Nr. 128.
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Vorwärts
Berliner Volksblatt.
18. Jahrg.
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Telegramm- Adresse: Socialdemokrat Berlin" is
Redaktion: SW. 19, Beuth- Straße 2.
Fernsprecher: Amt I, Nr. 1508.
Nach dem Lyoner Kongreß.
Paris , 2. Juni. Die Konsequenzen der Lyoner Spaltung entwickeln sich mit Logischer Folgerichtigkeit fort.
Mittwoch, den 5. Juni 1901.
dadurch den Elan der Partei gehemmt zu sehen...." Diesem ,, mächtigen Gefühl" der Gesamtpartei müßten munt die Andersdenkenden, ohne ihre Ueberzeugung aufzugeben, Rechnung tragen. Ich beharre im Glauben, daß die Kraft der socialistischen Partei zu groß ist, um nicht dazu berufen zu sein, schon jetzt einen Der neugebildeten„ revolutionär socialistischen" Kammerfraktion Teil der Verantwortlichkeit für die Leitung des für den Socialismus find auch die drei guesdistischen Deputierten: Bévaès, Dufour immer durchdringlicher( perméable) werdenden Staats zu überund Sauvanet beigetreten. Ebenso sind ihr beigetreten die zwei nehmen." Aber er erkenne die Gefahr dieser vielleicht vorzeitigen blanquistischen Deputierten: Breton und Chauvière, die dem und allzu revolutionären These" für den Zusammenhalt der Partei Lyoner Kongreß nicht beiwohnten und von denen der an. So sind wir denn entschlossen, in der anhebenden Periode erstere diesem Kongreß ein Begrüßungsschreiben sandte, worin des Stampfes der Organisation so zu handeln, als er seine Abwesenheit bedauerte. Die Beitrittsschreiben von jede Beteiligung des Socialismus an der Regierung endgültig beBreton und Chauvière find übrigens nichts weniger als begeistert feitigt wäre, als ob das socialistische Proletariat die Verwirklichung über die Spaltung der Partei und der Kammerfraktion. Noch mehr, feines Programms nicht von seiner direkten Bethätigung am Breton will nicht aus der alten Fraktion austreten, während ministeriellen Mechanismus zu erwarten hätte, sondern einzig von Chauvière wenigstens formell zu demissionieren für unnötig hält. dem auf die bürgerlichen Parteien ausgeübten Drud...." Hier der Wortlaut ihrer Beitrittsschreiben an den Sekretär der revolutionär- socialistischen" Fraktion.
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Jaurès meint offenbar das Minimal programım des Proletariats, da ja die Verwirklichung des socialistischen ProBreton schreibt:„ Ich bedauere sehr aufrichtig die unheilvolle gramms nicht einzig" oder vielmehr gar nicht von dem„ Drud" 2c. zu Spaltung, die soeben von neuem die socialistischen Kräfte zersplittert erwarten ist. Davon aber abgesehen, giebt die Jaurèssche Erklärung hat. Diese herzbrechende Spaltung versetzt in eine besonders pein- aus berufener Feder in wenigen Worten das schärfste Unterscheidungsliche Lage die Genossen, die glauben, daß die Union sämtlicher zeichen des„ Ministerialismus" im Gegensatz zur Anschauung des Socialisten für die rasche Entwicklung unsrer Partei ganz unent linken Flügels, die übrigens, wenn auch in verhüllter Form, auf behrlich ist. Ich gehöre zu diesen Genossen und will nichts thun, dem Lyoner Kongreß gesiegt hat und von einem großen Teil, wo was auch nur nur im geringsten den Riß erweitern könnte, nicht von der Mehrheit des sogenannten rechten Flügels geteilt wird, der so unglücklicherweise auf dem Lyoner Kongreß ent- und zwar infolge der mit der Millerandschen Ministerschaft gemachten standen ist. Ich kann also nicht zwischen den beiden schlimmen Erfahrungen. Anderseits beseitigt Jaurès ' Erklärung die parlamentarischen Gruppen wählen, die jetzt in der Kammer in Lyon von links geäußerten Befürchtungen, Briands Resolution die socialistische Partei vertreten. Ich sehe keinen Grund, werde eine neue Zweideutigkeit schaffen. Mit dem principiellen um aus der alten Gruppe auszutreten, andrerseits aber wäre es für Ministerialismus" als einer Methode ist es nun vorbei; es bleibt mich allzu peinlich, mich von den Freunden zu trennen, die soeben aber abzuwarten, ob auch der Ministerialismus im Sinne des die neue Gruppe gebildet haben. Ich sende Dir also meine Bei- Durch- Dünn- und- Dick- Geheus mit dem Ministerium endlich den trittserklärung in der sehr aufrichtigen Hoffnung, daß alle socias Gnadenstoß erhalten hat. listischen Deputierten bald von neuem sich herzlich vereinigen werden für eine gemeinsame Aktion und zum größten Wohl des Socia lismus..."
