Die Vertreter der Arbeiter führten dagegen an«: Infolge derintensiven Arbeit der Putzer, namentlich der Jnnenputzer, machesich eine kürzere Arbeitszeit notwendig, Bei der jetzigen nominellen8>/l stündigen Arbeitszeil würde es wegen des zu verarbeitendenMaterials sowieso 9 Stunden. Aus einer nominellen Arbeitszeitwürde in der Praxis eine solche von 9� bis 9�/« Stunden werden.Wie intensiv die Putzer in Berlin arbeiteten, gehe daraus hervor,dah im Gegensatz zu ihren höhreen Verdiensten die Putzer in andrenOrten nur 6 M. täglich verdienten, obwohl ihre Accordprcise um einDrittel höher seien als die Berliner. Die Sicherung eines Tages-satzes von 8 M. sei durchaus gerechtfertigt. Es komme vor. daßbei schlecht Zbezahlter� Arbeit die Arbeitskräfte fortwährendwechselten. Die zuletzt in die Kolonne eintretenden Putzer müßtendann schließlich u m s o n st arbeiten, wenn jener Tageslohnsatz nichtgarantiert wäre. WaS die Verhältnisse der Putzerträger angehe, sosei es schon vorgekommen, daß die Putzer bei insolventen Arbeit-gebern außer den eignen Verlusten noch den Lohn der Hilfskräftezu tragen härten.Nach stundenlangen Verhandlungen und Vergleichsversuchenwurde mangels einer Verständigung die Verhandlung auf Donners-tag, den 2S. April, vormittags 10 Uhr, vertagt. Stnitig blieb u. a.die Arbeitszeit.Gesellen-Ausschüssc der Handwerkskammer Abteilung lBerlin. Am Sonntag, den 21. April, vormittags 10 Uhr, im Ge-werkschaftshaus, Engel-Ufer 15: Versammlung der Gesellen-Ausschüsseund Ersatzmänner Berlins. Tagesordnung: Berichterstattung desGesellen-Ausschusses der Handwerkskammer Berlin.I. A.! H. B a- t e l.Der Streik der Charlottenburger GaSanstal'" Arbeiter istals beendet zu betrachten. Er ist zu Ungunsten de. Ausständigenverlaufen, indem es der Verwaltung gelang, genügend Arbeitsivilligeaufzutreiben. Die Ausständigen sollen jedoch wieder nach und nacheingestellt werden. Ein Teil der Ausständigen hat anderweitig Be«schäftigung gefunden.DcntschcS Reich.Der Manrerftrcik in Halle dürfte sich zu einem allgemeinenVauhandwerkerausstnnd entwickeln. Den Zimnierern ist nämlich einAbzug von 4 biS ö Pf. pro Stunde vom Arbeitgeberbund zugemutet.Wahrscheinlich werden die Zimmerer diese Herausforderung nichtruhig hinnehmen. Die Bau-Hilfs- und Erdarbeiter beabsichtigen aufden Bauten, wo Streikbrecher beschäftigt sind, die Arbeit einzustellen,um den Streikenden auf diese Art Unterstützung zu gewähren. DerBeschluß soll erst gefaßt werden, wenn der Hauptvorstand der Bau»Hilfsarbeiter seine Zustimmung gegeben hat.Die Schuhmacher in Frankfurt a. M. haben in ihrer Lohn»bewcgung bereits die Anerkennung ihrer Forderung von 100 Meisternerzielt. Im Ausstand befinden sich noch 60 Gehilfen.Die Gärtner in Hamburg haben nunmehr den Ausstand fürbeendet erklärt. Der Verlauf der Lohnbetvegung, besonders soweitdie Landschaftsgärtncceicn in Betracht kommen, ist ein befriedigender.Der Nürnberger Schneidrr-Streik ist für beendet erklärtworden, nachdem nüt Ausnahme einiger kleiner Geschäfte, die für dieArbeiter gesperrt wurden, die Forderungen überall durchgesetzt sind.Ausland.Die Gewerkschaften in Spanien haben in den letzten Jahreneinen ganz überraschend günstigen Aufschwung genommen. Wie wireinem Artikel des Genossen Cuno aus der„Neuen Zeit" entnehmen.zählten die Gewerkschaften im Jahre 1839 nur 3355 Mitglieder,während die Zahl jetzt