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n,. 88, i8. z.,kW» i, KilM Srsgiitiüätls" gttliti MsM»'"«i.« I.'»»«1- Neichskag. 1001, 48. Sitzung vom Mittwoch, den 13. Februnr nachmittags 1 U h r. Am BundeSratStische: v. T h i e l e n. Vor Eintritt in die Tagesordnung erklärt Abg. Heine iSoc.I: Der preußische Jnstizniintster, Herr Dr. Schönstedt, hat in der Si�ung des preußischen Abgeordnetenhauses vom S. Febniar persönliche Angriffe gegen mich gerichtet, in denen er von groben Unwahrheiten und in bypotheiischer Form von frechen Lügen spricht. Ich kann diese Angriffe nicht völlig unbeachtet lassen, weil dieser Herr nicht blas preußischer Justiz- minister, sondern auch Mitglied dcS Bundesrats ist. AIS Herr Dr. Schönstedt mich so angriff, war ja hier im Hause die Diskussion über das Gehalt des Staatssekretärs des RetchS-JustizamtS ichon geschloffen, ich habe also vorläuffg keine Möglichkeil mehr, eingehend sachlich zu antworten. Ich kann heute nur erklären. daß ich die Angriffe deS preußischen Justizministers zurückweise. Sie sind, ganz abgesehen von ihrer Form, sachlich un gerechtfertigt, da Herr Dr. Schönstedt mich Dinge sagen läßt, die ich nie gesagt habe. Ich behalte mir vor, bei der dritten Lesung deS Reichs Jnstizetats mit diesem Herrn Dr. Schönstedt ab- zurechnen.(Bravo ! bei den Socialdemokraten.) Erster Gegenstand der Tagesordnung ist die Fortsetzung der zweiten Lesung des Etats für die Verwaltung der Eisenbahnen. Die Beratung steht bei den»Einmaligen Ausgaben" des Extraordinariunrs. Abg. Dr. Paasch«(natl.s: In der Budgetkommission ist bereits darauf hingewiesen worden, daß weitere Raten gefordert werden, während die ersten Raten noch nicht verbraucht sind. Das ist besonders bedauerlich in einer Zeit, wo es gilt, den Anleihebedars möglichst herabzndrücken. Während einer Periode, wo wir für China Geld brauchen, sollte nicht auf Vor rat Geld gefordert werden. Die Kommisston hat deshalb grundsötz. die zweiten und dritten Raten gestrichen, wenn die erste Rate noch nicht verbraucht ist. Minister v. Thielen bittet, die Dispositionen der Bauverwaltung nicht durch setzung der zweiten und dritten Raten zu stören. ES handelt sich um die Möglichkeit. Verträge mit den Unternehmern abzuschließen. Das Haus beschließt bei den einzelnen Forderungen nach den Vorschlägen der Budgetkommission. Es folgt die zweite Beratung deS Entwurfs eines Gesetzes be- treffend die Feststellung eines dritten Nachtrags zum NeichshaushaltS» Etat für das Rechnungsjahr IS«).(China -Borlage.) -.*1" Kommission beantragt, den Rachtragsetat zu bewilligen und folgende Resolution anzunehmen: .Die verbündeten Regierungen zu ersuchen, darauf hinzu» wirken, daß in dem die Wirren in China abschließenden Staats- vertrag die Freiheit der christlichen ReligionSübung in China ausbedungen und unter den Schutz der bei dem Vertrag beteiligten Staaten gestellt werde." Ohne Debatte werden die Ausgaben für die China - Expedition in Höhe von 1S2 770«» M. genehmigt. darunter die Kosten für eine Medaille für die Teilnehmer an der Expedition in Höhe von 70 00« M., ebenso die Einnahmen auS der China -Anleihe und das dazu gehörige EtatSgesetz. Es folgt die Beratung über die Resolution. Abg. Vebei(Soc.) beantragt folgenden Zusatz zu der Re« solution: «Den Missionare» ist die Verpflichtung aufzuerlegen, sich weder in die wirtschaftlichen, noch