jfe einmütige ArbcitSliiederlegnng bei der Firma Reinhard gehabt. wo zur Zeit der Betrieb völlig ruht. Diese Firma hat auch bereits lUnterhaudlungeii mit den Ausständigen angebahnt. Au sehen erregte die Mitteilung, daß die Firmen Erb und Wetter ling, welche für den königlichen Marstall arbeiten, erklärt haben sollen, sie könnten die aufgestellten Forderungen nicht br willigen, weil die Arbeiten für den Marstall s schlecht bezahlt werden, dast eine Aufbesserung der jetzt bezahlten Löhne bei diesen Arbeiten nicht möglich sei. Die betreffenden Arbeiter sind der Meinung, daß diese Verhältnisse der für den Marstall maßgebenden Stelle wohl nicht bekannt sein dürften, und die Bekanntgabe der vorstehenden Thatsache hoffentlich eine Acnderung zur Folge haben werde. Im allgemeinen wurde der Stand der Lohnbewegung als ein günstiger bezeichnet, da die Arbeitgeber, welche bewilligt haben, zu den größten und maßgebendsten der Branche gehören. Die Bersanunlung beschloß,' bei denjenigen Arbeitgebern, die noch nicht bewilligt haben, am Montag nochmals vorstellig zu werdeu und wenn die Forderungen bis Montagabend nicht bewilligt sind, am Dienstag früh die Arbeit nicht wieder aufzunchinenj Der Ausstand der Bretterträger bei der Firma Sauerland Nächst. Postking u. Co. ist dadurch beigelegt, daß die Firma sich be- reit erklärte, den Tarif zu zahlen. Es wäre zu wünschen, daß sich auch anderwärts die Arbeiter so einmütig gegen Lohnreduktionen wehren. Wir bitten aber, in solchen Fällen uns vorher in Kenntnis zu setzen. Die Lohnkommission. Die Maler der Firma Lobach u. Oestergrün, Berlin , Wilhelm stratze 6, haben die Arbeit niedergelegt. Zuzug ist fernzuhalten. Die Ortsverwaltung der Vereinigung deutscher Maler. Die Maler und Anstreicher der Firma Johannessen und Hakäuson, Hagelsbergerstr. 11, haben auf den Bauten Regensburger- straße 2, Müiichenersir. 2 und Victoria-Luisenplatz 10 wegen Maß regelung und Nichtinnehaltunq des Tarifs die Arbeit niedergelegt. Beteiligt sind 47 Berufsgenossen. Die Firma ist gesperrt. Die Gewerkschaft der Maler. Die Dachdecker in Potsdam befinden sich im Ausstand. Die hiesigen Portefeniller wählten als Delegierte für die Konferenz in Offenbach : Weinschild, Siecke und Schulze als Ersatz-Delegierten für den Fall der Verhinderung eines der Ge- wählten H e i n d k c. Achtung, Metallarbeiter! Der Ausstand der Arbeiter der Maschinenfabrik von G. Stein, Blumenstr. 2t, dauert fort, trotzdem nach dem Beschluß des Generalrats des Hirsch-Dunckerschen GeWerk Vereins die beteiligten 6 Mitglieder desselben die Arbeit Wiederaus genommen haben. Näheres in der morgen, Mittwoch, Koppew stratze 2S, stattfindenden Versammlung.(Siehe Inserat). Deutscher Metallarbeiter-Verband. Deutsches Reich . Der Streik der Straßenbahner in Halle. Montag früh gegen 7 Uhr legten 6t Wagenführer der Stadtbahn Halle, Allgemeine Elektricitäts-Gefellschaft Berlin , die Arbeit nieder. Bei vollem Betriebe gehören zum Fahrpersonal 8t Personen. Auf einigen Strecken ist der Betrieb vollständig eingestellt und die Hauptstrecken werden teils durch die Oberführer und Streikbrecher bedient. Der Streik kam wie ein Blitz aus heitrem Himmel und rief ein gewisses Erstaunen bei dem Publikum hervor. Diejenigen aber, welche die Matznahmen des Direktors D