ür. 59. i8. mm i. Keilaze des„Potmarts" Kerliaer PalkaWatt �<« m is»,. Verkehrsarbeit. Kie städtische VerkchrZdeputation hat gestern in vierstllndiger Plenarsitzung wichtige Verkehrsfragen beraten. In den Verträgen mit der Großen Berliner Straßenbahn- Gcsellsckiaft und der Berlin -Tharlottenburger Straßenbahn-Gesellschast <8 14> ist den Gcsestschafren die Verpflichtung auferlegt, die von der Gemeinde bis Ende des Jahrs 1901 zu bezeichnenden Linien ohne städtischen Zuschuß herzustellen. Zur Llnswahl solcher Linien wurde eine Subkommission bestehend aus dem Baurat Krause und den Stadtvv. D i n s e. K y l l m a n n und R o s e n o w eingesetzt mit dem Auftrage. der Deputation entsprechende Vorschläge zu machen. Der Ausschuß für Bau und Betrieb städtischer Straßenbahn« linien erstattete durch den MagistratSastessor«lberti Bericht über die in seinen Sitzungen vom Januar und Februar gefaßten Be- schlüste. Die von der Stadt angekauften Aktien der Straßenbahnlinien Behrcnstraße— Treptow und Mittelstraße— Pankow sSiemens u. HalSke ) sind bei der Etadt-Hauptkasse eingeliefert und somit die Stadt als Besitzerin des Aktienkapitals thatsächlich Eigentümerin dieser beiden Linien geworden. Formell besteht die Aktiengesellschaft noch. Um der Stadt aber auch das Dispositionsrecht über daß Unter- nehmen selbst zu schaffen, soll nach Vorschlag des BerkehrSausschusses eine außerordentliche Generalversammlung einberufen werden, um den Aufsichtsrat— dessen bisherige Mitglieder ihr Amt nieder« legen— neu zu konstituieren. Zur Zeit führt die Firma Siemens u. Halske gegen ein« bprozentige ZinSgarantie die Betriebsleitung der beiden Linien. Der demnächst neu zu wählende«ufsichtlrat soll mit dem Ziel auf Auflösung der Aktiengesellschaft, welche sich— abgesehen von wichtigen städtischen Gefichtspunkten— schon wegen der Er- sparung der von der Gesellschaft zu zahlenden Einkommensteuer sstädtische Betriebe zahlen diese Steuer nicht) empfiehlt, die Ueber« fllhrung de» Betriebs in städtische Regte in die Wege leiten. Es wird als wünschenswert erachtet, einen Vertreter von Siemens u. HalSke in den«ufsichtsrat zu berufen. Die Deputation stimmte den Vorschlägen de» VerkehrSauSschusteS zu und beschloß, in der einzuberufenden Generalversammlung einen Anfsichtsrat von neun Mitgliedern wählen zu lassen. Als Mitglieder des ÄufsichtsralS sollen ein Vertreter von Siemens u. Halske, sämtliche Mitglieder des Verkehrsausschusses sStadträt« Meubrink, Ärause,! Mag.-Assessor Alberti, die Stadtver- ordtzeten Dins», Eßmann, Jacoby und Singer) sowie der Decernent für die beiden Linien Stadtrat Böhm vorgeschlagen werden. Als selbstverständlich wurde festgesetzt, daß die Magistratsmitglieder und Stadtverordneten, so lange die Aktiengesellschaft noch formell besteht, die ihnen staMtengemäh zufließende Tantieme an die Stadthauptkasse abzuliefern haben. Die Berlin -Eharlottenburger Gesellschaft be- antragt, von der ihr vertragsmäßig zugesicherten Linie Paulstraße— Tiergarten— Dönhoffsplatz vorerst den Teil von der Königgrätzer- straße durch die Prinz Albrecht- und gimmerstraße bauen zu dürfen. Die Deputation beschließt, den Antrag zu genehmigen unter der Be- dingung, daß die Gesellschaft auf baö ihr für diese Linie zustehende Recht der Benutzung der Dcssauerstraße