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Unser Korrespondent schreibt uns aus dem Wahlkreise:

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im Wahlkampfe Tag für Tag und Stunde für Stunde gegen den Brotwucher zu agitieren, und hinterher einem Vertreter dieses Brotwuchers zum Siege zu verhelfen. Die negative Art der Stimm­enthaltung ist in diesem Falle, wo die Wahlziffern so ungünstig liegen, ein positives 3uhilfetommen für die Agrarier. Es wäre ein leichtfertiges und nicht ernst zu nehmendes Spiel mit Worten, wollte man sich darauf berufen, daß Stimmenthaltung nicht gleich= bedeutend ist mit einem Eintreten für den Konser= vativen. Die liberalen Vertrauensmänner haben bereits gesprochen; aber sie haben leider nicht gesprochen, wie es e ch te freisinnige Männer thun sollten. Hoffen wir, daß in jenem Wahl­freise, auf den sich jetzt die Augen aller richten, noch echte frei­finnige Männer in genügender Bahl vorhanden sind, die den Vers treter der Agrarier vom Reichstage fernzuhalten wissen."

Das Resultat bestätigt, daß die Partei, die den größten Erfolg I ununterrichtet war. Auch die andern in den Vermögens­errungen hat, auch bei dieser Nachwahl die Socialdemokratie ausweis eingestellten Bosten sind maßlos übersetzt und die ist. Sie hat ihre Stimmen fast um 100 Prozent seit 1898 hohen Dividenden nur dadurch herausgerechnet worden, daß vermehrt. Und dies Ergebnis ist unter den denkbar schwierigsten alljährlich die Buchwerte um ganz außerordentlich große Summen Berhältnissen erreicht worden, in einem Wahlkreise, in dem wir erhöht wurden. Die Mittel zur Aufrechterhaltung des Unternehmens fast nur mit Flugblättern agitieren founten. Wir gingen mit und zur Wahrung des äußeren Scheins verschaffte sich Terlinden geringen Hoffnungen in den Wahlkampffte find beit weitem durch Wechselreiterei, Verpfändung von echten und unechten Aftien übertroffen worden. und durch eine umfangreiche Inanspruchnahme des Kredits bei Provinzbanken, die ihm um so glatter gelang, als die günstige Zur Würdigung des Resultates ist notwendig zu berücksichtigen, Lage" des Unternehmens den Banten   in die Augen stach. Unter In welcher Weise der Kampf geführt wurde. Alle Minen der Dema- anderm ist auch eine belgische Bank an dem Zusammen­gogie, der konfessionellen Hezze, der persönlichen Aurempelei und der bruch beteiligt. Ihr gegenüber ist Terlinden besonders raffiniert Er hat bei sanften" Ermahnung der Arbeitgeber an die Arbeiter, gutgemeinte verfahren. dieser Bank für 750 000 Mart Ratschläge zu befolgen: alles ließ man wirken im Interesse der gefälschte Attien hinterlegt und darauf 400 000 Frank Vorschuß guten Sache. Den Ultramontanen mußte der Herrgott als Zugstück erhalten. Zur Erleichterung seiner Wechselreiterei gründete er Zweig­Wir befürchten, der Memeler Freifinn wird nicht seine echt frei­herhalten, der Kandidat der Schwarzen stempelte die Wähler fogar firmen im In- und Auslande, auf die er dann Wechsel zog. Un finnige" Principienfestigkeit, sondern die von Theodor Barth   bes zu Willensvollstreckern des Himmels, denn mit Gottes Silfe glaubliche Mengen von Reitwechseln" wußte er unter Benutzung flagte politische Schwachnervigkeit und Schwachtöpfigkeit be­werde er vielleicht, so meinte er in seiner Kandidaten- dieser Firmen in Umlauf zu bringen. Als der Schwindel zusammenweisen. cede, in das parlamentarische Leben einziehen. Die blauen brach, war er rechtzeitig mit seinem Raube verschwunden. Jüdischer und germanischer Freifinn. Die schäbige Haltung Gottesstreiter reagierten und erklärten, die Wahl eines Centrismannes Dieser Terlinden ist nur ein Einzelner aus der Reihe jener der Richterschen Mannen bei der Memeler Wahl hat denselben sei gleichbedeutend mit der Preisgabe des Vaterlandes