Einzelbild herunterladen
 

Nr. 35. 18. Jahrgang. 1. Beilage des Vorwärts " Berliner Volksblatt.

Abgeordnetenhaus.

22. Gizung vom 9. Februar 1901, 11 Uhr.

Präsident v. Kröcher eröffnet die Sigung.

Am Ministertische: Schönstedt , Kommissare.

Abg. Richter( freis. Vp.):

Sonntag, 10. februar 1901.

Justizminister Schönstedt : Präsident v. Kröcher: Vom Herrn Abg. Barth ist folgender Antrag eingegangen: Das Haus möge die Erwartung aussprechen, Der Fall des Katholischen Landgerichts- Direktors muß vor meiner daß bei der Ernennung von Notaren das Gesamtintereſſe der Be­Amtszeit liegen. Sollte behauptet werden, er fiele in meine Amts- völkerung nach Maßgabe der Bestimmungen der Art. IV und XII zeit, so müßte ich die Erzählung als freie Erfindung der Verfassungsurkunde zur Geltung komme. bezeichnen. Was den Breslauer Fall anlangt, so ist der

Abg. Jrmer( f.):

Die Beratung des Justiz Etats wird fortgesezt beim Titel Briefschreiber wohl über das, was er berichtet hat, nicht unterrichtet Ministergehalt". gewesen. Herr Richter und Herr Baath scheinen mir doch die Ver- Unfren Antrag haben wir eingebracht, um zu beweisen, daß die faffung etwas mechanisch auszulegen und kommen damit große Mehrheit der Volksvertretung der Erklärung des Herrn Justiz­zu einem Grad von Verfassungstreue, die man sozusagen mit der ministers zustimmt. Elle messen kann. Es giebt aber im Leben gewiffe Impon­derabilien, die kein Staatsmann und auch kein Politiker außer acht lassen sollte. Solche Imponderabilien liegen hier vor. Abg. Werner( Antis.):

-

Abg. Schmitz- Düsseldorf ( C.):

Abg. Dr. Kelch( frk.):

Die Auswahl

Wir werden gegen den Antrag Barth stimmen. der Beamten muß sich nach der Zusammensetzung der speciellen Be­völkerung richten, denn die Beamten sind des Publikums wegen da, nicht umgekehrt das Publikum der Beamten wegen.

beiden freisinnigen Parteien angenommen, ebenso der so abgeänderte Das Amendement Jrmer- Zedlig wird gegen die Stimmen der Antrag Barth gegen die beiden freisinnigen Parteien. Der Hauptantrag Jrmer Bedliß wird ohne namentliche Ab­Stimmung mit gleichem Stimmenverhältnis angenommen. Der Titel Ministergehalt" wird bewilligt. Die weitere Beratung des Justizetats wird auf Montag 11 Uhr bertagt. Schluß 44 Uhr.

