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Mit Rücksicht auf den förperlichen und geistigen Zustand des Angeklagten habe das Gericht geglaubt, ihm subjektiv die Fahr­lässigkeit nicht anrechnen zu können.

Und einem Mann, den das Gericht unter einer solchen Begrün­dung freisprechen mußte, war das Leben von Hunderten Eisenbahn­reisenden in die hand gegeben!

Die Walderfee- Reden und das Wolffsche Depeschenbureau. Das offiziöje Depeschenbureau" erklärt in eigner Sache" gegen über den" Leipziger Neuesten Nachrichten", daß ihm von seinem Vertreter in Hannover folgende Erklärung zu

gegangen sei:

Bei der Aufnahme der Reden befand ich mich in einer so geringen Entfernung vom Redner, daß ein Ver= hören so gut wie ausgeschlossen ist. Das gilt namentlich für die Aufnahme der Erwiderung auf die Ansprache des Ober­präsidenten Grafen Stolberg- Wernigerode, und ganz besonders für die Worte, welche in der erwähnten Korrespondenz als ,, nie gesprochen" bezeichnet werden. Ich habe nichts nach Berlin übermittelt, was ich nicht auf Grund meines Stenogramms verbürgen fann."

Das Bureau fügt hinzu, daß der betreffende Vertreter ein sehr gewandter Stenograph und zuverlässiger Berichterstatter sei, so daß es feine Veranlassung habe, an der Richtigkeit seiner Mitteilung zu zweifeln. Es bliebe also das Phänomen zu erklären, wie es möglich war, daß den drei Steno­graphen der Hannoverschen Blätter so charakteristische Wendungen in so seltsamer Uebereinstimmung vollständig entgehen konnten. Sollte man diese Stenogramme erst einer Korrektur unterzogen haben? Vielleicht nimmt der ja sonst nicht wortfarge Graf

jener Zeit Commandeur der 21. Infanterie- Brigade, jedenfalls als der Verfasserschaft verdächtig, zur Disposition ge stellt."

Da Waldersee sich nun längst wieder in den Strahlen kaiser­licher Gnade sonnt und im vorigen Jahre mit der außerordentlichen Ehre der Weltmarschallschaft bedacht wurde, so haben sich, die Richtigkeit der Darstellung der Breslauer Zeitung" vorausgesetzt, die Zeiten sehr geändert.

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als ein Gebrandmarkter hier herumlaufen. Ich bin der Vers zweiflung nahe, ich will sterben. Lebt wohl, es ist so viel besser für mich. Die Schande ist mir wenigstens erspart. Es grüßt.. Euer unglücklicher Sohn Otto.

