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Korrespondensen und

Parteinachrichten.

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Mitmenschen nach der süßen Empfindung schmachten, einen An den Vorstand des Gesang- Vereins Harmonie, 3. H. des Hungernden gespeist oder einen Nackenden gekleidet zu haben. Herrn G. Krüger in Tempelhof.  - In meiner Nachbarschaft so schreibt uns ein in der Also darum! Hm! Es läßt tief blicken. Armer Gesangverein, Brandenburgstraße wohnender Leser unseres Blattes giebt es warum erdreistest du dich auch, einen Maskenball abhalten zu Aus Sachsen  . Die Klagen über Handhabung des Alters ein bekanntes Lokal, an dessen Küche sich in den Wintermonaten wollen! Arion, welcher bekanntlich der Töne Meister war, und Invalidengesetzes mehren sich. Wie die Chemnitzer Presse" zahlreiche Jammergestalten einfinden, weil sie wissen, daß es dort konnte zwar durch seinen Gesang Steine erweichen, aber das meldet, find in einer Strumpffabrik zu Chemnitz   noch mehr- für sie öfters etwas zu essen giebt, und zwar werden ihnen, was H- erz eines mit Polizeigewalt gepanzerten Majors a. D.- fach Arbeiter zurückgewiesen worden, welche, da sie in der kalten Jahreszeit besonders werthvoll für sie ist, warme dazu würde er sich wohl auch zu schwach gefühlt haben. Die armen Teufel sehen natürlich die aus dem alten ins neue Jahr arbeitslos gewesen sind, keine Speisen verabreicht. Die Desinfektion, welche auf behördliche Anordnung in Karten der Alters- und Invalidentasse aufweisen konnten. Ein geschenkten Speisen nicht näher an und das ist jedenfalls Strumpfwirker, der am 31. Dezember auf einem Nachbarorte daß Beste, was sie thun können, denn sonst würden sie bald den Wohnräumen vorgenommen werden muß, in denen sich mit außer Arbeit gegangen und am 5. Januar in obiger Fabrik ein- merken, daß diese Nahrung, die ihnen hier gereicht wird, doch ansteckenden Krankheiten behaftete Personen befunden haben, wird treten wollte, mußte erst von Pontio zu Pilato laufen und Orts- von etwas sehr zweifelhafter Beschaffenheit ist. Einen Teller Suppe von der Polizei jest streng kontrollirt. Da es vorgekommen ist, behörde, Amtshauptmannschaft zc. in Bewegung setzen, bis es ihm oder Gemüse giebts freilich nicht, wohl aber Kartoffeln und daß sorglose Leute die Desinfizirung der Behausung erst wochen­behörde, Amtshauptmannschaft zc. in Bewegung seßen, bis es ihm gelang, eine Rarte zu bekommen, worauf er ungestört arbeiten Knochenreste, die von den Tischen des Restaurants aufgefammelt lang nach der Genesung des Kranten oder nach deffen Tode vor­werden und für die Abgangstonne bestimmt waren. Mit Rück nehmen ließen. Da eine gründliche Entfernung aller schädlichen durfte, doch wurden ihm die ersten zwei Wochen