bis zum März 1901 auf 29 383 gestiegen ist.Die Gewerkschaften stehen in enger Verbindung mit der social-dcmokratisctwn Partei. Aeußerlich kommt dieser enge Zusanmren-hang zwischen der politischen und der gewerkschaftlichen Arbeiter-dewegung schon darin zum Ausdruck, daß die socialistischePartei und die„Union Asnoral", eine Organisation, die der General.konimisfion der deutschen Geiverkschaftc» entspricht, ihre Kongressegleichzeitig und in denselben Orten abhalten, und daß die Leiter derpolitiichen Bewegung zugleich im Vorstand der gewerkschaftlichenCentralleitung wie der größeren Einzelgewerkschaften sitze».Am meisten Mitglieder zählen die Gewerkschaften in denStädten, wo die politische Bewegung die Arbeitermassen ergriffenhat und socialistische Blätter die mündliche Agitation unterstütze»; sokommen beispielsweise von den ca. 29 000 Äitgliedern der„Uniongeiiönrl" 11 358 auf Madrid, 4843 anf den JndustriebezirkOviedos mit Gijon, 1719 auf die Stadt Oviedo selbst, 1640 aufBilbao mit Gallarta, 1200 auf Vigo, 1185 auf Santander. 984 ausValladolid, 700 auf El Ferrol, 685 auf Palma de Mallorca, 608 ausSan Sebastian.Wie diese Ziffern zeigen und wie sich bei näherer Betrachtungnoch deutlicher ergicbt, hat die gewerkschaftliche Bewegung, abgesehenvon Madrid, vornehmlich in den nordwestlichen Gegenden SpaniensFuß gefaßt, specicll in Galicien, Asturien, dem Norden Alt-kastiliens und den baskischen Provinzen. Es betreiben nämlicheinzelne Ortschaften dieses Gebiets, wie zum Beispiel Arenas undAvilss bei Oviedo, Gallarta bei Bilbao, nicht nur ausgedehntenBergbau, sondern es befinden sich hier auch, vornehmlich in Oviedo,Mieres, Santander, die Konzentrationsstättcn der spanischen Eisen-und Holzindustrie. Dazu kommt, daß die gewerkschaftliche Bewegungder nordwestlichen Provinzen an der dortigen socialistische» Presse(Wochenblättern) einen starken Rückhalt findet.Eine Aufstellung der spanischen Gewerkschaften nach Berufenläßt sich schwer vornehmen, da je nach den besondren örtlichen Ver-hältnisscn verwandte Berufe sich verschiedenartig znsainmengeschlossenhaben, also zum Beispiel in dem einen Orte die Bautischler undZimmerleute einen Verein bilden, während anderswo die Bau-tischler mit den Möbeltischlern oder die Möbeltischler mit denStellmachern vereinigt sind. Soweit sich feststellen läßt, sinddie Maurer am stärksten an der gewerkschaftlichen Bewegung be-teiligt; sie stellen 5035 Mitglieder. Dann folgen der Zahl nachdie Zimmerleute und Tischler mit 3024, die Steinhauer, Steinmetzenund Marmorarbeitcr mit 1743, die Buchdrucker und Schriftsetzer mit1526, die Bäcker mit 1425, die Holzarbeiter(ohne die in den großenHolzsägereien beschäftigten Sägers mit 1241, die Eisenarbeiter.Former und Gießer mit 1173, die Bergleute mit 946, die Weber mit733 Mitgliedern.Mißt nian diese Zahlen an der Bedeutung der einzelnenIndustrien, so fällt die geringe Beteiligung der Textilarbeiter ander gewerkschaftlichen Organisation auf. Obgleich die Seiden-,Tuch- und Baumwolltvcberei in manchen Gegenden Spaniens aufrelativ hoher Sttife steht, dürften doch, wenn man Weber, Spinner,Färber, Appretierer zusammenrechnet, kaum mehr als insgesamt1200 Arbeiter dieser Branchen gewerkschaftlich organisiert sein. Hin-gegen stellen die„Tipograkos"(Buchdrucker und Schriftsetzer) einein Anbetracht der geringen Ausdehnung dcS spanischen