Grüßt noch mal.... und alle lieben Bekannten. Zur Ergänzung dieses Briefes sei noch folgendes mitgeteilt. Der Eine Verdoppelung der Kamerun Schuhtruppe, die jetzt junge Soldat hatte sich freiwillig zum Musikcorps gestellt, war 1000 Mann starf ist, fordert die" Post". Es liege das äußerst tüchtig in seinem Fache, spielte 4 Instrumente, dachte Militär­bringende Bedürfnis" vor, die Schuztruppe wenigstens( 1) Stapellmeister zu werden und erfreute sich des besten Wohlwollens seines Musikdirigenten. Die Versetzung in die Compagnie war für zu verdoppeln": Die Haltung des Reichstages gegenüber folonialen Bedürf- ihn der härteste Schlag, der ihn treffen konnte, zerstörte alle seine nissen kann allerdings niemand ermuntern, große Forderungen Hoffnungen. zu stellen, und doch werden wir jetzt die Unterlassungen früherer Es mag dahingestellt bleiben, ob der Regimentskommandeur Jahre nachträglich bezahlen müssen. Aehnliche Er- einen Musiker, der sich freiwillig als solcher gestellt hat, strafweise in die Graf Compagnie stecken darf. Jedenfalls bedentet schon die Bestrafung des Aus­fahrungen haben wir schon in Südwestafrika gemacht. Caprivi hatte dem Hauptmann v. François ausdrücklich verboten, bleibens über Zapfenstreich mit 10 Tagen strengem Arrest in die Kämpfe der Hottentotten mit den Herero einzugreifen. Die eine außerordentliche und selbst vom Gesichtspunkt heutiger Militär­Folge war, daß die Unruhen zunahmen und die Unbotmäßigkeit disciplin ungewöhnliche Härte. Die Versetzung in die Compagnie der Eingebornen sich auf weitere Stämme ausdehnte. Die aber ist völlig unverständlich, wenn man nicht annimmt, daß in dem Ausgaben für das Schuggebiet verzehnfachten sich dann Herrn Oberst ein Krosigk steckt. Ein hoher militärischer Gebieter scheint sich auch bei seinem Handeln sofort und stiegen in den nächsten Jahren wiederholt um das mehrfache. Seit 1894 sind, wie erinnerlich, Deutschland durch nicht flar zu machen, welche Folgen seine Härte zeitigen kann. Hi vor­internationale Verträge Landstriche bis zum Tschadsee zugesprochen liegenden Falle hat die Nachricht vom plöglichen Tod des hoffnungs­Dort ist von uns bisher absolut nichts zur Geltend- vollen Sohnes auch den alten Vater mit in den Tod gerissen. Der machung unsrer Herrschaft geschehen und je länger das Vorgehen Vater des Musikers, der Kapellmeister des hicfigen Schillertheaters war, dahin aufgeschoben wird, desto größer werden die Aus- wurde durch das entsegliche Ereignis so getroffen, daß ihn ein Schlag­So ist das furchtbarste Unglüd gaben, die man auf eine Reihe von Jahren hätte anfall ereilte, der tödlich endete. berteilen können. Dieser Aufgabe tann man nicht über eine Familie gekommen durch die unnötige und unerbittliche lange mehr ausweich e n." Härte eines Obersten, die dazu führt, auch eifrige Liebhaber des Militärwesens zum Haß gegen dieses System zu erziehen. schließlich noch die Art, wie er die Angehörigen des Verstorbenen Charakteristisch für den Herrn Oberst des 111. Regiments ist benachrichtigen ließ. Diese erhielten lediglich ein Telegramm des Juhalts: Sohn tot, Beerdigung Donnerstag, 111. Regiment. Erst der Bruder des Verstorbenen, der sofort nach Rastatt reiste, dem wirklichen Thatbestand. Kein Wort des erfuhr Bedauerns für die schwer geprüften Angehörigen fam in die Feder des militärischen Herrschers von Nastatt. Was will es auch be deuten, wenn ein einzelner Mensch, wenn das Glück einer Familie zerrieben wird in dieser riesigen Maschinerie des Militarismus?

worden.

