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ihm gegenüber fa st gänzlich Iv ehrlos. Dieses Volk, welches eine dreimal schwerere Last des MiiitärdiensteS trägt,.als die be- sitzenden Klassen, hat aber ein dreimal schlechteres Wählrecht Wenn ivir den Schutz gegen die Ausartungen des Militarismus und gegen die Folgen des a.ll genr einen Volksdrills in den Kasernen fordern j o h a b e n wir das g ü n st i g st e und lv i r k s a m st e Mittel dazu in dem allgemeinen und gleichen Wahlrecht, in der Verantlvortlichkeit vor dem Volk, das in dem Parlament wirklich und gerecht vertreten lvird. Gegen den allgemeinen Drill fordern wir allgemeine und gleiche Bürger- rechte. Da ivir diese noch nicht bekommen haben, da wir gegen den Militarismus auftreten müssen, so'werden wir auch gegen die Bewilligung der Rekruten stimmen. Daraus geht wohl für jedermann ganz deutlich hervor, dah DaSzynski   weit davon entfernt war, Volksrechte und Militarismus überhaupt zu verknüpfen. Er hat bloß das allgemeine Wahlrecht als den Schutz vor den ,A u- a r t u n g e u des Militaris- nr n s c r 1 1 ä r t, die Gründe, weshalb die Socialdcmokraten gegen den SocialiSmus sind, um den verstärkt, datz in Oestreich mangels eines demokratischen Wahlrecht? nicht eimnal seine Aus- artungen verhütet oder kontrolliert werden können. Rcickistagsarbeitcn nach Ostern. Die bisherige Arbeit dcS Reichstags hat m der Hauptsache in der Fertigstellung des Etats und der China  -Vorlagen bestanden. Die sonstigen wichtigeren Vor- lagen waren an.Äonnuissiouen verwiesen und sind nach eingehender Beratung zum größten Teile durchbcraten worden. Die Konunissions- berichte über dös Urheber- und Verlagsrecht, der Gesetz- entwurf, betreffend die privaten Versich er ungS-Unter- nehmungen, die Iuslizreform-Anträg e in der VIII. Kommission. die Initiativanträge, berr. die Revision des Ge Werbegerichts- gcsetzes, sind teils festgestellt, teils schon erschienen. In denKom Missionen sind noch verblieben das S ch a u m w e i n st e u e r- G e s e tz, die Novelle zum W e i n g c s e tz, die S e e m a n n s o r d n u n g mit den Nebengesetzcn, die C c n t r u m S a n t r ä g e betr. die Freiheit der Rcligionsübnng und die Äenderung des Artikel 32 der Verfassung(St nwesenheitsgelders, sowie der Antrag Kliurkowström, betreffend die F r a ch t t a r i f e im deutsch  - russischen Handelsverträge. Dem Reichstage bleibt dem- nach nach Ostern noch genug Slrbeit übrig, abgesehen vom Zoll tarif, von dem es noch unsicher ist, wann er an den Reichstag kommen kann._ Gegen den Brotwucher hat auch der Gcmcinderat yon Göppingen   eine Resolution gegen 5 Stimmen angenommen, llntcr den mit Nein Stimmenden befindet sich auch der frühere volksparteiliche Neichstags-Slbgeordnete Speiser der als Fabrikant landwirtschaftlicher Maschinen den Agrariern damit offenbar eine Konzesston gemacht hat. Auf den Rathäusern in Cannstadt und Eßlingen   wird die Frage nächstens ebenfalls zur Beratung koinmen. Der socialdem akratische Landcsvorstand hat ein gegen die agrarische Handelspolitik und die Brotverteuerung ge richtetes Flugblatt herstellen lasse», das an den zwei nächsten Sonn tagen im ganzen Land zur Verteilung kommen wird. Die Slgitation in Prote st Versammlungen nimmt in Württemberg   ihren Fortgang. Jeden Sonnabend und