Mr. 130. 18. Jahrgang.
Beilage des Vorwärts" Berliner Volksblatt
Freitag, 7. Juni 1901.
Eine Geschichte aus hohen Regionen. ber 80 000 m. gewesen sei und ganze Stöße von Quittungen vor nichts mehr zu ändern sei. Mittwochabend jedoch, als fich die Ent
Amalie, der Tante der Kaiserin.
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Tokales.
Aus der Stadtverordneten- Versammlung. Die gestrige Sigung bot nicht viel Bemerkenswertes. Der Aus
Erfordern bereit, den Beweis zu führen, daß die Klägerin im Besitz reits einem bürgerlichen Vereine übergeben habe und daß daran Der Roman einer Hofdame hat zu einer Civiltlage geführt, für die Prinzessin gemacht habe. zulegen, die beweisen würden, daß die Klägerin zahlreiche Ausgaben gegnung des Herrn Wolff schon in der Redaktion befand, erhielt ich Für den Beklagten bestritt eine Karte des Herrn, worin er mir mitteilte, daß ich den 8. Sepdie gestern unter dem Rubrum Anna Milewsti kontra Herzog Rechtsanwalt Graf v. Bredow das Vorhandensein der Passiv- tember haben fönne, wenn ich darauf reflektiere. Ich überlasse es Ernst Günther von Schleswig- Holstein die 13. Civil- legitimation. Herr v. Blumenthal sei allerdings in Kairo gewesen, den Parteigenossen zu beurteilen, welches der wahre Sach= kammer des Landgerichts I beschäftigte. Den Vorsiz führte Land- er habe aber weder den Auftrag zu seinem Vorgehen von dem verhalt ist, die Darstellung des Herrn W. oder meine Mitteilungen. gerichts- Direktor Germershausen. Die Klägerin, eine ehe- Herzog Ernst Günther gehabt, noch habe Herr v. Blumenthal Der Vertrauensmann des zweiten Wahlkreises: Paul Scholz. malige Hofdame der verstorbenen Prinzessin Amalie von Schleswig- die Tasche genommen. Vielmehr habe sie der Kammerherr der Holstein, war durch Rechtsanwalt Dr. Lubszynski, der Beklagte Prinzessin, Mr. Walker, an sich genommen, von diesem sei sie Herrn durch Rechtsanwalt Graf v. Bredow vertreten. Die vom Rechts- v. Blumenthal und von letterem einem Herrn v. Mohl ge= anwalt Lubszynski vorgetragene Vorgeschichte des Prozesses tlingt geben worden. v. Blumenthal sei nach Stairo geschickt worden, um fast wie ein Roman, dürfte aber, wenn die Angaben der Klägerin aufzuklären, wie das Verhältnis der Klägerin zu der Prinzessin auf Wahrheit beruhen, zweifellos ernste diplomatische Maß eigentlich sei. Von hoher autoritativer Seite seien an nahmen im Gefolge haben und weitere Kreise des„ hohen Adels" den Herzog und an die hohen Anverwandten ganze Stöße von schuß, der vor einigen Wochen zur Vorberatung der die Um- ung in Mitleidenschaft ziehen. Nach den Behauptungen des Klägerischen Briefen gelangt, des Juhalts, daß die Klägerin die 75 jährige ausgestaltung des städtischen Bibliothetswesens Bertreters war Frl. W., wie man in hoftreifen allgemein wußte, Brinzessin völlig tyrannistere und so thue, als ob sie eigentlich die betreffenden Magistrate vorlage eingefekt worden war, unterbreitete ſeit Jahren die engſte Vertraute der verstorbenen Prinzessin Prinzessin wäre. Das herrische Wesen der Klägerin sei schon längst der Versammlung eine Reihe von Vorschlägen, die nach kurzer Debatte Sie soll die Stellung unbequem aufgefallen gewesen; diese fei, nebenbei bemerkt, gar keine angenommen wurden. Hauptsächlich wird die Schaffung einer einer Kammerdame und Reisebegleiterin inne gehabt