Es ist dem Kollegen Dr. Crüger berübelt worden, daß er auf das Verhalten der Regierung in China hingewiesen und Vergleiche mit China gezogen hat. Aber bei näherer Betrachtung gibt es in Das Notariat ist ein Vertrauensamt, daher muß bei der Be­Deutschland doch mehr Lente, die, ohne einen 8opf zu setzung dieser Stellen auf das Interesse der christlichen Bevölkerung tragen, viel mehr mit den Chinesen gemein haben, als ihnen selbst bewußt sein mag( Heiterkeit.), z. B. die Agrarier. Rücksicht genommen werden. Würde aber nur die Anciennität maß­( Große Heiterfeit, lints; Lärm rechts.) Während nämlich die Chinesen Herr Richter hat die Antisemiten mit Chinesen, Herr Dr. Crüger gebend sein, so würde besonders in den großen Städten das christ­fiche Moment aus dem Notariat sehr bald verschwinden. Für ihre Mauer fallen laffen, sammeln sie unter der Firma der Sammel- mit den Bogern verglichen.( Sehr richtig! links.) Das ist nur bie Allgemeinheit ist es wichtiger, daß auf die Interessen der Be­politit Steine zum Neubau einer Bollmaner.( Sehr gut! links.) insoweit richtig, als die Borer auf nationalem Auch hier eifert man gegen die Fremden im Namen des nationalen Boden stehen. Wir sollen den Justizminister als einen Anti- völkerung Rücksicht genommen wird, als auf die Interessen Einzelner. Interesses. Man sagt, es sei noch nicht zu solchen Exzessen wie in semiten für uns reklamiert haben. Das ist nicht richtig, wir haben Gewiß steht in der Verfassung nichts von einem christlichen Staat, Das ist nicht richtig, wir haben aber die Bevölkerung ist doch nun einmal überwiegend christlich China gekommen. Der Anfang ist aber schon gemacht worden. Ich ihm nur recht gegeben. Von den achthundert Berliner Rechts­erinnere nur au den Synagogenbrand von Neu- anwalten find 600 aus dem auserwählten Volt.( Heiterkeit.) Die und empfindet einen gewissen Gegensatz zu der jüdischen Welt­Stettin und ähnliche anschauung. Vorkommnisse in Bom Juden haben genug Freiheiten, fie tönnen Bauern werden. Sie Abg. Dr. Sattler( natl.): mern, die den Kronprinzen Friedrich Wilhelm bekanntlich können auch Straßenfeger werden. Ich habe aber noch nie einen damals veranlaßt haben, seinen Vater zu bewegen, an den jüdischen Straßenfeger gesehen.( Heiterkeit.) Nun noch etwas über Wir halten das Vorgehen des Herrn Justizministers für nicht Minister v. Buttkamer die Aufforderung zum Einschreiten zu richten. die Koniß- Affaire. Herr Stadthagen hat im Reichstage gesagt, verfassungswidrig, sondern für erklärlich aus den praktischen Der Ritualmord ist übrigens auch etwas ganz Chinesische s. die Konizer Bevölkerung zeichne sich durch besondere Dununheit aus. Verhältnissen. Von der Linten hätten wir einen Antrag erwartet, Glauben doch die Chinesen auch, die Christen benußen Menschenblut Dagegen muß Protest eingelegt werden. In einem Briefe an mich wird der dem Herrn Justizminister ein Mißtrauensvotum wegen für ihre Abendmahlsfeier. Herr Schönstedt sagt, er sei kein Anti- diese Behauptung als ganz gemeine Verleumdung be- Berfassungsverlegung ausspricht. femit Herr v. Miquel fagt auch, er gehört nicht zum Bunde der zeichnet.( Heiterfeit.) Der Untersuchungsrichter Zimmer­Abg. Dr. Barth( frs. Vg.): Landwirte( Heiterkeit) aber niemand wird von den Antisemiten mann hat Anlaß zu Klagen gegeben. Es ist zuzugeben, das er sehr Der Herr Justizminister hat ausdrücklich das Verfahren jegt so auf den Schild erhoben, wie eben der Justizminister. nervös ist. Er hat die 8eugen angefahren, schlecht behandelt und Das Centrum hat sich in der Person des Kollegen Porsch recht ist nur gegen jüdische Zeugen höflicher gewesen. gebilligt, daß über die Bewerber zum Notariat besondere Listen für Juden und Christen geführt werden und hat an­eigentümlich zur Sache verhalten. Es hat im Reichstage seinen Er ist völlig ungeeignet, die Untersuchung weiter zu führen. Die erkannt, daß die Juden bei der Auswahl der Bewerber schlechter Toleranzantrag eingebracht. Was wollen dann aber die Hauptbeschwerde muß ich gegen den Ersten Staatsanwalt wegkommen. Wir wollen durch unfren Antrag zum Ausdruck bringen, Heinen Klagen aus Braunschweig und Mecklenburg gegen- Settegaft richten. Die Haussuchungen in über den Dingen befagen, die hier zur Verhandlung stehen. oberflächlicher Weise vorgenommen worden. Im Schlaf daß dies Verfahren im Widerspruch stebt mit Art. IV Im Schlaf und XII der Verfassung.