Kampf, der fich in der Hauptsache darum dreht, dah den Arbeiterndas gesetzlich gewährleistete Koalitionsrecht nicht durch die Willkür einesvom Herrendiinkel beherrschten Unternehmertums verkümmert wird,Diesen Kampf zu unterstützen ist die unabweisbare Pflicht einesjeden Arbeiters, denn es gilt, das Recht, auf dem die gesamtegewerkschaftliche Thätigkeit beruht, vor der Vergewaltigung durchdas Unternehmertum zu schützen.A r b e i t e r I Die Ausständigen bedürfen der Unterstützung inmaterieller Hinsicht, darum versäumt nicht, Euer Scherflein zu denSammlungen beizutragen.Die ausständigen Tabakarbeiter in Nordhausen aber bedürfenEurer Unterstützung auch insofern, daß Ihr den Boykott beachtetund dafür sorgt, daß niemand Kautabak aus boykottierten Fabrikenkauft.Wenn jeder diese Weisungen streng durchführt, dann werdenEure kämpfenden Arbeitsbrüder siegen.Zum Streik der Bauanschläger. In der Versammlung, dieam Donnerstag bei Keller, Koppenstraße, tagte, berichtete die Lohn-kommission, daß bisher 84 Finnen die Forderungen unterschristlichanerkannt haben. L20 Anschläger konnten zu den neuen Bedingnngen die Arbeit wieder aufnehmen, während sich 330 noch imAusstande befinden. Die Firma Koch Nachfolger Scheller, Michaekkirchstraße 23, hat die Bewilligung nach einigen Tagen wiederzurückgezogen. Die Berliner Innung und der Verband derSchlossereien verharren auf ihrem hartnäckigen Standpunkt undhaben bis jetzt nichts gethan, um eine Einigung herbeizuführen. DieMitglieder dieser Vereinigungen befinden sich in einer üblen Lageund sie versuche» teilweise dadurch, daß sie formell einem Eisenhändler,der die Forderungen bewilligen soll, die Arbeit übertragen, ihrendringendsten Verpflichtungen nachzukommen. Ein Teil derJnnnngsmeister ist mit dem Vorgehen der Innungdurchaus nicht einverstanden und es wird behauptet, daßdie schroff ablehnenden Beschlüsse namentlich von solchen Unternehmern veranlaßt worden sind, die gar keine Anschläger beschäftigen und bei dem gegenwärtigen Ausstand nicht in Mitleidenschaff gezogen werden. Von der Charlottenburger Innung ist derLohnkommission ein Schreiben zugegangen, worin sie, weil von vorn-herein die Anerkennung des Tarifs gefordert wird, die Verhandlungenablehnt Sie behauptet, daß die nachträgliche Verhandlung, nachdem die Unterschrift des Tarifs gegeben, zwecklos wäre unddie Tarifberatungen mindestens 8 Tage beanspruchen. Die Innungverlangt nun, daß die Anschläger zunächst zu den alten Bedingungendie Arbeit wieder aufnehmen und erst wenn dies geschehen ist, indie Tarifberatung eingetreten wird.Die Versammlung beschloß mit großer Majorität, mit derCharlottenburger Innung nicht eher zu verhandeln, bis sie den aufgestellten Tarif anerkannt hat. Die bereits für CharlottenburgerJnnnngsmeister ausgegebenen Arbeitsberechtigungskarten sollenzurückgezogen und die betreffenden Anschläger veranlaßt werden, dieArbeit wieder einzustellen.Als Streikunterstützung werden nach fünftägiger Karenzzeit anVerheiratete 2,50 M., an Unverheiratete 2 M. pro Tag bezahlt.Deutsches Reich._ Zum Arbeitersekretär in Stuttgart ist Genoffe OttoN ä t h e r, seither erster Bevollmächtigter der Berliner Orts-Verwaltung deS deutschen Metallarbeiter-Verbandes, gewählt worden.Beim Gewerkschaftökartell für Berlin«ud Umgegendgingen