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Eine neue Kulturgeschichte.
Litterarische Rundschau.
Dr. Heinrich Schurk, Urgeschichte der Kultur. Mit 434 Abbildungen im Text, 8 Tafeln in Farbendruck, 15 Tafeln in Holzschnitt und einer Kartenbeilage. Leipzig und Wien, Bibliographisches Institut . XIV. und 658 S. gr. 8°. Gebunden 17 M.
Während noch bis gegen Ende des 17. Jahrhunderts die vorgeschichtlichen Stufen des Entwicklungsprozesses der Menschheit, soweit sich überhaupt Philosophie, Staats- und Rechtstheoretik mit ihnen beschäftigten, einfach nach den durch das alte Testament überlieferten patriarchalischen Vorbildern konstruiert wurden, läßt sich im 18. Jahrhundert ein stetig steigender Einfluß der infolge der Ausdehnung der Schiffahrt und Kolonisation rasch zunehmenden ethnographischen Kenntnisse auf die Vorstellungen von dem einstigen gesellschaftlichen Leben nachweisen. Wie sehr in Frankreich die der Revolution voraufgehenden Staats- und Rechtstheorien mit ihrer Auffassung des Naturzustandes, der ihnen zugleich als natürlicher Zustand galt, unter dem Banne der damaligen Sittenschilderungen fremder Völker, speciell der neuentdeckten Südscevölker standen, ist bekannt. Aber nicht nur in der vorrevolutionären Litteratur Frank reichs zeigt sich dieser Einfluß, auch in den geschichts- und rechts philosophischen Theorien andrer Länder kommt er zur Geltung, besonders bei Adam Ferguson und Gottfried Herder . In seinen„ Ideen zur Geschichte der Menschheit" nimmt Herder nicht nur immer wieder auf damalige ethnographische Schriften Bezug, auch dort, wo fich seine Aufchaningen als Folgerungen aus philosophischen Betrachtungen geben, sind sie, wie sich bei Prüfung des von ihm bemußten ethnographischen Materials ergiebt, vielfach nichts andres als Niederschläge aus diesent.
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Sonntag, 7. Juli 1901.
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beziehungen bei der von Schurz gewählten Materialwerwertung, I dem Friedenshäuptling als Repräsentanten des Geschlechts" resp. da jede Seite des socialen Lebens für sich gesondert zur Ver- der Sippe" und dem Kriegshäuptling als Repräsentanten der anschaulichung gebracht wird, größtenteils verloren. Männerhausgesellschaften und Klubverbände bestehende Gegensatz Damit foll feineswegs gesagt sein, daß der Leser nun über- beleuchtet wird; dann folgt die Schilderung der Entstehung eines Haupt keine Aufklärung über derartige Zusammenhänge erhält. Wer primitiven Sofabels( Häuptlings- Gefolgschaften), der Zauberer- und Lipperts Kulturgeschichte fennt, weiß, wie manche ausgezeichneten Priesterstände, des Adels, der Sklaverei und Hörigkeit, der verHinweise auf die Kausalverknüpfungen zwischen den verschiedenen achteten Berufe, der indischen Kasten. Volkssitten sie enthält, und mehr noch hat Schurz sich die Aufgabe Der dritte Abschnitt behandelt auf 92 Seiten die Wirtgestellt zu entwickeln. Aber es ist ein anderes, ob der Leser schaft". Er gliedert sich ebenfalls in vier Kapitel: 1. Aufeine Sitte gewissermaßen selbst entstehen sieht, ob ihm ihre Ent- gaben und Anfänge der menschlichen Wirtschaft; 2. Wirtschafts stehung an vorliegenden Thatsachen demonstriert wird, oder ob sie reformen; 3. Kulturpflanzen und Haustiere; 4. Gewerbe und Handel. ihm auf dem Wege des deduktiven