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vorher hatte der russische Regierungsbote" die erste Rundgebung] in der Chinafache gebracht, die für Deutschland nicht sehr freundlich war. In jener Kundgebung war fast mit denselben Worten, wie in der jüngsten die Initiative des deutschen Kaisers in betreff des Oberbefehls berichtet. Wilhelm II. erklärte dagegen in Kaffel:

betraut!"

die peluniäre Unterstügung rechnen! Daraufhin erklärte die In den letzten Monaten sind so mancherlei Dinge passiert, über Witwe, daß ein kirchliches Begräbnis ihres Mannes selbst die das Volk sich nicht weiter den Kopf zerbrechen soll; die diplo­verständlich sei. Und was war die Folge? Die Kranzspende matischen Kunststücke der ultramontanen Macher haben eben noch ist ausgeblieben und von der Geldunterstügung hat niemals recht das Licht der Sonne vertragen fönnen. Auch drohen feiner etwas gefehen oder gehört! Selbstverständ- unter den Angehörigen der Partei mancherlei Iassengegen lich! Religion ist Privatsache!" Und weil Religion säte zum Ausbruch zu kommen, was mit allen Mitteln verhindert Privatsache ist, deshalb mußte sich die Frau des Vereinstaffierers werden soll. Und es ist bemerkenswert, daß die führenden Organe, nach der Art des Begräbnisses erfundigen; weil Religion die sonst jede nicht katholikenfreundliche Aeußerung irgend eines in Privatsache, mußte die Frau mit der Nicht- Unterstügung Hinterpommern erscheinenden obsturen protestantischen Wochen­drohen; weil Religion Privatsache ist, erhielt die Witwe blättchens ausschnüffeln, noch immer feine Notiz genommen haben weder die Kranz noch die Geldspende! Der Vorwärts" wird von gewissen sehr interessanten Ausführungen in der heimischen natürlich sofort erklären: Die Frau des Kassierers hatte zu ihrem katholischen Arbeiterpresse. Vorgehen von der Partei keinen Auftrag erhalten, und deshalb ist Testere nicht dafür verantwortlich zu machen! Allein derartige Aus­flüchte ziehen nicht!"

Zu dieser Situation ist es den Machern der öffentlichen latho­lischen Stimmung vielleicht nicht ganz unangenehm, daß ihnen die liberale Bresse immer wieder Stoff zu neuer Entrüstung giebt. So stellen die M. N. N." Heute eine Frage, die an Bosheit allerdings nichts zu wünschen übrig läßt. Sie sagen:

