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Ar. 32. 18. 2. KkilM i>ks Jontärts" Knlimr lolMInlt ,->«»>« , 7. Ftbmar 1901. MommunNles. Neliktcnversorgung städtischer Angestellte«. Der Ausschuß, welcher zur Vorberatung der Vorlage, betreffend die Bewilligung von Ruhegeld und Hinterbliebenen- Versorgung an die ohne Pensionsberechtigung im Dienste der Stadt dauernd beschäftigten Personen eingesetzt ist, hielt gestern seine vierte Sitzung ab und fnhr zunächst mit der Beratung des§ 8 der Vorlage fort. Dieser besagt, daß Bezüge, die einem Ruhegeld-, Wittwengeid- oder Waisengeld-Empfänger aus Mitteln des Reichs, eines Bundesstaats odar andrer öffentlicher Verbände oder auf Grund der Gesetze über die Unfall- und die Invaliden- und Altersversicherung zustehen, auf die städtische Rente, wenn und soweit diese Rente zu- saninien mit jenen Bezügen eine bestimmte Grenze übersteigt, in Anrechnung kommen sollen. Es gelang unsren Vertretern durch- zusetzen, daß Unfallrenten überhaupt nicht in Abzug gebracht werden, da solche Abzüge der Absicht und dem Geist der Reichs-Unfallgesetz- gebnng widersprechen. Eine längere Debatte entspann sich über die Festsetzung der Grenze. von der ab Bezüge, die aus den oben- genannten andren Quellen fließen, abgezogen werden dürfen. Man einigte sich schließlich, die Bestimmung im Anschluß an Z 48 des Jnvalidenversicherungs-Gesetzes so zu fassen, daß eine Kürzung der städtischen Rente nur dann eintreten solle, wenn und so weit diese Rente zusammen mit den Beziigen aus jenen andren Quellen den T1/» fachen Grundbetrag der Invalidenrente übersteigt. Der Ausschuß trat dann in die Beratung eines von unsren Vertretern gestellten Antrags ein, welcher bezweckt, solchen Per- sonen, die zehn Jahre oder länger im städtischen Dienste stehen und das 31. Lebensjahr vollendet und damit die Anwartschaft auf Rente erworben haben, vor unberechtigten Entlassungen durch Vorarbeiter, Meister usw. dadurch zu schützen, daß solche Entlassungen endgültig nur durch Magistratsbeschluß erfolgen dürfen. Der Antrag'wurde ausführlich begründet und auch daraus hingewiesen, daß'gleichlautende Be- stimmungen sich in den Pensionsst'awten andrer Kommunen, so z. B. unsrer Nachbarstadt Charlottenburg  , befinden. Nichtsdestoweniger wurde er auf das heftigste bekämpft: Der wahre Sinn des Antrags ginge dahin, jegliche Autorität zu untergraben und das Bestimmungsrecht in den städtischen Betrieben den Arbeitern in die Hände zu spielen. Solchem Beginnen müsse man unbedingt entgegentreten. Vom Oberbürgermeister wurde bemerkt, jeder städttsche Arbeiter wisse, daß ihm jederzeit der Weg der Beschwerde auch gegen unberechtigte Entlassungen offen stehe; von dieser Möglich- keit werde in umfassender Weise Gebrauch gemacht, denn fast täglich habe man sich im Magistrat mit solchen Beschwerden zu beschäftigen; es sei daher unnötig, eine Bestimmung wie die vorgeschlagene, in den Gemeindebeschluß aufzunehmen. Nach längerer Debatte wurde der Anttag gegen die Stimmen von Singer und Heimann abgelehnt. Angenommen wurde dagegen ein von unsren Verttetern beantragter Zusatz zum letzte» Paragraphen der Vorlage, nach welchem der Gemeindebeschluß fünf Jahre nach In- krafttreten einer Revision unterzogen werden muß. In der nächsten Sitzung soll die Beratung der noch zurückgestellten Anträge