des vorigen Jahrhunderts für 100 OVO Mark gekauft wurden,schätzte man am Schlüsse des Jahrhunderts auf eineMillion Mark. Die neuen 900 000 Mark hatten die Besitzernicht durch Arbeit oder Sparsamkeit erworben, sondern durchdas Entstehen neuer Absatzmärkte und Vervollkommnung der Verlehrs-niittel war der Reinprofit auf das Zehnfache gestiegen und deshalbschätzte man auch den Wert des Grundstücks auf daZ Zehnfacheobwohl das Land nicht besser geworden ist. In der Grundrentedrückte sich der Wert des Bodens aus und darum ist jede Steige-rung der Grundrente eine Vermögens st eigerungfür den Grundbesitzer. Eine solche VermögenSsteigeriing herbeizuführen ist das Streben der Junker. Wird ein Grundstückum 100 000 Mark im Wert gesteigert, dann kann der Be-sitzer mehr Hypotheken aufnehme». Darum ist die Preissteigerungdes Getreides nur für die gegenwärtigen Besitzer vonBorteil. Die Nachfolger müssen den Besitz für den Preis der kapi-talisierten Grundrente übernehmen, und da sie höhere Beträge anZinsen zu zahlen habe», werden sie bald in derselben„Notlage" seinwie die gegenwärtigen Besitzer, und daher gezwungen sein, weiterePreissteigerungen zu fordern. Es kann daher kein so hoher Zoll-schütz gewährt werden, der für die Zukunft ausreichen würde.Will man die Höhe der gestellten Forderungen ganz erkennen,dann muß man ermitteln, wieviel die Bodenrente und dadurch derVerkaufswert des Bodens steigt. Die Ertragsfähigkeit stellt sich nachder Erntestattstik fiir die Jahre 1880 bis 1398 ivie folgt: Von jeeinem Hektar wurde im Durchschnitt geerntet Roggen 10S0 Kilo, Welzen1400 Kilo, Gerste 1840 Kilo und Hafer 1180 Kilo. Nach neuerenErmittelungen find diese Mengen zu niedrig angegeben und müßtenbei Roggen um 18 Proz.. bei Weizen um 12 Proz., bei Gerste um19 Proz. und Hafer um 21 Proz. höher sein Wir halten uns andie alten Zahlen.Von der Erntemenge ist die Einsaat in Abzug zu bringen, undzwar für einen Hektar Roggen 170 Kilo. Weizen 177 Kilo. GersteISO Kilo und Hafer ISO 5tilo. ES lieferte demnach ein Hektar anUeberschuß über die Einsaat bei Roggen 880 Kilo, Weizen 1223 Kilo,Gerste 1190 Kilo und Hafer 1020 Kilo. Bei jeder Mark Preis-steigerung erhöhte sich also der Ertrag des einzelnen Hektars um soviel Pfennige, als Kilo Getreide an Reinertrag gewonnen werden.Berechnet man dieS an der 1900 bebauten Fläche, so würde jedeMark Preiserhöhung den JahreScrtrag wie folgt steigern:ss wor-n iaw> Steigerung des Geldertragsbebaut mst S-ktar bei einer PreissteigerungRoggenWeizenGerste,Hafer.5 9S3 S9S2 047 8841 6S9 9044 121 021von einer MarkS2 891 S3S M.2S 045 021..19 871357„42034 414„Bei einer Bebauung wie im Jahre 1900 würde die Ernte dergenannten vier Getreidesorten bei einer Preissteigernng von nureiner Mark schonISS S4S 528 Markmehr bringen. Diese Summe kapitalisiert, würde den Wert darstellen, den die jetzigen Besitzer des Bodens gewinnen. Rechnet mannun den zwanzigfachen Betrag der so gesteigerten Gnindrente alsgesteigerten Wert des Bodens, dann würde bei jeder Mark Steige>rung des Preises für 100 Kilogramm Getreide der Noggcnbodenpro Hektar um 176 M., der Weizenboden um 244, S M., der Gersten-boden um 283 M. und der Haferboden um 204 M. pro Hektar imPreise steigen.In der letzten Jahresversammlung deS Bunds der Landwirtewurde als„gerechter Ausgleich" eine Steigerung von 4 Markgefordert. Würde man die hierdurch entstehende Steigerung derGrundrente mit dem zwanzigfachen Betrage kapitalisieren, dannwürde