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Die„ revolutionär- socialistische" Kammerfraktion zählt bisher wenigstens insgesamt 12 Mitglieder( unter den 42 socialistischen Abgeordneten).
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Politische Meberlicht.
Krosigk.
Expedition: SW. 19, Beuth- Straße 3. Fernsprecher: Amt I, Nr. 5121.
Mörder gewesen sein mag, nur aus Rache hat er den Rittmeister v. Krosigk niedergeschossen, aus Rache für erlittene Unbill, für ungerechte, entwürdigende Behandlung. Und feineswegs ist er bierbei von Wahnvorstellungen irregeleitet worden. Daß der Erschossene bis zur Ungerechtigteit streng gegen feine Untergebenen gewesen ist, das war nicht müßiges Geschwäß in den beiden Garnisonen Stallupönen und Gumbinnen , in denen er längere Zeit gestanden hat. " Also so find unfre unsre Söhne in unfrem Heere auf gehoben", rief mit einem Male die große Zahl der Ent täuschten aus. So können ihre Vorgesezten sie peinigen, daß fie in ihrer Verzweiflung das heiße Sehnen nach Rache nicht mehr zu meistern vermögen und zum Mörder werden." Aber in Wahrheit brauchte sich das deutsche Voll gar nicht enttäuschen zu lassen.... Weil die Handlungsweise des Ermordeten völlig vereinzelt dasteht, nur deshalb hat sich in Deutschland die öffentliche Meinung überhaupt mit ihr befaßt. Daß aber aus dem einzelnen Fall Schlüsse abgeleitet werden tomten, welche die bisherige gute Meinung über das Verhältnis unsrer Offiziere zu ihren Untergebenen nachhaltig erschüttern bie mußten, das war wir sprechen es offen aus Schuld des Kriegsgerichts. Warum mußte es jedesma I die Oeffentlichkeit von den Verhandlungen ausschließen, wenn es galt, den Charakter des Ermordeten zu kennzeichnen?.. In dem Gums binner Fall hätte ihr aber der denkbar weiteste Spielraum gewährt werden müssen, schon zu dem einen Zweck, die großen Massen in ihrem Vertrauen zu dem gerechten Sinn unserer Offiziere zu erhalten Grade das Gegenteil von dem, was mit der Ausschließung allem Anschein nach beabsichtigt worden war, ist erreicht worden. Auch wäre sicherlich durch eine geringere Beschränkung der Oeffentlichkeit allen denen ihr böses Handwerk gelegt worden, die es auf den hochangesehenen, mit dem Schwarzen Adlerorden geschmückten Vater zurückführen wollen, wenn der Sohn jahraus jahrein an der Spike einer Schwadron gelaffen wurde, trotzdem alle Welt wußte, wie hart er seine Untergebenen behandeln konnte."