und Hofdame, sondern eine einfache Kammerfrau gewesen. Zugegeben müsse großen Stadtbibliothek und die Vervollkommnung nicht bloß wie von der Gegenpartei behauptet wird eine werden, daß die Klägerin von der ägyptischen Polizei auf der Straße des Voltsbibliothetwesens empfohlen. Der Magistrat untergeordnete Stellung bekleidet haben. Rechtsanwalt Dr. Lubszynski angehalten worden sei und zwar auf Anregung des Herrn hat bereits im Ausschuß sein grundsägliches Einverständnis mit behielt sich vor, aus Briefen und Photographien, auf denen beide v. Blumenthal, der es für wünschenswert gehalten, die den Vorschlägen erklärt. Es muß abgewartet werden, wie weit Damen gemeinschaftlich abgebildet seien, zu beweisen, daß die Prinzessin von der Klägerin zu befreien. Diese babe als fie später im einzelnen wirklich zur Ausführung kommen werden. Stellung des Fräulein M. eine durchaus angesehene und sie die Kammerfrau, wie das üblich sei, Rechnungen für die Prinzessin Die Bereitwilligkeit des Magistrats, an eine Reform des städtischen Vertraute der Prinzessin gewesen sei. Die Klägerin, die über bezahlt und Garderobestücke derselben in ihrem Koffer bewahrt. Bibliothekswesens heranzugehen, ist sicherlich nicht übergroß. Er hat 80 000 M. eigne Gelder verfügte, habe diese Summe im vollen Nun sei Mr. Walker, der keineswegs Kammerherr sei, in Abwesenheit sich lange genug nötigen lassen, bis er sich auch nur entschloß, der Bertrauen der Prinzessin, der nur eine dürftige Apanage von etwa des Herrn v. Blumenthal in das Zimmer der Klägerin gegangen, Versammlung erst mal ein allgemeines Programm vorzulegen. 12 000 M. zustand, anvertraut und als sie die Prinzessin auf ihren habe dort in dem Stoffer derselben die Tasche mit den 20 000 Fr. Bu dem Friedemannschen Antrag, den Magistrat zu ersuchen, die ihm Reisen nach Algier und Kairo begleitete, feien aus fowie die Schlüssel zu einem Tresor, in welchem die Prinzessin ihre zur Aeußerung oder Genehmigung zugehenden Entwürfe von dieser Summe teilweise die gemeinschaftlichen Reisekosten mit be- Wertsachen bewahrte, vorgefunden und die Tasche Herrn v. Blumen- Polizei Berordnungen fünftig zunächst der stritten worden. Auf Malta sei ein neuer Kammerherr, Mr. Walfer, thal übergeben, der sie an Herrn v. Mohl weiter gegeben habe. Es verordneten- Versammlung zur Kenntnisnahme vorzulegen, machte zu der Prinzessin gestoßen, der, wie die Klägerin behauptet, die alte werde bestritten, daß die Klägerin jemals 80000 m. besessen und sich von der Oberbürgermeister ein paar tühle Bemerkungen, die nicht Dame, wohl aus Unkenntnis über deren beschränkte Mittel, zu der Prinzessin die von ihr behauptete Summe der Sicherheit wegen habe sehr verheißungsvoll flangen. Die Versammlung nahm den Antrag großen Ausgaben verleitete. Frl. M., welche befürchtete, daß zurückgeben lassen. Der Herzog Ernst Günther habe keinerlei Auf- ohne weitere Debatte an. Die unentgeltliche Hergabe eines Bauunter diesen Umständen der schon recht zusammengeschmolzene Nest trag erteilt, die Tasche mit Geld wegzunehmen, er habe das Geld plates für das Amtsgerichtsgebäude auf dem Wedding ihres Geldes gefährdet sein könnte, habe sich von der Prinzessin von niemals in Besitz genommen und feinerlei Vorteil davon gehabt. wurde im Sinne der Magistratsvorlage beschlossen. Es ist dem ihrem