erfolgen und damit die erste Lesung der Vorlage zum Abschluß g'e bracht werden. Berliner   Partei-Angelege<theiten. Achtung, Parteigenoffen! Am 13. Februar finden in Berlin  den Vororten wichttge Vollsversammlungen statt. Die Leiter von Gewerkschaften und Krankenkassen werden gebeten, an diesem Tage keine Versammlungen einzuberufen. Die Vertrauensleute. Achtung, Parteigenossen! Die Lokalkommission richtet an Euch die Mahnung bei Abschluß von Festlichkeiten streng auf die Lokalliste zu achten. Wir sind der Ueberzeugung, daß genügend Lokale uns zur Verfügung stehen, deren Inhaber uns ihre' Säle zu Versammlungen überlassen, darum ist es unsre Pflicht nur solche Lokale zu besuchen. Die Vergnügungskomitees insbesondere wollen darauf achten, bei Abmachungen von Festlichkeiten dahin zu wirken. daß, sofern der Wirt seine Lokalitäten nicht mehr hergiebt, auch die Vereinbanmgen in Bezug auf das Vergnügen als nichtig zu be trachten sind. Ferner ist es Pflicht der Arbeiterschaft zu verlangen, daß bei dem Bedarf an Bedienungspersonal der Nachweis der Gastwirts gehilfen, Jüdenstr. 35, Berücksichtigung findet. Thue ein jeder seine Pflicht, dann kann der Erfolg nicht ausbleiben. Die Lokalkommission. Dritter Wahlkreis. Heute abend, 8Vs Uhr, Versammlung des Wahlvereins im Meßpalast, Alexandrinenstr. 110. und Uoknles. Widerwärtige Reklame. Die freie Konkurrenz, einer der Grundpfeiler der kapitalistischen  Produktton, giebt dem nie rastenden Geschäftssinn vager Spekulanten immer aufs neue den Anreiz, Mittel und Wege für einen gewinn- bringenden und beguemen Absatz der Waren ausfindig zu machen. Zwar hat der Gesetzgeber versucht, der unlauteren Reklame, die sich in so marktschreierischer, ausdringlicher Weise an das Publikum wendet, Einhalt zu gebieten, aber in erheblicher Weise ist es ihm kaum gelungen; in stets neuer Form drängt sie überall wieder hervor, genau so abstoßend in ihrer Art, ohne doch den Gcsetzesparagraphen zu verfallen. Und so sollte auch der Käufer wissen, daß die schreiende Reflame, die üble Begleiterscheinung unsres modernen geschäftlichen Lebens, nur selten den Grundsätzen eines ehrbaren Kaufmannsstands gerecht wird, sondern sich mehr an diejenigen richtet, von denen das Sprichwort behauptet, daß sie nicht alle werden. Es lohnt sich deshalb auch nicht, das Publikum vor solchen An fireisungen im einzelnen zu luarnen, denn die Einsichtigen werden olchen Lockungen nicht zum Opfer fallen. Eine Ausnahme in der Beziehung verdient jedoch die Reklame, die eine Charlottenburger Verlagsanstalt versendet. Nicht etwa, daß wir glauben, es könnten viele Leute der Geschäftspraxis ihren Tribut bringen, wohl aber ver« dient sie niedriger gehängt zu werden. In einem Flugblatt, das unS dieser Tage zugesandt wurde, bedient sich die Norddeutsche Kunst- und Berlagsanstalt in Charlottenburg  folgender Empfehlung: In dem Kinderkrüppelheim zu Angerburg   sind 95 elende, verkrüppelte! Kinder ohne jedes Entgelt aus reinster Bonn  - Herzigkeit ohne Unterschied der Religion und ohne Rücksicht auf die Heimat aufgenommen, wo diese allerelendesten Geschöpfe mit hingebender' Samariterliebe von sieben Schwestern genährt und gekleidet, gepflegt und getragen, gewaschen und abgewartet, geherzt und geheilt, unterrichtet und erzogen, geliebt und getröstet werden. Dazu werden die heranwachsenden