sowie der Krausen« und Markgrafeustraße verzichtet. Der Hau»- und Grundbesttzer-Verein„Gesund- brunnen" wünscht, daß die Straßenbahnlinie Exerzier » und See- straße nach Plötzrnsee hin ausgebaut wird. Die Deputation über« weist den Antrag der anfangs der Sitzung zu Punkt 1 der Tages« ordnung gewählten Kommisston zur Borbcratung. Die von der Gesellschaft für elektrische Hoch« und Untergrundbahnen beantragte Verlängerung der Linie Viehhof— Warschauer Brücke bi»«nr Stralauer Allee wird unter der Bedingung genehmigt, daß die Gesellschaft der Stadt daS unein- geschränkte Mitbenutzungsrecht der ganzen Linie«inräumt. Zur Aufstellung von Masten in der Leipzigerstraße, welche sowohl für die Anbringung der ObrrleitungS- als auch für die EtraßenbeleuchtungS-Snlagrn in Aussicht genommen sind, erteilt dir Deputation die Zustimmung. Die Verlegung der Ab fahrt»stell« der nach Dalldorf führenden Straßenbahn von der Eharlottenftraße nach dem Kupfer- graben wird genehmigt. Die Beratung über den Berliner Rordkanal wird von der Tagesordnung abgesetzt. Eine sehr eingehende Diskussion zeitigte die Frage der Fort- fühmng der Siemen» u. Halskcschen Hochbahn al» Unterpflasterbahn vom Potsdamerplatz nach dem Osten der Stadt, und Herstellung der städtischerseit« geplaMen Rord- Süd« Unterpflasterltnie Bau- rat Gottheiner leitete die Verhandlung mit einer historischen Darlegung der Nnterpflasterbahnfrag« ein. Redner erläuterte den vom Baurat Krause entworfenen generellen Plan eine» RetzeS städtischer Unterpflasterbahnen, welche von Westen nach Osten und von Norden nach Süden die Stadt durchschneiden und sich zu einem Ring vereinigen sollen. In den weiteren Ausführungen wurde daran erinnert, daß die Firma Siemen» u. Halske sich die staatliche Konzession für eine Unterpflaster- nie im Anschluß an ihre Hochbahn vom Potsdamer- in die Stadt hinein verschafft und daß daS olizeipräfidium den Antrag der Stadt auf Ge» nehmigung einer solchen Linie mit der Be« grllndung abgelehnt habe, daß diese Linie der genannten Firma vorbehalten bleiben müsse/ weil die Hochbahn sich sonst nicht rentieren würde. Baurat Krause führte unter Ergänzung der Mitteilungen des Vorredners aus, daß man auch abgewhen von dieser Linie zum Bau von Untcrpflasterlinien schreiten müsse, und beantragte, dein, Polizei- Präsidium die principielle Genehmigung einer Nord-Südlinte nach- ztisucheit. In der mehrere Stunden währenden Besprechung treten die Stadtv. R o s e n o w und Singer lebhaft für den Bau städtischer Unterpflasterbahnen ein. Singer erweiterte den Krauseschen Antrag dahin, daß neben dem Antrag an das Polizeipräsidium, an der Ablehnung der Siemens u. HalSkeschen Linie seitens der Stadt festzuhalten sei, um diese» neue Verkehrsmittel von Ansang an städtischem Betrieb vor- zubebalten. Er schlägt Verhandlungen'mit Siemen» u. HalSke vor. um die Firma gegen entsprechende Kompensationen svau- auftrüge«v. Uebcrnahm« der Hochbahn) zum Verzicht auf die Ausführung dieser sowie andrer Unterpflasterlinicn zu veranlnffen. Der Oberbürgermeister, der zu diesem Teil der Sitzung erschien, erklärt sich im Princip dafür, daß die Stadt Unterpflnstcr- bahnen bau- und auch betreibe. wünscht jedoch erst Erfahrungen über den Bau solcher«ahnen zu sammeln und glaubt. daß die Stadt auf