Näfonnements unter Bezug- Der Abschnitt gehört, wenngleich auch er mir als ein unvollständiger nahme auf Vorgänge, die ihm vielfach in ihrer Eigenartigkeit völlig Versuch bezeichnet werden kann, zu dem Besten, was auf diesem Ges unbekannt sind, plausibel gemacht wird. Dazu kommt, daß solche biet geleistet worden ist; jedenfalls zeugt er von ungleich besserer erläuternden Begründungen, sollen sie sich nicht ins Endlose verlieren, Durchdringung des Stoffs als Prof. Karl Büchers Schrift" Die immer nur einige allgemeine Hauptzusammenhänge, die aber gerade Wirtschaft der Naturvölker" oder die von diesem in den deshalb auf den einzelnen besonderen Fall oft schlecht passen, berück- beiden letzten Ausgaben seiner Entstehung der Volkswirtschaft" sichtigen können. versuchte Schilderung des„ wirtschaftlichen Urzustandes". Was Schurz Der Mangel dieser Behandlungsweise zeigt sich schon gleich auf als Ethnologe vor allem voraus hat, ist das Vermögen, sich in die den ersten Seiten des Werks. Denn um eine Basis für seine Lage und die Gedankenwelt des sogenannten Wilden" hineinspäteren eigentlichen Ausführungen zu gewinnen, sieht Schurz sich versetzen zu können, während Bücher im Grunde nie den Kulturgenötigt, nach einer 22 Seiten langen„ Einleitung" noch eine zweite menschen los wird und, ohne es selbst zu merken, immer wieder durch ( die im Werk allerdings als erster Abschnitt figuriert) 68 Geiten feine moderne„ Kulturbrifle" schaut. lange hinzuzufügen, in denen er sich über die Grundlagen Vorweg sei bemerkt, daß Schurz, wenngleich er nicht zur der Kultur", über die Einflüsse des Bodens. und Klimas, die fonfequenten Acceptation der materialistischen bezw. ökonomischen Aenderungen des Typus, Einwirkung der Lebensbedingungen, der Geschichtstheorie gelangt, doch auf Grund der Beobachtung, daß fortBeschäftigungsarten, der Arbeitsteilung usw. verbreitet, und zwar gejetzt die socialen Handlungen der kleinen primitiven Gemeins ohne daß der Leser die Thatsachen, auf welchen die Darlegungen schaften und Gruppen durch ökonomische Motive ausgelöst werden, beruhen, kennen, lernt. Er wird gleich von vornherein mit einem zu der Auffassung der Wirtschaft als der Basis des je beträchtlichen Fonds von rein didaktischen Erläuterungen und Regeln weiligen Kulturstandes kommit. Daß nach seiner Ansicht Und seitdem hat die Kulturgeschichtsschreibung ebenso wie ihre ausgestattet, deren Richtigkeit er nicht fontrollieren kann, die für ihn die sociale Etellung der Frau nicht davon abhängt, ob fyftematisierende Gefährtin, die Sociologie, soweit sie auf frühere feine Anschaulichkeit haben; anstatt daß ihm im Laufe des Fortgangs mutterrechtliche oder vaterrechtliche Abstammung gilt, sondern Bildungsstufen zurückgreifen, sich mehr und mehr zur Befolgung der der Untersuchung an der Lebensweise der verschiedenen Völker selbst von der Stellung der Frau im Wirtschaftsleben, haben Letourneauschen Forderung gezwungen gesehen, die Ethnologie als demonstriert wird, welcher Art alle diese verschiedenen Einwir vorhin schon gesehen; und ähnliche Stellen finden sich mehrfach ihre Basis zu betrachten; ja man fann in gewiffem Sinne sagen, flüsse sind. in seinem Werke. So heißt es denn auch in seiner Erläuterung der daß die mit den älteren Entwicklungsprozessen der Menschheit sich Eins muß allerdings offen zugegeben werden, so