n-?■"<■■» 3. ScilM iifs AMrls" Wim UMM-«»'-I«».,>M Gittern ripitxe �undMiau. Zur Kritik des Marxismus . Paul Weiscngrün, Der Marxismus und das Wesen der socialen Frage. Leipzig , Weit u. Co. 480 S. gr. 8 0. Die Marx-Forschung und Marx-Kritik ist heute auf einem Stand- Punkt angelangt, daß wer nur einigermaßen belesen und gerade kein Dummkopf ist. ohne erhebliche geistige Anstrengung ein' Buch über den Marxismus schreiben kann, das einige ihm anhaftende Schwachen oder Widersprüche mehr oder weniger klar hervorhebt und je nachdem ausnutzt. Ter Verfasser des vorliegenden dickleibigen Buchs ist unzweifelhaft ein belesener Mann, und er ist auch ein in gewisser Hinsicht scharfsinniger Mann, so daß es an treffenden und selbst geistreichen Bemerkungen über die von ihm abgehandelten Fragen darin durchaus nicht fehlt. Aber man wird in seinen, Buch wenig Neues über den Marxismus finden. Noch kann das Gesamt- dild, das er vom Marxismus giebt, als zutreffend anerkannt werden. Und was der Verfasser Neues sagt, stellt sich bei genauer Untersuchung meistens als nur der Form nach neu heraus, giebt lediglich Ge- danke», die schon von andren geäußert wurden, ein etwas' andres, wie anerkannt werden soll, hier und da reicheres Gewand. Als vor zwei Jahren verschiedene, von Socialisten her- rührende Abhandlungen, die sich mit der marxistischen Doktrin besaßten, gewisse Aufstellnngeii dieser in Frage stellten, ver- kündete Paul Weisengrün in einer Broschüre kühn wie wenige das„Ende des Marxismus". Er ging, wie man zu sagen pflegt, gleich„aufs Ganze". In wie weit er sachlich dazu berechtigt tvar, hätte das vorliegende Buch zu erweisen. ES beweist indes nur die maßlose Uebertreibung jener Ankündigung. Sie ist ihrem Urheber bei der Absassnng deö vorliegenden BitchS zum Ver- hängnis geworden. Sie hat ihn zu Anslegungskunststücken genötigt, die höchstens dem Neuling imponieren können, die jeder Kenner aber sofort als solche durchschaut. Besondere Geivissenhaftigkeit in der Wieder- gäbe der von ihm kritisierten Ausführnngen scheinl'überhnupt nicht zu den Schwächen Weisengrüus zu gehören, der Sinn für Genauigkeit auch sonst nur sehr Ntäßig bei ihm entwickelt zu sein. Andrerseits würde er sich ja auch wohl gehütet haben, eine solche Redensart wie„Ende des Marxismus" mit Eklat in die Welt zu schleudern. Um ihre Berechtigung darzuthun, bemüht sich Wcisengrün, die Fundumeutalsätze des Marxismus, seine Welt- und GeschichtS« Philosophie sowie seine DialetliI als im Princip falsch, weil anti- erlcnntuiskritisch, zu erweisen. Marx-Engels werden als M e t a- Physiker im Gegensatz zur Erkeuntuiskritik hingestellt. Selbst wenn aber Weisengrün der Beweis gelungen wäre, daß sie dies in der Anwendung ihrer Grundanschauunge» auf bestinimte Probleme waren, so bliebe doch zunächst die Thatsache bestehen, daß sie eS in der Absicht, in ihrer grundsätzlichen Auffassung etltschieden uicht waren. Da sind sie im Gegenteil, wofür unzählige Aussagen von ihnen vorliegen, durchaus Gegner der Metaphysik. Und zwar nicht nur Gegner der Metaphysik in der Welt- oder Naturphilosophie, sondern mich der Metaphysik in der Art der Betrachtung menschlicher Hand- lungen und Einrichtungen, in der GeschichtS- und der Gesell. s ch a f t S l e h r e. In