an die Großgründer, die auf dem Boden des rheinisch- westfälischen Industrie- wenigstens eine schmeichelhafte Anerkennung eingetragen. Der in cömische Hierarchie. So wurde von beiden Seiten, von den bezirks in den letzten Jahren wie Pilze emporgeschossen sind, die in Rassenwitterung besonders starte Reichsbote" hat nämlich entdeckt, patentierten Stützen des Christentums zu fanatischem Haß auf- furzer Zeit Millionen verdient haben und die sich nun von dem daß Dr. Barth durch seine Parole, den Brotwucherer nieder­zustimmen, der Repräsentant des specifisch jüdischen Freisinns fei, gereizt. Haß gegen die andren Konfessionen sollte die Wähler auf- Trümmerfeld des Kraches riefig bereichert zurückziehen. Von dem Krack Terlinden wird das rheinisch- westfälische In- während Engen   Richter durch die Ablehnung des Teufelspafts mit cütteln, aufgepeitscht zu blindem Fanatismus sollten sie, ihr eignes Interesse mißachtend, blindlings den pfäffischen Demagogen ins buftriegebiet schwer heimgesucht werden; zunächst die Provinz der Socialdemokratie" bewiesen habe, daß noch ein Rest gefunden Für oder wider Jesus  , so lautete der Kampfruf des banken, von denen ein Teil an Terlinden hohe Summen verliert. Teutschtums in ihm lebe und er von der Barthichen Wühlerei gegen die tonservative Staatsauffassung" nichts Ultramontanen u ch 3. Die ultramontane Ruhrorter Zeitung" gab U. a. ist auch das Bankhaus v. Beckerath- Heilmann in Krefeld   er wissen wolle. Das Lob des Reichsboten" ist bitter aber wohl­noch am Tage vor der Wahl ein charakteristisches Zeichen von der schüttert, doch soll die Firma von der Bergisch- Märkischen Bant über verdient.- Art der Heße. Das Blatt schrieb: Die Liberalen sind Todfeinde nommen werden. Selbst weit über das Industriegebiet hinaus zieht Der zweite polnische Geheimbundsprozeß findet nach den der katholischen Kirche und jeder positiven Religion. Der Liberalismus der Krach seine Streise. So soll die Magdeburger   Privatbant start Ferien in Thorn statt. Angeklagt find 60 junge Leute und zwar: ist die gottloseste Sekte, die je bestanden hat. Daran ändert auch gelitten haben. Auch die Aktien der Duisburg  - Ruhrorter Bank wurden 22 Gymnasiasten aus Kulm, 15 aus Straßburg   W.-Pr., 3 aus der Umstand nichts, daß ein nationalliberaler Professor( Abg. Paasche) an der Börse stark angeboten; die Aktien der Hannoverschen Bank Thorn und 2 aus einem kleinen Orte in Westpreußen  ; ferner sich fast die Zunge zerbricht, um das Gegenteil zu behaupten, die fielen ebenfalls. Ueberhaupt scheint es, als wolle sich infolge der, 8 Kleriker aus Pelplin  , einer aus Gnesen  , einer aus Breslau  , Liberalen find Todfeinde der Glaubens- und Gewissensfreiheit." durch solche wie die Terlindenschen Schwindelmanöver, erzeugten 4 Studenten aus Berlin  , Leipzig   und Greifswald   und schließlich So standen sich die Stüßen von Thron und Altar, von Ordnung und Angst der kleinen Kapitalbesizer das Gewitter zunächst über den vier praktischen Berufen angehörende junge Leute. Sie sind des Vergehens gegen den§ 128 des Strafgesetzbuchs, nach welchem die Sitte, die sonst, wenn es galt, Hunnenfultur zu verbreiten, im Namen schwächeren Provinzbanken entladen. Teilnahme an geheimen Verbindungen mit Gefängnis bis zu sechs Monaten bestraft wird, angeklagt. Die Auflageschrift, die 22 engbedruckte Seiten umfaßt, behauptet, daß ein ge= heimer Verband der Gymnasiasten besteht, der sich mit nationalpolnischen Angelegenheiten befaßt. Das ganze Verbrechen" der Angeklagten, für die übrigens der Schuß des§ 57 der Straf­bem 12. und 18. Lebensjahre) verlangt wird, scheint recht harmloser Natur zu sein, wird aber natürlich der hakatistischen Presse Anlaß geben, ihre verheßende Thätigkeit in üblicher Weise fortzusehen.