socialen oder politischen An- gelegenheiten deS chinesischen Reichs und seiner Bevölkernng ein« zumischen, insbesondere auch sich nicht Abzeichen chinesischer Beamten oder Würdenträger beizulegen oder sich beilegen zu lassen." Abg. Bebel(Soc.): Ich habe in der Kommission denselben Standpunkt vertreten, wie bei der Generaldebatte im Plenum, der dahingtzig, daß allen- falls der Staat bei einem fremden Staat das Recht erwirken könnte, daß religiöse Propaganda gestattet sei. daß aber im übrigen den Missionen selbst überlaffen bleiben müßte, für daS, was sie thäten. die voll« Verantwortung zu tragen. In der Resolutton der Kommisston handelt«S sich aber nicht nur darum, daß den Angehörigen der bei der Abschließung des Vertrag» beteiligten Staaten freie Ausübung ihrer religiösen Ueber- zeugung gestattet wird, sondern die Resolution ermöglicht, daß, wenn eine dieser Regierungen zu dem Glauben kommt, daß die An- gehörigen des chinesischen Reichs, die Christen geworden sind, irgend- wie wegen ihrer religiösen Anschauungen benachteiligt werden, als- dann sofort die fremde Macht das Recht haben soll, einzuschreite» und die chinesische Regierung zur Verantwortung zu ziehen. Ein solcher Standpunkt würde dazu sichren, daß wir aus den Konflikten mit China nicht herauskommen. Ich weiß nicht, ob im Hause irgend einer ist» der nach den Erfahrungen der letzten Monate noch Gelüste nach weitereu Konflikten mit dem chtuesischcn Reich hat. Unzweifelhaft ist, daß ein wesentlilver Teil der Konflikte, die in China ausgebrochen sind, durch das Verhalten der Miffionare der verschiedenen christlichen Religions- gemeinschaftcn provoziert worden ist. Durch das Verhalten der Missionare hat sich ein großer Teil der chinesischen Be- völkerung so schwer verletzt gefühlt, daß der Haß gegen die .fremden Teufel", wie der Ausdruck lautete gegen die Ausländer, gegen die Christen eine solche Höhe erreichte, daß. nachdem noch einige andre Momente hinzugekommen waren, die Konflikte im vottgen Sommer ausbrachen. Seit Wochen beraten die Gesandten in China über die Friedens- bedingungen. ohne zu einem Resultat zu kommen. ES hieße Cel iuS Feuer gießen, wenn der Reichstag versuchen wollte, durch solche Resolutionen, wie sie vorgeschlagen sind, in die Verhandlungen dort einzugreifen. Es tst allerdings bestritten worden, daß die Missionare einen gewissen Anteil an der Entpörrung in China gegen die Fremden haben. Ich habe hier eine Reihe von Belegen, die ich zu Ihrer Kenntnis bringen muß. weil sie von Männern herrühren, die in China in hervorragender Stellung gewirkt haben. Sie alle stimmen darin Lberein, daß daS Verhalten eines Teils der Missionare eine sehr erhebliche Schuld an den Chiua-Wirre» trägt. Dr. S t u h l m a n n. Professor an der Pekinger Universität äußert im.Hamb. Korrespondent", viele Beamte feien den Boxern günstig gesinnt und zwar hauptsächlich auS Abneigung gegen die Missionare, die die Beamten vielfach in ihrer Würde verletzten. Gegen Schützlinge der Missionare wagten sie oft nicht aufzutreten und das schädigte das Ansehen der Beamten. Ich muß'mich dann auf das Zeugnis des deutschen Manne- auditeurS Dr. E i ch h e i m benifen dieser hat über die Ursachen der chinesischen Wirren folgendes geäußert: Man mag über die Missionsthatigkeit vom religiösen Standpunkt denken wie man will eS ist rein menschlich, daß die