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Betrieb zur Befriedigung privater Aufträge ausdehne und dabei rnö�licheriveise die eignen Bedürfnisse des Reichs zu decken nicht meyr imstande sei. Der Etat der Reichsdruckerei wurde genehmigt. Zum Postetat lag eine Petition der Stadt Odenbach   a. M. vor tucTchc unter Beibringung reichlichen statistischen Materials den Bau eines neuen Postgebäudes noch in diesem Etat zu bewilligen verlangt. Nach kurzer Debatte, in der allseitig die Petition befürwortet wurde wurde ein Antrag Singer sSoc.). die Petition dem Herrn Reichs kanzler mit der Maßgabe zur Berücksichtigung zu überweisen, daß der erforderliche Betrag in den Etat für 1902 eingesetzt werde, ein- stimmig angenommen. Damit' ist die Beratung des Postetats und der NeichZdruckerei erledigt. In der nächsten Sitzung am Donnerstag soll die Beratung deS Militäretats in Angriff genommen werden. Aus der PetitionSkommission. Eine wohlverdiente Abfuhr hatte sich gestern ein Untersuchungsrichter aus Rosto.ck mit seinem Verlangen, ihm eine an den Reichstag gelangte Petition auszuliefern, damit dieselbe als Material zu einer gegen den Ein sender schwebenden Beleidigungsklage dienen könne. Im Em Verständnis aller Parteien wurde beschlossen, den Reichsta Präsidenten, dem die Entscheidung vorbehalten bleibt, zu ersuchen das Verlangen abzulehnen, da Eingaben an den Reichstag unter keinen Umständen eine derartige Verwendung finden dürfen. Der Bund deutscher Go st Wirte einschließlich des bayrischen GastwirtbundS ersuchte um Aenderung des§ 36S,i des Strafgesetzbuchs, das von der Polizeistunde handelt. Es soll reichs gesetzlich bestimmt werden, daß nach Eintritt der Polizeistunde den Gästen noch eine halbe Stunde Zeit bleiben solle bis zum Verlaffen des Schanklokals. Genosse Hoch beantragte als Referent, die Petition zur.Berücksichtigung zu überweisen, da die gegenwärtige Praxis den polizeilichen'Schikanierungen der Wirte Thür und Thor ' öffne. Der Reg.-Kommissar Dr. v Tischeudors empfahl den Schank- Wirten, st« möchten doch eine halbe Stunde vor Eintritt der Polizei- stunde aushören, Speisen und Getränke zu verabreichen; die Petition laufe darauf hinaus, die Polizeistunde um 30 Minuten hinauszuschieben. Der Antrag auf Berücksichtigung wurde gegen die socialdemokratischen Stimmen, denen sich ein Freisinniger anschloß, abgelehnt und die Ueberweisung als Material beschlossen. Die Humanität der Po st Verwaltung wurde recht bezeichnend beleuchtet bei der Verhandlung einer Petition, in welcher die 76 jährige Mutter eines verstorbenen Ober-Postassistenten um Gewährung des Gnaden quartals bat, da der Verstorbene ihr Ernährer gewesen und somit ß 8 des PensionSgesetzeS für Postbeamte anwendbar sei. Obwohl Petentin ein Zeugnis der Ortspolizei beigelegt hatte, das ihre hohe Bedürftigkeit bestätigte, verhielt sich die Retchspostverwaltung durch ihren Kommissar, Ober-Postrat Dr Schilling, streng ab lehnend. Dabei entschlüpfte ihm die famose Redewendung nach ihren Erfahrungen gebe die Postverwaltung anf solche polizeiliche Atteste wenig. Nach längerer Debatte, in welcher der Standpunkt des Regierungskommissars von allen Seiten als unhaltbar charakte- risiert war, wurde gleichwohl der vom Genossen Thiele gestellte Antrag auf Berücksichtigung gegen die Stimmen der Socialdemo- kraten, eines Freifinnigen und eines Antisemiten abgelehnt und der