des neuen sicht auf die große Noth unter den Leuten aber werden diese Ab- Lufttheilchen aus den Wohnräumen im Interesse aller Gesunden Jahres von der Behörde nicht eingerechnet. Einige Andere rourden aber von der Fabrikleitung furz abgewiesen. gänge mit heißem Wasser übergossen, dessen fettige Beschaffenheit liegt, sollte in erforderlichen Fällen mit der Vornahme der Des­In allen Theilen Sachfens herrscht unter der arbeitenden von noch nicht ganz aufgeklärter Herkunft ist und die warmen infektion nicht gezögert werden. Bevölkerung großes Glend. Die fächsische Industrie, welche Speisen für Arme find fertig. Der arme Kerl, der sie gierig zu einem wesentlichen Theil auf die Ausfuhr nach Amerika   an- hinterschlingt, wundert sich vielleicht, daß er sobald wieder nach Die Leiche des seiner Zeit unter so eigenartigen Umständen gewiesen war, ist von der Mac Kinley- Bill ganz besonders hart solcher reichlichen Mahlzeit Hunger bekömmt und hält sich selbst auf Wilmersdorfer   Gebiet aufgefundenen Mannes ist als die­getroffen worden. In dem Chemnizer Konsularbezirt für einen Bielfraß. Der wohlthätige Restaurationsinhaber ist jenige eines Berliner   Kaufmanns rekognoszirt worden, über dessen allein ist im letzten Quartal des vorigen Jahres die Ausfuhr aber gewiß überzeugt, daß er in dieser bösen, gottlosen Beit ein beshalb seinem Leben ein gewaltsames Gnde bereitet hat. Die Vermögen Tags vorher Konkurs eröffnet worden war und der nach Amerika  , verglichen mit dem letzten Quartal 1889- um gar wohlthätiger, guter, vielleicht gar frommer Mann ist für deshalb seinem Leben ein gewaltsames Ende bereitet hat. Die 821 099 Dollars zurückgegangen auf 1999 403 Dollars Kartoffeln und Knochen, denn Waffer thuts freilich nicht, sagt Leiche ist jedenfalls zuerst von obdachlosen Personen aufgefunden und beraubt worden. Die feitens der Behörden angestellten von 2816 502 Dollars im Vorjahr. Daß die Rechnung in Suther bekanntlich. Recherchen nach den Dieben sind erfolglos gewesen. Dollars( 1 Dollar4 Mart) gemacht ist, hat seinen Grund Der Volkskaffee und Speifehallen- Gesellschaft, welche das Leichengift hat wieder einmal ein Opfer gefordert. darin, daß wir diese Statistik den Amerikanern verdanken. in der Niederwallstraße eine diesbezügliche Anstalt unterhält, war In Deutschland   ist man mit solchen Dingen nicht so rasch bei in Nr. 24 unserer Zeitung in einem Artikel, welcher sich mit Trüloff hatte sich infolge eines Schnittes in die Hand eine Ein an der hiesigen Anatomie angestellter Diener Namens der Hand. dasmuo: misid tim pacem dieſer Gesellschaft beschäftigt, der Vorwurf gemacht worden, daß Bergiftung mit Leichengift zugezogen, so daß seine Ueberführung dieses Unternehmen ein" tapitalistisches" sei, darauf berechnet,

