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Taufen haben, dienen überwiegend dem städtischen Grundkredit.

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forgt werden, daß er dahin gelange. Ballin bemerkte: Ja, J Kinderschuh. Die vom Grafen Bosadowsky angekündigte Aus­Majestät wissen wohl nicht... Der Kaiser fiel ihm ins dehnung der Kinderschutz- Vorschriften auf die Hausindustrie Es liegt aber ein sehr großes Interesse weiter Be­Wort: Was, daß Sie Jude find? Das ist mir soll auch das Verhältnis der Eltern zu ihren Kindern bölkerungsfreise, insbesondere auch der Arbeiter, bor , ganz gleichgültig, bas macht mit nichts; das regeln. Der Entwurf dürfte, wie die Berl. Pol. Nachr." mitteilen, fönnen Sie jedem fagen." daß der städtische Grundkredit nicht erschüttert, sondern biel­die Grenze, von der ab die Eltern die eignen Kinder beschäftigen Die liberale Bresse ist entafidt. Das Berliner Tageblatt" dürfen, auf das zehnte Lebensjahr festiegen, während mehr erleichtert, gesichert werde. In den Großstädten spricht von einer Manifestation des Staatsoberhaupts", die überall bie Grenze für andre Kinder um einige Jahre höher normiert ist die Bauthätigtett ganz auf diesen Bankkredit zu im Lande den lebhaftesten Wieberball weden werbe," und beleitartifelt werden soll. geschnitten, und die Arbeiter im Baugewerbe sind also an den Gegensatz zwischen Kaiser und Staatsministerium." Das wären natürlich völlig unzureichende Schutzbestimmungen. dem städtischen Grundkredit als Teilnehmer an der Pro- Unzweifelhaft hat die Aeußerung des Kaisers den Monarchismus duktion start intereffiert. Als Konsumenten von des Berl. Tagebl." um 100 Prozent gefteigert. offentlich erfolgt wird eine Rechnung aufgemacht über die Rentabilität der Landwirt­Agrarische Rechenkunft. In der Deutschen Tageszeitung" Wohnungen find sie und die gesamte, nicht zu den nicht allzu balbiger und jäher Sturssturz durch die Meldung, daß wird eine Rechnung aufgemacht über die Rentabilität der Landwirt­Hausbesizern zählende städtische Bevölke- nicht alle Juden Ballins und hoch verdient um Förderung der Welt- schaft auf Grund der Einfünfte aus einem verpachteten Hofe politik sind. 10 Kilometer von Bremen . Danach bringt der Hof 2541,50 W. rung lebhaft daran interessiert, daß im Frühjahr Kapital Landpacht, 330 M. Miete für die Gebäude und 90 M. Jagdpacht, für Bauzwecke flüssig wird. alfo zusammen 2961,50 M. Steuern, Lasten 2c. machen 957 M., infen für 16 500 W. Schulden 660 M., zusammen 1617 M., bleiben der Befizer nach Abzug der 16 500 M. Schulden für 113 000 r. 1344 M. Weil der Hof ungefähr 130 000 m. wert ist, so genießt der Befizer nach Abzug der 16 500 M. Schulden für 113 000 9. 1344 M. Binsen, also 14 Proz.

Auf der andren Seite hat die bisherige private Organi sation des Hypothekenbankwesens noch jedesmal beim Eintritt einer ungünftigen Konjunktur eine schwere Erschütte­rung desselben städtischen Kredits, dem die Hypothekenbanken dienen, zur Folge gehabt, wir stehen noch nicht am Ende der Ueberraschungen, wenn auch die noch zu erwartenden Er­schütterungen nicht so schwer sein werden, wie die Entwicklung des Sandenschen Schwindels. We

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Es ist auch eine Thatsache, daß die Preistreiberei in städtischen Grundstücken durch die an hohen Beleihungen interessierten privaten Banken begünstigt ist und wird.

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Die Kanalvorlage, die Montag im Abgeordnetenhause zur Beratung gelangt, ist in den letzten Tagen in den Fraktionen des Hauses vorberaten worden. In der freilonservativen Partei folle der Abgeordneten mehr gegen als für die Vorlage sein. Die Deutsche Tageszeitung" schildert die Aussichten des Gesezes als augenblicklich nicht glinstiger, ja vielleicht ungünstiger als im ver­gangenen Jahre. werden, als bis den Junkern der Kornzollwucher endgültig ge­Die Aussichten der Kanalvorlage werden nicht eher günstige ſichert ist.