Garn rennen.

des Vaterlands und des Christentums gemeinsam den Kreuzzug" wider China   zu verteidigen, oder Arm in Arm gegen die vaterlandsloſe, Himmelstürmende Socialdemokratie zu Felde zu ziehen, jetzt als erbitterte Feinde gegenüber, die Vaterland und Himmel gegen ein­ander ausspielten. Die Socialdemokratie stand als unschuldsvolles Lämmlein auf der Flur, sie wurde von beiden Christenparteien mehr gelobt als angegriffen.

Natürlich ließen es sich die Herren im Hause" nicht nehmen, ihre Arbeiter vor Unbesonnenheiten zu warnen, ihnen mit gutem Stat unter Anleitung durch die Beamten hilfreich zur Seite zu stehen. Am Tage vor der Wahl erließ die Direktion der Rheinischen Stahlwerke folgenden Ukas:

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Wir stehen vor einer Neuwahl für den Rest der Legislatur­periode. In diesem Zeitraum wird die Erneuerung der Handels­verträge mit den fremden Staaten zur Entscheidung kommen. Von diesem Resultat wird es in der Hauptsache abhängen, wie unsere Industrie in den nächsten 10 Jahren beschäftigt sein wird. Nur wenn unsre Industrie in der Lage ist, bedeutende Auf­träge aus dem Ausland heranzuziehen, werden wir unsre Werke voll beschäftigen und Euch und Euren Familien ein ficheres Einkommen verschaffen können. Wir müssen deshalb alles daran sezen, den hiesigen Verhältnissen angemessene Handelsverträge im Reichstage durchzusetzen. Deshalb müssen wir auch einen Ab­geordneten in den Reichstag schicken, der die Verhältnisse unsres so hochindustriellen Wahlkreises durch und durch kennt und da können wir Euch als den tüchtigsten den Herrn Dr. Beumer aus Düsseldorf  , unfren bewährten Landtags- Abgeordneten, mit gutem Gewissen empfehlen.. " Folgt dem dringenden(!) Wunsche Eurer Direktion und habt Vertrauen zu unsrem Urteile darüber, was für unsre Industrie nötig ist. Arbeitgeber und Arbeiter müssen sich zusammen scharen, sie gehören zusammen; nur wenn gegenseitiges Vertrauen Herrscht, kann Ersprießliches erzielt werden. Beherzigt, daß im Jahre 1877 bis 1879 beim Freihandel auf unsrem Werk der durchschnittliche Verdienst des Arbeiters nur 2,70 m. pro Schicht betrug, während im Jahre 1900 durchschnittlich pro Schicht 4,01 M.( einschließlich des Lohnes der jugendlichen Arbeiter) gezahlt wurde. Wohin sollte es führen, wenn die früheren Bu­stände wieder einträten und Ihr Euch sagen müßtet: Wir haben gegen unser eignes Interesse gewählt, wir tragen die Mitschuld an diesen Zuständen! Laßt Euch von niemand überreden, gegen Gure Arbeitgeber zu stimmen, deren größte Sorge es ist, dafür zu wirken, daß die Schlote rauchen und Ihr alle hin­reichende und auskömmliche Beschäftigung habt. Wählt Herrn Dr. Beumer, einen Mann des Volts, einen unabhängigen Charakter, den wir hochschätzen und verehren."

Die unglaubliche Heze und der sanfte Druck der Arbeitgeber verfehlten natürlich ihre Wirkung nicht, trotzdem aber gewann die Socialdemokratie 100 Prozent Stimmen. Das Ergebnis ist folgendes:

1898

1901

Sociald. Nationall. Centr. Freis. Polen  7.804 19 904 21 071 863 14 320 25 762

20 072 1090 2717

Der Zuwachs der Nationalliberalen resultiert aus den anti­semitischen Stimmen, die 1898 die Zahl 3327 erreichten, diesmal aber sofort für den Nationalliberalen eintraten. Die Gesamtzahl der Stimmberechtigten ist um über 13 000, von 69 644 auf 82 992 ge­stiegen.

Die Socialdemokratie kann mit ihrem Erfolg zufrieden sein. In einzelnen Orten, wo die Arbeiter nicht so sehr unter Aufsicht der Werksbeamten standen, gewannen wir sogar 200 und mehr Prozent. Ein gewaltiger Protest gegen den Brotwucher!-

Der Krach Terlinden. In dem durchgebrannten Gerhard Terlinden zu Oberhausen   ist ein Schwindler verschwunden, der so recht eine Blüte der Prosperitäts­jahre ist. Der Aufschwung seines in eine Aktiengesellschaft um­gewandelten Betriebs hing zusammen mit der ganzen Gründerei der letzten Jahre. Diese Gesellen vom Schlage der Terlinden, die in das Getriebe der kapitalistischen   Gründerei hineinzublicken im stande waren, haben wohl gewußt, wie faul die ganze Prosperitäts­herrlichkeit war und deshalb von Anfang an das Princip verfolgt, die Dummen zu rupfen, damit sie ihr Schäfchen im Trockenen hätten, wenn die Zeit des Zusammenbruchs käme.