Darin stimmen wir mit dem Blatt überein, daß wir früher oder später eine gehörige Beche für diese kostbare Kolonie werden Waldersee selbst Veranlassung, durch eine Erklärung seinerseits zur berappen müſſen. Wenn man sich erst einmal auf den Kolonial­Aufhellung der rätselhaften Angelegenheit beizutragen.- schwindel einläßt, wachsen die Kosten allmählich lawinenartig an.- Neue Schnellfeuergeschüße. Die National- 8tg." brachte vor einigen Tagen eine Notiz über eine wahrscheinlich nahe bevorstehende Ein Dennuziant. Von der Ferien Straffammer des Land­Neubewaffnung der deutschen Artillerie mit neuen Schnellfeuer- gerichts in Weimar wurde am 17. August das ehemalige Mitglied geschützen, in der sie aus diesen mit großer Bestimmtheit und Hart- des Deutschen Holzarbeiter- Verbandes, der Tischler Carl Schmidt, nädigkeit auftretenden Gerüchten der Schluß zog, daß die erst vor zu 6 Wochen Gefängnis verurteilt, und dem Verletzten, dem das Recht 4 Jahren erfolgte völlige Neubewaffnung der Artillerie ein Mi- Reichs- und Landtags- Abgeordneten Baudert, griff gewesen sei. Hierzu bemerkt der hann. Courier", daß der Urteilspublikation auf Kosten des Denunzianten zuerkannt. es Thatsache sei, daß man sich mit der Absicht einer solchen Der Angeklagte, Tischler Schmidt, hätte in einem Brief an die Reubewaffnung trage. Alle Militärstaaten trügen sich mit dieser Polizeibehörde in Apolda , den Abg. Baudert wegen Majestäts- Köllers Anfänge? Die erste Versammlungs- Auflösung Unrichtig sei nur die Behauptung, daß die deutsche beleidigung denunziert und in Bezug auf den Verkehr von männ feit der Ernennung des Herrn v. Köller zum reichsländischen Staats­Militärverwaltung mit ihren Versuchen Geschüßmodelle lichen und weiblichen Personen in dessen Gastwirtschaft An- sekretär ist letzten Sonnabend zu Mülhausen i. Els. erfolgt, wie bereits zum Abschluß gekommen sei und eine Wahl getroffen gaben gemacht, die geeignet waren, Baudert moralisch und ge- uns von dort berichtet wird. Das Versammlungsleben der ober­habe. Trotzdem die Neu- Armierung der Artillerie bevorstehe, sei die schäftlich schwer zu schädigen. Baudert hatte dieserhalb Straf- elsässischen Arbeiterstadt erfreute sich in lezter Zeit einer gewissen Reubewaffnung von 1897 gleichwohl keine Voreiligkeit gewesen, da antrag gestellt. Nach der durch monatelange Borunter Toleranz seitens der Hochwohllöblichen; jezt scheint der Ersatz

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das ältere deutsche Feldgeschütz den modernen Ansprüchen nicht mehr ſuchung und umfangreiche Beweisaufnahme erfolgten Klar- v. Buttlamers durch den Mann mit der starten Faust" aus Nord­entsprochen habe. Die Erfindungen und Verbesserungen auf dem Stellung betonte der Staatsanwalt, daß die vom Angeklagten fchleswig bereits ihre Schatten auf die Stellung der Behörden zur Gebiete der Mordtechnik drängen sich eben; das Geschütz, das vor aufgestellten Behauptungen nicht nur nicht erwiesen seien, sondern Arbeiterbewegung zu werfen. Die Versammlung, einberufen durch vier Jahren von allervollkommenster Konstruktion erschien, ist heute sich als absichtlich falsche und unwahre Angaben herausstellten, das Mülhauser Gewerkschaftsfartell zur Besprechung der Lage der veraltet. Thatsache ist also, daß die Ausrüstung der Artillerie mit die den Verletzten in seiner Eigenschaft als Reichs- und Landtags- Bauhandwerker und zur Beratung der Maßnahmen gegen die neuen Geschützen nicht mehr lange auf sich warten lassen wird, mit Abgeordneten, sowie in seinem Beruf als Gastwirt schwer Arbeitslosigkeit im nächsten Winter, wurde vom überwachenden Geschüßen, die möglicherweise schon vor Ablauf abermaliger zu schädigen geeignet waren; mit Rücksicht auf diese ehrlose Polizeikommissar aufgelöst, weil der Referent auf die wachsenden vier Jahre in die Rumpelkammer geworfen werden Handlung beantrage er ein Jahr Gefängnis und Aberkennung der Steuerlasten und die drohende Neubelastung durch den müssen- bürgerlichen Ehrenrechte auf die Dauer von zwei Jahren. Der Ge- neuen 3olltarif hinzuweisen sich erdreistet hatte.- richtshof erkannte mit Rücksicht darauf, daß der Angeklagte sich in­folge seines förperlichen Zustandes start schwerhörig der Trag­weite feiner Handlungsweise nicht voll und ganz bewußt gewesen und dem Abg. Baudert dadurch keinerlei Schaden zugefügt sei, wie bereits angeführt.

