Möglichkett wiever«ingestellt werden und müssen sich verpflichten, mit den übrigen Arbeitern, die während deS AuSstandS thätig waren, friedlich zusammenzuarbeiten. Der Kampf ist mithin trotz der zähen Ausdauer während der 16 Wochen ohne Erfolg für die Streikenden beendet. Ausland. Ein zehnjähriges Jubiläum feiert die östreichische„Metall- arbeiter-Zeitung". Das Blatt wurde nach der wüsten Periode deS ausnahmegesetzlichen Zustands am 6. März 1830 in Wien gegründet und wuchs mit der stetig sich entwickelnden Organisation, die sich im Jahr« 1892 zu einem Centralverband zusammensckloh, zu einem einflujjreichen und gut geleiteten Fachblatt empor. Die Jubiläums- nummer ist trefflich ausgestaltet, eine groffe Anzahl hervorragender Gewerkschaftler und Politiker des In- und Auslands haben inter - essante Beiträge geleistet. Der Rückblick umschließt eine Periode des mühevollen Kampfs, wie er keiner Arbeiterorganisation erspart bleibt. Möge der Erfolg, der den Unternehmern bisher vergönnt war, es weiter auf seinen Wegen begleiten. Streik in einer katholischen VereinSdruckerei in der Schweiz . In Frauenfeld find in der Druckerei des katholischen Parteiblatts „Der Wächter" die Mitglieder der Typographia in den Ausstand getreten, weil die Geschäftsleitung in Deutschland Nichtverbändler suchte, um die Typographia-Mitglieder zu entlassen, trotzdem nicht das geringste im Geschäft vorgekommen war. Die bereits zu- gewanderten und eingestellten Nichtverbändler mußten eine Er- klärung unterschreiben, bei einer Buße von 50 Fr. dem Verbände nicht beizutreten. ES werde beabsichtigt, sämtliche organisierten Arbeiter auS dem Geschäft zu entlassen. Ein neuer Beitrag zu der katholischen Arbeiterfreundlichkeit und zur Beleuchtung der Beweg- gründe. auS denen katholische Gewerkschaften gegründet werden. Der Hafenarbeiterausstand in Marseille . Vier große Dampfmühlen, welche über öOO Arbeiter beschäftigen, haben aus Mangel an Rohmaterial und Kohlen, sowie wegen der Unmöglichkeit, Mehl zu verladen, die Arbeit eingestellt. Die Genossenschaft der Dampfmühlenbcsitzer sandte eine Abordnung zum Präfcktcn und er- klärte, daß sie in 8 Tagen genötigt sein werden, sämtliche Mühlen zu schließen. Eine Abordnung von Kaufleuten drohte dem Präfekten daß sie, falls die gegenwärtige Lage nicht bald beendet sein werde, dem Ausstand der Arbeiter einen Gesamtausstand der Arbeitgeber entgegenstellen würden._ Sociales. Der Kampf vm die Bäckeretverordnung. Die hiesigen Bäckerei-Arbeiter haben an den Bundesrat eine Eingabe gerichtet, worin sie sich gegen die laut gewordenen Pläne auf Abänderung der Bäckereiverordnung wenden. Der Petition ist folgende Resolution einverleibt, die von einer Versammlung der Bäckerei-Arbeiter am 12. Februar beschlossen worden ist: „Die heutige Versammlung der Bäcker Berlins und Umgegend protestiert auf das allerentschiedenste gegen die Abänderung des MaximalarbeitStagS in einen 14stimdi'gen Arbeitstag, der einer gänzlichen Aufhebung der Bundesrats-Verordnung vom 4. März 189ö gleichkommt. Die Absicht des Bundesrats, den Maximalarbeitstag zu Gunsten der Meister zu ändern, ist um so unverständlicher, als bis jetzt auch nicht der geringste Beweis erbracht ist, daß der- selbe in irgend welcher Werse dem Bäckereigewcrbe geschadet hat. Selbst die von dem