dem VertragSweg» mit Siemens u. HalSke dahin kommen könne, daß die Firma bei dem Bau der von ihr projektierten Linie bauliche Vorkehrungen treffe, welch» der Stadt es ermöglichen, später mit städtischen Linien vorzugehen. Redner empfiehlt, Ler- Handlungen in diesem Sinne mit Siemen» u. HalSke und fürchtet auch nicht, daß weitere Konzessionen an Privat- Unternehmer erteilt werden, ohne die Stadt zu hören. Demgegenüber weist Singer auf das Verhalten des Minister» bei der staatlichen KonzesftonSerteilung an die Straßenbahn bis zum Jahre 1945 hin und betont energisch die Pflicht der Stadt, frühzeitig bei der Staatsbehörde keinen Zivcifel darüber zulassen, daß die Stadt dieses neue Verkehrsmittel fruktifizieren wolle, um dadurch dem Mi- nister die Möglichkeit zu nehmen, au« Unkenntnis über die Absichten der Stadt das Privatlopital durch Erteilung vo» staatlichen Kon- -esstonen zu unterstützen, und dadurch die städtschen Jntereffen zu schädigen. li Stadtrat Weigert, MagistratSaffessor Alberti und der Stadtv. Khllmann treten den Ausführungen des Oberbürgermeisters bei. Stadtv. Jacoby vermißt die finanzielle Unterlage für den Krauseschen Antrag. Stadtv. Cassel befürchtet, daß das Projekt einen so großen finanziellen Umfang anzunehmcn scheint, daß die Aus- fllhrung auf unüberwindliche Schwierigkeiten stoßen werde. Nach wiederholten Ausführungen de» BauratS Krause, daß es sich zu- nächst nur um die grundsätzliche Genehmigung handle, und die definitive Entscheidung erst nach Fertigstellung der finanziellen Unterlagen getroffen werden solle, daß jedoch die Konzession nach- gesucht werden muffe, weil die Stadt dem Drängen der Privat- Unternehmer gegenüber sonst vielleicht wieder zu spät käme, beschließt die Deputation: I. Bei dem Polizeipräsidenten unter Mitteilung der ge- pflogcnen Verhandlungen die principielle Genehmigung der vom Baurat Krause projektierten Nord— Süd« Unterpflasterbahnlinie nachzusuchen. II. Die Gemeindebehörden um Bewilligung von 20 000 M. für Bearbeitung der Specialprojekte und Aufttellung der Kosten- anschlage zu ersuchen. III. Mit der Firma Siemens u. HalSke in Verhandlungen zu treten über den Verzicht auf die Unterpflasterlinie Potsdamer Platz nach dem Osten der Stadt event. unter Uebernahme der Hochbahn.__ Ein Nachspiel zum Gternberg-ProzeH. Vor der S. Strafkammer des Landgericht» I wurde heute über ein Nachspiel zum Sternberg-Prozeß verhandelt. Unter der Be- schuldigung, e« unternommen zu haben, dritte Personen zum Meineid zu verleiten, hatten auf der Anklagebank Platz zu nehmen: Der Jnseraten-Agent Fritz Wolff . dieHändlerin L» iseS ta b s, geb. Grienitz, und die unverehel. Hulda Saul.— Den Vorsitz im Gerichtshöfe führt Landgerichtsdirektor v. Winterfeld, die Anklage vertritt Staatsanwalt Braut, die Verteidigung führen die NechtSanwalte Ulrich und Morris für Wolff. Aehnelt für die Angeklagte Stabs und Dr. S ch w i n d t für die An- geklagte Saul. Die Dinge, nm welche es sich bei dieser Anklage handelt, sind allgemein bekannt. Eämt- liche drei Angeklagte sind im Laufe der Hauptverhnndlung gegen den Bankier Sternberg verhaftet worden, weil sie in den dringenden Verdacht gekommeir waren, verschiedene Anstren- gungen gemacht zu haben, um die Zeuginnen CallieS und S ch n ö r w a n g e zu falschen