Seit Jahren hatte Terlinden es darauf angelegt, durch be= trügerische Handlungen Millionen beiseite zu schaffen, um zur rechten Zeit zu verschwinden. Der Schwindel gelang auch; die Ver­bindlichkeiten wuchsen schließlich auf 12 Millionen Mark an, denen jezt mur 6 Millionen Vermögenswerte gegenüber stehen. Sechs Millionen sind in den weiten Taschen des Betrügers verschwunden.

Seit Ende vorigen Jahres hatte Terlinden die Grundstücke und Gebäude in dem Abschlusse seiner Aktiengesellschaft ganz außer­ordentlich überwertet. Wie das möglich war, ohne daß es bemerkt wurde, darüber wird vielleicht der Aufsichtsrat Mitteilung machen, der hier wie bei allen Katastrophen der letzten Zeit, merkwürdig

Deutsches Reich  .

Ministerielle Reiseredner für den Zolltarif. Angesichts des unerhörten Wuchertarifs steigen nun die Minister selbst zum Volk herab und loben ihr Werk. Gelegentlich einer Dinerrede 3 Neuhäuser sagte der frischgebackene Handelsminister, der lange Möller: Man werde einsehen, daß die Landwirtschaft einen erheblichen Schutz nicht entbehren kann, und diejenigen, die sich mit diesem Gedanken nicht befreunden können, werden sich doch an den Gedanken gewöhnen müssen, daß die Schutzölle eine Erhöhung erfahren. Redner glaubt, daß jede Erhöhung der Getreidezölle mit dem Abschluß von Handelsverträgen in innigem Busammenhang steht, und bittet, in dieser Beziehung der Regierung volles Vertrauen zu schenken.

Nun, das Volk wird sich an den Gedanken nicht gewöhnen, sich noch mehr ausbeuten zu laffen. Aber vielleicht agitiert diefer ministerielle Werber für den Bund der Landwirte nicht nur durch Tischreden vor einem hohen Adel und hochverehrten Publikum, fondern kommt einmal in Arbeiterversammlungen und trägt denen feine Meinung vor.

Wahlbeeinflussungen in Memel Heydekrug. Man schreibt uns:

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11.

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Nach socialdemokratischer Hilfe sehnt sich inbrünstig die Germania  ". Das einzige, was sie über den Ausfall der Duisburger   Wahl zu sagen hat, ist folgender Seufzer:

Der Vorwärts", welcher im Geiste schon den Wahlkreis für die Socialdemokratie erobert sieht, schimpft auf die beiden, in die Stichwahl gekommenen Kandidaten, die beide Verfechter des Brotwuchers" seien, läßt aber nicht im geringsten er­tennen, auf weifen Seite fich die Socialdemo traten bei der Stichwahlschlagen werden.

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Die Germania" würde dem Vorwärts" die Wahl erleichtern, wenn sie ihren Kandidaten zu der Erklärung veranlaßte, daß er gegen jede 8ollerhöhung stimmen würde.

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Die

Germania" wagt aber die Behauptung des Vorwärts", daß auch der Centrumskandidat Brotwucherer sei, nicht mit einer Silbe zu bestreiten. Auch die" Post" meint übrigens:" Für die Be Bei der Wahl in Memel  - Heydekrug   hat es an zahlreichen Wahl- ratung der künftigen Handelsverträge dürfte es beeinflussungen nicht gefehlt. Verabfolgung von Schnaps und Bier, wohl ganz ohne alle praktische Bedeutung sein, Bedrohung von Arbeitern, Herausweisung von Personen aus dem ob Dr. Beumer oder Fuchs gewählt wird." Wahllokal, die der Wahlhandlung beiwohnen wollten, kamen wieder- Was aber die künftigen socialdemokratischen Wahlaussichten an­holt vor. Vor dem Wahllokal in Kolonie Bismarc hielt sich den langt, so teilt die Bois. 8tg." durchaus unsre Erwartungen. ganzen Tag über ein Forsibeamter auf, der auf die ankommenden Sie schreibt:" Sie( die Socialdemokratie) zählte vor drei Jahren Wähler, von denen er annahm, sie sich von ihm abhängig 7804 Stimmen, und jetzt hat sie es auf 14 320 Stimmen gebracht. fühlen, lange einredete und forderte, daß ihm der Stimmzettel ge- Noch ein kleines, und sie selber wird mit der Groß­zeigt werde; diesen nahm er dann den Leuten aus der Hand, um ihn, industrie um den Siegespreis ringen." wenn er auf Braun lautete, mit einem für Matschull zu vertauschen. In Battamischten wollte ein konservativer Agitator einem Arbeiter den Braunschen Zettel fortnehmen. Als er den Zettel nicht erhielt, erklärte er dem Arbeiter, derselbe dürfe dann nicht ins Wahllokal hinein. Der unerfahrene Mann ging nach Hause, ohne gewählt zu haben. Dringend der Aufklärung bedürfen Vorgänge in zwei andren Wahl­Totalen. In Drucken wollen sieben Leute beschwören, daß sie Braun gewählt haben; gezählt wurden abends nur zwei Stimmen für