Gelde 20 000 Fr. zurückgeben lassen und diese Summe in Auf die Frage des Vorfizenden, was denn aus dem Gelde ge- Magistrat und der Stadtverordneten Versammlung leider nichts einer Ledertasche in ihrem Koffer bewahrt. Nun ereignete sich ein worden sei, erfolgte die Antwort, daß es jedenfalls auf- andres übrig geblieben, als dem Fiskus dieses Geschenk zu machen. merkwürdiger Vorfall. Die Verwandten der Prinzessin glaubten gebraucht sei; zunächst seien, wie vorher, fällige Rechnungen Der Fiskus hätte andernfalls den ihm in Reinickendorf angebotenen wohl, daß es die Klägerin sei, welche die großen Ausgaben ver- Bamit bezahlt worden, durch die Krankheit der Prinzessin, den Tod, Bauplatz angenommen und das Amtsgericht für Berlin N. hier anlaffe, und Herzog Ernst Günther, der Neffe der Prinzessin, die Ueberführung der Leiche, die Begräbniskosten 2c. sei wohi hinaus verlegt. Es wird den Reinickendorfer Bauspekulanten recht drängte darauf, daß Frl. M. auf alle Fälle aus deren Umgebung der legte Rest aufgebraucht worden. Uebrigens schmerzlich sein, daß ihre Absichten durchfrenzt worden sind. sei der deutsche Konsul bei dem ganzen Vorkommnis um worden, die eine Behauptung,
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Dr. Lubszynski bestritt. Derselbe behauptete noch: Kurz nachdem Rechtsanwalt Graf Bredow die Klägerin zu notariellem Protofoll vernommen, sei Herzog Ernst Günther nach Kairo zu seiner schwer frauten Tante gereist. Er schiebe den Herzog einen Gid darüber zu, daß die Prinzessin Amalie ihm damals mitgeteilt, daß die Klägerin 80 000 Mt. besessen, die sie ihr zur Verfügung gestellt und von denen sie auf ihren Wunsch eine Summe von 25 000 M. zurückerhalten habe, so daß die vorgefundenen 20 000 Fr. aus dieser Summe stammten. Das Gericht beschloß Beweisaufnahme und zwar soll zunächst Herr v. Blumenthal, der außerhalb wohnt, durch das zuständige Gericht über den Sachverhalt vernommen
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Stadt
Als im
Rechtsanwalt Wer bezahlt die Feuerwehrfeste? Zu unsren gestrigen Ausführungen über die Feuerwehrfeste ist nachzutragen, daß, nach einer inzwischen der„ Volls- Zeitung" zugegangenen Mitteilung die Kosten dieser Feste nur so weit aus den Beiträgen der Mannschaften gedeckt werden sollen, als die von den städtischen Behörden bewilligten 5000 Mart nicht dazu ausreichen. Unfres Erachtens wäre es hier das einzig Richtige, den Mannschaften ihre Beiträge voll zurückzuzahlen. Reicht die 5000 Mark Spende nicht aus, so möge man sie nachträglich entsprechend erhöhen. vorigen Jahre die für den Empfang des Kaisers von Oestreich geforderten 50 000 Mart von sämtlichen bürgerlichen Fraktionen der Stadtverordneten- Bersammlung, von Spinola und Mommsen bis zu Kreitling und Ullstein, einmütig bewilligt worden waren, da verbrauchte der Magistrat dreift 98 700 M., also fast die doppelte Summe, und die höfisch gesinute Stadtverordneten- Mehrheit ge= nehmigte hinterher auch diese Ueberschreitung, ohne mit der Wimper zu zucken. Soll nur den Feuerwehr- Mannschaften gegenüber genaujert werden? Es ist doch wirklich ein starkes Stück, daß die Mannschaften aus ihrer eignen Tasche zu den Kosten eines Festes" beistenern sollen, das ihnen aufgedrängt worden ist und an dem die meisten nur sehr widerwillig teilgenommen haben!
