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Nr. 139.

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Vorwärts

Berliner

Volksblatt.

18. Jahrg

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Telegramm Adresse: Bocialdemokrat Berlin"

Centralorgan der socialdemokratischen Partei Deutschlands  .

Redaktion: SW. 19, Beuth- Straße 2. Fernsprecher: Amt I, Nr. 1508.

Die Anti- Bismarckfeier.

Unter dem Vorwand einer gewaltigen Bismardehrung hat man am Sonntag zu Berlin   dem ersten Kanzler des Deutschen Reichs  sein legtes und endgültiges Begräbnis erster Klasse bereitet. Wer sich von dem Blat offizieller Festreporter und dem bei jeder Ge­legenheit zur Ver vendung gelangenden dekorativen Pomp nicht beirren läßt, der erkennt, daß man dort vor dem Reichstags- Gebäude ein massiges Grab monument enthüllt hat und enthüllen wollte, unter dem num endlich der Heros und seine annoch getreue Gefolgschaft ihre Ruhe fänden. Die Feier bezweckte die Erledigung der auf den Schatten Bismards sich berufenden ungemütlichen Dränger und Nörgler der besitzenden Klassen, die bei allem, was ihnen nicht ge­fällt, sofort rufen: Ja, wenn Bismarck   noch lebte der würde dieses und jenes thun! Bismard hat jetzt sein Denkmal im Eril des Reichs­tags, das will sagen: er ist jetzt abgethan, man laffe ihn endlich in Ruhe schlafen, zu neuen Ufern ruft ein neuer Tag. Bismarck   ist tot, unwiderruflich tot, Bülow aber lebt.

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Die Kundgebungen, die für die Denkmalsweihe stilisiert wurden, waren genau auf diese Absicht gestimmt, und darum sind diese mert­würdigen Leichenreden wert, wörtlich wiedergegeben zu werden. Zuerst sprach Herr v. Levezow das Folgende:

Kaiserliche und Königliche Majestäten,

Erlauchte und Verehrte Anwesende!

Unter dem erhabenen Protektorate Seiner Majestät des Kaisers und Königs haben Tausende deutscher Landsleute aus allen fünf Weltteilen fich vereinigt, dem ersten Reichstanzler, dem großen Fürsten Otto von Bismard in der Reichshauptstadt ein National denkmal zu errichten.

Bon hochbewährter Künstlerhand hergestellt, erhebt es fich angesichts der Siegessäule bor   des Reiches Hauts", tem Hause des deutschen   Bundesrats und der deutschen  Boltsvertretung. Es wartet heute der Enthüllung in huld­voller Gegenwart Ihrer Kaiserlichen und Königlichen Majeftäten und erlauchter Glieder unfres Königshauses und deutscher landes­Herrlichen Familien, in Gegenwart des Fürsten   Herbert Bismard ( mit Familie), ältesten Sohnes des verewigten Kanzlers, während der jüngere Sohn leider ganz fürzlich aus erfolgreicher Wirtsam feit in das Jenseits abgerufen und die einzige Tochter durch Strankheit zurückgehalten ist, unter Beteiligung oberster Würden­träger des Reichs und der Bundesstaaten, unter Beteiligung des Bundesrats, des Reichstags und deutscher Landtage, in Anwesen­heit von Tausenden aus allen Teilen des Vaterlands, die das Andenken des Fürsten   auf warmen dankbaren Herzen tragen.

Dauernder als Stein und Erz wird das Andenken fortleben in der Weltgeschichte und in unsrem Volk, das sich selbst vergessen müßte, wenn es des ersten Ranglers je vergessen wollte, das Andenken eines der größten Männer, die in Jahrhunderten deutschem Stamm entsprossen sind, des treuesten Dieners, des weisen, weitblickenden, unermüdlichen Raters und Helfers nufres hochseligen großen Kaisers Wilhelm.

Unter ihm und mit ihm hat er zusammengeschmiedet und aufgerichtet, was zerstrent darniederlag, hat er verstanden, in der Volksseele zu lesen und die Ideale von Generationen zu ver­wirklichen.

Die ganze Welt fah bewundernd auf zu dem eisernen Kangler, unfre Gegner fürchteten ihn in Krieg und Frieden wie keinen andren.

Uns war und ist er und wird er sein ein nationaler Heros, das Vorbild monarchischer Gesinnung, deutscher Trene, deutschen   Mutes, deutscher   Festigkeit, das Vorbild rechter Baterlandsliebe, das gottgefandte, scharfe Werkzeug der Wiedere aufrichtung und Befestigung des Deutschen Reichs   durch unsren ersten Staiser.