Missionare sich derjenigen Einwohner, welche ihrem Glauben beigetreten sind. auch den chinesischen Beamten gegenüber annehmen; und gerade diese gewisse Schutzherrschast ist es. welche im Volte einen furchtbaren Grimm gegen die sämtlichen Aangiieitze erregt hat. Dr. Eichheim setzt dann auseinander, daß die Chineien, die Christen geworden seien, nicht immer die besten Brüder seien. Diese genießen den Schutz der Missionare selbst in Sachen, die mit dem religiösen Be- kemitniS nichts zu thun haben. Die Missionare gehen für ihre Schützlinge» wenn diese angellagt find, sogar vor Gericht. Gehört solches zur Thätigleit des Missionars? Liegt da» im Wesen der Mission, daß die Missionare Vergehen und Verbrechen mit ihrer Autorität decken dürfen. Und diese Autorität ist nicht gering; dürfen doch die katholischen Missionare, wie Dr. Eichheim weiter feststellt. Beamtenkleidung tragen und bekleiden unter Umständen einen höheren Rang, als der zuständige Richter. Diese Richter lassen daher, um nicht in Verwickelungen zu geraien, chinesische Christen oftmals lieber lausen, wie Dr. Eichheim von einem durchaus zuverlässigen deutschen Herrn anS dem Stabe des chinesischen Gouverneurs von Schantunz erfahren hat.(Hört I hört I bei den Socialdemokraten.) Sie sehen so durch unverdächtige Zeugnisse Thatsachen bestätigt, die ich bei der ersten Lesung hier im Hause vorgebracht habe; namentlich erhärten diese Zeugnisse die von mir behauptete Beeinflussung der Rechts- pflege seitens der katholischen Misstonen zu Gunsten von Subjekten. die oft gar nicht verdienen in Schutz genommen zu werden. Hier haben sie eine der Hauptursachen der Wirren in China . Stellen Sie sich einen Augenblick vor, daß wir ähnliche Zustände hier in Deutichland hätten, daß hier bei uns zu Lande fremde Missionare sich erdreisteten. in der Amtsuniform eines Regierungs- oder gar Oberpräsidenten vor Gericht austreten würden, um irgend welche zu ihrem Glauben bekehrte Schelme zu schützen! Welche Entrüstung würde unter solchen Umständen hier ansbrechen l Run. die Chiuesrn sind auch Menschen und sie siehe» nicht aus der niedrigen Knlturstuke, wie Sie fortgesetzt behaupten. Jetzt, da die Verhältnisse sich ein wenig geklärt haben, jetzt bricht in zahlreichen Berichten, die aus China einlaufen, allmählich die Wahrheit durch; jetzt kommt allgemach zu Tage, daß wir uns arg getäuscht haben, als wir die chinesische Kultur zu niedrig einschätzten; daß die Kultur des chinesischen Volks, seine Wohn- und Lebensweise,! selbst seine küust- lerischrn Anfttiaunngen weit höher stehen» als eS bei einem großen Teil der deutschen Bevölkernng leider der Fall ist. (Hört I hört I bei den Socialdemokraten.) Um so leichter werden Sie begreifen. daß ein solches altes Kulturvolk auch seine alten Rechtstraditionen hat. daß eS in Zorn ausbricht, wen» eS dieselben gröblich verletzt sieht. Schon in der ersten Lesizjig dieser Vorlage verwies ich auf den Artikel eines Centrumsblatts, der.Neuen Bayrischen Zeitung". Ich habe hier einen ziveiten Artikel vor mir, der in der Form etwas anders, dem Inhalt nach ganz ebenso lautet. In dem Artikel wird vonchinesischen Christen" in Anführungszeichen gesprochen, d. h. von Leuten von sehr zweifelhaftem Charakter, die Christen wurden und gegen die sich der allgemeine Unwille richtete: die chinesischen Christen", heißt es dort, wurden immer