Lieber Waldersee, ich spreche Ihnen meinen Glückwunsch aus, daß ich Sie nochmals an dem heutigen Tag als Führer der vereinigten Truppen der civilisierten Welt begrüßen darf. Von hoher Bedeutung ist es, daß Ihre Ernennung zum Ausgangspunkt hat die Anregung und den Wunsch Sr. Majestät des Kaisers aller Neußen , des mächtigen Herrschers, der weit bis in die asiatischen Lande hinein seine Macht fühlen läßt. Es zeigt sich wieder, wie eng verbunden Es ist recht lobenswert, daß das Centrumsblatt uns mit Aus: die alten Waffentraditionen der beiden Kaiserreiche flüchten hilfreich an die Hand geht. Doch wir sind undankbar genug, sind, und ich begrüße es mit Freuden, daß auf die An- von dieser Hilfe feinen Gebrauch zu machen. Vielmehr wird als­Mögen die Schlußfolgerungen Graßmanns übertrieben sein regung Seiner Majestät hin die gesamte ge- bald das Centrumsblatt um eigne Ausflüchte aus seiner wahrheits- oder nicht, darum handelt es sich gar nicht. Nur die Moral­fittete Welt ohne Unterschied aus freiem Antrieb widrigen Berichterstattung besorgt sein müssen. theologie des hl. Liguori kommt in Betracht und daß in ihr alles Eure Excellenz nunmehr mit dem Kommando über ihre Truppen vie vom Verein der Berliner Zimmerer festgestellt wird. Erstens Die Erzählung der Märt. Voltsztg." ist nichts als Fabel, das steht, was Graßmann mitteilt, ist nicht abzuleugnen. Wollen denn die Eiferer für Liguori absolut eine Diese Worte wurden in der Presse lebhaft gloffiert. Das ein Geldgeschenk zu geben. Dies geschieht nur, wenn durch besondre rben in der Breſſe Tebbott ist es bei den Zimmerern nicht blic, außer der Kranzspende neue Volksausgabe mit dem lateinischen und Journal des Débats " fand die Rücksicht auf die Mächte nicht ge Umstände die Kranzipende unmöglich geworden ist. 8weitens deutschen Tert ohne Kommentar provozieren? Kein Gericht wäre im stande, dies zu verhindern." wahrt, die nicht entfernt daran gedacht hätten, den deutschen Heeres- kam die Frau des Vereinskassierers nicht zu der Witwe, um Nun hat die katholische Presse doch wieder für mindestens acht einrichtungen ein Stompliment zu machen, was in der Kaiserrede nachzufragen, ob ein. Geistlicher der Beerdigung beiwohnt. Tage Stoff zu tiefgefühlter Gntrüftung. Und auch ferner wird man von Kaffel zum Ausdruck gekommen war. Weiter fagte das Vielmehr kam sie, um die Zeit der Beerdigung zu erfragen. Im bemüht sein, durch solche Spiegelfechtereien darüber hinweg­französische Blatt: Gespräch mit der Witwe zeigte sich, daß diefe von andrer zutäuschen, daß man auch gewisse Verpflichtungen übernahm, als Eine andre Stelle der kaiserlichen Rede fordert zu Borbehalten Seite reichlich unterstützt werde und die Kranzspende der man fich zur stärksten Partei" im Lande machen ließ.- heraus. Wilhelm II. hat vielleicht die Dinge auf die Spige ge- Wahrheitswidrigkeit der Centrumsdarstellung dadurch, daß der Verein Kameraden verschmähe. Drittens erweist sich die völlige trieben, indem er sagte, die Ernennung des Grafen von Walder- ber Zimmerer seine Kranzspende stets widmet, auch wenn ein Die Leipziger Akademiker Debatte scheint das Interesse der fee fei auf einen Vorschlag oder Wunsch des garen hin erfolgt. Geistlicher der Beerdigung beiwohnt. Eine Verweigerung der Kranz Das russische Communiqué läßt nichts dergleichen erraten, spende ist nur vorgekommen, wenn die Hinterbliebenen ausdrücklich und es hat den Anschein, als sei die Aeußerung hauptben mit roter Schleife geschmüdten Kranz der Kameraden zurüd sächlich gewählt, um den Saz von den engen militärischen wiesen. Beziehungen zwischen den beiden Reichen einzuleiten. Nun stellen Anstatt den Arbeitern unberechtigte Vorhaltungen über Nicht­wir diese Bande keineswegs in Abrede; allein man wird uns achtung ihres Grundjages Religion ist Privatsache" zu machen, nicht überzeugen, daß die Ernemung des Grafen Waldersee sollte das Centrumsblatt besorgt sein, daß die Geistlichen nicht, wie eine Folge davon war. Darüber belehrt uns vollauf Ausfälle wider die politischen und socialen Ueberzeugungen der Leid vielfach geschieht, auch beim Traueralt am Grabe durch unfriedfertige die russische Note, die in aller Ruhe aufgesett tragenden ihre Religion herabsetzen und die Arbeiter gegen die wurde und ohne Zweifel genau ausdrückt, was Religion und ihre Vertreter verbittern. fie zu sagen hatte, genauer als die beredte Improvisation Wilhelms II.

ziehungen der beiden Regierungen und Herrscher symptomatisch, daß Die" Hamburger Nachrichten" fanden es für die Be­der deutsche Kaiser eine amtliche Veröffentlichung der russischen Regierung als unrichtig bezeichnet habe.

Die Dinge scheinen aber so zu liegen: der deutsche Kaiser war damals unterwegs und über die wenige Tage vorher erschienene russische Stundgebung nicht unterrichtet. Nachdem der Widerspruch einmal bestand, hat Graf Bülow in den Novemberreden im Reichs­tage absichtlich sich vieldeutig ausgedrückt. Prüft man seine Reden genau, so suchen sie allerdings den Anschein zu erweden, daß die Initiative vom Baren ausgegangen sei, vermeiden aber, dies unzveideutig zu sagen.

Die Erneuerung jener Rundgebung der russischen Regierung bom 15. August und zwar fast genau mit den damaligen Worten ist ohne Zweifel eine persönlich gerichtete Unfreundlichkeit.

Deutsches Reich .