die dadurch herbeigeführte Wertstcigerung deS Bodens fürdessen Besitzereinen Gewinn von Iv 747 48« 728 M.bedeuten. Also die siegenden Agrarier fordern eine Summe, diemehr als das Zweieinhalbfache von dem beträgt, wasdas siegreiche Deutschland 1871 von dem besiegtenFrankreich forderte. Rechnen wir die Summen, die in demKompromiß des Grafen Klinckowström gefordert werden, nämlich eineZollerhöhung für Roggen von 1,50 M., für Weizen von 2,50 M.. fürGerste von 1,00 M. und für Haser von 2,00 M. pro Doppelcentner.Danach wird der Geldertrag für einen Hektar sich erhöhen beiRoggen um 13,20 M., bei Weizen um 30,57 M., bei Gerste um11,90 M. und bei Hafer um 20,40 M. Diese Beträge, mit demwanzigfachen Betrage kapitalisiert, würden folgendes Bild ergeben:uro Gesamtwert«Heft« Hektar �BodenSM. M.Roggenboden 6 053 895 264 1 421 749 080Weizenboden 2 047 884 611,50 1252 285 815Gerstenboden 1669 904 238 397 437 152Haferboden 4 121 021 408 1 681 376 578Summa 4 752 848625Zur Rückkehr der Verbannten.Endlich, nachdem über 10 Jahre seit Aufhebung des Socialisten-gesetzes ins Land gegangen sind, hat man sich an zuständiger Stelleentschlossen, die Verfolgung der letzten Opfer jenes Ausnahme-gesetzes gegen die arbeitende Klasse außer Kraft zu setzen und dieErneuerung der Steckbriefe gegen Eduard Bernstein und JuliusMotteler zu unterlassen. Damit ist den beiden jähre-lang Vertriebenen die Rückkehr in die Heimat und inden Kreis ihrer Verwandten und Freunde wieder möglichgeworden. Dem Genosien Bernstein, der als erster denHeimatsboden wieder betrat, haben wir vor einigen Tagen bereitsden Willkommengruß entgegengebracht.Genosie Motteler, den die Regelung privater Verhältnisie nochin London zurückhält, wird erst in einigen Wochen seine lieber-siedelung bewerkstelligen. Der Name des Genossen Bern-stein ist in den letzten Jahren in- und außerhalb der Parteiviel genannt worden. Seine litterarischen Erzeugnisse gehörenzu den verbeitetsten Produkten der parteigenössischen Litteratur.Weniger bekannt ist sei» Kampf- und Exilgenosie Julius Motteler.Und doch muß, wen» unsre ältesten Streiter genannt werden, derName Motteler mit aufgeführt werden.Wir sind gewiß, daß es besonders unsre jüngeren Genosieninteressiert,- einiges aus dem Leben dieses Parteiveteranen zu er-fahren. Julius Motteler ist am 18. Juni 1838 geboren, befindetsich also jetzt im 63. Lebensjahr. Seine Jugend verlebte er inEßlingen i. W., wo er auch das Pädagogium besuchte und späterdie Tuchmacherei erlernte und als Kaufmann praktisch ausgebildetwurde. Er kam nach Augsburg, wo er als Buchhalter thätig war,und ging 1859 nach Criminitschau, wo er i» gleicher Stellung ineiner Vigognespinnerei Stellung fand. Hier trat Motteler ins poli-tische Leben ein; er ivurde Mitglied des Nationalvereins, Mit-begründer des Crimmitschauer Arbciterhort, Bildungsvereins undandrer ähnlicher Vereine in Sachsen. Als gewandter Redner undAlso auch Klinckowström will die Besiegten nicht so billig davonkommen lassen, wie Deutschland das besiegte Frankreich davon ließ.1871 hielt man die 5 Milliarden Franks— 4 000 000 000 M. füreine unglaublich hohe Summe. Damals hat man nicht gedacht, daßnach noch nicht drei Jahrzehnten die werkthätige Bevölkerung ver-urteilt werden soll, ohne daß ein Krieg vorhergegangen ist, eine nochhöhere Summe an die Junker zu zahlen. Denn in der That ist eineErhöhung der Getreidezölle nur ein Kapitalgeschenk andie Grundbesitzer. Durch Erhöhung der