Sein schönes, tapferes, von ihm voll bethätigtes Wort: Wir Deutsche   fürchten Gott und sonst niemand auf der Welt!" bleibe das Motto unfrer Zukunft!

Hier sein Standbild, ubique fama!

Mit hoher Genugthung dürfen wir auf die Erfüllung unsrer Bitte hoffen, die ich an den Herrn Reichstanzler richte, daß Kaiser und Reich, Bundesrat und Reichstag das Denkmal in Schuß und Obhut nehmen wollen. Dort wird es sicher geborgen und hoch in Ehren gehalten sein.

Wessen Auge deutsch   oder fremd jemals auf das Stand­bild fällt, der wird sagen und sagen müssen, das war ein Mann. Meinen märkischen Landsleuten aber wolle man es nicht verargen, wenn sie hinzufezen, ein brandenburgischer Mann.

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In der Tendenza enthält diese Ansprache nichts als was Raiser Wilhelm II.  , nur schärfer und unzweideutiger, aussprach, da er am 26. Februar 1897 beim Festmahl des Brandenburgischen Provinzial Landtags Bismard und die andren Palladine" Wilhelms I. als " Handlanger seines erhabenen Wollens" tennzeichnete. Unter ihm und mit ihm" hat nach Herrn v. Levegow Bismarc gearbeitet. Und dieses unter ihm und mit ihm" war gleichsam die amtliche Parole des Tages, wiederholte doch Graf Bülow wörtlich die Wendung unter und mit Kaiser Wilhelm   dem Großen". Der Gedanke fehrte schließlich wieder in der Widmung des Kranzes des Kaisers, der zwar nicht sprach, aber seine Grundanschauung in dem Krauzspruch zusammenfaßte:" Des großen Kaisers großem Diener!"

"

Es ist verständlich und begreiflich, wenn der Enkel Wilhelms I. in seinem Großvater den Träger und Schöpfer der deutschen   Gesetze und der Reichseinheit verehrt, es ist aber charakteristisch für den Bekennermut, der den Bismardomanen eigen ist, daß fie die geschichtliche Wahrheit nicht auszusprechen wagen, daß sie den ungweifelhaftesten Erfolg des Kanzlers nicht zu erwähnen sich er dreisten: Saß es Bismard war, der den König Wilhelm I  , im erschöpfenden Sinn des Wortes gemacht hat. Die Festredner, die dem Bismard- Denkmal ihre Reverenz erwiesen, handelten nicht wie Fichte, von dem der Graf Bülow, unser derzeitiger Kanzler, rühmte: fie sprachen auf die Gefahr des Todes au Deutschen, da andre schweigen. Nicht einmal auf die Gefahr der Ungnadel

Dienstag, den 18. Juni 1901.

Noch deutlicher redete dann der Hauptredner, der Graf Bülow. Mit den Hallenden Phrasen, die der Kanzler liebt und die die Akustik eines ausgeräumten Zimmers haben, spendete er natürlich seinem Borgänger ein nobel zugemeffenes Maß weltgeschichtlichen Ruhms. Aber dies Preislied war mur Nebensache. Der Graf Bülow feierte war Bismard formell überschwänglich, jedoch die Tendenz seiner Rede war, die Politik des Grafen Bülow zu verherrlichen. Nun ja, der alte Bismarck   war ein riesig großer Mann, aber es ist doch zeitgemäß, den Namen der Verstorbenen nicht immer wieder aus­zugraben, und sich lieber für das zu begeistern, was das derzeitige Regiment in seiner Weisheit Fülle den staunenden Unterthanen dar­zubieten sich herbeiläßt!

Das ist, in einfaches Deutsch gebracht, der leitende Gedanke des leitenden Staatsmanns, der freilich zur Aussprache dieser Ver­mahnung an die Bismarck  - Fronde ter folgenden ausführlichen Samm­lung schwungvoller Worte bedurfte. Graf Bülow fagte:

Expedition: SW. 19, Beuth- Straße 3. Fernsprecher: Amt I, Nr. 5121.

bleiben. Er gab uns Selbstbewußtsein, Unternehmungsgeist und Leben. In ihm kann sich wie in einem Spiegel die Nation selbst beschauen, denn er war vor allem ein Deutscher im vollsten Sinne des Wortes. Er ist nur auf deutschem Boden denkbar, nur für den. Deutschen   ganz verständlich.

