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ein, die Sie unterschlugen. Räumen Sie dies ein? A n g e k l.: Ja. Präs.: Nun wurden Sie steck- brieflich verfolgt, wohin gingen Sie zunächst? An geklagter: Das ist mir nicht genau erinnerlich. Präs.: Dann haben Sie früher behauptet, Sie haben sich nach Luxemburg   gewendet. Das ist doch aber wohl nicht wahr? A n g e k l.: Nein. Präs.: Sondern Sie haben sich nach Neu- Ruppin begeben und auf Grund des gegen Sie erlassenen Sie» brieses der Bchörde selbst gestellt. Sie wurden dann zu 1 Jahr Gefängniß verurtheilt und haben diese Strafe in Plötzensee ver büßt. Wohin haben Sie sich alsdann begeben? Angekl.: Nach Zätzig, wo mein Vater eine kleine Besitzung und einen Kramladen hatte. Präs.: Sie haben Ihren Vater dann einwe Zeit lang geholfen? A n g e k l.: Ja. P r ä s.: Sie sollen sich dann einen Nevoluer gekauft und sollen damit auch Schieß versuche angestellt haben. Angekl.: Das ist nicht wahr. Präsident: Sie sind auch in Jensdorf gewesen und sollen dort einen mißglückten Einbruchsversuch ge- macht habe». Angekl.: Das bestreite ich. Präs.: Nun Sie wissen doch, daß die Kriminalpolizei festaestcllt hat. daß die Eindrücke, die dort an der Ladenkasse des Bäckermeisters Beck- mann gefunden wurden, genau mit dem Schraubenschlüssel über- einstimmt, welchen Sie bei der Ermordung des Knufnianns Hirschseld benutzt haben? Angekl.: Ich besaß damals den Schraubenschlüssel noch gar nicht, sondern habe denselben erst später im Grunewald gesunden. Aus den weiteren Ver- nehmungen geht hervor, daß der Angeklagte vom 12. bis 13. August sich in Güstrow   aufgehalten und sich dort unter falschem Namen einer Zechprellerei schuldig gemacht hat. Von Güstrow   aus hat er einen Brief an seine Eltern geschrieben, in welchem er die Absicht aussprach, sich das Leben zu nehme». Am 15. August hat er an einem anderen Orte einen Einbruchsdiebstahl verübt, bei welchem er zwei seltene Thaler und zwei Siegelringe erbeutete. Die Ringe will er versetzt haben, bis auf einen, welchen er einem Mädchen ge- schenkt hat. Am 17. August ist er in Spandau   gewesen und mit zwei ehemaligen Koinmis des tzirschfeld. die ihn genau kannten, vor dem Hirschseld'schen Laden zusammengetroffen. Er ist dann nach Verlin gegangen und hat sich hier bis zum 20. August bei seinem Onkel, einem Portier in der Kaiserin August«- Straße aufgehalten. Am 21. August ist er dann wieder nach Spandau   gekommen, und ist dort unter dem Rainen Monteur Wieland im Hotel Zum Rathskeller" abgestiegen. Präs.: Sie sind aber mehr- fach auch nach dem Rother'schen Gasthof gegangen und haben mehrmals nach dem Ingenieur Westermann   gefragt. Sie haben gleichzeitig dort gesagt, daß, wenn nach Ihnen gefragt werden sollte. Sie schon abgereist seien. Angekl.: Das ist richtig. Präs.; Sie haben diese Redensart mehrmals gemacht. Am Morgen des 22. August haben Sie den Ingenieur Sturm kennen gelernt, welcher zufällig auch imRathskeller" abgestiegen tvar. Derselbe hatte gleich Verdacht gegen Sie, weil'Sie für einen Monteur viel zu zarte Hände hatten. Nachmittags haben Sie dann Sturm nach der Artillerie- Werkstatt geleitet, sind dann mit ihm zusammen wieder nach dem Raths- keller gegangen und haben einen gemeinsamen Spazier- gang durch die Straßen Spandau's gemacht. Sie sollen in fünf Lokalen mit weiblicher Bedienung