Asiatische Verrohung.

berpachteten Hof nicht lieber verkauft. Revidieren wir aber die In der That, der Mann muß ein Esel sein, weil er den schon bie bringen in der Nähe von Bremen , wenn sie regelrecht verpachtet Haten haben muß. Der Hof muß über 200 Morgen groß sein, und Rechnung ein wenig, fo fommen wir dahinter, daß ihr Ansatz einen werden, ungefähr das Doppelte der Summe ein, die das agrarische Blatt angiebt. Die Hofbefizer in der Nähe von Bremen , die einen Hof von 200 Morgen mit nur 16 500 M. Schulden haben, find alle reiche Leute" nicht nur soweit ihr Besitz, sondern auch soweit der Ertrag des Befizes in Frage kommt.-

Die Reichstags- Erfazwahl in Posen, die infolge des Tods des Abg. Motty stattfinden muß, ist nach dem Pos. Tagebl." auf den 11. März anberaumt worden.

Die Folgerungen aus diesen Thatsachen ergeben sich von Daß der Erfolg des Chinakriegs nicht der ist, die Chinesen für felbst: Die agrarische Anregung ist aufzunehmen und die die westliche Kultur zu gewinnen, sondern vielmehr der, den an­Kommunalisierung des städtischen Hypothekar- geblichen Kulturträgern des Westens den dünnen Kulturfirnis voll­tredits durch Reichsgesek zu erstreben, durch ständig abzuftreifen, hat die Art der europäischen Kriegsführung hin­ein Reichsgesetz, das sich aber nicht auf ein Verbot be- länglich bewiesen. Ein neues Glied in der Kette dieses Beweises schränkt, was geradezu lächerlich und unmöglich wäre bilden die traurigen Erfahrungen, die der Kriegsberichterstatter der Bom chriftlichen Wirken der deutschen Truppen in sondern die Errichtung von kommunalen Pfandbriefämtern in Frankfurter Zeitung " in seinen legten Berichten niedergelegt hat. allen größeren Städten vorschreibt und den Uebergang der In dem ersten in Frage kommenden Bericht schildert der Be­bestehenden Anstalten auf diese Aemter regelt. Es empfiehlt richterstatter das Treiben des internationalen Offizierscorps auf einem sich von selber, städtische Bau- und Grundstücksämter mit den zu Ehren eines hohen russischen Offiziers veranstalteten Festessen zu errichtenden Pfandbriefämtern zu verbinden und den mit nachfolgendem Tanzvergnügen. Als das in orgiastische Raserei Kommunen einen weitgehenden Einfluß auf die Bauthätigkeit ausgeartete Festtreiben seinen Höhepunkt erreicht hat und die Tänzer zu sichern, insbesondere auch das Baupolizei- Recht überall auf lauter männliche Individuen- nach russischem Vorbild fich die zu errichtenden städtischen Bau- Aemter zu übertragen. stürmisch abtüffen, entflieht der Berichterstatter der grotesken Scene, indem er sich auf die Veranda des Hotels begiebt.dada 10

Mit dieser Fassung wäre dem agrarischen Antrag der Klumpfuß orthopädisch turiert und durch sachgemäße Ent­wicklung des Antrags die entgegengesette Wirkung von derjenigen erzielt, die die Agrarier wünschen. Die Anregung, den städti­schen Anstalten für den städtischen Bodenkredit einfach zu untersagen, ohne für Errichtung öffentlicher Aemter in den Städten gleichzeitig zu sorgen, ist von der Art, daß man im Wörterbuch schon in sehr tiefe Regionen steigen muß, um sie zu kennzeichnen.

Die agrarischen Herren vergessen übrigens ganz, daß in der Geschichte des Grundkredits in Preußen und Deutschland zu wiederholten Malen die Kreditnot des ländlichen Grundbesitzers afut geworden ist, und daß, wenn ein­mal der große Bauschwindel" des Kornzolls und mit ihm die Grundstückspreise zusammen krachen, die Landschaften mit thren Pfandbriefen auch etwas erleben tönnen.

