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Nr. 109. 18. Jahrgang. 2. Beilage des Vorwärts " Berliner Volksblatt. Sounabend, 11. Mai 1901.

tommen wäre.

Mannes,

Zum Cunewalder Weberstreik. fortgegangen. Am Sonntag, 14. Ottober, sollte der Angeklagte um 3/410 Uhr wiederkommen. Die Zengin hat die Nerger nicht mehr 7 Uhr zur Arbeit fommen, um eine Gasrohrleitung in der Müller- gesehen, dagegen ist Müller am nächsten Morgen zu ihr gekommen, Von den Gewerkschaftskartellen in Löbau , Baußen und Neustraße la zu legen. Der Angeklagte tam 10-15 Minuten zu spät bat da erst das Hemd gewechselt und um Kaffee gebeten. Er erzählte und entschuldigte sich damit, daß er die Zeit verschlafen babe. Sonst dabei, daß er schon von 4 Uhr morgens bei der Arbeit gersdorf wird über obigen Streik ein unterrichtendes Cirkular ver- zeigte er in seinem Benehmen nichts Auffallendes. Von einem sei und gleich wieder dorthin müsse. Er hat sich dann fandt, dem wir folgendes entnehmen: Abenteuer während der Nacht, daß er gefleddert und um sein auch gleich wieder entfernt, nachdem er rasch noch ein Stück Auf die ihres Bereits die neunte Woche stehen in Cunewalde die Weber und Wochengeld bestohlen worden sei, hat er nichts erzählt. Die Arbeit Pflaumenkuchen gegessen. die Frage Weberinnen im Ausstande, ohne daß es zu einem Vergleich ge- in der Müllerstraße dauerte bis 10 Uhr vormittags. Am Montag, wo denn die Nerger geblieben sei, soll der Angeklagte den 15. Oktober, war für den Angeklagten teine Arbeit da, er wurde gesagt haben: er habe mit ihr nur ein Glas Bier getrunken und sie Die Ursachen des Ausstandes sind in den im Laufe des Jahres deshalb von 1 Uhr mittags bis 7 1hr abends mit Aufräumen der habe dann zu Schirmer gehen wollen.-Präs.: Angeklagter, wo­vorgenommenen Lohnreduktionen zu suchen und gegenwärtig wehren Werkstatt beschäftigt. Er ließ sich dann schon 50 Pf. Vorschuß geben zu haben Sie denn den Leuten so viel vorgeredet? Angel.: sich die Arbeiter jetzt gegen neue Abzüge bis zu 18 Proz., was bei und als der Meister verwundert fragte, ob denn sein Geld schon Das ist nicht wahr, was die Frau sagt. Ich bleibe dabei, daß ich vielen Lohnverluste bis zu 150 M. im Jahre ausmacht. Dabei verbraucht fei, fagte er, er habe sich Stiefel und einen Ueberzieher schon am Sonnabendnachmittag 4 Uhr meine Bluſet bei ihr ge­werden die Arbeiter auch noch im Maße übervorteilt, ste müffen gekauft. Bräf.: Sie hatten fich boch aber gar keinen Ueberzieher wechselt und abends das andre Bembe angezogen habe.- 3 eugin: Stücke 6 bis 10 Meter länger weben als in andern Orten. Gerhart gekauft; weshalb redeten Sie denn so etwas dem Meister vor? Das ist unwahr! Sie lügen ja alles in den Wind! Präs: Hauptmann würde auch in Cunewalde seine Dreißiger" finden. Angeft: Ich war schon einmal geflebdert worden und Es ist doch mindestens auffallend, daß der Angeklagte auf die Am 11. März fanden die Arbeiter morgens in den 6 Fabriken genierte mich vor dem Gesellen Schulz, zu sagen, daß ich wieder Frage nach dem Verbleib der Nerger nur mitteilte, daß er mit ihr einen Anschlag, der, trotzdem erst kürzlich Abzüge gemacht waren, gefleddert worden war. Bräf.: Sie scheinen besonderes Bech mit ein Glas Bier getrunken, während er doch verschiedene Fahrten mit nene Lohukürzungen auf alle waren von 10 bis zu 18 Broz, an- der Fledderei zu haben! Und Sie, ein alter Verbrecher, sollten sich ihr in jener Nacht ausgeführt hat. kündigte. Diese Arbeiter verdienten bisher in 14 Tagen 12 bis genieren, zu sagen, daß sie gefleddert worden sind?! 20 W., vereinzelte auch 24 oder höchstens 26 M. bei einer 11stündigen Arbeitszeit.