gewesen sein. Angekl.: Ob es gerade 5 waren, weiß ich nicht. Präs.: Sie haben dann mit Sturm Abendbrot gegessen und ihn dann noch zu einem Spaziergang nach dem Spandauer Bock ausgefordert. An- geklagter: Ja. Präs.: Als Sie die«wchießschule passirt halten, sollen hinter Ihnen plötzlich ans der Ehaussee einige Schüsse gefallen sein und da sollen Sie dann Ihren Revolver gezogen und auch geschossen habe». Sahen Sie denn Leute? Auge k l.: Ich sah im Dunkeln 4 Personen und schoß, um dieselben zu vertreiben, blind in die Lust. Präs.: Sturm soll nun einige Angst vor Ihnen bekomme» haben und mit aufgeklapptemBtesser neben Ihnen hergegangen sein. Angekl.: Nein, wir gingen Arm in Arm. Präs.: Dann sind Sie mit Sturm nach dem Raths- keller gegangen und sollen ihn aufgefordert haben, mit Ihnen zu schlafen. Angekl.: Das stimmt nicht. Präs.: Sturm hat dies aber abgelehnt, und Sie sind in Ihr Zimmer gegangen. Sie scheinen aber in dieser Nacht vor dem Tage des Mordes nicht geschlafen zu haben. Angekl.: Ja wohl, ich habe ge- schlafen. Präs.: Das Bett war ja aber«»berührt. Arn nächsten Morgen sind Sie in einem Hinterzimmer des Gasthauses einem Ihnen bekannten Mann begegnet. A n ge kl.: Nein, es war ein Fremder. Präsident: Die Mädchen des Hotels haben aber gehört, daß Sie ihn dutzten und daß der andere Mensch Sie fragte:Hast Tu auch den Revolver?" Sie haben dann am Mordtage noch allerlei Spaziergänge gemacht und auf einem derselben auch Sturm zu- fällig im Grunewald angetroffen. Sie sollen sich da auffällig nach Sturm's Vermögensverhältnissen erkundigt haben. Angekl.: Nein. Präs.: Haben Sie ihn nicht plötzlich einen Weg durch den Wald geführt, angeblich, weil derselbe näher war. Angekl.: Das ist auch nicht richtig. Präs.: Haben Sie ihn nicht aufgefordert, Blumen zu pflücken? Angekl.: Um- gekehrt, er hat mich aufgefordert. Präs.: Man nimmt an, daß Sie damals Mordgedanken gegen Sturm hatten. An- geklagter: Das ist nicht der Fall. Es war auch sehr belebt im Grunewald.   Präsident: Nun er- zählen Sie mal ausführlich die Vorgänge, als Sie Abends 10 Uhr vor dem Hirschseld'schen Geschäfte in dem Augenblick an- langten, als derselbe gerade den Laden zumachte. Sie behaupten, daß Ihnen hier plötzlich eingefallen sei, daß Sie schmutzige Wäsche hatten. Sl» g e k l.: Ja, so ist es auch. Ich ging, da die Vorderthür schon geschlossen war, nach hinten und klopfte an. Hirschfeld fragte, wer da ist, und ich antworteteWetzel". Da- nach machte er aus und ließ uiich ein. Präs.: Sie kamen in das Hinterzimmer, wo der Geldschrank stand und sahen gerade noch, wie Hirschseld eine Kassette in den Geldschrank stellte. Sie behaupten, daß der Anblick des Geldes böse Ge- danken in Ihnen erregt habe. A n g e k l.: Ja. P r ä s.: Wohin ingrn Sie nun mit Hirschfeld? Angekl.: In de» Lade». r ä s.: Was verlangten Sie nun? Angekl.: Manschetten und rageu.'Als er die Sachen«inpackte, kam mir die Idee, ob ich mir nicht die Schlüssel zum Geschäst verschaffen könnte. Präs.: Und was thaten Sie dann? Präs.: Ich verlangte noch mehr Gegenstände: einen Schirm und ein Paar Hosen.   Präs.: Fertige Hosen? Angekl.: Nein nur Stoffe.   