mehr übermütig und herausfordernd, und eS fanden sich eine Menge An- Hänger auS den schlechtesten Kreisen ein, die in dem neuen Glauben Straflosigkeit für ihre Verbrechen und in dem Schutz der Missionare Sicherheit gegen die Staatsgewalt zu finden glaubten. Diese« Zeugnis eines Centrumsdlatts sollte Ihnen zu denken geben. Ich habe hier ferner einen Artikel aus der Breisgauer Zeitung" vom 2. Oktober, überschriebenAuS fernem Osten". Der Verfasser, der Sohn eines Professors und Hofrats aus Freiburg im BreiSgrau. sagt in feinem Artikel:Wer je Zeuge war von der anmaßenden Intoleranz und von der Habgier, mit der die christlichen Missionare aller Schattierungen im Lande der Mitte hausten, der wundert sich nicht, daß den langniiitigen bezopften Chinesen endlich die Geduld ausging."(Hört! hört! bei den Socialdemokraten.) Ja, hören Sie diese Zeugnisse, meine Herren, sie stammen nicht von Socialdemokraten, sondern auS gut bürgerlichen Kreisen. In dein Artikel heißt es weiter:.Jeder Chinese, der etwas auf dem Kerb- holz hat, jeder, der eine faule Schuld eintreiben will, wird einfach Christ. Die betreffende Mission nimmt sich seiner Sache an, trägt sie dem betreffenden Konsul oder ganz dirett der Gesandtschaft in Peking vor, und diese sind durch bestimmte Klauseln in den Verträgen gezwungen, alle diese Missionarsivünsche zu vertreten." Also eine neue Bestätigung der Richtigkeit meiner Auffassung von der Thätigkeit der Msstonare.(Sehr' richtig l bei den Soc.) Und nun. meine Herren, das Urteil eine» Mann«, der selbst viele Jahre lang deutscher Gesandter in Cbina war. das Urteil des vielgenannten Herrn v. B r a n d t. WaS sagt dieser?Tin großer, wenn nicht der größte Teil des FrenidenhaffeS ist auf die Tbätigkeit der christlichen Missionen(die deutschen stellt er etwas höher als die andren) zurückzuführen; und wenn nach der Niederwerfung der Be- wegung und Bestrafung ihrer Urheber keine Aenderung in der Art und Weise der Misstonen eintritt. so werden wir in zehn Jahren wieder vor einer Krist« stehen. die die jetzige noch an Umfang und Schrecken übertreffen dürste." Hier haben Sie gleich einen Ausblick in die Zu- kunft, der ganz mit meinem Urleil übereinstimmt. An einer andren Stelle sagt Herr v. Brandt in Uebereiiistimmnng mit dem Artikel derBreisgauer Zeitung":Zwei Drittel der Arbeiten der Ge- sandtschasten und Konsulale sind durch Beschwerden und Ansprüche der Missionare veranlaßt worden". Die Tbätigkeit der Missionare erstreckt sich also aus alle Gebiete deS wirtschaftlichen, socialen und politischen Levens in China . Ueberall mischen sie sich ein und glauben ein Recht dazu zu haben. Sie suchen die Gesandtschaften heim mit ihren Wünschen und Beschwerden, und die Gesandtschaften sollen entscheiden. Die Gesandtschaften find in 99 Proz. nur auf den Bericht des Misstonars angewiesen, und daß dabei sehr viel« ungerechte Entscheide fallen, ist selbstverständlich. Ich könnte die Zabl dieser Beläge noch bedeutend vermehren. Aus die Rolle, die der katholische Bischof Anzer in Schantuug gespielt hat. habe ich bei der ersten Beratung des Etats hingewiesen. Herr Bachem hat meine Anschuldigungen als falich hinzustellen gesucht. Ich habe ihm damals schon geantwortet. Mittlerweile ist ihm aber auch von andrer Seite eine Antivort zu teil geworden und zwar in einer Broschüre de« Pfarrers Rohrbach in Marburg . Der