Sonntag findet eine größere Anzahl von Versammlungen statt. Die Konservativen und Stöcker. Daß dem Storker am Mittwoch in, Reichstag   niemand von seinen konservativen Freunden zu Hilfe eilte, verdrießt denReichsboten" stark. Während die Konservative Korrespondenz" Stöcker unzweideutig rüffelt, weil er die Socialdemokratic durch seine Augriffe provoziert habeden Gefallen, eine allgemeine Socialistendebnttc zu ermöglichen, sollte man den Socialdemokraten nicht thun", klagt das parteiamtliche Organ, beschwert sich derReichsbote", der ja neulich auch treu zu seinem Sauden hielt, über die Feigheit der Konservativen: Stöckcr ist zwar Manns genug, sich selbst zu verteidigen, aber es wäre doch erfreulich gewesen, wenn sich g e st e r n auch hier und da noch ein andrer Abgeordneter erhoben hätte: denn das ist doch gewiß, daß Stöckcr alle diese Angriffe und Verfolgungen hat erdulden müssen, Weiler es gewagt hat, in der Oeffcntlichkeit der Socialdemokratic und dem Uebermut des Judentums, wie es namentlich in den siebziger Jahren in der Presse sein Wesen trieb, entgegenzutreten, was die meisten andren auch thun, aber nur unter vicrAugcn und im Kreise der Bekannte». Die Vertreter der positiven Parteien hätten sich bei dc» Angriffe» ans Stöcker sagen können: Uw res agitur(es handelt sich um Deine eigneMngelegenheit)." Mit dieser Beschwerde hat der frommeReichsbote" gewiß recht; denn der edle Stöcker vertritt in der That die Sache der Konservativen, die ihn so treulos im Stich lasse». Aber das Blatt beweist denn doch selber, daß es in der That sehr schwer ist. Stöckcr zn verteidigen. Wenigstens erledigt das Blatt dies» Slufgabe in so ulkig-naiver Weise, in einen, solchen hilflosen Biedermeiertou, daß der Artikel direkt auf dem Ueberbrettl mimisch dargestellt werden könnte. Zunächst kanzelt es die Socialdemokraten ab, weil sie nicht auf das Er- scheinen Stöckers gewartet hätten: Gestern nun fielen die beiden Dioskuren Bebel und Singer wie Wilde sie mußte» wiederholt zur Ordnung gerufen werden über Stöcker her, obgleich derselbe noch gar nicht im Reichstage anwesend war, und hatten auch noch die Stirn, ihm es zu vcr- Übeln, daß er noch nicht erschienen war, obgleich eS ihre Sache gewesen wäre, mit ihren Angriffen zu warten, bis er da war; denn(?) er'erschien, als sie noch nicht mit ihren Rede» fertig waren." Ein pracktvoller Humor! Nur wäre der schwere Vorwurf besser gegen den Präsidenten erhoben worden, der doch mit �er Eröffnung der Sitzung hätte warte» müssen, bis es dem Abg. Stöcker beliebt hätte, zu erscheinen. Offenbar ist Herr Stöcker noch aus seiner Predigerzeit her gewöhnt, daß sein Publikum geduldig wartete, bis es ih»,. dem Erhabenen, beliebte zu erscheinen, und überträgt diesen verjährten Anspruch nun auf das Parlament. Die Social- dcmokraten hätten gewiß gern gewartet, um dem Hosprediger a. D. ihre Reden ins Gesicht zu sagen, nur fürchten wir. hätten unsre Genossen da lange warten können! Stöcker grollte den Social- demokraten offenbar deshalb, weil sie immer noch z u lange auf ihn gewartet dabei,;de>, n er erschien, als sie noch nicht mit ihren Reden fertig waren." In diesem Zusimnnenhang bekommt das sonst Unverständlichedenn" de-Reichsboten" einen Sinn. Des weiteren nennt derReichsbote" in Bezug auf den Becker- Prozeß Stöcker