Bodenrente steigtder Bodenwert. Mancher Junker wird sich das Kapitalauszahlen lassen, indem er neue Hypotheken auf sein Grundstückeintragen läßt. In andren Fällen wird das Kapital ausbezahltwerden, wenn bei Erbteilungen dem Erben das Grundstück zu demneuen Wert angerechnet oder wenn es durch Verkauf in andreHände übergeht.Als 1810 in Preußen die Leibeigenschaft aufgehoben wurde,mußten die„Befreiten", statt Hand« und Spanndiensttage zu leisten,bares Geld fzahlen. Man nannte es„stehende Gefälle". Diesestehenden Gefälle wurden später abgelöst, wodurch die Junker denBauern Milliarden abnahmen. Jetzt führt man diestehenden Gefälle durch die Getreide st eri erwieder ein und macht das Volk tributpflichtig, welches nieLeibeigene derJunker gewesen ist. Hätte man die Beträge, welche zur Zeit der Bauern-befreiung erhoben wurden und die Summen, die jetzt schon demVolke durch 21jährige Wirkung der Gctreibezölle abgenommen sind,genommen und damit die Junker expropriiert, dann ivürdeheute schon der Grund und Boden Gemeingut der Gesellschaft sein.Auf dem Lande würde ein freies Volk auf freiem Grunde leben.Vielleicht rüttelt der jetzige Raubzug die Massen auf und stellt derForderimg der höheren Getreidezölle die Forderung„Vergesell-schaftun g des Grund und Bodens" entgegen.Ter Kampf um» Brot.Im Reußischen Landtag stand am Donnerstag eineInterpellation der soci'aldemokratischen Ab-geordnete» wegen der Stellung der Regierung zu dergeplanten Erhöhung der Getreidezölle zur Verhandlung. Abg. Levenbegründete die Jntersicllation. Nach ausführlicher Darlegung der Schäd-lichkeit der Getreidezölle für die ärmere Bevölkerung wies er darauf hin,daß dieselben in Reuß j. L. a u ch den m e i st e n B a u e rn nurSchaden bringen, denn von den 8519 landwirtschaftlichen Be-trieben haben 5013 Betriebe nur bis 5 Hektar Grundbesitz, diesemüßten selbst»och Getreide zukaufen. Auch von den 1072 Be-trieben mit 5 bis 10 Hektar können bei der Boden-beschaffenheit, namentlich im Oberland«, nur ganz wenigeeinige Centner verlaufen. Selbst die Mittelbauer» in einerAnzahl von 1049 mit einem Besitz von 10—20 Hektar können nichtso viel verkaufen, daß ihre Lage durch erhöhte Getreidezölle sehrwesentlich gebessert würde. Es haben demnach nur die Besitzervon mehr denn 20 Hektar ein Interesse an denGetreidezöllen, aber diese auch ein um so größeres,weil diese Z84 Grundbesitzer den größten Teil der gesamtenNubanfläche besitzen. Diese Klasse, die eS am wenigsten nötighabe, schreie am lauteste» nach Getreidezöllen.Staatsministcr Engelhardt erklärte,»och keine Kenntniszuhaben, in welchem Umfange eine Erhöhung der Getreidezölleeintreten soll; die reußische Regierung sei auch im Bundesrate nichtausschlaggebend; im übrigen wisse er über diese Frage auch nichtsneues zu sagen.Außer dem socialdemokratischen Abgeordneten sprach der frei-sinnige Abg. Kelb gegen die Getreidezölle. während die Vertreter derHöchbesteuerten Staatsanwalt Ruckdeschel und Kommerzicnrat Webersich für eine m ä ß i g e Zollerhöhung aussprachen, weil die„Land-Wirtschaft" derselben bedürftig sei.Charakteristisch war das Auftreten des Abgeordneten GutsbesitzerL a u t e n s ch l ä g e r. Er schob die hohen Brotprcise auf dieBäcker und rechtfertigte die agrarischen Bestrebungen mitden Lohnforderungen der Arbeiter. Im gleichen Atemzugeversicherte er, die kleinen Bauern mit fünf Hektar Grundbesitz befänden sich in guten Verhältnissen und: die Land-Wirtschaft müsse