Gewerbe-Jnspektor'am 10. Oktober v. I. vorgenommenen Vernehmungen aus den Kreisen hiesiger Bäcker- gesellen, die von den JnnungSmeistern selbst vorgeschlagen waren, hat ergeben, daß der MaximalsarbeitStag ohne Schaden für die Meister weiter bestehen kann und ohne schwere Schädigungen der Gesellen, besonders aber der Lehrlinge, nicht aufgehoben oder ver- schlechtert werden darf. Die ferner in Aussicht genommenen hygienischen Vorschriften für den Bäckereibetrieb betrachtet die Versammlung nur dann als eine Verbesserung, wenn 1. der Maximal-Arbeitstag von zwölf Stunden bestehen bleibt, 2. die Durchführung und Ueberwachung schärfer ist als sie bisher beim Maximal-Arbeitstag gewesen und 3. wenn den revidierenden Gewerbe-Jnspcktoren aus den Reihen der Gehilfen Hilfspersonen zugeteilt werden. Die Versammlung ist der Ansicht, daß der Zeitraum von 10 Jahren für die Be- seitigung der Backräume in Kellern viel zu lang ist, eS können vielmehr derartige Räume ohne Schaden für die davon betroffenen Grundstücke in spätestens 5 Jahren beseitigt werden. Die Versammlung spricht die Erwartung aus, daß eine hohe Reichsregierung dem Drängen der Jnnungsvertreter nicht nach- geben, sondern die Wünsche der Gesellen, die ihre Gesundheit wie ihre ErwerbSverhältniffe auf daS schwerste gefährdet sehen, berück- sichtigen wird." In der Petition wird an den Vorgang auS dem Jahre 1897 erinnert, daß der damalige Reichskanzler Hohenlohe eine Deputation der Bäckermeister, die um Aufhebung der Verordnung vorstellig wurde, empfangen, bald darauf aber die Deputation der Gesellen, die eine Gegenvorstellung anbringen wollte, abgewiesen hat. Als Bebel ihn am 11. Dezember 1897 im Reichstag darüber zur Rede stellte, erwiderte ihm der Reichskanzler: .Der Herr Abgeordnete Bebel hat mir ferner daraus einen Vorwurf gemacht, daß ich die Bäckergesellen, ivelche sich bei mir gemeldet hatten, nicht empfangen habe, wohl aber die Bäckermeister. Diese letzteren kamen, um eine Aenderung oder Aufhebung der Bäckereiverordnung zu befürworten. Diese mußte ich also an- hören. Die Bäckergesellen aber wollten ihrerseits sich für Aufrecht erhalwng der bestehenden Verordnung aussprechen. Da nun die Verordnung in Kraft steht und deren Aufhebung zur Zeit nicht beabsichtigt wird, glaubte ich bei meiner ohnedies stark in Anspruch genommenen Zeit auf«inen persönlichen Empfang derselben als zwecklos verzichten zu können." Inzwischen ist ja freilich ein neuer Kurs und ein neuer Reichs- kanzler aufs Tapet gekommen, und was feit Jahren zum Nutzen der Arbeiter und ohne nachgewiesenen Schaden für die Unternehmer be- standen hat. das will man jetzt beseitigen. Sitzgelegenheit für Angestellte. Nachdem der Bundesrat unter dem 28. November v. I. Bestimmungen über die Errichtung von Sitzgelegenheit für Angestellte in offenen Verkaufsstellen erlassen hat, sind die zuständigen Behörden durch ein Rundschreiben des Ministers für Handel und Gewerbe noch besonders darauf hin- gewiesen worden, dafür Sorge zu tragen, daß die beteiligten Kreise ber die mit dem 1. April in Kraft tretenden Bestimmungen alsbald in geeigneter Weise unterrichtet werden. Soweit in der Ausführung der Verordnung Mängel hervor« treten sollten, find die Polizeibehörden befugt, im Einzelfall für Ab- Hilfe zu sorgen, eventuell sind die Landesbehörden