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Militarismus in Baden.

Berhökerung des Zolltarifs. Es wird der" D. T." mitge­teilt, daß es sich bei der Verhökerung des Zolltarifs nicht um den Entwurf gehandelt habe, wie er dem Bundesrat zugegangen ist, sondern um ein Exemplar des borläufig en Entwurfs, wie er von den Dezernenten zusammengestellt war und den preußischen Der Denunziant beliebt sich gewöhnlich als alter Genosse aus Ministerien zuging. Die Untersuchung soll bisher, was die be- Gotha" einzuführen, mögen deshalb seine Kollegen und unsre Ge­teiligten Beamten anlangt, tein Ergebnis gezeitigt haben.- nossen vor ihm gewarnt sein. Auch ein ,, Attentat". Ein Depeschen- Bureau meldet aus Kassel vom 19. August: In, der Nacht vom Sonnabend auf Sonn­tag, turz nach Rückkehr des Kaiserpaares von einem Ausflug nach Dörnberg, wurde gegen 10/2 Uhr auf den Posten vor dem Schloß Wilhelmshöhe aus dem Gebüsch ein Stein geschleudert, welcher das Schilderhaus traf. Nach vergeblichem Anruf feuerte der Posten in der Richtung des Steinwurfes, es wurde jedoch niemand getroffen. Der Angreifer war unauffindbar. Im Schlosse herrschte wegen dieses Vorkommnisses Aufregung. Anders Iautende Gerüchte sind übertrieben.

Vermutlich übertreibt auch das Depeschenbureau, das vor aufgebauschten Sensationsnachrichten warnt, selbst dadurch, das es behauptet, der Dummejungenstreich habe im Schlosse Aufregung hervorgerufen. Ausgeschlossen wäre es übrigens auch nicht, daß der Posten das Opfer einer Hallucination geworden ist und den kindischen Steinwurf nur geträumt hat.

Waldersee als Friedensapostel. Wie einem Blatt aus Paris gemeldet wird, hat Waldersee sich von einem französischen Journalisten interviewen lassen, der im Echo de Paris" dem Er- Weltmarschall allerlei Prophezeiungen in den Mund legt:

Der Graf äußerte sich nach dem Pariser Blatt überaus sym­phatisch über die französischen Truppen in China und sagte: ch glaube nicht mehr an die Möglichkeit eines Krieges zwischen Frankreich und Deutschland . Die Zeiten haben sich sehr geändert." Ferner erklärte der Marschall, er sei über­zeugt, daß die militärische Aktion in China ihre Früchte tragen werde, China sei gezwungen, sein Land dem europäischen Handel zu öffnen. Die Bogerbewegung werde gänzlich verschwinden. Walderfee rühmte die vollständige Eintracht, die zwischen den französischen und den deutschen Soldaten in China geherrscht habe. Der Kaiser, der ihn über sieben Punkte befragt habe, habe sich äußerst befriedigt gezeigt.

Wenn Waldersee so optimistisch über die künftigen Beziehungen zwischen Frankreich und Deutschland denkt, so wird er hoffentlich auch seinen Einfluß im Sinne einer militärischen Ab­rüstung geltend machen, zum mindesten sich aber allen Heeres­vermehrungs- Plänen widersezen! Wenn er ferner

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dem gänzlichen Verschwinden der Boyer bewegung überzeugt ist, wird er vor allen Dingen den Auf­enthalt der Besagungsbrigade in China abzukürzen, namentlich aber die Pläne zur Schaffung einer asiatischen Kolonial­Armee zu bekämpfen bemüht sein!