vom S. bis 26. August für die streikenden GlaSarbciterfolgende Beiträge ein:Maurer, durch Gehl 300,—. Kürschner, durch Mollenhauer 100,—.Möbelpolierer, durch Schimke 200,—. Gewerkschaft der Buchdrucker, durchSchulze 25,—. Zwei Gewerkschaftsmitglieder im„Vorwärts" 5,—.Solz- und Brettcrträger, durch Hintze 100,—. Lederarbeiter, durchMüller, 1. Rate 25,—. Kistenmacher, durch Burwig 7b,—. Tischlerdurch Kunisch 50,-. Durch Ernst Paul, Töpfer, b,-. Metallarbeiter-Gewerkschaft durch Edelmann 100,—. Kistenmacher auf Listen durch WoOer75,—. Zimmerer durch Metzner 300,—. Kürschner der Firma M. undI. Görtner 22,50. Töpfer durch Hoffmann 75,—. Buchdrucker aufListen Nr. 3442, 3445, 3464, 3465 durch Arendfee LS, 10. Rohrerauf Listen Nr. 2596 2597, durch Wernau 11,20. Kleber aufListen Nr. 2562, 2564 durch Ueffeui 13,05. Bauarbeiter auf ListenNr. 2513, 2514, 251S, 2525. L530 durch Böttcher 27,50. Kellner ausList« Nr. 2588 durch Polier 3,85. Töpfer auf Liften Nr. 2598, 2600, durchNickel 13 80. Tischler bei Hülsenbeck, Kroll u. Co., Saal II und III, ListenNr. 3466, 3473 dnrch Jahne 13,40. Möbelpolterer bei Hülsenbeck,Kroll u. Co., Liste Nr. 3472: 5,95. Zinkgießer und Stürzcr, ListenNr. 2551, 2555, 2556, 2557 durch Klaar 37,75. Kürschner durchSchreitmüller auf Listen Nr. 3448, 3449, 3450, 3451, 3452: 48,90. Bäckerauf Listen Nr. 2582, 2584 durch Klammcck 5,60. Accordschinder SibiriensListe 3447: 23,65. Tischler auf Listen Nr. 3480, 3485: 12,50. Tischler beiBlmikenburg u. Schnabel Liste Nr. 3488: 5,15. Tischler bei Röhnisch u. Co.Liste Nr. 3487: 4,10.Arthur Piesker, Kassierer.Beim GewerkschastSkartell Rixdorf gingen für die aus-ständigen Glasarbeiter folgende Beiträge ein:1. Centralverband der Zimmerer(Filiale Rixdorf) 50,—. 2. Verbandder städtischen Arbeiter(Filiale Rixdorf) 30,—. 3. Centralverband derMaler usw.(FU. Rixdorf) 20,-. 4. Deutscher Holzarb.-Verb.(Fil. Rixdorf)II. Rate 200,—. Gesammelt in der Sitzung des Gewerkschaslskartells Rix-darf am 15. 8. 26,05. Gesammelt auf deui Bau Roll, Rixdorf, Weserstrahe,durch Töpfer Genosse Regenberg 3,55. Nochmals durch Rcgenbera 4,—.Gesammelt durch Genoffe Zimmerer Hecht 6,10. Liste Nr. 387 4,90.Nr. 416 1,95. Nr. 425 4,70. Nr. 427 2,60. Nr. 429 7,40. Nr. 430 3,60.Nr. 433 2,45. Nr. 434 2,35. Nr. 435 5,70. Nr. 439 9,75. Nr. 441 4,10.Weitere Beiträge nimmt A. N i e r i ch, Steinmetzstr. 144, Hof II,entgegen._Sociales.Die deutschen Gewerbegerichte im Jahre l8S8 und 1899.Der neueste Jahrgang des vom Direktor des Breslauer statistischenAmtes. Dr. N e e f e, herausgegebenen„Statistischen JahrbuchS deutscher Städte" bringt einige bemerkenswerte Mibteilungen über die Thätigkeit der deutschen Gewerbegerichte in denJahren 18S8 und 1899. Für das Jahr 1893 liegen abgeschlosseneAngaben von sämtlichen 54 deutschen Gewerbegerichten vor, währendfür 1399 die Angaben für Berlin bei Abschluß der Arbeiten nochnicht eingegangen waren. Anhängig waren 1398 mit Berlin 55 647,ohne Berlin 42921 Sachen, im Jahre 1899(ohne Berlin) 43711 Sachen,die Vermehrung betrug also ohne Berlin etwa 1,8 Proz. Ueber dieStellung der Kläger haben 51 Gewerbegerichte Angaben geliefert.Im Jahre 1898 waren demnach von insgesamt 42 146 Klagen 38 962,d. h. 92,4 Proz. von Arbeitern gegen Arbeitgeber erhoben, im Jahre1899 von 42 936 