angewiesen zu er- wägen, ob für weitere Bezirke noch Spccialvorschriften im Rahmen der BundeSrats-Berordnung zu erlassen sind. Zu der bereits gemeldeten Auflösung der Arbeitslosen- Versammlung in Leipzig entnehmen mir der„Leipziger Volks- zeitung" noch die Mitteilung, daß den meisten Rednern, da sie sich über die Handhabung der in Angriff genommenen Notstandsarbeiten und die unzulängliche Bezahlung der Arbeiter beschwerten, dos Wort entzogen wurde. Eine hiesige Zeitung will wissen, daß infolge der Vorkommnisse weitere Versammlungen von Arbeitslosen im voraus verboten werden sollen. Man möge nur bei Ausführung der unter- nommenen Arbeiten nach socialen Rücksichten verfahren, dann wird man auch keine scharfen Reden und keine Demonstrattonen der Arbeits- losen erleben. Gerirtzks� Leitung. Unser Parteigenoffe Litfin ist dieser Tage vom Schöffengericht am Landgericht II zu 30 M. Geldstrafe verurteilt worden, weil er in einer Versammlung des Wahlvereins für Lichtenberg den Überwachenden Gendarm beleidigt haben sollte. Der Gendarm hatte aus Anlaß eines geringfügigen Zwischenfalls mit Auflösung der Versammlung gedroht, worauf Litsin anregte, bei der Behörde ein Gesuch einzureichen, wonach hinfort ein Beamter zur Ueberwachung beordert werden möge, der weniger nervös sei. Diese Anregung hatte der Gendarm als Beleidigung aufgefaßt. Der Verteidiger Rechtsanwalt Heinemann legte dar, daß der Angeklagte in Wahrung berechtigter Interessen gehandelt habe und beantragte seine Freisprechung. Die Wahrung bereckitigter Interessen gab der Gerichtshof auch zu. doch hielt er eine strafbare Beleidigung dennoch für vorliegend und verurteilte Litfin zu der vorhin mitgeteilten Strafe. Der Staatsanwalt hatte 1S0 M. Geldstrafe beantragt. Der A 61 deS Bürgerlichen Gesetzbuchs gegen einen Hansbesitzerttercin. Eine Entscheidung von allgemeinem Jnteres hat das Ober-Verwaltungsgericht gefällt. Der Landrat zu WandSbeck hatte gemäß§ 61 des Bürgerlichen Gesetzbuchs durch seinen Einspruch verhindert, daß der Grund eigentümerverein zu WandSbeck in das Vereins r e g i st e r eingetragen wurde, daS heißt, er hatte die Verleihung der Rechtsfähigkeit an den Verein verhindert. Er be gründete seinen Einspruch damit, daß der Berein politisch Zwecke verfolge, indem er sich an den Stadtverordneten-Wahlen durch Agitation und Aufstellung von Kandidaten beteilige. Der Vorstand beschritt den Weg deS Verwaltungs- Streitverfahrens und hob zu Gunsten des Vereins ganz besonders hervor, daß er vollständig von Elementen frei sei, di „politisch perverse" Zivecke verfolgten. Im Gegenteil bewege sich seine Thätigkeit auf einem' Gebiet, das schnurstracks der Bethätigung socialistischer od« irreligiöser Ideen zuwider sei.— Der Bezirksausschuß wies jedoch die Klage ab und das Ober-Verwaltungs g e r i ch t verwarf die Berufung der Kläger . Es billigte ausdrücklich die folgenden Darlegungen des Bezirksausschusses: Der Einspruch des Landrats sei zulässig, denn mit Recht habe die Behörde den Verein als einen politischen im Sinne des Z 61 des Bürgerlichen Gesetzbuchs angesehen. Die kommunalen Verbände seien Körperschaften öffentlichen Rechts, ihre Ver w a l t u n g c n bildeten im weiteren Sinne einen T e i der Staatsverwaltung. Daran könne auch die Thatsache der ihnen übertragenen Selb st ver waltung