Eine Vertrauenskundgebung für den Kanalminister. Wie der Reichs- Anzeiger" mitteilt, ist dem Kaiser vom Minister der öffentlichen Arbeiten ein Bericht über die Verwaltung der öffent­lichen Arbeiten in Preußen in den Jahren 1890 bis 1900 erstattet worden. Daraufhin ist folgender kaiserlicher Erlaß an den

Minister v. Thielen ergangen:

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Die Angliederung kaufmännischer Schiedsgerichte an die Gewerbegerichte befürwortet eine an den Bundesrat gerichtete des Berliner Gewerbegerichts. Aus der Begründung Petition der Arbeitgeber- und Arbeitnehmer- Beisiger heben wir folgendes hervor:

Die reichen Erfahrungen, welche das Berliner Gewerbegericht während der Zeit feines achtjährigen Bestehens gemacht, haben die Arbeitgeber- und Arbeitnehmer- Beisitzer veranlaßt, vorstehende Ne solution zu faffen.

als jedes andre fleine Gemeinwesen die Schäden sichtbar an die Gerade das gewaltige Getriebe einer Millionenstadt läßt früher Oberfläche treien, an denen ganze Stände franken, und so fonnte schon im Jahre 1897 das Gewerbegericht Berlin in feinem amtlichen Bericht von einem Notschrei sprechen, der aus der großen Masse der Handlungsgehilfen fast täglich in feinen Amtsräumen wiederhallt und sich deshalb erhebt, weil den Angehörigen dieses Standes ver fagt ist, eben so schnell und kostenloses Recht zu finden, wie die gewerblichen Arbeiter.

Fortgefest", so heißt es in jenem amtlichen Berichte, entstehen zahlloje Kompetenzkonflikte aus der Frage, ob die betreffende Partei als Handlungs- oder Gewerbegehilfe anzusehen sei. Abgesehen hiervon wäre es aber auch socialpolitisch von nicht zu unterschäzendem Werte für den Staat, durch schnelle Justiz, wie die Gewerbegerichte sie üben, die Maffen der Unzufriedenen zu vermindern. Wir sehen in uniren Amtsstuben die Bestürzung, die sich auf den Gesichtern der Rechtsuchenden abmalt, wen ihnen bei Vorbringung ihrer Stlagen eröffnet werden muß, daß sie als Handlungs­gehilfen nicht vor das Gewerbegericht, sondern bor Amtsgericht gehören, und wir glauben ihnen, wenn sie er zur Entscheidung braucht, sich wirtschaftlich durchgerungen hätten; klären, daß fie die wenigen Lage, die das Gewerbegericht daß sie aber der Not in die Arme getrieben werden, wenn sie noch einige Wochen, ja Monate warten müssen, bis ihnen ihre oft wider­rechtlich einbehaltenen Gehaltsbezüge zugesprochen feien."

das

,, Von dem Bericht, den Sie mir über die Thätigkeit der in Ihrem Ministerium vereinigten Verwaltungszweige für den Zeitraum vom 1. April 1890 bis zum 31. März 1900 erstattet haben, habe ich mit lebhaftem Jutereffe Kenntnis genommen. Dies sind Worte, diftiert von Thatsachen, welche zu Gunsten der Mit Befriedigung habe Ich ersehen, daß die von Meinen in Gott ruhenden Borgängern in der Regierung angebahnte Eisenbahn- Angliederung der kaufmännischen Schiedsgerichte an die Gewerbe­politik unter Ihrer Leitung in reichem Maße die erhofften gerichte in die Bagschale fallen, Thatsachen, deren Ursachen zu be­feitigen das Gemeinwohl gebieterisch fordert. Früchte getragen hat, die es ermöglicht haben, den start an- Nach dem Antrag Trimborn im Reichstag soll beschlossen werden, gewachsenen Bedürfnissen des Verkehrs Rechnung zu tragen und daneben alljährlich reiche Ueberschüsse zur Be­friedigung allgemeiner Staatsbedürfnisse bereit zu stellen. Nicht minder hat es mich interessiert, die Leistungen des abgelaufenen Decenniums auf dem Gebiete des Wasserbaus über­fichtlich zusammengestellt zu sehen und hierbei einem ber ständnisvollen Eingehen auf die Anforderungen dieses für die Voltswirtschaft so wichtigen 8 weiges staatlicher Fürsorge zu begegnen. Es gereicht mir zur Freude, auch bei dieser Gelegenheit Ihnen und den Beamten Ihres Refforts Meine Anerkennung und Meinen föniglichen Dank für Ihre treue Pflichterfüllung auszusprechen. Mit der Veröffentlichung des Berichts erkläre ich mich gern einverstanden. Berlin , den 1. April 1901.