Eid darauf ablegen, daß sie einen Bettel für Brann abgegeben Braun. Ebenso wollen in Schudereiten dreizehn Leute einen

In Memel   hat die Militärbehörde den Boykott über das Schüßenhaus verhängt, weil der Wirt den Saal für eine social­demokratische Versammlung hergegeben hatte.

wird von Hannover   gemeldet: Beraulaßt durch böswillig in Umlauf Die Furcht vor dem Pleitegeier greift überall um sich. So gefeßte Gerüchte fand heute ein Ansturm auf die Sparkasse der Hannoverschen Renten- und Kapitalversicherungs- Anstalten statt. Die Stasse zahlt jeden Betrag aus, ohne Kündigung zu verlangen. Die hannoversche Stadtfinanz stellte jeden Betrag zur Verfügung. Es wäre ja zu wünschen, daß der Alarm diesmal. wirklich ein blinder gewesen wäre. Was sich ein ,, Edelfter" herausnimmt. Die Wähler der haben; in der Wahlurne befanden sich bei der Auszählung nur fünf mitteilt, ihren bisherigen Vorsteher nicht wieder zu wählen, da die Gemeinde Wiblingwerde   beabsichtigten, wie der Gemeinnütige" Stimmzettel für Braun. Dem Wahlkommissar ist von den Be­hauptungen der Leute Mitteilung gemacht und an ihn das Ersuchen selbe nach allgemeiner Ansicht die ausgedehnten Gemeindejagden gerichtet, dafür Sorge zu tragen, daß ähnliches auf keinen Fall bei der einem Freiherrn v. Löbbecke auf Haus Nachrodt um Stichwahl geschehen könne. Beim Minister des Innern ist darüber mehrere tausend Mark zu billig berpachtete. Be Beschwerde geführt, daß von einer erheblichen Anzahl Wahivorstehern fagter Freiherr erfuhr davon und fandte an ein einflußreiches die Oeffentlichkeit bei der Wahl ausgeschlossen Gemeindeglied alsbald folgenden Drohbrief: " Sehr geehrter Herr Wilke! wurde. Gerade aus solchen Wahlbezirken kommen am meisten Beschwerden über Ungehörigkeiten. Ich möchte nicht von hier abreisen, ohne Ihnen dringend und warnend ans Herz zu legen, alles zu thun, um die Wieder­wahl des Vorstehers vom Hagen   zu sichern und ganz bes sonders selbst im Wahltermin nicht zu fehlen. Ich würde es als eine so ordinäre Undankbarkeit gegen den alten Vorsteher ansehen, wenn er nicht wieder gewählt würde, daß ich meine Hand von Wiblingwerde   zurückziehen würde. Dies bedeutet dann zunächſt: 1. den Fortfall des Zuschusses von 500 M. für den Waldbewirt­schaftungsverein; 2. den Fortfall des Invalidengeldes aus meiner Famlienstiftung, auch ca. 500 M.; 3. beantrage ich die Trennung der Wege- und Armenlasten( etiva 100 Broz. meiner Steuern): 4. bes antrage ich die Trennung der Geschäfte des Amtmanns von denen des Vor­stehers( etwa 1000 M. mehr Bureaukosten für die Gemeinde). Sie haben mit Grothe und Spelsberg die Sache in der Hand. Sie haben daher auch die ganze Verantwortung für die Folgen der Gemeinde gegen­über zu tragen. Daß ich Wort halte, davon glaube ich, sind Sie hinlänglich nach unserem langjährigen gemeinsamen Zusammen­wirken überzeugt. Ich würde Ihnen auch persönlich es so übel nehmen, wenn Sie für vom Hagen   nicht eintreten würden, daß ich dazu beitragen würde, daß Sie ganz ruhig in Ihrer Schmiede stehen könnten, indem ich eine Schmiede in Wiblingwerde   etabliere, und ich glaube annehmen zu dürfen, daß meine Freunde sich sämtlich dieser zuwenden würden. Mit bestem Gruße Ihr erg. F. v. Löbbecke". Ein echter Junter!