Buckidruck-gewerbs recht ansehnliche Mitgliedschaft. Ihre Gewerkschaftbesteht nur ans wenigen Lokalsektionen, aber jdiese sindstramm organisiert und zu einer„ITsderaciön"(Central-verein) verbunden, die streng darauf hält, daß kein lokalertypographischer Verein in die„Unioo general" Aufnahme findet,der sich nicht zuvor dem Centraiverein angeschlossen hat: ein Be-streben, in dem die Gewerkschaft von dem Nationalkomitee der»Uuiüogsneral" in jeder Weise unterstützt wird.Der Streik der Hafenarbeiter in Genua erschwert denregelrechten Postdampferverkehr in sehr unangenehmer Weise. ZumTeil muß die Post mit auslandischen Dampfern befördert werdenund für die italienischen Häfen und nach Sardinien übernehmenKriegsschiffe und Torpedoboote den Dienst. Es ist nicht aus-geschlossen, daß der Streik auch auf die andren Häfen überspringt.In der Entlohnung der Arbeiter hat seit 20 Jahren keine Aenderungstattgestinden, während die Preise für Nahrungsmittel nicht un-dedeutend in die Höhe gingen. Wie die zuletzt eingelaufenen Räch-richten besagen, haben die Reeder einen Ausschuß eingesetzt, der mitden Ausständigen verhandeln soll._Verantwortl. Redacteur: Heinrich Wetzker w Er.-Lichterfelde. Für beiSociales.Ein internationales Zinkkartell soll nach einer Meldung der.Breslauer Zeitung" geplant sein. In nächster Zeit soll danacheine Zusammenkunft von Unternehmern in Berlin stattfinden. Eswürden sich eine große Anzahl europäischer Zinkinleressenten be-teiligen, um die Grundsätze eines internationalen Abkommens fürdas Zinkgeschäft festzusetzen. Vor allem solle die Aufgabe derKommission darin bestehen, möglichst die Preise für Zink aufzubessernund die Produktionsverhältnisse unter Berücksichtigung des Konsumszu regeln und bestimmte Abmachungen mit den amerikanischen Zink-Produzenten zu treffen._Gevichks- Zeitung»Eine Erinnerung an den Ausstand der Straßenbahnerwurde gestern durch eine vor der 7. Strafkammer des Landgerichts Igeführte Verhandlung wachgerufen. An einer Straßenbahn-Halte-stelle in der Prinzenstraße war eS am 19. Mai zu einer großenMenschenansammlung gekommen. Die trotz des Ausstands im un-geregelten Verkehr fahrenden Wagen wurden von der Menge mitgroßem Geschrei empfangen und auf alle mögliche Weise an derWeiterfahrt gehindert. Der Packer Gustav Pilz sprang unterandern auf einen Wagen und schaltete mit einem kühnenRuck die Kontaktstange auS, so daß der Wagen plötzlichstehen blieb. Da dieses Mittel schon bei mehreren Wagengebraucht worden war, so sahen sich zwei Schutzleute ver-anlaßt, zur Sistierung des Pilz zu schreiten. Das erregte in hohemGrade den Unwillen des Publikums. Insbesondere soll der ArbeiterAugust Wcnz dem Sistierten zugerufen haben, doch nicht mit-zugehen, sondern„die verst. Blaufacken" zu verhauen. Diese Wortefanden in der Menschenmenge ein lebhaftes Echo und es regnetenicht nur Beleidigungen, vielmehr kamen auch Holzstücke auf dieSchutzmänner geflogen und der eine der Beamten erhielt einenMauerstein ins Kreuz geworf"». Pilz und Wenz wurdenauf Grund dieser Vorgänge angeklagt und Pilz wegenGefährdung eines Eisenbahntransports. Wcnz wegen Be-leidigung und versuchter Gefangenenbefreiung zu je 9 MonatenGefängnis verurteilt. Gegen Pilz ist das Urteil rechtskräftiggeworden. Wcnz dagegen legte Revision ein. Das Reichsgericht hobdas erste Urteil auf, weil es die Annahme der Strafkammer, daßzivei