Krüppelkinder, soweit es ihr Gebrechen erlaubt, durch Unterweisung in Handarbeiten erwerbsfähig gemacht oder im Fall unheilbaren Siechtums im Siechenhause verpflegt. Die kräftigste Stütze dieses Samariterwerks ist die Nord- deutsche Kunst- und Verlagsanstalt in Charlottenburg  , welche auf ihre Kosten dreißig Freistellen für verkrüppelte Kinder eingerichtet hat und an die Kasse des Krüppelheims ein jähr- liches Pflegegeld von 300 Mark für jedes Kind zahlt. Sie unterhält augenblicklich mit einem Kostenaufwand von 8900 M. die 23 unten im Bilde dargestellten und näher be- schriebenen Krüppelchen, so daß ihr noch die Besetzung von sieben Stellen mit Kruppelkindern, welche von ihren Reisenden angetroffen werden, zusteht. Diese Hilfe kann jedoch die Norddeutsche Kunst- und Verlags- anstalt zur Linderung des erschütternden Jammers der kleinen Krüppel nur bringen, wenn die von derselben verbreiteten Gegen stände recht viele sreundlicke Abnehmer finden. Jeder, der sich bei dieser irgend einen schönen, herrlichen Gegen stand bestellt, schmückt nicht nur sein Haus mit einem edlen Kunst gegenständ, sondern stützt zugleich die Arme der Barm- Herzigkeit; denn die Liebe, welche segnet, verdient auch ge segnet zu werden, wie geschrieben steht:»Ich will Dich segnen und Du sollst ein Segen sein." Bei Lieferung der Gegenstände wird daS Büchlein mit schichtenAus der Welt der Elendesten" gratis dazu gegeben. In den nächsten Tagen wird ein Herr oder eine Dame Sie besuchen und eventuell Bestellungen entgegennehmen. Zur Vervollständigung sei bemerkt, daß die Pfleglinge der An stalt in der Geschäftsempfehlung mit ihren Gebrechen abgebildet sind. Jeden fein empfindenden Menschen mutz es empören, daß diese unschuldigen gebrechlichen Kinder zu solchen Zwecken mißbraucht werden. Kann man sich eine hätzlichere Reklame denken? Man giebt sich den Schein großer Mildthätigkeit. benutzt sie aber in ungenierter Weise zu Geschäftszwecken. Der anscheinend ganz auf christlicher Grundlage gestellte Verlag beherzigt in ge schäftlicher Beziehung nicht den Grundsatz des Nazareners: Laß deine Linke nicht wiffen, was die Rechte thut, sondern sagt Es steht geschrieben: Denn die Liebe, welche segnet, verdient auch gesegnet zu werden. Der Segen muß aber in blanker Münze erteilt werden, sonst hat es für unsre heute so materiell denkende Welt keinen Zweck. Ohne Geschäft keine Barmherzig keit. Das ist ein Moralgrundsatz, dem man heute oft begegnet. Wir hegen daS Vertrauen in den guten Geschmack des Publikums, daß es sein Gefühl der Mildthätigkeit nicht geschäftlich ausnützen läßt. Zur Bürgermeksterwahl. Unter den Bewerbern um den durch Brinkmanns Tod so rasch wieder frei gewordenen Posten eines zweiten Bürgermeisters von Berlin   ist auch der Stadtsyndikus Meu b rink. der im vorigen Jahre gegen Brinkmann unterlegen war, wieder ge- nannt worden. Da Herr Meubrink damals nur um 3 Stimmen hinter Brinkmann zurückgeblieben war, so erschien seine erneute Be- iverbung nicht aussichtslos. Es wurde diesnial aber gleich hinzu gefügt, Herr Meubrink werde sich nur dann noch einmal bewerben wenn seine Wahl von vornherein gesichert sei; sei das nicht der Fall, so werde er voraussichtlich den städtischen Dienst aufgeben und eine ihm angetragene Stelle als Mitglied des Ober-Verwaltungs- gerichts annehmen. Wir