lesbar und Anfänge der menschlichen Wirtschaft: Immer bleibt die Wirtschaft beschäftigende Kulturhistorik direkt zu einer nach historischen Gefichts übersichtlich wäre im legteren Fall die Schuriche lrgeschichte der die unmittelbarste Vorbedingung alles menschlichen Daseins, die punkten geordneten Ethnologie geworden ist. Schon Friedrich Gustav Kultur" schwerlich geworden, wie sie es jetzt ist. Es hätte sich nicht wirtschaftliche Arbeit die erste und unerläßlichste von allen. Und wie Klemms in den vierziger Jahren entstandene Allgemeine Kultur- vermeiden lassen, daß der Leser gezwungen worden wäre, häufiger den der Einzelne durch nichts gründlicher erregt und erschüttert wird als durch geschichte der Menschheit" repräsentiert sich in wesentlichen Teilen als Entwicklungsfaden fallen zu lassen, um ihn an andrer Stelle wieder eine Gefährdung oder gar Zerstörung feiner ökonomische Grundlage, so ein fast rein ethnographisches Wert, und noch mehr gilt dies von Werken wie aufzunehmen. Auch hätte er häufiges Zurückgreifen auf schon Gefagtes auch jede größere Gruppe der Menschheit, der Stamm und das Volk. J. G. Woods Natural History of Man"( Naturgeschichte des Menschen), und allerlei Wiederholungen in Kauf nehmen müssen. In dieser Aber ist sich der höher fultivierte Teil der Menschheit dieser ThatG. B. Tylors„ Researches into the Early History of Mankind"( Unter- Hinsicht bietet das von dem Verfasser gewählte Verfahren entschieden sache immer bewußt geblieben? Der Augenschein lehrt das gerade fuchungen über die früheste Geschichte der Menschheit) oder J. Lubbocks immerhin manche Vorteile, und da es sich um ein Werk für das Gegenteil. Wenn wir die Dokumente überblicken, die das Werden " Origin of Civilization"( Ursprung der Civilisation). Vor allem größere Publikum handelt, das irgend welche Specialkenntnisse auf und Sein der Kulturvölker behandeln sollen, wenn wir also die aber ist Julius Lipperts Kulturgeschichte der Menschheit" in ihrem dem betreffenden Gebiet nicht befigt, möchte ich weiter mit dem Aufzeichnungen betrachten, die man etwas aumaßend schlechthin als organischen Aufbau" zu einem rein ethnologischen Werk geworden, Berfasser nicht rechten. das sich von den eigentlichen Völkerkunden", z. B. der Völkerkunde Weltgeschichte" zu bezeichnen pflegt, da machen wir die Und noch eins räume ich willig und gerne ein: bietet merkwürdige Erfahrung, daß von den wirtschaftlichen Fragen als Ragels oder der älteren Waitzschen„ Anthropologie der Naturvölker" die vom Verfasser befolgte Darstellungsmethode auch leicht Anlaß zur Ursachen geschichtlicher Vorgänge immer nur sehr wenig die Rede wohl durch eine verschiedenartige Anordnung des Stoffs und durch Abschwenkung auf treuzende Irrwege, speciell zu spekulativen ist; nur als Folgen der um gang andre Dinge geführten Kämpfe größere oder geringere Berücksichtigung bestimmter Probleme unter- Expeditionen ins luftige Reich der Phantasie, so ist doch in der Dar fcheinen Störungen oder Förderungen des wirtschaftlichen Daseins scheidet, nicht aber durch eine verschiedene Betrachtungs- und Bestellung der Entwidelungsfolge alles geistreiche Irrlichteln, alles aufzutreten." handlungsweise. zwanglofe Daranflostombinieren vermieden. Die völlige Beherrschung Schurz unterscheidet als erste Wirtschaftsform: die rein primitive Aber