Rechtsdrehung 90°Linksdrehung 90°
 100%
 100%
 0%
 0%
 0%
 
Einzelbild herunterladen
 

®ei der Versammlung einzubringen", gelangt ohne Diskussion zur Annahme. Der Etat für die Verwaltung deS GesindebelohnungS- und-U n t e r st ü tz u n g S f o n d s hat der EtatSauSschuß unverändert genehmigt. Stadtv. Stadthagen beantragt, diesen Etat einem besonderen Ausschuß zu überweisen, event. den Magistrat zu ersuchen, geeignete Schritte zu unternehmen, um eine Aufhebung des Statuts vom 30. Mai 1864, zum mindesten aber eine Aufhebung der durch dieses Statut den Dienstboten auferlegten Steuer von 50 Pf. für jeden Dienstantritt und für jeden Dienstwechsel herbeizuführen. Stadtv. Stadthagcn: Die Rechtsungnltigkeit der betreffenden Kabinettsorder von 1864. die sich auf eine Kabinettsorder von 1826 stützt, ist für mich zweifellos, denn das Statut, da? den Dienst- boten eine besondere Steuer auferlegt, ist nicht von den gesetzgebenden Körperschaften sanktioniert worden. Nach 1872 vollends mußte jeder Zweifel über die Ungesetzlichkeit der Steuer schwinden, denn in dem Gesetz über die Einrichtung der Gesinde- bücher heißt es ausdrücklich, daß Abgaben für die Befugnis, dieselben zu führen, überhaupt nicht mehr zu entrichten sind. Allerdings können wir ja solche KabinettSorder nicht einfach beiseite schieben, aber eben darum soll der Magistrat darauf hinwirken, daß sie beseitigt wird. Zwei Wege gccbt es dazu: den Weg des Civil- und den des Strafprozesses. Ich wüßte nicht, ob ein Civilprozcß schon geschwebt hat' ein Dienst- mädchen wird schwerlich einen Prozeß auf Rückzahlung der 50 Pf. anstrengen. Der Strafprozeß wäre gegeben, wenn ein Dienstmädchen bei der Beitreibung der Steuer Widerstand leistete. angeklagt würde und die Sache zur Kognilio» de? Reichsgerichts käme. Jedenfalls schweben solche Prozesse nicht. Die Steuer ist in hohem Grade ungerecht, sie wirkt wie ein Ueberbleibsel au? dem 16. Jahrhundert. Zur Zeit haben wir vielleicht 65 000 Dienstboten in Berlin . Im besten Falle können davon 114 Personen im Alter von 5060 Jahren wenn sie nach rtdlicher Arbeit, oder wegen zerrürteter Gesund- heit dienstunfähig geworden sind, oder außerordentliche Dienste, z. B bei FencrSgefahr. geleistet haben, unter der Bedingung, daß sie 10 bis 20 Jahre i» Berlin im engeren Polizeibczirk gedient haben, eine Rente erhalten. Die Höhe der einkommenden Steuer zeigt, daß sie von dem größeren Teil der Dienstmädchen überhaupt nicht mehr gezahlt wird: die Klugen fallen darauf nicht hinein. Es wäre also die höchste Zeit, sie ganz zu beseitigen.(Beifall bei den Socialdemo kraten.) Stadtv. Ladcwig<N. L.): Für Ausschußprüfung bin ich auch. Für die Aufhebung des 50 Pf.» Beitrags würde ich zu haben sein nicht aber für die Aufhebung des Fonds selbst. Stadtv. Stadthagrn: In dem Hauptpunkte stimmen wir also Lberein. Daß mich gerichtliche Erkenntnisse die Gültigkeit der Verordnung feststellen, thut uns Herr Ladewig wohl in dem Aus- schuß dar. Der Antrag Stadthagen auf Einsetzung eines AuSschuffeS wird darauf angenommen. Die Vorlage betr. den Abbruch der Baulichkeiten auf dem zur Errichtung'des neuen Verwaltung«- gebäudes in Aussicht genomnienen Terrain wird ange nommen, ebenso die Borlage wegen Auswahl der 1V01 neu» it