Klagen desgleichen 39 361(91,7 Proz.) von Arbeiterngegen Arbeitgeber. Dagegen klagten 1893 in 3032 Sachen Arbeitgebergegen Arbeiter, d. s. 7,2 Proz. der Gesamtzahl der Klagen, während1899 3421<8 Proz.) Klagen von Arbeitgebern gegen Arbeiter vorlagen.Arbeiter klagten gegen beim gleichen Arbeitgeber beschäftigteArbeiter 1893' i» 152(0,4 Proz.), 1899 in 154(0,3 Proz.) Fällen. Zurück-gezogen vor Eintritt in die mündliche Verhandlung wurden 18934,4 Proz., 1899 4,2 Proz. der Gesamtzahl der Klagen. Durch End-urteil erledigt wurden 1898 13,4 Proz., 1399 19,8 Proz., durch Ver-gleich 1893 27,5 Proz., 1899 20,9 Proz. aller Klagen, während derRest durch Anerkenntnis. Versäumnisurteil, Zurücknahme in der Ver-Handlung und in andrer Weise erledigt wurde. Was die Erledigungdurch Vergleich betrifft, so weisen die verschiedenen Gewerbegerichtesehr große Unterschiede in ihrer Praxis auf. Während Barmen' � 84,1 Proz. aller Klagen durch Ver-in Essen 1893 nur 14,1 Proz.Proz. aller Klagen durch VergleichHälfte aller anhängigen Klagenwurden 1893 von 16, 1899 von 13 Gewerbegerichten durch Vergleicherledigt. Einen Wert von höchstens 20 M. hatten 1898 48,4 Proz.,1899 47,8 Proz. aller Klagen, einen solchen von 20—100 M.43.8 Proz. bezw. 43.0 Proz., über 100 M. 4,3 Proz. bezw. 4,5 Proz.,während 3.5 Proz. beziv. 4,7 Proz. aller Klagen nickt eingeschätztwaren. Von den benifungsfähigen Klagen führten 8,6 Proz. bezw.6.8 Proz. zu Berufungen an das Landgericht. Die eignen, aus Ge-bühren und Strafgeldern fließenden Einnahmen der Gewerbe-aerichte deckten 1898 7,9 Proz., 1899 6,4 Proz. der gesamten Kostenderselben. Gutachten über gewerbliche Fragen wurden 1898 13,1899 10 abgegeben, als Einignugsamt funktionierten die Gewerbe-gerichte in 16 bez. 19 Fällen.Der Tapetenring, der seiner Zeit durch sein geradezu brutalesVorgehen gegen die Außenstehenden so viel von sich reden machte.droht in die Brüche zu gehen. Die„Aussperrung" der nicht zumRinge gehörenden Händler, d. h. die Weigerung, ihnen Waren zuverkaufen, hat nicht den gewünschten Erfolg gehabt, denn Warenbekamen sie für ihr gutes Geld doch inimer. Sie hingen das Plakat„Nicht zum Tapetenring gehörig" in ihr Schaufenster und machtendamit die beste Reklame. Das Publikum glaubte natürlich bei ihnenbilliger zu kaufen und so machten sie bei ihrer Aussperrung dasbeste Geschäft. Ein weit schlechteres Geschäft machten die Herrenvom Ringe. Die Fabrikanten verloren erstens einen großen Teilihrer Kunden und der Umsatz mit denen, die sie noch behielten,wurde immer kleiner, die Ringhändler aber verloren ihreKundschaft ebenfalls. I» dieser fatalen Situation hat derRing die sofortige Einberufung von Versammlungen anallen Hanptplätzen Deutschlands angeregt,„um die Maßnahmenzu besprechen, ivie der an die gesperrten Firmen verloren gegangeneUmsatz den Ringmitgliedern wieder zuzuweisen ist." Die Versammlungen sollen beschließen, daß fortab bei der Konkurrenz gegendie gesperrten Firmen den Vertragstreuen Händlern keine Brschränkung auferlegt werde. Eine kürzlich abgehaltene Versammlungder Tapetenhändler Rheinlands und Westfalens hat es abgelehnt,in dem gewünschten Sinne zu beschließen, weil solche Beschlüsse daöEnde der Organisation bedeuten würden. Die Ablehnung der Vorschlage wird' voraussichtlich zu einer allgemeinen Fahnenflucht unddamit auch zu dem„Ende der Organisation" führen.1398'80,5 Proz. und 1899gleich erledigte, wurdenund 1899 gar nur� 12,5erledigt. Mehr wie dieMkteravifches.Juraschck Dr. Fr., Universitätsprofessor, Otto Hübners geo-graphisch st ati st ische Tabellen aller Länder derErde. Jubiläumsausgabe(50.) für daS Jahr 1901. Mit einergraphischen Tabelle, die Volksznnahme im 19. Jahrhundert. 