Die Arbeiter gingen in allen Fabriken an ihre Chefs und baten um Zurücknahme der Abzüge. Zwei davon schickten ihre Leute einfach zum größten Fabrikanten des Dorfes, zu welchem bereits die Arbeiter seiner im Oberdorfe gelegenen Fabrik unterwegs waren. Als er diese kommen sah, hielt er in dem unter seiner direkten Auf­sicht stehenden Werke die Maschinen an, jagte seine Leute aus der Fabrit, schloß zu und sagte: Wenn ihr zu den neuen Löhnen arbeiten wollt, dürft ihr wieder anfangen.

So brach der Kampf aus. Eine Woche später fand die erste Bersammlung statt, in der die Ausgesperrten beschlossen: Die Ver­mittlung des Amtshauptmanns von Carlowis nachzusuchen. Sie wollten wieder arbeiten, nur keine Abzüge mehr, lieber einen Tag weniger arbeiten. In einer in Sachfen einzig dastehenden Weise haben der Amts, Hauptmann und Gewerbe- Inspektor sich bemüht, die Unternehmer zum Nachgeben zu veranlassen. 8wei Wochen gingen darüber hin, bie Unternehmer gaben dieſen Herren schließlich zu verstehen, daß sie Das brachte die ganze Verwaltungsbehörde gegen die Lohn drücker auf. Der Kreishauptmann von Baußen, hohe geistliche Würdenträger und die hohen Offiziere, die in der Nähe Rittergüter haben, die andren Fabrikanten der Lausitz , die unter der Cunewalder Schmuskonkurrenz leiden, die gesamte Presse, auch die Amtsblätter in der Laufig, alle machten den Unternehmern ihr Unrecht begreiflich. Sie aber gaben nicht nach!

Herren im Hause sind.

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Die Aussagen des Ehemannes Winnig decken sich mit denen feiner Chefrau. Kriminalwachtmeister Weiger, der die erste Bernehmung des Angeklagten vorgenommen, bestätigt, daß dieser ganz aus eignem Antriebe zu Brotokoll gegeben habe: Der Unbekannte( Hans") habe sich mit einem schmuzigen roten Taschentuch die Nase gewischt. Gerichtsarzt Dr. Störmer berichtet über die Ergebnisse der Obduktion der Ermordeten.

