hielt den angeblichen Hollmann für dringend verdächtig. Er paßte auf, ob nicht jemand auf den Namen Hollmann einen Ueberzieher verkaufen oder versetzen werde. Das geschah bald bei einem Trödler. Nun nahm der Beanite den Verdächtigen fest. AlZ dieser sah, daß es kein Entrinnen niehr gab, räumte er auch ein, daß er der Kauf- mann Hugo Müller sei und die Karte auf den Namen Hollmann in einem gestohlenen Ueberzieher gefunden habe, lieber 50 Paletots, Schirme und Stöcke mit silbernen Krücken habe er entwendet und versetzt. Ei» Bach-Konzert bei freiem Eintritt giebt Herr Musikdirektor Otto Dienet Mittwoch, den 13. März, mittags 12 Uhr, in der Marten, t i r ch e. Fräulein Margarete Pfefferkorn aus Kopenhagen singt die Cantate „Geist und Seele wird venvirret", Fräulein Clara Begas die Echo-Arie aus dem Weihnachts- Oratorium und Herr Paul Bronsch Lieder, sämtlich von Bach. Außerdem wirken mit der Cellist Herr Fritz Groffe, Herr Hans Gentzel und Herr Bruno GeiSlcr._ Ans den Nachbarorte». Neuer Sieg bei den Gemeindewahlen. Bei der Stichwahl zur Gemeindevertretung in Alt-Glienicke wurde unser Partei- genösse Pries mit 61 gegen 32 Stimmen gewählt. Bravo! Das sind die rechten Antivorten auf die Mißgunst, mit der die preußischen Minister das Vordringen unsrer Partei betrachten! Aus der Stadtverordnetcu-Sitzung in Spandau . Auf eine bezügliche Aufrage des Stadtverordneten-Vorstchers erwiderte der Ober-Bürge'r meist er, daß der Präsident des Schwurgerichts wohl nicht gut informiert war, als er in der Verhandlung gegen den früheren Steilerkassen-Buchhaltcr Volntz bei Verkünduug des gegen diesen auf IV« Jahre Gefängnis lautenden Urteils die Zubilligung mildernder Umstände damit begründete, daß V. angeblich ein uu- zureichendes Gehalt bezogen hätte. V. habe vielmehr zuletzt ein Jahrgehalt von 2300 M. bezogen und durch Nebenarbeiten ein weiteres Einkommen von 400 bis 500 M. erzielt. Stadtv. M a g e r s brachte die von dem Eisenbahnminister gelegentlich der Landtags- Debatte über die Eisenbahn- Verhältnisse Spandaus in verschiedenen Beziehungen offenbarte irrige Auffassung zur Sprache? nach kurzer Debatte wird beschlossen, die bestehende Konmiisston mit der Ausarbeitung einer enreuteu Petition, in Ivelcher diese Irrtümer richtig gestellt werden sollen, zu beauftragen. Hier- auf interpellierte Stadtv. Du cksch sSoc.) den Oberbürgermeister, Ivos die Polizeibehörde in Sachen der Arbeiterfamilie Pohl gethan habe, welche seit Montag, den 4. März obdachlos sei, da der Hauswirt ihre Exmission veranlaßt, weil die Miete nicht pränumerando, sondern p o st n u m e r a n d o entrichtet worden ist! Eine Nacht habe die Familie bereits auf der Polizeiwache Zuflucht suchen müssen. Der Oberbürgermeister er- klärte, daß sich die Polizei nach Kräften um eine Wohnung bemühe. Stadtv. R i e g e r(Soc.) kritisierte das Verhalten des Polizei- Inspektors in dieser Angelegenheit, der dem Pohl n n a n f- gefordert geraten habe, bei der Firma David Francke Söhne Arbeit anzunehmen, die eben erst ihre Arbeiter auf das Straßen pfla st er geworfen habe. Bei einer Vorlage betr. Nachbewilligung eines Betrags für Schulzwecke ergiebt sich eine ziem- lich heftige Auseinandersetzung zwischen dem Oberbürgermeister und unsren Genossen R i e g e r und Scholz, da angeblich eine von unsrer Seite vorgebrachte Beschwerde bezüglich der 8. Gemeinde- schule nicht auf Wahrheit beruhen sollte. Stadf. R e i» e ck e. der schon häufig eine solche Feindschaft gegen die organisierte Arbeiter- schaft offenbart hat, daß man ihn wohl als den kleinen Stumm bc- zeichnen könnte, erklärte hierbei, daß unsre Fraktion überhaupt mit„Unwahrheiten* operiere. Genosse Nieger fertigte den Herrn gebührend ab._ Ans dev FvKnrnbomegnttg. Verein der Frane» und Mädchen Schömbergs. Mittwoch, den 13. März, abends 8 Uhr: Wanderversanimlnng im Saale des Herrn Witte, Deutsch- Wilmersdorf, Berlinerftr. 