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Nr. 30.

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9. Jahrg.

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fern fprech- Anschluk: amt VI, Nr. 4106.

Berliner   Bolksblatt.

Zentralorgan der sozialdemokratischen Partei Deutschlands  .

Redaktion: Beuth- Straße 2.

Freitag, den 5. Februar 1892.

Befrogene Betrüger. Junter- Reaktion auf Kosten

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Expedition: Benth- Straße 3.

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der industriellen Groß- stehende Weser  - 8tg." ins Album schreibt der aus­bourgeoisie, deren Lugus man sich von oben eben nur des- gesprochene Zweck der Nationalliberalen war es, Bismarc Ein Schauspiel für Götter ist der Entrüstungs- und halb gestattete, weil sie der äußersten Rechten weit weniger immer noch die Hand zu bieten", deshalb zetern fie, und Beterchor, den die Nationalliberalen eben wegen des preu- fosten, als der bürgerlichen Mitte, so großes Geschrei stellen- deshalb ist ihr Jammer nicht ernst zu nehmen. Die That­ßischen Volksschulgesetzes aufführen. Niemand weise auch die Junker noch über die billigen Späße mit fache ist nicht wegzuleugnen, daß die Kartellpolitik eine durchschaut besser, als die Sozialdemokratie, den theatra- scheinbaren Reformen erhoben; es giebt halt auch unter den Volksvertretung geschaffen hat, in der die Konservativen mit lischen Pomp der überschwänglichen Geberden und weiß Junkern Politiker", die ihren besten Freunden manchmal den Ultramontanen die Getreidezölle verdreifachen und ver­richtiger zu beurtheilen, weshalb es zuckt und reißt und stößt durch besonders bornirte Einsichtslosigkeit Beschwerden doppeln konnten" so schreibt die Weser  - 3tg." auch noch, in den Gliedern des Nationalliberalismus innerhalb und machen. Hinter den kleinsten Konzessionen auf dem Gebiete und diejenigen, welche im Verein mit Bismarck   und dem außerhalb des preußischen Landtages. Um die Volksschule des Arbeiterschutzes, der Steuergesetzgebung und der Nah- Zentrum das Volk betrogen, sind jetzt von der konsequenteren vor rückschrittlichem Einfluß zu bewahren, sie zu einer rungsmittel- und Industriezölle stand aber das Volk, das Reaktion so überlistet, daß man sie gar nicht mehr fragt, modernen Bildungsanstalt zu machen, aus der ein freies, dieselben eisern festhielt und kein Rütteln an denselben mehr wie regiert" werden solle. Daher die Thränen- betrogene vorurtheilsloses Bolt hervorgeht? Diese Lüge glaubt den erlaubte, so offen es der Reaktion auch zu verstehen gab, Betrüger! Nationalliberalen auch nicht ein ernsthafter Mensch im daß es ihr billiges Spiel durchschaue. Deshalb wagten die Die betrogenen Betrüger können aber vom Handwerk ganzen Deutschen Reiche, vom Rhein   bis zur polnischen Nationalliberalen gegen diese Schnitte in das Fleisch des nicht lassen und versuchen mit ihrer Wuth über die eigene Grenze, und von den oberbayrischen Wäldlern bis zum Großbürgerthums noch nicht ganz laut zu murren. Da Täuschung wiederum Andere zu täuschen, was ihnen freilich niederdeutschen Bauer. Der Glaube, daß die National- kommt das Bolksschulgesetz, das lediglich der schwärzesten schwer gelingen dürfte. Diese Mannesseelen können selbst liberalen auch nur ein einziges Fingerglied für irgend eine Reaktion dient, das von den bisherigen Maßnahmen der für die eigene Herrschaft nicht mehr dauernd und standhaft freiheitliche Einrichtung rühren könnten, ist durch sie selbst neuen Aera" sich dadurch unterscheidet, daß es dem ganzen eintreten. Ihre Entrüstung ist hohler Theaterdonner, der gründlich ausgerottet. Bolt ins Gesicht schlägt, statt ihm auch nur eine kleine harmlos verhallt. Um wieder mit der Köln  . Ztg." zu Wenn man aber desto sicherer auf eine nationalliberale Konzession zu bringen, und das infolge dessen sprechen:" Die nationalliberale Partei, deren sämmtliche Lüge trifft, je höher und idealer angeblich die Sache steht, im wirklichen Volk eine Beurtheilung findet, die sich Reduer erklärt haben, daß sie mit der Regierung an dem für welche gekämpft wird, so trifft man ebenso sicher das unter dem deutschen   Preßgefeß vorläufig nicht nieder Grundsah der Konfessionalität der Volks­Richtige, wenn man bei der Suche nach den wahren Beweg- schreiben und veröffentlichen läßt. Und da bekommen die schule, an der christlichen Schule, festhalten," gründen der Nationalliberalen so tief als möglich greift, Männer" des Nationalliberalismus erst den Muth, der diese Partei wird über kurz oder lang auch das neue Volks weit hinunter in den Pfuhl des Gewöhnlichen und Regierung, von der sie sich bisher ruhig haben stoßen lassen, schul- Gesetz ganz erträglich" finden, forveit sie als Partei der schmutzigsten Eigensucht. Und da