Wilhelm R. Herr v. Thielen wird die ungewöhnliche Vertrauens- Kund­gebung des Monarchen als Balsam auf die zahlreich erlittenen parla­mentarischen Wunden empfinden. Die Zustimmung feines Gebieters wird ihn trösten gegenüber der oppofitionellen Kritik, die seine Eisenbahnpolitik als durchaus rückständig und feine Ueberschuß­wirtschaft, als verderblich für die Angestellten seines Refforts ver­wirft. Sie wird ihm insbesondere aber tröstlich sein gegenüber dem Widerstand der konservativen Kanalrebellen.

funden.

lautete:

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"

daß in Orten mit über 20 000 Einwohnern ein Gewerbegericht er richtet werden muß. Ein solcher Beschluß ist unsres Erachtens be­langlos, denn das Entwicklungsgesez, dem jede praktische Einrichtung untersteht, hat auch hier gezeigt, daß es stärker ist, als alle tiinft­lichen Grenzen, indem fast alle Städte im Deutschen Reich , soweit sie Golf der Nährboden der heilsam wirkenden Gewerbegerichte erweitert über 20 000 Einwohner haben, bereits ein Gewerbegericht besſizen. werden und soll dadurch der Gesamtheit der Bevölkerung mehr und mehr ihr fegensreiches Schaffen zu gute kommen, dann müssen auch hier die Grenzen für obligatorische Errichtung derselben bedeutend mehr ausgedehnt werden.

Wir stehen auf keinem Verfuchsfeld, unser Nachbarstaat Destreich ist uns auf diesem Gebiet beispielgebend vorangeschritten. Durch das Gefetz vom 27. November 1896 hat es seinen Gewerbe­gerichten die Streitigkeiten für alle bei Handelsgewerben zu kauf­männischen Diensten verwendeten Personen zugewiesen, und wie das deutsche Volf wird es feinen Gesetzgebern danken, wenn hier, schon jetzt sich gezeigt hat, zum größten Segen seines Landes. Auch dem Bedürfnis folgend, ein Gleiches geschieht."

Spiegelfechtereien.

Man schreibt uns aus München :

bürgerlichen Kreise weit mehr zu erregen als unsre Bartei. In der Socialdemokratie hat jeder das Recht, feine Gedanken und Empfindungen, feine Bedenken und Besorgnisse offen auszusprechen. In der Aussprache selbst liegt der Ausgleich. In dieser schranken­lofen Stritit aber ist auch, so unangenehm sie manchmal berühren mag, ein Mittel gegeben, das vor Verfall und Bersumpfung schützt. Gin hartes oder auch ungerechtes Wort der Anklage verlegt int Schuldigkeit gethan und zur Prüfung der Sachlage Anlaß gegeben Augenblick, aber es wird leicht vergessen, nachdem der Angriff seine hat. Die Socialdemokratie wird durch die gemeinsame große Sache zusammengehalten, und die stets rücksichtslose Selbstkritik ist kein Zeichen der Zersetzung, sondern im Gegenteil ein Beweis der inneren Kraft. Darum freuen sich unsre Gegner jedesmal um­und Kongreffen mitunter fallen, gewinnreichen Handel zu treiben on it, wenn sie mit den derben Aeußerungen und den lebhaften Auseinandersetzungen, die in socialdemokratischen Versammlungen juchen.

Akademiker" gerichteten Angriffe für ungerechtfertigt. Wenn aber Wir halten die in Leipzig gegen Genossen Göhre und die einzelne Genossen der Befürchtung leben, daß in unsrer Partei der in den Vordergrund zu schieben, nicht weil sie durch Charakter, Hang einzureißen drohe, aus falscher Autoritätsgläubigkeit Bersonen Butelligenz, Wissen und praktische Fähigkeiten Vertrauen ver­dienen und ihren Blaz zum Nutzen der Partei auszufüllen vermögen, sondern bloß deshalb, weil sie mit der an fich gar nichts bedeutenden Eigenschaft akademischer Bildung behaftet find, so wäre es die Pflicht der so besorgten Parteigenossen, ihre Beschwerden borzubringen. Ein wenig mehr Mißtrauen als unbedingt not­wendig, ist schließlich immer noch besser als Schläfrigkeit und Ber­trauensseligteit. Und wenn es dann gelingt, die Befürchtungen als unbegründet nachzuweisen, so entsteht aus dem kritischen Mißtrauen jenes echte ideale Vertrauen, das aus bewußter, forgfam ge­prüfter Ueberzeugung erwächst und das allerdings auch ein unent­behrliches Moment für eine starke fämpfende Partei ist.