Antrag auf Ueberweisung zur Erwägung angenommen. Morij Lmy wegen Meineids m den Ceschmnen. (Telegraphischer Bericht.) Könitz, den 13. Februar 1901. Der Prozeß gegen den Fleischergesellen Moritz Lewh, der sich heute vor dem Schwurgericht des kgl. Landgerichts wegen wissen lichen Meineids zu verantworten hat. weil er unter seinem Eide   in Abrede gestellt hat, den ermordeten Gymnasiasten Ernst Winter persönlich gekannt zu haben, bildet in hiesiger Stadt ein großes Ereignis. Schon lange vor Beginn der Verhandlungen drängt rine nach' vielen Hunderten zählende Menschenmenge nach dem Zuhörer- räum des Schwurgerichtösaals. Eine große Anzahl Gendarnien sind in und vor dem Gerichtsgebäude zwecks Aufrechterhaltung der Ordnung postiert. Sehr zahlreich ist wiederum die Presse vertreten Den Gerichtshof bilden: Landgerichts-Direktor Schwedowitz (Präsident), Landrichter R i tz k o w und Gerichtsasiessor M ü r a u (Beisitzende). Die königl. Staatsanwaltschaft vertritt der Erste Staatsanwalt Dr. Schweigger. die Verteidigung führen Rechts- anwalt Hugo Sonnenfeld(Berlin  ) und Rechtsanwall Appel- bäum(Könitz). Vor Eröffnung der Sitzung wird der Angeklagte aus dem Unter- suchungsgefängnis vorgeführt. Er sieht auffallend blaß aus. In dem überfüllten Zuhörerranm haben sich sehr viele Damen ein- gefunden. Am Preßtisch sitzt der Verleger derStaatsbürger- Zeitung". W i lh e lm B ru h n aus Berlin  . Der Präsident, Land- gerichtsdirektor Schwedowitz. bezeichnet als vorletzte Zeugen den Präparanden Speisiger und die Angeklagten des M a ß l ö f- Prozesses. Bei der Auslosung der Geschwornen werden drei der- selben, Israeliten, vom Ersten Staatsanwalt Dr. Schweigger abgelehnt. Auch der Oekonomierat B o r r m a n n aus Groß-Paglau. der als liberal bekannt ist und als landwirtschaftlicher Sachverständiger im Prozeß gegen den Grafen v. Arnim-Schlagenthin in Stettin   shäufig genannt wurde, wurde vom Ersten Staatsanwalt Dr. S ch w e i' g g e r als Geschworner abgelehnt. Nach Bildung der Geschwornenbank werden die Zeugen aufgerufen und der Anklage- beschluß verlesen. Alsdann bemerkt der Präsident Landgerichtsdirektor Schwedowitz, daß der Angeklagte zunächst am 22. Juni 1900 in Sachen Maßlos vom Untersuchungsrichter als Zeuge vernommen worden sei. Es sei ihm vorher ausdrücklich gesagt worden, daß er das Recht habe, sein Zeugnis verweigern zu können, wenn er straf- rechtliche Verfolgung befürchte. Der Angeklagte habe auf Befragen gesagt, daß er den ermordeten Gymnasiasten Ernst Winter nicht gekannt habe. Auch nachdem ihm die Photographie gezeigt worden sei, habe er gesagt, er erinnere sich nicht. Winter gekannt zu haben. AngeNagter Moritz Levy: Ich muß dabei bleiben, daß ich Winter nicht gekannt habe. Präsident Landgerichtsdirektor Schwedowitz: Angeklagter. Sie haben im Speistger-Prozeß, nachdem Ihnen eine Anzahl Zeugen gegenübergestellt worden waren, gesagt: Es sei möglich, daß sie mit Winter' gesprochen, zusammengestanden und sich auch begrüßt hätten. Sie hätten ihres Wissens Winter aber nicht gekannt. Dieselbe Aussage haben Sie im Maßlof-Prozeßgemacht. Angekl.: Ich muß auch heute dabei bleiben, daß ich ihn nicht gekannt habe. Hätte ich Winter gekannt, so würde ich heute der Wahrheit die Ehre geben und eS sagen. Präs.: Ich habe Ihnen schon im Spei- s i g e r- Prozeß gesagt: Es ist kaum möglich, daß man in Könitz mit Menschen spricht, zusammensteht, geht und sich begrüßt, ohne sich zu kennen. Angeklagter: Ich kann nur wiederholen, daß ich Winter persönlich nicht gekannt habe. Präsident: Angeklagter, Sie haben mit Winter doch mehrkach vor der HauSthüre Ihrer Eltern zusammengestanden, mit ihm ge- sprachen. Sie sollen sogar noch am 11. März, des Nachmittag? 