Wie zu erwarten war, haben die Freifinnigen für die Stichwahl am Sonnabend wirklich Wahlenthaltung proklamiert. Als Grund führen sie an, daß die liberale Partei, ganz abgesehen davon, daß sie die Endziele der Socialdemokratie, welche die Ver­nichtung der bestehenden Staats- und Gesellschaftsordnung bezwecken, unbedingt verwerfen muß, schon aus Selbftachtung für den social­demokratischen Kandidaten nicht eintreten könne, weil die social­demokratische Partei den Wahlkampf mit den verwerflichsten Mitteln geführt hat.

Um Ausreden sind die Freisinnigen noch nie verlegen gewesen, wenn es galt, sich vom mannhaften Eintreten für irgend eine Sache zu drücken. Auch wenn die Freisinnigen und ihr Kandidat gar nicht genannt worden wären, hätten sie nicht den Mut gehabt, offen für unsren Genossen Braun einzutreten.

Es heißt nun abwarten, wie viele freifinnige Wähler sich durch das jämmerliche Beispiel ihrer Führer am Stichwahltag nicht be­einflussen lassen.-

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Proteft gegen den Memeler Volksverrat der freisinnigen Parteileitung erhebt auch ein der freisinnigen Voltspartei" an­gehöriges Blatt, die Breslauer Zig.". Das Blatt erklärt

Die Wahl in Memel  - Heydekrug   besißt ein mehr als lokales Interesse. Die Parole: Gegen den Brotwucher! ist in Zu den sächsischen Landtagswahlen. ganz Deutschland   ausgegeben worden, und der Ausfall der die Erfreulicherweise marschiert diesmal Socialdemokratie Hauptwahl in Memel  - Heydekrug ist von diesem Gesichtspunkte aus Sachfens geschlossen in die Landtagswahlen. Diese Thatsache allein in ganz Deutschland   als ein bemerkenswerter und in seiner Stärke verleiht unsrer Agitation ein größeres Gewicht. Nicht ohne bange unerwarteter Protest der Bevölkerung gegen die agrarische Be- Neugier erwarten unire Gegner das Eingreifen speciell der Leipziger  gehrlichkeit ausgelegt worden.. Wir achten gewiß die be- Genossen. Am 23. Juli eröffneten diese nun die Campagne mit einer sonderen Interessen jeder Gegend und berücksichtigen gern die gut besuchten Parteiversammlung, in der Genosse Goldstein als lokalen Verhältnisse, die oft Feffeln anlegen und Referent die Schandthaten der Kartellparteien im Landtage Revue manchmal dazu treiben mögen, selbst ein Princip zu durchbrechen. passieren ließ. Die Mißwirtschaft der herrschenden Klassen, Ist aber dies schon an und für sich jedesmal ein zwei- die zu einer in schweren Finanzkalamität dem ebc= schneidiges Vorgehen, und führt jeder Principien dem wegen seiner blühenden Finanzen gepriesenen Sachsen  hat, bruch früher oder später unheil im Gefolge, so ist geführt wurde scharf gegeißelt. Besonders wurde er in einem Falle wie dem gegenwärtigen vollends unentschuld natürlich der Wahlrechtsraub geschildert, der in der Wahlbewegung bar. Diese Wahl geht in ihrer Bedeutung über die einer lokalen immer wieder die Hauptbedeutung hat. Angesichts der Beteiligung Wahl hinaus; ihre Bedeutung ist so groß, daß selbst die verder preußischen Genossen an den dortigen Landtagswahlen muß der bissensten Gegner der Vertreter der Memel  - Heydekruger Kampf gegen das Dreitlassen- Wahlsystem in Sachsen   von größerent Socialdemokratie die Augen zumachen und für den social Interesse sein. Und die Leipziger   Genossen werden nicht verfehlen, demokratischen Kandidaten stimmen müssen. Es geht nicht an, zu zeigen, daß sie auch diese Art des Kampfes mit Bravour führen.

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