ihrer Angelegenheiten nichts ändern, da sie inner- halb derselben ihren Mitgliedern gegenüber Staats hoheitsrechte ausübten. Wenn hier der Verein den Zweck ver- folge, durch die Beteiligung an den Stadtverordneten-Wahlen auf die Zusammensetzung der städtischen Verwaltungsbehörden einzuwirken, so befasse er sich mit einer Angelegenheit, die die öffentliche Verwaltung eines Teils des Staatsgebiets betteffe. Der Verein müsse daher als ein politischer angesehen werden. Daß seine Mitglieder den staatS erhaltenden Parteien angehörten, sei unerheblich, ebenso daß anderSwo gegen die Aufnahme gleichartiger Vereine in das Register kein Einspruch erhoben sei. Die Zweckmäßigkeit und An- gemessenheit des Einspruchs habe der Verwaltungsrichter nicht nach zuprüfen. Er habe nur festzustellen, ob man es mit einem politi schen, socialpolitischen oder religiösen Verein(§ 61 B. G.) zu thun habe. England und Rußland . ... Und weiche keinen Finger breit von zehn Prozente« ab. In Nürnberg soll durch Erbauung neuer Straßenbahnlinien auS städtischen Mitteln die Straßenbahn aus einem Dividenden- instittit zu einem Verkehrsinstitut umgestaltet werden. Die dort jetzt das Publikum monopolistisch schröpfende Straßenbahngesellschaft macht ihr Einverständnis davon abhängig, daß ihr die Stadt auf 25 Jahr eine Jahresdividende von 10 Prozent garantiert. Die.Fränk. Tagespost " hat die Befürchwng. daß die freisinnigen nürnbergischen Stadtväter dieser edlen Bescheidenheit volles Verständnis entgegen bringen werden. Die Besetzung der Mandschurei seitens der Russen hat in England nicht geringe Aufregung hervorgerufen. Wie seit Beginn deS chinesischen Feldzugs ist auch jetzt die englische Presse wieder dabei, die Lage möglichst düster darzustellen. Der Zweck ist durch- sichtig. England ist zur Zeit zu sehr in Südafrika beschäftigt, als daß es einen ernsten Konflikt mit Rußland wagen könnte; hiervon abgesehen, sind natürlich beide Rivalen bestrebt, die Entscheidung in Ostasien möglichst hinauszuschieben, weil keiner weiß, welchen Ausgang der Kampf nehmen würde. Darum ist aber seit Beginn der chinesischen Wirren Englands Politik gewesen, die Verbündeten, vor allem Deutschland , so viel als angängig, in die Wirren zu ver« wickeln und vorwärts zu drängen. Diesem Bestreben scheint auch ein Telegramm entsprungen zu' sein, welches die„Morning Post" wiedergiebt. Danach soll General K e t t e l e r von dem chinesischen Gouverneur von S ch a n s i einen anmaßenden Brief erhalten haben. Darin wird Herrn Ketteler ein kaiserliches Edikt mitgeteilt, wonach die chinesischen Truppen innerhalb Schanfis und die Ausländer innerhalb Tschilis zu bleiben hätten. Ketteler wies, wie der „Morning Post" auS Peking gemeldet wird, in seiner Erwiderung darauf hin, daß innerhalb vierzehn Tagen chinesische Truppen die deutschen in Tschili dreimal angegriffen hätten. Der chinesische General hatte den Deutschen vorher einen„frechen Brief" geschickt, worin er ihnen untersagte, gegen Kwangtschan zu avancieren, welches 40 Meilen innerhalb TschiliS liegt. In Hwailu feuerten die Chinesen auf französische Erkundungstruppen. Obwohl die chinesischen Truppen Befehl haben, in Schaust zu bleiben, avancierten sie nach Tschili. um die deutschen und französischen Truppen an der Besetzung der Bergpässe zu hindern. ES