haben, alle Leistungen an die Gesellschaft, die Steuern sprungen waren. Wenn die Socialdemokratie gegen die Erhöhung oder die etwaigen Zinsen der in gesellschaftliches Eigentum der Börsensteuer gestimmt hat, so folgte das daraus, weil fie, ab­übergegangenen Hypotheken, soweit diese nicht ganz aufgesehen von allgemeinen technischen Bedenken gegen Verkehrssteuern gehoben werden, aus Geldleistungen in Leistungen überhaupt, feine Mittel bewilligen durfte für Zwecke, die sie ver­an Naturalien Getreide, Wein, Vieh usw. usw. weigerte: für Militarismus und Marinismus. Daß die Social­demokratie gegen das Wuchergeje( 1893) gestimmt hat, ist eine blanke Lüge. Die Socialdemokratie hat dafür gestimmt. In unsrem Fraktionsbericht von 1893 heißt es darüber:

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zu verwandeln. Das bedeutet aber für die Bauern eine un geheure Erleichterung.... Nur die socialistische Gesellschaft tann sie bringen und damit eine Hauptursache des Ruins der bäuerlichen Wirtschaft beseitigen. Die Kapitalisten sind es, welche thatsächlich Bauern und Handwerker expropriieren. Die socialistische Gesellschaft macht dieser Eg propriation ein Ende."

Wir haben gar nichts dagegen, wenn die Agrarier mit diesen forrigierten und in den richtigen Zusammenhang gebrachten Citaten bei den Kleinbauern haufieren gehen.

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Des weiteren citiert die Konservative Korrespondenz" den Genossen" Fischer, der auf dem Breslauer Parteitag gefagt haben soll:

Die Socialdemokratie kann den Bauer erst gewinnen, wenn er von seinem Eigentum losgelöst ist und Bankrott ge macht hat."

Die Aeußerung, die Genosse Edmund Fischer gethan, lautete richtig wie folgt:

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" Die socialdemokratische Fraktion erfeunt in dem Kredit und Sachwucher nur eine in den bestehenden Rechts- und Erwerbs­zuständen begründete Erscheinung. Das herrschende System voll zieht durch die Besteuerung notwendiger Lebensmittel Tag für Tag die Auswucherung der Voltsmassen. Die auf der privat­tapitalistischen Ausbeutung begründete Produktionsweise äußert sich als eine Bewucherung der menschlichen Arbeitskraft und ist genau ebenso unfittlich und verwerflich als der gewöhnliche Geldwucher. Wir haben dem Gesetz zugestimmt, obschon wir die Hoffnung auf eine Gefundung der einschlägigen Verhältnisse innerhalb der heutigen Gesellschaft nicht teilen. Die vorgenommene Ergänzung bedeutet jedoch unstreitig eine Verbesserung des be stehenden Rechtszustands, und diesem Grunde fonnten wir dem Geseze unsre 8u= stimmung nicht versagen." Ganz auf der Höhe dieser Behauptung, daß wir gegen das Wuchergesetz gestimmt hätten, stehen die Angaben über das Vers halten unfrer bayrischen Genossen. Allerdings haben die bahrifchen Vertreter der Socialdemokratie das Vichversicherungs- Gesetz ab­gelehnt, aber nur deshalb, weil es gerade den bedürftigsten kleinen Bauern nicht zu gute fam. Die Socialdemo tratie ist ganz selbstverständlich für eine staatliche Viehversicherung; nur muß das Gesetz so gestaltet sein, daß die einen Nutzen von ihm haben, die es am meisten brauchen. Noch unverschämter liegt der Fall bei der Landes- Hypothekenbank. Unfre bayrischen Ge­noffen hatten nämlich einen viel weiter gehenden Antrag auf Schaffung einer staatlichen hypothekenbant eingebracht fielen aber damit bei der Mehrheit, insonderheit beim Centrum ab; für " Nach dem socialdemokratischen Princip haben wir Not- die verkrippelte Zwergbank, welche der Mehrheit behagte, einzutreten, leidenden an helfen, soweit wir dies mit unsren Grundsätzen, hatten sie natürlich keinen Anlaß. Ebenso fanden die bayrischen

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Es wird immer so gethan, als ob Proletarisierung und Ver­elendung dasselbe sei. Das ist nicht wahr. Wenn wir sagen, daß wir den Bauer erst gewinnen können, wenn er proletarisiert ist, so meinen wir gar nicht, daß er berelendet, sondern daß er von seinem Eigentum losgelöst wird." a In ganz besonders infamer Weise werden von der Konservativen Korrespondenz" die Ansichten des Genossen Frohme in ihr Gegenteil umgefälscht, indem nur der folgende Satz aus seiner Breslauer Rede mitgeteilt wird:

Kein Mensch( d. h. kein Socialdemokrat) denkt daran, den Bauern vom Untergang zu retten".

Und was hat Frohme, der für ein weitgehendes Agrarprogramm eintrat, thatsächlich gefagt: