Die Versammlung der verbündeten Generale beschloß, den chine- fischen Beamten die Verwaltung der Stadt Peking im Laufe des Juni allmählich zu übergeben. Während dieser Woche iverden täglich zwei Sonderzüge mit Truppen nach Talu abgehen. Nach dem Lyoner Kongreß. Paris , 30. Mai. Die ausgezogene Minderheit des Kongresses hat ihrerseits über die Spaltung folgende Erklärung erlassen: «Die Delegierten der„Kommunistischen Alliance ", der„Revol.- Soc. Partei", der autonomen Föderationen von Doub , Haute- Saüne und Haut-Rhin , vonSeine-et-Oise, Deux-Ssvres und Vendöe, die den Lyouer Kongreß verlassen haben, der durch Ablehnung der Resolution Delaporte es verweigerte, die ministerialistische Politik zu verleugnen, ungeachtet deren Verurteilung auf den National- kongressen von 1899 und 1900 und auf dem internationalen Kon- greß von 1900,— bekräftigen ihren Willen, ihre Sache entschieden von derjenigen der Gefolgschaft(dos suivants) des Ministeriums Waldcck-Roüsseau-Millercind zu trennen; sie bestätigen ferner ihren Willen, unter Anfrechterhaltung der vollen Autonomie ihrer Gruppen die sie vereinigenden Bande von heute an enger zu knüpfen, um den socialistischen und antiministerialistischen Kampf zu fuhren und so die Bedingungen der Bildung einer vereinheitlichten socialistischen Partei Frankreichs auf dem Boden der Opposition und Revolution vorzubereiten. „Am nächsten Dienstag werden sie sich in der Sitzung des Revolutionäre» Centralkomitees(Parteileitung der Blanquisten) zusammenfinden, um die Grundlagen eines neuen Ueder- einkommens(entente) zu entwerfen, nachdem dessen Princip die Billigung ihrer respektive» Organisationen und Gruppen gefunden haben wird. „Sie senden ihren brüderlichen Gruß nebst dem Ausdruck ihrer Bewunderung den wackeren Kämpfern von Montceau-les-Mines und SaSne-et-Loire(die Organisation dieses Departements hat den Lyoner Kongreß nicht beschickt. Der Berichterstatter.) von denen sie im voraus wissen, daß sie nrit ihnen von ganzem Herzen in dem unternommenen Kampfe zusammengehen werden,— und acclamieren zum Schluß die einzige und wahre Einigkeit, die revolutionär- socialistische Einigkeit." Man sieht, die genannten Organisationen denken nur an ein Uebereinkommen unter sich, nicht an eine Verschmelzung zu einer Organisation, trotzdem unter ihnen gar keine principiellen oder auch nur taktischen Meinungsverschiedenheiten vorhanden sind. Die nächste Zeit wird zeigen, ob das geplante Uebereinkommen, das die„volle Autonomie" der einzelnen' Gruppen gewahrt wissen will, auch auf die„Fanzösische Arbeiterpartei"(Guesdisten) sich er- strecken wird. Die logische Folge der Lhoner Spaltung wäre die Entstehung einer so oder anders vereinigten socialistischen Partei der „Antiministeriellen" als Gegenstück zu der auf dem Lyoner Kongreß organisierten„Französischen socialistischen Partei". Käme es freilich dazu, dann würde die E n t z w e i u n g des französischen Socialismus zu einem in absehbarer Zeit unüberwindlichen Hindernis der Ver- einigung zu einer Partei. Deshalb liegt es wohl im Gesamt- i n t e r e s s e des französischen Socialismus, daß die Organisationen der„Antiministeriellen" ihre Autonomie beibehalten, was eine Ver- ständigung mit der andern Seite erleichtern würde. Um so mehr, als in Lyon das vorläufige Fortbestehen der Sonderorganisationen im Rahmen der allgemeinen Parteiorganisation vorgesehen wurde. Eine andre Folge der Lyoner Spaltung ist bereits zur That fache geworden. Die Deputierten der„Revolutionären socialistischen Partei" und der„Kommunistischen Alliance' sind aus der socio- listischen Kammerfraktion ausgetreten, um eine neue„revolutionär-socialistifche" Fraktion zu bilden. Zusammen mit den GueSdisten, die sich ihr wohl anschließen werden, wird diese Fraktion etwa Vs der bisherigen, 42 Mann zählenden Kammerfraktion umfasicn. »» * ES ist angezeigt, den Mitteilungen unsres Korrespondenten einige Aeußerungen der französischen Presse über den Ausgang des Lyoner Kongresses beizufügen. Die nationalistischen Blätter sind äußerst zufrieden und Natschen den Blanquisten Beifall, die endlich das entwürdigende Joch abgeworfen hätten. „La Patrie" schreibt: „Ihre(der Dissidenten) Geduld wurde auf harte Proben ge- stellt. Die Verirrungen der Ministeriellen haben sie aufs höchste erregt. Die Blanquisten und Revolutionären be> freien sich mit Glanz aus einer unwürdigen Situation, aus einer Knechtschaft, welche ihre Principien. ihre Popularität und ihre Ehre an eine Verbindung fesselte, die ihr Gewissen ver- urteilte." Wie die„Patrie" hofft, daß diese„schöne Manifestation der Un° abhändigkeit" Bestand haben möge, so äußert auch R o ch e f o r t seine Befriedigung über die Haltung von V a i l l a n t. Deutlich genug bekundet R o ch e f o rt die Gründe seiner Zufriedenheit: „Auf dem Kongreß in Lyon sehen wir Leute, die bisher durch ihre Abstimmungen das Ministerium gestützt haben, mit Stolz und Entschiedenheit sich als. a n t i m i n i st e r i c I l" bezeichnen. ... Es wird leicht sein, ihnen zu bemerken, daß diese Erklärungen weniger in Lyon , als vielmehr in Paris im„Palais Bourbon " von Wert sind." Auch Rochefort rechnet also auf einen baldigen Ministersturz durch den Zustoß des linken Flügels der socialistischen Fraktion zu den nationalistisch- reaktionären Gegnern der gegenwärtigen Regierung. Weniger hoffnungsfreudig ist das„I o u rn a l des Debats": „Wir glauben nicht, daß die Spaltung der socialistischen Partei in zwei Flügel, die in ihrer Stärke einander ziemlich gleich sind, der Propaganda viel schaden wird.... Seit zwei Jahren nehmen die autonomen Föderationen immer zu. Auf dem Lyoner Kongreß waren 40 vertreten, aus dem nächstjährigen Kon- greß in Tours werden es deren sicher noch mehr sein. Diese autonomen Föderationen saugen nach und nach immer mehr die alten in Paris centralisierten Sekten auf. Sie ver- folgen keinen andren Zweck, als nur recht viele Wahlstimmen zu- sammen zu bringen und die Zahl der socialistischen Abgeordneten in der Kammer zu vcnnehren, eine große parlamentarische socialistische Partei zu gründen, deren Unterstützung für die Republik untenbehrlich wird." Die R a d i k a'l- S o ei a li st e n, die am weitesten links stehende bürgerliche Partei, scheinen der Hoffnung zu sein, daß sie von der neuen Situation profitieren werden. Sie glauben, daß V i v i a n i und Genossen sich nun ihnen nähern werden. Der„Petit Sou", das Organ des antiministeriellen Flügels der Socialisten, rechnet ebenfalls mit dieser Möglichkeit. Dem steht freilich eine Erklärung Jaurös entgegen, die dieser schon vor dem Lyoner Kongreß ab- gab und in der er de» Radikalen den entschiedensten Kampf bei den nächsten Wahlen ankündigte. Die socialistische Partei, so erklärte James, werde überall mit selbständigen Kandidaten vorgehen. In der„Petite Republique" schreibt jetzt Jean I a u röS einen Artikel„Ans Werk". Er kommt aus Lyon zurück. „fest entschlossen", sich nicht zu„ärgern", sondern, gemäß den Kongreßbcschlüssen, seine Arbeit sofort tvieder aufzunehmen: „Wir sind fest entschlossen. in der Periode des Kampfs und der Organisation, in die wir nun eintreten Iverden, so zu handeln, als ob die Teilnahme des Socialismus an der Regierung definitiv beseitigt wäre und als ob das Proletariat die Verwirklichung seines Programms nicht zu erwarten hat von der direkten Ein- Wirkung auf den ministeriellen MechamSmus. sondern nur von dem Druck, den eS auf die bürgerlichen Parteien ausübt..._. Die Durchführung des socialistischen Programms, die Organisierung aller socialistischen und proletarischen Kräfte, das sind die Auf- gaben, an deren Lösung wir mit ganzem Herzen arbeiten werden." ' Im„Petit Sou", dem Organ der„anttministeriellen" Gruppen,' tritt Edwards den zuversichtlichen Aeußerungen JauröS' entgegen. Der Lyoner Kongreß sei eine vollständige Niederlage Jaurös'. Dieser habe geglaubt, der„Generalissimus" einer großen, discipliniertcn Partei zu werden, er sei zurückgekehrt an der Spitze einer Masse, die wenig und schlecht mit einander verbunden. Sem Artikel„Ans Werk" sei nichts weniger als ein Sieges-Bulletin. „Die in Lyon besiegelte„Einigung" lasse sich nicht anders kennzeichnen, als die von n u r O f f i z i e r e n(d. h. es fehlen die Massen. D. Uebers.), wenn auch Jaurös anders glauben machen will."_ Polizeiliches, Gerichtliches uNv. — Wegen Beleidigung des Polizeifergennten Maar in Höchst stand vorgestern Genosse Lehendecker vor de» Schranken des dortigen Schöffengerichts. Der Vorgang, wobei die angeblich be- leidigende Äeußerung gefallen ist, ereignete sich einige Tage nach einer Versammlung, in welcher die Behandlung städtischer Arbeiter den Gegenstand der Besprechung bildete, bei welcher Lehendecker auch unter Hinweis auf eine Mitteilung, die ihm zugegangen war, die Behandlung und Belastung einzelner städtischen Beamten er- wähnte. Diese Mitteilung gab dem Polizeisergcanten Maar Ver- anlassung, dem Bürgermeister zu erklären, innerhalb 2 Tagen heraus- zubekommen, welcher Beamte die Mitteilung dem Gen. Lehendecker zugehen ließ. Dieses Vorhaben schlug fehl, da L. von einer Seite zeitig diese Absicht mitgeteilt wurde. Bei einer Begegnung mit dem Polizei- Wachtmeister Dinges machte L. denselben aus die Handlungsweise des Maar aufmerksam, und er soll bei dieser Gelegenheit die beleidigende Äeußerung gethan haben. Lehendecker bestritt, das angebliche Wort gebraucht zu haben. Es wurde aber durch das Zeugnis des Polizei- Wachtmeisters bewiesen, daß die in der Anklageschrift behauptete Beleidigung gefallen ist. Der Amtsanwalt beantragte eine Geld- strafe von 10 M. Das Urteil lautete auf 6 M. Geldstrafe und billigte das Gericht dem Angeklagten den Schutz des Z 193 zu. Eine Verurteilung wegen formeller Beleidigung mußte nach der Urteils- begründnng erfolgen._ Wnfte Cenmlvechmlullg M HMeu MMMiter- VerbaM. Nürnberg , 1. Juni 1901. Vormittags-Sitzung. Auf Antrag der Beschwerdckommission wird den streikenden Mit- gliedern in Kelsterbach Streikunterstützung gewährt. Der Streik war vom Hauptvorstand nicht genehmigt. Dann gelangt zur Beratung der Kommissionsentwnrf zur Ganeinteilung und Anstellung besoldeter Bezirksleiter. Der Entwurf wird nach längerer Debatte mit 12ö gegen SS Stimmen unverändert angenommen. Die wesentlichsten Bestimmungen desselben sind folgende: Das Wirkungsgebiet des Verbands wird in zehn Bezirke ein- geteilt. Jedem Bezirk steht ein besoldeter Bezirksleiter vor, dessen Obliegenheiten sind: Leitung der Agitation, Eingreifen bei Lohn- bewegungen und Arbeitsdifferenzen, Revision der Verwaltungs- und Geschäftsstellen, Schlichtung von Differenzen unter den Mitgliedern. Der Bezirksleiter wird in seiner Thätigkeit durch eine viergliedrige Komnnssion unterstützt. Die Gehälter aller Verbandsbeamten(nicht Zahlstellenbeamten) werden auf Antrag derselben Kommisston folgendermaßen geregelt: DaS Anfangsgehalt für alle Beamten beträgt im Minimum 160 M. monatlich. Es steigt in den ersten fünf Jahren jährlich um 100 M., in den folgenden Jahren jährlich um 7S M. bis zum Höchst- betrage von 3000 M. Die Annahme des vorstehenden Antrags erfolgte in nament- licher Abstimnmng mit 88 gegen 86 Stimmen bei etlichen Stimm- enthaltungen. Ein Antrag, über den Beschluß der Generalversammlung be- treffend Gan-Einteilung usw. eine Urabstimmung zu veran- stalten, wird abgelehnt. Der Punkt 4 der Tagesordnung: Unsre Taktik bei Lohn- bewegungen, Differenzen, Ausständen usw. wird der vorgerückten Zeit wegen von der Tagesordnung abgesetzt. Das Referat über diesen Punkt soll als Agitations-Broschüre gedruckt werden.. Alsdann wird zur Wahl der Verbandsbeamten geschritten. Auf Antrag Basel- Nürnberg werden die Vorstandsmitglieder in geheimer Wahl gewählt. Per Acclamation wird S ch e r m- Nürnberg als Verbands- redacteur einstimmig wiedergewählt, D e j u n g- Frankfurt a. M. als Vorsitzender des Ausschusses gegen 4 Stimmen. Die Gehaltsverhältnisse der Hilfsarbeiter des Verbands (nicht der Zahlstellen) sind vom Vorstand und Ausschuß zu regeln. Der nächste» Generalversammlung ist eine diesbezügliche Gehaltsskala vorzulegen. Nachträglich wird noch beschlossen, daß das neue Ge- haltSregulativ für die schon längere Zeit im Dienste deS Verbands stehenden Beamten nicht sofort rückwirkende Kraft haben, sondern vom Vorstand und Ausschuß Uebergangsbestimmungen geschaffen werden sollen. Da die Wahlkommission ihre Arbeiten noch nicht beendet hat, wird in die Statutcnberatung eingetreten. Die wichtigsten Aende- rungen sind folgende: 8 2 wird derart geändert, daß eS nicht mehr Beseitigung, sondern Beschränkung der Accordarbeit heißt. Das Bei- trittsgeld wird für männliche Mitglieder auf S0 Pf. erhöht, für weibliche Personen bleibt es wie bisher. Nachmittags sitzung. Zunächst wird das inzwischen festgestellte Wahlresultat be- kannt gegeben. Demnach ist der bisherige Vorstand in seiner alten Zusammensetzung mit großer Majorität wiedergewählt. Abgegeben ind 179 Stimmen. Auf Schlicke, 1. Vors., entfallen 164, auf Pfeifer, 2. Vors., 161. auf Hauptkassierer Werner 174 und auf Sekretär Reichel 161 Stimmen. In der Statutenberatung wird fortgefahren. Angenommen wird ein