Der nächste Zeuge, Selempnergeselle Schulz, ber schon seit vier Jahren beim Meister Schwer arbeitet, bestätigt, daß sich der An­geklagte den Finger verlegt hatte. Am 14. Oftober abends war der Angeklagte bei dem Zeugen zum Besuch und spielte mit ihm Karten, er wurde aber mitten im Spiel plöglich niedergeschlagen und um aufmerksam und als er nach dem Grunde befragt wurde, sagte er: er habe das Gefühl, als ob er heute noch mit seiner ge­schiedenen Frau zusammengeraten würde. Er hat sich dann Danach war der Knebel im Munde die Todesursache. Die Nerger entfernt, vorher aber auffallenderweise dem Bengen einen hatte eine Unmenge äußerer Verlegungen an der Nase, an den Wangen, Pfandschein über eine Uhr zur Aufbewahrung übergeben.- Präs.: am Auge, ferner im Munde Schleimhautverlegungen, Verlegungen Sollten Sie sich dabei vielleicht gedacht haben, es sei für Sie gut, am Oberliefer ac. Das Gebiß war defekt, und der Mann, der fich rechtzeitig Ihrer Wertgegenstände zu entledigen?- Angell.: der Verstorbenen das Tuch in den Mund gestopft hat, muß sich Nein, durchaus nicht. Nach der weiteren Bekundung des Beugen an einer im Munde hervorstehenden Zahnede verletzt haben. Nun Schulz ist der Angeklagte am nächsten Tage zu ihm gekommen und hatte der Angeklagte, wie eine Untersuchung ergab, am rechten Beige­finger eine nach ihrem Sige außerordentlich charakteristische und hat ihn gefragt, ob sie sich nicht jeder sehr verräterische Berlegung, die von einer solchen Zahnecke her­rühren tönne. Die förperliche Untersuchung der Leiche deutete ferner darauf hin, daß die Nerger in ungewöhnlicher Art ge­schändet worden sein muß. Ueber die Entstehung der Blutflecken auf der Bluse und dem Halstuch des Angeklagten ist Dr. Störmer nicht ganz der Ansicht des Dr. Jeserich, er bestreitet aber durchaus nicht die Möglichkeit, daß die fraglichen Blutfleden bei der hier in Frage stehenden Gelegenheit entstanden sein können. Die Möglichkeit, daß die Nerger an einem epileptischen Strampfanfall gestorben sein könnte, scheide ganz aus.

1000 m. verdienen

wollten? Er hat dann viel davon gesprochen, daß nach polizeilicher Bekanntmachung ein Mord passiert sein soll. Die Ermordete sei eine alte Frauensperson gewesen, die nicht einmal ein Hemde an­gehabt habe. Der Beuge hat ihm erwidert, daß ihn die Sache sehr wenig interessiere, der Angeklagte hat aber immer wieder von dem Mord angefangen, bis sich der genge dies ernstlich verbeten habe, Der Beuge Dieter, ein 78jähriger Mann, fannte die Berger, die ihm eine Zeit lang die Wirtschaft geführt hatte. Am 18. Oftober abends befand sich der Zeuge in dem Nichterschen Lokal in der Ruheplatstraße und war Augenzeuge davon, als der Angeklagte Müller mit der Nerger zusammen in das Lokal kam. Beide thaten sehr vertraut mit einander.

Nachdem Dr. Stürmer eine ganze Reihe von Fragen des Staatsanwalts Dr. Kay und des Verteidigers Dr. Meidinger beantwortet hat, folgt das medizinische Gutachten des Gerichtsarztes Prof. Dr. Straßmann. Dasselbe deckt sich mit demjenigen seines Kollegen. Nach Bernehmung des Sachverständigen Dr. MoII, die unter handlung auf Sonnabend vertagt,

Als ein andrer Fabrikant, ein Berwandter der Lohndrücker, starb, deffen letztes Wort der Wunsch zum Frieden war, wurden an seinem Begräbnistage noch einmal die Unterhandlungen aufgenommen. Sie haben sich wieder zerschlagen, trotzdem der Gemeindevorstand von Cunewalde , ein alter Weißlopf, flehentlich bat:" Gottlieb, gieb nach, mit der Nerger zusammen am Tisch saß und freundlich zu ihr war. Ausschluß der Oeffentlichkeit stattfindet, wird gegen 6 Uhr die Bere

was soll aus unsrer Gemeinde werden?"

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So hat dieser Kampf acht Wochen getobt. 580 Arbeiter traten in den Streit, sie wollen lieber den Strid nehmen", ehe sie wieder anfangen. Beim letzten Streitappell waren noch 400 Streifende vorbanden. Die Bewohner des Dorfs, besonders aber die Geschäftsleute und alle, denen das Wohl der Gemeinde am Herzen liegt, sind über das Verhalten der Fabrikanten sehr erbittert. Die fleinen Fabrikanten werden dem Ruin entgegengeführt.

felben, sondern noch wesentlich höhere Löhne zahlen. Es streiken

gezahlt.

