Nr. 53. 18. Jahrgang. 4. Beilage des„ Vorwärts" Berliner Volksblatt.
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Litterarische Rundschau.
Die Helmoltsche Weltgeschichte. Weltgeschichte. Herausgegeben von Hans F. Helmolt. Siebenter Band: Westeuropa , erster Teil. Mit 6 Karten, 6 Farbendrucktafeln und 16 schwarzen Beilagen. Leipzig und Wien 1900, Bibliographisches Institut . XII u. 573 G. 80.
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Als vor ungefähr anderthalb Jahren der erste Band der Helmoltschen Weltgeschichte erschien, wurde er durchweg mit Tebhaftem Intereffe begrüßt, und auch Schreiber dieses lieferte damals für den Vorwärts"( Jahrg. 1899, Nr. 151) ein längeres Referat über das neue Unternehmen, das sich ein wesentlich andres Ziel stedte, wie die ältere Weltgeschichtsschreibung. Nicht nur eine bloße Aneinander: reihung der Ereignisse, versprach der Herausgeber, solle seine Weltgeschichte bieten, sondern sie werde ihre Aufgabe darin sehen, eine llebersicht der gesamten socialen Entwicklung der Menschheit zu geben, bis zuid in die sogenannte vorgeschichtliche Zeit; denn das Auftauchen historischer Kunde sei kein sicheres Kennzeichen dafür, daß nun erst das Wolf, auf das sich diese Kunde bezieht, historisch" werde.
Ueberall in der Geschichte des Werdens der Völler ließen sich gegenseitige Beeinflussungen und Anknüpfungen nachweisen und
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Sonntag, 3. März 1901.
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Herr
der Plantagenets, dem Vordringen der norddeutschenKaufleute, der| reformation, der innern Zustände Deutschlands , Italiens und Frank das ist Anlegung von Faktoreien, den Kämpfen der Hansa mit England und reichs und zugleich der politischen Ereignisse zu liefern den nordischen Reichen usw.; und doch, fragen wir nach den Grund- eine Aufgabe, die nicht so leicht zu lösen ist und deren Schwierigkeit lagen der Macht des Bunds, nach den Ursachen seiner schwankenden manche Mängel entschuldigt. Es ist selbstverständlich, daß bei der Zuund wechselnden Politit, der verschiedenartigen Stellung der wichtigeren sammendrängung einer derartigen Stoffmasse schließlich nichts andres Städte zu einander im Lauf der Zeit, dann erhalten wir entweder übrig bleibt, als ein bloßes furzes Berichten und Andeuten. So gar keine oder eine ganz unbestimmte Antwort. entfallen denn auch beispielsweise auf die Darstellung des deutschen Nur auf Seite 41 macht Prof. Mayr einen Versuch, uns die Städtewesens im Reformationszeitalter zwei Seiten, des Bauernschwankende Politik der hansischen Städte zu erklären, indem er kurz friegs anderthalb Seiten, der Reformation elf Seiten, des dreißigausführt. in den Hansastädten hätte sich ein größtenteils aus Besizern jährigen Kriegs und seiner Folgen zehn Seiten. Ich möchte deshalb von Eigen- und Lehnsgütern bestehendes Patriziat, eine Oligarchie, auch nicht den Verfasser, Prof. Arnim Tille, dafür verantwort Herausgebildet, die das Stadtregiment fest in Händen gehalten und lich machen, daß er nur immer vorwärts drängt, und in der Eile der großen Maffe der Kaufleute, wie auch den wohlhabenden Zünften fast alle motivierung vergißt. Wohl aber erwächst dem Werk und feinen Einfluß auf städtische Angelegenheiten gestattet hätte. Die feinem Herausgeber aus dieser Haft ein Vorwurf. Durch Blazmangel Folge seien im 14. und 15. Jahrhundert wiederholte Empörungen allein kann diese Stoffverteilung nicht entschuldigt und erklärt werden; des mittleren und niederen Stadtvolts" gewesen und in dieser denn in dem folgenden dritten Abschnitt„ Das a bendländische häuslichen Unsicherheit des Stadtregiments" hätte die flaue Art Christentum und seine Missionsthätigteit seit der der hansischen Diplomatie" ihren zureichenden Grund. Reformation", einer vom einseitig evangelisch- kirchlichen StandGegen diese Auffassung läßt sich nichts einwenden. Thatsächlich punkt aus verfaßten Arbeit, sind z. B. der Schilderung der neueren liegt in diesen inneren Stämpfen, dem