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Lokales.

Nun

den größtmöglichen Nutzen zum Vortheile der Unternehmer ab nach der königlichen Klinit nothwendig wurde. Dort starb zuwerfen. Wir sind nunmehr in die angenehme Lage versetzt der Bedauernswerthe nach Verlauf von drei Tagen, am jüngsten worden, uns davon zu überzeugen, daß diese unsere Absicht eine Dienstag. dirrthümliche war und stehen nicht an, diesen Irrthum bereit Zu dem Raubmordverfuch in der Oranienstraße ver­Ein Bischen Nuffenhetze scheint zur Abwechselung der willigst einzugestehen. Wir sind überzeugt worden, daß den be- sendet die Kriminalpolizei nachstehende Mittheilungen: Der langweilig werdenden Judenheze unter den Gebildeten der treffenden Unternehmern keine gewinnsüchtigen Absichten inne- Fischermeister E., welcher zur Zeit der That dicht am Gottschalk­Nation" vorbereitet zu werden. Angeblich aus" den Kreisen der wohnen, daß diefelben vielmehr auf Humanitätsrücksichten zur schen Seifenladen gestanden hat, versichert, daß das Verbrechen an der hiesigen Technischen Hochschule Studirenden wird folgende Gründung der Volkskaffee- und Speisehalle bewogen worden nicht zwischen 5 und 51/2 Uhr, sondern erst gegen 6 Uhr Nachricht in den Blättern verbreitet: sind, um, ohne den ausgetretenen Weg der Wohlthätigkeit" zu verübt worden ist, und er hat ebenso wie die verlegte Frau Die russischen Studirenden der Technischen Hochschule, wandeln, doch den traurigen wirthschaftlichen Verhältnissen Caßburg selbst angegeben, daß der Thäter auf der linken Wange der arbeitenden Bevölkerung Berlins   Rechnung zu tragen einen schwarzen Fleck, anscheinend ein Mal, gehabt hat. deren Ausschluß vom ferneren Besuch der Hochschule von der übrigen Studentenschaft und dem Proletariate zu ermöglichen, für billigeres Geld sich hat sich um 62 Uhr, also eine halbe Stunde nach der That, an lebhaft gewünscht wird, bilden einen ungewöhnlich ebenso gut zu beköstigen, als anderwärts für höhere Preise und der Stadtbahn bei der Schicklerstraße ein Vorfall abgespielt, der starten Prozentsaz der Angehörigen der Anstalt. Zur Zeit sind wird dies durch den Einkauf im Großen ermöglicht. Die er- möglicherweise mit jener in Verbindung zu bringen ist. an der Technischen Hochschule 84 Russen immatrikulirt, das sind zielten Ueberschüsse sollen zur Errichtung weiterer Speisehallen Ein junger Mensch, in dem später der Arbeiter" B. ermittelt 7 pCt. der gesammten Studentenschaft und 40 pet. der außer- Unternehmer. Indem wir also hiermit gern die menschenfreund- hüllung über den Zaun nach einem Abbruchsgrundstück und verwendet werden und fließen demnach nicht in die Taschen der worden ist, warf einen Gegenstand in grauer Um­deutschen Studenten. Nach den Russen folgen 31 Norweger, dann liche Absicht dieses Unternehmens anerkennen, fönnen wir doch suchte sich dann schleunigst zu entfernen; er war aber beobachtet 14 Desterreicher, 11 Schweden  , je 8 Engländer und Luxemburger, nicht umhin, unser Bedauern darüber auszusprechen, daß solche worden und wurde wegen feines eigenartigen Benehmens ver­7 Bürger der Bereinigten Staaten von Nordamerika  , 6 Holländer und Japaner, 5 Rumänen, 4 Schweizer  , 3 Chilenen, je 2 Dänen, Anstalten überhaupt nothwendig sind. Griechen, Italiener   und Türken und je ein Belgier, Serbe, Spanier, Argentinier, Brasilianer und Mexikaner, zusammen

201 Ausländer."

Man wird uns wahrhaftig feine Sympathien für russische  Berhältnisse nachsagen können; aber wie die Dinge in Rußland  liegen, kann man das Volk doch dafür wahrhaftig nicht verant­wortlich machen. Und aus welchen Gründen wünscht denn die übrige Studentenschaft den Ausschluß der Russen? Läßt sich mit diesen nicht gut gesellschaftlich verkehren, nun, dann bleiben die anderen jungen Leute hübsch unter sich; der Zweck des Studirens ist doch nicht Kneipen und andere Bergnügen be­suchen, sondern das Lernen, namentlich gielt dies für akademische Technifer. Unsere technische Hochschule leistet Bedeutendes; ist es denn da nicht beschämend genug, daß, Dank der Bismarc'schen Völkerverbegung, fein Franzose die Anstalt besucht? Oder fürchtet man vielleicht, daß die jungen Russen hier dem Studium der An­fertigung von Attentatsbomben obliegen fönnten? Wir möchten doch glauben, daß sich unsere Behörden nicht allzusehr den Kopf der russischen Spizelhorden zu zerbrechen brauchten. Wenn es richtig ist, daß jedes Volk so regiert wird, wie es regiert zu werden verdient, so ist es ebenso richtig, daß jeder Regent von seinen Unterthanen so behandelt wird, wie er behandelt zu werden verdient. Fürchtet sich der Selbstherrscher aller Neußen   vor Mordanschlägen auf sein geheiligtes Haupt, nun, er hat die Mittel in Händen, sich diese Sorge vom Halfe zu schaffen; wendet er diese Mittel nicht an, so sollen seine Leib- Kosacken andere außer­russische Behörden in Ruhe lassen, denn auf eine solche Anregung scheint uns die ganze vorerwähnte Notiz zu beruhen.