sei daher falsch, den Deutschen die absichtliche Herbeiführung von Konflikte» zuzuschreiben, da eS absolut notwendig ist, die Passe in Tschili zu besetzen. Verstärkungen sind nach Fopeng abgegangen, um die Chinesen zurückzutreiben. Die Boxer-Bewegung lebe wieder auf; es verlautet, der Hof mache Kaifengku, die Hauptstadt von Hönau, zu seiner neuen Residenz. Das klingt nicht wie Friede und baldige Heimkehr, worauf man vor wenigen Tagen zu hoffen wagte. DaS rusfisch-chinesische Abkomme» ist Gegenstand diplomatischer Verhandlungen zwischen London und Petersburg gewesen. Gras L a m S d o r f, der mit dem englischen Botschafter eme Unterredung über dasselbe hatte, habe es, so wurde im englischen Unterhaus mitgeteilt, für unwahr erklärt, daß Ruß- land eme Konvention abgeschlossen habe, die ihm neue Rechte oder ein thatsächliches Protektorat über die Mandschurei gewähre. Was immer auch für ein Abkommen abgeschlossen sei, so habe eS ledig- lich die Natur eines moäus vivendi zioischen den Militärbehörden und den lokalen chinesischen Civilbehörden. Der Kaiser von Rußland habe nicht die Absicht, irgendwie von seinen öffentlichen Zusicherungen abzugehen, daß die Mandschurei China werde zurückgegeben werden, sobald die Umstände es gestatten. Rußland sei in der Mandschurei in derselben Lage wie die Verbündeten in Peking be« züglich der Schwierigkeit der Festsetzung eines Zeitpunktes für die Räumung. Die Erklärung ist echt russisch. Es mag schon richtig sein, daß die Russen„neue Rechte" nicht erworben haben, fondern es ist glaubhaft, daß sie diese schon länger besaßen. Auch ist den Russen aufs Wort zu glauben, daß sie ein t h a t s ä ch l i ch e S Protektorat nicht ausüben, und daß sie die Mandschurei räumen werden, sobald die Umstände eS gestatten. Sie werden schon verstehen, diesen Zeitpunkt möglichst iveit hinauszuschieben. An der Thatsache, daß Rußland die Mandschurei behalten wird, ist eben nichts mehr zu ändern; gerade darum wäre eS um so ver- fehlter, wenn die Deutschen sich durch die Engländer immer weiter in den chinesischen Wirrwarr hineintreiben ließen. Heraus aus Chinal muß vielmehr die Losung sein für ede vernünftige Politik. Eine weitere Alarmnachricht. AuS London wird gemeldet: Die in der T a t a r e n st a d t Pekings lebenden Amerikaner befürchten von der Zurück« nähme der amerikanischen Truppen den Ausbruch neuer Un- ordnungcn. London , 8. März.„Morning Post" meldet aus Peking daß die neuerdings bemerkbare Boxerbewegung von Buddhisten angefacht sei. 10 Brahmanen. welche auf frischer That ertappt wurden, seien sofort hingerichtet worden.— Eine sofortige Räumung Chinas seitens der verbündeten Truppen würde nach Ansicht von Kennern des Lands die schlimmsten Folgen nach sich ziehen. Es verlautet, der kaiserliche Hof bereite sich vor, seinen Sitz nach Siangfu, südlich vom Gelben Fluß zu verlegen.