Aussagen z» bewegen. Wie erinnerlich sein dürfte, war die jetzt IS jährige Auguste CallieS eine der Hauptbelastungszeuginnen im Prozeß gegen Bankirr Sternberg. Sie war von dem Kriniinalkomissar v. Tresckow darüber vernommen worden, ob sie in der ihr vorgelegten Photographie SternbergS den Mann wiedererkenne, der mit ihr in unsittlichem Verkehr gestanden und hatte daS bejaht. Bei ihrer Vernehmung im HauptverhandlungStcrmin hatte sie plötzlich ihre Aussage geändert und behauptete, daß Sternberg doch nicht der Mann sei, der bei der Fischer verkehrte. Sie wurde vom Staatsanwalt Braut imd dem Borsitzenden LandgerichrL-Direktor Müller scharf ins Gebet genommen und es kam zu recht heftigen Scenen, die schließlich auch dahin führten, daß die Zeugin Collies eine Ungebührstrafe erhielt, weil sie ihrer Entrüstung über die ihr entgegenstehenden Behauptungen der Zeugin Haus- mann allzu lebhaften Ausdruck gab. Sie blieb dabei, daß sie von der Frau Hansmann aufgewiegelt Ivorden sei n»d sie wollte auch den Kriminalkommissar Thiel nicht als den Mann ivicdcr erkennen, der im Auftrag der Sternberg-Partei sie in der Wohnung der Frau ?»ausmann über ihre Aussage vor Herrn v. Tresckow ausgehorcht ade. Erst als sie in der Strafsache wider Thiel von dem Unter- suchungsrichter Brandt vernommen wurde und dieser sie darauf auf- merksam machte, daß sie vernommen werden würde, bequemte sie sich zu dem Eingeständnis, daß sie falsche Aussagen gemacht habe und von den drei Angeklagten dazu aufgestachelt worden sei. Wolff. der ftüher Buchhalter bei Sternberg war. hatte sich den Per- sonen zugesellt, die im Sternberg-Prozeß sich damit beschäftigten, das Belastungsmaterial der Staatsanwaltschaft zu erschüttern: die An- geklagte Saul ist Wirtschafterin bei dein Angellagten Wolff gewesen, der von seiner Frau getrennt lebt, Frau Stabs ist Obsthändlerin. die in der Friedrichstraße ihren Stand hatte, mit der Angeklagten Saul bekannt ivar und einen Teil der Mädchen kannte, die bei der Fischer verkehrten. Alle drei Angeklagte sollen in mancherlei Form nicht nur aus die Collies, sondern auch auf die Zeugin Schnörwange eingewirkt haben, ihre Aus- sagen zu Gunsten SternbergS einzurichten. Bei beiden Mädchen ist der Erfolg der Bemühungen, die von der Anklagebehörde als Ver- leitung zum Meineid charnlterisicrt werden, ausgeblieben.— Beim Aufruf der Sache im heutigen Termin fehlt die Hauptzeugin Auguste CallieS. Staatsanwalt Braut teilt mit. daß es ihm unter In- anspruchnahme der Hilfe der Polizei gelungen sei, gestern nach vieler Mühe die Zeugin CallieS an Gerichtsstell« zu bringen und die Vorladung zum heutigen Termin zu behändigen. Sie sei seit dem IS. Jamiar von ihrer Mutter weg. habe sich mit einem Schau- spieler verlobt und wolle heiraten. Wen» sie nicht erscheine, sei jetzt die Möglichkeit gegeben, sie festnehmen zu lassen, dies würde aber vor Ablauf von 24 Stunden nicdt möglich sein.