Gegensatz zwischen Patriziat, Missionsthätigkeit acht Seiten, der Polemit gegen das Freidenkertum in dieser Kette dürfe keine Lücke Klaffen. Deshalb könne Kaufmannschaft, Zünften und dem entstehenden Proletariat, ein vor und nach der franzöfifchen Revolution neun Seiten, dem auch eine Weltgeschichte, die thatsächlich eine Geschichte wesentlicher Grund der Schwäche hansischer Politit, wie denn auch Bismarcschen Kulturkampf vier Seiten eingeräumt. der Welt" zu bieten beabsichtige, nicht an der Ethnologie die Hansa nicht nur ein Bündnis zum Schutz des auswärtigen Die am meisten zur Kritik herausfordernde Leistung ist jedoch der borübergehen." Die Ethnologie," meinte Helmolt , scharf von der Handels, sondern zugleich in gewissem Sinne ein Bündnis zur von Profeffor von 3wiedined- Sudenhorst geschriebene Geschichtswissenschaft abzugrenzen, sie von der Geschichtsschreibung Garantierung des patrizischen Stadtregiments war: eine Thatsache, Abschnitt" Die Entstehung der Großmächte". auszuschließen, ist ein müßiges Unterfangen." die deutlich darin zum Ausdruck kommt, daß auf allen wichtigeren von 8 wiedined sieht in der Geschichte vor allem ein Facit des Leider zeigte schon die Einleitung, die HeImolt seiner Welt- Hanfatagen, speciell dem großen Lübecker von 1418, Bestimmungen Wirkens bedeutender Individualitäten, vornehmlich natürlich fürstgeschichte vorausschickte, daß er über allerlei theoretische Anläufe nicht zur Niederhaltung städtischer Unruhen getroffen wurden. Liegt aber licher Persönlichkeiten; und von diesem Standpunkt aus faßt er denn hinausgelangt war und vor allem sich über die Mittel zur Erreichung hierin, in der inneren Lage, wirklich der Schlüssel für so manche auch die ihm zugefallene Aufgabe auf. Seine Geschichte feines gweds im Unklaren befand. In begreiflicher Reaktion gegen unerklärliche Wendung in der äußeren Politit der großen Hanfastädte, der Selbstregierung Ludwig Ludwig XIV. Teitet er mit den so manche heutigen Geschichtskonstruktionen nach irgend welchen der nun, dann hätte eben diese innere Lage und die Wirtschaftsverhält- Worten ein:„ Ludwig hatte die Ueberzeugung gewonnen, Geschichte unterschobenen Zwecken lehnte er die Anwendung jeden nisse, auf denen sie ruhte, dargelegt werden müssen. бав ein Monarch, der alle Kräfte des Staats fich Maßstabs für die geschichtliche Bewegung, jede Einteilung nach Vermißt habe ich auch eine näherre Würdigung des enormen dienstbar machen könne und sie durch seinen Willen zu Gunsten des Kulturstufen ab und gelangte in einer gewiffen Anbequeming an Einflusses, den die Entdeckungen der Portugiesen und Spanier im Staatswohls zu verwenden vermöchte, noch weit Größeres zu leisten Napels Theorie vom Einfluß des geographischen Milieus auf den 15. und 16. Jahrhundert auf die Wirtschafts- oder auch nur die im stande sei, als der genialste Minister; er fand in der Anregung, Habitus und den Entwicklungsgang der Menschen zu einer Einteilung Handelsentwicklung der Neuzeit gehabt haben. Die kurzen Angaben den Beweis dafür zu liefern. Bergnügen und besaß den Ehrgeiz, der Geschichte nach Völkerzonen. des Herrn Berfaffers über die Reichtümer an Bodenprodukten und freilich auch das geistige Kapital dazu, sein Leben dieser großartigen Vielleicht würde dennoch die Helmoltsche Weltgeschichte manche Haustieren, welche die alte Welt der neuen und diese der alten Aufgabe zu widmen. Es war eine wahrhaft tönigliche Aufgabe, neue Erkenntnis gebracht haben, hätte der Herausgeber sie nach verdankt, können meines Erachtens selbst den bescheidensten An- und er hat sie vollbracht; denn er war eine königliche Natur Zoll feinen Absichten und Auffaffungen allein schreiben können. Die un fprüchen nicht genügen. Die gewaltige Rückwirkung, die z. B. der für Zoll, geeignet und berufen, der Menschheit zu zeigen, welche Höhe geheure Masse des Stoffs und die Unmöglichkeit einer alleinigen Bufluß des amerikanischen Edelmetalls zunächst auf die Gestaltung der Wacht und des rein persönlichen Einflusses eine starke