97 S.Qucroktav. Frankfurt a. M. Heinrich Keller.Wenige Veröffentlichungen können auf ein regelmäßiges Er-scheinen während eines halben Jahrhunderts zurücksehen und unterdiesen wenigen wird sich kann, mehr als eine finden, die eineprivate statistische Arbeit ist. Hübners geographische statistische Tabellenbilden da eine Ausnahme und es gebührt sich, von ihnen Kenntnis zunehmen. Was entrollt sich da vor unseren Sinnen, wenn wir er-wägen, welch ungeheure Veränderungen seit 50 Jahren der Statistikerzu registrieren hatte. � Schon wenn' wir nur dos äußerlichste derStatistik ins Auge fassen, die Veränderung in der Volkszahl, da sehenwir ein ungcheuerrasches Wachsen derselben, wir sehen einzelne Staaten,wie die Vereinigten Staaten von Nordamerika, deren Bevölkerungsich in jener Periode verdreifacht hat, aber wenn wir auch von dieserAusnahme absehen, so ist doch die Zunahme auch in anderenStaaten ganz gewaltig gewesen, so in Nußland, von noch nicht 70auf über 106 Millionen, in Deutschland von ca. 36 auf 56 Millionen,in Oestreich-Ungarn von nicht viel über 30 auf 47 Millionen,während Frankreich nur von ca. 35 auf 38�/, Millionen gestiegenist. Diese Zahlen allein zeigen schon die gewaltige lim-wälzung innerhalb dieses halben Jahrhunderts in allen statistischaßbaren Erscheinungen. Welch gelvaltige Aenderung hat der Handelmit sich gebracht, welches Anschwellen der Einfuhr- und Ausfuhr-zahlen in diesen 50 Jahren festgestellt. Aber auch wie ungeheuerist die statisfische Littcratur gewachsen, wie schwierig muß es demHerausgeber sein, aus der Ueberfüllc von Werken die Haupidaten herauszuziehe», um seine Tabellen zu fertigen; führtdoch selbst nicht weniger als 192 Quellenwcrke' auf, dieer neben andren weniger wichtigen zum letzten Jahrgangebenutzt hat. Werden doch auch die wichtigsten geographifchen undstatistischen Verhältnisse von 63 Staatswesen dargestellt, wobei zubeachten ist, daß Großbritannien mit seinen sämtlichen Kolonien, daßSchweden und Norwegen, Oestreich-Ungarn, die Vereinigten Staatenvon Amerika mit ihren sieben abhängigen Gebieten, daS DeutscheReich mit seinen Einzelstaaten je nur als ein Staatswesen dabeigezählt werden. Nur durch die größte Raumausui'itzung ohne aber>ie Lesbarkeit des Druckes darunter leiden zu lassen, ist cS möglich gelvesen, so viele Daten zusammen zu stellen. DaS Buchenthält aber mehr als lediglich geographisch-statistische Daten; nebenAngaben über die Bevölkerung. Volksdichtigkeit, Auswanderung,Nationalitäten, Konfessionen, Staatseinnahmen, StaatsauSgaben,Schulden, Papiergeld, Banknoten, Ein- und Ausfuhrhandel findenich auch Angaben über den Namen und die RegierungSfonn derLänder, über Namen, Geburtsjahr, und Regierungsantrittdes Staats- Oberhauptes und der Name des' Thronfolgers,die Stärke der Armeen auf Kriegs- und Friedensfuß, der Kriegs- undHandelsflotten; dann finden wir in der zweiten