Präs.: Kannte er denn Ihr Maaß? Angekl.: Nein, er trat vor den Ladentisch und nahm mir Maaß. Präs.: Und als Hirschseld zusammenrechnete? A>, g e k l.: Da kam mir der Gedanke, der nachher zur That geworden ist. Präs.: Das heißt der Gedanke, den Mann zu ermorden? Angekl.: Ja. Präs.: Sie schössen plötzlich mit dem Rerolrer nach dem Kops des Hirschfeld, jeden- salls doch, damit er Ihne» bei der Erlangung des von Ihnen ersehnten Geldes nicht hindtrlich sei. Angekl.: Ja. Präs.: Sie mußten sich doch jagen, daß Sie bannt einen Menschen zu Tode bringen würden? Angekl.: Das habe ich mir nicht weiter überlegt. Präs.: Na, dazu gebört doch keine besondere GeisteSgab«,. um diesen Effekt vorauszusehen. Was that nun Hirschseld, als Sie geschaffen hatten? A n- gell.: Er setzte sich zur Wehr, packte mich und wir rangen niit«inander. Tann schlug ich niit dem Schraubenzieher aus ihn los. Präs.: Verhielt sich Hirschfeld nun ganz ruhig? Angekl.: Nein, er schrie um Hilfe. Präs.: Und um das Schreien zu verhindern, haben Sie dann einen Ballen Tuch über den Mann gestülpt? Angekl.: Ja. Präs.: War derselbe dann schon todt. Angekl.: Nein, er strampelte mit den Füßen.   Präs.: Sie behaupten, daß Sie ihm schon in dieser Situation die Uhr abgenommen und sich dann zu dem Geldschrank begeben habe». WaS haben Sie da genommen?Angekl.: 3000 M. Präs.: Frau Hirsch­seld behauptet, daß es etwa 7000 M. gewesen sein müssen. Angekl.: Nein, so viel war es nicht. Präs.: Was nahmen Sie nun weiter aus dem Spinde? A n g e k l.: Da lag noch ein Packet, welches ich mitnahm. Präs.: Wußten Sie nicht, was darin>var? Angekl.: Nein. Präs.: Aber ver- muthet haben Sie doch, daß das Packet Werthpapiere enthielt Angekl.: Ja. Präs.: Es waren Talons und Koupons über Werthpapiere, das sollten Sie nicht gewußt haben? Außerdem befanden sich in dem Packet zwei Werth papiere über je 1000 M.? Angekl.: Ja. Präs.: Verließen Sie nach der That den Laden auf demselben Wege, auf dem Sie gekommen waren? Angekl.: Ja. Präs.: War Hirschfeld vollständig todt? Angekl.: Nein, er strampelte noch mit den Füßen.   Präs.: So. Wohin be gaben Sie sich zunächst? Angekl.: Nach der Havel.   Präs.: Sie»rollten sich wohl ivaschen? Angekl.: Ja. Präs.: Wohin begaben Sie sich, nachdem Sie dies besorgt? Angekl.: Nach dem Rathskeller. Präs.: Was machten Sie dort? Angekl.: Ich trank zwei Glas Bier. Präs.: Dann begaben Sie sich nach dem Hotel, wo Sie eingekehrt waren und bezahlten dem Hausdiener ihre Zeche? Angekl.: Jawohl. Präs.: Nun beginnen Ihre Irrfahrten, erzählen Sie mal kurz, was Sie vornahincn. Angekl.: Ich ging noch an demselben Abend nach Berlin  . Hier traf ich auf der Straße ein Mädchen, das ich ansprach und das mit mir ging. Präs.: Sie nahmen den Droschkenkutscher Neumann an und ließen sich mit dem Mädchen zunächst nach dem Rathskeller fahren. Dieser war aber schon geschloffen und Sie ließen sich weiter fahren. Ich will Ihnen mal vorhalten, wie Sie herumgefahren sind. Vom Raths keller fuhren Sie nach dem Cafe an der Ecke der Beuth- und Kommandantenstraße, von hier zum Cafe Keck, wo Sie mit dem Mädchen etwa eine Stunde blieben, dann fuhren Sie zum Casö National, von hier zum Cafe Triukherr und von hier zum Cafe Imperial. Ueberall ließen Sie Getränke kommen. Gegen 3 Uhr Morgens fuhren Sie mit Ihrer Be gleiterin nach deren Wohnung in der Scharnhorststraße. Sie begaben sich mit ihr oben und kamen nach etwa einer halben Stunde allein wieder herunter. Sie bestiegen wieder die Droschke, lohnten den Kutscher   aber vorläufig ab. Sie zahlten ihm 12 M. und nahmen ihn aufs Neue