e l i u s und die in jüngster Zeit gegen die Straßendahnangeftellten verhängten Strafen kannten, wußten, daß der Krug nur so lange zum Wasser ging, bis er brach. Jüngst wurde sogar vom Landgericht festgestellt, daß die Direktion einen Wagenführer, der durch Unglücksfall den Arm gebrochen hatte, auch noch mit Strafe belegte. Für Dieustversehen werden„Reugelder" von ein bis zehn Mark verlangt. Vor kurzem sollte ein Führer bestraft werden, weil er das Pfeifensignal des Direktors nicht verstanden hatte. Bei der geringsten Kleinigkeit wurden die Führer aufgefordert, Abbitte zu thun. Für Reparäturkosten. die durch Zusammenstöße usw. verursacht waren, wurden den Leuten Beträge bis zu 80 M. abgezogen. Ihre hinter- legte Kaution von 200 M. stand stets auf dem Spiel. Im Laufe der vorigen Woche hatten nun einige Besprechungen stattgefunden, infolgedessen sich ca. 70 Angestellte dem Verbände der Transport-' arbeiter zc. anschlössen. Die Direktion scheint davon KennwiS bekommen zu haben und entließ am Sonnabend drei Personen ohne Angabe jeden Grunds. Damit war das Maß von Bedrückungen zum Ueberlaufen ge bracht worden. Eine Sonnabend stattgehabte Besprechung, in der von socialdemokratischer Seite noch vor einem Streik geivarnt wurde, verfiel der polizeilichen Auflösung, da die Polizeistunde überschritten sein sollte. Die Versammelten hatten eine Kommission bestimmt, die am Sonntag früh bei der Direktion vorstellig werden und verlangen sollte, die drei gematzregelten Personen wieder einzustellen. Der Direktor fertigte die Kommission auf dem Hofe ab und erllärte, seinen Spazierstock in der Hand schwingend:„Ich laste mir keine Vorschriften machen." Als die Kommission darauf entgegnete, daß die auf dem Hof versammelten Wagenführer dann den Dienst nicht an- treten könnten, erklärte der Direktor:„Sie könnten ja schließlich ver- langen, daß ich jeden ersten besten Bummler von der Stratze ein- stellen soll." Die Streikenden sandten eine Bcschwerdeschrift an die Geueraldirektion in Berlin ab. Hoffentlich bekehrt sich der Direktor bald. Der Düsseldorfer Gewerkvereln der Maschinenbauer nahm einen Antrag zu dem'XIV. Verbandstag der deutschen Gewerk- vereine an, den Revers, der die Socialdemokraten von der Mitglied- schaft ausschließt, aufzuheben. Ferner wurde folgendem Antrag zu- gestimmt: Der Verbandstag beschließt, die Stelle des bisherigen Anwalts abzuschaffen und unter der nötigen Abänderung der Statuten statt dessen einen Generalsekretär aus der Reihe der Verbandsgenossen anzustellen, der die Oberleitung in der Agitation erhält. Derselbe hat sein Augenmerk auf die Gesetzgebung zu richten. Ausland. Die Streiks in Frankreich , vor allem der in Marseille , lenken noch immer die allgemeine Auf- merksamkeit auf sich. Eine entscheidende Wendung scheint Indes ein- getreten zu sei», wie ein Telegramm vom 2t. d. M. zeigt. Danach hatte der HandelSministcr M i l l e r a n d eine längere Konferenz mit dem Kabinettschef Waldeck-Rousteau, welche ausschließlich den Streik in Marseille zum Gegenstand hatte. ES wurde eine Vereinbarung getroffen, wonach Waldeck-Rousteau den Bürgermeister von Marseille sowie Delegierte der Arbeitgeber und Arbeiter zur Bezeichnung eines SchiedS- gerichts empfangen soll. Die Antwort des Bürgermeisters, welche noch