findet man die Faust offen vor dem Gesicht zu ballen. Wo sie die überhaupt noch lange besteht, weil nur ein ver auch für die neuesten Manöver der National Masse des Volkes entrüstet wissen, da schreien sie endlich schwindender Theil von wenigen Ideologen sich nach liberalen die allein richtige Erklärung. Die Wuth offen ihren Schmerz nach oben, wie Schauspieler in an links abspalten kann, das Gros aber auf die über die verlorene Macht im Staate, der verbitterte scheinend leidenschaftlicher Pese: She empört das Bolt rechte" Seite fallen muß. Diese harmonische Ver Merger darüber, daß der neue Kurs die National mit Euren Dunkelmänner- Gesetzen"; und sie wollen doch söhnungsmusik, bei deren Klängen der Nationalliberalismus liberalen als politische Mollusken behandelt und sich weiter nichts sagen, als: Ihr macht Gesetze ohne uns, das sein letztes Füntchen bürgerlich- proßenhaften Selbstgefühls lieber auf eine innerlich und äußerlich reaktionäre Großbürgerthum; wißt Ihr nicht, daß der Geldsack erst opfert, klingt schon aus der Parteipreffe in entfernten Tönen Partei, wie das Zentrum, als auf ein undefinirbares gefragt werden muß, ehe etwas im Staate geschieht? Ihr heraus. Die Köln  . 3tg." sagt:" Man kann es als eine Konglomerat von Elementen stützt, die zwar innerlich ebenso frevelt gegen seine heiligsten Rechte, Ihr regiert mit Juntern gesicherte Thatsache betrachten, daß die Regierung bereit ist, reaktionär sind, aber äußerlich als Liberale, als Freiheits- und Pfaffen allein, statt mit Bourgeois, Junkern und in der Schulfrage den gemäßigt liberalen Anschauungen helden erscheinen möchten und von dem Fluch der Lächer Pfaffen in schönem Verein, und diese Etikettenverletzung weitgehende 3ugeständnisse zu machen." Und lichkeit nichts merken, dem sie dabei verfallen-die ohn sollt Ihr büßen." So ist der Sinn der nationalliberalen die Weser   Ztg." weiß es noch besser, daß für den mächtige Wuth über diesen naturgemäßen und außer Entrüftung. So versteht man die Kölnische Zeitung  " Augenblid nicht zu hoffen ist, daß die ordentlich gesunden Gang der Dinge ist es, welche die kon- richtig, wenn sie überschäumt vor Schmerz, daß das ver- nationalliberale Partei sich als geschlossene fusen Nationalliberalen jetzt rein toll macht und sie die trauensvolle Verhältniß zwischen den Nationalliberalen und Truppe der alten Ansicht( von freiheitlicher lächerlichen Sprünge aufführen läßt, denen wir mit Be- den Konservativen der Vergangenheit angehört." So Handelspolitik zc.) wieder zuneigt." Nein- geschlossene hagen zusehen. Und daß diese närrische Enttäuschung über beurtheilt die ultramontane Kölnische Volkszeitung" ihre Truppe": Das wäre zu viel verlangt von diesen Helden eine unwiderbringlich verlorene Position gerade beim Schul- Pappenheimer richtig, wenn sie schreibt: Das ist der des Wortes und Schwächlingen der That. Einzelne mögen gesetz zum rabiatesten Ausdruck kommt, ist ebenfalls kein Aerger, daß die Regierung ein Gesetz vorgelegt hat, welches zaudern, sich sträuben das Gros wird in absehbarer Bufall. Sie haben schon geknirscht, die Nationalliberalen, allenfalls auch vom Zentrum angenommen werden kann, so Beit das Joch der junkerlichen und pfäffischen Reaktion auf seitdem der neue Kurs" da ist. Die erbärmliche Arbeiter daß die Hilfe der Nationalliberalen entbehrlich ist; hätte sich nehmen und sich sagen, daß diese ja schließlich die schutz- Reform der neuen Aera, die neue Steuergesetzgebung die Regierung von vorn herein erklärt, daß sie auf die großbürgerlichen Interessen in der Hauptsache, gegen die mit ihren Halbheiten und die nichtssagende Ermäßigung Mitwirkung der Nationalliberalen unter feinen Umständen Sozialdemokratie, mit schützt diesen Lockbissen hat ja einiger Bollfäße, namentlich der industriellen, haben sie schon verzichten wolle, so würden sie sich sofort bereit erklärt Herr von Caprivi schon am Beginn der Schuldebatten aus­die Faust in der Tasche oder wenigstens hinter dem Rücken haben, selbst das Gesetz mit den Reaktionären" der Rechten geworfen. Konservative Stimmen kommen heute schon den ballen lassen. Schon diese Gesetze bedeuteten alle mit zu Stande zu bringen." Hier sind die hohlstimmigen Betrogenen mitleidig entgegen und meinen versöhnlich, wie einander kleine Schnitte in das Fleisch derjenigen bürger- Deklamatoren richtig erkannt. Weil sie um ihre das Dresdener   Allerweltsblatt:" In der Hitze des Gefechtes lichen Schichten, die sich noch nationalliberal nennen; sie Mitherrschaft im Staate betrogen wurden, und ist die an die Nationalliberalen ertheilte Absage vielleicht bedeuteten bereits Spielereien der echten zielbewußten zwar verdientermaßen betrogen, verdientermaßen betrogen, wie ihnen die nahe- etwas schärfer ausgefallen, als ursprünglich beabsichtigt