entfernt werde. Dies scheiterte jedoch an dem festen Widerstand der Prinzessin selbst. Endlich gelang es im Februar d. J., als die Brinzessin sich mit ihrer Gesellschafterin in Stairo aufhielt. Nach der Schilderung der Klage ist Frl. M. eines Tages, als sie sich auf einem Wege in die Stadt befand, plöglich von zwei un bekannten Männern ägyptischen Polizisten gefaßt, zwangsweise in einen Wagen gebracht und nach einem französischen Polizeibureau überführt worden. Dort sei dann ein Herr v. Blumenthal den der Anwalt als jezigen Militärgouverneur beim Prinzen Joachim in Potsdam bezeichnete als Abgesandter des Herzogs Ernst Günther in Gemeinschaft mit dem dortigen deutschen Konsul erschienen und hätten Frl. M. erklärt, daß sie auf keinen Fall mehr mit der Prinzessin zusammenkommen dürfe, sondern sofort werden. die Stadt zu verlassen habe. Sie war darüber sehr entrüstet und verlangte, daß sie, wenn ihr etwas vorgeworfen werde, der Brinzessin gegenübergestellt werden möge. Man hielt sie trotz ihrer Proteste in Gewahrsam und nahm inzwischen eine Durchsuchung der von ihr bewohnten Villa vor, wobei auch die Tasche mit den Auf die Zuschrift des Oekonomen der Bockbrauerei, 20000 Fr. gefunden wurde. Diese Tasche sowie die sonstigen Sachen des Herrn Wolff, sendet uns der Vertrauensmann des 2. Wahlkreises. Frl. M. wurden zurüdbehalten und sie selbst zwangs Genosse Paul Scholz folgende Erwiderung: Am 1. Mai nahmen einige weise nach Port Said gebracht, dort wieder hinter verschlossenen Thüren Parteigenossen, darunter auch ich, mit Herrn Wolff Rücksprache, uns zu bewacht gehalten und von dort auf das Schiff nach Neapel gebracht. Ende August oder Anfang September einen Sonntag zu überlassen, da in In Neapel angelangt, hatte sie die erste Gelegenheit, sich mit ihren diesem Jahre das Militär früher als sonst ins Manöver rücken soll. Herr Verwandten telegraphisch in Verbindung zu setzen, welche sie nach Wolff sagte zu und versprach, mich über den festzusetzenden Tag noch näher Berlin brachten. Hier soll sie infolge der Aufregung längere Zeit zu benachrichtigen. Nach mehrmaliger Anfrage erhielt von Herrn Wolff schwer trant danieder gelegen haben. Noch während ihrer eine Starte, worin er mitteilte, daß er einen Besuch wünsche, um mit Strankheit erschien der Rechtsanwalt Graf v. Bredow als Beauf mir über die Angelegenheit zu sprechen. Als ich am 30. Mai tragter des Herzogs bei ihr, um sie zu notariellem Protokoll zu Herrn Wolff antraf, bot er mir den 8. September für das vernehmen und ihre Ansprüche zu erfahren. Bisher hat aber die von uns in Aussicht genommene Fest unter der Bedingung an, daß Klägerin weder irgend eine Genugthuung, noch auch irgend das Eintrittsgeld an diesem Sonntag in Rücksicht auf seine ständigen eine Auskunft über ihr Eigentum erhalten. Wie Rechts- Sonntagsgäste nicht erhöht werde und man ferner von einer beanwalt Dr. Lubszynski gestern mitteilte, hat er bereits beim souderen Dekorierung des Saals absehe. Herr Wolff wußte, daß Auswärtigen Amt Schritte wegen der beteiligten Beamten ich das Fest nicht für meine Person, sondern für den zweiten Wahl 35 017, 33 625, 34 687 Dienstmädchen als von Berlin fortgezogen gethan, während es sich vor Gericht 11111 die