dieser Hinsicht nun, mit Bezug auf die programmatische Stellungnahme bewiese Weisengrün daher mit all seinen Ausführungen über die Verwerflichkeit der Metaphysik gerade das Gegenteil feiner These: nicht das Ende, sondern den Bestand des Marxismus . Was Marx und Engels wollten, wird von ihm als fundamentale Notwendigkeit anerkannt. Nun ist eS natürlich zweierlei, eine Sache wollen und sie miZ- führen. Marx- Engels könnten daher in der Ausführung MetaPhysiker wider Willen gclvesen sein. Aber auch das läßt sich nicht aufrecht erhallen. Daß sie eS gelegentlich waren, sei uilbestntten. Aber das ist keine neue Euldeckung, und es betrifft Ausnahmen. bezeichnet Rückfälle, gilt jedoch nicht für die Regel. Im allgeuieiipm find vielmehr Marx und Engels auch in der Ausführung Wirklichkeitsthcoretiker, und was sie Bedeutendes geleistet Häven, haben sie gerade als solche geleistet. Nicht nur das allgemciue Programm, sondern auch die Mehrzahl der Fundamental- sütze des.Marxismus sind durchaus unmetaphysisch. ES ist natürlich hier nicht der Ort, dies im einzelnen nach- znlvcisen. Wir können hier nur generell die Hauptfehler der Weisen- gtünsche» Kritik, die das Gegenteil behauptet, aufdecken. Sie bestehen, mrz gefaßt, in folgendem: Weisengrün setzt den Marxschen Mate- rialiSmuS als wesensgleich dem spekulativen Materialisimis. der in der That nicht erlenntnis-iritisch, sondern stark metaphysisch ist. Aber der Marxsche Materialismus ist, wie u. a. aus den Defittiliouen von Engels im Lndivig Kenerbach hervorgeht, ganz und gar nicht speknialtv. Er ist durchaus positivistisch. Er erkennt hinsichtlich der Eigenschaften der Welt der Stoffe»ur lvissenschaftlich f e st g e st e l l r e Th a t sa ch e n an und bestreitet hinsichtlich der Natur der Materie grundsätzlich die Berufung ans„endgültige Wahrheiten letzter In st an z". Dies allein ge- ungt. den Vorwurf der metaphysischen Auffassung deS Begriffs „Materie" von ihm abzuweisen. Zu was für gezwungene Deduktionen Weisengrün greift, um seine Lesart zu begründen, dafür folgender Satz:„Noch melaphysischer (als Hegel) aber ist der Grundsatz von Marx , daß das Ideelle nur das im Menschenkopfe übersetzte Materielle sei. WaS heißt das? Ist alle Empfindung etwa mir ein Ausdruck der veränderte» wirtschaftlichen Pbüiiomcne?" Die Einwirluug könne nur durch das Medium äußerer materieller Natur- Vorgänge vor sich gehen, und„somit wären wir glücklich beim rohen Begriff der natnrwisscnschafllichen Materie angelangt". So auf S. VI. Thasiächlich ist aber der da angeführte Satz gar kein„Grundsatz" von Marx , sondern wird nur von Marx gebraucht, um den Unter- schied seiner dialektischen Methode von der Hegelscheu zu veranschau- Nchen, d. h. den Gegensatz zur Zurücksührung realer Vorgänge auf ausgeklügelte spekulative Entwicklungen der„Idee." Er ist nicht besonders glücklich formuliert, aber es ist ein durchaus willkürliches Verfahren, das Wort„Materielle" in ihm dem„rohen Begriff der naturivissenschaftlichen Materie" gleichzusetzen. Materiell ist für Marx die sichtbare, unsrer Wahrnehmung zngängige Welt und was in ihr vorgeht. Er braucht das Wort stets in seinem konkreten Sinne, wie alle Welt es braucht, aber niemals in einer speknlativ-abstrakten Deutung. Es wäre gewiß