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Wie man in Ungnade fallen kann. Ueber die Ursachen der kaiserlichen Ungnade, die sich Waldersee während der neunziger Jahre vorübergehend zugezogen haben soll, erzählt die Bresl. 3tg.":

" Der ehemalige Instrukteur des Prinzen Wilhelm, wie Graf Waldersee es gewesen, ist dem jungen Kaiser gegenüber nach dessen Thronbesteigung offenbar allzu weise" aufgetreten. Bei einem Kriegsspiel, an dem der Kaiser teilnahm und bei dem sich Differenzen in Fragen der Taktik erhoben, äußerte Kaiser Wilhelm , die Debatte beendigend, kurz und bestimmt:" Ihre Aufgabe, mein lieber Graf, war weder richtig gestellt, noch richtig ge= löst!" Entscheidend aber war die Thatsache, daß Graf Walderfee bei den schlesischen Manövern im Jahre 1890 die Corpsführung des Kaisers glaubte einer scharfen Kritik unterziehen zu müssen, welche dadurch um so empfindlicher war, daß sie in Gegenwart des Kaisers von Oestreich und des Königs von Sachsen geübt wurde. Der Kaiser hatte damals, wie erinnerlich, ge­waltige Reiterattaden insceniert, denen einige

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70 Schwadronen gegeneinander ritten, und diese Attacke schien dem Grafen Waldersee als strategisch ber= fehlt. Die Schlesische Zeitung" veröffentliche unmittelbar nach jenen Manövern einen-a- gezeichneten Artikel, in dem sehr sachlich, aber nicht minder deutlich, der gleichen Meinung Ausdruck gegeben wurde. Dieser Artikel verstimmte an maßgebender Stelle so, daß eine Untersuchung nach dem Verfasser jenes Artikels eingeleitet wurde. Diese Untersuchung ergab zwar fein sicheres Resultat, aber kurz darauf wurde General von Boguslaw sti, der bekannte Militärschriftsteller, zu

kürzlich folgende Nachricht aus Rastatt : Der in Karlsruhe erscheinende Badische Landesbote" brachte

Ausland.

Des Profonfuls Rückkehr nach Südafrika . London , 14. August. letzten Sonnabend in Southampton ein, um nach Südafrika zurück­Still, unbegleitet und fast unbemerkt schiffte sich Lord Milner zukehren und die blutige Arbeit zu vollenden, die er im Verein mit Rhodes und Chamberlain begonnen hat.