— Die chinesischen Behörden haben um die Erlaubnis gebeten, in Peking eine Garnison von 3000 Soldaten unter dem Befehl des Gouverneurs von Schantung zu behalten. Die Befehlshaber der verbündeten Truppen sollen jedoch dieses Gesuch abgelehnt haben._ Uetzkr und Depeschen. Der„Attentäter" Weiland. „BoeSmannS Telegraphen- Bureau" meldet: Die Polizei- lichen Akten über die Vernehmung WeilandS wurden der Staatsanwaltschaft und dem Untersuchungsrichter übergeben. Trotzdem setzt die Polizei ihre Recherchen und die Vernehmung von Zeugen unausgesetzt fort; jedoch hat sich nichts Neues ergeben, besonders ist keinerlei Anlaß vorhanden, der That irgendwelche politische Motive beizumessen. Der gerichtlickien Untersuchung wird unzweifelhaft eine mehrwöchige Jnternierung des Weiland in einer Irrenanstalt folgen, um seinen geistigen Zustand ärztlicherseits zu beobachten und definitiv festzustellen._ Enthüllungen über den Putschversuch DeronlsdeS. Paris , 8. März.(B. H. ) Das Blatt„Aurore" weiß zu be- richten, daß nicht nur einer, sondern mehrere Generale kompromittiert sind, bei dem Putschversuch am Tage der Beisetzung deS Präsidenten Fanre eine Rolle gespielt zu haben. In Longwy war eine größere Truppenabteilung bereit gehalten worden, um den Herzog von Orleans nach Paris zu begleiten und ihm als Garde zu dienen._ Der Streik von Montceau les Mine» in der Kammer. Paris , 8. März. lW. T. B.) Deputiertenkammer. Der Socialist Boyer bespricht den Streik in Montceau les Mines und erklärt, die Direktion der Gruben, ivelche sich den Forderungen der Arbeiter gegenüber ablehnend verhalte, trage die Schuld an dem Ausstande. Redner betont die Ruhe und B e- sonnenheit der Ausständigen und beklagt sich über daS Eingreifen der Armee und Gendarmerie. Dejeante greift die Grubenverwaltung und die Kapitalisten heftig an und fordert die Regierung auf, die Truppen zurückzuziehen. Drake macht die Re- gierung für die bedauerliche Zunahme der Ausstände verantivortlich. — Im weiteren Verlauf der Debatte weist Waldcck-Rousseau die Behauptung zurück, daß die Regierimg die Ausstands- bewegung unterstütze und stellt die Vertrauensfrage. Eine Tages- ordnüng, welche der Regierung daS Vertrauen ausspricht, wird sodann mit 308 gegen 240 Stimmen angenommen. Zum Hafenarbeiterausstand in Marseille . Marseille , 8. März.(B. H. ) Der Präfekt des Departements empfing mehrere Abordnungen der Industrie- und HandelSwelt, welche ihn ersuchten, mit allen Mitteln die Arbeitsfreiheit zu sichern und erklärten, daß, falls diejenigen Arbeiter, welche die Arbeit fortzusetzen gewillt sind, nicht geschützt würden, in allen Industrien von Marseille und Umgegend der Betrieb am nächsten Montag eingestellt werden würde. Die am meisten betroffenen Industriellen sind die Besitzer von Zucker« Raffinerien, Händler mit getrockneten Früchten, Lederhändler, Oel- abrikanten, Reeder usw. Der Präfekt versprach sein möglichstes zu thun und ihnen spätestens bis morgen Antwort zu geben. Die Besitzer der Docks weigerten sich, mit den Ausständigen zu unter- handeln, da diese den Kontrakt gebrochen hätten. Die Ausständige» erhielten auS Spanien , Italien und England die Mitteilung, daß von den dortigen Arbeitern Sammlungen zu ihren Gunsten ver- anstaltet werden._ Die HeereSreform in England. London , 6. März.