( Sehr richtig! links.) Herr Porsch greift die Linke an, daß sie den Paritäts- zimmer der Levys und in der Badezelle der Synagoge bestrebungen des Centrums immer fühl gegenüber gestanden hat keine Durchsuchung stattgefunden. Das hat die Bevölkerung be= hat. Wenn das wahr wäre, was ich bestreite, so hätte doch das unruhigt. Nicht nur die unteren Kreise der Bevölkerung haben den Centrum hier die beste Gelegenheit zu zeigen, daß es besser ist, als Verdacht auf die Juden, auch die höchsten, die Kreise der Aristokratie. wir.( Heiterkeit.) Statt dessen kann uns Herr Borsch nicht genug Der Bürgermeister Deditius hat sich auch nicht raten, Wasser in unfren Wein zu schütten.( Abg. Porsch: Wie wir richtig benommen. Die Hilfe der Feuerwehr bei Haus es selbst thun müssen.) Ich habe das von Ihnen noch nie gehört. fuchungen hat er abgelehnt, am Abend des Mords ist er im Theater ( Sehr richtig! lints.) Statt dessen dedt heute das gewefen. Wichtige 3 eugenausfagen bat er abgelehnt, Centrum den Minister ,. den eg sonst aus entgegenzunehmen. Der Polizeikommissar B. aus Paritätsgründen angreift. Herr Porsch fragte, ob Berlin hat jeden, der vom Ritualmorde sprach. für wir einen fatholischen Bürgermeister wählen würden. Nun unglaubwürdig erklärt. Wir wollen dem Justizminister keinen ift zufällig Herr v. Fordenbed Katholik gewesen und gleichzeitig Vorwurf machen, er hat alles gethan, was er fonnte, aber von mit ihm hat der katholische Herr Stryd als Stadtverordneten- Vorsteher unteren Beamten find Mißgriffe erfolgt. Wir haben nur den einen in Berlin fungiert. Es fonimt auf das religiöse Bekanntnis gar nicht Wunsch, daß die Koniger Bevölkerung endlich zur Ruhe kommen kann. an. Ich wäre z. B. sofort bereit, mein Testament bei Herrn Porsch( Beifall rechts.) zu machen.( Heiterkeit.) Wenn der Glaube das ausschlaggebende Justizminister Schönstedt : fein soll, so müssen Sie von Reichs wegen Bestimmungen über das Bekenntnis der Rechtsanwalte und noch mehr der Aerzte vollkommen unbekannt sind, und ich zweifle sehr an ihrer Be­Es sind dem Nichter Zimmermann Vorwürfe gemacht, die mir treffen.( Sehr richtig! linke.) Mir ist ein Fall erzählt worden, rechtigung. Wenn dieser Richter manchmal etwas nervös geworden in welchem einem fatholischen Landgerichtsrat gesagt worden ist, so kann ihm das wohl in Anbetracht der Umstände verziehen Den Mitgliedern der Lokalkommission Berlins und der ist, in Breslau fönne er Landgerichtsdirektor werden, werden. Ebenso unbegründet sind die Vorwürfe gegen den Staatsanwalt. Umgegend zur Kenntnis, daß am Sonntag, den 24. Febr., in Berlin aber nicht, da seien schon zu viel Katholiken. Ich betone nochmals, daß aus irgend welcher Tendenz heraus keine Spur die nächste Lokalliste erscheint. Ich ersuche dringend die auswärtigen Eine Beschwerde der Katholiken über diesen Fall vernachlässigt worden ist. Die Anklage gegen den Fleischermeister Mit glieder, in ihren Kreisen eine genaue Aufstellung derjenigen Lokale würde ich für durchaus gerechtfertigt halten. Man hat eben Hoffmann beruhte auf einer Ueberzeugung des Kriminalkommiffars einsenden zu wollen, die uns zu Versammlungen, Ausflügen, Land­nicht nachzurechnen, wie es mit dem Prozentsaz der katholischen Be- Braun, der dafür bestimmte thatsächliche Anhalte zu haben glaubte. partien 2c. zur Verfügung stehen. Für Nieder- Barnim sind alle völkerung steht, sonst trägt man nur die konfessionellen Gegensäge auf ein Die Staatsanwaltschaft hat diese Ueberzeugung nicht teilen Sendungen an Baul Kette, Friedrichsfelde , Lichtenberger Prinzen­Gebiet, auf das sie nicht gehören.