— Der Gerichtshof vertagt die Sitzung auf kurze Zeit, inzwischen erscheint die Z t n g in C a l li e S im Gerichtssaal. Der Angeklagte Wolff ist 1850 in Berlin , Hulda Saul im Jahre 1872 zu Schönfeld bei Leipzig geboren. Sämtliche Ängeilogte sind evangelischer Konfession, die beiden weidlichen Angeklagten wegen Uebertretuug s i t t e n- polizeilicher Vorschriften vorbestraft. Wolff ist seit dem 6. Dezember, die beiden andern Angeklagten seit?. Dezember in Unter- suchungShaft. Angeklagter Wolff erklärt auf Befragen, daß er von 1S80 bis 188S im Sternbergfchen Bureau als Buchhalter und Korrespondent thätig und dann bei ver- schiedenen ZeitungSunternchmungen als A n n o n c e n- A c q u i- siteur beschäftigt gewesen sei. Im Auftrage LuppaS habe er sich dazu verstanden, im Stcrnberg- Prozeffe im Jnter- esse Sternverg» wirksam zu sein. Cr habe zunächst den Auftrag gehabt, die Zeugin ErHardt zu ermitteln; bezüglich der CallieS habe er selbst die Initiative gar nicht ergriffen, diese sei ihm vielmehr durch die Angeklagte Stabs zugeführt Ivorden und habe ihm Mitteilung gemacht, die der Verteidigung so wichtig schienen, daß Dr. Werthauer ibm sagte, es fei notwendig, dafür zu sorgen, daß dies« Zeugin nicht verschwände. AuS diesem Grunde babe er das Mädchen in Pension gegeben, dazu kam der Gedanke, daß keine Veranlassung gegeben werden sollte, der Stcrnberg» Partei den Lorwurf zu machen, daß sie eine BelastungSzeugin habe verschwinden lassen. Dieser Vorwurf fei schon einmal in dem Fournatzon-Fall erhoben worden. Die CallieS habe ihm bei den Unterhaltungen mit ihm direkt gesagt, daß sie unter dem Einfluffe der Zeugin HauSmann den Bankier August Sternberg fälschlich beschuldigt habe. Die erste Begegnung mit der Stab» und der CallieS habe m einem Lokal stattgeftmden; bei dieser Gelegenheit habe er nur auS geringer Entfernung einzelnes aus den Unterhaltungen der CallieS mit der Stab» und der gleichfalls anwesenden Frau Krüger gehört. Der Aufenthalt in diesem Lokale habe höchsten« zebn Minuten gedauert. grau Stabs bezahlte und al» die drei da» Lokal verließen, habe er sich draußen angeschlossen und sei der CallieS vor- gestellt worden. Man habe dann ein andre» Lokal ausgesucht und hier habt Frau Stab» allerlei über den Sternberg-Prozeß mit der CallieS gesprochen. Dir Zeche habe er hier bezahlt. Bei der Ver« abschiedung sei angeregt ivorden, daß die CallieS doch mal Frau Krüger besuchen solle, dieser Besuch habe auch stattgefunden und da« mit abgeschlossen, daß die Stabs mit der CallieS nach seiner Wohnung gegangen sei und ihn zufällig auf der Straße getroffen habe. Man habe dann gemeinschaftlich ein RestauratlonSIokal aufgesucht. Er bestreite, daß er der CallieS bei dieser Gelegenheit zu» geredet habe, ihre Aussage vor Herrn v. Tresckow al» nn« ivahr hinzustellen, ebenso sei eS unwahr, daß er ihr den Steichtum des Angeklagten Gternberg mehrfach vor Augen geführt habe. Die CallieS war damals Dienst- Mädchen, sie sollte für den Prozeß gesichert werden und deshalb Hab« er sie zu einem täglichen Satze von 2 M. bei der Mutter in Pension gegeben. In der Zwischenzeit habe er da« Mädchen zu dem Deiektivinstitut Schulz geschickt, damit sie dort ihre ihm gemachten Mitteilungen wiederholte. Bis zum Beginn des Strrnberg-ProzesseS hat die CallieS mehrfalbe Besuche in seiner Wohnung gemacht und be« hauptet, daß bei diesen Gelegenheiten die Saul wiederholt Versuche ge« gemacht habe, sie zu beeinflussen. Die Angekl. Saul bestreitet die» ent- schieden. EineS Tages habe die CallieS ihr in etwas angetrunkenem Zustand gesagt! sie kenne doch Sternberg, worauf die Angekl. Saul gesagt haben will: dann müssen