an. Zunächst mußte er Sie eine Stunde spaziere» fahren. Dann fuhren Sie nach der Friedrich- straße, gabelten hier ein anderes Mädchen, die Anna Menzel, von der Straße auf und besuchten mit ihr verschiedene Kellerlokale. Sie sollen dabei mit ihrem Gelde geprahlt haben, auch zogen Sie mehrfach eine Handvoll Goldstücke aus der Tasche hervor. Ist das richtig? Angekl.: Ja, das kann wohl sein. Präs.: Morgens gegen 5 Uhr ließen Sie sich nach dem Steltiner Bahnhofe fahren, um mit dem ersten Zuge sortzurcisen. Tie Menzel nahmen Sie mit. Sie lösten für sich eine Fahrkarte nach Stettin  , für die Menzel eine solche nach Angermünde  und zurück. Unterwegs saßen Sie mit einem Fahrgaste zusammen, dem es ausfiel, daß Sie im Gesicht und an den Händen Kratzwunden hatten. Sie erklärten, daß Ihrem Bruder beim Schlachien geholfen hätten unb daß Sie sich dabei verletzt hatten. In Anaermünde unterbrachen Sie Ihre Fahrt und stiegen mit der Menzel im Hotel zum Tr«bbi»er-Hof ab. Sie ließen sich vom Hausknecht Waschwaffer geben, und bei dieser Gelegenheit gewahrte derselbe, daß Ihre Weste mit Blut besudelt war. Sie machten dann in Angermünde  für sich und die Menzel mehrere Einkäufe. Sie kauften beim Goldarbeiter für sich eine goldene Uhrkette und für die Menzel ein Paar Ohrringe. Dann kauften Sie sich einen Sommer- Ueberzieher, Strünipfe, Wäsche u. s.>v., für die Menzel ein seidenes Cachenez. Beide fuhren sie dann Mittags nach Steltin, begaben sich hier jnach dem otcl Viktoria und trugen sich als Herr und Frau Meyer aus Berlin in's Fremdenbuch«in. In Slettin kauften Sie sich einen vollständigen Anzug und einen weiche» Filzhut, für die Menzel ein schwarzes Kleid. Ferner legten Sie sich einen Revolver z» und nachdem Sie sich noch mit der Menzel bei einem Schnell- Photographen hatten abnehmen lassen, speisten Sie mit ihr in> Timm'schen Restaurant am Bollwerk und brachten die Menzel dann nach dem Bahnhose. Sie reisten zunächst nach Alt- Damm, von da nach Gnoien   und dann nach Rostock  , wo sie sich den Namen Westermann   beilegten und sich als Geschäftsreisender in Zigarren ausgaben. Sie trugen von jetzt an auch ein Wachstuch-Packet nach Art der Muster- Reisenden bei sich. Am 27. August fuhren Sie nach Lübeck  , von hier über Hamburg  , Brannschweig, Hannover  , Leipzig  , Hallenach Dresden, wo Sie im Hotel als Kaufmann H. Schwebt aus Ham­ burg   auftraten. Anfangs Oktober tauchten Sie in Chemnitz   ans, wo Sie sich schon ziemlich sicher fühlten. Sie knüpften mit einer Kellnerin ein Bcrhältniß an. Sind Sie dort nicht auch häufig spazieren geritten? Angekl.: Nur dreimal. Präs.: Arn 19. Oktober reisten Sie nach Leipzig  , wo Sie im Sächsischen Hofe am 27. Oktober verhaftet wurde». Nun sage» Sie mal, welches Geständniß haben Sie zuerst den Beamten gegenüber abgelegt, als sie verhastet worden waren? Haben Sic nicht ge- ' ,t:Ja, begangen habe ich die That, aber ich bin es nicht ein gewesen, ich habe noch drei Komplizen gehabt?" Angekl.: Ja, das habe ich gesagt. Präs.: Ist denn das wahr, was Sie heute gesagt haben, ist die That von Ihnen allein begangen worden? Angekl.: Ja. Präs.: Warum machten Sie denn zuerst die unwahren Angaben? Angekl. schweigt. Präs.: Glaubten Sie, daß Sie eine weniger harte Strafe treffen würde, wenn Sie noch Mitthäter bätteu? Angekl.: Ja, das habe ich geglaubt. Präs.: Da sind Sie