A- Hung- Tschang.

Li- Hung- Tschang, der seit seinem Besuch Europas bekannteste Sohn des seit der europäischen Invasion seinem Namen so gar nicht entsprechenden himmlischen Reichs wird zwar bereits als Verstorbener mit diversen Nachrufen beehrt, doch steht zur Stunde noch nicht fest, ob ihm wirklich ein wohlwollendes Geschick davor bewahrt hat, den ferneren Vermittler jenes demütigenden Friedensvertrags zu spielen, den westlicher Uebermut seinem Vaterlande zu diftieren beabsichtigt. Da schon seit längerer Zeit die Nachrichten über seinen Gesundheits­zustand recht bedenklich lauteten, kommt die Todesnachricht jedenfalls nicht überraschend.

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Doch was ist das? Feuerröte am Himmel, und zwar nicht in der Richtung der Chinesenstadt, sondern nach dem Bahnhof zu. Jch winkte einen alten Tientsiner aus dem Tanzfaal heraus. ,, Wo brennt das wohl?" tomis delid mis

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China erzählt ein Soldatenbrief, der einen Unteroffizier des 2. Bataillons des 4. ostasiatischen Infanterie- Regiments zum Verfasser hat und von dem" Fränk. Courier" veröffentlicht worden ist. In dem Brief heißt es: Die Bewohner der Stadt sehen uns auch mit scheelen Augen an; um nämlich den Bedarf an Winterholz zu decken, rissen wir einen Tempel ein, welcher prachtvoll gebant und mit wunderschönen Gözenbildern, vielleicht 300 Stück, aller Größen aus­gestattet war."

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Man denke sich in Deutschland feindliche Truppen ihren Be­darf an Winterholz an den funstvollen Heiligenbildern eines deutschen Doms deden! Welcher Ingrimm würde die gläubige sowohl wie nichtgläubige Bevölkerung solchen Barbaren gegenüber er­füllen! Das ist in der Nähe des Bahnhofs. Wenn die Kerle das und vergebens warten wir auf den Entrüstungs jetzt schon wieder wagen, so können wir im Winter noch was er- sturm der firchlichen Presse. Dieselbe Presse, die täglich leben." darüber zetert, daß die Socialdemokratie ihren Programmsaz, der die religiöse Toleranz ausspricht, nicht bis aufs Tüpfelchen überm i innehalte, hat bis jeg noch ein Wort des Zadels über die un­bes religiösen. Gefühl der Chinesen gefunden, erhörte Kränkung des religiösen Gefühls der Chinesen gefunden, Ob der obige Hunnenbrief nicht endlich das pharisäische Gefühl ihrer Selbstgerechtigkeit erschüttern wird?-

,, Glauben Sie denn, daß die Borer wieder thätig sind?" Aber selbstverständlich! Heute morgen sind wieder zwei ge­töpft worden und im Verlauf des Tages haben die Japaner über dreißig der Lumpen verhaftet."

,, oran erkennen denn die Japaner die Leute?"

,, Die haben ein geheimes Abzeichen, einen blauen Stern an Ser Innenseite des Kragens. Allerdings hatten Sie meinen Boh auch aus Versehen verhaftet. Ich habe ihn mir aber wieder­geholt."

irren!"

Ja, dann können die Japaner sich ja auch noch bei andren Das macht nichts. Je mehr Chinesen gelöpft werden, desto besser 1" " Und da ist die chinesische Quittung auf ein derartiges Ver­fahren," sagte ich, auf die Brandgegend zeigend.

Ich ging nicht mehr zum Tanz; mir war der Abend ver­dorben. In der Nacht träumte ich vom Köpfen und Nüssen, von Tanzen und Brennen."

Der zweite Bericht schildert die Hinrichtung des Borer führers Tan in Tientsin .

Preußische Kultur.