n d um zupflasternden Straßen und Plätze nach den Beschlüssen des PflastenmgSausschusses: sodann die Vorlage betr. die öffentlichen Bedürfnisanstalten mit der Maßgabe, daß die bestehenden Verträge nur um S Jahre verlängert werden. Schluß 9 Uhr._ Krankenkassen und Apotheker. Der Streit um den Nezeptur-Rabatt, den die Krankenkassen Berlins und der Vororte schon seit längerer Zeit führen, ist nunmehr in ein ernstes Stadium getreten. Am 20. Februar d. I. hat eine sehr stark besuchte Versammlung derKrankeukassen-Vorstände und VerwaltungS beamten stattgefunden, welche die Centralkomniission beauftragt hat, noch einen letzten Versuch zu machen, um von den Apothekern einen Rezeptur-Rabatt zu erwirken. In dieser Ver- sammlung waren 87 der bedeutendsten Krankenkassen vertreten Während sich die Vertreter von 18 Kassen, trotz persönlicher Billigung mangels ausreichender Autorisation zunächst der Abstimmung enl- hielten, wurde von den Vertretern der übrigen 69 Kassen erklärt. daß wenn auch dieser Versuch sehlschlägt, der Kampf um den Rezeptur- Rabatt mit aller Energie in der von der Centraikommission vorgeschlagenen Form aufgenommen werden soll. Die 69 Kassen 35 Berliner Orts-Kraukenkassen, 2 Vororts Krankenkassen, 22 freie Hilfskassen, 5 Fabrikkassen. 4 Jnnungskasse» und die BetriebS-Krankenkasse der Stadtgemeinde Berlin um­fassen mit denjenigen Kassen, welche vorher schon schriftlich ihre Zu stimmung erklärt haben, insgesamt über 400 000 Mitglieder, also etwa vier Fünftel der Krankenkassenmitglieder Berlins und der Vororte. Die Eentralkommission der Krankenkassen hat ihrem Auftrag gemäß den Beschluß der Versammlung nebst Erläuterung den ver- einigten Apothekenbesitzeni unterbreitet, ohne eine bestimmte Höhe des Rabatts festzusetzen und noch besonders betont, daß hierüber eventuell noch verhandelt werden könnte. Trotzdem und trotz aller vorherigen Bemühungen der Eentralkommission. diese für alle Krankenkassen so wichtige Angelegenheit auf gütlichem Wege zu regeln, bat am 12. d. M. eine Versammlung der Apotheken- besitzer die Bewilligung einesRezeptur-Rabatts Prikte abgelehnt. Bei dem Versuch, diese Ablehnung auch nur einigermaßen zu be- gründen, sind nun allerlei nichtige und den Thatsachen wiedersprechcnde Einwände gemacht worden. So behaupten die Apolhetendesitzer mit dem Hinweis, daß in der betreffenden Versammlung nur 87 bezw. 69 Krankenkassen den Beschluß gefaßt haben, daß nur ein Bruchteil der Krankenkassen Berlins durch die Eentralkommission vertreten wird und daß demzufolge die Mehrheit der Krankenkassen eine Aenderung des bisherigen Zustands nicht wünscht. Sie be- haupten ferner, daß sie sich in Widerspruch mit der größeren Mehr- heit der Krankenkassen setzen würden, wenn sie der Forderung der Eentralkommission Folge geben, und diese selbstverständliche Rücksicht- nähme auf die Mehrheit der Krankenkassen sowie die Eigenart der örtlichen Verhältnisse, welche keinen Vergleich mit andern Städten zulassen, wären für ihre Stellungnahme maßgebend. Die Behauptung der Apotheker könnte noch teilweise als zutreffend erachtet werden, wenn die Zahl der Krankenkassen und nicht die Zahl der Kassenmitglieder bei dieser Frage ausschlaggebend wäre. Allerdings ist die Anzahl der Krankenkassen