allerdings im JrrthuM gewesen. Sie räumen also jetzt den Mord ei», wollen aber den Gedanken erst gefaßt haben, nachdem Sie sich im Laden defanden? Angekl.: Ja. Ter Erste Staatsanwalt macht darauf aufmerksam, daß sich daS heutige Geständnis! mit seinen früheren nicht deckt. Der Angeklagte hat früher eingeräumt, daß er die Thal schon vorher überlegt und mit der Absicht, den Hirschfeld zu tobten, den Laden betreten habe. ES werden die früheren Geständnisse des Angeklagten ver- lesen und die Bemerkung des Ersten Staatsanwalts wird dadurch bestätigt. Hiermit ist daS Verhör mit dem Angeklagten vorläufig beendet und es beginnt die Zeugen-Vcrnehnmng. Zeuge Fritz K ö l l i n g, ein völlig unbestrafter Man», hat den Angeklagten bei Förster   kennen gelernt. Derselbe war dort Faktotum, der Zeuge Reisender. Cr schilderl denselben als leicht- 'lnnigen Menschen, der häufig in Geldverlegenheil war. Ter An- Maate hat den Zeugen ursprünglich der Mitthälerschast des Nordes beschuldiac, diese Beschuldignng aber selbst zurück- genominen. Ter Zeuge schildert den Besuch, den er von einem Krtminalbeamten auS diesem Anlaß hatte, und seine Konfrontation mit Wetzel tn Spandau. Als er demselben gegenübergestellt worden war und W. einen blitzartigen Blick auf den Zeugen ge- morsen hatte, schlug er die Augen nieder und sagte ganz zerknirscht:Nein, ich habe gelogen, daS ist er nicht!" Ter Untersuchungsrichter hat dann auf den Angeklagten eingeredet, doch seinen angeblichen Komplizen zu zu nennen, dieser hat aber immer nur gesagt, eS seiein Frem- ?er von ihm gewesen." Der Zeuge weist auch die weitere von dem Angeklagten ausrecht«rhallene Beschuldigung, wonach er an einem der von demselben ausgeführten Diebstähle Theil genommen baben soll, mit Entrüstung zurück und erklärt diese Beschuldigung ür«in Bubenstück. Ans die direkte Frage des Präsidenten, ob ?er Angeklagte die Beschuldigung dem Zeugen in's Gesicht wieder- holen wolle, antwortet derselbe sehr bestimmt mitJa!" Er will dann auch dem Zeugen«ine aan»e Reihe von Einzelheiten in's Gedächtniß zurück rufen. Dieser aber erklärt, daß er von alledem kein Wort verstehe. Er könne beschwören, daß diese Beschuldigung«ine schändliche Lüge sei. Präs.: Wir wissen ja, Angeklagter, daß Sie im Erfinden das Menschen« mögliche leisten! Der Zeuge wird vereidigt. Zeuge Marzahn  , ein ehemaliger Angestellter bei Hirsch- feld, ivelcher 6 Wochen niit dem Angeklagten zusammen war, hat denselben am 17. August in Spandau   getroffen und gesprochen. Derselbe äußerte sich, daß er Vieh in Triefen einkaufen wolle und bat, Herrn Hirschfeld zu grüßen. Zeuge Ladendorf  , der Besitzer des HotelsRathskeller", bestätigt, daß sich der Angeklagte als Monteur Wieland einge- führt habe. In der Nacht vor dem Morde ist das Bett des Angeklagten unberührt geblieben. Verdächtiges ist dem Zeugen in dem Verhalten des letzteren nicht aufgefallen. Ingenieur Sturm: Wetzel habe sich ihm als Monteur in Maschinen" vorgestellt und sich sehr bald danach erkundigt, wie viel Geld er auf seine Touren mitzunehmen pflege. Er habe den Angeklagten sofort für einen Schwindler gehalten. Als er mit demselben die kleine Bierreise durch verschiedene Lokale mit Damenbedienung machte, ist es dem Zeugen auf- gefallen, daß die Kellnerinnen mit dem Angeklagten bekannt zu sein schienen. Auf dem gemeinschaftlichen Gange