Dort vor uns liegt die Siegesallee  . Wenn diese stolze Straße von den Askaniern und von den Nürnberger Burggrafen bis zum großen deutschen   Kaiser führt, so verdanken wir es in erster Linie dem Genie des Mannes, dessen Bild in Erz sich jetzt vor unsren Blicken enthüllen soll, seiner Ausdauer, seinem heldenhaften Mut, seiner Slugheit, seiner Arbeit für die Dynastie, die aus den Süden Deutschlands   zu uns fam, um von hier aus Nord und, Süd für immer zu verbinden. Sein Wert ist so beschaffen, daß es ihn überleben kann. In der Mitte von Europa   gelegen, find wir darauf hingewiesen, immer en vedette zu sein, aber start genug unfre Unabhängigkeit nach jeder Seite zu behaupten. Bon Gegensätzen durchzogen in politischer, wirtschaftlicher und tons fessioneller Beziehung wird es uns nie an inneren Kämpfen fehlen, aber sie werden nicht mehr im stande sein, den Reif zu sprengen, der vor dreißig Jahren gefchmiedet wurde. Exegit monumentum aere perennius.

So möge denn des großen Mannes Name als Feuerfäule vor unfrem Volt herziehen in guten und in schweren Tagen. Möge sein Geist für immer mit uns sein, mit uns und unsrer Fahnen Flug. Möge unser deutsches Bolt seiner großen Zukunft in Frieden und Freiheit, in Wohlfahrt und Stärke entgegengehen unter der Führung des glorreichen Hohenzollernhauses, auf dessen Schultern die Zukunft der Nation ruht. In solcher Hoffnung und in solcher Gesinnung wollen wir vor diesem Standbild, das ich im Namen des Reichs hiermit übernehme, einstimmen in den Nuf: Seine Majestät der deutsche Kaiser, die deutschen   Fürsten und unser geliebtes deutsches Vaterland, sie leben hoch, und nochmals hoch, und immerdar hoch!

Am Abend seines Lebeurs hat Fürst Bismarck   geäußert, er fei Gott   dankbar dafür, daß es ihm vergönnt gewesen sei, seinen Namen dauernd in die Rinde der deutschen   Eiche einzuschneiden. Heute, wo wir fein Nationaldenkmal in der Reichshauptstadt ent­hüllen, ist unter denen, die mich hier umgeben, ist im ganzen deutschen   Volke niemand, der nicht fühlte und wüßte, daß die Spur der Erdentage des eisernen Kanglers nicht untergehen, daß die Bewunderung und Dankbarkeit für ihn nicht aufhören werden, so lange ein deutsches Herz schlagen, ein deutscher Mund reden, eine deutsche Fauft sich ballen wird. Diefes Dieses Bewußtsein ist heute noch stärker, lebendiger und klarer, als in den Tagen, wo Fürst Bismarck   unter uns weilte. Denn Fürst Bismarck   war nicht, wie fein gleich unvergeßlicher Nebenmann, der Feldmarschall Moltke  , der still im reinen Meter unpersönlicher Betrachtung freisende Aar. Er war eine Löwennatur, er stand auf der Erde im Staube des Kampfes, er hat bis zuletzt nicht aufgehört mit Leidenschaft zu kämpfen, und der Kampf bringt berechtigte ein bedeutender, ein genialer Mann. Aber er gehörte doch gewisser­Gegnerschaft und ungerechte Verkennung, ehrliche Feindschaft und blinden Haß. Der Haß aber, hat vor zweitausend Jahren Beritles gefagt am Grabe der für ihre Altäre gefallenen Athener  , ist von turzer Dauer, unvergänglich jedoch der Ruhm. Nachdem sich der Staub des Kampfes verzogen hat, leuchtet uns nur die Erinnerung an unerreichte Thaten und an eine unvergleichliche Persönlichkeit. So wird der gigantische Schatten des Fürsten Bismard wachsen, je weiter der Lebenstag des deutschen   Volks vorrückt und je mehr das nationale Urteil ausreift.