( Bravo ! links.) Wenn so viel fönnen, durfte aber natürlich die Spur nicht vernachlässigen. Allee 20 a, für Teltow Beestow Charlottenburg an Juden Rechtsanwalte find, so liegt das nur an der ganzen Entwicklung Die Untersuchung hat ja dann die vollständige Unschuld Hermann Quitt, Nixdorf, Hobrechtstr. 82, v. 4 Tr., für Potsdam­Untersuchungsthavelland an C. Rieger, Spandau , Moltkestraße 3, für die treiben, das drängte sie in den Städten zusammen. Als ihnen gegen Levy ist nicht eröffnet, da in dem Maßloff- Prozeß fest- übrigen Ortschaften an Gust. Stein, Former, Wriezen a. D., Frank­Freiheit für andre Berufe gegeben wurde, war es nur anerkennens gestellt ist, daß von dieser Familie Levy niemand der Thäter gewesen furterstr. 32, für Berlin an den Obmann der Lokalkommission, wert, daß sie fich wissenschaftliche Befähigung anzueignen suchten. ist. Im übrigen charakterisiert den Stand der Dinge am besten Karl Scholz, Wrangelftr. 110, part., zu richten. Viele Zweige, für die akademische Bildung Voraussetzung ist, sind eine Ausführung der Krenzzeitung vom 30. November vorigen Alle Aenderungen resp. neue Aufnahmen sind bis spätestens den ihnen aber noch verschlossen. Was ist natürlicher, als daß sie die Jahrs: Die Zeugenvernehmungen haben zwar verschiedene 19. Februar an oben genannte Genossen einzusenden; spätere Ein­freie Advokatur benußten und sich dem Rechtsanwalts- Berufe Verdachtsmomente ergeben, aber feine solchen, daß gegen sendungen können nicht berücksichtigt werden. Um genaue und widmeten? Wir möchten die Einseitigkeiten beseitigen, wünschen, bestimmte Personen eingeschritten werden fönnte. Die viel deutliche Adressenangabe wird ersucht. daß sich die Juden mit dem Boltstum mehr und mehr fach herrschende Ueberzeugung, daß die Thäter Juden feien, amalgamieren. Ihre Maßnahmen bewirken aber nur das Gegenteil. genügt vom Standpunkt einer unparteiischen Rechtsprechung für sich Sie führen zu den Schroffheiten, wie dem Zionismus , den ich ebenso allein nicht. Ausreichende äußere Stützpunkte dafür sind bisher nicht tadele und preisgebe, wie den Antisemitismus. Der Minister sagt, beigebracht worden." das Interesse der Bevölkerung ist maßgebend. Die tonfer So liegen die Dinge auch heute noch. vative Regierung fümmert sich doch sonst nicht so sehr um Voltsstimmungen. Der Minister meinte, wenn er Abg. Czarlinski( Bole) nach der Anciennität verführe, würde es bald keinen christlichen wünscht die Zulassung polnischer Rechtsanwalte zum Notariat in wurde. Da eine Neubesetzung dieser Rolle in der kurzen Frist uns Notar mehr gebend. Wie beschämend wäre das für die Christen, Gegenden mit überwiegend polnischer Bevölkerung. wenn sie sich unfähig zeigten, die Konkurrenz mit den Juden auf­zunehmen.( Lärm rechts.) Herr Schönstedt sagte, es tommt nicht auf den Buchstaben der Verfassung an, sondern auch auf die Bedürfnisse der Bevökerung. Als ich Jurist war, Die deutsche Sprache ist Geschäftssprache auch in Bosen und war das anders. Mir wurde gelehrt, es tommt auf den Buchstaben danach muß sich die polnische Bevölkerung auch richten. Die Nicht­des Gesetzes an, die Bedürfnisse der Bevölkerung tommen anstellung polnischer Notare ist ein Ausfluß der Polenpolitik der für Gesezesänderungen in Betracht, aber nicht für ihre Regierung, die ja für die polnische Bevölkerung manche Auslegung. Wenn ich eine andre Ansicht meinem Graminator Unzuträglichkeiten mit sich bringen mag, aber von der großen gegenüber vertreten hätte, ich wäre sicher durch's Neferendarexamen Mehrheit der preußischen Bevölkerung gebilligt wird.( Bravo ! bei gefallen.( Große Heiterfeit.) Num ist der Kollege Jrmer dem Mi- den Nationalliberalen.) nister in der Verfassungsauslegung zu Hilfe geeilt. Er sagte, nach Abg. Porsch( C.):