hielten das für einen Schreckschuß, von dem sich Herr Meubrink Erfolg versprochen haben mochte. weil er weiß, daß er selbst, bei manchem von denen, die ihn um seiner reaktionären Anschauungen willen nicht zum Bürger meister haben wollen, als ein sonst' schätzenswerter Beamter gilt. Nachdem dann gemeldet worden war, daß Mcubrinks Ucbertritt in das Ober-Verwaltungsgericht bereits beschloffene Sache sei, ivird nun wieder die Nachricht verbreitet, seine Wahl zum Bürger- m e i st e r sei sicher.Sicher" dürfte nur das eine sein, daß Herr Meubrink die Hoffnung auf den Bürgermeisterposten keines wegs bereits aufgegeben hat, und daß seine Freunde hinter den Coulissen eiftig arbeiten, um ihn durchzudringen. In diesem Zu- sammenhange gewinnt nnsres Erachtcns auch die Wandlung, die sich in letzter Zeit mit Herrn Meubrink in der Frage des städtischen Straße»bahn Wesens vollzogen haben' soll, eine besondere Bedeutung. Herr Meubrink, der früher ei» heftiger Gegner des BauS und Betriebs von Straßenbahnen durch die Stadt'gemeinde war, soll jetzt mit Eifer für städtische Straßenbahnen eintreten. Dieses Lob wurde ihm vor einigen Tagen in einer freisinnigen Versammlung sogar von dem in der städtischen Verkchrsdeputation sitzenden Stadtv. Dinse gespendet, der sonst nicht gerade zu den Mcubrinkianern zählt. Es ist sehr wohl möglich, daß diese Bekehrung dem Stadtsyndikus manche Stimme gewinnt, auf die er anders nicht hätte rechnen dürfen. Vielleicht ist es aber erlaubt, zu fragen, wann denn die überraschende Sinnesänderung Meubrinis zuerst hervorgetreten ist. Am Ende hat der Herr Stadtsyndikus   seinen Tag von Damaskus  ", der ihn aus einem Saulus in einen Paulus verivandelte, erst ganz kürzlich gehabt? Das Ergebnis der Stcncreinzichung ist im Steuerjahr 1899/1900 ungefähr ebenso gewesen, wie im Vorjahre 1893/99. Die Ist-Einnahme bleibt alljährlich hinter der Soll-Einnahme um mehrere Prozent zurück, die entweder sofort niedergeschlagen werden müssen oder als Rest auf das nächste Jahr übernommen werden, um hinter- her zum größten Teil ebenfalls niedergeschlagen zu werden. Im Jahre 1899/1900 sind die sofortigen Niederschlagungen etwas geringer gewesen, dafür haben sich aber die Reste vermehrt,' was schließlich auf dasselbe hinauskommt. Am schwierigsten ist das StenereinzichungS geschäft in der Regel bei den Einkommeir steuern. 1899/1900 (bezw. 1898/99) mußten bei der G e m e i n d e- E i n k o m m e n- st e u e r von der Soll- Einnahme wegen NichtVerpflichtung 2,62 <2,30) Proz., wegen Unbeitreiblichkeit 1,25(1,35) Proz., zusammen 3,85(4,15) Proz. niedergeschlagen werden. In Rest blieben aber 1,38(1,07) Proz., sodaß die thatsächliche Einnahme nur 94,75 (94,78) Proz. des Solls betrug. Bei der S t a a t s- Ei n kommen- st e u e r wurden wegen NichtVerpflichtung 3,01(2,99) Proz., wegen Uli beitreiblichkeit 0,99(1,06) Proz., zusammen 4,00(4,05) Proz. des Steuer Solls niedergeschlagen. In Rest blieben 1,40(1,26) Proz., die thatsächliche Einnahme bctnig mithin nur 94,60(94,69) Proz. der Soll-Einnahme. Uebcr die Einkommen von 660900 Mark, von denen zwar schon lange keine Staats-Einkommensteuer mehr, aber leider immer noch eine Gemeindc-Einkommensteuer erhoben wird, ist im vorigen Winter bei Gelegenheit der in der Stadtverordneten-Versammlung darüber gepflogenen Verhandlungen