IndividuaBewältigung desselben zwang jedoch von vornherein dazu, eine der spanischen, dann der gesamten westeuropäischen Wirtschaftsver- lität zu erreichen vermöge, die, auf großen Ueberlieferungen große Reihe von Mitarbeitern heranzuziehen, möglichst Specialisten hältnisse ausgeübt hat, wird mit einigen Sägen über die Preis- fußend und von dem Geist eines reich ausgestatteten Volts erfüllt, von Fach. Jeder dieser Mitarbeiter aber hat mehr oder weniger frisis im 16. Jahrhundert abgethan. Die Darlegung des ein halbes Jahrhundert hindurch alle seine Anstrengungen und Beseine besondere Geschichtsauffassung oder doch seine besonderen Geldwirtschaftswesens jener Zeit fest sogleich mit den Worten ein:" Der mühungen darauf richten würde, den gemeinsamen Befizstand ausmethodologischen Principien und seine specielle Betrachtungsweise. Einbruch des vornehmlich italienischen und oberdeutschen Großfapitals zudehnen und zu vermehren."( S. 444.) Jeder auch fühlt sich als Autorität auf seinem Epecialgebiet und in den oceanischen Verkehrstreis der Konquistadorenstaaten ist ein will als solche respektiert sein. Die Folge war, wie schon gleich der die wirtschaftlichen Zustände des damaligen Europa scharf fenn erste Band zeigte, daß das„ Nichtvorübergehen an der Ethnologie" zu zeichnendes Ereignis. Aber die Hochfinanz des 16. Jahrhunderts einer bloßen Hereinzerrung von allerlei Hypothesen über frühere konnte sich so wenig wie die andrer Zeiten auf die reinen WarenBölferzusammenhänge und gegenseitige ftulturelle Beeinflussungen und die den Handel unterstützenden Geldgeschäfte beschränken; ob sie wurde, und daß jeder Autor, von einigen rein äußerlichen kleinen wollte oder nicht, sie mußte über den kommerziellen Geschäftskreis Konzessionen abgesehen, in altgewohnter Weise seine eignen Maß- hinausgreifen, sie wurde hineingerissen in das politische Weltgetriebe, stäbe anlegte und seine besondre Auffassung zur Geltung zu bringen das des Gelds als eines unentbehrlichen Werkzeugs bedurfte und fuchte. zwar des sofort an einem bestimmten Orte flüssig zu machenden Gelds"( S. 74).
Immerhin bot der erste Band viel Interessantes. Von der fpäter erschienenen ersten Hälfte des dritten Bands und vom vierten An und für sich ganz richtig. Wie aber ist dieses italienische Band läßt sich das nicht mehr mit gleichem Recht sagen und noch und oberdeutsche Großkapital" entstanden? Wie und auf welcher weniger vom jüngst erschienenen siebenten Band( die einzelnen Bände Grundlage entfaltete sich denn im 12. und 13. Jahrhundert die erscheinen ohne Rücksicht auf die Zahlenfolge). Was er bietet, ist die Geldwirtschaft der Italiener, speciell der Sienesen, Florentiner, wohlbekannte Geschichtsschreibung unfrer Schulzeit, nichts qualitativ Römer, von der die Bewegung ihren Ausgang nimmt? Die Aut Verschiedenes, im Gegenteil meist Schablonenarbeit, nur die Auf- wort Mayrs darauf besteht in 6 nichtssagenden Zeilen. machung und Etikettierung hat zum Teil gewechselt. Als teilweise Entschuldigung für den Verfasser mag gelten, daß Der Inhalt dieses siebenten Bands, der die neuere Gees außerordentlich schwer ist, auf 188 Seiten ein deutliches Bild der fchichte est europas behandelt, besteht aus folgenden fünf so ungemein reichhaltigen und komplizierten Wirtschaftsentwicklung Abschnitten:
1. Die wirtschaftliche Ausdehnung Westeuropas seit den Kreuzzügen. Von Prof. Dr. Richard Mayr. 2. Renaissance, Reformation und Gegen reformation. Von Prof. Dr. Arnim Tille. 3. Das abendländische Christentum und seine Missionsthätigteit feit der Reformation. Von Prof. Wilh. Walther.
der letzten sieben Jahrhunderte zu zeichnen. Für das Wert selbst aber liegt darin kaum eine Entschuldigung. Weshalb mußte denn die Mayr sche Darstellung auf so engem Raum zusammen gedrängt werden? Daß jemand, der nicht ohnehin schon mit den erwähnten Verhältnissen bekannt ist, aus solchen furzen, lediglich andeutenden Bemerkungen einen Haren Ueberblick über die wirt schaftliche Gestaltung gewinnt, ist doch absolut ausgeschlossen.