Also, lieben Leute, laßt Euch sagen: Vismard war ein großer,

maßen dem vorigen Jahrhundert an. Das 20. Jahrhundert gehört dem Grafen Bülow, von dem Ihr nicht verlangen dürft, daß er mun genau so handeln soll wie der Fürst Bismarc. Nein, in der Politik Graf Bülow verschmäht alle Dogment, ist nur der Wechsel ewig. Magimen, Dolivinen außer dem zu nichts verpflichtenden, gänzlich leeren Zeitsatz: daß man das Gemeinwohl fördern müsse. Darum dürft Ihr aber auch kein Programm von Eurem neuen Herrn ver­langen; denn ein Programm wäre dogmatisch, doktrinär. Auf dem schwellenden Lotterbett für bequeme Gehirne, der Principienlosigkeit, läßt es sich herrlich ruhen. Man gerät auf diese Weise zwar ges legentlich nach China  , jedoch, sofern man Glück hat, kommt man auch wieder heraus, wenn auch mit etlichen Hautabschürfungen. Fortwursteln ist das höchste wollet darum gefälligst froh in den Tag hineinleben unter Führung Eures Grafen des 20. Jahr­hunderts. Vielleicht begnügt Ihr Euch sogar mit einem Brotzoll von

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Auf märkischer Scholle, im Herzen Breußens geboren, ist Otto v. Vismard in den Manern der Stadt Berlin   aufgewachsen. Den Garten der Blamannschen Erziehungsanstalt, einst bort am unteren Ende der Wilhelmstraße gelegen, hat er nachmals die Geburtsstätte seiner Luftschlösser genannt. Hinter dem Bretterzaun dieses Gartens zeigte dem Knaben die Phantasie die ganze bunte Erde mit ihren Wäldern und Burgen und allen den Erlebnissen, die seiner warteten, die ganze weite Welt, die dieser Knabe dereinst umgestalten sollte, als er nach einem Menschenalter in die 41/2 Mark. Wilhelmstraße zurückkehrte und die größte Epoche der deutschen  Fichte freilich, den Graf Bülow nenerdings bevorzugt und der Geschichte begann. Nachdem er unter und mit Kaiser Wilhelm  dem Großen in gewaltiger Energie das Reich aufgerichtet hatte, ja auch unter seiner Protektion ein Denkmal bekommen soll, batte ficherte er diesem und der Welt in ebenso seltener mäßigung und die entgegengesetzte Meinung über die Aufgaben eines Staats­Selbstbeschränkung den Frieden. Er hat, um mit Fichte zu reden, manns, von dem er verlangte, daß er ein spekulativer Philosoph sein das deutsche Volt aus dem Gröbsten herausgehauen. Er hat, um und die Politik nach einer leitenden Idee mit richtiger Kenntnis mit feinen eigenen Worten zu reden, das deutsche Volt in den der gegenwärtigen Lage, aus festen, staatsrechtlichen Principien Sattel gehoben, was vor ihm feinem geglückt war. Er hat aus- und mit richtiger Folgerung aus diesen" bearbeiten müsse. Als geführt und vollendet, was seit Jahrhunderten das Sehnen unsres Fichte sein System des Socialismus dem Minister v. Struensee  Volts und das Streben unsrer edelsten Geister gewesen war, was widmete, meinte er höhnend, die von ihm befürwortete socialistische die Ottonen   und Salter und Hohenstaufen vergeblich angestrebt hatten, was 1813 den Stämpfenden als da Politik könne mir noch dem bloßen Empirifer unnüß scheinen, mals nicht erreichter Siegespreis vorschwebte, wofür eine welcher überhaupt feinem Begriff und feinem Kaltil, sondern wir lange Reihe Märtyrer der deutschen   Idee gekämpft und der Bethätigung in unmittelbarer Erfahrung vertraut, und der sie gelitten hatten. Und er ist gleichzeitig der Ausgangspunkt und( nämlich die socialistische Politit Fichtes) verwerfen würde, weil sie Bahnbrecher einer neuen Beit für das deutsche Volt geworden. In doch nicht Thatsachen, sondern nur Begriffe und Berechnungen von jeder Hinsicht stehen wir auf seinen Schultern.

Thatsachen enthielte, mit einem Wort, weil sie nicht Historie väre. Gin folcher Politiker hat eine Anzahl von Fällen und von gelungenen Maßregeln, welche andre vor ihm in diesen Fällen genommen haben, in seinem Gedächtnis vorrätig. Was ihm auch vorkomme, denkt er an einen jener Fälle, und verfährt wie einer jener deren einen nach dem anderen er aus Politiker vor ihm, dem Grabe erweckt, in seinem Zeitalter wieder darstellt und so seinen politischen Lebenslauf zusammensetzt aus sehr verschiedenen Stücken sehr verschiedener Männer."

allerdings, es ist zuzugeben: die Bülowsche anarchische von Fall- zu Fall- Denkweise erreicht noch nicht einmal die historische Gründlichkeit des von Fichte verspotteten Empirifers.