Wenn nun die bürgerlichen Blätter aus folchen Auseinander­ſetzungen schadenfroh weitgehende Folgerungen ziehen, so ist das ebenso falsch, wie die Bemühungen jener guten Freunde" inter unfren Gegnern unfruchtbar bleiben müsse, die die wirklichen oder vermeintlichen kleinen Gegensätze hezzend zu verschärfen suchen. Die

ölnische Boltszeitung" nimmt sich liebreich der armen Akademiter" an, indem sie schreibt:

"

"

Alles das ist früher den Akademikern auch schon gesagt worden. Es entspricht ohne Zweifel der Auffassung eines großen Teils der Genossen, und wenn in Leipzig auch zwei Akademiker sie be­tämpften, die Mehrheit der Redner in der Versammlung tuar offenbar der Meinung, die Socialdemo daß tratie eigentlich die Partei der schwieligen Faust sei, in der Akademiker" nichts zu suchen hätten. Für die Akademiker gehört eine starte Dosis Idealismus oder sonst etwas dazu, bei der Partei auszuharren mit dem Bewußtsein, daß sie von den zielbewußten" Genossen als Drohnen und Faullenzer betrachtet werden, die mur herübergekommen sind, weil sie es in der bürgerlichen Gesellschaft zu nichts bringen konnten, bei der Partei aber Geld, Ehre und Macht zu erlangen hofften. Aber sie sind selbst nicht ohne Schuld. Sie haben dem arbeitenden Volte" so lange und so start geschmeichelt, ihm vorgeredet, daß es allein fittlich, tüchtig, weise sei, allein wirkliche Arbeit leiste und die Fähigkeit und die Aufgabe habe, ein neues goldenes Zeitalter herauf zu führen, daß es nicht zu verivundern ist, wenn manche Genossen das buchstäblich nehmen, sich für mehr und besser halten als andre, die geistige Arbeit als Faullenzerei und Drohnentum verachten und sich als die eigentlichen Träger des Parteigedankens, die Nichtarbeiter" dagegen als unnüße Mitläufer und schädliche Konkurrenten betrachten. Es wird so leicht nicht in die Köpfe hineinzubringen sein, daß die Partei ohne die Akademiker" nichts wäre, teine theoretische Unterlage, fein Brogramm und feine brauchbare Leitung hätte. Für die Akademiker" muß die Ver Yennung um so bitterer sein, als sie meist, namentlich die Abgeordneten, weit angestrengter und intensiver arbeiten müssen, als irgend ein Proletarier", der sie wegen ihres Nichtsthums beneidet.

"

"