Die Höflichkeit der beamteten Herren von der Justiz hat namentlich beim dienstlichen Verkehr derselben mit dem Pu­blikum von jeher viel zu wünschen übrig gelassen. Den alten preußischen Richtern sah man hierin Manches nach, denn man wußte, daß sie es gewöhnlich im Grunde des Herzens nicht so böse meinten und in ihrem Fache tüchtige Männer waren. In legterem Punkte hat sich das Urheil des Publikums jetzt wesent lich geändert, unverändert geblieben in den meisten Fällen sind dagegen die Umgangsformen vieler Gerichtsherren.

Wir erhalten folgendes Schreiben: Ich batte in meinem Schaufenster einen Bettel ausgehängt, auf welchem mit der Schriften und Bilder, sowie Datum und Preis( 68 Mark) an­Ueberschrift Verluftliste" die bisher bei mir beschlagnahmten gezeigt wurden.

Kommissar Schöne und Begleitung abgeholt, unter der Begründung Dieser Bettel wurde gestern Mittag durch den Kriminal­der Polizeibeleidigung. Volksbuchhandel, J. Münz, Berlin   N. 39, Reinickendorferstr. 66.

folgt; es gelang auch, ihn einzuholen und zur Revier- Polizei­wache zu bringen. Dort stellte man fest, daß B. schon seit ein paar Wochen arbeitslos ist, bereits einmal wegen Diebstahls be nicht das beste Beugniß und sagte u. a. aus, daß er lüderlich sei. straft wurde und sich noch eines zweiten schuldig gemacht hat. Seine Wirthin, die alsbald über ihn vernommen wurde, gab ihm Berbindung gebracht wurde, weshalb feitens der Kriminalpolizei Gs lag nun nahe, daß dieser hier geschilderte Vorgang und das Benehmen des B. mit dem Attentat in der Oranienstraße in wiederholt Nachsuchungen an der Stelle, wo von B. der Gegen­stand über den Zaun geworfen worden war, angestellt wurden, Am letzten Montag, den 26., erschienen beim Herausgeber die aber erst heute Vormittag, als dieselben von Neuem und Verleger der Wochenschrift Freie Bühne", Dr. Otto Brahm   mit größter Sorgfalt angestellt wurden, ein Resultat und S. Fischer, zwei Kriminal- Kommissare, um das dritte Heft ergaben, indem allerdings kein Hammer, wohl aber ein schmußiges, dieser Zeitschrift( vom 21. Januar) zu konfisziren. Dr. Brahm mit Blut getränktes, wurde auf das Polizeipräsidium beschieden und empfing dort die wurde. B. gab, als ihm vorgehalten wurde, daß er einen Eröffnung, daß die inkriminirte Stelle auf S. 68 f. stehe; sie Gegenstand über den Zaun geworfen habe, an, daß er über einey verletze, nach der Meinung des Herrn Staatsanwalt beim Land- Stein gestolpert sei, sich blutig gestoßen und deshalb den Stein gericht I, das Scham- und Sittlichkeitsgefühl des Lesers, dem über den Zaun geworfen habe. Dies widerspricht aber den Aus­gemäß sei die Druckschrift eine unzüchtige", und auf Grund des fagen der Augenzeugen des Vorganges, welche bekundeten, daß Paragraphen 184 des Reichs- Strafgesetzbuch sei gegen den sie beobachteten, daß aus der grauen Umhüllung, die sie vielleicht Herausgeber und den verantwortlichen Redakteur der Freien für Beitungspapier hielten, während des Fluges fich etwas los Bühne", D. Brahm und W. Bölsche  , Anklage erhoben. löfte. Auf die Frage, warum er darauf so gelaufen sei und sich Einstweilen habe das Amtsgericht I, Abtheilung 84, unterm geflüchtet habe, erklärte er, daß