In diesem Ton geht es weiter. Die Verschwendig Ludwig XIV. , seine rücksichtslose Ausnutzung der Steuerkraft des Lands, die stetige Seriegführung, die troy aller Colbertschen Steuerkünfte den Staatshaushalt zerrüttete und immer wieder Anleihen nötig machte, die wohl wollende Respettierung der Steuerprivilegien der Geistlichkeit und des Adels, die Willkür des Königs, der Bruch eingegangener Verpflichtungen, die Maitressenwirtschaft am Hof, alles das find Dinge, die für die Historiographie des Herrn v. 3 wie dined nicht existieren oder nicht des Erwähnens wert sind. Nur das weiß er bestimmt, daß wenn Ludwig XIV. auch Liebeshändel hatte, dieser doch niemals seine Leidenschaft über den Verstand herrschen ließ, und daß er stets für alles, was einen so weit ausblickenden Geist auf der Höhe menschlichen Lebens beschäftigen konnte, Zeit fand.
Schlechter kommt der schwelgerische", sein Geld für Be friedigung luguriöser Bedürfnisse der Maitreffen" verbrauchende Stuart Sarl II. in der Zwiedineckschen Beleuchtung weg und noch schlechter das patrizische Regiment in den Niederlanden , die Verwaltung jener pfäffisch Heuchelnden Republikaner , jener Krämerfeelen, die das Wohl des Einzelnen und des Staats in der Ordnung der Contobücher" erblickten, d. h. auf Sparsamkeit hielten.
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Doch der Ruhm, das höchste in der Regierungskunst geleistet zu haben, gebührt dem Herrschergeschlecht der Hohenzollern , dem Preußen feinen gewaltigen Aufschwung zu danken hat. Es hat geleiftet, was feine andre Fürstenfamilie vermocht hat, innerhalb zweier Jahrhunderte vier bedeutende, schaffende Staatsmänner" hervorzubringen, zwei große Könige, nämlich Friedrich I. Uebrigens entspringt dieser Fehler nicht nur dem Raummangel; und Friedrich Wilhelm 1., und zwei geniale Naturen, den großen 4. Die sociale Frage, Von Prof. Dr. Georg Adler. an andren Stellen, z. B. in seiner Schilderung der Fuggerschen Kurfürsten und Friedrich II. Hat doch z. B. Friedrich I., indem er 5. Die Entstehung der Großmächte. Bon Prof. Handlung, für die allerdings die trefflichen Quellenschriften Ehren- fich vom deutschen Kaiser durch Geld- und Soldatenlieferungen die Dr. Hans v. 8 wiedined Südenhorst. bergs und Häblers vorliegen, geizt der Verfasser weit weniger mit preußische Königstrone ertaufte, nicht nur das preußische Königtum Nach dem Titel wird sicherlich mancher Leser annehmen, dem Platz. Wie sich zeigt, hat er kaum das Bedürfnis, tiefer in das begründet, sondern zugleich durch Ablehnung des päpstlichen KrönungsMahr mache den Versuch einer Darstellung der wirtschaft- Wesen der Dinge einzubringen und nach kausalen Zusammenhängen anerbietens bewiesen, daß er ernster veranlagt war, als seine lichen Gesamtentwicklung Westeuropas . Was er thatsächlich zu suchen. Den Beleg dafür geben seine Aeußerungen über die äußere Lebensführung vermuten ließ." Er hat keinen Augenblick in bietet, hat auf solche Bezeichnung jedoch recht wenig An- Ursache der französischen Revolution, die er darin erblickt, daß seit sich den Gedanken des Glaubenswechsels aufkommen lassen, und spruch. Ueber die Gestaltung der Landwirtschaft, des Handwerks dem spanischen Erbfolgefrieg das nach äußeren Erfolgen verlangende diese Treue, die er seiner religiösen Ueberzeugung bewahrte, hat ihn und Zunftwesens, die Entwicklung der Industrie erfahren wir französische Volt, nicht mehr zum Vollgefühle seiner in der Achtung der Zeitgenossen erhoben und seinem Hause die nichts. Seine Darstellung beschränkt sich auf eine Schilderung selbst gekommen" gekommen sei. Den Niederlagen zu Land Stellung in der evangelischen Welt erworben, die der frivole Wettiner der Handelsverhältnisse