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Beugin Juwe, eine Prostituierte, schildert die Nerger als eine Dirne niedrigster Sorte, die auch dem Trunk ergeben war. Auch diese Zengin war im Schirmerschen Lokal und bestätigt, daß Müller Die Zengin ist gleichfalls mit zu Giese gegangen, als sie sich fchließlich trennten, hat Müller gefagt: er gehe mit der Nerger, denn er habe sie von Hause abgeholt und werde sie auch wieder nach Haufe bringen.

und

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8euge: Ganz

der Sache.

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Berliner Partei: Angelegenheiten.

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Wilmersdorf . Die Parteigenossen werden ersucht, zu der am Sonntag 7/2 Uhr früh stattfindenden Flugblattverbreitung ohr , Pariserstr. 3; 4. und 5. Bezirk bei Witte, Berlinerstr. 6; in den nachfolgenden Bezirken zu erscheinen: 1. und 2. Bezirk bei Friedenau bei Rudloff, Bruchsalstr. 7; Halensee bei Heibe.

Nach der Schilderung der Zeng Dunke hat die Nerger, die Weißenfee. Sonntag findet Flugblattverbreitung sich mit Lumpenſortieren beschäftigte, Prostitution der niedrigsten statt. Die Genoffen werden ersucht, sich zahlreich daran zu beteiligen. Sorte betrieben. Die Beugin geht in Lokale fingen und ist am Die Ausgabe der Flugblätter erfolgt morgens 8 Uhr in den Ab­13. Oktober abends auch im Schirmerschen Lotal gewesen. Auch ihr hatteilungen in folgenden Lokalen: I. Abteilung bei Christoph, Ein Nachgeben der Arbeitgeber ist jetzt um so eher zu erwarten, Die Beugin hat dann auf ihrer nächtlichen Tour durch die Lokale Langhansstr. 56; II. Abteilung bei Stolle, Lehderstr. 28; III, Ab als die zahlreichen Kleinfabrikanten ihren Arbeitern nicht nur die die beiden in der Lindowerstraße an der Müllerstraße noch einmal teilung bei Sch mu½, König Chauffce 38; IV. Abteilung bei deshalb nicht wie allgemein angenommen wird die Arbeiter wieder gesehen. Sie machten den Eindruck von Betrunkenen, hatten 23 affermann, König- Chauffee 55; V. Abteilung bei Sorrer, sämtlicher Fabrikanten, sondern nur die der 4 Firmen: Kalauch jr. sich umfaßt, jodelten und tanzten und gingen dann nach dem Nuhe- Straßburgstr. 56. Schöneberg . Zur Lokalliste. Unter Bezugnahme auf die in Cunewalde , Kalauch in Köblit, F. 2. Klose und Gottlieb Große Plab zu. Die Zeugin hat dabei die Nerger noch gewarnt, daß sie in Cunewalde . Dieselben find Lieferanten einer Anzahl Konsum- nicht wegen Rubestörung arretiert werde. Die Zengin hatte zuerst Notiz betreffend den Rauchklub" Transvaal ", der heute im Lokale vereine und liefern hauptsächlich nach Süddeutschland und Sachfen, einen andren Mann, der ihr von der Kriminalpolizei vorgeftellt Ihelmshof" fein Stiftungsfest abhält, sei berichtigend zur Es ist aber endlich ein Nachgeben zu erwarten, weil jeder Tag, den wurde, als den Begleiter der Nerger bezeichnet. Die geugin hat sich Stenntnis gebracht, daß genanntes Lotal feit turgem seinen Befizer Es ist aber endlich ein Nachgeben zu erwarten, weil jeder Tag, den der Streik andauert, die Position der Unternehmer wesentlich beraber offenbar durch eine gewisse Aehnlichkeit dieses Mannes, deffen gewechselt und legterer unterschriftlich erklärt hat, daß seine Lokalitäten Wilhelmshof", Ebersstr. 