bekannt geworden, daß hier die Ein« ziehung kaum noch lohnt, weil die Kosten der Einziehung einen großen Teil der schließlich aufkommenden Steuersumme ver- schlingen. Die Steuerdcputation hatte aus diesem Grunde bekanntlich vorgeschlagen, auf die Steuern dieser Stufe überhaupt zu verzichten. und der Magistrat hatte sich dem Vorschlag angeschlossen, aber die frei- sinnige Mehrheit der Stadtverordneten-Versammlung hat grundsätz- lich daran festhalten zu sollen geglaubt, daß auch die Einkommen vo)r 660 M. an zu besteuern sind. Die MietSsteuer hat im Jahre 1899/1900 dem Stadtsäckel noch 268,17 M. eingebracht. Sie ist zwar schon seit dem 1. April 1895 abgeschafft, aber noch bis 1899/1900 waren Mietssteuer- Reste aus früheren Jahren zu begleichen. In das Jahr 1900/1901 ist kein Rest mehr hinübergenommen worden, so daß die MietSsteuer-Verwal- tung nun endgültig abgeschlossen ist. Die Große Berliner Straßenbahn hat in der Entnahme von eitkarten folgende Erleichterung eingeführt. Die Erneuerung der Zeitkarten, welche unverändert bleiben. kann von jetzt an nicht nur in der Verkehrskontrolle der Gesellschaft, Friedrichstr. 218, Wochen- täglich von 104(an dem ersten und letzten Wochentage des Monats von 106) Uhr, sondern auch wochentäglich vom 25. eines jeden Monats an sowie an den beiden ersten Tagen des Monats auf ämtlichen Bahnhöfen erfolgen. Die Karten werden dort vom 25. bis zum letzten von 912 und 26 Uhr, am 1. und 2. Monatstage von 9 bis 6 Uhr abends ohne weiteres verabfolgt. Werden bei der Erneuerung andre Strecken als bisher gewünscht, so kann dieselbe nur bei der Direktion erfolgen. .Preßkohlen" aus Sägespänen. Unter den mancherlei Arten Heizmaterial, das zu Beginn der jetzigen Kohlenteuerung in den ärmeren Bevölkerungsflassen als wohlfeiles Ersatzmittel für die Stein- kohlen versucht worden sind, haben sich die Preßkohlen aus Säge- pänen am besten bewährt. Braunkohlen, Torf und Moor   mögen im Verhältnis zum Preise sehr wohlfeile Brennmaterialien sein im großen Kachelofen eines Bauernhauses, in den Berliner   Oefen können diese Heizstoffe keine großen Wirkungen hervorbringen. Wenn nun auch die aus Sägespänen hergestelltenPreßkohlen" nicht denselben Brennwert haben, wie dieechten", so sind sie dafür auch be- deutend billiger. Ein Vorzug dieses Heizmaterials, der für Berliner  Verhältnisse sehr in Betracht kommt, ist noch, daß es leicht zu transportieren ist, keinen Schmutz verursacht und wenig Asche hinterläßt. Die Herstellung dieses Heizmaterials ist noch sehr jung, denn noch vor zwei Jahren gab es keine derartigenPreß- kohlen". Während früher auf den großen Schneidemühlen die Säge- späne meistens monatelang im Freien liegen blieben, bis sie verfault waren, haben diese Mühlen jetzt fast alle entweder eigne Sägespäne- Pressereien eingerichtet, oder mit solchen Pressereien Kontrakte auf Sägespäne-Lief'erungen abgeschlossen. Es handelt sich bei diesem Geschäftszweig schon jetzt um ansehnliche Summen, die früher ver- loren gingen. Viele Berliner   Kleinhändler verkaufen jetzt doppelt so vielhölzerne" Preßkohlen alS wirkliche und der Verbrauch dürfte sich noch heben, wenn die Herstellung sich weiter ausbreitet. AuS Eifersucht angezeigt wurde der 25 Jahre alte frühere Koch W. Klingenberg, An der Stadtbahn 39 in Schlafstelle, der als Einbrecher große Beute an Brillanten gemacht hat. Auf sein Konto entfällt der Aufsehen erregende Einbruch bei der Bankierswitwe Grünwald aus der Friedrichstr. 