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Nicht in dem Sinne, als ob es vaterländische Pflicht wäre, alles zu billigen, was er geiagt und gethan hat. Nur Thoren oder Fanatiker werden behaupten wollen, dak Fürst Bis­ marck   niemals geirrt habe. Auch nicht in dem Sinne, als ob er Maximen aufgestellt hätte, die nun unter allen Um­ständen, in jedem Falle und in jeder Lage blindlings anzu­wenden wären. Dogmen giebt es weder im politischen noch im wirtschaftlichen Leben, und gerade Fürst Bismard hat von der Doftrin nicht viel gehalten. Aber was uns Fürst Bismard gelehrt hat, ist, daß nicht persönliche Liebhabereien, nicht populäre Augenblidsströmungen, noch grane Theorie, sondern immer nur das wirkliche und dauernde Interesse der Volksgemeinschaft, die Salus publica, bie Richtschnur einer vernünftigen und fittlich Den Vorzug aber haben diese Glücklichen: fie reden immer berechtigten Politit sein darf. Was uns sein ganzes Wirten zeigt, nur, wenn andre reden, und sie schweigen, wenn andre schweigen ist, daß der Mensch das Schiff lenten kann, das auf dem Strome auf die Gefahr des Todes hin. Und sie verstehen auch, die in fährt. nicht aber den Strom selbst, daß wir, wie Fürst Bismarck   den herrschenden Klassen nun einmal noch populäre Bismarc sich ausgedrückt hat, die großen Dinge nicht machen, aber den feier zu Geschäftsempfehlungen der eignen Tagesfabrikate zu ge natürlichen Lauf der Dinge beobachten, und das, was diefer Bauf stalten. zur Reife gebracht hat, sichern können. Mit andren Worten, daß es in der Politik darauf ankommt, in jedem Augenblick die Grenzen des Erreichbaren deutlich zu erkennen, an die Erreichung des zu Nuß   und Frommen des Landes Erreichbaren aber alles zu setzen. Der begeisterte Schmoc. Leute, die niemals ein Wert Keine Partei fann den Fürsten Bismard für sich allein mit deutschen   Gedankenlebens auch nur durchblättert haben müssen, Beschlag belegen, aber jede tamm und soll trotz der Gegensäge in staunen über die Gedankentiefe der Billowschen Rede. Die, off. dieser oder jener Frage vor diesem Toten den Degen fenten. Gr 8tg." ist verblüfft und erhoben" von der Gedankentiefe und dem Frei­gehört feiner Koterie, er gehört der ganzen Nation, er ist ein mut des leitenden Staatsmanns. Seine Rede auf den eisernen nationales Eigentum. Er ist auf politischem Gebiet und im Reiche der Kanzler, so glänzend sie in der Faffung ist, fesselt noch mehr durch That für uns geworden, was Goethe im Reiche der Geister, auf die Offenheit des Bekenntnisses und den Verzicht auf alle höfische dem Gebiete der Kunst und Kultur für uns gewesen war. Auch Rechnungsträgerei." Sie ist ihr ein politisches Meister er hat, wie Schiller von Goethe fagte, die Schlange erdrückt, die werk"." unfren Genius umschnürte. Goethe   hat uns auf dem Gebiete Das Berliner Tageblatt" verfällt vor lauter Bes der Bildung geeinigt, Bismard uns politisch denken und handeln geisterung in Bülow Beleidigungen. Es hält zwar die Festrede gelehrt. Und wie Goethe für inimer als Stern an unfrem geistigen für eine That", schließt aber mit der folgenden Unverschämtheit: Himmel steht. so ist Bismarck   uns die Gewähr dafür, daß die Sich treu sein heißt Charakter haben, und Graf Bülow hat gestern Nation thre Gleichberechtigung mit andren Böltern, ihr Recht auf im Angesicht seines Meisters und im Angesicht seines Herrn gezeigt, Namut! Hat denn das Einheit, Selbständigkeit und Macht niemals aufgeben kann. Er daß er auch Charakter hat".

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Hinter dem Bismarckfest.

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bat uns das Beispiel gegeben, nie zu verzagen, auch in schwierigen B. T." jemals daran gezweifelt? Wenn wir nicht irren, hat es und verworrenen Zeiten nicht. Er lehrte uns, uns selbst treu zu bereits vor Jahr und Tag die Welt wie folgt informiert: Wie