ohne Zollerhöhung zu Gninde gehen. Erforderte das Ministerium auf, für erhöhte Getreidezölleeinzutreten. Und dieser Mann ist Mitglied des Fort-schrittlichen Landesvereins für Reuß j. L. und keinerseiner Parteigenossen trat ihm entgegen, sie überließen dies vielmehrden Socialdemokraten, die dies um so gründlicher besorgten. Bereitsim Sommer 1900 ist Herr Lautenschlager bei der Beratung desKontraktbruch-Gesetzes vollständig entgleist, indem er sehreifrig f ü r dieses Ausnahmegesetz wirkte, trotzdem ist er heute nochimmer Mitglied der freisinnigen Volkspartei.Durch das Eintreten dieses Abgeordneten für die Getreidezöllewar eine Mehrheit gegen dieselben im Landtage nicht zu erlangen.Es haben also die sechs Schwaben Nachfolger gefunden, auch Fort-schrittler wollen dabei fein, wenn eS gilt, dem armen Volke das Brotzu verteuem.«•«AuS Hessen wird uns geschrieben:Auch dem hessischen Landtag wird demnächst Gelegenheitgeboten, sich mit den G e t r e i d e z ö I l e n zu beschäftigen, undzwar auf Veranlassung des hessischen Antisemitenhäuptlings, Reichs-fröhlicher Erzähler war der junge Handwerker und Kaufmann überallein gern gesehener Gast.Nachdem der Nationalverein sich immer mehr als großpreußischerAgitationsherd erwiesen und die ehrlich demokratischen Elemente sichvon ihm getrennt hatten, schloß sich Motteler der neugegründcten deino-kratischen Sächsischen Volkspartei an. die vonsBebel, Liebknecht, Schraps,Rechtsanwalt Freitag. Professor Roßmäßler u. a. ins Leben gerufenwurde. Die Wahlkämpfe für den Norddeutschen Reichstag 1867sahen Motteler schon als einen der eifrigsten Agitatoren fiir dieKandidaten seiner Partei.Kleinlich und gehässig, wie das sächsische Unternehmertum vonjeher war und heute mehr als je ist, rächte es sich für diedemokratische Thätigkeit des jungen Motteler dadurch, daß es ihn umseine Stelle brachte. Der Gcmaßregelte gründete nun mit mehrerenFreunden zusammen die Spinn- und Web-Genossenschast„E. Steh-fest u. Co." in Crimmitschau, in deren geschäftliche Leitung er ein-trat. Eine Anzahl von Schneider« Produktiv- Genossenschaften inDeutschland und der Schweiz und zahlreiche Konsumvereine wurdendamals unter thätiger Mithilfe Mottelers in? Leben gerufen.Auf dem Nürnberger Arbeitertag 1868 trat Motteler mitLiebknecht und Bebel für das Programm der InternationalenArbeiter-Asiociation ein, und ein Jahr später finden wir ihn unterden Mitbegründern der Socialdemokratischen Arbeiterpartei(EisenacherProgramm). Bon der Zeit ab nahm er an allen Parteitagen teilbis zu seiner Auswanderung 1379 nach der Schweiz.Auf dem Mainzer Parteitag 1872 wurde er zum Vorsitzendengewählt. Zu den Reichstagswahlen 1874 von den Genossen dessächsischen Reichstags-Wahlkreises Zwickau- Werdau- Crinimttschau,aufgestellt, den bis dahin Rechtsanwalt Schraps Linksstehender De-mokrat) vertrat, wurde Motteler mit 8941 gegen 7531 Stimmengewählt. Derselbe Wahlkreis schickte Motteler auch drei Jahrespäter wieder in den Reichstag. Dort ergriff er wiederholt dasWort, besonders in Arbeiterschutzfragen und gegen den Militarismus.Vom Jahre 1874 ab bis zum Verbot durch das Socialistengesetzleitete Motteler die Expedition und Buchhandlung des„Volksstaat"später„Vorwärts" in Leipzig.und Landtags- Abgeordneten Köhler, welcher in der zweitenKammer beantragte, dieselbe möge durch Beschluß die Regierung er-suchen, ihre Bundesratsmitglieder dahin zu instruieren, daß dieselbenbei den Handelsvertragsverhandlungen einem