er Hunger gehabt hätte, und daß 22. Januar die Beschlagnahme des Heftes verfügt, weil es eine er deshalb fich möglichst schnell zu seinem Schwager zu um dort zu Nacht zu unzüchtige Schrift enthält". Die Frage, ob er den Verstoß gegen begeben Willens gewesen sei Erwünscht wäre es nun der Kriminalpolizei, § 184 anerkenne, wurde von Dr. Brahm verneint; er betonte die speisen. der junge Mann mit dem schwarzen Vollbart Sachlichkeit des inkriminirten Berichtes, der nichts enthält, als venn eine objektive Inhaltsangabe des auf der Pariser Freien Bühne sich bei ihr meldete, welcher zuerst auf den ganzen Vorgang und dargestellten Dramas La fille Elise" und hob hervor, daß man dadurch auf den B. aufmerksam wurde, ihn auch zuerst verfolgt mit dem gleichen Recht etwa eine Litteraturgeschichte konfisziren hat. In wie weit B. wird belastet werden können, ist felbſtver­könne, welche den Decamerone des Boccaccio und die Mandragola ständlich noch nicht zu übersehen. Er ist der Frau Caßburg und Machiavelli's wissenschaftlich, für die Liebhaber der Litteratur, dem Fischermeister E. gegenüber gestellt worden, und Beide haben analyfire. Gegen die Beschlagnahme hat Rechtsanwalt Jonas erklärt, daß er der eigentliche Thäter nicht sei; auch fehlt bei namens des Verlegers der Freien Bühne bei der 5. Strafkammer ihm das Merkmal der Warze oder des Males auf der linken des Landgerichts 1 Beschwerde eingelegt; der Prozeß gegen die Wange. Es ist aber nicht ausgeschlossen, daß er der Komplize beiden Redakteure aber dadurch nicht berührt, des Thäters ist, welcher von dem Fischermeister und der Ver und die Eröffnung des Hauptverfahrens steht demnach letzten vor dem Attentat mit jenem im Gesprach vor der Laden­bevor. Inkriminirt ist lediglich die Inhaltsangabe thür gesehen wurde. Es könnte ihm der Thäter in der gewöhn­Jemand, der vor einiger Zeit den Antrag beim Amtsgericht des ersten Attes Attes der Fille Elise", eines Dramas lichen Weise das Mordinstrument, um sich dessen schnell zu ent­gestellt hatte, seinen Austritt aus der Landeskirche erklären zu des Pariser   Advokaten Jean Ajalbert  , das aus dem feit ledigen, zugesteckt haben; vielleicht ist der Sammer in den Tagen wollen, erhielt die Vorladung zum Termin, mit der darin ent- anderthalb Jahrzehnten wohlbekannten, ausgezeichneten Roman schon anderweit auf dem Abbruchgrundstück gefunden und bei haltenen Aufforderung, zur Legitimation seinen Tauf- oder Kon- Edmonds de Goncourt gezogen ist; es wird in diesem Aft dar- Seite gebracht worden. firmationsschein mitzubringen. Da er feinen von beiden zur Hand gestellt, wie Elife, deren Beruf die Liebe ist, sich zum ersten Male hatte, so fragte er an zuständiger Stelle vor dem Termine an, einem Mann versagt, gerade weil sie ihn liebt, und wie sie, sich Geleisen der Nordbahn, zwischen der Liesen- und Grenzstraße Polizeibericht. Am 30. d. Mts. Morgens wurde auf den ob nicht auch andere Legitimationspapiere, aus denen seine bis vor seinen stürmischen Werben zu retten, zuletzt zum Messer greift die Zeiche eines jungen Mannes mit schweren Verletzungen am herige Zugehörigkeit zur Landeskirche hervorgeht, genügend seien. und den leidenschaftlichen Verehrer