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befigt". Unter den ausstehenden Forderungen befinden sich die 87 Millionen bei der Trebertrocknung. Es ist nicht im geringsten zu übersehen, wie viel diese Forderung wert ist.

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Dresden  , 27. Juli.  ( Privat- Depesche des Vorwärts".) Der Oberbürgermeister erklärte im Stadtverordneten- Kollegium, die Dresdener Bank sei unerschüttert. Die Stadt belasse dort ihre Depositen.

Frankfurt   a. M., 27. Juni.  ( B. H.  ) Wie der Frantf. 8tg." aus Leipzig   gemeldet wird, hat Kammerrat Frizz Mayer, Chef des Bankhauses Frege 1. Co., sein Amt als Vorsteher des Stadt­verordneten- Sollegiums niedergelegt. Mayer war Aufsichtsratsmitglied der Leipziger Bank.

New York  , 27. Juni.  ( W. T. B.) Die Siebente National­bank hat die Zahlungen eingestellt. Die in Nede stehende Bank ist diejenige, von der es am letzten Dienstag hieß, daß sie sich in Schwierigkeiten befinde. Der legte veröffentlichte Ausweis führt an Depositengeldern 5 712 000 Dollars auf.

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Deutsches Reich.

Herr Ruhland.

Die, Münchener Post" erklärt sich heute zu der verrückten Note des Agrarprofeffors vom Bund der Landwirthe, des Herrn Ruhland. Wie uns ein Privattelegramm aus München   berichtet, teilt die Münchener Post" mit, daß bereits im Mai zwei Freunde Ruh­lands um die Veröffentlichung einer Erklärung baten, nach der er die Sache nicht so gemeint habe. Nachdem die Redaktion das Ersuchen abgelehnt hatte, verabschiedeten sich die Abgesandten mit den Worten: Hätte er doch den Mund gehalten!" Eine neuerliche Erklärung des Geschäftsführers der Münchener Post" bestätigt ferner, daß Herr Ruhland sich wiederholt in der fraglichen An­gelegenheit bemüht habe. Ruhland habe auch die Aeußerung nicht im Vorübergehen gethan, sondern bei einer Einladung zu einer Tasse Kaffee im Börsencafé", wo er ganz präcis mit seinen Anerbietungen herausrückte.

Ueber die Tendenz der versuchten Bestechung läßt sich aus dem uns zugegangenen Telegramm nichts erkennen. Auch die Frankfurter Beitung" steuert zur Charakteristik Ruhlands einen interessanten Beitrag bei, indem sie zu der Erklärung Ruhlands schreibt:

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Auch im Fall Weiland wurde ähnlich gearbeitet. Die Frautf. 8tg." schreibt darüber:

Die zivar aufs geratewohl herausgegriffenen Säße beweisen, daß zivischen Goethe, dem großen Kinder der völkereinenden Humanität, Der Kaiser selbst hat anfänglich den Vorfall in Bremen   sehr und zwischen dem junkerlichen Blut- und Eisenmenschen und seinen leicht genommen. Seine ersten, noch während der Reise nach staatsmännischen Epigonen ein Abgrund klafft. Berlin   aufgegebenen Depeschen schlugen sogar einen heiteren Ton In den Tagen des bornierten Chauvinismus, des Hunnentums, an. Später aber, vielleicht unter dem Einfluß einsamen Nachdenkens der Unterdrückung und Ausbeutung, des Byzantinismus und der aus­und wohl auch unter andren Einflüssen hat er einer ernsten und schweifenden Frömmelei sollte man wirklich nicht an den gefährlichen trüben Auffassung zugeneigt. Die Ansprachen, die er an die Präs Namen Goethes rühren. Unfre offizielle Welt kann überhaupt keinen sidenten der Parlamente gehalten hat und von denen ja nur wenig Lichtstrahl aus dem Sonnenland der großen Heroen des Geistes ver­an die größere Oeffentlichkeit gekommen ist, ließen das sehr deutlich tragen. Jedes Wort aus dieser Welt ist tödlich für sie, die doch erkennen. Nur waren die gewöhnlichen Scharfmacher in Irrtum, ihre Armseligkeit so gern mit den leeren Namen aufpuzen, deren wenn sie annahmen, daß der Kaiser in diesem Fall an einen social- Inhalt sie nicht kennen oder verhehlen, wenn sie ihn nicht gar- ent­demokratischen oder anarchistischen Ursprung gedacht habe. Das stellen. war nicht der Fall. Seine pessimistischen Vermutungen zielten nach einer andren Richtung.