2 Uhr mit Winter vor der HauSthüre gestanden haben. Zeugen haben Sie in der Danziger- und Schlochauerstraße häufig spazieren gehen sehen mit Winter. Eine Zeugin hat bekundet: Sie hätten eines Abends zu W i n t e r vor Ihrem elterlichen Hause gesagt: Bleiben Sie doch noch einen Augenblick". Winter soll darauf geantwortet haben:Ich muß erst meine Schularbeiten machen;' dann komme ich wieder?" Angeklagter: Das ist unwahr. Die Zeugen können sich doch auch in meiner Person geirrt haben. Daß ich mit Winter zusammengestanden, mit ihm gesprochen und ihn begrüßt habe, das ist ja möglich. Aber meines Wissens habeich ihn persönlich nicht gekannt. Präs.: Ihr Bruder Hugo Lewy sieht Ihnen wenig ähnlich. Er trägt auch kein Pincenez? Angekl.: Allerding«, sie können sich aber doch vielleicht irren. Die Zeugen haben auch verschieden ausgesagt. Erster Staats- anw. Dr. Schweigger: Was verstehen Sie darunter, Angekl., wenn Sie sagen: Sie hätten Winter gekannt und mit ihm gesprochen? Angekl. Moritz Lewy: Ich kenne viele Gymnasiasten vom An- sehen, aber nicht persönlich. Trotzdem spreche ich mit diesen und grüße sie. Vielleicht bin ich auch mit W i n t e r im Turnverein zu- sammen gekommen, da wir beide gute Turner waren. Präsident Landgerichtsdirektor Schwedowitz: Dann ist doch wohl an zunehmen, daß Sie Winter gekannt haben? A n g e t l.: Ich kann nur nochmals versichern, daß es mir nicht erinnerlich ist, W'nier gekannt zu haben. Danach ist die Vernehmung des Angeklagten beendet und es wird zur Zeugenvernehmung geschritten. Eine große Zahl von Zeugen sagen gleichmäßig aus. daß sie den Angeklagten im Verkehr mit Winter gesehen haben. Dem- gegenüber bleibt der Angeklagte bei der Gegenäußecung, daß er Wmter nicht gekannt habe, ein flüchtiger Verkehr sei nicht aus- geschloffen. Wir geben deshalb nur einige besonders hervortretende Bekundungen nieder. Als erster Zeuge wird der Obersekundaner M i k u l s k i aufgerufen. Derselbe bekundet: Ich habe M o r i Lewy mit Ernst Winter eines Abends zusammen gehen sehen. Ich kann mich in de» Persönlichkeiten gar nicht geirrt haben. Von Winter selbst habe ich nicht gehört, daß derselbe mit dem Angeklagten verkehrte. Winter war wenig mitteilsam. Präs.: Weshalb haben Sie sich ein solch gleichgültiges Vor kommnis, wie es der gemeinschaftliche Spaziergang M o'r i tz' L e w y mit Ernst Winter doch immerhin war,' so' genau gemerkt? Zeuge: Weil mir auffiel, daß der Angeklagte mit einem Gym- nastasten spazieren ging, den er nicht einmal in der B e h n k e schen Pension, die sich im Lewy schen Hause befindet, kennen ge lernt haben konnte. Ich glaube, daß ich Winter noch einmal vor dem Lewh schen Hause mit dem Angeklagten habe stehen sehen. Genau weiß ich das aber nicht mehr.' Zeuge Klempnergeselle Schlichter: Ich habe Moritz Lew! mit Winter zusammen gehen und sprechen sehen. Auf weiteres Be fragen erklärt der Zeuge: Ich habe im Dezember 1900 in der F i i ch e r s ck e» Cigarrenhandlung in der Danzigerstraße einen Mann getroffen, den ich für einen Journalisten derStaatsbürger Zeitung" gehalten Hobe, da er