In teiner zweiten Provinz Preußens herrschen fo arge Schul­zustände wie in der Provinz Posen . Wir hatten schon öfters Ge legenheit, über Schulgebäude zu lesen, die dem Einstura nabe, polizeilich geschlossen werden mußten, über überfüüte Schul­tlassen usw. Es fehlen in der Provinz, wenn jede Klasse ordnungsgemäß ihren Lehrer haben sollte, nicht weniger als 1532 Lehrer; nach der letzten amtlichen Statistit sind nämlich 6406 Schulklassen, aber nur 4874 Lehrkräfte vorhanden. Dadurch ift oft ein Lehrer gezwungen, in 2 Klassen zu unterrichten. Auf je 100 Lehrer kommen im Regierungsbezirk Posen 155 Schulstellen, im Regierungsbezirk Bromberg 143. Jeder dritte Lehrer hat somit in der Provinz Posen 2 Schulklassen zu verwalten. Hierzu kommt das schlimmste, füllten Klaffen unterrichtet werden. Es werden in einer großen Reihe daß mehr als ein Viertel, etwa 28 Proz. aller Schulkinder in über­von Schulen 150 bis 175 Schüler von einem Lehrer in einer Klasse unterrichtet. So hat je ein einzelner Lehrer in Neudorf,

mito Tan wurde zur Abwechselung nicht erschossen, sondern So glücklich der chinesische Staatsmann zu preisen wäre, wenn ihn der getöpft. Das Erschießen betrachtete man als eine zu humane Streis Breschen 110-120 Stinder, in Korytnica, Kreis Krotoschin 140, Tod gerade jetzt hinweggerafft hätte, so ungünstig wäre freilich der Strafe, weil der Erschossene nach dem Volksglauben dann in den in Pawlowo bei Welnau 150, in Grabowo, Kreis Brefchen 160, in Zeitpunkt für die obligaten Lobeserhebungen durch jene Presie, die Chinesenhimmel tomme, während ein Getöpfter nach Automet, Kreis Birnbaum 170 Schüler zu unterrichten. In der mit jedem Hochgestiegenen oder auch nur Hochgeborenen ihren Kult eben diesem Glauben im Jenseits ewig topflos umher- fatholischen Schule zu Kwiltsch sind für 280 Schüler 2 Lehrer, in zu treiben pflegt. Welch ekelhaft übertriebene Huldigungen wurden irren müsse. Indem man Tan köpfte, ersparte man alio igota für 250 Kinder 2 Lehrer vorhanden. An einer ganzen Reihe, bem Totgefagten bei seiner Reise durch Deutschland im Frühjahr gleichzeitig dem Chinesengott das Amt des Nachrichters. Zugleich besonders an katholischen Schulen, können oft 20-30 sul­1896 zu teil! Der höchste Preis, den das deutsche Preß- Kulitum zu auch nahm man der Familie das lindernde Gefühl, ihr Haupt genommen werden. Zugleichpflichtige Sinder wegen Raummangels nicht auf­bergeben hat, der Titel eines chinesischen Bismard, wurde auch Li- im Jenseits einmal wiederzufinden. Zweifellos äußerst christlich. legte Ostern zahlreiche Kinder, In Grudziliec, Kreis Pleschen , mußten die die Schule bereits Hung- Tichang gespendet, dieweil man in ihm die Intarnation jener Wie es bei der Hinrichtung selbst zuging, wollen wir den ein Jahr besucht hatten, entlassen werden, weil fremdenfreundlichen chinesischen Strömung erblickte, die den euro: Berichterstatter schildern laffen: für sie kein Platz vorhanden war. päischen Kapitalisten immense Profite in Aussicht stellte.

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Daß Li Hung Tschang damals auch vom Altreichskanzler" und Wilhelm II empfangen wurde und von leyterem die Zufiche­rungen höchster Freundschaft erhielt, ist bekannt. In demselben Jahr erfolgte freilich noch die Pachtung" von Kiautschou . Das Balgen um die dicksten Rosinen in dem chinesischen Kuchen begann und die Fremdenfreundschaft in China bekam in den Augen der Chinesen den bösartigen Charakter des Volts- und Vaterlands verrats. Weil nun Li- Hung- Tichang troß seiner Anerkennung der Vorzüge der technischen Kultur des Westens nicht gern diesen Ehrentitel er­werben wollte, verscherzte er sich wieder durch sein chinesisch vor­fichtiges Lavieren zwischen den politischen Extremen die hohe Mei­nung, die die Kapitalistenpreffe 1896 in plöglicher Erleuchtung von ihm, dem chinesischen Bismard, gewonnen hatte. Aus dem genialen Staatsmann", der Eisenbahnen bauen ließ, europäische Techniker und Militärinstrukteure ins Land zog, wurde ein alter pfiffiger Schurke", deffen Jewige Winkelzüge der westlichen Diplomatie tiefes Mißtrauen einflößen mußten.