Der Kaiser suchte die Feinde im Lager der alldeutschen England­basser und Boerenfreunde!

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Die 18. Hauptversammlung des Dentschen Freidenker: Bundes tagte am 17. und 18. d. M. in Wiesbaden  . Es wird aus den Kreisen des Bundes hierüber berichtet: Es waren 27 Dele­Der Krieg des Köpfens. Aus seinen chinesischen Kriegs- gierte erschienen, welche nach der Anzahl der Bundesmitglieder, die sie vertraten, 53 Stimmen ausübten. Unter diesen befand sich erinnerungen erzählt der Korrespondent der" Frankfurter Zeitung  ". Wutschel- Wien   und als Gast der socialistische Abgeordnete Léon Nicht ganz unberechtigt scheint ein Alarm gewesen zu sein, durch den die todmüden Soldaten am 27. Oftober um 11 1hr nachts Furnemont aus Brüssel  . Die Berichte über die Lage in den einzelnen Bundesvereinen lauteten durchweg viel günstiger als auf der aus dem Bette geholt wurden. Ein französischer Oberst 17. Hauptversammlung. Von allen Rednern wurde konstatiert, daß lieutenant bat nämlich um Unterstützung von seiten der dant des Versuchs des evangelischen wie fatholischen Deutschen  , da eine japanische Wache niedergemacht und ein Klerus, das Volk wieder ganz unter den Krummstab französischer Zug in der Stärke von 60 Mann zum Rückzug stellen und die Bildungsquellen zu verstopfen, ein frischer gezwungen worden sei. Man vermutete. daß diese Ereignisse mit freier Hauch durch das Land gehe und Bevel thatsächlich in einer Meldung von dem Anmarsch von 2000 Borern in Zusammenseinem neuen Vorwort zur 2. Auflage der kleinen Broschüre hang zu bringen seien. Die Deutschen   traten sofort unter das Christentum und Socialdemokratie" recht habe, daß sich ein I neuer, Kommando des Franzosen  . Da gemeldet war, daß die Borer ein anderer und besserer Kulturkampf vorzubereiten scheine. Die Mit­Dorf befestigt hätten, wurde der Angriff auf dieses Dorf be- gliederzahl des Freidenkerbundes ist im verflossenen Jahr um 160 schlossen. Die Borer ließen das Dorf im Stich. Die Verbündeten zündeten es an, nachdem sie requiriert gestiegen, der Kassenbericht lautet äußerst günstig. Es wurde be­schlossen, Kassen- und Schriftamt des Freidenferbundes, da Wiesbaden  hatten, was zu requirieren war, und gingen dann in ihre Quartiere es nicht länger verwalten wolle, nach Berlin   zu verlegen. Ebenso zurüd. wurde Berlin   als nächster Kongreßort bestimmt. ferner mit der Redaktion des Bundesorgans Der Freidenker" betraut, der Sprecher der Freireligiösen Gemeinde Breslau  , Tschirn  , ein­stimmig zum Präsidenten des Bundes erwählt. Außerdem wurden in den Vorstand gewählt die Herren Wutschel- Wien, Heberlein- Solingen, Hoch- Wiesbaden, W. Gerling- Degerloch; als Stellvertreter Hugo Gerling- Köln, Hoffmann- Berlin   und Hoffmann­Ruhrort. Zwei öffentliche Versammlungen, in welchen die Herren Dr. Bruno Wille- Friedrichshagen, Tschirn  - Breslau   und Dr. Rüdt­Münschen sprachen, waren bis auf den legten Blazz gefüllt und nahmen einen glänzenden Verlauf. Die Hirten" waren natürlich, wie immer, wenn die Wölfe  " der Herde" nahen, nicht zur Stelle, und dürfen sich daher nicht wundern, wenn sich wieder einige Mitglieder derselben verirren".

Die Garnison Yangtfun blieb nicht ganz ohne Berührung mit dem Feind. Patrouillen wurden beschossen und am 6. November wurde eine Djunke mit Waffen angehalten, an deren Bord man 24 Boger fand, die nach Tientsin geschafft und dort ent­hauptet wurden.