jenes Beitraums, des Geld und und zur See war der Verlust feiner amerikanischen und( gemeint ist Friedrich August I. von Sachsen. H. C.) um das polnische Verkehrswesens; und auch das lettere wird mir oberflächlich indischen Besitzungen gefolgt. Schließlich machte die Nation Linsengericht in die Schanze geschlagen hat." gestreift, wenigstens wird der Entwicklung der Schiffahrt ihre mumschränkte Regierung für alles Unglück verantwort- Größer noch ist der große König" Friedrich Wilhelm I. , denn und des Postwesens nur mit wenigen Säßen gedacht. lich, das Herrscherhaus und seine bevorzugten Stügen, Geistlichkeit er hat Friedrich II. gezeugt und ihn so erzogen, wie er erAllerdings foll im VIII. Bande noch ein besonderer Ab- und Adel, denen nun auch alle inneren Uebelstände zur Last gelegt zogen werden mußte, um der Große" zu werden. Er hat mit den schnitt über Gewerbewesen" folgen, und es ist wurden."( S. 120.) Fehlern feines Sohns gefämpft und an dem weichen Gemüt des möglich, daß dieser Verschiedenes nachholt, was zum Ver Hinzu tam noch der Neid des dritten Stands, der nach Land- Jünglings eine martervolle Stur vorgenommen; doch ein graufames ständnis der wirtschaftlichen Entwicklung der sieben letzten besit verlangte.„ Das war ja der geheime Grund der Todfeindschaft Spiel, wie Unverständige behaupten, war es nicht; es war die Jahrhunderte zu wiffen absolut nötig ist; aber selbst in diesem Fall des dritten Stands gegen die beiden oberen gewesen, daß ihm der Ausübung eines Amts", dessen der König sich unterzog ,, obwohl wäre es eine völlig verfehlte Einteilung, von einander abhängige und Besiz und Erwerb liegenden, tausendfältig gebundenen Vermögens er heiße Liebe zu ihm in der Tiefe des Herzens sich gegenseitig ergänzende Teile des Wirtschaftslebens zu trennen verwehrt war. Mit dem schönen Wort Freiheit" umhüllten trug". Wenn die deutschen Schulmeister die großen Siege in und gesondert zur Darstellung zu bringen. Beruht denn nicht der die Landspekulanten ihre Gier, sich auf den enteigneten Grundbesitz 19. Jahrhundert vorbereitet haben sollen, dann war Friedrich Wilhelm Mittelmeer - und der Hansahandel des Mittelalters auf der Entwicklung zu stürzen, zu kaufen, um wieder zu verkaufen, zu teilen, zu be- ihr Vorbild, der größte Schulmeister, der je ein Volt einheimischer Industrien in verschiedenen Ländern, vornehmlich der lohnen, zu belasten, turz das unbewegliche in ein bewegliches Gut zu den Aufgaben herangebildet hat, die das Tuch- und Seidenindustrie? Läßt sich denn die Entwicklung der zu verwandeln, Reichtum und Ansehen einzuheimsen. Es gelüftete e ben stellen mußte." Geldwirtschaft ohne Kenntnis der früheren ländlichen Natural- die freigelassenen Knechte, sich in den Betten ihrer ehemaligen Herren Aber nicht nur als Voltserzieher hat Friedrich Wilhelm I. in wirtschaftsformen und ihrer Zerfegung verstehen? Was nüßt es, zu dehnen und vor allem deren Hasen zu erschießen: der ganzen Weltgeschichte keinen Rivalen, der sich mit ihm messen wenn wir erfahren, danr. und dort hätte sich der Geldhandel Bahn Frankreich büßte binnen Jahresfrist seinen Wildstand ein."( S. 121.]| tönnte, auch in der Aufdeckung und der Beseitigung von Mizgebrochen, wenn wir nicht zu wissen bekommen, warum, wie, in Die armen Hasen, die durch diese schändliche Begier ihrem bräuchen hat er geleistet, was nur der Verstand und die Umsicht welcher Form. hoben Beruf entzogen wurden, von adeligen Jägern erlegt und von eines Einzelnen" zu leisten vermag. Er war sparsam und hatte eine Eine solche Trennung zusammengehörender Partien verhindert adeligen Mägen verbaut zu werden! ungewöhnliche Begabung für die Beurteilung der wirtschaftlicheit von