Feuilleton.

Macbrud verboten.]

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Am Webstuhl der Zeit. Beitgenössischer Roman in 3. Büchern von A. Otto Walster  .

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Professor Birnenmann?" fragte Hanke verwundert, ist das nicht der Redakteur der Allgemeinen Zeitung  "?" Ganz recht, unseres Hauptorgans und Bahnbrechers." " Nun da muß ich Ihnen doch sagen, Herr Doktor, daß dieser Herr bei uns nicht sehr in Ansehen steht, da er sich stets als Feind des Arbeiters gezeigt hat."

Sie meinen wahrscheinlich die Allgemeine Zeitung  ," meine Herren."

" Ganz recht; die er redigirt."

" Ja, meine Herren, das ist etwas ganz Anderes, das Es drängen fich fo Biele in die Partei, die in derselben dürfen Sie so nicht auffaffen. Mit dem Zeitungswesen ist weiter nichts als ihren persönlichen Ehrgeiz zu befriedigen es eine ganz besondere Sache, die wird nach den Weifungen suchen. Als wenn es einen edleren, höheren Ehrgeiz geben des Eigenthümers redigirt. Da kann man den Redakteur fönnte, als den: innerhalb seiner Partei zu siegen oder zu nicht verantwortlich machen." fallen!" Er vertritt doch die Sache mit seinem Namen?"