80, für die Arbeiter zu schlechtert. Ein Teil der Streikenden ist in andren Fabriken unter- Alibi zweifellos festgestellt ist, täuschen lassen. gebracht, andre find in Dienst gegangen oder auf den umliegenden befundet, daß der Angeklagte bei seiner Anwesenheit daselbst am Der nächste Beuge, Ramin, ein Gast des Schirmerschen Lokals, Versammlungen usw, bereit stehen. Die Lokalkommission. großen Gütern untergekommen, die dringend der Arbeitskräfte be- 13. Oktober u. a. auch ein Taschentuch aus der Tasche gezogen und Schöneberg . Der Wahlverein veranstaltet am Himmel­nötigen, weil der lange winter die Feldarbeit so weit zurückgehalten sich damit die Nase gepugt habe. Das Tuch hatte ebensolche rote fahrtstage eine Partie nach Nüdersdorf. Das nähere hat. Dazu kommt noch, daß das Geschäft der Fabrikanten lebhafter Grundfarbe wie dasjenige, welches im Munde der Leiche vor- wird in der am Dienstag stattfindenden Versammlung bekannt ge­wird, die Vorräte gehen zu Ende und Streitbrecher sind absolut gefunden ist. Besondere Zärtlichkeiten zwischen Müller und der geben. Die Bibliothek- und Kaffenabende werden jest au jedem nicht zu haben. Präs.: Ist Ihre Sonnabend in dem neuen Obst schen Lotal in der Meiningerstraße Wir haben bis jetzt 6000 m., die uns zum größten Teil der Merger hat der Zeuge nicht wahrgenommen. Textilarbeiter- Verband lieferte, an die 435 bis 580 Streifenden aus Wahrnehmung bezüglich des Tuchs auch richtig? 8euge: 3a. abgehalten. - Präs.: Der Angeklagte behauptet, Sie feien aufgerebet worden Unfre Mittel sind erschöpft. Gewerkschaftsgenossen! Wir bitten von seiner Frau, oder Winnigs oder andren. Euch, laßt uns und mit uns die Streitenden nicht im letzten Augen- Prä. Nun, Angeklagter, was sagen Sie dazu, daß Sie nun doch gar nicht. Ich habe gar kein Interesse an blic untergehen. Der Sieg muß unser werden, weil alle Umstände ein Taschentuch gehabt haben sollen? ein Taschentuch gehabt haben sollen?- Angell: Das ist nicht zu unsren Gunsten sind. Der Kampf ist notwendig, da die Cunewalder Industrie die wahr! 8euge: Es ist doch wahr, ich sage die Wahrheit. ma 11 11. Der nächste Zeuge, Kanzlift Spiegel, befindet sich seit längerer Laufig beherrscht. Die Unternehmer sind am Ende ihres Lateins. Wir fordern nicht große Summen, denkt: die Weber in Cunewalde Beit im Krankenhause. Er fennt den Angeklagten aus der Herberge find das Hungern gewöhnt. Sie haben nun acht Wochen so tapfer zur Heimat in der Fennstraße und hat in dessen Befig ein rötliches Taschentuch gesehen, welches einen schwarz und weiß farierten Rand gerungen