wünschenswert, wenn für die letztere oder die erstere Deutung ein andres Wort existierte. Da es aber nicht der Fall, verbietet eS sich, aus dem bloßen Gebrauch des Worts, das in der Umgangssprache dem Gedanken de? Greifbaren, deS Nicht- m etaphysischen den stärksten Ausdruck verleiht, schlechthin auf metaphysische Anschauungen über das Verhältnis von Materie und Bewußtsein zu folgern.' Selbst wenn Marx-Engels solche gehabt hätten, oder zugegeben, daß sie solche gehabt haben, da dies ein Punkt ist, Ivo nur der platteste Empirismus ohne jede Spekulation auskommt, so gehören sie nicht zum Marxismus. Denn der handelt nicht von der naturwissenschaftlich- psychologischen Frage, wie Be- wnßtsein und Denke» im Menschen als' Naturwesen zu stände kommt, sondern von dem social psychologischen Problem. wie dauernde Massen vor st ellun gen socialer Natur zu stände konimen, und welches ihre Beziehungen zu den materiellen Dajeinsbcdingnttgen der betreffenden Masjen sind. Und mit der Autivort, die er hierauf giebt, sind alle Beantwortungen des ersteren Problems vereinbar, die nicht rein spiritualistischer Natur, d.h. selbst extrem metaphysisch sind. Nicht»linder willkürlich ist eS, wenn und wie Weisengrün die Marx-Engelssche Dialektik als metaphysisch und anti-erleiintniskritisch hinstellt. Sein ganzer Beweis ruht auf der Behauptung, daß, da die Hegclsckic Dialektik anti-crkennlniskritisch sei, der Marxsche dialektische Materialismus, welcher von jener die Formeln übernommen habe, es notwendigerweise auch sei. Auf die Dialektik lasse sich nichts Erkenntnistheorctisches auspfropfen. Hier werden die Hegeischen Formeln der Dialektik kurzweg mit der dialektischen Methode identifiziert. Aber wenn auch diese Formeln in bestimmten Fällen der An Wendung wirklich bei Marx-Engels eine gewisse, die Exaktheit ihrer Nnfstellnngeii beeinträchtigende Rolle gespielt haben, so steht dem doch die Thatsache gegenüber, daß in der Grund- anffassung dieser Denker die dialektischen Formeln keincsiveys ein spekulatives Begriffsschcma waren, nach dem die Wirklichkeit zu deuten, wenn nicht zu modeln sei. Ihnen war im Gegenteil der jenen Formel» zu Grunde liegende EntwicklungLgedanke ein Leit- faden oder, wie man dies heute gern ausdrückt, ein heuristisches Princip, die Wirllichteit zu erforschen. Die Grunds ätze, welche Marx-Engels für die Anwendung der Dialektik aufstellen — und darauf kommt es für die Beurteilung der Theorie an— weisen den Hegelscheu Formeln eine ganz und gar unter- geordnete Rolle an. Es handelt sich da vielmehr in erster Linie um die Ablehnung der Betrachtungsweise deS platten Empirismus, um die Bekämpfung der Methode, die Dinge „nur in ihrer Vcrcinzelnng" zu sehen, statt sie in ihren großen Zusammenhängen zu begreifen,— kurz, um den Gegen- satz gegen jene beschränkte Denkart, die absolute Gegensätze ficht, wo mir relative besiehen. und die damit einer Erkennlnis und richtigen Würdigung der Entwickelungslehre im Wege steht. Die marxistische Dialektik steht den spekulativen Konstruktionen Hegels nicht minder gegensätzlich gegenüber, wie dem bornierten Empiris- mus. Daß der Marxismus in der Praxis in der Bekämpfung des Letzteren öfters zu weit gegangen ist und dabei in verhängnisvolle Berührung mit Ersteren