civilrechtlichen freis zu arrangieren hatte, und ich sagte ihm, daß ich erst am gemeldet worden, 1900 dagegen stieg die Zahl der Meldungen auf Ansprüche der Klägerin handle. Die leptere beantrage: Den Montag, den 3. Juni, bestimmt abschließen könne, da ich unter den 38 250. Der Ueberschuß der Zuzüge über die Fortzüge betrug in Herzog Ernst Günther von Schleswig- Holstein zu verurteilen gestellten Bedingungen mich allein nicht zu dieser Handlung be- den letzten vier Jahren nach den Meldungen 11 828, 11 695, 9277, ihr den Betrag von 16 000 m. nebst 4 Proz. Zinsen vom 9. Februar rechtigt halte. Herr Wolff erklärte sich hiermit einverstanden, 7016, so daß sich hier für 1900 immer noch ein Rückgang ergiebt. 1901 an zu zahlen. Die Klägerin erhebe zweierlei Ansprüche, sie nachdem ich wohl drei- oder viermal auf diesen Umstand( Da namentlich die Fortzugs- Meldungen unvollständig einzugehen verlange Schadenersatz auf Grund des§ 823 des Bürgerlichen hingewiesen hatte. Am Sonntag, den 2. Juni, teilte pflegen, fo dürfte der Ueberschuß in den einzelnen Jahren thatsäch Gesetzbuches und erhebe Besizllage auf Grund des§ 861 des Bürger- ich Herrn Wolff mit, daß wir das Fest definitiv ab- lich mehr oder weniger hinter diesen Zahlen zurüdgeblieben sein.) lichen Gesetzbuches. Rechtsanwalt Dr. Lubszynski erklärte sich auf halten wollten; hierauf erklärte er jedoch, daß er den Sonntag be- Die Höhe des Ueberschusses erscheint selbst für 1900 noch recht be
Was man in einer Berliner Gemeindeschule erleben kann, stürmten. Wir übrigen hatten vollauf Zeit, uns die Einrichtung eines
folchen Klassenzimmers in Muße anzusehen.
Der Zuzug von Dienstmädchen nach Berlin hatte seit einiger Beit auffallend nachgelassen. Zu den Jahren 1897, 1898, 1899 waren 46 845, 45 320, 43 964 Dienstmädchen als nach Berlin zugezogen polizeilich gemeldet worden, so daß sich im Laufe von nur zwei Jahren ein Rüdgang der Dienstmädchen- Buzüge um ziemlich 3000 ergeben hatte. Im Jahre 1900 ist nun wieder eine Zunahme ein getreten; es wurden in diesem Jahre 45 266 Dienstmädchen als nach Berlin zugezogen gemeldet. Zugenommen hat aber im letzten Jahre freilich auch der Fortzug von Dienstmädchen und zwar in 1897, 1898, 1899 waren noch stärkerem Grade als der Zuzug.
In der Erinnerung daran, die bei Betrachtung dieser veralteten Schulbänke in mir aufstieg, rüttelte ich an den Bänken, um zu davon giebt eine Zuschrift, die wir( unter dem Titel„ Gedanken Mir fiel darin zuerst unangenehm auf, daß die Bänke, die jetzt prüfen, ob sie sich etwa nicht verschieben ließen, so daß die Reineeiner Mutter über Schulfragen") erhalten, eine anschauliche den engbegrenzten Tummelplatz der ins Joch gespannten Kleinen machefrau mit ihrem Besen und Wischlappen gar nicht in die Ecken Schilderung. Nicht alles, aber doch das meiste von dem, was darin bilden sollten, Sitze für je vier Kinder enthielten. Was für eine und Winkel gelangen könnte. Meine Ahnung bestätigte sich: die gerigt wird, ist typisch für die Berliner Gemeindeschulen. Die Erschwerung des Unterrichts, mußte ich denken. Ich hatte die ersten Bänke waren unbeweglich. Num bin ich zwar kein Gelehrter und Buschrift lautet: acht Jahre meiner Ehe in einer kleinen Provinzialstadt ver- habe