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Der treue Diener. Die katholische Germania  " will sich den bekannten Stimmungen des neuen Kurjes gegenüber angenehm machen, indem sie die Bismarck  - Fronde an eine Aeußerung erinnert, die Bismarck   1873 zu Professor Schulte in Bonn   gethan hat:" Ich habe als Ministerpräsident seit zehn Jahren nichts zu thun gehabt, als den alten Herrn durch Deduktionen, Vor­Wir wissen nicht, was die Germania  " mit dieser Erinnerung bezweckt. Bismarck   hat sich über diesen historisch unzweifehaften Thatbestand des öfteren noch erheblich derber geäußert. Diese zähe und erfolgreiche Bearbeitung des alten Wilhelm war gewiß nicht die leichteste Arbeit und vom Standpunkt der herrschenden Klassen jeden­falls nicht das kleinste Verdienst des Kanzlers. Will die Germania  " etwa bestreiten, daß Bismarck   in diesem Falle die Wahrheit ausgesprochen hat? Dem Diener ist jedenfalls kein Vorwurf aus den Qualitäten seines Herrn zu machen.

Herr Ruhland giebt zu verstehen, daß unsre Beurteilung Bern steins von dem Motive der Verfechtung großkapitalistischer Inter- stellungen mürbe zu machen." essen geleitet werde, und er hat es schon im Jahre 1893 voraus gesehen, daß wir zu solcher Verworfenheit gelangen würden. Allah  ist groß, und groß ist Ruhland, der Prophet! 1893 das war also um dieselbe Zeit, in der Herr Ruhland sich bemühte, eine Liga zu stande zu bringen, die etwa das Gegenteil von dem sollte, was der Bund der Landwirte will; es war also um dieselbe Zeit, in der Herr Ruhland auch auf der Redaktion der Frankfurter Zeitung  " erschien, um uns für diese Liga zu gewinnen.... Herr Dr. Ruhland, auch Professor, ist dann, als ihm die Liga nicht gelang, furzen Wegs zum Bund der Landwirte selbst gegangen. Seither faßt er es nicht mehr, daß man aus Ueberzeugung schreiben kann. Ein solcher Mann fann uns nicht beleidigen."

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Die Deutsche Tageszeitung", die immer noch teine Ableugnung der Subventionen von Geheimagenten und Abgeordneten wagt, veröffentlicht zu dem Fall Ruhland ein Gewäsch, das so ver­worren ist, daß es füglich von Herrn Ruhland selbst herkommen fönnte. Da soll der Geschäftsführer der Münchener Post" zwei Rechtsanwälten gegenüber die Erklärung abgegeben haben, es sei Unfinn, zu behaupten, die seiner Zeit ihm von Ruhland gemachte Geldofferte sei vom Bund der Landwirte ausgegangen. Dann heißt es weiter:

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Goethe und Bismarck  .

Der Graf v. Bülow hat in seiner Bismarck- Nede nicht nur Perikles   und Fichte citiert, sondern auch Goethe. Solche Namen flingen gut; der fie citiert, giebt sich den Anschein, als ob er in der Gedankenwelt der Großen heimisch und von dem Hauch ihres Geistes berührt sei. Die Abgeschmacktheit, Goethe mit Bismard zu ver­gleichen und auf den gleichen Sockel zu stellen, gehört nun einmal zu den gezierten Thorheiten des gegenwärtigen Kurses. Der Ver gleich der beiden Naturen, die nichts mit einander gemein haben, ist eine Goethe- Beleidigung. Die Fürsten im Reiche der Kunst und des Dentens bleiben ewig jung. während die heute angestaunten Staatsmänner, selbst wenn sie im Sinne des menschlichen Fort­schritts größer sind als Bismarck  , schon über ein Weilchen der Ver­gessenheit anheimfallen.

Goethe selbst kannte die Gattung Bülow sehr gut. Zu Ecker­mann sagte er einmal am 23. Dezember 1828 die trefflichen Worte: " Es giebt zwar viele( Fürsten   und Staatsmänner), die fähig find, über alles sehr geschickt mitzureden; aber sie haben es nicht im Innern und trabbeln unr an der Oberfläche. Und es ist kein Wunder, wenn man die entseglichen Zerstreuungen und Zerstücklungen bedenkt, die das Hofleben mit sich führt und denen ein junger Fürst ausgesezt ist. Von allem soll er Notiz nehmen. Er soll ein bißchen das kennen und ein bißchen das und dann ein bißchen das und wieder ein bißchen das. Dabei kann sich aber nichts setzen und nichts Wurzel schlagen und es gehört der Fond einer gewaltigen Natur dazu, um bei solchen Anforderungen nicht in Rauch aufzugehen."