weit höher, wenn die vielen Betriebskassen, Jnnungskassen und lokalen Hilsskassen, welche oft nur einige wenige hunderte Mitglieder zählen, m Bausch und Bogen ge- rechnet werden. Aber daran können die Apotheker doch selbst nicht glauben, daß die Kassen mit«in- und zweihundert Mitgliedern in diesem Fall summarisch gleichbedeutend sind mit solchen Kassen, die 10, 15, 20 Tausend Mitglieder und mehr in sich vereinigen. Bei dieser Frage sind die gesamten Krankenkassen im hohen Maße interessiert. Die Bevölkerung steht auf Seiten der Krankenkassen ; außerhalb der Interessensphäre der Apothekenbesitzer mutz die Ab- lehnung mit einer so sonderbaren Begründung jede Wirkung ver- fehlen. In der Versammlung der Krankenkassen -Vorstände und der Verivaltungsbeamten, die gestern, Donnerstag, im Luisenstädtischen Konzerthaus tagte, und in der die Ceurtalkommission über die ablehnende Antwort der Apothekenbesitzer berichtete, wurde nun folgender Kanipfplan festgestellt: Vom 1. M a i ab soll eine Liste mit etwa 50 bis 60 Apotheken Herausaegeben werden, von denen allein die Medikamente auf Kosten der Kassen her- gestellt werden dürfen. In andren Apotheken angefertigte Medi- kamente werden von den Kasten nicht honoriert. Außer der Apothekenliste wird auch eine Liste der Droguisten aufgestellt, und sollen von diesen alle freigegebenen Arzneimittel bezogen werden. Falls die Npothekenbesitzer den Kosten den Kredit abschneiden, so sollen die Kastenmitglieder den Betrag für die Medikamente bar bezahlen und bei der Kasse liquidieren, event. wird ihnen der notwendige Betrag in den Droguengeschästen vorgeschosten. Mit der Droguisten-Jnnung find bereits die diesbezüglichen Vereinbarungen getroffen. Auch mit größeren Aerzteveremigungen haben bereits Verhandlungen stattgefunden, um eine für die Kassen günstigere Verordnungsweise herbeizuführen. Ferner soll eine rege Agitation unter den Kastenmitglredern stattfinden und durch die Presse, Flugblättter je. und in Versamm­lungen für die notwendige Aufklärung gesorgt werden. Nach kurzer Diskussion im zustimmenden Sinne gelangte, folgende Resolution einstimmig zur Annahme: Die heute im Luisenstädtischen Konzerthause versammelten Vorstandsmitglieder und Berwalwngsbeaniten Berlins und der Vororte erklären sich mit dem entwickelten Kampfplan durchaus einverstanden, und verpflichten sich, mit allen Kräften das Vor- gehen der Centraikommission gegen die Apotheker zu unter- stützen i Der Kampf wird sich zunächst auch auf Rixdorf, Charlottenburg und Schöneberg erstrecken, da sich die hier in Betracht kommenden Kassen dem Vorgehen der Berliner Kasten angeschlossen haben. der GemeVksftmfkliäies. Berlin und Umgegend. Zum Btreik der Geschirrsattler erhalten wir folgende Zu- schrift: Zu dem Artikel imVorwärts" am 26. März er. betreffend die Ar�-iten für den kgl. Marstall, erklären wir hiermit, daß die Sache auf Mißverständnis beruht, da wir seit Jahren die von den Gehilfen verlangten Preise für die Marstallarbeiten gezahlt haben. als auch die geforderte Erhöhung der Preise, soweit sie in den Grenzen der Möglichkeit lag, bewilligt haben. Auch erklären wir, daß unsere Rechnungen stets in promptesten Weise ihre Erledigung fanden. Julius Erb, Hoffattler Sr. Maj. des Kaisers und Königs. Rudolf Wetterling, Hofsattler Sr. Maj. deS Kaiser? und König?. Tattler. Im Streik der Geschirrsattler ist eine weitere Aenderung nicht eingetreten. Im Ausstände b-finden sich die Arbeiter folgender Firmen:'A. u. W. Schulze, Wilhe'mstr. 30/31; Tützer, Alexandrinen- straße 93�94: Nickel. Landsbergerstr. 