30, der vor zwei Monaten auf Gummischuhen ausgeführt wurde und ihm Schmucksachen mit Brillanten im Wert von 8000 Mark lieferte. Die Beute an Edelsteinen verkaufte er an Juweliere teils auf seinen, teils auf erdichtete Namen. In der jüngsten Zeit hatte er auf seinen Lorbeern ausgeruht und war ein Verhältnis mit der Kellnerin Lieschen Witt eingegangen. Da aber das Mädchen älter ist als er. so wollte er nichts mehr von ihm wissen. Nach voraus- gegangenem Streit lief die enttäuschte Geliebte zur Kriminalpolizei, um ihn aus Eifersucht und Rache anzuzeigen. K. konnte am Dienstag in seiner Wohnung verhaftet und am Mittwoch dem Untersuchung?» richter vorgeführt werden. Infolge ehelichen StreitS erschossen hat sich am Dienstag« nachmittag um 2 Uhr der 41 Jahre alte Pförtner Johann Schulz aus der Stephanstraße in Moabit  . Er griff in der Erregung zu einem Revolver und brachte sich einen Schuß in den Kopf bei, der ihn sofort tötete. Angefallen und verletzt wurde der Arbeiter Lobstein aus der Schloßstraße 15 zu Charlottenburg  . Auf dem Nachhausewege hatte ihn sein Schwiegersohn verlassen, als er abends nach 10 Uhr an der Scharren- und Schloßsttaßen-Ecke von drei fremden Männern gestellt und mit Fußtritten und Faustschlägen solange bearbeitet wurde, bis er die Besinnung verlor. Die Missethäter entliefen darauf, als sich ein vermeintlicher Kriminalbeamter näherte, und entkamen. Die Thäter sind am Mittwoch von der Kriminalpolizei in den Tapezierern Hermann Haspe aus der Saarbrückerstr. 7a,, Adolf Berthold, Oder- bergcrstr. 4 und Willi Hirschfeld, Junkerstraße, ermittelt. Alle drei sind auf einem Neubau in der Nehringstraße beschäftigt und wollen die Thot aus Versehen in der Trunkenheit ausgeführt haben. Ein Einbrecher- Sperialist, der 26 Jahre alte frühere Schlächtergeselle Jasniewski, ist gestern der Kriminalpolizei in die Hände gefallen. Er ist ein ansehnlicher Mann und benutzt dies, um mit heiratslustigen Mädchen Bekanntschaften und Ljebesverhältnisse anzuknüpfen. Dabei sind ihm die Mädchen Nebensache; er heuchelt ihnen Zuneigung, um die Lage und Beschaffenheit der Wohnungen der Mädchen selbst, oft auch die Wohnungen der Herrschaften von Dienstmädchen kennen zu lernen und Gelegenheiten zu Einbrüchen nuszulundschaften. Diese führte er dann entweder selbst aus oder betraute damit einen Komplicen. während er die Wohnungs- inhaberinnen auf Ausgängen begleitete. Mit dem Einbruch war dann das Verhältnis zu Ende. Gestern wurde Jasniewski bei einer solchen That abgefaßt und dingfest gemacht. Bei ihm wurde ein ganzer Stoß von Pfandscheinen beschlagnahmt, die teils auf seinen eignen, teils auf fremde Namen lauteten. In eigenartiger Weise hat der Arbeiter Ponatowski in der Hasenheide seinem Leben ein Ende bereitet. Er hatte das eine Ende einer Zuckerschnur um den Bettpfosten, da? andre um sein rechtes Handgelenk geschnürt und sich dann zu Bode» geworfen. Da- durch wurde der Blutumlauf im Körper gestört und vermutlich der Tod herbeigeführt. Da P. die That während der Abwesenheit seiner ihm die Wirtschaft führenden Schwester verübt hatte, so waren aus der nierkwürdigen Art der Ausführung Zweifel entstanden, ob vielleicht eine dritte Hand im