Antrag Berlin , wonach denjenigen Kollegen, die ausgelernt und sich innerhalb 4 Wochen nach vollendeter Lehrzeit in den Verband aufnehmen lassen, bereits nach 26 wöchentlicher Karenzzeit Reisegeld gewährt werden kann. Ferner wird in größeren Orten Auf- enthalts-Unterstützung gewährt, um den Reisenden das Umschauen nach Arbeit zu ermöglichen. Das Reisegeld beträgt 1 M. pro Tag, doch müssen 2S Kilometer zurückgelegt sein. Für die Arbeitslosen- Unterstützung gelten in Zukunft folgende Unterstützungssätze: Nach einjähriger Mitgliedschaft 1 M., nach 2 Jahren 1,20 M., nach 3 Jahren 1,3S M., nach 4 Jahren 1,50 M., nach 5 Jahren 1,70 M. täglich für 42 Tage. Zu§ 16 spricht sich die Kommission in scharfer Weise gegen den „Unfug der Sektionsbildung" aus, verzichtet aber auf eine Aendcrung des Paragraphen. Die Generalversammlung stimmte den Ausführungen, die protokollarisch festgelegt werden, zu.' Angenommen wird ein Kommissionsantrag, demzufolge in Zu- kunft 7S0 Mitglieder statt bisher SOO einen Delegierten zur General- Versammlung zu wählen haben. Die andern Aenderungen deS Statuts find nicht wesentlich. ES folgen die Anträge zur Durchführung der Statuten. Angenommen wird ein Antrag Berlin , der den Vorstand be- auftragt, mehr noch als wie dies bisher geschehen ist, statistische Er h e bun g en zu veranstalten. Ferner wird der Antrag Stutt- gart angenonimen:ZurVereinfachuugderVerwaltungs- g e s ch ä f t e sind die einzelnen SektionSverwaltungen eines Orts an- zuweisen, eine gemeinschaftliche Ortsverwaltung mit einheitlicher Kassenführung einzurichten. Beschlossen wird ferner, alle VerbandSbeamten, auch die Lokal- beamten, auf Verbandskosten gegen Unfall bei einer leistungs- fähigen Gesellschaft zu versichern. Die Versicherung soll auch die Agitatoren umfassen. Zur Berichterstattung der gegnerischen Presse wurde folgende Resolution angenommen: 1. Die fünfte ordentliche Generalversammlung des deutschen Metallarbeiter-Berbands erklärt die Mitteilungen einzelner bürgerlicher Zeitungen, welche den ersten Bevollmächtigten der Verwaltungsstelle Berlin O. Näther der Polizei- Konspiration verdächtigen, als unwahr. 2. Sie bedauert, daß aus den Reihen der Arbeiterschaft der gegnerischen Presse Gelegenheit gegeben wurde, derartige, von ihr stets mit Behagen aufgenommenen Behauptungen zu verbreiten. Alsdann werden die Diäten auf Vorschlag der Haushalts- komnnssion auf 8 M. pro Tag und 4 M. Lohnentgang festgesetzt. Die Delegierten, deren Gehalt während der Tagung fortbezahlt wurde, haben die Entschädigung für Lohnentgang zurück zu zahlen. Genosse Hansen aus Kopenhagen überbrachte die Grüße des nordischen Bruderverbands und dankte für die Hilfe, die die deutschen Kollegen dem dänischen Verbände bei der letzten großen Aussperrung hatten zu teil werden lassen. R i e m a n n- Chemnitz dankt den Nürnberger Verbandskollegen für die gastliche Aufnahme und Bewirtung, welche die Delegierten in Nürnberg gefunden. Kollege R u d o lp h-Nürnberg sprach im Namen der Nürnberger Kollegen die herzlichsten Abschiedsgrütze aus. Der Vorsitzende D e i ß i n g e r- Hamburg warf einen kurzen Rückblick auf die Verhandlungen der Generalversammlung und er- mahnte dringend zur Einigkeit, damit die gefaßten Beschlüsse dem Verband zum Segen gereichen. Mit einem dreimaligen begeistert aufgenommenen Hoch auf den Deutschen Metallarbeiterverband wurde die fünfte Generalversammlung geschlossen. Die tardiillg dts Rittmeisters v. Krosigk m dem (Telegraphischer Bericht.) (Fünfter Tag der Verhandlung.) Gumbinnen . 