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So der höhere Offizier im tonservativen Reichsboten"! Er fürchtet die socialdemokratische Ausnutzung des mit so vieler HeimChauvières Beitrittsschreiben lautet: Unnük, Dir zu sagen, lichkeit behandelten Falles. Ein besseres Mittel, die Soldaten gegen meint er die Social ihre Offiziere aufzuheben, könnte sichdaß ich der neuen Gruppe beitrete; aber weder ostentativ noch anders gebe ich meine Demission aus der( alten) Gruppe, der man Das Kriegsgericht in Gumbinnen hat die Angeklagten von der demokratie gar nicht wünschen. sich morgen wieder wird anschließen müssen, wenn der ministerielle Schuld freigesprochen, den Rittmeister v. Krosigk ermordet zu haben. Die Socialdemokratie hat gar kein Juteresse daran, die Wir bekämpfen den Alp sich gehoben hat. Alles, was vorgeht, erfüllt mich mit Trauer, Es war ein dürftiges Indizienmaterial, auf das sich die Anklage Soldaten gegen ihre Offiziere aufzubezen. da man aber nicht wirklich unabhängig sein kann, so bleibe ich mit stützte, und mit Recht hat das Gericht auch den entdeckungseifrigen Militarismus grundsätzlich und wir bedürfen nicht erst eines meinen dreißigjährigen Freunden, indem ich zugleich bedaure, Berliner Polizeimännern nicht so viel Vertrauen geschenkt, um zu aufregenden Einzelfalles, um zu erkennen, daß das Klassenmich augenblicklich bont denen entfernt zu sehen, auf einem Schuldig zu gelangen. Bürgerliche Gerichte haben des öftern und Kastenheer, das durch eine Zwangsdisciplin zusammengehalten die wir so große Hoffnungen gesetzt haben. Die Sache eine minder kritische Haltung gegenüber Aussagen der Polizei be- wird, die aus der Zeit des Söldnerheeres stammt, notwendigerweise ist hehr genug, um unter ihrem Banner die verschiedensten fundet und auf Behauptungen von interessierten Schutzlenten schwere Erscheinungen zeitigen muß, die unvereinbar sind mit höherer AufTemperamente zu beherbergen, die aus Taktik Gemäßigten und die Zuchthausstrafen verhängt. Die Berliner Polizei ist offenbar in fassung von menschlicher Kultur. Freilich, wenn im Namen einer Borgeschritteneren, Rechte und Linke. Das Ziel bleibt aufrecht und Gumbinnen nicht glücklicher, Mörder zu entdecken, als in Berlin . vermeintlichen Disciplin die Möglichkeit öffentlicher Kritik und innerer das genügt uns." Die Verhandlung des Militärgerichts stand völlig unter dem Reformen ausgeschlossen wird, dann ist es kein Wunder, daß Zus Beichen jener Disciplin", die durch Zwang und Drill die willenlose stände entstehen, die auch den Gedankenlofeften aufrütteln. In Unterwerfung unter die Autorität des Vorgesetzten zu erringen sucht. diesem Sinne mag der Gumbinner Einzelfall in der That als Der Soldat thut alles auf und zu Befehl, auch als Zeuge. Der Wetterzeichen dienen, das die Heimlichkeit des Verfahrens, wie der Präsident fragt einen Zeugen: Können Sie Gott zum Zeugen an- Reichsbote" richtig fühlt, in seiner Wirkung noch gewaltig verDie Stellung der Gues disten. Der Nationalrat rufen?" Der Zeuge antwortet militärisch stramm:" 3u Befehl!" stärkt hat.- ( Parteivorstand) der französischen Arbeiterpartei hat in seiner eine ungemein charakteristische Wendung angesichts der feierlichen Wenn übrigens behauptet wird, der vielfache Ausschluß der Sigung vom 31. Mai einstimmig folgenden Beschluß gefaßt: In Beschwörung Gottes. Oeffentlichkeit gerade in diesem Prozeß sei auf eine besondere Erwartung und zwecks Vorbereitung der socialistischen Einigkeit, Im Namen dieser Disciplin" wurde auch der Prozeß zu Anweisung des Kaisers erfolgt, so ist das wohl ein Mißverständnis; die das ständige Ziel der Bemühungen der