nach dem Spandauer Bock seien thatsächlich 5 Schüsse gefallen, die Wetzel sofort mit 5 Schüssen aus seinem Revolver erwiderte.Ich be- kam, so erklärt der Zeuge, einen Heidenschreck und wußte im ersten Augenblick nicht, ob ich getroffen war oder nicht. Wetzel meinte blas:Sie haben sich wohl erschrocken?" worauf ich ihm er- widerte: Da soll der Deibel sich nicht erschrecken, wenn hier fünfmal losgeknallt wird! Er hat mich dann gebeten, ein Streich- holz anzuzünden und beim Schein des Lichts hat er dann den Revolver, welcher ganz heiß war, nochmals geladen. Beim Zurückkommen nach Spandau   haben wir Billard gespielt. Präs.: Angeklagter, ich denke, Sie spielen gar kein Billard? Angekl.: Nein, ich kann auch nichtffpielen. Präs.: Zeuge, hat er gut gespielt? Angekl.: Na, nicht zum Besten, aber doch besser als ich! Der Zeuge bekundet sodann, daß der Angeklagte am Sonnabend Abend ihm vorgeschlagen habe, mit ihm in demselben Zimmer zu schlafen, der Zeuge hat dies aber abgelehnt. Am nächsten Tage, als er den Angeklagten plötzlich im Grunewald getroffen, hat derselbe sich wieder danach er- kundigt, ob er nicht noch viel Geld habe und hat ihn dann abseits vom Hauptwege geführt. Er hat ihn dann aufgefordert, sich etwas zu lagern, da er müde sei. Als der Zeuge dies abgelehnt, hat der Angekl. den weiteren Vorschlag gemacht, Blumen zu pflücken und hat sich auch selbst gebückt. Der Zeuge pflückte im Stehen einige Blumen ab, da war es ihm gerade gewesen, als ob ihm Jemand sagte:Drehe Dich um!"Als ich mich um- drehte, so fährt der Zeuge fort, hatte der Angeklagte die rechte Hand an der rechten Rocktasche, wo er seinen Revolver trug, und sah mich mit einem düsteren Blicke an, indem er sagte:Sie haben wohl Angst?" Ich antwortete aber, obgleich mir etwas unheimlich war:Wovor soll ich denn Angst haben?" Ich beschleunigte nun aber doch meine Schritte und Wetzel ging mit. Unterwegs bekam ich plötzlich von ihm einen Schlag in den Rücken, worüber ich mich sehr erschreckte. Wetzel fragte wieder:Sie haben wohl Angst", worauf ich ihm sagte:Der Teufel auch, ich habe gedacht, eS wäre ein Ast!" Ich machte aber dann doch, daß ich auf dem kürzesten Wege nach Spandau   zurückkam. Am nächsten Tage sagte mir mein Wirth, ob ich denn schon wüßte, daß in der Nacht Jemand todtge- schlagen worden sei. Ich zuckte die Achseln und erwiderte, daß so was in und bei Berlin   ja alle Tage vorkomme, als ich dann aber von dem Revolver und dem Schraubenschlüssel hörte, spitzte ich doch die Ohren und machte den Wirth aus den angeblichen Monteur aufmerksam. Frl. H o f f m a n n, eine Angestellte im HotelRathskeller", bleibt dabei, daß nach ihrer Meinung das Bett des Angeklagten in der Nacht vom Sonnabend zum Sonntag unberührt war. Am nächsten Morgen hat sie den Angeklagten im Billardzimmer mit einem Mann gesehen, der ihm scheinbar bekannt war, denn dieser nannte ihnDu" und fragte, wo er den Revolver habe. Die Aussag« des Hausdieners D ä h n e ist ohne Belang. Derselbe hat den Angeklagten noch Abends nach der That ge- sehen. Er hatte ein Packet bei sich, bezahlte seine Rechnung und sagte, er würde bald wieder konimen, hat sich dann aber nicht mehr lassen. Besonders aufgeregt war der Angeklagte dabei nicht. frau Hirschseld, die Frau des Ermordeten, eine rige Dame, hat das baare Geld, welches ihrem Manne geraubt worden, aus 5720 