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Nr. 68. 18. Jahrgang. 1. Beilage des Vorwärts" Berliner Volksblatt. Donnerstag, 21. März 1901.

Reichstag  .

72. Sigung vom Mittwoch, den 20. März 1901, bormittags 11 Uhr.

Nieberding.

Am Bundesratstische: Graf Posadowsky, b. Goßler, Die dritte Etatsberatung wird beim Etat des St eich 3- amt des Innern fortgesetzt, Abg. Herold( C.) wünscht eine Statistik über die Getreidepreise und die Verschiffungsmengen. Staatssekretär Graf Posadowsky

sammlung der christlichsocialen Partei Ewald unter Nennung Im übrigen, wenn Herr Stöder über diese 18. Januar- Nummer feines Namens das Wort ergriffen und hat so indigniert ist, so beweist uns das nur, daß wir auf dem richtigens sich persönlich mit der Bitte um Schuß an Wege waren.( Lebhafter Beifall b. d. Soc.) Herrn Stöder gewandt. Derselbe wurde ihm auch zu­Abg. Schmidt- Elberfeld( frs. Wp.): Ich kann die Mitteilung des geftanden; als er sich aber offen als Socialdemokrat bekannte, wurde er polizeilich fiftiert. Es ist dies in der schwersten Zeit des Herrn Bebel in bezug auf den Zucker- Brief nur bestätigen- d Socialistengesezes gewesen. Daraus geht hervor, daß Stöcker habe seinen Gewährsmann auch für durchaus glaubwürdig und zweimal mit Ewald zusammengekommen war unter Um wohlunterrichtet, gehalten. ständen, daß jedermann annehmen mußte, der Vorgang feii Abg. Dr. Arendt( Np.): ihm im Gedächtnis geblieben. Durch die Aussage von Ich freue mich, daß Herr Bebel endlich anerkannt hat, das der Tukaner wurde diese Aussage bestätigt. bestätigt. Ewald sollte Tuckerbrief nicht existiere. Er hätte dies nur früher thun müssen. selbst citiert werden, das lehnte aber das Gericht ab, mit( Lachen bei den Socialdemokraten). Trotz des Zeugnisses des Herrn fagt eingehende Prüfung der dankenswerten Anregung zu.- Ich der Begründung, daß durch die bisherigen eidlichen Zengen Schmidt- Elberfeld kann ich ihm den Vorwurf der Leichtfertig. muß noch auf eine frühere Behauptung des Herrn Abg. Bebel zurück- aussagen der Beweis erbracht sei, daß der Zenge Störfer feit nicht ersparen. Er hätte am 13. März 1896 sagen müssen, daß tommen. Er hat dem Architekten Profeffor Hoffader, der dem Reichs- zweimal mit Ewald in persönliche Berührung getreten ist. er seine Angaben von einem Gewährsmann habe, er hat fie kommissar auf der Bariser Weltausstellung beigegeben war, den Vorwurf Daher konnte ein Zeuge erklären, daß Herr Stöcker des Mein aber einfach als Thatfache hingestellt. Lediglich auf Grund dieser gemacht, daß derselbe nebenbei Privatarbeiten für Aussteller über- eids dringend verdächtig sei. Der Staatsanwalt fagte in Anschuldigung ist die Disciplinaruntersuchung gegen Peters angestrengt. Uebrigens fannte Herr Kolonialdirektor Kaiser Herrn Tucker und nommen habe. Die Thatsache ist richtig. Herr Hoffacker ist Privatarchitekt. seinem Plaidoyer: Die Aussage des Herrn Stöcker ist falsch: eg giebt aber solche   Eide, hätte damals anführen müssen, daß er den Bischof ein Jahr vorher ge­Durch den Auftrag des Reichs wurde er für 4 Jahre lang seiner Privat- zweifellos welche nicht strafbar sind, und dazu gesprochen habe, ohne daß dieser von der ganzen Angelegenheit ein Wort praxis entzogen. Hätte er jede Beziehung mit dem Publikum ab= hört dieser. Der Staatsanwalt' giebt also zu, daß erwähnte. Eine solche Erklärung des ja unterdeß verstorbenen Kolonial­gebrochen, so hätte er eine Vermögensschädigung erlitten, die ihm Stöder eine falsche Angabe gemacht