mit dieser Umivandlung der Kulturhistorik in eine, wenn des Gebiets durch den Verfasser, die ihn nicht nur auf Grund der aneignende Wirtschaftsweise, d. h. eine Stufe, auf der jeglicher Anman so sagen darf, historische Ethnologie hat zugleich ihre Aufgaben- mitgeteilten Thatsachen, sondern häufig auf Grund viel weiter bau, jegliche Tieraufzucht fehlt. Von Ort zu Ort wandert die stellung gewechselt. An die Stelle der früheren einfachen Bereichender Specialkenntnisse urteilen läßt, dazu eine gute Dofis ein- Horde umber; der Mann jagt, die Frau sammelt Wurzeln, Früchte, schreibung ist die Nachspürung nach den kaujalen Zusammenhängen, dringender Kritik, sowie eine gewisse Abneigung gegen die heutige Insekten. Anfänglich wird diese Sammelwirtschaft in stetigem an die Stelle der Description die entwickelnde Darstellung getreten. Schematisierungs- und Verallgemeinerungssucht, die wenige Einzel- Umherziehen betrieben, später bei Erlangung größerer technischer Wie die frühere Ethnographie, die sich mit der Schilderung deffen, vorfälle generalifiert und daraufhin womöglich allerlei Gesetze Fähigkeiten und in reicheren Gebieten, führt sie zu halbießhafter was ist, begnügte, immer mehr in die moderne Ethnologie übergeht, tonstruiert, gleichen gewissermaßen die Mängel der Material- und selbst zu völlig seizhafter Lebensweise. Allmählich findet ein welche die weitere Frage stellt: Wie und wodurch ist das verwertung wieder aus. Ja man darf ohne lebertreibung fagen, Uebergang vom Sammeln zum Anbau statt; die Vollzieherin dieses alles entstanden?, so begnügt sich auch die moderne Ur- Kultur- daß der Verfasser es verstanden hat, einzelne Entwickelungsvorgänge Kulturfortschritts ist die Frau. Sie betreibt zuerst den primitiven geschichte nicht mehr damit, nach allerlei Merfinalen bestimmte Ent- in geradezu vorzügliche Beleuchtung zu rücken. Anbau, der Mann bleibt vorläufig Jäger. Stufe war; fie sucht vielmehr darzulegen, wie das eine aus dem fellim aft", ber sich, wieder in vier stapitel teilt: 1. Anfänge der sich der Nomadismus, aus diesem ber derbau entwickelt habe, so Eine altertümliche Anschauung lehrt, daß aus dem Jägertum andern im stetigen Umbildungsprozeß hervorgegangen ist und welcher Gesellschaft; 2. Sociale Schichtungen; 3. Anfänge des Staates; daß sich ein regelmäßiges Aufsteigen von den niederen zu Art die treibenden Kräfte waren. Einen bedeutsamen Fortschritt auf 4. Sitte und Brauch. Kurz, aber doch ausreichend zur Gewinnung den höheren Formen beobachten ließe. Schurz weist nach, diesem Wege bezeichnet die schon erwähnte Lippertsche Kultur- eines Ueberblicks werden zunächst die natürlichen Grundlagen der indem er die besonderen Bedingungen der beiden Wirtschaftsgeschichte", die als ihr Ziel bezeichnet das Leben der Menschheit als gesellschaftlichen Unterschiede erörtert, dann folgt eine Diskussion ein Ganzes in allen seinen Ursächlichkeiten zu erfassen". Und auf demselben darüber, wieweit die Familie oder Geschlechtsgenossenschaft als sociale Standpunkt steht das neue Werk des Ethnologen Schurz, das sich nicht Urzelle betrachtet werden muß, der sich eine Darstellung der nur in betreff der Intentionen, sondern auch in der Darstellungs- totemistischen Eippe" und, von dieser zurückgreifend auf ältere weise vielfach dem Lippertschen anschließt unter Berücksichtigung