einenwehr- d. h. verteidigungslosen Zeugen". Der arme Stöcker! Und endlicki möchte derReichsbote" gern behaupten können, daß der gute ahnungslose Stöcker trotz seines intinren Um- gangs mit Herrn v. Hammerstein n ichts von dem Lebenswandel seines Freunds gewußt habe: Ebenso wird cS auch mit der Bekanntschaft StöckerS mit v. Hammerstein gemacht, obgleich man weiß, daß tausend andre Menschen mit diesem Man» verkehrt haben, weil sie nichts von seinen, Verbrechen wußten.... Herr v. Haininer- stein zeigte sicb lange Jahre in einem sehr günstigen Licht, so daß jeder Ehrenmann mit ihn, verkehren und ihm Vertrauen . schenken konnte. Es ist doch eine Gehässigkeit und Un wahrhaftig- keit sondergleichen, wenn man alle diese Leute unter den Schatten der Verbrechen stellt, welche jene Personen begangen hatten, ohne daß die, welche mit ihnen verkehrten, eine Ahnung davon hatten. Wie viele anständige, ehrenhafte Männer haben vorher Herrn von Hammerstein als Freund begrüßt." Man sieht, in diesen ausgetüftelten Sätzen wird nicht direkt behauptet, daß gerade Stöcker' habe nichts von den Verfehlungen seines Freundes' gewußt, aber soll doch der Anschein erweckt werden, als ob dem so sei. Man hielt zu dieser StaatSstütze auch dann noch und wagten ihn offen im Reichstag entrüstet zu verteidigen, als die Affaire bereits in die Presse gelangt war. Es ist ja bekannt, daß ein derKreuz-Zeitung  " sehr nahe stehender Konservativer, als der Skandal immer schlimmer wurde, einen demokratischen Journalisten benutztes um den Fall Hammerstein in die Oeffcntlichkeit zu bringen. Aus diese Weise suchte die Partei endlich sich des unbequemen Manns zu entledigen. Ein erkrankter Minister Aus Stuttgart   wird uns geschrieben Ministerpräsident und Kriegsminister Freiherr Schott von Schottenstein hat einen Urlaub angetreten, aus dem er nicht mehr in sein Doppelamt zurückkehren dürfte. Als Ursache wird im Staats-Anzeiger" eine Krankheit angegeben. Die Krankheit soll jedoch in privaten Angelegenheiten des Ministers bestehen. Mit der Versehung der Funktionen des Ministerpräsidenten ist der Justizminister Breitling beaustragt, die Geschäfte des Kricgsministeriuins ver- sieht interimistisch ein höherer Offizier. Die Schottensteinsche Präsidentschaft hat sonach nicht lange vorgehalten. BuS Baden ausgewiesen wurde wegen Verdachts der Be teilignng an anarchistischen Umtrieben der Bergmann Daniel Fon'driest aus ÄleS in Tprol. Das gleiche Schicksal wurde über ihn in E l s a tz- L o t h r i n g e n verhängt. Von der Anwesenheit diesesschrecklichen" Menschen in Baden  , bemerkt zu dieser Nachricht derKarlsruher Volksfreund", hat man bisher gar nichts gewußt. Oder schwebten wir in fürchterlicher Gefahr,' ohne daß wir auch nur eine Ahnung hatten? Wie weise ist doch die hohe Polizei, da sie Tag und Nacht uns beschützt und bewacht. Man druff? DiePost" giebt folgende Parole aus: Kein Paktieren", nur rücksichtslose Bckänchfung der Social- demoftatie und ihrer Hctzgenossen in der bürgerlichen Demokratie kann zn einem guten Ende führen und das' rapide Sinken des parlamentarischen Niveaus aufhalten, das naturgemäß zunehmen muß, je mehr das wüste Treiben bei der Wahlagitation feiner organisierte Naturen von der MandatSbewer- du» g a b s ch r e ck t." DiePost" beleidigt ihren Chef, nachdem er gestorben; denn