kam, kann und soll nicht geleugnet werden. Weisengrün sagt da nichts, was nicht andre schon dargethan haben und Engels seibst implicite zugegeben hat. Aber wenn diese Bei spiele auch die Gefahren der dialektische»Methode illustrieren, so beweisen sie doch nun und nimmermehr, daß die Methode auch in ihrer weiteren Auffassung, wie Engels sie im Anti-Dühring und Feuerbach darlegt, prineipiell und notlv endig meta- physisch sei. Diesen Belveis ist Weiscngrün durchaus schuldig geblieben. Weiscngrün giebt sich überhaupt nicht gern mit genaueren Be- weisen ab. Seine Kritik trägt in dieser Hinficht Glacehandschuhe . Er nimmt das zu kritisierende'Objekt auf, zeigt etliche kleine Fehler und Mängel, erklärt es für Ausschußware, und dann ist die Sache fertig. Dabei wird er nie ausfallend, vergißt vielmehr nicht, was er seinen Mitmenschen und mehr noch sich selbst als gebildeter Mann schuldig ist, und entläßt uns höflich, aber mit der Miene großer Ueberlegen- heit, so daß man sich eigentlich schämt, einen Mann, der so gefällig zu plaudern weiß, mit dem Vorhalt von Nngcnauigkciten und der Bemerlmig zu belästigen, er habe den Kern der Sache nun eigentlich doch nicht gehörig angepackt, er hätte schon die Handschuhe dabei eine Weile ablegen können. Wie es aber trotz der zur Schau getragenen' Sicherheit mit der inneren Kraft der Weiicngrünschen Belvcisfübnmg steht, zeigt die häufige Zuflucht zu gewissen Mitteln der lritischcn Narkose, wie die Ausstatiung zu widerlegender Sätze mit Partikeln, welche die Widerlegung zu einer wirklich ganz schmerzlosen Operation machen, wenn auch freilich nur für Operateur und Zuschauer. So läßt er z. B. auf S. 72 die Marxisten in der Geschichte„in der Hanplsache nichts als das Walten rein wirtschaftlicher Faktoren erblicken". Das hier unterstrichene„rein", an andrer Stelle ein„nur"(S. 83), an dritter ein„alle" oder dergleichen sind kritische Betäubungsmittel, deren Gebrauch selbst der parfümierende Znsatz wohlwollender Anerkennimg nicht entschuldigt. Noch weniger kann nian Sätze hingeben lassen, wie daß bei Marx„eine durch seine sociale Metaphysik hervorgerufene Vernachlässigung der landwirtschaftlichen Be» zieh un gen" b'estebe. sS. 317.) Wer so etwas auszusprechen wagt, verzichtet darauf, als Kritiker ernst genommen zu werden. Wie Weisengrün sich hinsichtlich der' philosophischen G r u n d- lagen dadurch vor andren socialistischeii Marx-Kritikcrn aus- zuzeichne» sucht, daß er schlechtweg verwirft, woran jene nur an»« zubesierndc Mängel erblicken, so findet er auch, daß sie hinsichtlich der Anwendungen auf dem Holzwege sind. Ob Marx sich hinsichtlich des Zeitmaßes deS Gangs der wirtschaftlichen Konzen- lration geirrt habe oder uicht. darauf komme es. meint er. gar nicht an. da könne man ihm gern ein halbes oder ganzes Jahrhundert zugeben. So gleichgültig ist nach W. dieser Punkt, daß er Hinsicht- lich der auf ihn bezüglichen Feststellungen der betreffenden Kritik das eine Mal Recht und das andre Mal Unrecht giebt. Der Grundfehler ist nach ihm vielmehr, daß Marx überhaupt „immanente Gesetze der Wirtschaft" aufstelle, eine E n t w i ck l u n g s ii o t w e n d i g k e i t zum S o c i a l i s m u S fest- zustellen suche. Diese Entwickluiigsnotwcndigkeit stütze sich auf