-

-

-

Justizminister Schönstedt :

Die

Berliner Partei- Angelegenheiten.

Im Auftrage der Lokalkommission: Karl Scholz, Wrangelstr. 110. Freie Volksbühne. Achtung, Mitglieder der II. Abteilung! Die zu heut nachmittag angekündigte Aufführung" Meister Delze" tann nicht stattfinden, da der Darsteller der Titelrolle, Herr Adolf Klein , in letzter Stunde abfagte, weil der ihm seitens der Direktion des Lessing Theaters bereits bewilligte Urlaub wieder entzogen möglich war, wird für die Mitglieder der II. Abteilung heute eine Extravorstellung von Berlin , wie's weint und lacht" gegeben und sind Verhandlungen wegen einer späteren Aufführung des Meister Delge" für die II. Abteilung bereits im Gange. Nächst en Sonntag: III. Abteilung Meister Delze". Der Vorstand. J. A.: G. Winkler. Groß- Lichterfelde . Der socialdemokratische Wahlverein hält am Mittwoch, den 13. Februar, abends 8 Uhr, im Bagelschen Lokale, Chauffeeftr. 104, seine ordentliche Mitgliederversammlung ab. Genosse Dr. Borchardt spricht über Elektricität und Kulturs fortschritt". Da außerdem noch wichtige Beratungsgegenstände vorliegen, Der Vorstand.

eine Neuwahl der Gemeindevertretung vorzunehmen, die sich aus In Lichtenberg sind die Gemeindewähler aufgefordert worden, 24 Gemeindeverordneten zusammensetzen wird. Die Wahlen der dritten Wählerklasse, in der unsre Parteigenoffen acht Standidaten aufgestellt 10 Uhr vormittags bis 8 Uhr abends in folgenden vier Lokalen statt. haben, finden am Mittwoch, den 13. Februar, in der Zeit von Im ersten Bezirk: Schwarz' Konzertgarten, Dorfstraße. Weisflud, Barbier.

Kandidaten find: Oswald Grauer, Schantwirt; Bernhard Im zweiten Bezirk: Müllers Kronprinzen- Garten( H. Gürsch), Frankfurter- Chauffee 86. Standidaten find: Paul Kette, Bild­hauer;& ranz Wedemeyer, Kürschner. Im dritten Bezirk: Höflichs Schwarzer Adler", Frankfurter Chauffee 120. Kandidaten sind: Hermann Zimmermann, Schantwirt; Georg Treue, Weber. Jm vierten Bezirk: Die Aula der Schule in der Kronprinzen­straße. Kandidaten sind: Ferdinand Franke, Maurer; Starl 2e It, Schriftfeßer.