bekanntlich ist Herr v. Stumm niemals von der Mandatsbewerbung abgeschreckt worden! Ei» bürgerliches Geständnis. Herr Müller-Berlin,«in Frei sinniger Richterscher Färbung. sprach jüngst in Fürth   gegen die ge- plante Zollpolitik. Er schloß seine Rede mit den Worten:Weshalb hat das alles so weit kommen können? Weil das Bürgertum z u schlapp und zu feige geworden ist. weil der Bacillus des Refervelieutenants'tnms eS bis in den Kern verseucht hat, weil Bürger wie Bauer sich scheut, offen seine Meinung zu be kennen, aus Furcht vor persönlichem Nachteill" Obwohl Selbsterkenntnis soust als der erste Schritt zur Besserung gilt, wagen wir doch nicht z» glauben, daß die Wafferstiefler. wie überhaupt das deutsche Bürgertum, sich nach diesen Worten richten. Militärjustiz. Vor dein Düsseldorfer   Kriegsgericht hatte sich der Hauptn, ann und Compagniechef von Hüllersheim, der S. Conipagiiie deS 16. Infanterieregiments, zu verantworten und zwar wegen Mißhandlung von Untergebenen in 7 Fällen und wegen Beleidigung von Untergebenen. Die Begründung der Anklage, wie die Begründung des Urteils, das auf 2 Monat Festung lautete, erfolgte unter Ausschluß der Oeffentlichkeit. Kaiscrburg und Bolksurteil. Aus Elsaß-Lothringen  wird u»§ vom 20. März geschrieben: Die Quittung der rcichS- ländischen Bevölkerung über die Haltimg derjenigen elsäsfische» Ab­geordneten, die in, Reichstag   für den HohkönigSburg-Kredit stimmten, ist nichts weniger als glimpflich ausgefallen. In der Presse geht mau den Herren teilweise sehr energisch zu Leibe. Der neue Wer- treter Mülhausens im Reichstag. Abg. S ch l u m b e r g e r, der in der Budgetkommissio» für die Wiederherstellung der Kaiserburg aus Volkes Mitteln gestimmt und sich dadurch in direkten Widerspruch gesetzt hat mit den Mülhauser LandeSausschuß- Abgeordneten Klug, Ruft und Winterer, wird von der klerikalenOberelsässtschen Landes« Zeitung", seiner früherei, Wahlhelferin gegen die Socialdemokraten, olgendermatzen abgekanzelt: Der Abg. Klug hat seine Haltung in dieser Angelegenheit in der Weise motiviert, daß die gegenwättige industrielle Krisis und die daraus entstandene SlrbeitSlosigkeit und N o t ihm nicht gestatteten. die Verausgabung öffentlicher Gelder für Zwecke, die das Gemeinwohl nicht erheischt, zu billigen. Er hat sich damit die Zustimmung der weitesten Kreise erworben. Mit der Haltung Schlnn, bergers hingegen dürsten wohl die meisten Wähler des Kreises M ii l h a u s e i, nicht einverstanden sein, da sie der Slnficht sind, daß die für die Jnstandfetzung der Hohkönigsburg erforderlichen 1'/» Millionen zumal in der gegenwärtigen Zeit weit zweckmäßiger verwendet werden könnten," Aeußerst fatal für die klerikale Presse unsreS Lands ist«S, daß die HohkönigSburg-Kredite überhaupt nur mit der Unterstützung des deutschen Cent rums durchgedrückt werden koimten, das bei dieser Gelegenheit mit den Jntereffen deS Volks Wied» einmal ei» ver- räterischcs Spiel trieb. ja, daß in der klemen Gruppe der Elsässi sch- Klerikalen selbst sich zwei Mannesseelen fanden, die dem kaiserlichen Wunsche keinen Widerstand zu leisten vermochten. sind dies die Abgeordneten Dr. Bonderscheer- Schletlstadt und P r e i ß- Colmar, denen ihr oben genanntes Parteiblatt jetzt die olgenden Zeilen ins Stammbuch schreibt: Das elsäsfische