3. Juni. Der Angeklagte Hickel bestreitet mit großer Entschiedenheit. bei dem Kriminalkommissar von Bäck mann angegeben zu haben: er sei im Remontestall gewesen. Er habe dies auch bei Herrn Kriegsgerichtsrat L ü d i ck e nicht zu Protokoll gegeben.— Kriminal- kommissar von B ä ck m a n n: Ich halte meine Aussage aufrecht.— Die Berliner Polizeibcamten werden darauf vereidigt�(im kriegsgerichtlichen Verfahren ist der Nacheid eingeführt); ihnen wird' alsdann gestattet. nach Berlin zurückzukehren.— Präs.: Es muß noch festgestellt werden, ob die Fußspuren, die vorgefunden wurden, mit den Matzverhältnissen der Stiefel Martens übereinstimmen.— Es wird nun der Dragoner- Wachtmeister Buppersch als Zeuge aufgerufen. Derselbe bekundet: Ich habe nachgeforscht, welche Stiefel in die Fußspuren paßten. Es konnte aber nicht festgestellt werden. Alsdann werden verschiedene im Gefängnis geschriebene Briefe der Angeklagten verlesen, worin diese ihre Unschuld in herz- ergreifenden Ausdrücken beteuern. Präsident: Ich habe noch eine Frage an Marten zu richten. Da zu befürchten steht, daß Marten in Gegenwart Hickels nicht die volle Wahrheit sagt, so soll Hickel den Saal verlassen.— Hickel wird hinausgeführt.— Präs.: Unteroffizier Marten, treten Sie einmal vor. Wollen Sie zugeben, daß Sie nicht beabsichtigt hatten, den Rittmeister zn töten, daß Sie aber den Karabiner auf ihn richteten, um ihn zu verletzten?— Marten: Ich bin eS nicht gewesen.— Präs.: Geben Sic auch nicht zu, am Guckloch gestanden zu haben? � Marten: Ich habe nicht am Guckloch gestanden.— Präs.: Sie wissen doch, daß die Beweis- aufnähme ungünstig für Sie ausgefallen ist. Sie können die Zeit von 10 bis 15 Minuten nicht angeben. Sie können auch nicht sagen, w o Sie gewesen sind in dieser Zeit. Wir wollen gern Ihre Unschuld feststellen. Sie müssen uns aber doch wenigstens eine Unterlage geben, wo Sie die 10 bis 15 Minuten gewesen sind.— Marten: Es ist möglich, daß ich irgendwo länger verweilt habe.— Präsident: Die Entfernungen sind genau abgemessen; die Zeit ist reichlichst berechnet; aber 10—15 Minuten Ihres Aufenthalts sind nicht aufzuklären gewesen. Wollen Sie zugeben, daß es nicht Ihre Absicht war, den Rittmeister zu töten, aber mit dem Karabiner geschossen haben, um ihn zu verletzen?— Marten: Ich habe nichts mit der Sache zu thun, das kann ich tausendmal vor Gott beschwören. Wenn ich es gewesen wäre, würde ich es sagen.— Präsident: Marten, Sie stehe» mit der Wahrheit nicht auf vertrautem Fuße. Sic haben mehrfach die Unwahrheit gesagt. Sie leugnen, auf dem Korridor gewesen zu sein, obwohl Sie von zwei Leuten bestimmt er- kannt worden sind?— Marten: Ich kann n«r wieder- holen, das bin ich nicht gewesen.— Präsident: Sie hlciben also dabei, überhaupt nicht mit dem Karabiner geschossen und auch nicht vor dem Guckloch gestanden zu haben?— Marten: Nein.— Präsident: Hickel soll wieder eintreten.— Hickel wird hereingeführt.