" Das ist die Wahrheit," meinte Hanke.

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Sehen Sie, meine Herren, da ist zum Beispiel der Das muß er wohl, und in vielen Fällen kann Dr. Benjamin, ein Mann, der überaus schöne Worte zu er es auch. Aber bei Arbeiter Angelegenheiten gerade Wollte machen versteht. Wenn es aber einmal gilt, ein Opfer zu spricht der Geldsack ein Wörtchen mit d'rein. bringen, und sollte es auch nur im Zurückdrängen seiner Professor Birnenmann da auf seinem Kopf bestehen, so würde Wünsche bis zu einer gelegeneren Zeit beſtehen, dann ist er ſeine Stelle verlieren und wir gingen bdamit der Ge­nichts mehr anzufangen mit ihm." legenheit verlustig, so unter der Hand noch etwas Gutes zu Das wäre unsere Sache nicht," bemerkte Hanke. Meine auch nicht," meinte Raffmaus mit einem Aus

" Herr Dr. Benjamin war nie ein Freund der Arbeiter, bas wissen wir recht wohl", bemerkte ein Mitglied der Deputation.

bewirken."

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dem Hintergrunde zurück, während sich um Raffmaus die Häupter der liberalen Parteien zu schaaren begannen.

Die achte Stunde hatte geschlagen, und zu dieser Zeit erschien der Saal von oben bis unten gefüllt. Ein Meer von Stimmen brauste in seltsamem Gewirr durcheinander. Hier und da ertönte auch schon der Ruf: Anfangen! An­fangen!"

Endlich begaben sich die Einberufer auf die ihnen refervirten Plätze, und Dr. Raffmaus bestieg, von einigen Komiteemitgliedern begleitet, die Tribüne, wo er die Glocke zur Hand nahm.

Bei seinem Auftreten. legte sich das Geräusch der Stimmen, so daß das Läuten der Glocken überall im

Saal vernommen werden konnte. Nach und nach trat die gewünschte Ruhe und Stille ein und Aller Augen richteten sich auf Dr. Raffmaus, welcher mit fester, vernehmlicher Stimme begann:

Meine Herren, die Einberufer dieser Versammlung haben mich beauftragt, die Versammlung zu eröffnen und Ihnen zugleich in Ihrem Namen den herzlichsten Dank für Ihr so überraschend zahlreiches Erscheinen an diesemOrte auszusprechen. Sie Alle, meine Herren, kennen die Veranlassung zu unserem heutigem Zusammenkommen. Durch den Tod des Herrn Heldmann ist der Platz eines Vertreters dieser Stadt bei der Landesvertretung neu zu besetzen. Als es sich damals

" Ja, und sehen Sie, meine Herren, gerade jetzt, da es druck von Treuherzigkeit, das können Sie mir glauben, um die Wahl des Herrn Heldmann handelte, war unsere gilt," einen entschiedenen Mann des Fortschritts in die meine Herren. Aber es iſt eines von den schweren Opfern, Partei durch die Konservativen geschlagen worden, zum Rammer zu entfenden, um wertvolle nationale Güter zu die ein freifinniger Mann zu bringen gezwungen ist, damit großen Schaden der Freiheit und des Fortschritts. Unseren erringen, jest brängt sich Dr. Benjamin vor und will nur etwas gerettet werde." energischen Bestrebungen ist es gelungen, einen lebendigeren absolut in die Kammer gewählt werden, obwohl er fich Das Gespräch wurde hier durch andere Personen, politischen Sinn im Publikum zu erwecken. Besser gerüstet, doch sagen könnte, daß unser Kandidat, Herr Professor welche näher traten, unterbrochen. Der Saal begann sich denn je, stehen wir da, um die Wahlschlacht fiegreich durch­Birnenmann, viel gediegenere Kenntniffe, als er, besitzt." allmählich zu füllen. Die Buchdrucker zogen sich mehr nach zukämpfen. Es ist unbedingt nothwendia daß wir der