Verfasser dieser Schrift führt Herrn Dr. Bachem ganz gründlich ab und ichlägt ihn in allen Details grünolich aufs Haupt. Die Schrift beweist, daß Anzer in der That eine bedeutende politische Thätigkeit ausgeübt hat. und daß er feine hervorragende Stelle als Missionar für polittsche Agitationen gemißbraucht hat. Infolgedessen ist ein gut Teil der Mißstimmung gegen Deutsche und Christen in der Provinz Schamuiig entstanden. Die Resolution, die die Bndgetkommission vorschlägt, ist außer- ordentlich bedenklich. Wenn Sie ihr aber doch zustimmen zu müssen glauben, dann sprechen Sie zu gleicher Zeit auch ans, unter welchen Bedingungen künftighin die Missionare in China thättg sein sollen. Die Missionare wollen die Chinesen für die christlich« Religion gewinnen. In dieser Absicht ihnen irgend ein Hindernis in den Weg zu legen, ist weder meine noch meiner Parteigenossen Absicht. Wir wünschen ihnen viel Glück und glückliche Reise. Aber wir protestieren energisch dagegen» daß die staatliche Autorität mit ihrer Macht eintreten soll, um mit schweren Opfern an Gut und Blut wieder gut zu machen» waö die Missionare verdorben haben.(Sehr richtig l bei den Social- demokraten.) Dieie mögen für ihre Thate» selbst einstehen, und wenn eS eine so schöne, herrliche Sache ist, für seinen Glauben zu sterben, wie Herr Bachem behauptet, dann mögen sie Kraft ihres Glaubens als Märtyrer die ewige Seligkeit erwerben. Wir bestreiten nur, daß der Staat die Verpflichtung hat, die Missionare durch seine Autorität zu schützen. Bon der Cbttslianisienino der Chinesen haben wir zwar gehört, ober wie stellt man eS sich eigentlich vor, ein Boll von 800400 Millionen zu Christen zu mawen. ein Kulturvolk, welches, soweit seine Elemente wirklich den Namen. kulturbildnerisch zu sein, verdienen, auf der vollen Höhe der ge- bildet st en Christen in Europa sieht? Ich bitte Sie also, unsren Zusatz anzunehmen, wenn Sie die Resolutton der ivudgetkommission beschließen sollten. Sie begrenzt die Thätigkeit der Missionare aus das religiöse Gebiet, auf den Boden ihrer Thätigleit. Hallen wir fest, daß ivenigstens ein Teil dieser Missionare in China eine Rolle gespielt, die sich lein sogenannter christlicher Kulturstaat aus die Länge würde gefallen lassen. Missionare stehen in China an der Spitze oppositioneller politischer Zeitungen. Bei uns aber werden Ausländer, die oppositionell oder gar socialdemokratisch agitieren, über die Grenze spediert. Wenn dre Chinesen die gleiche Maßregel ergriffen, dann wollte ich einmal sehen, welch ein Geschrei in Israel entstehen würde, und doch sagt schon der alte Confutse 500 Jahre vor Christi:Was Du nicht willst, das man Dir thu', daS filg' auch keinem andern zu." So sollten Sie auch handeln. Wir können Tausende von Meilen von China entfernt unmöglich prüfen, wenn ein Missionar ermordet oder schwer mißhandelt worden ist, ob nicht vorher schon Dinge ge- schehen sind, die das Volk zu solcher Brutalität angereizt haben. Im Grunde genommen ist ja der Chinese ein toleranter Mensch, der sich um die religiöse Ueberzeugung andrer wenig kümmert, und ein großer Teil der oberen Klaffen der Chinesen befitzt das. waZ»vir m Europa mitAtheismus" bezeichnen. Nehmen Sie meinen Antrag an.