Milners Laufbahn hat faum ihresgleichen in der englischen Geschichte, und bildet einen weiteren, beinahe unfehlbaren Beweis für den politischen Niedergang eines großen Reichs. Es wäre sonst Ein dem Musikcorps des hiesigen Infanterieregiments Nr. 111 unerklärlich, wie ein bescheidener deutscher Student, deffen ganzer angehöriger Gefreiter hat sich heute mittels seines Dienst- Ruf auf einem formalen, journalistischen Talent beruht, in einem gewehrs erschossen. Der Beweggrund zu dieser That Lande großer Administratoren, sich zur Statthalterschaft einer der soll darin zu suchen sein, daß der Musiker wegen Un- wichtigsten Kolonien aufschwingen konnte. Milners Laufbahn könnte pünktlichkeit mit zehn Tagen strengem Arrest und Zurück- einigermaßen an die Disraelis erinnern. Diese Parallele wäre in­versetzung in die Compagnie bezw. Linie bestraft wurde. Der des nur eine scheinbare. Disraeli war in England geboren und er­Vorfall hat allgemeine Erregung unter der hiesigen Bevölkerung 30gen und hatte sich nach langen politischen Mißerfolgen zu hervorgerufen, denn die angesezte Strafe wird als entschieden zu einem unvergleichlichen parlamentarischen Gladiator entwidelt. scharf für ein so geringes Vergehen angesehen.- Uebrigens herrscht Disraeli hatte von der Pike auf gedient. Nicht so Milner. auch sonst im hiesigen Infanterieregiment Nr. 111 eine Schneidig- Er ist in Deutschland geboren, wo er einen Teil seiner Jugendjahre keit, die schon mehrfach unangenehmes Aufsehen erregte. Die verbrachte, und begann seine Karriere als Hilfsredacteur der Pall hiesige Presse wagt es aber nicht, bei dem hier herrschenden Mili- Mall Gazette". An der Parallele ist nur folgendes richtig: Disraelis tarismus an militärischen Vorgängen Kritik zu üben. Bei dem in Aufstieg bezeichnete den Bankrott der konservati en Partei, Milners Demut ersterbenden Amtsverkündiger, dem Nastatter Tagbl.", ist Aufschwung bedeutet den Zusammenbruch des ganzen politischen das selbstverständlich, und die Rastatter 3tg." will es scheinbar mit den Lebens Englands. Freilich, wo die Staatsmänner entweder Hamlets Herren im bunten Rock auch nicht verderben. Sonst wäre viel- find wie Lord Rosebery oder Falstaffs wie Lord Salisbury und Chamber­leicht schon einmal ein Wörtchen über die bei der großen Hite lain, da ist Platz für fleißige und gehorsame deutsche Studenten. Der letzten Zeit unternommenen Gewaltmärsche der 111er ge- Milner wurde 1897 zum Statthalter( High Commissioner) Süd­schrieben worden. Ein Fall, der hier besonderes Aufsehen erregte, afritas ernannt. Groß und Klein war einig darüber, daß die Wahl der aber, obwohl er sich schon vor mehreren Monaten ereignete, eine außerordentlich glückliche sei. Der neue Prokonsul hat feine, bisher noch nicht veröffentlicht wurde, betrifft speciell die Person sogar berückende, französische Manieren, deutsche Arbeitskraft und des Regimentskommandeurs. Ein Arbeiter einer hiesigen Bau­firma hatte nämlich von seinem Prinzipal Auftrag erhalten, in der Stallung des Kommandeurs des 3. Bad. Inf.- Negts. Nr. 111, Herrn Oberst v. Seydewitz, verschiedene Reparaturen vorzunehmen, über deren Ausführung er von seinem Meister ausführliche Weisung erhalten hatte. Während nun der Arbeiter mit der Herstellung der Arbeiten beschäftigt war, kam der Herr Oberst selbst in den Stall, um sich die Sache anzusehen. Derselbe war aber mit der von dem Handwerker angeordneten Ausführung der Reparatur­arbeiten nicht einverstanden und verlangte, daß dieselbe nach seiner Anordnung ausgeführt werden. Als jedoch der Arbeiter zur Ant­wort gab:" Ich mache es so, wie mir mein Meister es auf­getragen," wurde der Herr Oberst sehr heftig, zog schließlich den Degen und drohte dem Arbeiter mit Erstechen, wenn er nicht so­fort mache, was er befehle". Was sich dann weiter noch zu getragen, ist nicht an die Deffentlichkeit gelangt.

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Der Oberst des 111. Regiments ist offenbar eine Mischung rosigt- Stietencron. Die Machtfülle, die ihm seine Stellung giebt, wird durch Härte zur Qual für seine Untergebenen und richtet entsetzliches Unheil an, wie es der Fall des Musikers zeigt, den Verzweiflung in den Tod trieb.

Wir sind in die Lage versetzt, über diesen Fall näheres mit zuteilen. Folgendes ist der Wortlaut des letzten Briefes, den der Soldat an seine Eltern in Berlin richtete: Rastatt , den 28. Juli 1901.

Liebe Eltern!