Der Münchener socialdemokratische Geschäftsführer foll bei Abgabe der obigen Erklärung haben durchblicken lassen, daß jene Ruhlandsche Geldofferte vom Jahre 1893 sich auf den Fürsten Bismard zurückführe. Der Haß gegen die bösen Agrarier hat offenbar den Socialdemokraten das Gedächtnis so sehr getrübt, daß sie gar nicht mehr wissen, wie lange vor dem Jahr 1893 schon Fürst Bismard aus dem Reichs= tanzleramt geschieden war. Sehr beachtenswert ist in der neuesten Auslaffung des Vorwärts" die Erklärung, daß der Bantier Bleichröder   schon vor dem Zusammentreffen Ruhlands mit der Münchener Post" Mitglied der socialdemo­fratischen Partei geworden wäre. Die Umwandlung der Socialdemokratie muß also schon vor dem Jahre 1893 in vollem Gange gewesen sein. Sie Das ist begann demnach anscheinend mit der Caprivischen Aera  . allerdings im höchsten Maße interessant. Daß Ruhland damit nichts geht zu thun hatte, war immer selbstverständlich. Aber einen schweren Fehler hat er sich in diesem Falle im Jahre 1893 zu schulden kommen laffen: Er hat- wenn auch nur für wenige Minuten beim Einkauf von Broschüren mit einem socialdemokratischen Geschäftsführer und Redacteur verkehrt, wie man mit anständigen Menschen verkehrt. Die jüngsten Erfahrungen aus dem Vorwärts" dürften ihn wohl für alle Zukunft gegen die Wieder­holung einer solchen Frrung sichern."

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Das ist zuviel für ein normales Gehirn, zuviel des Blödsinns auf einmal. Das Geld soll nicht vom Bund der Landwirte stammen, sondern vom Fürsten Bismarck. Das ist aber auch nicht wahr, denn Bismard war 1893 nicht mehr aktiv", woraus zu schließen ist, daß die ,, D. Tagesztg." annimmt, es sei ausgeschlossen, daß Fürst Bismard mit privaten Mitteln die Welfenfondskorruption fortgesetzt habe, nachdem ihm durch seinen Sturz die Verwendung fremder Gelder entzogen worden sei. Dann erfahren wir im fraufen gidzad die überraschende Neuig­keit, daß der Bankier Bleichröder" unser Parteigenosse sei und zwar schon von 1893. Daraus folgt mun wieder, daß die Umwandlung der Socialdemokratie schon seit Caprivi vor sich gegangen sei. Aber Herr Ruhland sei an dieser Umwandlung so wird feierlich versichert- unschuldig. Schließlich giebt es noch einen besonderen Trumpf: Einen Fehler habe Herr Ruhland allerdings begangen, weil er, wenn auch nur für wenige Minuten, mit einem Socialdemokraten wie mit einem anständigen Menschen verkehrt habe. So, jet wissen wir endlich, was der christlich- germanische Bund der Landwirte, der einen Reservelieutenant seinen Direktor nennt, unter anständigen Leuten versteht. Anständige Menschen sind für den Bund solche, benen man ruhig Bestechungen anbieten tann. Der anständige bündlerische Verkehrston besteht in der Frage: Wie viel kostet es, wenn Du Deine Freunde verrätst?" Unanständig aber werden die Personen und eines Verkehrs mit anständigen Agrariern unwürdig, wenn sie sich für solche Anerbietungen unzugänglich erweisen oder sie gar bekannt geben.

Die journalistische Leitung des Bundes der Landwirte scheint durch die letzten Enthüllungen und vielleicht noch durch andre Er­eiguiffe in einen Geisteszustand versezt zu sein, daß die Herren schleunigst Prof. Mendel zu Rate ziehen sollten.

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Quellen der hohen Politik. Der Epileptiker Weiland ist nunmehr dem Frrenhause verfallen. Auch Hödel war zweifellos gestört, und doch wurde dieser Anhänger der Chriftlichsocialen geföpft Wie und die Socialdemokratie unter ein Ausnahmegesetz gestellt. leicht hätte unter andren Umständen auch Weiland zum hoch­verräterischen Attentäter gemacht werden können! An Bemühungen in dieser Richtung hat es wahrlich nicht gefehlt, und das Militär­Kabinett dient seit den Tagen Friedrich Wilhelms IV. eifrig und hart­nädig der edlen Aufgabe, durch persönliche Verbreitung von Furcht und Schreden die giele reaktionärer Politik zu fördern.