89; Kunzelmann, Kürassier stratze 15; Weinberg, Dresdenerstr. 99; Härtel, Prinzenstr. 19; Meye, Schillingstr. 14; Fiedler. Friedrichsberg; Warmbdt, Scbütznr straße 4; Biedermann, Fennstr. 29; Maier, Sorauerstr. 28; Lippert, Charlattenburg; Bischof, Memelerstr. 26; Robert, Babstr. 30. Zur Lohnbewegung der Gattler! Neu bewilligt haben die Firmen Weinberg und H ä ß n e r; in Unterhandlung stehen Härtel, Nickel und Tützer. Am hartnäckigsten zeigt sich der reiche Sattlermeister Schulze, Wilhelmstraße, obgleich dieser Herr in der Innung, sowie auf dem Jnnungs- Verbandötage die Not- wendigkeit einer Lohnerhöhung anerkannt hat. Im übrigen ist der Stand der Lohnbewegung ein guter und es ist in den meisten Ge- schäften gar nicht zum Streik gekommen. Nicht bewilligt haben die Firmen Schulze, Wetterling, Meye, Fiedler, Wieder- mann, Lippert und Robert. Deutsche? Reich. Arbeitslose Steinarbeiter. Die Organisation der Stein- arbeiter hatte am 15. Januar d. I. eine Arbeitslosen- Zählung vor« genommen. Beteiligt hatten sich an der Zählung 8023 Personen aus 145 Orten. Von diesen standen 4626 in Arbeit. Arbeitslos waren 3402, und zwar 1174 ledige und 2228 ver- heiratete Kollegen. Letztere hatten für den Unterhalt von 5062 Kindern zu sorgen. Zu bemerken sei, daß größtenteils die Orte keine Angaben machten, Ivo Arbeitsmangel nicht vorhanden war. Die Granitarbeiter waren durchweg beschäftigt, wohingegen die Zahl der Arbeitslosen aus den Sandsteiugebieten bezw. aus den Betrieben der Groß- und Mittelstädte sich rekrusiert. Zieht man von den Arbeitslosen die Kranken und die Streikenden ab. deren Zahl auf 300 geschätzt wird, so bleiben 3100 Steinarbeiter infolge von Arbeitsmangel als erwerbslos übrig. Zur Lohnbewegung der Schneider. Der Ausstand in Bremen dürste sich auf 600 Gehilfen ausdehnen. Es wird ver- langt, daß die Stückarbeit nach Stundenlohn abgeschätzt wird. Der Stundenlohn soll 45 Pf. und 50 Pf. für Heimarbeiter betragen. Außerdem wird die Beseitigung des Kost- und LogiSwesenS ge­fordert. In Mainz kann die Lohnbewegung als beendet angesehen werden, da mit den meisten Geschäften eine Einigung zu stände kam. In Nürnberg find über 800 Schneider in den Ausstand ge- treten. Die Mehrzahl der größeren Geschäfte hat jedoch bereits bewilligt. Auch in Elfaß-Lothringen sind die Schneidergehilfen in eine Lohnbewegung eingetreten. In Metz finden zur Zeit Unter- Handlungen mit den Meistern statt, die eine Lohnerhöhung von 10 Proz. zu bewilligen geneigt find, während die Gehilfen darüber hinaus Gleichstellung mit ihren Kollegen in Berlin , Frankfurt a. M. je. ordern. Auf beiden Seiten wird zu der Lage dieser Tage in Ver- sammlungen endgültig Stellung genommen. Dir Straßburger Schneidergehilfen waren am Montag zahlreich versammelt, um gegen die Verstöße der Unternehmer gegen die bei der letzten Lohnbewegung vereinbarten Bedingungen Stellung zu nehmen. Auch zahlreiche Arbeiterinnen der