und gehungert. Laßt sie nicht in letter Stunde untergehen, denn ihre Niederlage hatte. Zuletzt hat er dies Tuch kurz vor dem Morde bei dem An­trifft uns noch schwerer! Wenn dieser Streit verloren ginge, würde geklagten gesehen und zwar in der Herberge, wo Müller ein Bafet er für die Laufizer Unternehmer das Signal zu einer allgemeinen Tabak in dieses Tuch einwickelte. Der Zeuge bekräftigt seine Lohnreduktion werden. Helft uns dem Üebermut der Unternehmer aussage dadurch, daß er erwähnt, das Tuch habe an einer bestimmten Stelle ein Loch gehabt und auch an dem vor entgegentreten. liegenden Tuch ein solches Loch den Geschwornen zeigt.- Nach Rücksprache mit dem Berliner Gewerkschafts: liegenden Tuch ein Präs.: Nun, Angeklagter? Angel.: Warum schmeißt denn bureau, Engel- Ufer 15, hat sich dasselbe bereit erklärt, Gelder in der Zeuge jegt um, wo er doch zuerst ganz bestimmt sagen wollte, man felten auf den Portier zu sprechen. Empfang zu nehmen. Dienstboten ihm gram, daß es am Freitag, 12. Oftober, gewesen sei. Der Mann hatte das Taschentuch schon beim Untersuchungsrichter gesehen, denn dort und in gewöhnlichen Mietskasernen ist er oft geradezu verhaßt, weil der Wirt ihm die beschämende Rolle eines Haushundes aufbürdet. Spielen die Kinder auf dem Hofe, so muß er dazwischenfahren und Kriminalschutzmann Gundermann hat am 9. März in Be­Zweiter Verhandlungstag. gleitung eines Stollegen den Angeklagten nach einigen Kajchemmen die Seleinen auf die Straße jagen, wo die Elektrische ihr Leben ge­91" Erflicht des Portiers, das Amt einer Buldogge auszuüben und den Landgerichts- Direktor Oppermann eröffnet die Sigung um in der Auguststraße geführt, um den großen Unbekannten zu suchen. fährdet. Kommt der Leierkastenmann und bringt ein paar heitere 9½½ Uhr und richtet zunächst noch einige Fragen an den Angeklagten, Der Angeklagte hat sich dabei im Gespräche dahin geäußert:" Er one in das Elend des fünften Stockwerks, so ist abermals erste die sich auf das Halstuch und die darin vorgefundenen Blutflecken size unschuldig, aber mehr wie 15 Jahre Zuchthaus Pflicht des Portiers, das Amt einer Buldogge auszuüben und den beziehen. Der Angeklagte behauptet, daß er sich das Tuch am Abend tonne es ja nicht tosten". Die Recherchen nach dem Un- Orgelmann vom Hof zu treiben. des 13. Oftober, nachdem er sich von den übrigen Begleitern getrennt, bekannten waren absolut vergeblich; der Zeuge hatte den Eindruck, abgebunden habe. Der Vorsigende hielt ihm vor, wie auffallend es daß die ganze Geschichte nur ein Mäßchen war und der Angeklagte doch sei, daß er die verschiedensten Angaben über die Flecke im Hals- vielleicht hoffte, Gelegenheit zur Flucht zu finden. tuch gemacht habe; während es doch sehr einfach gewesen zu sagen: diese Flecke können mit der Ermordung der Nerger gar nicht in Bu sammenhang gebracht werden, denn ich habe das Halstuch abgebunden gehabt und fest in der Tasche getragen.