im Laufe der Nacht eintraf, lautete zustimmend. Der Bürgermeister war hierzu von den Führern der Ausständigen bevoll- mächtigt worden. Mit seinem Entschluß, den socialtstischen Bürger- meister F l a i s s i ö r e s doch noch zu empfangen, hat der Minister- Präsident einen Schritt gcthan, der ihm die Sympathien weiter Kreise wieder zuwenden wird. Seine Weigerung. FlaissiöreS zu empfangen, ließ sich nämlich durch nichts rechtfertigen. Der Bürgermeister von Marseille verdient allcS Vertrauen, er kennt die Arbeiterverhältniffe in den dortigen Docks auf das Beste. Die Kapitalistenblätlcr diesseits und jenseits der Vogesen fahren zwar fort, ihm die Hauptschuld am Streik beizumessen; ihre Dar- stellungen sind aber durchaus unwahr. In der„Petite Republique" wird ausdrücklich festgestellt, daß Flaissiöres vom Streik a b g e r a t e n hat; als er doch gegen seinenWillen ausgebrochen war, hat er allerdings den Ausständigen seine Unter- stützung angedeihen lassen; jedoch' hat er nie aufgehört, sein Mög- lichsteS zur Beilegung der Differenzen zu thun.. Am Sonntag hatte er sämtliche Kammer- Delegierten des Marseiller Kreises sowie den Municipalrat und die Mitglieder des Gcneralrats(Provinzialvertreter) zusammen berufen, um über Beilegung des Streiks zu beraten. Nur— Thierry, der nationalistische Abgeordnete war nicht erschienen; er wollte durch sein Fernbleiben wohl den Nachweis dringen, daß eS im Interesse der Nationalisten liege, wenn der Streik andauere.— Eine neue Maßnahme der Rcgiennig, die Massenausweisung vonJtalienern aus Marseille , wird von den socialistischen Blättern scharf angegriffen. Den neuesten Nachrichten zufolge hat die Aussicht auf baldige Beilegung des Ausstands durch Schiedsgerichtsspruch eine merk liche Beruhigung gebracht. Die Matznahmen zur Aufrechterhaltung der Ordnung sind verringert und die Soldaten von den Stratzen zurückgezogen ivorden. Der Ausstand der Metallarbeiter gewinnt an Ausdehnung. Ein Telegramm vom Montag endlich besagt: Die Lage ist heute unverändert, kein Zwischenfall von Bedeutung hat sich bisher er- eignet. Die Zahl der im Ausstand befindlichen Maschinen arbeiter beträgt 1200. Einige Straßenbahnwagen verkehren noch. Die Maßregeln zur Aufrechterhaltung der Ordnung sind weniger in die Augen fallend. An den Quais arbeiten etwa 1300 Mann, obwohl Ausständige, die an dem Quai de la Joliette Aufstellung genommen halten, eine gewisse Anzahl Arbeitslvilliger an dem Betreten der Docks verhindert haben. »* In Montceau l e s MineS haben am Montag früh die Mitglieder des„gelben Syndikats" unter dem Schutze von Gendarmen und Soldaten die Arbeit wieder aufgenommen. Ein Zwischenfall ist nicht vorgekommen. Bouveri, der socialistische Bürgermeister von Montceau , hat einen Appell an die Bevölkerung erlassen, in welcher er dieselbe ermahnt, sich ruhig zu verhalten, damit man nicht be haupten könne, daß die seit einigen Tagen in den Straßen ver- kehrenden Militärpatrouillen eine Notwendigkeit seien. Sonst ist die Lage dieselbe; die Streitenden erwarten von den Bemühungen der socialistischen Kämmerfraktion noch immer einen Erfolg. In C h a I o n standen dieser Tage 35 Streiksünder vor Gericht. Sie waren angeklagt, die Freiheit der Arbeit beeinträchtigt zu habeu sowie Gewaltthätigkeiten verschiedener