Branche wohnten der Versammlung bei. Die Gehilfen sind entschlossen, den fortwährenden Lohnabzügen und Tarif- brächen der Unternehmer energisch entgegenzutreten und haben den Vorstand der Zahlstelle in einer Resolution ermächtigt, alsbald die ihm zu diesem Zwecke erforderlich erscheinenden Schritte einzuleiten. Der Streik der Straßenbahn- Angestellten in Halle wird. so leid es uns auch lhut, da? konstatieren zu müssen, zu Ungunsten der noch Streikenden verlaufen, indem eS der Direktion gelungen ist, wiederum eine Anzahl Arbeitswilliger zu werben. Der Streik hat aber das gute, daß die von der Direktion geduldeten Mißstände einmal öffentlich aufgerollt worden sind. Selbst die liberale Saalezeitung" gebt in der gestrigen Nummer mit dem Direktor DeliuS' ziemlich scharf in» Gericht. Die gestern nachmittag stattgehabte Volksversammlung, die von 800 Personen. Anhängern aller Parteien, besucht war. trat einssimmig zu Gunsten der Streikenden ein. Nach dem Referat des Wagenführers Hahn, der 8 Jahre bei der Gesellschaft beschäftigt war und auseinander- setzte, daß der Streik nicht beabsichtigt wurde, und nur durch da« Vor- zehen des Direktors Delius verschuldet worden ist. kamen grauenhafte eder Beschreibung spottende Mißstände zur Sprache. Obwohl die Seldstrafen nach§ 134 b der Gewerbe-Ordnung die Hälfte des durch- 'chnittlichen Tagesarbeitsverdienstes nicht übersteigen dürfen, wurden an einem Tage Strafen bis zu 5 M. verhängt. Ein Führer, der erkrankte, wurde, weil er während des Dienste? ein etwa? dickes Tuch um den Hals gewickelt hatte, niit 25 Pf., ein andrer, weil er gegessen hatte, mit 50 Pf. bestraft. Mehrere Führer wurden bestrast, iveil sie bei der Fahrt den Kopf vorschriftswidrig gehalten hatten. Wegen N i ch t g r ii ß e n S deS Direktor« wurden Strafen von 50 Pf. bis zu 1 M. verhängt. Von den gesamten Führern wurden durchschnittlich pro Monat 81 M. Strafe bezahlt und keiner von ihnen weiß, wo die Strafgelder htngeflosten sind. Die Ver- sammlung beauftragte eine aus Bürgern aller Parteien gebildete Kommission Rentner Keil, Direktor Lange, Kaufmann Rosenbaum, Redacteur T h i e l e und Wagenführer H a h n zu Gunsten der Streikenden bei dem Oberbürgermeister vorstellig zu werden und event. wenn Direktor DeliuS dir Einstellung der Streikenden ablehnt, öffentliche Sammlungen zu veranstalten, bezw. die Nichtbenutzung der Bahn zu empfehlen. Dapezierer. Der Stand der' Lohnbewegungen in Potsdam und Breslau ist für die Kollegen sehr günstig. I» Potsdam haben bi« gestern abend 7 Firmen die Forderungen bewilligt, so daß nur noch 21 Kollegen(darunter neun verheiratete) im Streik stehen. In Breslau arbeiten bis jetzt 110 Kollegen zu den neuen Be« dingungen, während sich noch 150 im Ausstand befinden. Der Ober« meister von Breslau , Herr Schneider, dessen Gehilfen auch im Streik stehen, hat zwar einem einflußreichen Berliner Arbeitgeber, der ihn darauf hinwies, daß er gut daran thäte, dafür einzutreten, daß die äußerst bescheidenen Förderungen der Arbeiter bewilligt werden, da? Versprechen gegeben, in diesem Sinne zu handeln, er selbst hat aber die Hauptpunkte der Forderungen rundweg abgelebnt. Zwischen Wort und That ist eben bei diesen Jnnungshelden ein breiter Raum. In B r a n n s ch w