die zunehmende Produktionsanarchie und die Tendenz zur Expropriation der Expropriateure. Der Glaube an sie keim�eichne den wahren Marxisten. Von beiden ist aber nach Weisengrün nichts zu merken, und darum schlägt nach ihm hier„das System von Marx in eine sociale Metaphysik um. die nichts beweist und nichts erklärt, aber alles verwirrt und alles verdunkelt". sS. 273.) Thatjächlich stebt zunächst bei Marx die Tendenz zur Expropriation der Expropriateure m engstem Zusammenhang mit der Frag« der Konzentration der Untern ehmuiigen und der Kapitale, bildet die letztere ihre Voraussetzung. Ist diese Konzentration noch nicht vorhanden, oder noch nicht auf den Höhegrad gelangt, so beweist das Fehlen' jener Tendenz durchaus nichts gegen die Marxsche Deduktion. Es konimt also doch darauf an. die von Weisengrün so geringschätzig behandelte Frage der fallischen Konzentration zu untersuchen. Wenige Seiten nach dem eitierten Satz sckireibt nun Wcisengrün:„Der Großbetrieb setzt sich in keinem Lande der Welt mit jener mechanischen Allgemeingültigkeit durch, an die noch heute alle Marxisten, die sich nicht um Bernslein und Konsorlen scharen, zum großen Teile glauben" sS. 282), und etwa? weiter stellt er fest, daß„der Mittel- und Kleinbetrieb selbst in der Industrie, von der Landwirtschaft ganz zu schweigen, noch viele seiner Stellungen behalten hat".(S. 285.) Wenn dem aber so ist, so ist das Nichtvorbandensein einer allgemeinen Tendenz zur Expropriation der Expropriateure noch kein Beweis, daß dieser Punkt der Marxschen Theorie falsch war. Selbst wem, sich keine stärkere partielle Tendenz dieser Art zeigte, wäre unter diesen Umständen der betreffende Punkt der Marxschen Doktrin noch nicht widerlegt. Aber thalsächlich besteht eine solche partielle Tendenz, und dies auch in Ländern und Klaffen, die vom theoretischen MarxiSnrns wenig infiziert sind. Es wäre also zu untersuchen, inwiefern zwischen ihr und der erreichten Stufe Wirt- schastlicher Konzentration ein kausaler Zusammenhang besteht. Auf diese, gerade für seine Auffassung so wesentliche Frage geht Weisengrün nicht ein. Wäre er darauf eingegangen, so würde sich ihm schon hier gezeigt haben, daß die Frage des Zeitmaßes einer EntWickelung keineswegs so gleichgültig ist, wie er eS hinstellt. Freilich, für jemand, der diese Dinge, wie er erklärt,„unter dem GesichtSlvinkel der Ewigkeit" betrachtet, konimt eS auf eine Handvoll Generationen nicht an. Er wird unS aber erlauben müssen, diesen olympischen GefichlSpunkt hier für— metaphysisch im Extrem oder, wenn er will, in oxoslsis zu finden. Für sterbliche Wesen besteht ein Zusammenhang zwischen Zeitmatz und Art einer Eni- Wickelung, eine GegenseitigieitS- Beziehung, wo Veränderungen auf dem einen Gebiet auch solche auf dem andern zur Folge haben. Dauert eine Entwicklung länger als vorhergesehen, so gewinnen auch die Beteiligten Zeit, sie bester zu erkennen, ihr wirksamer zu begegnen, sich in andrer Weis« mit ihr abzufinden— kurz, trifft sie auf ihrer Höhe andre Entwicklungen vor oder kommt es unter dem Gegendruck inzwischen herangeretfter andrer Kräfte gar nicht zu ihrer äußersten Entfaltung. Dies gilt nicht nur für die Frage der Expropriation der Expropriateure, sondern auch für die Tendenz zur