selbständige Handlungen vorlägen, für irrtümlich erklärte. Inder gestrigen erneuten Verhandlung vertrat Rechtsanwalt Lieb«k n e ch t den Standpunkt, daß nur Beleidigung, nicht aber versuchteGefangenenbefreiung vorliege und für die erstere eine �'rofe von9 Monaten Gefängnis außerordentlich hart sei. Der Cicrichtshoferkannte diesmal auf 6 Monate Gefängnis.Im Militärbefreiungs- Prozeß zu Elberfeld sind amDienstag die Verhandlungen wieder aufgenomnien worden. BeachtenS-wert ist die Zeugenvernehmung des Aktuars Gutmann: Er habein der Untersuchung gegen Baumann bei dessen Vernehmungen viel-fach das Protokoll geführt. Eines Tags versuchte LandgerichtsratSpieß aus Baumann ettvas herauszubringen. Es war aber allesvergeblich. Baumann sagte aber: Es beschäftigen sich alle Ständemit Freimachcrei, Geistliche, Beigeordnete, Bürgermeister.— Präs.:Forderte der Herr Landgerichtsrat den Baumann auf, Namenzu nennen?— Zeuge: Soweit mir erinnerlich, ist das geschehen.Baumann erklärte aber stets: Aus mir ist nichts herauszubekommen.— Präs.: Nun, Baumann, was sagen Sie dazu?— Baumann:Ich habe nicht bestinimt gesagt, daß Geistliche. Bürgermeister undBeigeordnete sich mit Freimacherei beschäftigen, sondern nur. ichhätte dies gehört.— Zeuge: Das ist unwahr. Baumann hat dasbestimmt gesagt.— Präs.: Nun, Baumann, Sie haben jetzt Ge-legenheit. die Nennung der Rainen nachzuholen.— Baumann:Ich kann keine Namen nennen, da ich dies nur gehört hatte. Hätteich es genau gewußt, dann würde ich es nicht gesagt haben. Ichbin lein Strncksberg, der die Namen Verstorbener nennt— Präs.:Herr Zeuge, hat der Herr Untersuchungsrichter Ihnen jemals einProtokoll diktiert, so K.ß Sie Veranlassung hatten, eine Einwendungzu machen, da der Wortlaut des Protokolls der Wahrheit nicht ent-sprach?— Zeuge: Niemals.Bei Vernehmung solcher Entlastungszcngen, welche ztigebeu, daßsie sich ivegen Freimacherei an Baumann gewandt haben, legt dieserAngeklagte sich konsequent aufs Leugnen. Wir führen folgendeEpisoden an: Fabrikant K l a a ß: Er sei mit Baumann inVerbindung getreten, da er seine Söbne vom Militärdienstbefreien lassen wollte. Der älteste Sohn mußte abei dienen.Er habe sich alsdann bemüht, seinen zweiten Sohn frei-niachen zu lassen.' Er habe dabei aus Not gehandelt, da wenn derzweite Sohn auch hätte Soldat werden müssen, er keinen An-gehörigen mehr im Hause gehabt hätte. Er habe sich das zweiteMal an den Pianinohändlcr Thea Berg in Wiesbaden gewandtund diesem 2000 Mark gezahlt. An Baumann habe er 800 bis1000 Mark gezahlt, aber, da dieser keinen Erfolg hatte, die Hälftezurückbekommen. Sein zweiter Sohn sei freigekommen.— Walter Klaatz(Sohn des Vorzcugen) schließt sich imallgemeinen den Aussagen seines Vaters an.— Baumann erklärt, daß er die Zeugen wohl kenne, aber bei denselben wederFreimachnngsverstiche gemacht, noch Geld von denselben erhaltenhabe.— Fabrikant Plümacher(Gräfrath): 1882 sei er zur Feld«artillerie ausgemustert worden. Sein Vater teilte ihm daraufhinmit: Erhöbe mit Baumann abgennrcht, daß er nicht zu dienen brauche.Vor der Generalmusterung seien ihm von Banmann Pillen gegebenworden, so daß er gelbiiichtig wurde. Er verschaffte sich daraufhinein ärztlicbeS Attest, daß er zur Generalnnisterung nicht erscheinenkönne. Als er sich 1883 zur Geiieralniiiftenmg stellensollte, habe Baumann gesagt:»Dies Jahr ist in Solingennichts zu machen, Sie miiffen in der Gegend von Bochum Wohnungnehmen, dainit Sie sich in Bochum stelle» können." Banmann habeihm eine braune Flüssigkeit gegeben und ihm gesagt: er solle an-geben, daß er an Herzklopfen leide. Er habe dies' gethan und seizur Ersatzreserve gekommen. Sein Vater habe dem Baumann 2400Mark gegeben.