niederstößt. Das Drama, das Die Antwort lautete kurz und mit gerichtlicher Höflichkeit ver- alle Literaturfreunde schon wegen seines Ursprungs aus dem Kopfe aufgefunden. Derselbe hat sich anscheinend durch einen neinend; ein Versuch des Mannes, die Zweckmäßigkeit und Goncourt'schen Roman lebhaft intereffiren muß, ist zu öffentlicher Gifenbahnzug überfahren lassen. Vormittags wurde auf dem gefeßliche Berechtigung dieser Forderung zu bestreiten, Aufführung in Paris   nicht zugelassen worden und hat inzwischen Flur des Hauses Kommunikation am Neuen Thor Nr. 8 die Nachmittags hatte nur den Erfolg, daß ihm eine eventuelle schleunige auch Anlaß zu einer Interpellation in der französischen   Kammer Leiche eines neugeborenen Kindes aufgefunden. Abfertigung unter Beihilfe des Gerichtsdieners in Aussicht gegeben: ein Grund mehr, die Ronfistation eines fachlichen Be- fanden drei kleine Brände statt. gestellt wurde, natürlich Alles mit bekannter gerichtlicher Höflich richtes zu bedauern, welcher dem intimen Leserkreise eines modernen feit. Daß diese Handlungsweise formell nicht ungefeßlich ist, Runstblattes( nicht einer großen Tageszeitung) die Kenntniß des muß ja zugegeben werden; aber das ist die tief betlagenswerthe merkwürdigen Stückes vermitteln wollte. Erscheinung bei vielen unserer Behörden, daß ihre Beamten so thun, als ob das Publikum blos dazu da sei, um sich von ihnen Tempelhof  - Mariendorf  . Der Gesangverein Harmonie", fo recht von oben herab behandeln zu lassen. In diesem Falle Mitglied des Arbeiter- Sängerbundes, beschloß einen Maskenball Ein Opfer des harten Winters. Längere Arbeitslosigkeit und in tausend ähnlichen Fällen hätten einige ruhige Worte ge- zu veranstalten und zwar, weil kein Lokal in Tempelhof   zu haben resp. größere Bausen in der Arbeitsthätigkeit müssen naturgemäß nügt, dem Manne klar zu machen, daß und warum die vorge- ist, auf Befragen eines in dem Verein befindlichen Mitgliedes dazu führen, daß der davon Betroffene, zumal wenn er auf sich schriebene Legitimation nothwendig gefordert werden muß; der der Lokalkommission, in Mariendorf   bei Blocksdorf. Dieses ist selbst angewiesen, ohne Hilfe von Verwandten resp. Freunden da­Mann war dann zufrieden und der Beamte hatte sich einen Bürger zu steht, zum Erwerb der nöthigen Lebensmittel durch Betteln greift. Dant verpflichtet. Nein, der Herr Beamte muß schneidig sein, Blocksdorf wollte seinen Saal gern dazu hergeben. Der Er wird gefaßt und wegen Bettelns und Arbeitsscheu bestraft. oder, wie man das gewöhnlich nennt, durch Grobheit glänzen, Vorstand des Vereins nahm denn auch die Sache in die Hand, Ein großer Schneefall erscheint ihm dann als ein Segen, jest be das ist die Quintessenz der modernen juristischen Bildung. Wir zahlte an die Mariendorfer Ortskasse den ortsüblichen Beitrag kommit er Arbeit! Weihnachten rückt heran, nun fann er auch ſegen natürlich voraus, daß der Beamte die Gründe für die hier an Tanzsteuer mit 8 Mark und erhielt die Zusicherung, daß er beim Verkauf der Weihnachtsbäume thätig sein. Aber, o weh', in Rede stehende Bestimmung selbst gekannt hat, obwohl man die Genehmigung zur Abhaltung des Balles erhalten würde. Die