Art begangen zu haben. Nnr einer wurde zu 2 Monaten Gefängnis verurteilt, eine Anzahl erhielt 8 Tage bis einige Wochen Gefängnis, die übrigen wurden frei' gesprochen. Marseille , 2S. März. Gerüchtweise verlautet. es sei ein Komplott entdeckt worden, welches sich gebildet hat, um die Docks in Brand zu stecken. Infolge dessen seien drei Kreuzer und ein Torpedojäger von Toulon nach Marseille beordert worden. AuS der Schweiz . Der Verband der Schneider in St. Gallen teilt uns mit, daß entgegen unsrer Meldung die Lohnbewegung noch nicht beendet ist. Vorläufig schweben noch Verhandlungen. Sociales. Nach den Ergcbnifscn der Steuereinschätzung in Preußen für 19VV berichtet die„Statistische Korrespondenz":«Nach der letzten Einkommensteuer-Statistik ist von 1892 bis 1900 die Gesamt zahl der Ceusiten von rund 2,tt auf 3.38 Millionen, deren Vcr- anlagungssoll von 124,84 auf 174,39 Mill. Mark. d. h. um 39,69 Proz.. bei den nicht physischen Personen von 10,09 auf 15,99. d. h. um 58,95 Proz., bei den physischen Personen von 114,79 au 158,40 Mill. Mark, d. h. um 37,99 Proz. gestiegen. Unter den physischen Personen waren auf je 100 Köpfe der Gesamt' bevölkerung im Jahre 1892 nur 8,15. im Jahre 1900 dagegen 10,09 Ceusiten vorhanden. Setzt niau den Stand des Jahres 1892 gleich 100, so bedeutet dies eine Zunahme um 23,39 Proz." Diese vorläufig nur sehr knappen Angaben lassen doch da? eine erkennen, daß die Einkommen der juristischen Personen in außer- ordentlichem Maße gewachsen sind. Die juristischen Personen, die nur einen verschwindend geringen Bruchteil eines Zehntels der Steuer- Pflichtigen bilden und ihrer überwiegenden Mehrzahl nach Aktien gesellschnften sind, haben eine verhältnismäßig viel stärkere Ver mehrnng ihres Einkommens erzielt wie die physischen Personen. Auf den kleinen Teil dieser großen steuerpflichtigen Gesellschaften entfällt mehr als>/» der Gesnmtsteigerung deS Steuersoll«. Dabei muß man die Thatsache im Auge behalten. daß 8/io aller Steuer zahlet nicht mehr als 3000 M. Einkommen haben. Wenn sie ausführlichen Nachweisungen vorliegen werden. wird sich zeigen, daß auch bei den physischen Personen die mit über 3000 M. veranlagten wiederum den verhältnismäßig größten Anteil an der Einkommensteigerung haben. Die große Steigerung bei den juristischen Personen läßt diese Annahme als durchaus gerechtfertigt erscheinen. Diese Erscheinungen zeigen, daß die jetzt hinter uns liegende Periode des wirtschaftlichen Aufschwungs dem Grotzunter nehmertum einen außerordentlich viel größeren Segen gebracht hat wie der Arbeiterklasse. Schiedsgericht für die sächsischen Konsumvereine. Eine Versammlung sächsischer Konsumvereine, an der die Vertreter von 72 Vereinen teilnahmen, beschloß am Sonntag in Leipzig die Schaffung eines Schiedsgerichts zur Schlichtung uon Streitigkeiten, die zwischen Personal und Verwaltung entstehen. Die Zusammen- etzung desselben entspricht de» Vorschlägen der dafür eingesetzt ge- wesenen Kommission, die wir schon vor einigen Tagen mitteilten. Der Lugauer Steinkohlenbauverein in Lugau in Sachsen hatte im Jahrr 1900 einen Gesamterlös von 2 244 919 M. Das sind 22 Proz. mehr als im Jahr vorher. Die Ausgabe für Löhne betrug 011 398 M. und war um knapp 12 Proz. höher als im voran- gegangenen Jahre. Die Lohnausgabe betrug demnach 45 Proz. der Einnahme. Die Unkosten lverden mit 542 444 M.