französischen Arbeiter- großem und wichtigem Teil unter Ausschluß der Oeffentlichkeit ver- denn die specielle Einwirkung der Krone auf einen besonderen partei bleibt, ist der Nationalrat geneigt, sich in einem Verhandelt. Bei allen Erörterungen, bei denen das dienstliche Verhalten Prozeß scheint unstatthaft. Das Militärgericht hat sich wohl auf die ständigungskomitee( comité d'entente) vertreten zu lassen, des ermordeten Rittmeisters in Frage tam, wurde die Oeffentlichkeit bekannte allgemeine Anordnung des Kaisers berufen. das auf einer zu bestimmenden Grundlage alle Gruppen umfassen hermetisch abgesperrt. Niemand begreift, zu welchem Zwed. Der würde, die sich auf den Boden des Klaffenkampfes stellen ohne Prozeß selbst war veranlaßt durch eine That, in der offenbar Die zollpolitische Ministerkonferenz ist am Dienstag im Kompromiß mit irgend einer Fraktion der Bourgeoisie." die durch die eiserne Disciplin niedergehaltene Empörung Bundesrats- Saal des Reichsamts des Junern zusammengetreten Außerdem wurde mit bezug auf den 19. Jahreskongreß der über das Verhalten eines Offiziers fich gewaltsamt auf Die„ Nordd. Allg. 8tg." teilt die Namen der Teilnehmer mit und französischen Arbeiterpartei, der in der ersten Hälfte des September dem Wege des Berbrechens, des Meuchelmords, Bahn ge- bringt eine Begrüßungsansprache des Reichskanzlers, die nur alle in Roubaig stattfinden wird, beschlossen, daß dieser Kongreß aus brochen hatte. Ein verhaßter Vorgesetzter, dem unweigerlich au gemeine Wendungen enthält und keinerlei sachliche Aufschlüsse giebt. nahmsweise allen Gruppen, Föderationen und Organisationen offen Willen zu sein die Disciplin nötigt, wurde durch einen Nacheatt aus Ueber den Inhalt der Beratungen selbst soll absolutes Stillstehen wird, die zusammen mit der französischen Arbeiterpartei den dem Wege geräumt. Um so mehr hätte man Anlaß gehabt, vollen schweigen bewahrt werden. Entwurf der revolutionär- socialistischen Einigkeit vorbereitet oder genehmigt haben."
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Einblick in diese Tragödie zu gewähren. Statt dessen blieb alles im Dunkeln. Die bekannte faiserliche Stabinettsorder, welche die durch das neue Militärrecht geschaffene Oeffentlichkeit des Verfahrens zum größten Teil wieder aufhob, zeigt in diesem Prozeß in ſehr auffälliger Weise ihre wenig förderlichen Wirkungen. Aus den Berichten der Gerichtskorrespondenten war es nicht möglich, sich ein Urteil zu bilden, da an den entscheidenden Stellen unöffentlich verhandelt wurde; selbst die Plaidoyers des Anklägers und der Verteidiger wurden im Geheimen verhandelt.
Man sieht, die Südentwidlung von der Einigung bezw. einem gemeinsamen Parteitag und Generalfomitee zur Spaltung innerhalb der Gesamtpartei macht sich auch innerhalb des Linten Flügels geltend: man denkt da vorläufig bloß an ein „ Verständigungskomitee" der linksstehenden Organisationen, d. H. an ein wesentlich platonisches Einigungsband. Was aber die Einladung der nichtguesdistischen Linksgruppen zum guesdistischen Kongreß betrifft, so bleibt es abzuwarten, ob und inwiefern dieser Einladung, Nur einmal schlüpfte eine Andeutung durch, die ein grelles, deren Annahme in den gegebenen Umständen einem Schritt zum vielleicht übergrelles Licht warf: Wir hörten, daß das Gehirn des Anschluß an die französische Arbeiterpartei gleichtäme, Folge ge- Ermordeten feciert worden sei und daß sich dabei gewisse Ungeben wird. normalitäten ergeben hätten. Daraus muß jeder schließen: Der Rittmeister Krosigk habe sich dienstlich derart verhalten, daß man Jaurès über die Ministerfrage. Der Lyoner Kongreß hat den Verdacht