dieStaatsbürger Zeitung" sichtbar in der Tasche trug. Der Mann nannte sich W i e n e ck e. Er sagte� er müsse mich kennen und fragte, ob ich mich in meiner Aussage nicht irre. Der Cigarrenhändler Fischer winkte mir zu. daß ich nichts sagen solle. W i e n e ck e sagte, er fei Journalist und Antisemit. Er wohne in der.Antisemitenbude" Kühn. Er forderte nüch und meinen Freund, den Malergehilfen L ö s e r. auf. mit zu Kühn zu kommen. Er wollte eine Lage Bier geben. Anfänglich haben wir uns geweigert, sind dann aber doch mitgegangen. W i e n e ck e hat zwei Lagen Bier gegeben und mich nochmals ge- fragt, ob ick mich nicht irren könne, Lewy mit Winter zusammen gesehen zu haben Ich antwortete, daß ich mich nicht irren könne. Acht Tage später war W i n e ck e wieder im Fischer schen Laden W i e n e ck e sagte, wie ich dazu käme, zu behaupten, daß er mich habe zum Meineid verleiten wollen. Ich antwortete ihm, daß ich das nicht gesagt hätte. W i e n e ck e forderte mich auf, mit ihm eine Flasche Wein zu trinken. Ich sagte ihm:Wie kommen Sie dazu, mit mir eine Flasche Wein trinken zu wollen. Wenn ich Journalist wäre und Sie ein Klempnergeselle, dann würde ich Sie nicht dazu auffordern." Auf Wieneckes wiederholte Einladung bin ich später mit ihm im Restaurant Malewski gewesen. Wienecke hat hier wieder Bier ausgegeben; dann haben wir Billard gespielt. Ich habe rerloren, aber W i e n e ck e hat trotzdem bezahlt. Zeuge Hilfs- Gefangenanfseher N a g o r r a: Ich bin früher Bademeister gewesen. Winter fiel mir auf. weil er außer- gewöhnlich groß und kräftig war. Moritz Lewy kannte ich, weil ich früher Polizeibeamter in Könitz war. Ich habe Winter mit Lewy mehrfach zusammen gehen, stehen und sich grüßen sehen. Auf Befragen des Verteidigers Rechtsanwalt Sonnenfeld giebt der Zeuge zu, daß infolge einer Beschwerde des alten Lewy wegen falscher Beurkundung einer Zustellung das Disciplinar verfahren gegen ihn eingeleitet worden sei und mit seiner Bestrafung endete. Es sei richtig, daß er angezeigt habe, Moritz Lewy habe ich an einer Schlägerei beteiligt. Er habe den Eindruck gehabt, daß, als sich Hugo Lewy mit dem Fleischer David söhn wegen eines Kalbs auf dem Markte prügelten, Moritz hinzugekommen ei und sich an der Prügelei beteiligen wollte. Es sei auch richtig, daß er wegen seiner schwachen Augen aus dem Badedienste entlassen worden sei. Er brauche aber nur zum Lesen eine Brille. Sonst sehe er sehr gut und weit. Fräulein Gertrud Krllgner bekundet: Ich lernte Winter in der Tanzstunde kennen und habe Winter mit Moritz Lewy bestimmt zweimal vor der HauSthüre des Lewa schen Hauses stehen sehen.- Zeugm Dienstmädchen Hoppe; Ich habe 1899 bei dem Fleischer H o s s m a n n gedient. Winter ist oftmals dort gewesen. Lewy war auch einmal bei Hoff mann.- Lewy ist mit Winter einigemal durch die Danzigerstraße gegangen und hat mit ihm gesprochen. Dienstmädchen Tuszyck bekundet: Ich kannte Winter ganz genau, ebenso MoritzLewy. Ich habe beide einmal zusammen l ehen sehen. Wann das war. kann ich aber nicht sagen. . eugin Fräulein Meto Caspary: Selma Tuchler siat mir im Januar 1900 Winter vorgestellt. Ich war als dann oftmals mit Winter auf der Eisbahn zusammen.