Bildungen, der Altersklassen als älteste gesellschaftliche Organisationsder seitdem enorm vermehrten Forschungsergebnisse. formen" und der weiteren Umbildung der Altersflaffen in Klubs Ob indes gerade diesem Zweck, die kausalen Beziehungen zwischen und Geheimbünde anschließt. Darauf schildert der Verfasser die den Einzelheiten des Kulturlebens zur Darstellung zu bringen, die primitiven Eheverhältnisse, Mutterrecht und Frauenherrschaft" von Lippert wie von Schurz beliebte Verwertungsweise des ethno-| Berfall der Sippen und Entstehung der vaterrechtlichen Familie", logischen Materials entspricht, möchte ich recht sehr bezweifeln. Prostitution". Während die ältere Kulturgeschichtsschreibung das Material nach Auf die Einzelheiten der Darstellung einzugehen, würde zu weit bestimmten Kulturabstufungen teilte, wie z. B. auch noch Lewes führen; erwähnt sei nur, daß Schurz H. Morgan in seiner Urgesellschaft" bestimmte, nach technischen völligem Recht in den Männerhaus- Gesellschaften, wie wir sie beFortschritten aufeinanderfolgende Perioden der Wildheit und Barbarei fonders bei den Völkerschaften der Südsee, aber auch bei den amerikaunterscheidet, wird in den ,, Völkerkunden" das Material nischen Indianern finden, nur analoge Bildungen zu der älteren meist nach sogenannten anthropo- geographischen Provinzen, nach Altersflaffeneinteilung fieht und sie als Vorgänger der späteren GeBölferzonen geordnet, also z. B. die Einrichtungen der Kaffern, heimbünde auffäßt. Daß er auch, im Gegensatz zu Bachofen , Malaien, Bantus usw. für sich dargestellt. Dagegen hat Schurz nach Morgan, Post und Anderen, zwischen mutterrechtlicher Abstammungsdem Vorgang Lipperts und andrer das ethnologische Material nach folge und Frauenrecht beziehungsweise Frauenherrschaft scharf unter begrifflichen Unterscheidungen zu ordnen unternommen. Er teilt scheidet, ist selbstverständlich. Die sociale Stellung der Frau gilt Interessant ist das 60 Seiten lange Stapitel über die Kunst fein ganzes Werk in fünf Abschnitte: 1. Die Grundlagen der ihm keineswegs als unabhängig davon, ob die Abstammung des( Tanz, Mufit, Musikinstrumente, Gesang, primitive Dichtkunst, Kultur; 2. Die Gesellschaft. 3. Die Wirtschaft. Kindes in männlicher oder weiblicher Linie gerechnet wird; sie ist Alliteration, Neim, Anfänge der bildenden Kunst, Ornamentit, 4. Die materielle Kultur. 5. Die geistige Kultur. vielmehr durch wirtschaftliche Umstände bedingt. Architektur). sowie das nicht minder umfangreiche Kapitel über die Jeder dieser Abschnitte zerfällt wieder in eine Anzahl Unterkapitel,„ Schon auf den primitiven Stufen der menschlichen Wirtschaft", Religion. Mit der älteren Auffassung, nach welcher am Anfang der als: Sociale Schichtungen, Wirtschaftsformen, Stulturpflanzen, Haus fagt er Seite 124, tritt, wie wir später genauer sehen werden, eine Religionsentwicklung eine sogenannte rohe Naturreligion steht, tiere, Gewerbe 2c. 2c., und in jedem dieser Unterkopitel wird dann Arbeitsteilung in dem Sinne ein, daß der Mann vorwiegend die bricht der Verfasser völlig. Wie die altarischen Inder, aus ein möglichst geschlossener Ueberblick über den auf dem betreffenden animalische, die Frau die vegetabilische Kost beschafft; allmählich ent- deren Sprache und alten religiösen Schriften man jene AufGebiet vor sich gegangenen Bildungsprozeß zu geben