40. Vortrag des Frl. Jmle über:„Die Frau in der Vergangenheit und Gegen« wart". Männer und Frauen haben Zutritt. Auf die Berichtigung deS Herr« Pfarrers Köhler , die in Nr. 59 des„Vorwärts" abgedruckt ist, sehe ich mich genötigt, folgendes zu erwidern: Daß der Herr Pfarrer gesagt hat, ersehe in der Rechtlosigkeit der Frauen einen idealen Zustand, der nicht beseitigt werden dürfe. das steht gar nicht in meinem Bericht. Ich habe vielmehr in meiner Beurteilung der Ausführungen des Herrn Pfarrers gesagt: .. jedoch war aus seiner Rede deutlich zu erkennen, daß er... in der Rechtlosigkeit der Frauen einen idealen Zustand sieht" usw. In diesem Falle werden wohl alle, die den Ausführungen des Herrn Pfarrers Köhler gefolgt sind, mit mir übereinstimmen. Der Herr Pfarrer ist dafür eingetreten, daß den Männern die Bethätigung auf politischem Gebiet vorbehalten bleibe. Er hat die gegenwärtigen Zustände: Das häusliche Glück der politisch rechtlosen Frau mit so poetischem Schwung gepriesen, daß meine Auffassung, er sehe in diesen Verhältnissen einen idealen Zustand, durchaus berech- tigt ist. Was die Aeußerung vom Minnedienst betrifft, so ist auch der darauf bezügliche Satz meines Berichts keine Wiedergabe einer Aus- lasiung des Herrn Pfarrers, sondern eine Beurteilung derselben. Der Sinn dieser Ausführungen des Herrn Pfarrers Köhler konnte gar nicht anders verstanden werden, als daß die dem weiblichen Geschlecht gezollte Verehrung, das ritterliche Eintreten der Männer für die Frauen gewissennaßen ein Ausgleich dafür war. daß die Frauen in öffentlich-rechtlicher Hinsicht eine untergeordnete Stellung einnahmen. Doch das ist ja nur ein nebensächlicher Punkt. Worauf es an- kommt und was ich, den Thatsachen entsprechend, in meinem Bericht zum Ausdruck bringen wollte, ist das: Herr Pfarrer Köhler bedauert zwar die Proletarierfrauen, die durch kapitalistische Ausbeutung ins Elend gestoßen werden, er hat auch nichts dagegen, daß die Frauen über öffentliche Angelegenheiten sprechen, aber den Männern soll es vorbehalten bleiben,»für die bedrängte Unschuld einzutreten". Das heißt also, wenn man die Pastorale Ausdrucksweise in klares Deutsch überträgt: Die Ausübung politischer Rechte ist Sache der Männer, die Frau möge politisch rechtlos bleiben wie bisher. Das ist eine Ansicht, wie man sie von einen, christlichen Pastor nicht anders erwarten kann, und daran ändern Berichligungen über nebensächliche Dinge gar nichts.- G. Reinke. Die Anstellung einer Fabrikinspektoriu für Hamburg haben die Genossinnen von der Hamburger Bürgerschaft in einer Petition gefordert, die in sämtlichen Versammlungen zur einstimmigen An- »ahme gelangte, in denen Genossin Ihrer kürzlich in Hamburg über den Arbeiterinnenschntz sprach. Ein Organ der französischen Socialistiunen erscheint seit dem I.März. ES führt den Titel komme»ocislisto"(Die socialistische Frau) und erscheint unter der Leitung der Genossin Renaud Monat- lich. Die Zeitschrift soll das Ziel verfolgen, das persönliche lvie das Klassenbewnßtfcin der proletarischen Frauen zu entwickeln und die Anfmerksanikcit deS mänulichen Proletariats und der Socialistcn ans die Notwendigkeit zu lenken, die Prolctarierinnen in den Klassenkampf einznbezichcn. Die„ITemmo socialisto" wird ausschließlich im Dienst der Arbeiterklasse stehen. Vevmipchkes- Die Frau mit den Tauscndmarkschcincu. Vor etwa Monats- frist erschien auf einem BrcSlaucr Poslamte eine unbekannte Frau, die am Schalter erklärte, einen Beitrag für die Boeren abgeben zu Ivollen. Auf die Bemerkung des Beamten, er könne nur Gaben fiir die in Ost- asicn kämpfenden Deutschen annehmen, sagte die Frau kurzweg:„Auch gut, eS bleibt sich gleich, für wen das Geld verivendet wird", legte drei Tausendmarkscheine auf daS Schalterbrett und ging davon. Dm selben Tage sprach ans der Redaktion des„Breslauer General- Anzeigers" eine ebenfalls unbekannt gebliebene Frau vor und hinter- legte dort für die Boeren wiederum drei Tausendmarkscheine. Am Freitag nun veröffentlichte das genannte Blatt eine ihm zugegangene mit G. B o t h a linterzeichneie Depesche, worin„die edelmütige Spenderin der 3000 M. in dringender Angelegenheit um Angabe ihrer Adresse