(W. T. B.) Unterhaus. KriegSminIstei B r o d r i ck führt u. a. auS, daß jedes Armeecorps einem Komman- deur unterstellt sein wird, der es in KriegSzeite» zu führen habe. Das Ziel der Regierung sei. die Verantwortlichkeiten iN centralisieren und die Verwaltung zu decentralisieren. lkS sollen acht Garnisons-Bataillonc auS Mannschaften gebildet werden, die nach dem bestehenden System zur Reserve übergehen würden. Diese Bataillone sollen an die Stelle von Regi- meutern treten, di« jetzt Garnisondienst versehen und dadurch ür andre Dienste frei iverden; auch sollen andre Regimenter dadurch verfügbar gemacht werden, daß an bestimmten Stationen englische Truppen durch indische ersetzt werden. Die Miliz solle gestärkt und die Aeomanry bedeutend vermehrt werden. Er hege die Hoffnung, daß die Kolonien berittene Kon- t i n g e n t e unter der Bezeichnung„ReichSyeomanry" unter- halten werden, die, wenn nötig, sich der britischen Deomanry an- chließen würden. Die Schlag fertigkeit der Volunteers oll erhöht werden; es sollen den Volunteers in jenen Stellungen, die der Verteidigung Londons dienen, 4,7 Ccntimeter- Geschütze gegeben werden. Die Feldartillerie habe sich in Südafrika im ganzen als gut und wirksam erwiesen, hingegen bedürfe das Geschütz der reitenden Artillerie der Verbefscrun'g. Der Krieg habe 'crner gezeigt, daß man bei der Armee im Felde sch w e r e r e "«schütze haben müsse. In der Ausbildung der Truppe seien Mängel offenbar vorhanden; in Zukunft solle weniger Kasernendrill getrieben werden. Sodann werde man -ich bemühen, für Verringerungen der Ausgaben der Offiziere zu örgen. Was die Reform des Kriegsamts angehe, so habe sich Lord Roderts dahin ausgesprochen, daß man besser thue, vorerst den Krieg zu Ende zu führen und für die Bedürfnisse des laufenden Jahres z» sorgen. Hierauf wird die Debatte vertagt. Vom südafrikanischen KriegSschanplatz. Lonrenyo- MarqurS, 8. März.(Meldung des„Reuterschen BureauS'.) Hier ist die Nachricht eingelaufen. Lord Kitchener habe dem General Botha einen siebentägigen Waffen« t i l l st a n d bewilligt, damit er sich mit den andren Boerengeneralen beraten könne. Cradork, 8. März.(Meldung des„Reuterschen BureanS".) Die B o e r e n haben vorgestern MaraiSburg besetzt; vorher waren die in der Stadt vorhandenen Vorräte weggeschafft worden. Lerantwottltcher Redacteur- Heinrich Ströbel in Berlin . Für den Inseratenteil verantwortlich: Th.«locke in Berlin . Druck und Verlag von Max««ding in Berlin . Vochnm, 8. März.<B. H. ) In dem benachbarten Bärendorf. belästigte der Bergmann Grimm ei» Mädchen. Nach Abweisung durch dasselbe feuerte er auf das Mädchen und verletzte dasselbe schwer. Auf die ihn hieraus verfolgende Menge gab Grimm noch mehrereSchüsse ab und erschoß sich, wie der „Bochum . Anz." meldet, hierauf selbst. Pari», 3. März.(W. T. B.) Der Gemeinderat wählte den N a t i o n a l i st e n D a u s s e t mit 42 Stimmen zum P r ä, i- deuten. Der socialistifche Gegenkandidat LabuSgniöre erhielt 32 Stimmen. Namnr, 8. März.(93. H.) 17 Personen sind infolge G e« nusses von Käse unter Bergtstungserscheiunngen erkrankt. Mehrere derselben liegen hoffnungslos darnieder. Eine strenge Untersuchung ist eingeleitet. Bombay, 6. März.(Telegramm des Reuterschen BureauS.) Die„TimeS of Jndia" nieldet: Der Scheikh von Koweit hat. nachdem er den Angriff Jbn Raschids anf Koweit zurückgewiesen hatte, die geschlagenen Streirlräfte desselben quer nach Central« arabien hinein verfolgt, die Stadt Nejd eingenommen und Raschid abgesetzt. Dieser verlangt jetzt türkische Hilfe aus Basra und droht. falls man ihm nicht zu Hilfe komm«, werde er die den Landweg einschlagenden Pilgerzüge nach Mekka aufhalten.____ Hierzu 2 Beilage«.
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