Volk, dem die beiden Genannten ihre Wahl in den Reichsiag verdan'en, ist in seiner über- großen Mehrheit, selbst in den zunächst interessierten Kreisen RappoltSweiler   und Schlettstadt gegen die Wieder- Herstellung der Hohkönigsburg aus allgemeinen Mittel». Gesetzt aber dann, es würden, was ja der Fall-sein wird, einige wenige Geschäftsleute, besonders aus der Gruppe der elsässischen Vogesen  - Hotelbesitzer, durch den Wiederaufbau gitte Geschäfte machen, so ist dies in einer Frage, bei welcher das ganze Volk interessiert ist, noch lange nicht maßgebend und bestimmend. Wir können uns nun einmal nicht über den Standpunkt hinweghelfen. 1. daß die Hohkönigsburg Privateigentum ist und daher mit dem Lande nichts mehr zu thun hat, und 2. daß man in der heutigen schweren Zeit, wo so manche Not um dringende Abhilfe ruft, nicht öffentliche Gelder für Dinge verausgaben sollte, deren um nicht einmal von Stolwendigkeit zu sprechen Zweckmäßigkeit dem weitaus größten Teil des Volks nicht einleuchtet," Die klerikaleOberels. Landeszeitung" hat also in der vor- liegenden Frage einen Fall des politischen Gaukelspiels zu studieren Gelegenheit gehabt. daS seine Parteifreunde diesseits wie jenseits des Rheins in den große» Fragen der Reichspolitik mit derselben Ge- wandtheit aufzuführen pflegen, wie es in dieser relativ nebensächlichen Angelegenheit der Fall war. Heilbronn  , 20. März.(Eig. 8er.) Unser schon einmal amt- lich für verrückt erklärte Oberbürgermeister Hegelmaier hat wieder einmal den Beweis geliefert, daß die Schulzenlebenslänglichkeit der größte Blödsinn ist. Der volksparteiliche Gcmeinderat Betz be- äntragte, die Getreidezollerhöhung wie andre Stadtbehörden zn be- prech'en. Rücksichtslos wie immer, erklärte er einfach, er stelle den Zunkt unter keiner Bedingung auf die Tagesordnung, da er keine politischen Fragen verhandeln lasse, Hegelmeier ist Agrarier. Betz hat Beschwerde gegen de» Pascha erhoben und wird bis zum Ministerium gehen._ Aus der Kaserne. Ein höchst merkwürdiger Soldatenprozeß ist vor dem Kriegs- gericht in Altona   geführt worden, Es wird darüber' berichtet:Im Dezember v. I. meldete sich der Musketier F. von der 3. Compagnie des 3t. Infanterie- Regiments krank und im Lazarett wurde konstatiert, daß F. eine Verletzung beider Trommelfelle habe. F. sagte dann, er sei von dem Unteroffizier R. durch heftige Fau st- schlage mißhandelt. Diese Aussage wiederholte F. in der gegen R. wegen Mißhandlung eingeleiteten Untersuchung, aber in der am 22. Dezember v. I. stattgehabte» Hauptverhandlung nahm F. alle dieseAus sagen als unwahr zurück und erklärte, er habe von R. nur einen leichten Schlag mit der flachen Hand gegen die Backe erhalten. Diese Aussage hat F. dann beeidigt. Der Unteroffizier R. wurde darauf wegen Mißhand- lung zn einer Mittelarreststrafe von 10 Tagen verurteilt und gegen F. wurde ein Verfahren wegen verleumderischer Beleidigung ein- geleitet. Nun erklärte F., daß er in der Sitzung des Kriegsgerichts die Unwahrheit gesagt habe und daß er durch den Unteroffizier R. zu dem Meineid verleitet worden sei. Die Folge dieser Aussage ist die jetzige Ver- Handlung. F. erklärt jetzt folgendes: Vor jener Kriegsgerichlssitzuiig am 22. Dezember rief der Gefreite T.» der mein Stubenältester ist. mich zu sich mid sagte mir, ich könne