grimmige Kälte faßt den Armen, der sich eben erst bas Noth­sich bei solchen Vorausseßungen heutzutage manchmal schwer irren Nun war aber die Rechnung ohne hie hochwohllöbliche Polizei wendigste zum Schuße des Oberkörpers, ein warmes Jaquet hat fann. Eine andere Möglichkeit, nämlich die, daß das christliche gemacht. anschaffen tönnen, dessen Schuhwerk aber auf die Kälte nicht ein­gerichtet ist und seine Füße erfrieren so, daß er nicht mehr arbeiten Bewußtsein der Beamten ihm den Verkehr mit Jemanden erschwert habe, der aus der Landeskirche austreten will, halten wir von des Schreiben: fann. Wieder bettelt er, wird erwischt und, wegen der Vor­vornherein für ausgeschlossen. Es wäre doch gar zu komisch, strafen, vom Schöffengericht zu einer Frreiheitsstrafe von einigen wenn etwa die Herren Juristen in ihrem amtlichen Verkehr die Amtsvorsteher Wochen verurtheilt. Das Urtheil erscheint ihm zu hart, er legt Befehrungsversuche der Geistlichen und Stadtmissionare unter- J.-Nr. 121. stützen wollten durch unfreundliche Behandlung der Dissidenten. Dem Vorstand des Gesangvereins Harmonie" theile ich Berufung ein, das Landgericht erkennt in einer Sitzung von 4 bis Mit diesen frommen Herren würden viele unserer Juristen sich hierdurch mit, daß die erbetene polizeiliche Genehmigung zur Ab- Minuten: daß der pp. Söder schuldig und die Berufung wohl am besten zunächst in ihrem persönlichen Interesse in Verhaltung eines Maskenballes am 7. Februar cr. im Gaale des verwerfen sei! So geschehen am 31. Januar 1891 zu bindung setzen, denn ein sehr zutreffendes Sprichwort, welches Herrn Blocksdorf hierfelbst nicht ertheilt werden kann, da die wir für ebenso richtig halten, wie manchen anerkannten Rechts- welche thatsächlich ihre Ursachen in dem starten Besuch der farbige Geigenvirtuos Chevalier Brindis de Sala erschien sich hier häufenden Ausschreitungen auf den Straßen, Der ans den spanischen Kolonien stammende dunkel. Gaft- und Wirthshäuser haben, in öffentlichen sicher- gestern vor der 100. Abtheilung des Schöffengerichts, um seine Die Wohlthätigkeits- Industrie steht gegenwärtig in Berlin   beitspolizeilichen Interesse besondere Vorkehrungen Rechte in einer Privattlage wahrzunehmen, die er gegen den erfordern, daher tann ich auch einem auswärtigen Verein, eine Polizeilieutenant Gadamer angestrengt hatte. Der Beklagte war Luftbarkeit der erwähnten Art nicht gewähren. $ Der Amtsvorsteher. gez. Dent.

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fazz, lautet: Juristen schlechte Christen!

in schönster Blüthe. So ein hungerleidender Fechtbruder, dem es in der gegenwärtigen Zeit nicht gelingen will, Arbeit oder Unterhalt zu bekommen, hat oftmals gar keine Ahnung, wie viel wohlthätige Hände sich ihm entgegenstrecken und wie viel brave

5 Minuten von Tempelhof   entfernt.

Am 14. Januar cr. erhielt der Vorstand des Vereins folgen­Mariendorf, den 9. Januar 1891.

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Gerichts- Beitung.

Berlin  .

vom persönlichen Erscheinen entbunden worden und ließ sich durch den Rechtsanwalt Moller vertreten. Im Ottober v. 3. lief an den Polizeilieutenant Gadamer eine Anzeige ein, wonach der in