— Präsident: Sergeant Hickel, ich habe Marten gefragt, ob er vielleicht nicht beabsichtigt habe, den Rittmeister zu töten, aber) mit dem Karabiner geschossen habe, um ihn nur zu verletzen. Das wird von Marten bestritten. Wollen Sie zugeben, daß Marten in dieser Absicht doch geschossen hat?— Hickel: Das weiß ich nicht, ich kann es auch nicht glauben, daß Marten geschossen hat.— Präs.: Geben Sie auch nicht zu, daß Sie am Guckloch gestanden haben?— Hickel: Nein, ich bin voll- ständig unschuldig und in keiner Weise beteiligt.— P r ä s i d e n t(zu dem Zeugen Dragoner Skobeck): Nun, Skobeck, Sie hatten Zeit, genau mit Ihrem Gewissen zu Rate zu gehen und zu überlegen, ob Sie die volle Wahrheit gesagt haben. Haben' Sie dieses gethan?— Zeuge Skobeck:. Ja- wohl.— Staatsanwalt Kriegsgerichtsrat Lü dicke: Ich beantrage, den Zeugen Skobeck zu vereidigen. Er macht einen vollständig glaubwürdigen Eindruck. Er ist allerdings verhaftet ge- wesen, weil sich zunächst in seiner Aussage einige Widersprüche vor- fanden. Diese sind aber sehr bald aufgeklärt worden. Verteidiger R.-A. Horn: Ich beantrage Skobeck nicht zu vereidigen. Skobeck hat sich derartig verdächtig gemacht, daß er längere Zeit verhaftet war. Erst Kriminalkommissar v. Bäckmann erklärte ihn für glaubhaft und vcranlaßte seine Freilassung. Daß Skobeck unglaubwürdig ist, das beweist dieser Brief.— Der Verteidiger will auf den Inhalt deS Briefes eingehen, wird vom Präsidenten aber darauf aufmerksam gemacht, daß der Brief nicht verlesen worden ist.— Staats- a n w a l t: Der Brief war nicht Gegenstand der Hauptverhandluug und ist deshalb nicht erwähnt worden.— Verteidiger Rechtsanwalr Horn: Nur der Präsident ist berechtigt zu unterbrechen. nicht der öffentliche Anklüger. Skobeck ist von geringer Intelligenz, der die Folgen seiner Aussagen nicht erfassen kann. Er ist verhaftet gewesen und hat Angst, etwas zurückzunehmen. Er muß gewußt haben, daß mit einem Karabiner geschossen worden war und woher der Schuß kam. Er kann auch nicht genau die Zeit angeben, wo er zur kritischen Zeit gewesen ist. Er bat ferner dem Wachtmeister M e l z e r gegenüber verneint, daß die zwei Leute am Guckloch Unteroffiziermützen getragen haben. Ich behaupte, daß Skobeck mlndstens den Mörder gekannt und sich selbst in den Krümperstall zurückgezogen hat. Jedenfalls ist Skobeck nicht ein Mann, dem man so ver- trauen kann, daß nach seiner Aussage das Todesurteil gefällt werden kann. Ich protestlere deshalb ganz entschieden gegen seine Vereidigung.— Verteidiger, Rechtsanwalt B u r ch a r d schließt sich dem Vorverteidiger an.— A t a a t S a n w a l t: Ich wiederhole, daß ich meine Anträge auftecht erhalte. Nach langer Beratung des Gerichtshofs erklärt der Präsident: Der Gerichtshof hat beschlossen, noch e r n- mal in die Verhandlung einzutreten.— Auf Antrag der Verteidiger wird die Oeffentlichkeit ausgeschlossen. Nach längerer Verhandlung, in der Skobeck in seinen vorher be- stimmten Aussagen widerspruchsvoll und schwankend wurde, kam das Gericht zu dem Beschluß, Skobeck nicht zu vereidigen» da er nach einstimmiger Ansicht des Gerichtshofs vollständig unglaubwürdig fei. Die Beweisaufnahme wurde beendet und dann beschlossen, auf Grund einer kaiserlichen Kabinettsorder während der nun folgenden Plaidoyers die Oeffentlichkeit auS- zuschließen-
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