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Dr. Br. Wille wurde

Braunschweig  , 27. Juni. Der welfische Parteitag sandte am verflossenen Sonntag an den Herzog von Cumber land ein Begrüßungstelegramm, in welchem die Worte unirem angewendet waren. Das Tele allverehrten andesherrn" graphenamt in Braunschweig   nahm das Telegranım anstandslos an, das Berliner   Telegraphenamt schloß jedoch dasselbe von der Weiterbeförderung aus mit der Begründung, daß die Worte ,, unfrem allverchrten Landesherrn" unzulässig seien. Der Führer der Braunschweiger Welfen Graf von der Schulenburg hat an zu­ständiger Stelle Beschwerde gegen die Berliner   Anweisung an­gestrengt.

Ausland.

Neues Leben in Italien  .

Rom  , 24. Juni 1901.

Die jeßige Kammersession, welche als das Vorspiel einer neuent politischen Phase angesehen werden kann, hat einen würdigen Schluß durch die Debatte über das Budget des Jumern gefunden.

Die ganze Verhandlung bewegte sich um das Associations und Streitrecht der Arbeiterklasse und im besonderen der Landarbeiter.

Zum erstenmal erscholl im Parlament laut und vernehmlich die Stimme der Landarbeiterklasse, die von der italienischen Revolution unberücksichtigt gelassen war und bisher in Unwissenheit unter dem lastenden Joch des Pfaffentums und der Großgrundbesitzer ein dumpfes Dasein lebte.

Neuerdings hat eine energische ländliche Organisations- und Streitbewegung, den Norden und das mittlere Italien   überzogen, und dieser Bewegung verschafften nun in der Kammer die zwei socialistischen Aerzte, Gatti und Badaloni, Gehör.

Der Abgeordnete Gatti bewies mit Ziffern und Thatsachen, daß die Berufsgenossenschaften der Landarbeiter in jeder Beziehung gesetzliche Berechtigung haben, daß sie die wirtschaftliche Hebung der Lage der Arbeiter austreben und daher die Billigung aller focial Gesinnten finden müssen. Wie Goethe über die Bismarcksche Gewaltpolitik geurteilt hätte, Badaloni deckte die Leiden der Landarbeiter auf, welche erst jetzt, aus einer Aeußerung zu Eckermann vom 4. Januar 1824 hervor: nach verschiedenen siegreichen Streiks, einen Tagesverdienst ,, Ebenso wenig war ich ein Freund herrischer Willkür. Auch von 70 Centesimi erlangt hätten, und er bewies, daß die war ich vollkommen überzeugt, daß irgend eine große Revolution gepriesene Freiheit der Arbeit", zu deren Nuß die Grundbesizer nie Schuld des Bolts ist, sondern der Regierung. Revolu die Jutervention der Regierung anriefen, nichts andres sei als die tionen find ganz unmöglich, sobald die Regierungen fortwährend Freiheit der Ausbeutung, welche jene Herren immer und immer un gerecht und wach sind, so daß sie ihnen durch zeitgemäße Ver- gestört zu genießen wünschen. besserungen entgegenkommen und sich nicht so lange streuben, bis das Notwendige von unten her erzwungen wird."

Vom 26. September 1827 teilt Eckermann folgendes Geständnis Goethes mit:

" Ich will nun just eben nicht damit prahlen, aber es war so und lag tief in meiner Natur: ich hatte vor der bloßen Fürst­lichkeit als solcher, wenn nicht zugleich eine tüchtige Menschen­natur und ein tüchtiger Menschenwert dahinter steckte, nie viel Respekt... Als man mir das Adelsdiplom gab, glaubten viele, wie ich mich möchte dadurch erhoben fühlen. Allein, unter uns, es war mir nichts, gar nichts."

Goethe hätte sich sicherlich nicht auf sein Grabdenkmal den Spruch setzen laffen: Ein trener Diener seines Herrn!

Am 11. März 1832 äußerte Goethe u. a. zu Eckermann:

Es ist gar viel Dummes in den Sagungen der Kirche. Aber sie will herrschen, und da muß fie eine bornierte Klasse haben, die sich duckt und die geneigt ist, sich beherrschen zu lassen. Die sehr reichdotierte Geistlichkeit fürchtet nichts mehr als die Aufklärung der unteren Massen."