und sie beschworen hat, und direktor Kaiser hätte damals sicher großes Aufsehen erregt. Im durch einen Reichsfonds nicht zu ersetzen gewesen wäre. Auch mußte uns daran liegen, unsrer Ausstellung ein möglichst einheitliches nach§ 56 wird, wer fahrlässig ein falsches Zeugnis mit einem Eid übrigen liegt in solchen Anschuldigungen der socialdemokratischen bekräftigt, mit Gefängnis bis zu einem Jahr bestraft. Wie hat Bartei System( Lachen bei den Socialdemokraten) und es war Bild zu geben und die private Thätigkeit des Herrn Hoffacker schließlich der Gerichtshof geurteilt: Er gab zu, daß man auf deshalb wertvoll festzustellen, wie solche Anschuldigungen entstehen. bat unsrer Ausstellung nicht geschadet, sondern erheblich genugt. Grund der Aussage des Herrn Stöcker die Auffaffung haben Auf die einfache Mitteilung irgend eines Herrn werden schwere Die Behauptung, daß diejenigen Aussteller, die Herrn Hoffacker Privataufträge gegeben hätten, bessere Bläge müßte, daß der Zeuge fich bewußt mit der Wahrheit in Antlagen erhoben, ohne daß man eine vorherige Prüfung der Sein ganzes Auftreten könnte nur als uns Mitteilung für nötig hält. So ist auch Herr Bebel vorgegangen, und halten hätten, als die andern, ist unrichtig, und dieser dent- Konflikt gesetzt habe. bar schwerste Vorwurf fällt in sich zusammen. Herr Hoffader hat vorsichtig und zum mindesten sehr leichtfertig bezeichnet werden. Wenn das fann er nicht von sich abschütteln. die Aufträge erst erhalten, nachdem die Verteilung der Plätze bereits damals Herrn Stöcker nachgewiesen wurde, so wäre er unrettbar einem Socialdemokraten dasselbe nachgewiesen wäre, was Abg. Ledebour( Soc.): Nachdem der Abg. Bebel ausdrücklich erklärt hat, daß er bezüg erfolgt war, und diese Verteilung ist nicht von Herrn Hoffacker, wegen Meineids angeklagt und verurteilt worden.( Sehr lich des Vorhandenseins des Tucker- Briefs irregeführt worden ist, sondern vom Reichskommissar vollzogen worden. richtig! bei den Socialdemokraten.) Herr Stöder ist damals vor fönnen die weiteren Anzapfungen des Abg. Arendt weiter feinen dem Zuchthaus nur bewahrt worden, weil er ein Hof- Zweck haben, als das Vorgehen Bebels zu diskreditieren. prediger war. Darauf deutet auch das Vorgehen des Abg. Arendt hin, daß er die

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Abg. Gamp( Rp.) schließt sich der Anregung des Abgeordneten Herold an. modinin Bu halAbg. Bebel( Soc.);

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Wie es mit den Vertrauensleuten des Herrn Stöcker aussieht, Sache verallgemeinert und unsrer Partei ganz allgemein den Vor­Was die Angelegenheit des Herrn Architekten Hoffacer anlangt, geht daraus hervor, daß unter andrem in jenem Brozeßwurf macht, sie bringe leichtfertig Anschuldigungen vor, ohne ihre so bin ich der Meinung, daß, wenn das Reich einen solchen Herrn festgestellt wurde, daß er einen Schreiber Mühlenberg Grundlage zu prüfen. Daß im übrigen Bebels Vorgehen gerecht­engagiert, um die ganze Sache zu leiten, die Honorierung aller beschäftigte, der wegen Unterschlagung und wissentlich falscher An- fertigt war, geht ja aus dem Resultat der gerichtlichen Verhandlungen dings eine so auskömmliche sein muß, daß der Betreffende nicht schuldigung bestraft war, und als Redacteur des christlich- socialen hervor. Diese Verhandlungen wären sicher nicht angestellt worden, gezwungen ist, gleichzeitig Privatarbeiten zu übernehmen. Ich Wochenblatts einen Mann angestellt hatte, der wegen Unterschlagung wenn die Verhältniffe nicht im Reichstag zur Sprache gebracht worden tomme nunmehr zu Herrn Stöcker. Seine vehementen Angriffe von Mündelgeldern bestraft war. Die Vergehen dieser beiden Leute wären. In dieser Hinsicht war die That Bebels eine große patriotische bom gestrigen Tage nötigten mich selbstverständlich, das kannte Herr Stöcker, und er trug tein Bedenken, sie anzustellen, ob- That.