— Präs.: Haben Sie denn an Herzklopfen ge-litten?— Zeuge: Nein.— Baumann erklärt: Er kenne denZeugen nicht, er habe bei demselben keinerlei Freimachungsversuchegemacht.Die RcchtSgültigkcit von Bestimmungen der hannoverschenLandgemrinde-Ordnung stand in eineiu Prozeß in Frage, den dasOber-Verwaltungsgericht erledigt hat. Auf Grundeiniger Bestimmungen der genannten Gemeinde-Ordnung. die daskommunale Wahlrecht u.a. auch von der U n b e s ch o l t e n h e i tder Bürger abhängig machen, hat die Gemeinde Hardegsenin ihrem Verfassungsstatut vorgeschrieben, daß nicht wähl«berechtigt und wählbar sei, wer„wegen eines nachder öffentlichen Meinung entehrenden Verbrechens oder Ver-gehenS" bestraft ist. Auf Anordnung der Aufsichtsbehörde(Landrat)hatte nun der Bürgermeister von Hardegsen die von den Gemeinde-Vertretern für gültig erklärte Wahl des Gerbereibesitzers Tolle an-gefochten, weil dieser im Sinne der Landgemeinde- Ordnung unddes Verfassungsstatuts der Gemeinde Hardegsen bescholtensei. T. ist nämlich seiner Zeit wegen Aufforderung einesDritten zur Beschaffung von Mitteln gegen keimendes Lebenzu eineni Monat Gefängnis verurteilt worden, welcheStrafe im Gnadenwege in eine Geldstrafe von 90 Mark umgewandeltwurde.— Der Bezirrsausschuß erklärte dann auch die Wahl Talleszum Bllrgervorfteher(Gemeindevertreter) für ungültig. Der Amts«auSschuß der Bürgervorsteher legte Revision ein, der sich Tolle alsBeteiligter anschloß. Bor allem wurde geltend gemacht, daß die Bestim-mungen der hannoverschen Landgemeinde-Ordnung über die Bescholten-heit und die darauf fußenden Vorschriften deS VerfassungSstatutS derGemeinde neben den Bestimmungen des Reichs-StrafgesetzbuchS überdie Aberkennung bürgerlicher Ehrenrechte überhaupt nichtmehr zu Re'cht beständen. Das Ober-VerwaltunoSgericht, vordem sich der Minister des Innern durch einen Kommissar zur Wahr-nehmung deS öffentlichen JntereffcS vertreten ließ, verwarf dieRevision mit folgender wichtigen Begründung: Der Senat fei mitInserat enteil verantwortlich: Th. Glocke in Berlin. Druck und Verlag vondem Kommissar und fast allen Kommentatoren der Meinung,&ißdas Strafgesetzbuch in seinen Bestimmungen nur die straf-rechtlichen Folgen erschöpfend regele. Vorliegend handele es sichaber nicht um Strafgesetz, sondern um ein Gemeinde-VersassungS-Gesetz, dessen Zweck nicht strafrechtlicher, sondern öffentlich rechtlicherNatur sei. Demnach sei anzunehmen, daß die fraglichen Be«stimmungen der hannoverschen Gemeinde-Ordnung noch zu R e chtbeständen und dem zufolge auch die des Verfassungsslatuis. DieAnwendbarkeit des Verfassungsstatuts sei nicht dadurch aus-geschlossen, daß der Strafrichter nicht den Verlust der bürgerlichenEhrenrechte ausgesprochen habe. Trotzdem könnte die Handlung eineentehrende sein, und sei es hier auch.Versammlungen.Eine von Tempelhoser und Mariendorfer PaHekgenoffeneinberufene BoltSversammlung fand am Sonntag, den 14. d. M.statt. Dieselbe beschäftigte sich mit dem Thema der Lokalfrage fürTempelhof und Mariendorf. Der Referent