versucht, also wickeln sich unabhängig von einander und natürlich nicht überall in faffung hergeleitet hat, durchaus nicht mehr im Sinne der 3. B. in dem Kapitel Sociale Schichtungen" die Entstehung der derselben Art aus der weiblichen Thätigkeit der Anban von Nuz- Ethnologie ein primitives Volk waren, so ist auch ihr Naturkult, selbst Häuptlingsmacht, bevorrechteter Schichten( des Adels), der Zauberer- pflanzen, aus der männlichen die Viehzucht. Nun ist aber der in der durch die Sprachforschung erschlossenen ältesten Form, ein und Priesterstände, der Sklaverci und Hörigkeit, des Kasten- Ackerbau der Weiber, wenn nicht älter als die Viehzucht der Männer, relativ spätes Erzeugnis. Als erstes Produkt der Grundempfindung, wesens usw. behandelt.. doch jedenfalls viel allgemeiner verbreitet; den Hirtenftäminen und aus der alle Religion hervorgeht, nämlich dem Gefühl der Ab
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Die Ge
meines Erachtens mit
formen gegeneinander hält, daß beide in verschiebenen Gegenden nebeneinder aus der rein aneignenden Wirtschaftsform entstehen konnten; soweit aber von einem Hervorgehen des Ackerbanes aus dem Nomadismus, resp. von einem Aeltersein der einen oder andren Wirtschaftsweise gesprochen werden könne, späche weit mehr dafür, daß sich die Viehzucht aus dem Ackerbau entwickelt habe, als umgefehrt. Dann folgt eine nähere Schilderung der anfänglichen Wichwirtschaft, des Einflusses der Viehzucht auf die Anschauungsweise der Hirtenvölker, die Arten der Haustiere und Kulturpflanzen und der verschiedenen Anbaumethoden, der Anfänge von Gewerbe und Handel, Entstehung des Geldes 2c.
Der vierte Abschnitt handelt über„ Die materielle Kultur "; er besteht aus 7 Kapiteln: 1. Benutzung und Beherrschung der Naturs träfte und Naturstoffe; 2. Die Technit; 3. Die Waffen; 4. Werks zeuge und Geräte; 5. Schmuck und Kleidung; 6. Bauwerke; 7. Verfehrsmittel.
Der fünfte Abschnitt„ Die geistige Kultur" behandelt in fünf Kapiteln: 1. Die Sprache; 2. Die Kunst; 3. Die Religion; 4. Die Rechtspflege; 5. Die Anfänge der Wissenschaft.
linzweifelhaft bietet diese Anordnung viele Vorteile, besonders den höher fultivierten Bölfern, bei denen Ackerbau und Haustierzucht| hängigkeit, auf das„ halbbewußt" das Gemüt reagiert, bezeichnet wenn es sich, wie im vorliegenden Fall, um ein für das große neben einander betrieben werden, stehen zahlreiche andre gegenüber. Schurz den Animismus, die unklare Vorstellung des Menschen, Bublifum berechnetes Wert handelt. Der Leser findet gleichsam in die wohl Hackbau treiben, aber Nuztiere nur in sehr beschränktem daß ihn mächtige Gewalten umgeben, daß in allen Gegenständen, die einer Monographie das wichtigste zusammengestellt; er gewinnt eine Maße aufziehen: die Weiber haben hier bereits einen Kultur- er wahrnimmt, irgend welche verborgenen Kräfte stecken können. Doch deutliche Uebersicht. Wissenschaftlich betrachtet ist aber diese An- fortschritt vollzogen, der ihnen den Männern gegenüber, die auf der tritt der Animismus mur selten in reiner Form auf; vielleicht ordnung für den Zwed, die ursächlichen Beziehungen zwischen den Stufe des Jägerlebens stehen geblieben sind, einen gewaltigen Vorzug noch drückender als das Gefühl der Abhängigkeit von der Natur ist verschiedenen Seiten des Kulturlebens aufzudecken, vielleicht am