( Lachen rechts.) Wort zur Abwehr zu ergreifen. Er hat es gestern wieder gleich er kurz vorher in einer Voltsversammlung erklärt hatte, in Herr Stöcker hat uns den englischen Socialisten Sanders fo gemacht, wie gewöhnlich. Er erscheint nach wochen der Preffe dürften mir moralisch intatte Menschen angestellt werden. als ein großes Vorbild für uns hingestellt, weil er vom Socialismus  Tanger Abwesenheit, wie eine Art   Meteor, hat sich in der( Hört! hört! bei den Socialdemokraten.) Dies Berhalten des zur ethischen Bewegung übergegangen ist. An demselben Tage, wo Zwischenzeit sein Anklagematerial gesammelt, giebt dasselbe zum Herrn Stöder beweist zur Genüge, daß wenn jemand, so er, keine Herr Stöder hier im Hause gesprochen hatte, tam ich abends in besten und jetzt, wo er unbedingt auf eine Antwort von unsrer Seite Beranlassung hat, mit Steinen aus dem Glashause zu werfen. einer Privatgesellschaft mit Herrn Sanders zusammen und rechnen mußte, ist er wieder nicht zur Stelle. Zunächst hat Herr Was nun den Scheiterhaufenbrief anlangt, so hat der teilte ihm mit, was Herr Stöcker ausgeführt hatte. Herr Stöcker in Bezug auf den Tuckerbrief erklärt, daß er Schwindel sei, Vorwärts" den Brief veröffentlicht, weil ein bedeutendes politisches Sanders sagte: Wie kann man solchen Unsinn sagen. Herr nicht von meiner Seite, sondern von jener Seite aus, die mir be- und öffentliches Interesse vorlag. Ist dies der Fall, so haben wir Sanders hatte dann später mit Herrn Singer in Gegenwart ver­richtet hatte. Nun ist es ja richtig: Ich habe die Ueberzeugung die Pflicht dazu. Genau so würden Sie( nach rechts) handeln, wenn schiedener andrer Personen eine Unterredung, in der er ihm seine erlangt, daß der Zuckerbrief nicht existiert, und daß Sie derartige Briefe von uns in die Hände bekämen. Gestern hat Ansichten auseinandersetzte, und ich kann Ihnen bestätigen, daß das, ich, wie man zu sagen pflegt mit dent Zuderbrief Herr Stöder den Scheiterhaufenbrief als möglichst harmlos hin- was Herr Singer dann hier mitteilte, vollkommen den Mitteilungen bereingefallen bin.( hört! hört! rechts.) Das gebe ich ja zu. gestellt und sich auf einen Bruder des Herrn v. Thielmann be entspricht, die Herr Sanders ihm gemacht hatte. Nun kommt Herr ( Ruf rechts: Endlich!) Als Herr Brandt vor einiger Zeit hier die rufen, der diesen Brief als patriotische That bezeichnet hatte. Stöder abermals und sucht Singers Ausführungen zu entkräften, Erklärung abgab, seine Mitteilung, daß Tucker damals gestorben sei, Damals war man in den Kreisen der konservativen Partei indem er auf einen Artikel Försters aus ber Socialen fei unrichtig, es sei ein Brief von 1896 im Auswärtigen   Amt von über jenen Brief doch ganz, andrer Meinung, und die Veröffent- Praxis" hinweist. Selbst wenn Herr Stöder recht hätte ihm vorhanden, habe ich sofort an das Auswärtige Amt ge- lichung des Scheiterhaufenbriefs hat wesentlich dazu beigetragen, daß mit seiner Auffassung der Ansichten des Herrn Sanders, schrieben und von dort in liebenswürdigster Weise die furze Zeit darauf Herr Stöcker in