Spiele gewesen sei. DaS hat sich aber nicht bestätigt. P. hatte seine Frau früher derart gemißhandelt, daß diese vor mehreren Monaten Selbstmord beging und wurde deswegen gerichtlich verurteilt. Nm sich daS Leben zu nehmen, war gestern morgen zu früher Stunde ein Fremder in einen Gasthof in der Jnvalidenstraße ein- gekehrt. Er sollte nach der gegebenen Anordnung am Morgen ge- weckt werden, meldete sich aber nicht; man drang durch ein Neben- zimmer zu ihm. Er hing am Fenfierriegel als Leithe  ; zur AuS- fiihrung der That hatte er sich eines PlaidriemenS bedient. In das Fremdenbuch hatte er sich als Schneider Fritz Schütt aus Friedenau  eingetragen; es ist indes sehr zweifelhaft, ob dies der richtige Name ist oder ob es sich nur um einen beliebig angenommenen Decknamen handelt, da gar keine Ausweispapiere vorhanden sind. Die Leiche wurde zum Zwecke näherer Feststellungen staatsanwaltschaftlich be- schlagnahmt. Berliner   Asyl-Berein für Obdachlose. Im Monat Januar nächtigten im Männcr-Asyl 21586 Personen, wovon 10 012 badeten, im Fraucn-Asyl 5137 Personen, wovon 1308 badeten. Die geehrten Mitbürger werden ferner dringend um gütige Zu- Wendung von getragenen Kleidungsstücken, Wäsche. Schuhen und Stiefeln gebeten, da bei der Ileberfüllung der Asyle die Gegenstände vortreffliche Verwendung finden. Die Sachen werden gern abgeholt, nur bittet der Verein um kurze Mitteilung auf einer 2 Pf.- Postkarte an nachstehende Adresse: Berliner   Asyl-Vereisi, Wiesenstr. 55/59. Oeffentliche Hygiene- Vorträge der Ccntralkommission der Krankenkassen. Freitag, den 8. Februar. Das Thema lautet: Die Tuberkulose Und ihre Bekämpfung." Seitdem man eingesehen hat, daß die Tuberkulose heilbar ist, wenn sie früh- zeitig erkannt wird, und daß man auch unter Umständen ihre Ent- stehung verhüten kann, ist die Welt aus ihrem Gleichmut aufgerüttelt worden, mit dem sie bis dahin dieser verheerendsten aller Volksse, ichen gegenüber gestanden hat. Keine andere Krankheit, weder Cholera noch Pocken, noch Pest, fordert auch nur annähernd so viel Opfer wie die Tuberkulose, welche nicht nur dann und wann die Welt heim- sucht, sondern dauernd bei uns wohnt. Nirgends aber wütet sie so sehr wie in den Familien der Arbeiter, nirgends verbreitet sie sich mit solcher Leichtigkeit, wie in den Werkstätten und engen Wohnungen. Aber auch dort kann viel, sehr viel zu ihrer Verhütung geschehen, wenn nur jeder weiß, wie er sich in dieser Beziehung zu verhalten hat. Daher ist es geradezu eine Selbsterhaltungspflicht, den Vor- trag über Tuberkulose zu hören und die dort gegebenen Vorschriften zu befolgen. Die Vorttäge finden statt in den Schul-Aulen: Keibel- traße 31/32, Pankstr. 8, Wrangelstr. 128, Winterfeldtstr. 16. Vor- lragende die Herren Doktoren: Gustav Brasch, Theodor Sommer« 'eld, Leopold Ratkowski, Rudolf Lennhoff. Beginn pünktlich S1/! Uhr. Zutritt für jedermann unentgeltlich ohne Legittmation. AS de« Nachbarorte». Knltnraufgabrn leiden nicht. Die Einführung des Schul« zwangs für die Fortbildungsschule wurde wiederholt in der Rixdorfer Gewerbedeputation erörtert. Die Deputation erklärte sich fast ein- timnng im Princip für den obligatorischen Fortbildungsunierricht. beschloß aber, auf eine Anfrage der Regierung zu antworten, daß Nixdorf an seine Einführung wegen der schlechten Finanzverhältnisse