— 23,3 Proz. berechnet. Darunter befinden sich jedoch noch 76973 M. für Neuanlagen und außerdem eine nicht ausscheidbareSummesürSteuernundAbgaben. daß die Unkosten unter 20 Proz. betragen. Reingewinn und Anleihezinsen betragen 542124 M.--- 28,8 Proz.; rechnet man die Ausgaben für Neuanlagen sowie für Steuern und Abgaben hinzu, die gleichfalls zum Gewinnertrage gehören, so geht der Anteil auf über 27 Proz. hinauf. Auf Abschrelbungen, die der Geschäftsbericht selbst als hoch bezeichnet, wurden 143 958 M.--- 8,4 Proz. verwendet. Man kann also bei reeller Rechnung auf circa 30 Proz. Gewinnanteil am ProduktionSertrage rechnen. Es wurden durchschnittlich 895 Arbeiter beschäftigt, so daß der Lohn pro Arbeiter 1130 M. betrug. Da der wirkliche Gewinn mit etwa 670 000 M. berechnet werden kann, so erarbeitete jeder Arbeiter einen Ueberschuß von rund 750 M. Die verteilten Dividenden be- tragen 28'/z Proz. für die Stammaktien und 88'/» Proz. für die Prioritätsaktien. VolkS-Hetlstütten in Dänemark . 974»erzte haben an die Regierung und den Reichstag die dringende Aufforderung gerichtet, die in allen Volksschichten hervortretenden Bestrebungen zur Er- richtung von Heilstätten für Lungenkranke, in denen unbemittelte Patienten behandelt werden, so viel wie möglich zu unterstützen. «gleich machen die Aerzte darauf aufmerksam, daß eS notwendig ,t, daß gleichzeitig mit der Errichtung von Volls-Heilstätten auf gesetzgeberischem Wege der Ausbreitung der Tuberkulose u r ch A n st e ck ü n g entgegengearbeitet wird. Besonderes Gewicht legen die Aerzte auf die Desinfektion bei Sterbetällen und beim Wohnungswechsel von Brustkranken. Geviitzks-'Bettung. Polizetbeamtc im Kampf für das Unternehmertum. Aus Rudolstadt in Thüringen wird uns berichtet: Seit Freitag finden vor dem hiesigen Schwurgericht Verhandlungen gegen 17 des Aufruhrs. Landfriedensbruchs, der Körper« e r l e tz u n g und Beamtenbeleidigung angellagten Porzellanarbeiter statt; 10 davon gehören zu den bei er Firma Schäfer u. Vater Streikenden. 7 sind Nicht- treikende. Den Angeklagten wird zur Last gelegt. am 15. Oktober 1900. und in der Nacht vom 26. zum 27. Oktober in Rudolstadt den Schutzmann Kummer, sowie Arbeitswillige geschlagen, sich der Verhastinig widersetzt und den Schutzmann sowie die Arbeitswilligen beleidigt zu haben. Die Angeklagten sind geständig. Sie entschuldigen sich damit. daß sie erregt waren, weil die Polizei sich dazu hergab, der Firma Arbeiter zu verschaffen, indem sie die auf der Wache zum Abholen des Stadt- geschenks sich meldenden H a n d w erks b u rs ch en an die Firma wies und event. die Auszahlung des Geschenks verweigerte. Ebenso mußte der Polizeiwachtmcister als Zeuge selbst zugeben, daß er zu einer Frau gegangen sei und sie gefragt habe, warum sie nicht inchr' zu Schäfer und Vater zur Arbeit gehe; sie möchte doch ja die Arbeit gleich wieder aufnehmen, wenn sie gesund sei. Ja, selbst ein in andrer Arbeit Befindlicher, ein Dachdecker, war von einem Schutzmann aufgefordert worden, doch bei Schäfer n. Vater zu arbeiten, dort könne er bis 36 M. verdienen. Eindrucksvoll war die Darstellung des Sachverhalts durch einen der Angeklagten, indem er ausführte, daß sie durch das Zusammengehen der Arbeitgeber und der Polizei geradezu zur Verzweiflung getrieben worden seien; die Arbeitgeber hätten sich bei hoher Konventional- strafe verpflichtet, keinen Streikenden in Arbeit zu nehmen, die schwarzen Listen seien sogar bis nach Böhmen hinein- gegangen und hier habe das Eingreifen der Polizei ihnen jede Aussicht auf Sieg abgeschnitten. Fabrikbesitzer Schäfer sagt als Zeuge aus.