der konservativen Partei unmög- so würde das es noch nicht rechtfertigen, ihn uns als Vorbild hin Auskunft erhalten, daß der Brief in der That der That existiere. lich wurde. Der Brief war an den damaligen Freund des Herrn zustellen. Was hat denn Herr Sanders überhaupt ausgesprochen. Daß ich nicht leichtfertig verfahren bin, dafür kann ich Stöcker, Freiherrn v. Hammerstein gerichtet. Es handelte sich, turz Er und sein Lehrer John Burns waren Socialreformer und kamen Ihnen Herrn Abgeordneten Schmidt- Elberfeld als Zengen anführen. gesagt, um Einfädelung einer Intrigue, um Bismard bei Kaiser schließlich zu der Erkenntnis, daß die Socialreform nicht genügte. Es war mir selbst ganz aus dem Gedächtnis gekommen, daß damals Wilhelm in Mißkredit zu bringen und ihn zu stürzen. Zum Beweis Herr Sanders, der damals die deutsche Socialdemokratie nicht bei Gelegenheit der Peters- Affaire mir mein Gewährsmann die be- dafür möchte ich nur wenige Zeilen verlen: Die Judenfrage, die tannte, glaubte, durch Eintreten in die ethische Bewegung günstig auf bei Gelegenheit der Peters- Affaire mir mein Gewährsmann die be- dafür möchte ich nur wenige Beilen   verlen treffenden Mitteilungen in Gegenwart des Herrn Schmidt- Elberfeld Harnat- Angelegenheit und die Reichstagswahl im 6. Wahlkreis muß man, die Arbeitermassen in England einwirken zu können. Dann tam er machte. Er wird bezeugen, daß mein Gewährsmann ein hoch ohne Bismard zu nennen, in allerschärffter Weise benutzen, um dem nach   Deutschland, beschäftigte sich mit den deutschen Verhältnissen angesehener Mann ist, dem ich volles Vertrauen zu schenken Kaiser den Eindruck zu machen, daß er in diesen Angelegenheiten und mit der   deutschen Partei der Socialdemokratie und da alle Ursache hatte. Jeder Mann in diesem Hause hätte nicht gut beraten ist und muß ihm den Schluß auf Bismard über- tam er auf Grund genauer Kenntnis derselben zu der Ueber­alt der Richtigkeit der Angaben dieses Herrn nicht ge- laffen."( Hört! hört! bei den Socialdemokraten.) Eine perfidere zeugung, daß die Ziele, die er vorübergehend geglaubt hatte niit zweifelt. Andrerseits ist es doch bekannt, daß es keinen und niederträchtigere Art der Intrigue als diese ist kaum denkbar. der reinen ethischen Bewegung zu erreichen, verwirklicht Menschen im Reichstage giebt, dem so oft Unrichtigkeiten nach­werden durch die Socialdemokratie   Deutschlands, gewiesen sind, als Herrn Stöder( Unruhe rechts), ohne daß er sich auf Gewährsmänner. berufen hätte, und wenn er sich darauf berufen die gleichzeitig bobe ethische, ideale Biele mit prattischer Thätigkeit vereinigt. hat, so ist er häufig genug hereingefallen. Im Jahre 1881 stellte er Behauptungen auf über Wahlbeeinflussungen, die seitens der   Berliner Kommunalbehörden verübt worden seien. Damals erklärte der Abgeordnete Ludwig   Löwe, Herr Stöcker hat mit seiner bekannten Wahrheitsliebe( Unruhe rechts) behauptet, daß ich oder die hiesige Kommunalverwaltung eine unerhörte Wahl beeinflussung ausgeübt habe gelegentlich meiner Wahl. Es befindet sich seit gestern der Bericht der Wahlprüfungs- Kommission in den Händen auch des Abgeordneten Stöcker, in dem diese Behauptung für eine unwahrheit erklärt wird."( hört! hört! bei den Social demokraten.) Noch eine Reihe von weiteren Vorgängen beleuchtet die Wahrheitsliebe des Herrn Hofpredigers a. D.... Präfident Graf Ballestrem: Ich bitte Sie, den Abgeordneten nicht mit dem Titel zu bezeichnen, den er außerhalb des Hauses

führt.