mein Wort zurücknehmen. T. veranlaßte mich, zu den, Unteroffizier R. zu gehen und dieser hat mich überredet, vor dem Gericht zu sagen, daß ich nur einen leichten Schlag mit der Handfläche gegen die Backe erhalten habe. Dieser Aussage des F. gegenüber erklärt der Zeuge Gefreite T., daß er zwar mit dem F. über die Sache gesprochen hat, daß er aber nicht versucht hat. aus die Aussage deS F. zu Gunsten des R. einzuwirken. Der Unteroffizier R. giebt zu, daß er dem F. gesagt hat. er habe ihm nur einen leichten Schlag gegeben: doch bestreitet R., den F. zu dem Meineid bestimmt zu haben. Dagegen erklärt der Zeuge Unteroffizier P. folgendes: Zeuge sei hinzu« gekommen, als R. mit Zdem F. verhandelt habe. F. habe damalsgeheult" und zu R. gesagt, er könne das nicht beschwören. Da sich über die geistige ZiirechnungSfähigkeit des F. Zweifel er- hoben haben, sind ärztliche Gutachten über den Geisteszustand und besonders darüber, ob F. sich über die Bedeutung des Eids klar ist, herbeigezogen. Die Gutachten gehen weit auseinander. Während in den, einen Gutachten gesagt wird, daß F. freilich in der geistigen Bildung zurückgeblieben ist, daß er aber von der Bedeutung des Eids eine richtige Auffassung hat, sagt ein Ober-Gutachten, daß F. von dem Eid eine klare Äuffassung nicht hat. daß sogar seine geistigen Anlagen so schwach find, daß er zum Militärdienst nicht tanglich ist. Der Vertreter der Anklage beantragt gegen F. wegen wissentlichen Meineids 1 Jahr Zuchthans, 2 Jahre Ehr- Verlust, Entfernung auS dem Heere und Unfähigkeit, als Zeuge eidlich vernommen zu werden, gegen R. 3 Jahre Zuchthaus. 3 Jahre Ehr­verlust und die übrigen Ncbenstrafen wie bei F. Für den Fall, daß das Gericht der Auffasiung sei, daß F. keine Vorstellung von der Bedeutung deS Eids hat. beantragt der Ankläger bezüglich deS F. die Freisprechung und bezüglich des R. wegen Unternehmens der Anstiftung zum Meineide 1 Jahr 6 Monate Zuchthaus  . DaS Gericht gelangt zu der Ansicht, daß der erste Angeklagte F. unzu- rech'nungSfähig ist und darum freigesprochen werden in u ß. Damit fällt auch die Anklage gegen den Unteroffizier R., der deshalb ebenfalls freigesprochen wird." Die Freisprechung des Unteroffiziers beruht, wie eS scheint, auf der falschen Annahme deS Kriegsgerichts, daß der Versuch amun- tauglichen Objekt" straffrei sei'. DaS widerspricht aber den Eni- sche'iduiigen des Reichsgerichts. Wenn der Wille zur Verleitung zum Meineid»achgewiesen ist, so niuß den Verleiter auch Strafe treffen. Der Prozeß beweist aber wiederum eindringlich, wie leicht eS unter dem gegenwärtigen Militärsystem den Soldatenschindern ge- macht ist, ihre Uebelthaten vor Anzeige und Strafe zu schützen. Die Furcht vor weiteren Diensterschwerniffen kam, den Mißhandelten zu wahrheitswidrigen Angaben und selbst zum Schutz dcS verhaßten Menschenschinders vermittelst Meineid treiben. Lstafrikanische Centralbahn. DieDeutsche Wacht' meldet: In parlamentarischen Kreisen wird bestimmt versichert, daß die Dresdner Bank sich bereit erklärt häb«, den Bau der Ostasrikanischen Centralbahn um fünf Millionen billiger zu übernehmen, als die jetzige Regierungsvorlage für daS von ihr protegierte Konsortium fordert. Auch stelle sie nicht daS Ver- langen, daß die Anteile von 100 M. später zum Course von �20 M. «ingelöst werden. Od