die moderne Schul- Gesundheitspflege nicht studiert; so viel hatte dort mein erstes Kind eingeschult. Zu Anfang diefes Semesters hatte ich die schmerzliche Aufgabe, lebt und Bon aber fagt mir mein schlichter Menschenverstand, daß dies doch ein meine legte fleine Tochter in die Schule zu bringen. Ich war mit den Bänken aber, die in jener Schule standen, hätte das reiche, schreiender Mißstand ist. Was für eine Brutstätte von gesundeiner ganzen Menge von Müttern um 3/48 zur Stelle, sah stolze Berlin sich das Modell tönnen geben lassen. Sie waren zweiheitsschädlichen Bacillen mögen diese unantastbaren, zwei Finger mich aber wie sie alle einer großen Verlegenheit gegenüber. fizig, so daß jedes Kind einen Eckfiz hatte und der Lehrer nur breiten Höhlungen unter den Bantwänden abgeben! Sollte da nicht Die übrigen Klassen hatten um 7 Uhr angefangen, man immer durch die Gänge zu schreiten brauchte, um die schriftlichen der Schlüssel für die so häufig auftretenden Massenerkrankungen der hörte von allen Enden durch die geschlossenen Thüren hindurch die Arbeiten der Kinder zu verfolgen und sogleich zu berichtigen. Ein Schulkinder an Majern, Windpocken, Scharlachfieber, Keuchhusten und Lehrer unterrichten, die Kinder rechnen, fingen, im Chor sprechen; Lehrer, der diese vierfigigen Bänke übersehen kann, muß schon sehr Diphtheritis zu suchen sein, die so manche blühende junge Menschenwir aber faben einander ratlos an. Wohin sollten wir mit unsren gute Augen haben; muß er sich aber erst die Hefte hinüberreichen Inospe zu langem Siechtum verdammt oder gar in ein frühes Grab gestürzt haben? kleinen Lieblingen? Kein Zeichen verriet uns, welche der vielen lassen welche Störung und welch ein Zeitverlust! Klassen für die Aufnahme der Jüngsten bestimmt sei, tein Schul- Dann aber auch, welche Verführung zum Plappern, nach allen diener, kein Lehrer war da, uns Bescheid zu sagen, das Amtszimmer Seiten bieten diese langen Bänke! Welch eine Aufgabe für die des Nektors war verschlossen, und an jeder Klaffenthür hing drohend Lehrerin, diese noch so sehr an ein unmittelbares Aussprechen all wie ein modernisiertes Medusenhaupt eine Papptafel, die mit dürren ihrer Gedanken gewöhnten kleinen A- B- C- Schüßen in Bucht und Worten besagte: Der Eintritt in das Klassenzimmer ist jedem Un- Ordnung zu halten! berufenen streng untersagt. Der Magistrat der königlichen Hauptund Residenzstadt Berlin .
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Und dabei sagte mir mein Mann, mit dem ich die Sache nachHer besprach, daß er in der Berliner Gewerbe- Ausstellung von 1896 eine Schulbant gesehen habe, die sich mit Leichtigkeit umflappen ließ und eine gründliche Reinigung der Fußböden ermöglichte, dabei aber auch zweifigig war.
Wie ist es denn bloß möglich, daß eine Stadt wie Berlin sich mit derartig zurückgebliebenen Schulbänken behilft, wenn doch zivedentsprechendere vorhanden sind? Sollten denn die neu angestellten Schulärzte sich nicht der Sache annehmen, die doch entschieden in ihr Gebiet fällt?
Ich hatte Zeit genug, diese eingehenden Untersuchungen zu machen, denn das so schmerzlich erwartete Fräulein trat glücklich, start außer Atem, um 8 Uhr mit dem Läuten der Schulglode ins Klassenzimmer.