Vizepräsident Büfing: Herr Abgeordneter, die legte Aeußerung gegenüber einem andern Abgeordneten entsprach nicht der Ordnung des Hauses. Ich rufe Sie deshalb zur Ordmung!

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Nun hat Herr Stöder im Zusammenhang mit diesen Aus­Abg. Bebel( fortfahrend): Wenn Herr Stöcker diesem Briefe führungen geglaubt, uns allgemein moralische Vorlesungen halten zu gegenüber die Stirn hat, behaupten zu wollen, er bedeute eine fönnen, daß unsre ganze agitatorische Thätigkeit unmoralisch fei. patriotische That, dann ist dies das stärtste, was er je geleistet hat. Das ist ein ganz unberechtigter Vorwurf. Auf Grund der öffent Herr Stöcker ist dann weiter auf unfre Stellung zu dem kaiserlichen Grlaß lichen Moral treten wir ein für die   Polen, wenden wir uns vom 4. Februar 1890 eingegangen. Er hat unser Verfahren im höchsten gegen die Ausnahmegesetze in Elfaß-   Lothringen. Aus Gründen Gerade unpatriotisch, arbeiterschädigend usw. genannt. Wir haben der öffentlichen Moral haben wir erklärt gegen an den Februar Erlassen das auszuseßen, daß sie bis heute die Maßregelung der Landräte, wir obwohl wiffen, ein Stück   Papier geblieben sind. Alle schönen und glänzenden daß Herr Stöcker und seine Freunde niemals and Gründen der Versprechungen, die in ihnen enthalten waren, sind nicht veröffentlichen Moral gegen die Regierung auftreten werden. wirklicht worden. Insbesondere sind die Staatsbetriebe heute wir sind gerade die hervorragendsten Vertreter der öffentlichen alles weniger als Musteranstalten. Von der Umsturz vorlage, Moral in   Deutschland. Gerade die Arbeitervertreter find es, die vom 8uchthausgese wird kein Mensch behaupten wollen, mehr als die bürgerlichen Parteien die öffentliche Moral verwirklichen daß fie mit jenen Versprechungen in den Februar Erlassen und respektieren. Und da wirft man uns vor, daß wir die öffentliche in Einklang zu bringen wäre.( Sehr richtig bei den Social- Moral ruinieren! Herr Stöcker ist dazu am allerwenigsten berufen. demokraten.) Herr Stöcker hat dann die Schale seines Zorns aus Er liefert durch seine heutige Abwesenheit wieder den Beweis, wie Abg. Bebel( fortfahrend): In dem Prozeß Stöder- Becker( Rufe gegossen über den Vorwärts" vom 18. Januar. Diese mangelhaft feine politische Moralist. Gestern hat er rechts: Die alte Geschichte!), einem Beleidigungsprozeß. hat ein Artikel hatten den Zweck, den Dythiramben der bürger- uns in der schroffsten Weise provoziert. Als ich äußerte, daß wir Superintendent als Zeuge unter seinem Eide ausgesagt, daß es ihn lichen Presse entgegenzutreten und gegenüber diesem Byzan- erst heute darauf antworten wollten wegen der vorgerückten Zeit, auf das höchste empört habe, wie Herr Stöcker in einem Fall, statt tinismus die Thatsachen darzustellen, wie sie wirklich vor der da sagte mir ein erfahrener Mann: Ja, verlassen Sie sich auf Herrn zuzugeben, daß er sich getäuscht habe, die Bedeutung seiner Worte Geschichte dastehen. Herr Stöcker hat bestritten, daß insbesondere Stöcker, der wird es so machen wie immer und wird einfach zu nach seinem Geschmad umzumodeln suche. So urteilt ein Amtsbruder der erste große Artikel derartige historische Thatsachen enthalte. Dieser Hause bleiben". Nachdem er die schärfsten und unerhörtesten Angriffe über die Wahrheitsliebe des Herrn Stöcker.