die Banken und Konsortien eS so machen wollen wie ge« wisse Handwerker, die zuerst unterbieten und nachher mit Nachschuß- orderungen kommen?, Ausland. Frankreich  . Einen neuen Vorstoß gegen daS Ministerium unternehmen jetzt wieder einnial die Melinisten. In der Beratung über daS AsfociationSgesetz ist die Kammer zitr Zeit bis zum§ 14 gelangt, der den Mitgiiedern der nicht autorisierten Kongregationen verbietet, Unterricht zu erteilen. In der Mittwoch- itzung sprach der Deputierte A y n a r d, außerdem werden noch R i b o t und andre sprechen. Die Gegner deS Ministeriums rechnen auch diesmal wieder auf die Socialisten, die wegen der Weigerung aldeck-Rousseaus. den Marseillcr Maire F l a i s s i ö r e zu empfangen, gegen das Ministerium allerdings verstimmt sind. Immerhin ist kaum anzunehmen, daß die Socialisten der Rechten in die Hände arbeiten und ihnen bei dem Sturz des Ministeriums. behilflich "ein werde». Ruhland. Ans Petersburg wird derFranks. Ztg." gemeldet: Viele von den am Sonntag verhafteten Studenten und Studentinnen wurden am 18. von der Polizei auS der Residenz abgeschoben. Die großen geschlossenen Polizeiwagen brachten im Laufe deS Montags bis um 10 Uhr abends hunderte auf den Nicolai-Bahnhof. Da? Institut der Wegebau-Jngenieure wurde am Montag geschlossen. Die Wiederaufnahme des Kampfs. Nachdem der Waffenstillstand abgelaufen, haben die Bocren die Feindseligkeiten sofort wieder eröffnet und, wie eS scheint, mit gutem Glück. Wie aus Kapstadt   berichtet wird, sprengten zwischen Belfast   und Middelburg   die Boeren abermals einen englischen Eisenbahnzug in die Luft und nahmen die englische Besatzung ge- 'angeii. Der Boerenführer Kreitzinger soll erklärt haben. von nun ad jeden englischen Offizier, der in seine Hände fiele, erschießen zu lassen. Aus Durban  wird berichtet, daß die Engländer die Garnffon von Brede haben räumen müssen. Sie vereinigten sich mit der Truppe de« Generals Campbell, der nach einem schlveren Kampfe mit den Boeren nach Standerton zurückkehrte; Campbell führt 200 Kranke und Ver­wundete mit sich. Viele Boerenabteilungen befinden sich in der Nähe von Standerton. Wenn man den Aenßerungen eines Amsterdamer Journalisten glauben darf, so richten sich die Boeren auf den Verzweifln n gSkampf ein. Eine Persönlichkeit an? der Um- gebung des Präsidenten Krüger soll dem betreffenden Journalisten gegenüber geäußert haben, die noch kämpfenden Boeren würden jetzt iald einschen, daß von den Engländern nichts mehr zu erhoffen ist. Es bleibe ihnen daher nur noch übrig, Rache zu nehmen und dies würden die letzten Kommandos dadurch thun. daß sie daS ganze Land vor ihrem Abzüge verwüsten, so daß für die Engländer nur noch ein öder Schutt- nnd Trümmerhaufen übrig bleiben wird. Die Pest. DaS englische Kolonialamt veröffentlicht ein Telegramm anS K a p st a d t.' welches die Liste der bisherigen Todesfälle und Er- lrankungei, an Pest enthält. Diese Liste reicht bis zum 16. März. AuS derselben geht hervor, daß bis zu diesem Tage insgesamt 81 Pest fälle vorgekommen sind, von denen 29 einen töd- lichen Ausgang hatten. 17 Fälle sind zweifelhaft; 402 Personen tehen noch unter ärztlicher Beobachtung.. Nene Fricdcnsvorschläge. Der Brüsseler Berichterstatter derDnily Mail" erfährt. Schalk Burger habe die nachstehenden Friedens-