Bismard aber forderte mit seinem Herrn, daß die Religion ge­waltsam dem Volte erhalten werden müffe. Von dem kollektiven Wesen" der Meuschheit war Goethe   tief durchdrungen. Aus dem Jahre 1832 stammt die folgende Aeußerung:

Jm Grunde aber find wir alle follettive Wesen, wir mögen uns stellen, wie wir wollen. Denn wie weniges haben und sind wir, das wir im reinsten Sinne unser Eigentum nennen! Wir müssen alle empfangen und lernen, sowohl von denen, die vor uns waren, als von denen, die mit uns find. Selbst das größte Genie würde nicht weit fommen, wenn es alles seinem eignen Innern verdanken wollte."

Und welche Liebe hatte Goethe zu dem niederen Volt"! 1777 schreibt er an Charlotte v. Stern:

" Wie sehr ich wieder auf diesem dunklen Zuge Liebe zu der Klasse von Menschen gekriegt habe, die man die niedere nennt, die aber gewiß vor Gott   die höchste ist."

Und in einem andren Briefe an dieselbe findet er die geradezu aufreizenden" Worte:

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Aber rief Badaloni aus, rührt Sie denn nicht eine der= artige Bewegung von Geistern, welche humaner Handlungen und erhebender Beweise von Solidarität fähig sind, wie sie uns be­richtet werden? 100 Arbeiterinnen benußen die Stunde der Essens pause und graben das Feld um, um mit diesem Opfer der Nuhe­pause z: vci erkrankten Genossinnen zu Hilfe zu kommen. Jm Süden, 100 Prole­die wirtschaftliche Lage des tariats die die allerelendeste ist, Landarbeiter nicht mit dem Lohutarif wie ihre Genossen im Norden auf, sondern mit Mord und Totschlag. Aber für sie fordert man keine gouvernementalen Präventivmaßregeln, wohl aber für die organisierten Landarbeiter des Nordens.

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Sie wollen, daß die Freiheit in den Konflikten zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer auf dem Lande unterdrückt werde, wir hingegen wollen, daß sie unter allen Umständen ge­wahrt werde."

Die mutigen und schwungvollen Reden der Socialisten blieben selbst auf die reaktionären Richtungen in der Kammer nicht ohne Einfluß; schweigend hörte man die Anklage, denn alle die Herren der Reaktion empfanden, wie ungezählte Stimmen leidender Menschen in diesen Reden laut wurden und wie viel fester Zusammenhalt der Massen hinter ihnen steckt.

An die warmempfundenen und treffenden Worte der Socialisten schlossen sich die des Theoretikers der modernen Bourgeoisie, des bekannten anti- socialistischen Nationalökonomen Professors Panta leonian, der seinen Siz auf dem linken Flügel der Radikalen hat. Dieser bekämpfte jede Art von Intervention in dem Kampf zwischen Arbeit und Kapital, sei es unter der Form von obligatorischem oder gouvernementalem Schiedsspruch oder sei es vou Arbeitskammern. Pantaleoni sprach für die absoluteste Freiheit" sowohl der Unternehmer wie der Arbeiter, sich aller der Wittel zu bedienen, die ihnen in ihren Konflikten zu Gebote stehen: Man gebe, sagte der Redner, den Berufsgenossenschaften der Arbeiter die Rechte einer juristischen Person, damit sie einem Verfahren unter­worfen werden können, wenu fie die Grenzen der mit den Arbeit­gebern abgeschlossenen Verträge überschreiten; die Regierung aber beschränke sich darauf, die Wahrung der öffentlichen Ordnung im Auge zu behalten.

Einen andren Ton schlugen die Brattifer" der Bourgeoisie an. Ein " So sehe ich den Bauersmann der Erde das Nötige abfordern, Millionär, der Abgeordnete Papadopoli erklärte:" Jezt, da wir das doch auch ein behagliches Auskommen wäre, wenn er nur für uns in der Ernte befinden, haben die Landarbeiter das Heft in sich selbst schwigte. Du weißt aber, wenn die Blattläufe auf den Händen, doch es wird der Winter kommen! Ich habe keine Furcht Rosenzweigen fizen und sich hübsch dick und grün gesogen haben, vor der Landarbeiterbewegung und bin zu allem bereit." Ein junger dann kommen die Ameisen und saugen ihnen den filtrierten Saft Abgeordneter der Rechten erflärte: Die Bourgeoisie ist erimüdet, aus den Leibern, und so geht's weiter, und wir haben es so weit ist unterdrückt und deshalb hat sie die Hilfe der Regierung nötig". gebracht, daß oben immer in einem Tage mehr verzehrt Aber in welcher Weise wurde er gefragt-; dadurch, daß die wird, als unten in einem beigebracht werden kann." Regierung den Besitz schüt", war seine Antwort,

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