( Hört, hört! bei den Social- Artikel ist von einem Mann geschrieben, der intimere und genauere gemacht hat, berduftet er einfach wie das bekannte Tier, das eine demokraten.) In einem weiteren Fall hat Herr Stöcker bestritten, eine Kenntnis der preußischen Geschichte besitzt, wie die gesamten Wolte übelriechenden Staubs ausstößt und dann verschwindet.( Sehr antisemitische Betition unterzeichnet zu haben, während ihm nach Herren da drüben, und der seine Kenntnisse durch Quellen- gut! bei den Socialdemokraten.) Herr Stöcker hat noch einen andren gewiesen wurde, daß er einzelne Exemplare dieser Betition thatsächlich studium geschöpft hat. Wenn auf Grund dieser Quellen Beweis für den unglaublichen Tiefstand seiner öffentlichen unterschrieben habe. Im Abgeordnetenhause hat der Abg. Parrisius studien das Licht, das auf den ersten preußischen König fiel, so un- Moral-- darüber bemerkt: Herr Stöder wird nicht als wahrheitsliebender günstig war, so mag das ja das patriotische Gefühl des Herrn Präsident Graf Ballestrem: Herr Abgeordneter, Sie dürfen Mann aus dieser Diskussion hervorgehen.( hört! hört! bei den Stöder in höchstem Grade erregen, fann uns dadurch aber nicht einem andren Abgeordneten nicht einen unglaublichen Tiefstand der Socialdemokraten. Nebner blättert in seinen Notizen. Nufe rechts: abhalten, von der historischen Wahrheit abzugehen. öffentlichen Moral vorwerfen. Das verstößt gegen die Ordnung des Er hat den Tert verloren!) Herr Stöcker hat sich insbesondre entrüstet über einen Abschnitt, der die Hauses. Abg.   Ledebour( fortfahrend): Herr Stöder hat über die Januar Berliner Akademie als ein Berrbild der Pariser Akademie hinstellt, und er hat dieses Urteil auf die Gegenwart bezogen. Das ist wohl artifel des Vorwärts" gesprochen. Aber nicht über die schandbaren eine feiner Behauptungen, wo er aus dem Vorderjab Folgerungen Vorgänge im preußischen Königshause, die der Artikel brandmarkt, zieht, die der Schreiber garnicht gewollt hat. Der Schreiber des entrüstet sich Herr Stöcker, sondern Herr Stöcker, sondern darüber, daß Herr Artikels spricht garnicht von der gegenwärtigen Zeit, sondern er v. Pöllnitz fie ausgeplaudert hat.   Tacitus wurde allerdings als Abg. Bebel( fortfahrend): Ein Amtsbruder des Herrn Stöder bespricht die Gründe, aus denen der erste König von Preußen die der großartigste Historiker gepriesen, weil er die Schandthaten der hat ihn als Mann mit der Doppelzunge, für den Ja und Nein Akademie ins Leben rief. Ein Beweis dafür, wie recht er hat, ist römischen Kaiser schonungslos aufdeckte, und auch wir faffen die­dasselbe sei und der stets eine Rechtfertigung zur Hand habe, be- ja schon die Thatsache, daß die ganze Stiftung für die Atademie jenigen Männer, die rücksichtslos die Wahrheit sagen, als die zeichnet. nur die Kleinigkeit von 7000 Thalern betrug. Das beweist klar, bedeutendsten Geschichtsschreiber auf. Ich habe bisher geglaubt, daß Ich komme nun zur Affaire Ewald. Der Vorgang liegt daß die Akademie mir zum Schein ins Leben gerufen werden sollte. der schwerste Vorwurf, der gegen einen protestantischen Theologen Solveit zuriid, daß ich mir das Material näher angesehen habe. Die ganzen Weiter enthielt die Nummer des Vorwärts" lange