„daß ihm in der ersten Zeit die Polizei zu neutral gewesen sei und er darum beim Ober- bürgermeister, beim Landrat und selbst beim Ministerium vorstellig geworden sei. Den Geschwomen sind 60 Haupt- und 56 Nebenfragen gestellt. Das Urteil lautete für Prese, Jaecksch, Löffler je 10, Haeberlei zu 9, Jakoby zu 8. Dunkel zu 6. Grähnerl zu 4V», Linke zu 4, Schwarz zu 3 Monaten Gefängnis. 8 Angeklagte wurden freigesprochen. Die Untersuchungshaft wurde bei fünf bisher Inhaftierten teilweise angerechnet. Die Geschwomen verneinten den Landfriedensbruch und Aufnihr und nahmen nur Körperverletzung, Beleidigung und Ruhestörung an._ China . Ter russisch-englische Konflikt soll der schiedsrichterlichen Entscheidung des Grafen Waldersee unterstellt werden. Die Regierungen der beiden Länder haben dem zugestimmt. Derweilen ist man in Peking dabei, die Kricgökostcn auSzurecknen, die China ini stände sei zu zahlen. Der aus den Ge» sandten Deutschlands , Englands, Frankreichs und Japans bestehende Ausschutz, welcher die Hilksquellen Chinas prüfen und bezüglich der Bestreitung der Kriegökosten Vorschläge machen soll, hat am' Montag seine erste formelle Sitzung abgehalten. Alle maßgebenden Männer im Finanzwesen und sonstigen Fachmänner, auch Robert Hart und Favier sollen aufgefordert werden, über die Art und Weise der von China zu leistenden Entschädigungen Vorschläge zu machen. Neue Alarmnachrichtcn. Vierzehn Meilen östlich von Tientsin soll der britische Missionar Stonehouse von Räubern ermordet worden sein. Die englische Presse beschäftigt sich mit der Haltung Rußlands in Korea und mit der Verabschiedung des englischen Zolldirektors, die als eine Folge der russischen Jntriguen hingestellt wird. Auch die Antwort des Grafen Lambsdorff auf die Ansprüche der englischen Regierung wird als ein Zeichen dafür angesehen, daß Rußland entschlossen' sei, in Korea sieselbe Rolle zu spielen, wie in der Mandschurei.„Daily Mail" weiß zu berichten, daß der russische Gesandte in Söul die Ver- abschiedung des dortigen ZolldirektorS durch seine Regierung bei der koreanischen Regierung erwirft habe, weil er die Interessen Rußlands schädige. Das Blatt fügt hinzu, daß der russische Gesandte die koreanische Regierung ersucht habe, nur russische Polizeibeamte anzustellen.„Daily Telegr." ist der Ansicht, die Haltung Rußlands bedeute eine Gefährdung der all- gemeinen Lage im äußersten Osten.— Dasselbe Blatt meldet auL Nagasaki, die japanische Flotte habe Befehl erhalten, sich sofort nach Korea zu begeben. Die Lage wird dort als sehr ernst bezeichnet. Diese letztere Meldung wird von andrer Seite dementiert. Letzte Meldungen. Berlin , 25. März.(B. H. ) Wie wir auS absolut sicherer Quelle erfahren, ist der Tientstner Zwischenfall zu beiderseitiger Zufrieden- heit sowohl der englischen als auch der russischen Regierung end- gültig beigelegt._ Drtzke Mschvirtzken und Depeschen. Französische Deputiertenkammer. PariS » 25. März.