aller- und, gefchickt benutzt, wirkliche Macht verschafft, wo der Wildstand jenes andere, das ein unsichtbares Band un die toten und wenigsten geeignet. Eine Gruppierung der Materialien nach Völker- gering und die Jagdbeute unbedeutend ist. Dazu treten bei lebenden Angehörigen einer Gruppe schlingt. So treten zum zonen bietet für solchen Zweck ungleich bessere Mittel, besonders wenn den Frauen oft noch gewerbliche Thätigkeiten, Töpferei, Weberei Animismus bald allerlei Toten- und inflare Geistervorstellungen die Auswahl und die Aufeinanderfolge so getroffen wird, daß nicht und dergleichen, die ihnen dort, 100 der Handel schon hinzu, eine Art Manen- Verehrung, die später sich mit der streng nach geographischen Gesichtspunkten verfahren, sondern zugleich die etwas entwickelt ist, eigne Einnahmen verschaffen Ausbildung von größeren Geschlechts- und Familiengruppen zu Kultur- und Wirtschaftsstufe mit in Berücksichtigung gezogen wird, Die höhere Kultur der Frau zeigt sich auf dieser Stufe auch darin, einem Geschlechts- und Ahnenfultus verdichtet, der sich dann seineralso wenn, um ein Beispiel zu nennen, nicht die afrikanischen Hirten- daß sie sich selbst zu fleißiger Arbeit erzieht, während der Mann, seits wieder oft mit naturreligiösen Vorstellungen paart. völker( Kaffern, Massais 2c.), weil sie ihnen ethnographisch verwandt wenn er feine Autorität aufrecht zu erhalten vermag, völlig ver- Uebrigens ist das Kapitel über Religion entschieden eines der sind und denselben Erdteil bewohnen, mit den afrikanischen Ackerbau- bummelt". So hebt sich der Einfluß des Weibes und der mutter- schwächsten des Werks. Die Nachteile der abgesonderten Behandlung völfern zusammen behandelt werden, sondern für sich allein in einem rechtlichen Familie mehr und mehr, bis es dann nicht selten dahin kommen hier am schärfsten zum Ausdruck. Auf den Zusammenhang besonderen Kapitel, an das sich ein andres reiht, daß die Kulturstufe kommt, daß der Gatte nur als ein geduldetes' Anhängsel der Mutter- der Religionsvorstellungen mit der Lebensweise der Völker, mit der Hirtenvölfer Juner- Asiens ( Salmüden, Kirgisen) zur Anschauung familie erscheint; das Weib hat sein eignes Haus, führt seine eigue ihren gesellschaftlichen Einrichtungen und Sitten, wird nur bers bringt. Werden derart die Kulturverhältnisse der unter ähnlichen Wirtschaft, und der Mann tritt als eine Art Eßgenosse in diese einzelt hingewiesen; dagegen geht oft die Darstellung in rein Lebensbedingungen existierenden Völkergruppen zu einem Gesamtbild Häuslichkeit ein, zu der er den Ertrag seiner Jagdzüge beizu- religionsphilosophische Betrachtungen über. zusammengefaßt, läßt sich jedenfalls viel besser nachweisen, wie die steuern hat." Als Ganzes bleibt indes die Schurzsche Urgeschichte der Kultur" verschiedenen Züge des socialen Lebens einander gegenseitig bedingen Ein interessantes Kapitel ist auch das zweite über" Sociale ein vortreffliches Buch, zweifellos trok mancher Mängel das weitaus und ergänzen, wie eine Sitte immer mehr oder weniger ihre Ursache Schichtungen". Der Verfasser erörtert darin die Entstehung der beste Wert, das in deutscher Sprache über die Kulturanfänge bisher in einer andern findet. Notwendig gehen aber diese Kausal- I Häuptlingsgetvalt, wobei in origineller Weise der vielfach zwischen geschrieben worden ist.
H. C.