Minimalzoll vonmindestens 7 M. auf 100 Kilogramm jeder der vier Haupt-getreidearten zustimmen.Im Stile der Cirkusredner des Bundes der Landwirte ist dieBegründung abgefaßt, welche dem Antrag mit auf den Weggegeben wurde. Da heißt es u. a.:„Angesichts des frevelhaftenBeginnens vieler im Interesse des Großkapitals arbeitender in- undausländischer Journalisten und Politiker, die bestrebt sind,die verbündeten Rcgicruiigen einzuschüchtern und dieöffentliche Meinung zu fälschen, die Städter und dasProletariat gegen die Bauern und diese selbst wieder gegen die Groß-grundbesitzer aufzuhetzen, erachte ich es für eine heilige Pflicht jedesivahren Freundes des Volks und des Baterlands in dieser ent-scheidenden Zeit, da es zum allerletzte»male dem Gesetzgeberanheimgestellt sein wird, durch Stellungnahme bei den Handelsvertrags-Entwürfen über Leben und T o t des deutschen Bauern st ands,und damit über Stehen oder Fallen der Monarchie,also über Frieden oder blutige Revolution zu ent-scheiden..." Also von einem Gctrei'dezoll von mindestens 7 M.hängt der Bestand der Monarchie in Deutschland ab. Bis jetzthaben die Orduungsparteiler aller Schattierungen stets behauptet,und bei allen Fest-, Tisch- und sonstigen Reden ivurde darauf hin-gewiesen, daß die Rionarchie unouflöslich mit dem deutsche» Volkverbunden sei! Es isi somit nur materielles Interesse, das diefesteste Stütze der Thr?iie, die Landwirtschaft, nnt den Fürstenverbündet, denn, sorgt die Regierung oder vielmehr der Kaiser nichtdafür, daß die Getreidezölle erhöht werden, dann hört die Liebe zum„aiigestammteii Fürstenhause" auf und die Monarchie hat aufgehörtzu existieren!!Herrn KöhlcrS Antrag wird gewiß im hessischen Landtag viel-festige Gegenliebe finden, da die Landwirtschast eine großeZahl der Abgeordneten stellt, die seitens der Ultra-montanen und Nntionallibcrnlen auf Unterstützung rechnen können.Unsre Genosscii werden indessen die sich bietende Gelegenheit nichtvorübergehen lassen, die Brotwncher-Politik in ihrem Wahren Wesendeni Volke zu zeigen.—*Westelbische Agrarier. In einer Versammlung deSRheinischen B a u e r n v e r e i n s zu Villip führte der Referentaus, daß eL sehr gefährlich für die Bauern werden könnte, wenn siesich durch Versprcchuiigeii von wohlwollenden Freunden,welche immer von mäßigen Zöllen redeten, einschläferni, n d beruhigen ließen. Es kommt alles darauf an, ftihr erfort, was man unter dem Wort„mäßig" versteht:„Wir wollen ja auch nur müßige Zölle, aber sie müssen vorallem genügend sein. Wenn sich aber der AbgeordneteSchmitz im Abgeordnctcnhause dagegen verwahrte, daßdas C e n t r u m einen Zollsatz von 8 Mark für dasGetreide verlange, dann steht zu befürchten, daßdiese Partei iniier«mäßig" eine» Zollsatz versteht, derfür uns nicht genügend ist; denn 8 Mark istder grringste Zoll, den wir für unser Getteide haben müssen.Ben er keine n Zoll, als einen ungenügenden. Füruns Bauern erwächst dämm die Pflicht, an den maßgebendenSlcllen energisch vorstellig zu werden, damit unsre gerechte Forde-rung mit Erfolg vertreten wird. Heute werden in Berlin MillionenFlugblätier von unsren Gegnern verbreitet und zu einem Eni-riistuiigssturm gegen die Brotwncherer aufgereizt, und nur mitMühe und Not sind die Bauern in ihrer großen Mehrheit so weitaufzurütteln, daß sie begreifen lernen, welche hohe Interessen fürsie auf dem Spiele stehen..."8 M. Mindestzoll I Die westelbischen Großbauern sind durchausauf der Höhe