M. berechnet. Mehrere Zeugen, welche den Augeklagten nach der That ge- sehen haben, bekunden ihre Wahrnebmungen. Einem Zeugen, der an ihm die blutige Weste gesehen, hat er gesagt, er habe seinem Bruder beim Schlachten geholfen. Zeuge S t o ck o i s, welcher den Angeklagten in Chemnitz  kennen gelernt hat und IS Tag« mit demselben beisammen war, hat demselben das Velociped für 250 M. verkaust. Wetzel hatte dabei ein Tausendmark-Vapier in Zahlung ge- geben, welches der Zeuge elst beim Bankier wechseln mußte. Zeuge hat dem Wetzel auch Unterricht im Villardspiel erlheilt, außerdem hat dieser mehrfach Spazier- ritte in die Umgegcud unternommen. Derselbe hat sich als Westermann   vorbestellt, behauptet, daß er Vertreter einer Zigarrenfirma sei und viel Geld verdiene. Thalsächlich habe derselbe auch mehrere Hundert Mark für Kleidungsstücke, Wäsche jc. ausgegeben. Franz Richter, Hausdiener im HotelReichßhallen" in Chemnitz  , hat im Auftrage des Angeklagten einen Kupon über 40 M. bei einem Bankier gewechselt. Ter Zeuge Linde, Besitzer deS HauseS, in welchem das irschfeld'sche Geschäft lag, hat in der Mordnacht Schreien, ichlagen. Umwerfen von Stühle» ic. gehört, wußte aber nicht, wo dieses Geräusch herkam. Um etwa 2l/i Uhr ist er dann von dem Nachtwächter mit der Mitthetlung von dem Morde geweckt worden. Präs.: Angeklagter, Sie haben bei Ihrer früheren Ver- nehmung vor dem Amtsrichter zugegeben, daß Sie schon mit der Absicht deS Mordes zu Hirschseld hingegangen seien. Heute sagen St« nun, daß Sie ursprünglich wirklich die harmlose Absicht hatten, sich Wäsche zu kaufen und erst bei dem Anblick der Geld- kassctte zu der unseligen That verführt worden seien. Wie reimen Sie diese beiden Aussagen zusammen?Angekl.: Ich habe früher wenig oder gar nichts gesagt. Der Amtsrichter hat mich nur immer gefragt:War es nicht so?" und ick habe immer nur ja gesagt. Präs.: Sie bleiben also bei Ihrer heutigen Dar- stellung? Angekl.: Ja. Amtsrichter Tille, welcher die erste» Vernehmungen mit Wetzel vorgenommen, bekundet, daß derselbe ihm ursprünglich ge- sagt habe, er sei allerdings betheiligt bei der That, jedoch habe er nur Anfpafferdieilst geleistet. ES seien ihrer vier gewesen, welche der Angeklagte auch namhaft machte. Zwei seien vorn in den Laden hineingegangen, er selbst habe hinten vom Hose aus der Blulthat zugesehen, der Vierte habe auf der Straße Auspafferdienste geleistet. Namentlich nannte er auch«inen Mann mit dem Spitznamen grober Karl". Trotzdem der Lokalbefund dieser Darstellung direkt widersprach, blieb der Angeklagte bei derselben. Bei dem an Ort und Stelle abgehaltenen Termine war der Angeklagte doch erschüttert und gestand dann zu, daß er zuerst die Unwahr- heil gesagt habe. Er beschuldigte dann den Kaufmann Kölling der Mttthäterschaft und erst als das Unsinnige auch dieser Ve- chuldlgung nachgewiesen war und der Kriminalinspcklor ». Hnllessem, der hinzugezogen war, weil der Angeklagte auch des Mordes an der Postschaffnersfrau Wende beschuldigt wurde, ihm vorhielt, daß er doch nicht feige sein, sondern seine That auch vertreten solle, bequemte er sich, einzugestehen. daß er den Mord allein verübt habe. Der Zeuge behauptet auch, daß der Angeklagte ihm dann alle Einzelheiten der Mordthat genau niitgetheilt und dabei durch- aus zugegeben Hab», daß er mit Vorsah und Ueberlegung ge-