Reichstags-AbgeordneterFritz Z u b e i I legte in seinem mit Beifall aufgenommenen Vor-trage die Lokalverhältnisse genannter Orte dar. Es sei denParteigenossen Tempelhofs und Mariendorfs nicht möglich, ein Ver-sammlungslokal zu erhalten. Ihre Wahlvereinsversammlungenkönnen sie jetzt nur in Marienfelde bei Teutschbein ab-hallen, während ihnen für Volksversammlungen kein Lokalzur Verfügung stehe, obgleich die Socialdemokratie anbeiden Orten die politisch stärkste Partei sei. Mit dem1. Januar, wo der„Arbeiter-BildungSverein" auf Grund der Neu-organisation des Teltolver KreiseS seinen Namen in„Social-demokratischer Wahlverein" änderte, ist dem Wahlverein auch dasletzte Versanimlungslokal von Gerth in Tempelhof verweigert worden.Gerade dieser Wirt ist in ausgiebigster Weise von der Arbeiterschaftunterstützt worden.— Eine VolkSversainmlung, welche am 10. Märzin Berlin bei Habel stattfand, nahm zu der Lokalfrage genannterOrte Stellung und verhängte über Gert und W i e n i ck e(StadtDresden) in Tempelhof und Grafel(früher Dalemann) und Haack(Schwarzer Adler) in Mariendorf den Boykott. Als Antwort hierauf be-schloffen die organisierten Gastwirte(Vorsitzender Gerth), in ihrenLokalen den„Vorwärts" vom 1. April ab nicht mehr auszulegen. Es be-stellten in Mariendorf fünf Gastwirte den„Vorwärts" ab: hiervon sindvier Gastwirte sogenannte Budiker, bei denen ausschließlich Arbeiterverkehren. Diese Gastwirte haben also der Arbeiterschaft den Stuhlvor die Thür gesetzt, denn das konnten sick doch die Wirte sagen, daß dem„Vorwärts" durch Abbestellung der fünf Exemplare kein Schaden erwächst.UnS ist der Kampf vom Gastwirtsvercin aufgedrängt worden. Ermuß jetzt so geführt werden, daß die Arbeiterschaft auch zu öffentlichenVolksversammlungen ein Lokal erhält, und deshalb ersucht derReferent die Berliner Parteigenossen, namentlich die des2. Wahlkreises, die Mariendorfer und Tempelhoser Genossen zu unter-stützen. Namentlich die Kirchhofsbesucher mögen darauf achten, inIvelchen Lokalen sie zu verkehren haben. Es muß gezeigt werden.daß die Arbeiterschaft eine Macht bedeutet, die nicht zu unterschätzenist.— Nach sehr lebhafter Diskussion wurde folgender Beschluß,gegen eine Stimme, gesaßt:„Die heutige öffentliche Versammlung für Mariendorf undTempelhof beschließt, daß, nachdem die Gastwirte Ebel. Schramm,Grapenthin, Hilgert und S e tz« f a n d ohne jede Ver-anlassung sich auf die Seite der Saalbesitzer gegen die organisierteArbeiterschaft gestellt und den Fehdehandschuh hingeworfen, wir den-selben aufzunehmen haben, die betreffenden Wirte sperren,den Kampf mit allen gesetzlichen Mitteln führen und nichteher nachlassen iverden, bis.auch die socialdemokratischeArbeiterschaft als gleichberechtigt anerkannt wird. Die Genossen deS2. und 3. Berliner Reichstags-Wahlkreises werden aufgefordert, sichdiesen Beschlüssen anzuschließen und ihrerseits alles daran zu setzen,daß der Widerstand der Saalbesitzer und Gastivirte gebrochenwird.