Der Mord in der Schulzendorferstraße hat es gelegen.

Hierauf wird die Zengenvernehmung fortgesetzt. Dr. med. Engels ist am 14. Ottober, nachmittags 4 Uhr, an den Thatort gerufen worden. Er hat festgestellt, daß der Tod durch Ersticken eingetreten ist und Blut aus Mund und Nase ge­flossen bezw. gesprigt ist. Der nächste Zeuge ist der

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Der Hembwechsel.

Alt- Glienicke. Sonntagnachmittag Punkt 4 1hr hält der Wahl­berein bei H. Sa ß seine Vereinsversammlung ab. Tagesordnung: Vereinsangelegenheiten. Gäste find willkommen.

Lokales. Der Portier.

Er soll es allen recht machen, vor allem aber dem Hauswirt, und daher ist er um sein Amt wahrlich nicht zu beneiden. Gut ist In herrschaftlichen"

Im Hause selber hat er jedoch alles und noch einiges mehr zu verrichten. Die Berliner Mietstontratte sind berüchtigt wegen der zahlreichen Verstöße gegen die guten Sitten, die die Haus wirte in ihrem weit über das Ziel hinausschießenden Egoismus in fie hineinpraktiziert haben. Zum mindesten ebenso schlimm sieht es Als nächste geugin wird Frau Winnig aufgerufen. Jim Hause um einen modernen Hauswirts Vertrag aus. Wir wollen Müllerstraße 7a im Keller betreibt sie ein Produktengeschäft, in heute ein solches Ding betrachten und haben es in unserem Falle welchem die Nerger gegen monatlich 12 M. und freie Schlafstelle mit einem Kontrakt zu thun, den der Wirt eines herrschaftlichen als Pumpenfortiererin thätig war. Die Zeugin schildert die Merger Doppelhauses in der Bülowstraße seinem Bortier vorgelegt hat. als eine trunksüchtige Frau, die manchmal Tage lang nicht Die erste Bestimmung lautet: Der Portier und dessen Ehefrau arbeitete und von Hause wegblieb. Für den Angeklagten haben ihre ganze Thätigkeit dem Wirt und dessen Häusern zu Müller hat die Beugin gewaschen. Er tam alle Sonnabend widmen. Eine Nebenbeschäftigung darf das Ehepaar nicht und brachte ein Hemd und eine Bluse zum Waschen. Er haben. Beschäftigungen für die Mieter dürfen ebenfalls nicht zog in der Wohnung der Zeugin Hemd und Bluse aus übernommen werden. Die Dienstboten des Hauses dürfen die und zog dafür gewaschene an. Die Nerger hat dem Ehemann der Wohnung des Portiers nicht betreten, auch darf der Portier und aus der Fennstr. 13, bei dem der Angeklagte vom Juni bis Oktober Beugin einmal erzählt, sie wolle am Sonnabend, 13. Ottober, mit seine Frau teine Privatgespräche mit den Dienstboten führen. fast andauernd beschäftigt war. Der Meister giebt ihm das Zeugnis Müller nach dem Cirkus gehen. An diesem Sonnabend ist der An- Mitbewohner oder Schlafleute dürfen die Bortiersleute nicht abends gegen 8 Uhr eines sehr zuverlässigen, sehr fleißigen und nüchternen geklagte gekommen, hat die Bluse, aufnehmen. Menschen und bestätigt, alt= dafür eine gewaschene daß der Angeklagte etwa zwei Die er trug, ausgezogen und Nun folgt eine genaue Aufzählung der Arbeiten, die der Portier Wochen vor seiner Verhaftung sich bei einer Arbeit in der Heide- gezogen. Das Hemd hat er, nach der bestimmten Ver- im wesentlichen stets bis 10/2 Uhr vormittags fertig zu stellen hat. Straße einen Finger verlegt und einige Zeit einen Verband getragen ficherung der Zeugin, nicht gewechselt, er hat vielmehr gefagt, er Das Reinigen der Höfe und des Bürgersteigs, das Sandstreuen bei hat. Am 12. Oftober sei Müller thatsächlich mit Arbeiten wolle das Hemd am nächsten Tage anziehen. Entschieden falsch sei Schneefall, das Aufwischen der Hausflure, Treppen und Geländer in Moabit und Spandau beschäftigt gewesen und habe in die Behauptung des Müller, daß er schon um 4 Uhr einmal dort sowie der Treppenläufer ist im einzelnen vorgeschrieben, ferner die Spandau Geld einkassiert. Am 13. Oftober un 61/2 Uhr gewesen sei und die Bluse angezogen, am Abend dagegen das Hemd Verrichtung der besonderen Arbeiten, wie Reinigen von Treppen­babe er seinen Wochenlohn, von dem er schon 3 M. voraus gewechselt habe. Gleich nachdem sich der Angeklagte entfernt hatte, läufern, Beleuchtungsgegenständen, Granitsäulen, Flurfenstern und hatte, in Höhe von 17 M. ausgezahlt erhalten und sei dann sei auch die Nerger hinausgegangen und habe gesagt, sie würde um was sonst im Hause noch zu verrichten ist.

Klempnermeister Schwer