oftelbischer Bescheidenheit.Das weltpolitische Strohfeuer, da? die Flotteninteressentenvor einem Jahre anzündeten, scheint schnell verflackert zu sein.Wenigstens sieht sich der Bezirksausschuß des DeutschenFlotteii-Verciiis genötigt, heftig in die erlöschende Glut zu blasen.Der Ausschuß versendet gegenwärtig, ein Rundschreiben, in demes heißt:„Die Aufgabe des„Deutschen Flotten-VereiuS" ist eS, dieUcberzeuguiig von der dauernden Notwendigkeit einer großen undschlagfertigen Deutschen Flotte im ganzen deutschen Volle zuverbreiten. Nachdem durch die Annahme des Flotten-gesetzes von 1900 der erste grundlegende Erfolgder rührigen Arbeit des Flotten- Verein? erzielt ist,gilt es jetzt in den weitesten Kreisen immer mehr undmehr die Erkenntnis von der Notwendigkeit derdauernden Unterhaltung einer starken, schlagfertigen dent-schen SeckrirgSmacht zu wecken und zu festigen. ES steht zubefürchten, daß die antinationalcn und socialistischen Elemente,überhaupt alle Feinde deS Reichs, mit stiller, aber unermüd-kicher Arbeit über kurz oder lang alle Errungen-fchaften auf diesem Gebiete wieder in Fragestellen, falls nach Annahme der letztjährigen Flottenvorlage daSInteresse für die Flotte im Volk erlahmt. Um dieses zu ver-meiden, sollte jeder patriotisch denkende Mensch, so weit er demFlottenverein noch nicht angehört, Mitglied desselben werden."Ein solches Interesse hat es im Volke überhaupt niemals ge»geben, sofern nicht die Flottenagitatoren unter Volk die Hofjuweliere,Im Winter 1879 übersiedelte Motteler nach Zürich, um dortdie geschäftliche Leitung des soeben gegründeten Partei- Organs„Socialde mokrat" zu übernehmen. Als die Leiter deS„Socialdemokrat", infolge diplomatischen Drucks von Berlin aus,aus der Schweiz ausgewiesen wurden, siedelte Motteler mit Bern-stein, R. Fischer und Tauscher nach London über. Das gehaßteBlatt erschien dort, wo Preußen nichts tau seggen hat,ruhig weiter und Motteler als„roter Postmeister" sorgteunermüdlich und mit Geschick und Erfolg dafür, daßden deutschen Socialdemokraten ihr Centralorgan weiter zuging, daszwar im Auslande erscheinen mußte, dafür aber um so ungeschminkterüber deutsche Zustände die Wahrheit sagen konnte. Was Mottelerim Verein mit seinen Gehilfen Derossi, Bolli und später Ivos undFischer aufstellen mußten, um den Schnüfflern nach dem„SchweizerKäse" ein Schnippchen zu schlagen, das zu erzählen, unter-nimmt vielleicht einmal einer, der dabei gewesen ist. Hiermag nur konstatiert sein, daß trotz aller Macht- und Geldmittel, dieder deutschen Reaktion besonders auch aus dem Reptilienfonds zurVerfügung standen, es dieser nie gelungen war. hinter die Ge-Heimnisse der Expedition des„Socialdemokrat" zu kommen, die unterLeitung des Genosien Motteler stand. Jetzt steh: die Grenze, derenPolizeikordon er während dieser Jahre mit seiner, von der Reaktionebenso gehaßten und verfolgten, wie von den Bestellern undEmpfängern mit Begeisterung erwarteten und verschlungenen Wareimmer wieder durchbrochen hat, dem Verbannten selbst offen.Eduard Bernstein und Julius Motteler an ihre Namen knüpft sicheine der opfervollsten aber erfolgreichsten Episoden der deutschensocialdemokratischen Bewegung, des Befreiungskampfs de§ deutschenProletariats. Mögen die wieder in unsre Mitte zurücklehreiide»Genossen Ersatz ftir ihre im jahrelangen Exil gebrachten Opfer finden,in den stolzen Erfolgen, die die Socialdemolratie während dieserZeit trotz alledem und alledem errungen hat..