— Der am 10. März gefaßte Beschluß bleibt ebenfallsbestehen, so daß für Tempelhof: Gerth, Dorfstraße,W i e n i ck e, Berlincrstraße; für Mariendors: Grafel(früherDalemann), H a a ck(„Schivarzer Adler"), E b e I. Grapenthin,Hilgert, Schramm und S e tz e f a n d gesperrt sind."Tie Bau-, Erd- und gewerblichen Hilfsarbeiter nahmen inihrer letzten Versammlung nach Rechnungslegung deS Kassierers dieNeuwahl der Ortsverwaltung vor. Es wurden gewählt: KarlH e i d e m a n» als 1., Paul Meier als 2. Bevollmächtigter,G o t t f r i e d S ch ä f e r als 1., K a r l L u d iv i g als 2. Kassierer,N e i n h o l d Richter als 1., H e r m a n n F i j ch e r als 2. Schrift-siihrer. Zu Revisoren wurden A. Schönrock, E. Härtel undG. I a n k o iv s k i bestätigt. Als Spediteure blieben Heide-in a n n und K u p s ch in ihrem Amte. Hierauf wurden nochO. Brade, P. Schulz und A. Fischer gewählt als Thür-controleiire. Als Beitragssammler wurden für i<0. E. Tettenborn, für 0 K Kandale und für SW. L. B r e e st gewählt.Nur fiu SO. wurde an Stelle von Spänger W. Körner ge-wählt.reLzko Ltachvichkett und Vepeschen.Bremen, 17. April.(W. T. B.) Bei einem ungarischen AuS-Wanderer, der hier mehrere Tage mit 35 Landsleuten wohnte.wurden, wie die„Weser-Zeitung" meldet, die Blatten! festgestellt.Er wurde in eine Krankenanstalt gebracht und die übrigen unterBeobachtung gestellte Die Medizinalbehördc hat sofort entsprechendeMaßregeln getroffen.Stuttgart, 17. April.(W. T. B.) In der Abgeordnetenkammererklärte der Minister des Innern Pischck, die württembergischeRegierung stehe der Errichtung von Arbciterkammern durch-aus freundlich gegenüber, betrachte aber ein einseitige« VorgehenWürttembergs als nicht loyal gegenüber den andren Bintdesstaateu.Wien, 17. April.(W. T. B.) Der socialpolitische AusschußdeS Abgeordnetenhauses veendete heute die Generaldebatte über dieAnträge betreffend Abkürzung der Arbeitszeit im Bergbau undbeschlofe, die Regieruiigsvorlage als Grundlag« der Specialberotunganzunehmen.PartS, 17. April.<W. T. B) Der Minister LehgueS teilteheute dem vom Bergarbeiter-Kougrrß in LenS mit Wahrnehmungseiner Jnicressen beauftragten Deputierten Lamendin mit, dafe ermit verschiedenen Unternehmern Verhandlungen wegen Be-schäftigung der von den BergwerkS-Gesellschaften in Montceau-leS- MineS entlassenen Bergleute angeknüpft habe, und dafediese Verhandlungen voraussichtlich erfolgreich sein würden.Außerdem versprach der Minister, das Gesuch deS Bergarbeiter-Verbands, welcher eine Bergbau.Konzession erhalten und um einestaatliche Subvention von 50 000 Fr. gebeten hat. der Regierungvorzulegen.PariS, 17. April.(W. T. B.) Wie gemeldet wird, begiebt sichder Minister des Aeußeren Tclcaffö demnächst nach Petersburg,wo er bis zum 27. April verweilen und auch vom Kaiser Nikolausin Audienz empfangen werden wird.Haag, 17. April.(W. T. B.) Die Zweite Kammer nahm dieNovelle zum Münzgesetz an, wonach ausländisches Geld in denGrcnzprovinzen nicht als Zahlungsmittel gelten soll. Der Finanz-minister hob dabei hervor, dafe die Befugnis der Regiening zurDemoneftsierung des Silbers, um dessen Wcrtverhältni« gegenüberdem Golde aufrechtzuerhalten, nach wie vor in Kraft stehe.Haag, 17. April.(W. T. B.) Von der Republik Mexiko sindheute die Ratifikationen der Akte der Haager Konferenz, betreffenddas Schiedsgericht und die übrigen Deklarationen der Friedens-koitfereuz hier eingegangen.Rom, 17. April.<W. T. B.) Ministerpräsident Zanardclliempfing heute eine Abordnung der ligurischen Reeder, welcheihm über den Stand der Dinge Bericht: erstattete und gleichzeitigVorschläge zu einer Verständigung machte. Der Ministerempfahl den Reedern, bei dieser versöhultchcn Haltung zu be-harren.Max Babing in Berlin. Hierzu S Beilagen u. Uuterhaltungsblat»,