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Die Nachrufe find denn auch auf einen sehr nüchternen Ton gestimmt. Es ist freilich die Frage, ob Li- Hung- Tschang es nicht vorziehen würde, lieber der europäischen Presse als verschlagener Afiate, als feinen Landsleuten als Volts- und Vaterlandsverräter zu gelten. Li- Hung- Tschang wurde am 14. Februar 1821 geboren. An der Niederwerfung des Taiping aufstands war er in erster Linie beteiligt. Später verwaltete er als Gouverneur verschiedene Pro­vinzen und erwarb fich namentlich als Vicekönig von Tientsin den Ruf eines fremdenfreundlichen Beamten. Zweifellos war er auch gewillt, die technischen Errungenschaften des Westens in seinem Vaterlande einzubürgern; daß er sich nicht zur schäbigen Kreatur der eroberungsluftigen Westmächte herabwürdigte, ist unter seinen Charakterzügen natürlich nicht der unsympathischte.

Deutsches Reich .

Der Kaiser und Herr Ballin.

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Der Ausschluß der Juden von der verfassungsmäßigen Gleich­berechtigung aller Staatsbürger, den Justizminister Schönstedt im Abgeordnetenhause verkündigte, wurde in der liberalen Presse mit ebenso erregtem wie berechtigtem Protest beantwortet. Jezt hat diese Bresse schnellen Trost und Thränenftillung gefunden. Die Boisische Beitung" erzählt folgende fleine Geschichte:

" Man erzählt, daß der Kaiser bei seinem jüngsten Besuch in Hamburg dem Generaldirektor der Hamburger Batetfahrt- Aktiengesellschaft, Ballin, gejagt habe, er stehe noch nicht an der rechten Stelle, Stelle, es müsse dafür gel

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Dieser Plaz sollte zur Richtstätte dienen. Auf der Er­höhung rechts hatte bereits ein deutscher Lieutenant einen ge­waltigen photographischen Apparat aufgebaut, während links nichts zu sehen war. Der Apparat empörte mich, denn ich halte es für eine Geschmacklosigkeit, einen Delinquenten in seinen legten Zudungen zu photographieren, lediglich um eine interessante Gr­innerung zu haben, oder um dem Publikum in der Heimat ein grausiges Bild vorführen zu können. Wir haben hier draußen genug zu thun, um uns selbst vor Verrohung zu bewahren, und sollten uns gewiß hüten, auch noch unsre Landsiente in der Heimat zu berrohen..."

Das ist ein Bild von der kulturellen Hebung des Oftens". Ein einziges Kriegsschiff weniger und eine ganze Reihe von Ort­fchaften würde sich glücklich schäßen, wenn das Geld zur Erbauung im eignen Lande duldet, wagt es dann zu rühmen, sie wolle die von Schulen verwendet würde. Eine Regierung, die solche Zustände Kultur in ferne Länder tragen.

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Einer schweren Beleidigung der fächsischen Gerichte machen sich die Berl. N. Nachr.", das Organ des Scharfmacher- Verbands, schuldig, indem sie schreiben:

" Es ist bekannt, wie in Sachsen entsprechend der größeren socialdemokratischen Gefahr alle berufenen Stellen, Regierung, Volksvertretung und Gerichte, um so rücksichtsloser und schärfer gegen sie vorgehen." Traditionen

schen Rücksichten urteilten. Gerade die sächsischen Gerichte sind in diesem Punkte außerordentlich empfindlich. Unser verstorbener Kollege Jacobey hat das an sich selbst erfahren können.