Auszüge aus erhoben werden könne, der sei, daß er die Bigamie des Landgrafen Ausführungen, die gestern Herr Stöder in Bezug auf den Fall gemacht Schloffers Weltgeschichte", und Schloffer war doch ficher ein durchaus Philipp von   Hessen verteidigt. Herr Stöder verteidigt aber hat, find vollständig unrichtig. Der Fall hat sich keineswegs so loyaler und glaubwürdiger Mann. Wir haben die Verpflichtung, die sogar das platonische Verhältnis Friedrichs I. zur harmlos abgespielt, wie Herr Stöder es gestern beliebte darzustellen, historische Wahrheit in die weitesten Streife zu tragen gegenüber dem Be- Gräfin Wartenberg, diese fraßenhafte Nachahmung, wo der König sondern er nahm vor Gericht einen Verlauf, der für Herrn Stöckers mühen der größten Mehrzahl der Historiker, die jeden Fürften ge- nicht in der Lage war, sein Vorbild in praxi nachzuahmen. Wahrheitsliebe im höchsten Grade tompromittierend war. Am wissermaßen zu einem Uebermenschen, zu einem Ansbund von( Heiterkeit links.) Daß Herr Stöcker, er, ein Theologe, es fertig ge­24. Sammar 1885 bat herr Stöder gegenüber dem Zeugen Tugend und geistiger Bedeutung hinstellen. Da müssen wir bracht hat, dieses Verhältnis von diesent grenzenlos unsauberen Berding ausgejagt: Ich sehe Herrn Ewald hente zum mit der Fackel der Wahrheit hineinleuchten. Ich bin im höchsten und rohen Weibe zu einem preußischen König zu verteidigen, ist auch ein Beweis für die Moral des Herrn Das ist durch Protokoll festgestellt. Der Vor- Grade erstaunt, daß Herr Stöder sich nicht gegen die Stelle in der das erstenmale. fall aber, der beweist, daß Herr Stöcker den Ewald doch 18. Januar- Nummer des Vorwärts" ausgesprochen hat, wo eine Stöder. Ich fafie es übrigens nur humoristisch auf, wenn Herr gekannt hat, hat sich folgendermaßen zugetragen. Es war Reihe von Aeußerungen des alten Frizz z. B. über die Geistlichkeit, über Stöcker uns derartige Moralpredigten hält. Wir werden an unfrem Bersammlung einberufen worden von einem Parteigenoffen von mir, Monarchentum, über Charakter der Majestätsbeleidigung enthalten find. revolutionären Jdealismus festhalten, ich sowohl, als unsre ganze zu welcher die Herren Eugen   Richter und Stöcker geladen waren. Das ist zum Teil das stärkste, was überhaupt an Urteil über diese Partei. Dieser unser revolutionärer Idealismus bewahrt uns davor, Herr Stöder erschien, und als er auf das Podium trat, ging er Institution gesagt worden ist. Wenn heute jemand z. B. daß wir in eine Interessenpolitit hineinsinten, wie fofort auf Ewald zu und hat ihn laut und deutlich auf Ehre diese Aeußerungen des alten Frik als seine eigne Meing fie sich jest in geradezu schmachvoller Weise bei und Gewissen gefragt, ob ein Vorwurf berechtigt oder un- veröffentlichen würde, so würde er ohne weiteres wegen dem von der Rechten betriebenen Brotwucher berechtigt war. Ferner hat in der Tonhalle in einer Ber- I Majestätsbeleidigung verurteilt werden. zeigt.( Lebhafter Beifall bei den Socialdemokraten.)

Bräf. Graf Ballestrem: Ich bitte die Zwischenrufe zu unter­Lassen. Ich habe gestern darum jene Seite ersucht, heute ersuche ich darum diese Seite. Das hält nur die Verhandlungen auf, denen es doch sehr not thut, daß sie beschleunigt werden.

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