Sie es auch vor Gericht sagen. Am nächsten Tage habe das Mädchen dann wieder ihre Bemerkung widerrufen und hinzugesetzt.' wozu solle sie denn den Mann hineinlegen, das habe ja gar keinen Zweck. Bei ihren Vorvernehmungcn hat die Angeklagte Saul auf Vorhalt jju« gegeben, daß sie vielleicht gesagt haben könne, die CalluS brauche Herrn Sternberg ja nicht zu kennen. Richtig sei e» auch, daß sie einmal im Zorn dem Angeklagten Wolff, mit dem sie in wilder Ehe lebe, warnend zugerufen habe:, er werde sich noch in» Zuchthaus bringen", ebenso giebt sie auf Vorhalt zu, daß sie bei früherer Vernehmung jjud) zugestanden habe. zu der CallieS die Bemerkung gemacht zu haben:„Wenn Sie ver« eidet werden sollten, dann gehen wir zusammen nach Monte Carlo und Nizza ." Sie will jetzt die Sache so aufgefaßt wissen, daß sie mit dem Mädchen nur im allgemeinen über Reisen gesprochen habe. Sie behauptet übrigen» auch, daß sie bei den Be« suchen der CallieS mit dieser gemeinschaftlich außer Bier auch große Quantitäten Tognae— manchmal für 2 Mark— verzehrt habe. An Geld habe st« der CallieS etwa 100 M. ge« geben. Der Angeklagte Wolfs bestreitet auf weiteren Vorhalt de» Vorsitzenden, die Collies dahin instruiert zu haben, daß sie vor Gericht anssagrn solle: der betreffende Mann sei viel jünger als Stcrnberg und habe ganz anders ausgesehen. Ebenso sei es nicht richtig, daß er bei paffenden Gelegenheiten recht laut dem Mädchen zugerufen habe:„Sie müssen die Wahrheit vor Gericht sagen I" und dann leise hinzugesetzt habe: „Sie brauchen ja Sternberg nicht z« kennen!" Die Anklage behauptet ferner, daß die CallieS große Scheu vor einem etwaigen Eide gehabt und Wolff sie dann mit dem Bemerken beruhigt habe: Wenn sie vereidigt werden sollte, dann würde sie ins Ausland gebracht werden: sie brauche aber gar keine Angst z» haben, denn die Verteidiger würden schon dafür sorgen, daß sie nicht vereidigt werde.— Der Angell. Wolff bestreitet auch dies. Er will die CallieS mir wiederholt auf die ihm gemachten Mitteilungen hingewiesen und sie ermahnt haben, nicht von der Wahrheit ab- zuweichen. Dagegen giebt er zu. während de» Sternberg-Prozesse» der Collies täglich„Zehrnngskosten" gegeben zu haben. Was die Angeklagte Stabs betrifft, so giebt diese zu, daß sie durch die Aussicht auf reiche Belohnung sich dazu habe verleiten lassen, auf die CallieS zur Abgab- einer falschen Aussage einzuwirken. Sie hatte bei dem IlniersuchungSrichter bruchstückiveise und nur nach und nach dieses Geständnis abzulegen sich verstanden, heute will sie glauben machen, daß fie erst nachträglich das Verständnis über da» erhalten habe. waS sie getha». Richtig sei eS. daß sie am S. Dezember. als die CallieS vor dem UntersuchmigSrichtcr vernommen werden sollte, ihr gegenüber den Finger auf den Mund gelegt und gesagt habe: Mcht verplappern!" Auf wiederholte ernste Ermahnung seitens des Vorsitzenden erklärt die Angellagte, daß sie sich schuldig fühle. Freilich habe ihr Wolff immer gesagt, die CallieS wurde nicht vereidigt werden, undjste habe Kenntnis davon gehabt, daß die CallieS Herrn Wolff zugegeben hatte, fie kenne Sternberg nicht. Der Vorsitzende hält ihr vor, daß eS ihr doch verdächtig vorkommen mußte, daß der CallieS immer laut gesagt wurde:. S a g e d i e W a h r h e i t I