vornherein das Vordringen zu den Ursachen, die Erfassung der Zum Schluß stimmt Herr Prof. Mayr noch ein galliges Klage- Zustände, Ferner hat er ein Heer auf die Beine gestellt, das einzelnen Ereignisse in ihren Zusammenhängen mit der Gesamt- lied auf die heutige Notlage der Landwirtschaft an und eifert gegen jeinesgleichen Europa nicht fand; ganz besonders aber bewegung. Und so bietet denn auch Mayrs geschichtlicher Abriß die Weltbörsen mit ihrem Getreidehandel und ihrer Spekulation. ist ihm die enge Verbindung des ostelbischen Adels nichts als ein chronologisches Aneinanderreihen", das gerade Für die Blutleere der Agrikultur kann das industrielle und mit dem Heer" zu danken, sowie die Organisation des preußischen Helmolt vermieden wissen will. Mayr schildert uns den Kampf fommerzielle llebermaß" feinen Ersatz bieten. Die Industrie, ruft Beamtenförpers und die Schaffung einer Centralverwaltung, die um die Vorherrschaft im Levantehandel, die Handelserfolge der er aus, ist nunmehr der große Selbstzwed geworden", dessen regel- den höchsten Aufgaben gewachsen war." Zugleich war Friedrich Benezianer, die stämpfe der deutschen Hansa, die spanischen und mäßige Ueberproduktion der Handel unter allen Bedingungen an Wilhelm in hohem Maße socialpolitisch thätig, teine Richtung portugiesischen Entdeckungen, die Geldwirtschaft im 16. Jahrhundert, den Mann bringen soll. Der Staat, dessen Einfluß fich die der Socialpolitit wurde von ihm übersehen oder Colberts merkantilistische Politik in Frankreich , die neuere Handels-, Produzenten sonst verbitten, soll mit golltarifen und Handels- vernachlässigt" 2c. 2c. Es fehlt nur noch die Versicherung, Kredit- und Verkehrsentwicklung. Zumeist sind seine Schilderungen verträgen, Feuer und Schwert die Geschäfte dieser Kreise unterstüßen, daß das Tabakskollegium die Pflanzstätte der feinsten klassischen fachlich gehalten; jene Romantit und Schwärmerei für frühere denen dann doch das abseits stehende Berufsspekulantentum die Ge- Bildung gewesen sei. Zeiten deutscher Vergangenheit, jenes Hineintragen moderner An- winnste aus der Tasche zieht."( S. 135.) Wie sonderbar doch das Schicksal spielt. Auch Herr Professor schauungen und heutiger politischer Ideen in frühere Verhältnisse, das Gegen eine Unterstützung der Agrarier scheint Herr Mayr nichts v. 3 wiedined- Südenhorst hat entschieden seinen Beruf vers man so oft bei den Geschichtsschreibern mittelalterlicher Stämpfe, einzuwenden zu haben. fehlt. Als prosaische Ergänzung des poetischen Lauff hätte er Großspeciell bei den Schilderern der Hansa findet, liegt nicht in seiner Ist der dem ersten Abschnitt zugewiesene Raum schon reichlich artiges leisten fönnen. Die erhabene Aufgabe, die dieser mit AufEigenart. Sonst aber unterscheidet sich seine Darstellung in nichts knapp, ſo noch dem mehr der zweiten Abschnitt But bietung aller Kraft auf dramatischem Gebiet zu lösen sucht, hätte von jeder andren beliebigen Arbeit über gleiche oder ähnliche gemessene. Auf 164 Seiten der eine Darstellung geistigen Herrn v. Zwiedineck auf dem Gebiet der Jubiläums- und ErinneWas hätte er historische Themata. Nehmen wir als Beispiel Mayrs Ge und fünstlerischen Strömungen Westeuropas seit Beginn der rungsfest- historiographie augeteilt werden sollen. schichte der Hania". Wir hören von dem frühzeitigen italienischen Renaissance bis zum Zeitalter Ludwig XIV. , der Re- nicht vollbracht, wie schön würde er nicht die ganze preußische Handel der rheinischen Kaufleute in England, den Handelsprivilegien formversuche des Katholicismus, der Reformation und Gegen- Geschichte nach und nach torrigiert haben, und nun mußte dieses
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