e i g befinden sich die Kollegen im Ausstande, um folgende Forderungen durchzusetzen: Minimallohn für AuSgelernte 35 Pf. pro Stunde bei neunstündiger Arbeitszeit. Höherstehende Löhne sollen 10 pCt. Aufschlag erfahren. Dieses Verlangen wurde von den Arbeitgebern kurzer Hand abgelehnt, und am 23. d. M. sämtliche Gehilfen ausgesperrt. Wir bitten den Zuzug nach diesen Orten fernzuhalten. Der Verband der Tapezierer. Bei der GewerbegerichtS-Wahl in Altenburg siegte die Gewerkschastskartell-Liste mit 1437 gegen 51 Stimmen. Die Malergehilfen in Breslau (560 Mann) haben die Arbeit eingestellt, nachdem seitens der Zwangsinnung die Forderung auf Gewährung eines Mindestlohns von 42 Pf. für Maler und 38 Pf. für Anstreicher abgelehnt wurden. Der Mandfchurei-Vertrag. Die chinesischen Kommissare haben infolge deS kaiserlichen Dekrets die Unterzeichnung des russisch-chinesischen Vertrags e n d« gültig abgelehnt, trotz der Abänderungen, welche Rußland an einigen Artikeln vorgenommen hatte. Aus Petersburg aller­dings kommen Nachrichten, die etwas anders klingen. Der New AorkerAffociated Preß" wird von dort gemeldet, daß daS russisch -chinesische Abkommen wahrscheinlich bald unter- zeichnet werd-n würde. Die zur Zeit noch schwebenden Verhandlungen beziehen sich nur auf geringfügige Aenderungen. Durch das Abkomnien wird Rußland kein neues Gebiet gegeben, sondern nur Garantien für seine bereits bestehenden Interessen und Rechte in der Mandschurei . Keine Macht hat Protest eingelegt, selbst Japan hat keine Einmischung versucht. Die Erklärung des japanischen Ministers des Aeußern, daß Japan notwendigerweise eine Kompensation verlangen werde, habe keinen Eindruck gemacht, da sie bloß eine Drohung sei. MarqniS Jto. Der japanische Premierminister hielt am 26. d. M. eine Rede, in welcher er auf die auswärtige Politik einging und sagte, Japan fabe nunmehr eine Stellung erlangt, die eS ihm möglich mache. elbst seine legitimen Interessen zu schützen und die den Anforderungen jeder Lage entsprechenden Schritte zu thun. Neue Heldenthaten. Englische Blätter berichten aus Peking , ein deutscher Soldat habe vor einigen Tagen auf der Straße der Gesandtschaft aus bisher unbekannten Gründen drei Chinesen getötet. Die Europäer richten sich heimisch ein. Der.Morning Post" wird aus Peking gemeldet: Es gehen Gerüchte um, daß die Deutschen und die F r a n z o s e n im nächsten Monat einen großen Teil ihrer Streitkräfte zurück- ziehen wollen. Durchaus sicher ist jedoch, daß weder Frankreich noch Deutschland seine Garnison in Paotingfu schwächen wird. Die Franzosen und die Deutschen wählen sich auf den Bergen in der Nähe von Paotingfu Plätze für ein S o m m e r f e l d l a g e r aus. Ferner wird von verschiedenen Eisenbahnbauten be- richtet, welche die Engländer und die Franzosen auszuführen be- absichtigen._ Uetzke Nachvichken und Depeschen« Französische Teputiertenkammer. ParlS, 28. März.