(W. T. B.) Die Beratung deS Vereinsgesetzes wird bei Artikel 14 fortgesetzt. Bourgeois wendet sich lebhaft gegen den Unterricht der Kongreganisten, welcher auf einen Angriff auf die bürgerliche Gesellschaft hinauslaufe. Redner verliest eine Anzahl Schulaufgaben, welche den Zöglingen der„Brüder der christlichen Schulen " erteilt worden sind und welche einerseits die Inquisition verherrlichten, andrerseits die Freiheit deS Gewissens verurteilten und einen Teil der Bürger gegen den andren aufreizten. Bourgeois schließt seine Rede mit den Worten: Was wollen Sie. daß die so erzogenen Kinder später denken? Sie werden sich auf die Straße begeben, und das wird dann den Bürger- krieg bedeuten I"(Beifall.) Mehrere Deputierte fordern, daß die Rede Bourgeois' öffentlich angeschlagen werde. Der öffentliche Anschlag wird m i t 293 g e g e n 220 S ti mm e n v o n d e r Kammer beschlossen. UnterrichtSministerLeygueS hält das Recht deS Staats tn Sachen des Unterrichts aufrecht. Uebrigens würden ja auch die genehmigten Kongregationen nicht von dem Recht ausgeschlossen sein. Unterricht zu erteilen. Der Zweck der- enigen, sagt der Minister, welche den Artikel 14 bekämpfen, erstömug der Universität. Redner giebt sodann einen historischln Rückblick auf die nach einander bestandenen Gesetze über den Unter« richt und fchließt mit Bitte an die Kamnier, den Kongregationen nicht zuzugestehen. waS die Monarchie ihnen verweigert habe.(Lang- anhaltender Beifall.)__ Kiel , 25. März.(W. T. B.) Der Kieler Dampfer„Brutus", mit Kohlen und Eisen von Schottland nach Kiel bestimmt und seit drei Wochen überfällig,»st mit der ganzen Besatzung untergegangen. Bochitm» Lo. März.(B. H. ) Auf dem Schacht„Hermann" bei Witten ertranken infolge eindringender Wassennassen drei Bergarbeile r. 'Karlsruhe , 25. März.(W. T. B.) Wie die Blätter berichten. wurden gestern morgen in verschiedenen Orten badische n Ober- l a n d s und des Schwarzwalds Erderschütternugen wahrgenommen. welche von einem etwa eine Minute dauernden duinpsen Rollen begleitet waren. Solche Erdstöße fanden u. a. statt in Waldlirch , St. Blasien , Schönau und Schopfheim . In Schönau soll das Erdbeben so tark gewesen sein, daß die Bewohner dadurch aus dem Schlaf geweckt wurden. Die Bewegungen gingen etwa in der Richtung von Norden nach Süden. London , 25. März.(W. T. B.) Unterhaus. Auf eine An» rage erklärt Chamberlain, die FriedenS-Unterhandlungen mit den Südafrikanischen Republiken seien geschlossen. Die Regierung bleibe ganz und gar bei den von ihr «reits mitgeteilten Ansichten und habe nicht die Absicht, die Unterhandlungen wieder zu eröffnen. Petersburg, 25. März.(B. H. ) Ein Ministerrat unter dem Vorsitz des Zaren beschloß die Beibehaltung des Gesetzes betreffend die Einstellung der Studenten in die Armee, doch soll dieses Gesetz vorläufig noch nicht in Kraft treten. Außerdem wurde die Aenderung der Statuten für die msfischen Univerfitäten beschlossen. Beramworu. Rebacieur- Heinrich Ströbel in Berlin . Für den Inseratenteil verantwortlich: Th. Glocke in Berlin . Druck und Verlag von Max Babing in Berlin . Hierzu SBeilagen n. ttiiterhaitiingSblait.
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