gebeten" wird. G. Botha, wie er angiebt, ein Neffe des bekannten Bocrcn-Oberbefehlshabers, gehört zu dem Transvaal - Ausschuß, dessen Mitglieder zur Zeit in öffentlichen Versammlungen für die Sache der Republiken Stimmung machen. Noch weiß man nicht, wer die rätselhafte Gcberin ist, und um der ganzen Sache die Krone aufzusetzen, bringt die„Schles. Ztg." in ihrer Sonnabend- Abendnummer folgende Notiz:»Am 18. v. M. zwischen 3 und 4 Uhr soll eine unbekannte Dame im Flur der Maxklinik zivei armen Frauen(Schwestern), mit denen sie Mitleid empfand, zwei Scheine(Banknoten) geschenkt haben, deren Wert die Frauen gar nicht kannten. Als diese die Scheine in einem Geschäft auf der Sandstraße wechselten, wurde ihnen erst bekannt, daß es Tausend- markscheine seien. Bon der Behörde wird nun geprüft, ob die An- gaben dieser beiden Frauen auf Wahrheit beruhen. Die betreffende Dame(die Spenderin der reichlichen Gabe), wird daher von der Polizei gebeten, im Zimmer 58 des Polizeipräsidiums eine Erklärung abzugeben". In allen drei Fällen handelt es sich zweifellos um ein und dieselbe Persönlichkeit. Von einem Beamten des oben er- wähnten Postamts wird die Frau als»einfach gekleidet, fast ländlich" geschildert. Verkrachtes Bankhaus. Das Bankhaus Albert Holz in Breslau ist gestern vormittag von der Polizei geschlossen worden. Wie die„Brcslnuer Zeitung" erfährt, hat die Staatsanwaltschaft die Geschäftsbücher und Papiere beschlagnahmt. Holz soll aus Breslau verschwunden sein. Ueber ein Eisenbahn-Unglück wird aus Brüssel vom Sonntag berichtet: Gestern abend fuhr infolge eines Verschens bei der Weichenstcllung in der Nähe des Bahnhofs Heule(bei Courtrai ) ein von Roulers kommender Personenzug auf einen Güter- zug auf. Mehrere Personenwagen entglcisten. Der Lokomotivführer und zwei Reisende wurden getötet, eine Anzahl von Passagieren schwer verletzt. Orkan in Nordamerika . Aus New D o r k wird vom Montag berichtet: Gestern und vorgestern wurden die nördlichen und ivcst- lichen Staaten der Union von einem schlveren Sturme heim- gesucht, der die Eisenbahn-Verbindungen sowie den telegraphischen und telephonischen Verlehr störte. In Willspoint(Texas ) kamen acht Personen um; in andren Teilen des Landes sollen gegen 100 obdach- lose Personen ums Leben gekommen sein. WitterungSiibersicht vom U. März 1901, morgenS 8 ttftr. Stationen Twiuciudi Haiiiburg Benin Fraiikf.M. Mülicheii Wien Welter s ä 1* 7610 758 NNO 757 O 752 N 751 SW 759, SSO Zlbedeckt 4 bedeckt 4 bedeckt 4 Regen 3 Regen 4 bedeckt -v! o 1 2 2 3 Stationen Haparanba Petersburg Aberdee» Paris öS n II R- i Wetter 74S Still 764N 753, SW 757|NNffi bedeckt 3 bedeckt Ihlb.bed. 3Schnee SS i° -5 8 8 1 Wctter-Progiiose für Dienstag, de» IS. März 1901. Etwas wärmer, veränderlich, vorwiegend trübe und regnerisch bei ziemlich frischen südöstlichen Winden. Berliner Wctterbureau. 533 Adreßbuch für Berlin und seine Vororte. Wie alljährlich gelangt auch diesmal der Nachtrag zum„Adreßbuch für Berlin und seine Vororte" im Laufe des Monats April zur Ausgabe. Alle seit dem Erscheinen des Jahrgangs 1901 eingetretenen Ver- änderungen sollen in diesem Nachtrag berücksichtigt werden. Zum Zwecke der Erreichung größter Genauigkeit und Vollständigkeit werden alle Betheiligten gebeten. Anmeldungen«-... Nachtrag deS Adreßbuchs möglichst umgehend, spateste«« bis tum 3. April der Redaction des Adreßbuchs, SW., Zimmerstr. 87/41, zugehen zu lassen. Insbesondere beliebe man bis zu diesem Termin Mittheilung zu machen von Geschäfts-Eröffnungen und-Verlegungen, von Wohnungs- und Grundbesitz-Veränderungen, die seit Erscheinen der Haupt-Ausgabe 1901 stattgefunden haben und noch nicht berücksichttgt sind oder zu einem jetzt schon fest- stehenden Termin im laufenden Jahre stattfinden werden. Alle Abnehmer der Haupt-Ausgabe erhalten den Nachttag unentgeltlich. August Seherl» Verantwortlicher Redacteur : Heinrich Ströbel in Berlin . Für dm Inseratenteil verantwortlich: Th. Glocke in Berlin . Druck und Verlag von Max Bading in Berlin .
Einzelbild herunterladen
verfügbare Breiten