einen guten, flaren, englischen Stil. Diese Eigenschaften, sagte man, seien die Ausstrahlungen eines großen Charakters, tiefen Wissens und liberalen Denkens. Milner hatte in London tathedersocialistische Vorträge gehalten und war liberaler Durchfallskandidat in Harrow. Die Hoffnungen, die man auf ihn sezte, erwiesen sich bald als trügerische. Zwei Jahre seiner südafrikanischen Herrlichkeit genügten, jeden Holländer zum bitteren Feinde Englands zu machen und einen Krieg zu entfachen, wie ihn das englische Bolt seit 120 Jahren, seit dem amerikanischen Unabhängigkeitsfriege nicht mehr erlitten hat. als konstitutioneller Vertreter einer konstitutionellen Monarchie nach der Kapkolonie entsandt, um zwei gleichberechtigte Völker zu regieren und den Konflikt, der durch den Jameson- Raubzug im Jahr 1895 ungemein verschärft worden war, zu mildern, stellte er sich bald auf seiten der Loyalisten", d. H. der kommerziellen Interessen und dadurch gleichzeitig auf feiten der Johannesburger Sapitalistenklique. Als ihn am 5. März 1898 eine tapholländische Deputation ihrer Loyalität zur englischen Krone versicherte, da ant­wortete er: Ich bin natürlich mit dieser Versicherung zufrieden, aber ich wäre noch zufriedener, wenn ich daran glauben könnte." Das erinnert doch wahrhaftig an die vormärzlichen Tage in Preußen oder Destreich. Ein Jahr später ging er noch weiter. Ohne irgend einen stichhaltigen Beweis zu haben, beschuldigte er die Afrikanderpresse, daß sie Aufruhr predige und daß die Afrikander nur Werkzeuge skrupelloser Politiker wären. Und je mehr er sich die Afrikander entfremdete, desto enger schloß er sich den Loyalisten" an und betrachtete die Situation durch die Brille der loyalistischen Presse, die ganz in den Händen der Johannesburger war.

Noch schlimmer und verhängnisvoller waren seine Beziehungen zu Vor allen Dingen verzeiht mir, daß ich so lange nicht ge- der Regierung von Transvaal . Von Anfang war seine Politik schrieben habe. Wenn Ihr diese Zeilen liest, so glaube ich, daß darauf gerichtet, die Unabhängigkeit Transvaals zu vernichten. Ihr Euren Sohn verloren habt. Ich bin hier unglücklich und in diesem Punkte hat er sich viel mehr Rücksichtslosigkeiten geworden. Ich habe eine Dummheit begangen. Bin über Ur zu Schulden kommen lassen, als Chamberlain selbst. Er war papst­laub geblieben. Liebe Eltern, ich schwöre es Euch, aber ohne meine licher als der Papst. Die Wahlreform und die Beschwerden der Absicht. Meine Strafe lautete 10 Tage strengen Arrest und Outlander" waren für ihn nur ein Vorwand, seine imperialistischen Versetzung in die Compagnie. Man hat mir die Schwalben- Pläne durchzusetzen. Die Autorität für diese Behauptungen ist nester genommen. Papa, ich fann die Schande nicht ertragen; ich Milner selber. In seiner Abschiedsrede in Kapstadt ( 7. Mai 1901) habe doch keine Ahnung vom Compagniedienst. Meine fagte er mit brutaler Offenheit: Von Anfang an war es meine Carriere ist hin. Was soll ich noch thun. Ich halte es Absicht, ein für allemal mit dieser Frage aufzuräumen, und aus ein Land zu unter den Umständen in der Compagnie teine Stunde aus. Liebe Südafrika machen und unter es eine Eltern, ich will die Schande von unserm Namen nehmen. Ich Flagge bringen." ชน den Blaubüchern Blaubüchern wissen wir in war, Chamberlain inftruiert der ziehe den Tod der Schande vor. Ich will nun noch einmal heute, daß beim Regiment mein heil versuchen, wo nicht, so Bloemfontainer Konferenz mit Krüger die Sachlage in einem jage ich mir eine Kugel in den Schädel. Ich will lieber sterben, versöhnenden Tone zu besprechen. Milner beschränkte sich indes auf als mich von allen Seiten wie ein Verbrecher behandeln zu lassen. die Wahlreform, und als keine Einigung erzielt werden konnte, brach Liebe Eltern, ich bitte Euch, denkt nicht schlecht von mir; verzeiht er alle weiteren Verhandlungen ab. Er war so vollständig in den der Johannesburger, daß er mir diesen leichtsinnigen Fehler, aber ich will nicht eine Stunde Händen der Loyalisten und

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