Als er im Vorwärts" behauptete, das sächsische Oberlandes ihm der Prozeß gemacht, und über seine Freisprechung konnte die gericht hätte Socialdemokraten für minderen Rechts erklärt, da wurde Scharfmacherpresse, allen voran die Berliner Neuesten Nachrichten", den Mund gar nicht weit genug aufreißen. Und jetzt? Jezt erklärt biefes felbe Blatt, die sächsischen Gerichte gingen schärfer und rüd­fichtsloser gegen die Socialdemokratie vor und sie wären sogar be­rufen dazu?-

Der ganze entjegliche Vorgang nahm verhältnismäßig geringe Zeit in Anspruch. Schnell waren die Truppen im rechten Winkel aufgestellt und der Delinquent, ein etwa fünfzigjähriger Es gehört doch gerade zu den krampfhaftest festgehaltenen untersetter Mann, trat festen Schrittes vor. Ohne einen Befehl Richter, unbeirrt von den politischen Tagesströmungen, objektiv recht­der Vertreter der heutigen Ordnung, daß die abzuwarten, Iniete er nieder und ließ sich ruhig die Augen sprechen, teiner Partei zuliebe, teiner zuleide. So verlangen es verbinden. Ebenso willig beugte er das Haupt, um das auch die bestehenden Gesetze, und wehe dem Socialdemokraten, der der Bopf gewidelt war. Nun warf der Henker seinen von bestimmten Gerichten zu behaupten wagte, daß fie aus politi­Mantel ab und hob das Schwert. Ich sah weg, denn es war mir unmöglich, das Schwert niederfaufen zu sehen. Aber ich hörte es leider niederfallen, und zwar nicht ein­mal, nein fünfmal. Um Gotteswillen", höre ich in meiner Nähe rufen, der Kerl triegt den Kopf nicht ab!" Mir schwindelts. Ich habe ein Gefühl, als müsse ich jemandem an die Kehle fahren und dränge mich schnell durch, um in meiner Ricksha sofort den schrecklichen Platz zu verlassen. Da geht es plöglich wie ein Auf­atmen durch die ganze Boltsmenge. Der Kopf ist gefallen. Unwillkürlich wende ich den Blick noch einmal zurück und sehe den englischen Offizier am Rande Blazes Streitigkeiten zwischen der Civil und der Militärver: stehen. Er ist bleich geworden wie ein Mensch, der waltung in Sta merun haben zur Abberufung des Kommandeurs Furchtbares sah. Wohl mochte er in Transvaal den Tod in der Schußtruppe in Kamerun , des Majors von Kamp, mancherlei Gestalt gesehen haben, aber für diese Art, humaner geführt. Es wäre vielleicht nicht uninteressant, zu erfahren, worin Sein eigentlich diese Streitigkeiten bestanden haben. Hinrichtung" reichten seine Nerven offenbar nicht aus. Blaßwerden rechne ich ihm übrigens hoch an, ja es gefiel mir Der Grobe Unfug im Oberlandesgerichts. Bezirk Naum fogar besser als das Lächeln, welches unglaublicherweise burg. Der Kampf des Oberlandesgerichts Naumburg mit den Ge einige Gefichter zeigten. Das Blaßwerden bewies mir, daß richten seines Bezirks um die Anwendung des Begriffs Grober Uns der Engländer ein Gentleman war, das Lächeln bewies mir von fug" auf Handlungen, die zur Ausübung des Koalitions andren Leuten das Gegenteil. In Gedanken zog ich aber vor dem englischen Offizier den Hut ab, als ich erfuhr, daß er bei feiner Ankunft auf der Richtstätte dem vore erwähnten photographieluftigen Offizier au gerufen habe, daß es nicht geftattet fei, die in richtungsscene zu photographieren."

Cist

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rechts gehören, hat eine neue juristische Leistung gezeitigt. Der Tischler Rödel in alle soll durch Streitposten stehen groben Unfug verübt haben. Schöffengericht und Landgericht er fannten auf Freisprechung. Der Angeklagte hatte allerdings drei Bersonen angesprochen, diese hatten sich jedoch nicht von der Arbeit abhalten lassen und es wurde nicht als erwiesen angenommen, daß fich Bersonen beunruhigt gefühlt hätten.

Das Ober- Landesgericht hob das freisprechende Urteil auf und verwies die Sache an die Borinstanz zurüd. Es müsse