- Präsident: Sie sollen Winter in Gegenwart Moritz e w y s in der Danzigerstraße auf die Schulter geklopft haben. Dabei soll Lewy gesogt haben zu Winter:Nun können Sie das Fräulein wegen thällicher Beleidigung verklagen. Ich bin �euge." Zeugin Caspary: Das war meine Schwester Rosa. Diese klopfte aber nicht Winter, sondern dem Kaufmann Hugo Hartstock auf die Schulter. Ich selbst habe das nicht gesehen, aber Fräulein Lichtenberg erzählte nrirs. H a r t st o ck nannte meine SchwesterLotte", deshalb nannte sie ihn ebenfallsLotte". Meine Schwester soll Hart stock auf die Schulter geschlagen und gesagt haben:«Lotte, wo bleibt meine Chokolade?" Darauf soll Moritz Lewh gesagt haben:Sie könnten das Fräulein wegen Körperverletzung verklagen. Ich bin �euge." Präs.: Angeklagter, es ist Ihnen bekannt, daß Lübke >iese Bekundung machte. Weshalb haben Sie nicht gesagt: das war nicht Winter, sondern H a r t st ock? Angekl. Moritz Lewh: Ich konnte mich nicht sofort erinnern. Der Gerichtshof beschließt hierauf: Rom Caspary und Frl. Lichtenberg als Zeuginnen zu laden. Zeuge Gymnasiast Rahme l: Ich bin mit Winter sehr befreundet geweken. Winter war sehr mitteilsam. Ich habe aber weder einen Verkehr zwischen Lewy und Winter wahrgenommen, noch hat nur Winter von einem solchen erzählt. Eine weitere Anzahl von Gymnasiasten lagen ähnlich aus. Alsdann wird die Verhandlung auf Donnerstagvormittag 9 Uhr vertagt. GemerKIfTMftliiJjes. Berlin   und Umgegend. Eine Protestkundgebung der Bäckergesellen gegen die ge- plante Abänderung der Bäckereiverordnung fand am gestrigen DienStag in NieftS Festsälen in der Weberstraße statt. In dem Referate ivurde betont, daß die Gefahr, die Errungenschaften der Bundesrats- Verordnung zn verlieren, infolge der Agitation der Bückermeister und der Nachgiebigkeil der Regierung immer drohender werde. Mit dem Mckximal-Arbeitstag würde auch bald der gesamte Bäckerei- Arbeiterschutz fallen, für den die angekündigte Sanitätsverordnung für Bäckereien keineswegs als Ersatz gelten könne. Nach lebhafter Debatte wurde von der Ver- ammlung folgende Resolution, die dem Bundesrat zugesandt werden soll, einstimmig angenommen:Die Versamnilung protestiert ganz entschieden gegen eine Umwandlung des zwölf- kündigen MaximalarbeitstagS in eine zehnstündige Mmimalruhezeit. Eine solche Maßnohme würde für die Bäckerei-Arbeiter schwere Nach­teile mit sich bringen und die Ausbildung der Lehrlinge schädigen. Die Versammlung fordert von der Reichsregierung eine bessere Ueberwachung der Bäckerei betriebe und die Hinzu- ziehung von Bäckergesellen zu der Kontrolle. In Bezug auf d i e hygienischen Bestimmungen über die Beschaffenheit der Bäckereien, welche die Regierung erlassen will, ersucht die Vcrsamm- luug den Bundesrat, die für den Umbau der den neuen An- forderungcn nicht entsprechenden Bäckereien gewährte Frist von zehn anf fünf Jahre zu verkürzen." Die B ä ck e r m e i st e r sind demgegenüber nicht müßig. Sie wollen diese hygienischen Be- stimmungen wesentlich eingeschränkt wissen und werden demnächst etne Audienz beim Reichskanzler v. Bülow nachsuchen. Achtung, Holzarbeiter! Zu der morgen stattfindenden Arbeitslosen-Zählung ersuchen wir diejenigen Mitglieder des Verbands, welche noch keine Zählscheine baben, solche auf dem Verbandsbureau, Engel-Ufer, in Empfang zu nehmen. Den oberen Teil des Zäblscheins füllen die Arbeitslose» aus, den unteren die in Arbeit stehenden Kollegen. Die ausgefüllten Zähl- scheine werden von den Arbeitslosen auf dem Verbandsbureau eut- gegengenommen; in den Werlstellen sammeln die Vertrauensleute