(Bravo I bei den Socialdemokraten.) Abg. Gras Stolber«- Wernigerode (k.): WaS mich an der Rede des Herrn Bebel am meisten gewundert oder rnelmehr nicht gewundert hat(Lachen linls), ist die Art und Weise, wie er die Chinesen und uns als gleichberechtigte Parteien hingestellt hat. Auf diefen internationalen Standpunkt kann ich mich nicht hinaufschwingen.(Lachen bei den Socialdemokraten.) In Wirklichkeit hält er selber die Chinesen nicht für gleichberechtigt. WaS würde er dazu sagen, wenn die gelben Menschenbrüder, die Kuli«. als Arbeiter zu uns importiert würden? Ich selber bin durchaus nicht für dielen Import, aber die Socialdemokraten würden über Lohn- drückerei schreien. Herr Bebel betrachtet auch die Missionare nicht als gleichberechtigt, denn er will ihnen den Schutz versagen, der dem Kauimann und dem einfachen Reisenden gewährt wird. Die Resolution will nur den Zustand wiederherstellen, der vor den Un- ruhen bestand. Sie ist von christlichen und nationalen Gesichts- punkten au» notwendig: Wenn ivir fremden Böller mit unser» Ranfleuten nicht auch unser Christentum bringen, dann ist unsre Kolonialpolitik nicht einen Schuß Pulver wert!(Sehr richtig I rechte und im Centrum.) Wir können nickt von der Regierung fordern: sie solle sich in das Verhältnis der Missionen einmischen und sogar die Kleidung der Missionare lontrollieren. Ich bitte, die Resolutton anzunehmen, den Zuiatz-Anlrag Bebel aber abzulehnen I(Bravo l rechts und im Centrum.) Abg. Bachem(C.) schließt sich den Ausführungen des Vorredners über die Resolution an. Die Kultuniati onen haben nicht nur die christlichen Missionare zu schützen, sondern auch einzugreifen, wenn die für daS Christen­tum geworbene Bevölkerung uiassakriert wird. AIS die christlichen Armenier von den Türken massakriert wurden, war alle Welt entsetzt. Die Klilwrnationen hätten auch eingrei> müffen. wenn sie es nur gekonnt hätten. Damals hat Herr Bebe« den Mächten sehr energisch den Text gelesen, weil sie die Greuelthaten in Armenien geduldet und nicht eingegriffen hätten. Warum soll dieser Grundsatz nur für Arnrenien und nicht für China gelten? (Sehr gutl) Ich kann mir die Haltung des Kollegen Bebel nur auS dem Bedürfnis erklären, immer in der Opposition zu sein. Nun zu der Resolution Bebel: Der erster« Teil scheint etwas Selbstverständliches auszudrücken. Wir stehen alle auf dem Standpunkt, daß es nicht die Sache der Missionare ist, sich in sociale und politische Streitigkeiten einzumischen. Sieht man sich die Sache aber näher an, so findet man, daß dann ein formelles Mißtrauensvotum gegen die Missionare ausgesprochen ist. und so weit gehenden Ronsegnenzen können wir nicht zustimmen. Warum legt er gerade den Missionaren so weitgehende Kautelen auf. nickt aber'den Koufleuten und den Ingenieuren, die Eisenbahnen in China bauen? ES ist eine absolut unabweisbare und grundlose Behaup- tnng. daß die Missionare an dem Ausbruch der Unruhen schuld sind. Was den zweiten Teil der Resolutton Bebel anlangt, so ist e» eine Tbatsache. daß alle Missionare den Rang von Mandarinen in China bekleiden. Dieser Gebrauch, die? Pttvilegium ist von der franzöfi- scheu Regierung eingeführt worden. Wenn alle Kulturnationen darauf eingehen wollten, auf dieses seit vierzig Jahren be- stehende Privilegium zu verzichten, so hätte ich mcht« dagegen, wenn sich auck Deutschland darauf einließe. Wenn aber nur den deutschen Missionaren das Mandarinenkleid ausgezogen würde, so würde darin wieder ein Mißtrauensvotum gegen unsre Missionare liegen und sie würden gerade jetzt den ärgsten Gewaltthätlgkeiten ausgesetzt sein. Der Antrag Bebel ist also in allen Teilen unannehmbar.