Und wenn nun das Unglück will, daß einer von den Bankgenossen nicht sauber ist und Ungeziefer hat, was ja doch auch vor Wer von uns hätte es auch gewagt, an eine der Thüren kommit, dann befinden sich gleich alle drei Nachbarn in der Gefahr, anzuklopfen und durch eine Bitte um Auskunft die emfig etwas abzubekommen. Mit der Sauberkeit in solch einem Klassen dozierenden, hier und da auch übellaunig scheltenden Lehrer und zimmer ist's ja doch auch nicht ideal bestellt. Ich habe mir fagen Lehrerinnen in ihrer Thätigkeit zu stören," obschon manche, nament- lassen, daß man es für ausreichend hält, wöchentlich dreimal darin lich mehrere Väter arg preffiert waren, da sie die Kleinen auf ihrem reinzumachen. Nun, ich möchte die Wohnstube sehen, in der drei Wege ins Geschäft einzuschulen übernommen hatten. oder vier Kinder ihr Wesen treiben, und die nur einen Tag um den Ein größeres Mädchen, das die Treppe herunter tam, um aus anderen gefegt und gewischt würde. Und solch eine Klasse beherbergt Sollte man von seiten der Schule nicht doch etwas mehr Rückzutreten, befreite uns aus unsrer Verlegenheit. Wohin fommen fünfzig bis sechzig Kinder. die neu eingeschulten Kinder?" fragten wir sie begierig. Dahin," Ich habe einmal mit eignen Augen ein Butterbrot gesehen, das sicht nehmen auf die vielen Eltern, die doch auch mit Pflichten aller wies fie uns zurecht, und erleichtert flopften wir an meiner älteren Tochter zu Boden gefallen war. Sie hatte es auf Art zu rechnen haben, und ihnen die einzuschulenden Kleinen ohne die uns bezeichnete Thür. Keine Antwort, fein Lebenszeichen. Geheiß der Lehrerin aufgenommen und in den Frühstückskorb geſtedt, langes Warten abnehmen? Allermindestens sollte der Schuldiener Einer der Herren wurde ungeduldig und machte die von wo es in meine Hände fam. Es war von den unruhigen Kinder- den Auftrag erhalten, die mit den Schuleinrichtungen noch nicht verThür auf. Da saßen und warteten bereits eine ganze Anzahl fleiner füßen zur Hälfte unter die ausgefehlte Seitenwand der Bank ge- trauten Eltern zurechtzuweisen, daß sie nicht so rat- und hilflos in Kinder, von denen manche schon um 7 Uhr von den Geschwistern schoben worden und als ich es untersuchte, entdeckte ich darauf dem weitläufigen, viel gegliederten Schulgebäude umherirren, wo mitgebracht worden waren, und verschiedene Mütter, die von früheren einige Ballen zusammengewirbelter Staubflocken, wie sie sich in für den Uneingeweihten eine Thür aussieht wie die andre. Meines Erachtens wäre iolch ein Mann auch sehr wohl im Einschulungen her Bescheid wußten, standen plaudernd in den Seiten- schlechtgereinigten Stuben unter den Schränken sammeln, Stede gängen oder sprachen den ängstlichen Kleinen Mut zu; alles wartete nadeln, zerbrochene und verrostete Stahlfedern, fleine Bapierfeßen, stande, denjenigen Eltern, die feine Zeit haben zu warten, die mit Ungeduld auf das Erscheinen des Fräuleins, dem die kleine Schar Menschenhaar, einen Hemdentnopf, einen abgebrochenen Fingernagel, Kinder mit ihren Schulzuweisungsscheinen abzunehinen, denn in es ist schrecklich, schon bloß er niederzu- vielen gewerblichen Betrieben muß der Zuspätkonumende Strafe übergeben werden sollte. Das Fräulein aber tam nicht. Einige dec einen Glassplitter und zahlen, und wo das nicht der Fall ist, wird er doch von seinem Väter fonnten jo lange nicht warten, um nicht auf ihrer Brotstelle schreiben eine halbvertrocknete Wanzenleiche. zu spät einzutreffen, und baten diese oder jene Mutter, ihr Kind Mir verging beim Anblick dieses fürchterlichen Stullenbelages Chef mit einem langen Gesicht und unfreundlichen Worten empfangen. nebst dem dazu gehörigen Schulzuweisungsschein bei ihrem endlichen dermaßen der Appetit, daß ich acht Tage um und um feinen Bissen Eine Mutter aber, die vielleicht zu Hause noch kleinere Kinder hat ohne Aufsicht zurücklassen müssen, steht doch wie auf Sohlen, wenn Eintreffen der Lehrerin zu übergeben, worauf sie selbst davon zum Munde führen konnte.