dieselben ein und geben sie in der am 20. Februar stattfindenden Vertrauensmänner-Versammlung ab. Jedes Mitglied muß sich ver- pflichtet fühlen, einen Zählschein auszufüllen, nur dann ist es mög- lich, durch die aufzunehmende Arbeilslosen-Statistik ein wahrheils- getreues Bild über die Existenzverhältnisse der Kollegen zu ge- Winnen. Die Ortsverwaltung. TentscheS Reich. Unternehmerverband und Stadtverwaltung. Im Laufe des vergangenen Jahrs haben die Unternehmer des Baugewerbes be- kanntlich den Versuch gemacht, alle staatlichen und kommunalen Bc- Hörden für die Einführung der Streikklausel zu gewinnen. Bei den meisten hat ihr Gesuch formell eine Abweisung' erfahren. im ganzen konnten die Herren Baumeister mit den Antworten jedoch zufrieden sein, die Behörden werden zarteste Rücksichtnahme üben. Der Stettiner Magistrat ist aber soweit gegangen, die Ailerkennung der Streikklausel zu beschließen. Interessant ist es nun, zu erfahren, wie die Unternehmer gearbeitet habe», um ihr Ziel zu erreichen. DerStettiner Volksbote" veröffentlicht einen Brief des Arbeil- gebcr-Berbands für das Baugewerbe zu Stettin   an einen Bau- meister, der zu den Submittenten für hörte zu einer Zeit, als die der Streikklausel noch in der Submissionsvertrag, um den es war zum Ausdruck gebracht, daß' aus dem Eintreten von Arbeiterstreiks ein Anspruch auf Entschädigung oder auf Ver- längerung der festgestellten Arbeitsfristen nicht hergeleitet werden dürfe. Mit Beziehung auf diesen PaffuS hieß es nun in dem Schreiben des genannten Unternehmer-Verbands: «Die Anerkennung dieser Bedingung würde gleichbedeutend sein mit der Unterordnung des Arbeitgebers unter den Willen seiner Arbeiter. Um nun unsre Autorität dem Arbeitnehmer gegenüber nicht ganz aus den Händen zu geben, ist der Vorstand des Arbeitgeber- Verbands für das Baugewerbe zu Stettin   bei dem Vorstand der Tiefbau-Deputation persönlich dahin vorstellig geworden, diesen Passus aus den Bedingungen zu streichen. In entgegenkommend st er Weise hat nun der Herr Baurat erklärt, daß, falls die sämtlichen Submittenten den Satz, betreffend den Ausbruch von ArbeiterstreikS, in der Bedingung streichen, und daftir die Streikklausel, d. h. daß bei Eintreten von Arbeiter st retks der Fertig st ellungstermin um die Dauer der Streik« hinausgeschoben werden muß, setzen, er dafür eintreten würde, daß infolge dieser Ab- änderung der Bedingungen die Angebote nicht für ungültig erklärt werden.' Wir bitten Sie daher, im Namen unsrer sämtlichen hiesigen Kollegen, zur Unterstützung der Bestrebungen der Arbeitgeber- verbänder in Ihrem Angebot den ß 4 der Bedingungen in obigem Sinne abzuändern. Dies Schreiben ist den sämtlichen Submittenten übermittelt worden." ........ Unterschrift. AuS diesem Schreiben ersieht man wieder, welch' trautes freund« chaftlicheS Verhältnis zwischen den Unternehmern und den Beamten der Kommune und deS Staats vielfach besteht. Die Beamten zieht ihre gesellschaftliche Stellung zu den Unternehmern hin. Die Inteniehmer haben keine großen Aktionen nötig, um ihren Wünschen Geltung zu verschaffen, wie etwa die Arbeiter. ES genügt, daß sie mit den betreffenden Herrn Rücksprache nehmen; ihre Anliegen finden in der entgegenkommendsten Weise Gehör. Auf die Stellungnahme gegen die Arbeiter, die darin liegt, daß den Unternehmern die Streikklausel gewährt wird, haben wir bereits hingeiviesen. Das