unmittelbar daran aber die Bemerkung stchlmüpfte: „ Stern berg ist ein reicher Mann". Schon daran» habe sie doch entnehme»! müssen, daß die CallieS zur Unwahrheit verleitet werden sollte. Die Angeklagte giebt die» zu. Auf Befragen deS Rechtsanwalts Morris erklärt die Angeklagt« Stabs: sie habe keinen Anhalt dafür, daß auch Wolff wohl wußte, daß die Callics Unwahres vor Gericht aussagen sollt». Eine Anftage deS Rechtsanwalt» Dr. S ch w i n d t beantwortet die Angeklagte Saul dahin: fie fei schließlich auS der CallieS nicht mehr klug geworben, denn diese sagt« bald: sie kenne Sternbera nicht, dann sagt» sie wieder: sie kenne ihn doch, es soll« jedoch dem Angeklagten Wolff nichts davon mitgeteilt werden. Staatsamvalt Braut stellt durch Befragen fest, daß Wolff für seine Bemühungen im Interesse SternbergS täglich 10— 20 M. er» halten und di- Angeklagte Stabs täglich 3 M. von Wolff bezogen habe. Frau Stabs hat sich übrigens, wie zur Sprache gebracht wird, der CallieS in der Weise g-iiühert, daß st» eine? Abend« zu der Wohnung ihrer Dienstherrschast hmaufging und fich nach eine» zu vermietenden Wohnung erkundigte. Die CallieS erkannte sie aber sofort und sagte:„Thun Sie doch nicht so, Sie wollen mich gewiß aushorchen. Sic sind ja die Obsthändlerin aus der griedrichstraße." Die Angeklagic» Wolff und Stab» werden, wie erwähnt, auch noch beschuldigt, auf die Zeugin Schnörwange in un»u- lässiger Weise eingewirkt zu haben. Wolff bestreltet auch dies. Er will nur zu dem Zweck mit der Schnörwange in Verbindimg getreten fem. um zu ergründen, ob diese noch mit der Zeugin Ehler» in Beziehungen stehe. Dabei habet ihr dann die Schnörwange erzählt, daß sie Sternberg als den Mann wiedererkenne, der bei der Fischer verkehrte. Er habe lediglich be» zweifelt, daß die» nach so langer Zeit noch möglich sei. Nun ist aber die Angeklagte im«nftrage Wolffs noch einmal zur Schnörwange gegangen und behauptet, im Auftrage Wolff » ihr gesagt zu haben: Sagen Sie die Wahrheit. Sternberg ist ein reicher Mann und wird sich im Falle seiner Freisprechung erkenntlich zeigen." Wolff bestreitet einen solchen Auftrag. Er habe nur im allgemeinen gejagt, daß eS Sternberg um die Wahrheit zu thun sei und daß es bei Beschaffung der Zeugen auf Bewilligung von Versäumniskosten usw. gar nicht ankomme, da Gternberg ein reicher Mann sei. Hierauf wird in die VewriSaufnahme eingetreten. Die Zeugin CallieS bekundet, daß di« Stab» gleich bel den ersten Unterredungen ihr einzureden suchte, daß sie ja nur durch die Hausmann aufgehetzt sei. Sie habe die? verneint, jjdie Stab» aber have nicht nachgelassen, in dem Sinne auf fie einzureden, daß sie verhetzt sei. Die Stabs habe ihr auch gleich 60 M. und Kleider versprochen, lvenn sie in diesem Sinne aussagen würde, Frau CtabS habe ihr auch weiter gesagt, sie solle sich nur melden, wenn sie Geld brauchte. Gegen den Angeklagten Wolff wiederholt die Zeugen samt« liche vorhin erwähnte» belastenden Aussagen. Die Rechtsanwälte Morris, Dr. Schwindt und Aehnelt machen auf ein« Anzahl Widersprüche aufmerksam, die nach ihrer Ansicht in de» Aussagen dieser Zeugin liegen. Die Zeugin Martha Schnörwange belastet die Angeklagten. Nach ihrer Auffassnng haben die Angeklagten Wolff und Stab» bei
Einzelbild herunterladen
verfügbare Breiten