der Verfassung steht es den Behörden frei. Juden zu nehmen, aber Ich muß die Haltung meiner Partei gegen Ignerife ist zahlreiches Erscheinen der Mitglieder dringend geboten. den Juden nicht frei, auf Stellen Anspruch zu erheben. Der be- Angriffe in Schuß nehmen.( Oho! links.) Ich habe lediglich treffende Artikel steht aber nicht in dem Abschnitt Rechte des Königs, folgendes gesagt: Wenn eine überschießende Anzahl qualifizierter sondern in dem Abschnitt Rechte des Volts. Nein, Herr Jrmer, in dieser Bewerber vorhanden ist, dann möge auf das prozentuale Berhälis Die Genoffen von Lichtenberg - Wilhelmsberg werden darauf Hilfsarbeiterschaft, die Sie hier dem Justizminister geleistet haben, der Konfeffionen innerhalb der Bevölkerung bei der Auswahl der Be- hingewiesen, daß für die genannten Orte die Flugblatt- Verteilung waren Sie ebensowenig glücklich wie in einer andern Hilfearbeiter- werber Rücksicht genommen werden. Das Ideal wäre natürlich, wenn am 17. Februar, die Versammlung am 20. Februar stattfinden wird. schaft vorher.( Große Heiterkeit.) Ich habe einen Brief erhalten, in bei der Befeßung der Stellen überhaupt nicht auf die Konfession dem behauptet wird, daß in Breslau die Zurüdfegung eines älteren Rücksicht genommen würde, aber damit kommen wir eben nicht jüdischen Rechtsanwalts gegenüber einem jüngeren christlichen aus. Der Vorwurf des Herrn Richter, wir wären bei unsern Kollegen bei der Ernennung zum Notar im Gegensatz zu dem eignen Paritätsbestrebungen Feuer und Flamme gewesen und ver­Wunsche des Oberlandesgerichts- Präsidenten durch den Minister fagten jegt bei den Baritätsbestrebungen der Juden, ist vollkommen erfolgt ist. Das giebt doch zu denken. Der Herr Minister hat seine unberechtigt. Wir haben niemals den principiellen Standpunkt ver­erste Rede gestern etwas abgeschwächt, er gab zu, einen etivas un treten, wie jetzt die Herren im Interesse der Juden. glücklichen Ausdruck gewählt zu haben. Die Minister haben Der Ausspruch des Herrn Richter, wir wollen jeden nach seiner jegt bei uns Unglüd, fie entgleisen.( Heiterkeit.) Herrn Façon selig laffen werden, gehört absolut nicht hierher. Wir wollen Brefeld ist jetzt Herr Schönstedt gefolgt, aber der Justiz die Religionsfreiheit nicht im geringsten beschränken. Im übrigen minister hat die besondere Pflicht, in feinen Erklärungen egatt verweise ich darauf, daß Herr Nichter im Reichstage gegen die Auf­zu sein. Der Miniſter ſagt jest, er wiffe nicht, wie es in andren hebung des Jesuitengeseges gestimmt hat.( hört! hört 1) Bon einem Verwaltungen mit den Juden gehalten wird. Das muß er aber solchen Herrn Vorlesungen über Freiheit entgegenzunehmen, lehne wissen. Wir haben das Recht, von ihm in einer so ich ab. wichtigen Frage Ertlärungen im Namen des ganzen Staatsministeriums zu verlangen. jüdischen Gemeindevertretungen haben recht, wenn wenn sie sich Von dem Herrn Abg. Irmer ist folgender neuer Antrag ein­direkt ant den Reichskanzler wenden. Graf Bülow hat gegangen: Das Haus möge beschließen, zu dem vom Herrn Justiz eigentlich die Pflicht, hierher zu kommen. Wir wissen nicht, minister dargelegten Grundsatz, daß bei der Ernennung von Notaren wie er in dieser Frage denkt, wie in so mancher andren auf das Bedürfnis der christlichen Bevölterung in Frage auch. Er hat sich nun neulich im Landwirtschaftsrat angemessener Weise Rücksicht genommen werden auf seine Vorfahren in Medlenburg berufen. Medlenburg ist freilich foll, feine 8ustimmung auszusprechen. das Musterland für Intoleranz. Dort durfte bis 1869 fein Jude Grundbesitz erwerben. Erst seitdem ist es anders geworden. ( Ruf rechts: Leider!) So weit haben Sie sich also schon Den vorliegenden Antrag lehnen wir ab, entweder entspricht er entwickelt? 1869 hat nur ein einziger medlenburgischer der Verfaffung, dann ist er überflüffig, oder aber er widerspricht der Konservativer dagegen gestimmt. Jetzt jagen Sie leider. Verfassung. Herr Werner hat den Satz ausgesprochen: Gott bewahre ( Ruf rechts: Die Erfahrungen.) Ihr ganzes Verhalten ist nicht uns davor, daß Juden in das Offizierscorps kommen.( Sehr richtig! christlich. Gerade in einem zu 98 Proz. christlichen Staate rechts.) Demgegenüber fonstatiere ich, daß an dem Krieg von müssen die 2 Broz. Andesgläubigen Gleichberechtigung genießen. 1870/71 eine große Anzahl Juden teilgenommen haben, auch Für diese Gleichberechtigung des religiösen Bekenntnisses, für volle Offiziere und Unteroffiziere. die Herren etwa be­Rechtsgleichheit aller Staatsbürger treten wir ein und werden wir haupten, daß die Offiziere ihre Schuldigkeit weniger gethan immer eintreten.( Lebhafter Beifall links; Zischen rechts.) haben, als die chriftlichen Offiziere?

Die

Vicepräsident Frhr. v. Heereman:

Abg. Dr. Wiemer( frf. Bp.):

Wollen

"

Wir richten nunmehr an jeden Gemeindewähler das dringende Ersuchen, nicht nur selbst zu wählen, sondern überall, im Hause, in der Werkstelle oder Fabrik thätig zu sein, Stimmen für unsre Kandidaten zu werben, damit es gelingt, Bresche in die Gemeinde Bertretung zu legen. richten Jm besonderen

wir an alle Berliner Arbeiter die Bitte, da, wo Gelegenheit ist, die Gemeindewähler aus Lichtenberg - Friedrichsberg- Wilhelmsberg auf ihre Pflicht aufmerksam zu machen, dies zu thun, und sich so­weit als möglich dem Wahlkomitee, das seinen Siz bei Grauer, Frankfurter Allee 181, hat, zur Verfügung zu stellen. Das Wahlkomitee. Köpenick . Den Parteigenossen zur Nachricht, daß am Montag abend 61/2 Uhr eine Flugblatt- Verteilung stattfindet. Sammelpunkt: Restaurant Stippekohl, Schönerlinderstr. 5.