Die Kölnische Volkszeitung" braucht sich wirklich nicht um das Die Aufregung der Ultramontanen d. h. der ultramontanen 203 der socialdemokratischen Akademiker zu grämen. Die Social­Presse über die bekannte Graßmannsche Broschüre will sich noch demokratie, die das Wissen als höchste Macht erkennt und anerkannt Das taiserliche Lob der Leistungen und Bemühungen des immer nicht legen. Die Centrumspresse in Bayern scheint sich die hat, die stolz darauf ist, daß ihr Programm auf Wissenschaft, nicht Ministeriums der öffentlichen Arbeiten auf dem Gebiete des Wasser- Aufgabe gefekt zu haben, den Namen des ausgesprungenen wie bei mancher andren Partei auf Glauben und Aberglauben be baues wird den Agrariern und Konservativen reichliche Gelegen in Stettin zum populärsten im Lande zu machen. Im katholischen Faust gewesen. Idealismus freilich wird auch von jedem Akademiker protestantischen Theologen und jetzigen Buchdruckers und Verlegers ruht, die Socialdemokratie ist niemals eine Bartei der schwieligen heit geben, ihre Achtung vor der monarchischen Autorität zu be- Bolt freilich merkt man nicht viel bon dem großen verlangt, der in die Meihen unsrer Partei tritt, und darum werden Born, der angeblich alle Katholiken des ganzen Erdenrunds diese Genossen, wenn ihre Absichten wirklich einmal angezweifelt erfüllt: Das mag wohl daher tommen, daß das tatholische Bolt werden, augenblickliche Verftimmungen leicht überwinden. Der er Eine Centrumsunwahrheit. Die Märkische Volts seine geistige Nahrung lieber aus den sogen. Bilderblattl'n und habenen Sache dienen alle gemeinsam, je nach ihren Kräften, und geitung" flagt bereits, der" Borwärts" schweige zu einem von farblofen Generalanzeigern, als aus der allein guten und echten vor unfrem Ideal giebt es teine verschiedenen Grade von Partei­ihr in der vorigen Nummer mitgeteilten Fall: Religion ist Privat: katholischen Preffe bezieht. Ja, als fürzlich ein mehr strebsamer, Angehörigen, sondern einzig und allein gleichberechtigte und gleich­fache". Nur nicht zu eilig! Die Unwahrheiten der Centrumspresse als geistig hochbegabter ultramontaner Gemeindebevollmächtigter verpflichtete Genossen. Der einzelne Socialdemokrat ist natürlich auch Laufen uns nicht davon. Der neueste Fall der Märk. Boltszeitung" eine große öffentliche Versammlung" einberief, in der die breiten mur ein Mensch, voll menschlicher Schwächen und Kleinlichkeiten. Aber Massen die Schweinereien dieses Graßmann" kennen lernen die Socialdemokratie ist durch die Mission, die sie zu erfüllen hat, " Religion ist Privatsache 1 Schon des öfteren wurde in sollten, fanden fich faum zwei Dugend Neugierige ein. Nun geadelt und in diesem Sinne ist auch die proletarische Atlasie, zu unsrer Zeitung dargethan, daß es eine unwahrheit ist, haben gar noch die bayerischen Bischöfe zu Ostern irten der die Arbeiter der Hand und des Kopfes gleichermaßen gehören, wenn die focialdemokratische Partei die Behauptung auf- briefe erlassen, die sich mit den der Kirche drohenden in der That fittlich, tüchtig und weise", ob auch das einzelne Wit stellt: bei ihr fei Religion Privatsache! Heute mun geht uns aus Gefahren befassen und vor der schlechten Presse warnen. glied der Klasse bisweilen unterhalb der Würde seiner Klasse unserem Lesertreise eine Mitteilung zu, die wiederum auf das Man möchte fchier meinen, in Bayern bereite fich ein stehen mag. Im übrigen strebt jeder Parteigenoffe mit allen deutlichste die Haltung der Socialdemokratie gegenüber der Religion großer allgemeiner Abfall von der Alleinseligmachenden vor. Das Kräften danach, der gewaltigen Sache, für die er fämpft und schafft, des Einzelnen klarlegt. Es handelt sich um folgendes Vorkommnis: flimmt aber durchaus nicht; denn als großen Verlust wird man den würdig zu werden, und weil geistige Unabhängigkeit und Freiheit, Am Montag vor acht Tagen verunglückte, wie damals mitgeteilt, bevorstehenden Austritt einer bekannten Operettenfängerin wohl nicht sowie gegenseitige Achtung Bedingungen jeden gedeihlichen der Zimmerer N. aus der Jagowstraße tödlich. Er hatte dem betrachten, die vor einiger Zeit katholisch wurde, um den Sohn eines Busammenarbeitens find, darum wehrt sich jeder selbst seiner Haut, Verein Berliner Zimmerer angehört, bei dem es üblich war, Magistratsrats heiraten zu tönnen, und nun, nachdem sich die Ver- wenn ihm wirklich einmal Unrecht geschieht. Und darum in Todesfällen einen Kranz zu spenden und durch ein Geldgeschent lobung wieder auflöste, zu ihrem alttestamentarischen Glauben zurüd wir müßte das Los der Alademiker in unsren Reihen für die zu den Begräbnistosten beizutragen. Ehe dies jedoch in dem vor- fehren will. geistigen Arbeiter der Bourgeoisie durchaus beneidenswert sein; denn liegenden Fall geschah, erschien die Frau des Vereinskassierers Die Gründe liegen in der That tiefer. Man will die breiten sie haben nicht nur das Glück, einer edlen und großen Aufgabe bei der Witwe, um nachzufragen, ob der verstorbene N. Massen" der Wähler von einer zu intensiven Beschäftigung mit poli- zu dienen, für ihre tiefften Ueberzeugungen zu streiten, sondern sie firchlich, mit einem Geistlichen" beerdigt werde. tischen Dingen etwas ableuten und stimmt deshalb den Nuf an: Die tönnen auch weit freier als in der Bourgeoisie, ihre Unabhängig Dann könne die Witwe weder auf die Kranzfpende, noch auf Stirche ist in Gefahr. feit und die Achtung ihrer Persönlichkeit wahren.-

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