muß wohl auch der städtischen Ver- waltung eingeleuchtet haben, sonst hätte sie den Z 4 in den Vertrag nicht aufgenommen. Die Einwirkungen, die sich hinter den Couliffen geltend gemacht haben, müssen sehr starke gewesen fein. städttsche Arbeiter ge- rage der Anerkennung webe war. In den: sich damals handelte. Ein Jndustrie-Verband der RahruugSmittel-Arbeiter, in den der Bäcker-, Konditoren-, Brauer- und Müllerverband aufgehen ollen, wird von den Nürnberger Zahlstellen dieser Verbände an- gestrebt. Dieselben faßten in einer gemeinsamen, ausgezeichnet bc- Zuchten Versammlung die folgende Resolution: «Die in den Centralsälen tagende allgemeine Versammlung der Brauer. Bäcker, Konditoren, Leblücbner und Müller erklärt sich mit den Ausführungen des Referenten einverstanden: Dieselbe erkennt an, daß die heutige Entwicklung der Wirtschaft- lichen Verhältnisse in einer Weise fortgeschritten, daß der Zusammen- chlutz aller, innerhalb einer bestimmten Jndustriegruppe vorhandener, Berufsorganisationen eine dringende Notwendigkeit ist. Ferner erklärt dieselbe, daß in den jetzt bestehenden einzelnen Berussorganisationen die Kräfte zersplittert und nicht in der Weise ausgenutzt werden können, wie dies im Jntercffe der Arbeiter, dem Ich immer mehr konzentrierenden Kapitalismus gegenüber, not- wendig ist. Die Versammlung ist ferner der Meinung, daß durch die Centralisation der Organisationen der Brauer. Bäcker. Konditoren und Lebküchner, sowie der Müller zu einem Jndustrie-Verband die Verwallungskosten, sowie die für die Fachzeitnng vermindert und letztere an Umfang und Inhalt erweitert werden könnte. Die Versammlung beauftragt daher eine aus neun Personell bestehende Kommission, welche aus den vier zunächst beteiligten Be- rufen bestehen soll, diese Resolution den beteiligten Central-Vorständcn zuzustellen. So weit in nächster Zeit Verbandstage stattfinden, soll von denselben der Punkt:Gründung eines Judustrie-Verbands" mit einem Referenten und Korreferenten auf die Tagesordnung gesetzt werden." Die Schneider Nürnbergs treten im Frühjahr in ein« Be- Wegimg ein. wie in einer stark besuchten Versammlung in geheimer Abstimmung beschlossen wurde. Es soll die Einführung der Betriebswerkstätten und Aufstellung eines Lohntarifs durch- gesetzt werden. Auf die eingereichten Forderungen haben nur 13 Firmen von 77 eine teils direkt ablehnende, teils ausweichende Antwort ge- geben. In den Schlickert- Werken in Nürnberg   sind diese Woche Zahlreiche Arbeiter entlasten worden, andren wurde die bevor- tehente Entlassung angekündigt. Auch wurden die Löhne bedeutend ceduciert. Ausland. Die Schlächtrrgefellen in Kopenhagen   organisieren sich. Nachdem der große Schlächterstreik im Jabre 1899 teilweise verloren ging, weil die Schlächtergesellen zu wenig Verständnis für die Be« deutung der Organisation hatten, war inzwischen ein Stillstand in den Organisationsbestrebuiigen eingetreten. In letzter Zeit haben ober mehrere erfolgreiche Versammlungen der Darmreiniger statt- gefunden und einFachverein der Darmreiniger Kopenhagens  " ist entstanden, dem bereits alle Arbeiter dieser Branche beigetreten find. Dieser Tage finden auch eine Reihe Versammlungen für Schlächter und Wurstmacher statt. Verantwortlicher Redactcur: Wilhelm Schröder in Wilmersdorf  , ffür den Inseratenteil verantwortuch;. Glocke in Berlin  . Druck und Verlag von Max Babing in Berlin  .