(Bravo ! im Centrum.) Bischof Anzer ist nicht in den Tempel des Confutse eingedrungen. sondern ist einer Einladung des höchsten Mandarinen gefolgt. Herr Bebel hat alles zusammen gesucht. waS gegen dt« Missionare anaeführt wird, ist aber an den zahllosen glänzenden Zeug- niffen. die ihrem selbstlosen socialen Wirken für die untere Volksschicht ausgestellt sind, vorübergeschritten.(Sehr richtig 1 im Centrum.) Daran ist nur seine ausgesprochene Antipathie gegen das Christentum schuld.(Sehrttchtig! imCentrumundrechts.) ESisteme völlig haltlose und unqualificierbare Behauptung, daß die Missionare j edeS verkommene Subjektaufnehmen und schützen. Es ist absolut unwahr. vaß die Missionare bewußter Weise Diebe verteidigt hätten. An den Wirren haben andre Potenzen viel mehr schuld, als die Missionare und Bischof Anzer. Der Broschüre des Pfarrer« Rohrbach kann ich keine Beweiskraft zuerkennen. Der Artikel derReuen bäurischen Landesztg.", eines CentrumSblattes. ist gar kein Originalartikel. sonder» ans einem andren Blatt übernonimen worden. Er ist später auch noch ausdrücklich von dem Blatt desavouiert worden, und man hat festgestellt, daß der Artikel in Abwesenheit deS leitenden Redactcnrs von einem unerfahrenen jungen Redactenr aufgenommen worden ist. Herr Bebel sollte sein Material sorgfältiger prüfen. Er ist doch schon so oft aufS Eis gegangen und eingebrochen, daß er vorsichtiger sein sollte.(Lebhafte Zustimmung im Centrum und rechts.) Staatssekretär deS Auswärtigen Dr. Frhr. v. Richthoftt»: Von einer rechtlichen Wiederherstellung des statu» quo ante kann deshalb nicht gesprochen werden, weil wir uns de jure ja gar nicht im Kriege mit China befinden und die Verträge nicht aufgehoben sind. ES ist ia möglich, daß die Verhandlungen in China daS Ergebnis haben werden, daß faltisch die sämtlichen Verträge wiederhergestellt werden. Dann wäre die Resolution nicht nötig, aber UeberflüssigeS schadet ja nichts. Dem Gesandten in Peking ist die Anweisung zugegangen, zu versuchen, ob bei den Vertragsbedingungen ein noch größerer Schutz der Missionare zu erzielen ist. Den Zusatzantrag Bebel muß ich vom Standpunlt des Auswärtigen Amts als höchst bedenklich er- achten. Wie soll diese Zusatzresolutio» ausgeführt werden? Durch welche Organe? Es würden nur die kaiserlichen Konsulate in Frage kommen, und die haben nnr da» Recht beS Erlasses von Polizei­verordnungen. Auch für ein Verbot, sich den Charakter chinesischer Beamten beizulegen, fehlt jede Handhabe. Abg. Dr. Müller-Sagan(frs. Vp.): Gewiß soll dem Missionar dasselbe Recht werden wie jede«» andern. Wir erklären uns aber gegen die Resolution, weil sie Religion und Politik miteinander verquickt. Der Staatssekretär bat bereits Wasser in den Wein der Resolution geschüttet. DaS Auswärtige Amt soll offenbar weniger gestützt als geschoben werden. In dem Chinaprogramm des Grafen Bülow war von den Forderungen der Resolution nicht die Rede. Sie verlangen de» Schutz der Freiheit der christlichen Religionsübung von den bei dem Vertrag beteiligten Staaten. Aber zu diesen Staaten gehört doch auch da« nichtchristliche Japan.(Heiterkeit link«.) Wir find in die chinesischen Berhiiltnifs« schon diel weiter hineingerate», als