steigenden Produktionsanarchie und aller sonstigen EntlvicklungSfaktoren der Wirtschaft. Wenn Weisengrün nur in denjenigen wahre Marxisten erblickt, die die„EntwicklungS- Notwendigkeiten" in diesen Punkten absolut anffasten, so wird er, fürchten wir, als zweiter Diogenes sich mit einer großen Laterne bewaffnen müssen, um heute noch Exemplare dieser TpeeieS aufziifindcn. Sie sind rarissiw»« aves geworden. Genug. Da« Vorgeführte wird hinreichen, Geist und Charakter deS Weisengrüiischcn Buches zu kennzeichnen. Auf seine Entwicklungen über Methodik der Sociologie und Oekonomie und seine sociale Komplikativiistheone gehen wir vielleicht an andrer Stelle ein. Dem Kenner der einschlägigen Littcratur sagen sie zudem nichts wesentlich Neues— auch seine„sociale Komplikationsmethode" ist nicht so origftial, wie sie W. vorzukommen scheint. Neu ist nur die Ein- kleidmig, und daß diese Einkleidung viel Fesselndes hat, daß es in dem betreffenden Kapitel wie überhaupt in dem Buch an geistreichen Bemerkungen und Vergleiche» nicht mangelt, soll nicht bestritten werden. Aber für eine solide Kritik des Marxismus fehlt es dem Buch an Originalität und Tiefe. Es zeugt von Verständnis für gcwiffe methodologische Schwächen bei Marx und Engels, aber nur selten von tieferem Eindringen in die Substanz ihrer Arbeiten. Wenn man den Sätzen, die als' die wesentlichsten Elemente der marxistischen Lehre gellen, die denkbar abstrakteste Form und ihnen dann die buchstäblichste Auslegung giebt; wenn man dann die Zusammen- stellung dieser Sätze Marxismiis nennt und erklärt:„sie ut est eut neu sit"(er bleibt, wie et ist, oder er wird nicht sein), so kann Weisengrün sich rühmen, den Drachen erschlagen zu haben. Den Beweis der Entwicklungsunsähigkeit deS wirklichen Marxismus hat er, dagegen nicht geleistet. Schließlich heben wir noch hervor, was übrigen? schon beiläufig erwähni wurde, daß Weisengrün sich als Socialist bezeichnet »nd am Schluß feines Buchs Grundlinien eines praktischen SocialiSmnS entwickelt, der der Diktatur des Proletariats als Neber- gangSniittel eine„Konzessionspolitii großen Stils" entgegenstellt. Da« nächste Ziel der Arbeiter soll die Sicherstellimg eines inter - nationalen Koalitionsrechts sein, in Deutschland der Preis für das Koalitionsrecht in Flotteiibewillignngeii und Verzicht auf grundsätz- liche Bekämpfung der Kartelle bestehen. Außerdem wird die Organisation von„Organisations-Konsumvereinen" empfohlen, d. h. von Konsumvereinen, welche in erster Reihe den Zweck haben, der Gewerkschaftsbewegung als Stütze zu dienen. Auch hier wandelt der Verfasser, wie man sieht, betretene Pfade, und es ist denn auch nur die Gangart, für die er Originalität beansprucht. Wir glauben nicht, daß sie ihm von irgend einer Seite streitig gemacht werden wird. IScl. B. 99 ist jetzt die Parole. Bei Nahrungs - n. Genutz mittel« ist das aber falsch. Gebrannte Gerste u. geröstetes Malz, die offen ausgewogen werden, sind zwar etwas bittiger als der echte„Kachreiner", sie verdienen aber auch gar nicht den Namen Malzkassee, denn nur der echte Kachreiners Kneipp -Malzkaffee hat das seine Kaffee-Aroma und macht jeden Kaffee nicht nur wohlschmeckender, sondern auch bekömmlicher.!
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