(W. T. B.) Der Nationalist Denis stellt einen Antrag auf Revision der Verfaffung, in welchem verlangt wird, daß der Wortlaut der Erklärung über die Menschenrechte der Verfassungsurkunde angefügt werde. Denis fordert für seinen Antrag die Dringlichkeit und verliest denselben unter lärmenden Kundgebungen der Rechten und der Linken. Dsauzon beantragt, daß die Erklärung über die Menschen« rechte in allen Schulen angeschlagen werde. Dieser Antrag wird mit 542 gegen 1 Stimme angenommen und der Autrag auf Dringlickleit der Resolution Denis mit 239 gegen 233 Stimmen abgelehnt. Sodann setzt die Kammer die Beratung des Bereinsgesetzes fort._ Zum Marseiller Streik. Paris , 23. März.(W. T. B.) Die Vertreter der Marseiller Ausständigen sind von dem Vorschlage des Minister- Präsidenten, mit den Arbeitgebern über gewisse Punkte de? Uebereinkommens vom August 1900 zu verhandeln, nicht befriedigt. Sie erklärten. daß sie auf dieser Grundlage bereit« vor 14 Togen hätten in Verhandlungen eintreten können und, da die Lage der Arbeitgeber damals ungünstiger war, zweifellos beffere Resultate für die Ausständigen erzielt hätten. Zur Gefangennahme RgninalboS. New Hork, 28. März.(H. B.) Ueber die Gefangennahme Aguinaldos wird noch au« Manila gemeldet. Die Gefangen- nähme fand ohne Kampf statt, indem Aguinaldomit seinem g.a n z e n Stabe in einen Hinterhalt gelockt und um« z ingelt wurde. Aguinaldo und seine Offiziere sind nach Manila als Gefangene gebracht worden. Die Führer der FilippinoS erklärten, daß trotz diese? Mißgeschicks der Widerstand gegen Amerika fortdauern werde. Die Nachricht von der Gefangennahme hat in New gork größte Befriedigung her- vorgerufen._ Dortmund , 28. März.(B. H. ) Durch daS Platzen eines KeffelS auf der ZecheFürst Hardenberg" sind vier Berg- leute verletzt worden. Frankfurt a. M., 28. März.(B. H. ) DieFranks. Ztg." erfährt au« New Aork: Die Blätter glauben, daß nunmehr, da Aguinaldo gefangen sei und letzrhin eine zahlreiche Insurgenten- Abteilung dle Waffen gestreckt hat, die Insurrektion ein schnelles Ende finden werde. Metz , 28. März.(B. H. ) Der Pfarrer Tilmont, Direttor der katholischen Knabe ncrziehungS-An st alt, gegen den der Staatsanwalt wegen Gittlichkeitsverbrechen, begangen an seinen Zöglingen, sechs Jahre Zuchthaus und zehn Jahre Ehrverlust bean- ragt batte, wurde heute von der Strafkammer freigesprochen. t' Part?» 28. März.(SB.. T. B.) Der Marineminister erhielt ein Telegramm aus Kapstadt , wonach das französische Schiff Psyche" au« Bordeaux an der südafrikanischen Küste unter- gegange» ist. Sieben Matrosen seien ertrunken, der Kapitän und 10 Malrosen vom norwegischen SchiffAndromache " gerettet und nach Kapstadt gebracht worden. Monteeau leö MineS, 28. März.(B. H. ) Die Ausständigen ließen sich heute wieder zu heftigen Straßenkundgebungen und Angriffen gegen die Arbeitsfreiheit hinreißen. Die Stmkenden feuerten mehrere Revolverschüsse auf die zur Hilfe herbeigerufenen Truppen ab. Die Polizei schritt mit blanker Waffe «in und verwundete mehrere. Montreau-leS-MineS, 23. März.(W.T.B.) Der Redacteur eine? nationalistischen Blatts, welches mehrere Artikel gegen daS sogenannte rote Syndikat veröffentlichte, wurde in der Nacht von mehreren Ausständigen überfallen. Der Journalist setzte sich zur Wehr und verwundete einen der Angreiser durch einen Revolverschuß. Die Untersuchung ist eingeleitet. Berautwortt. Redacteur: Heinrich Strödel in Berlin . Für den Inseratenteil verantwvrtlich:»h.Glocke in Berltn. Druck und Verlag von Max Babing in Berlin . Hier,» 2 Beilage» u. Unterhaltungsblatt.