geistiger Störung gehabt hat. Fälle geistestranter Offiziere, natürlich Jaurès ' Ueberzeugung über die Ministerfrage nicht geändert, die in ihrem Wahn die Untergebenen aufs Blut peinigten, sind ja nicht wohl aber ihn veranlaßt, mit Rücksicht auf den Zusammenhalt des minder bekannt geworden, als Fälle wahnsinniger Richter, die das geeinigten Teile der Partei jene Ueberzeugung nicht mehr zu be- Recht mißbrauchten, um politische Gegner zu drangfalieren. Aus thätigen. Er schreibt hierüber in der Betite République":" Wir jener Mutmaßung geistiger Erkrankung des Rittmeisters Krosigk läßt werden nur die eine Sorge haben: uns loyal nach den Kongreß sich das Allerschlimmste herausdeuten, und da die Oeffentlichkeit beschlüssen, nach dem Willen der Partei zu richten. Der Kongreß hat ausgeschlossen war, ist der wildesten Phantasie freier Spielraum keinen Bannfluch, teine offene oder versteckte Ausschließung aussprechen gewährt. wollen. Er hat nicht gewollt, durch verspätete Aufforderungen Selbst der konservative Reichsbote" bedauert den Ausschluß eine Regierungsfombination zu brechen, die entstand, ehe die Partei der Oeffentlichkeit, die die Phantasie des Publikums provoziert, das neue Problem der socialistischen Ministerschaft geprüft und gelöst sich die Dinge schwärzer auszumalen, als sie in Wirklichkeit sind." hatte. Aber er hat die Verantwortlichkeit der Partei( für die und ein höherer älterer Offizier meint in einer Zuschrift an das Ministerschaft) für gestern, heute und morgen klar außer Frage ge- genannte Blatt: stellt. Er hat mehr gethan: er hat sich durch die socialistische" Das Kriegsgericht hat die bisherigen Angeklagten wegen Ministerschaft beunruhigt gezeigt. Er befürchtet offenkundig, mangelnder Beweise freisprechen müssen. Wer aber auch der
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Den Agrariern muß alles frommen: Die von uns schon erwähnte Eingabe der Kommission des Preußischen Landes- Oekonomies Kollegiums an den preußischen Ministerpräsidenten beschäftigte sich nicht nur mit Vorschlägen zu schleuniger Hilfeleistung für die Landwirtschaft angesichts der bevorstehenden Mißernte, sondern gipfelt schließlich wiederum im Verlangen stark zu sichernder Getreidezölle. Die Eingabe, die vom Vorsitzenden des Kollegiums, Grafen Schwerin Löwig unterzeichnet ist, fagt:
" Nicht unerwähnt darf schließlich bleiben, daß der letzte amtliche Saatenstandsbericht Preußens das Signal für eine rapide, Aufwärtsbewegung der Peise für sämtliche Produkte der Landwirtschaft hätte bilden müssen, wenn nicht die Breise für das deutsche Getreide fast ausschließlich vom Auslande abhängig wären. Infolge des zu geringen 8ollschutzes und der dadurch veranlaßten Ueberschwemmung Deutschlands mit ausländischen landwirtschaftlichen Produkteit wird jedoch selbst dieses erschreckende Bild wenig Eindruck auf die Preisbewegung zu machen vermögen.
Wenn sich bewahrheitet, daß Nordamerika thatsächlich die weiter oben angedeutete große Ernte einbringt, so wird die preußische Landwirtschaft troß eines geringfügigen Ernteertrages doch nur sehr niedrige Preise für ihre landwirtschaftlichen Produkte erhalten. Es muß sich hieraus gerades zu ein nationales Unglück, d. h. ein Notstand ergeben, der an sich außerordentliche Hilfe der Staatsregierung notwendig machen dürfte.
Die ganze Lage des Getreidemarkts und der Umstand, daß ein so ungeheurer Ernteausfall, wie er gegenwärtig in Deutsch land bevorsteht, wegen der immer drohender werdenden ausländischen Konkurrenz fast ohne Einfluß auf die Getreidebewertung in Deutschland geblieben ist, sprechen aber für die Notwendigkeit einer wesentlichen