Abteilung neben derStatistik des Post-, Eisenbahn-, Telegraphen- und Telc'phonwesenSein Verzeichnis der Haupterzeugnisse, die ausgeführt werden, derHauptstädte und wichtigsten Orte mit Eimvohnerzahl, der Wert derLandesmünzen, der Maße und Gewichte, daneben dann noch statistischeVergleiche in reichlicher Art und in einer Reihe spccicller Uebersichtenfür die ganze Welt usw. usw.Vergleicht man die ersten Ausgaben dieser Tabellen, seitdem siein Buchform erschienen sind, miteinander, so merkt man auch, wiesie an Format und Umfang immer mehr und mehr gewachsen sind,leider ist auch der Preis von, wie uns dünkt, ursprünglich 50 Pf.auf 1,50 M. gestiegen. Es wäre schade, wenn bei der vielen Be-lehrung. die diesem Büchlein entnommen werden kann, der gesteigertePreis die Entwicklung der Verbreitung gehemmt haben sollte.ack. br.Segitz, Martin, Arbeitersekretär: Zur fünften General-Versammlung, Vortrag über den dritten Punkt der Tages-ordnung: Agitation. Zur Orientierung unsrer Verbands-Mitglieder. Stuttgart. Verlag des Deutschen Metallarbeiter-Verbandes.Reben dem umfangreichen, 296 Seiten starken Protokoll der fünftenGeneralversammlung des Deutschen Metallarbeiter-VerbandeS ist aufGrund eines einstimmig gefaßten Beschlusses die Rede des Genossen Segitzin einer kleinen 40 Selten starken Broschüre zur Massenverbreitungbesonders herausgegeben worden. Diese Broschüre erleichtert da«Verständnis der neuen Organisation, die sich der deutsche Metall-arbeiter-Verband auf seiner Nürnberger Generalversammlung gegebenhat; aber auch für weitere Kreise der Arbeiter sind die ersten16 Seiten der Broschüre von außerordentlich großer Bedeutung.durch die Klarheit. womit der Begriff der Neutralitätinnerhalb der Gewerkschaften erörtert wird, durch die Be-trachtungen über den für die Gewerkschaften geringenWert der Aufhebung des VerbinbungsverbotS für politischeVereine. Sehr lehrreich werden auch für viele die Bemerkungenüber die christliche» Gewerkschaften sein, wie die Kritik unsrer gewerk-schaftlichen Agitationsmethoden und wie die Vorschläge, die b'edauer-liche Fluktuation in unsren Gewerkschaften nach ihren Ursachen durcheine Statistik festzustellen. Das sind alles Dinge, die nicht nur fürdie hunderttausend Mitglieder des deutschen Metallarbeiter-Verbandes von sehr großer Bedeutung sind, sie sind ebenso denOrganisationen jeden Berufes zur Erwägung zu empfehlen.Wir sind überzeugt, daß kein GewerkschaftSredacteur, der dieSeiten 5—16 der Segitzsche» Schrift gelesen hat, eS unterlassen dürfte, deren Inhalt seinen Mitgliedern wörtlich oder imAuszuge zur Keuntnis zu bringen.Die von Poersch unlängst wieder einmal in dem Organ deSFrhr. v. Berlepsch zur Diskussion gestellte innere Frage in unsrerOrganisation erörtert auch Segitz. Auch diese Stellen sind für allediejenigen lesenswert, die noch nicht genau wiffen, wie und wo mantaktvoll Fragen jener Art zu erörtern hat. ack. dr.Socinlo LUifzksMcge.Nichterfüllung der Voraussetzungen des ArbcitSberhält-niffes. Der Holzbildhauer K. verlangte durch Klage beimGe Werbegericht von dem Bildhauermeister Weber eine Lohn-entschädigung wegen unberechtigter Entlassung. Der Beklagte machtedagegen geltend, es hätte sich in den vier Stunden, die der Klägerbei' ihm gearbeitet habe, herausgestellt, daß er die übernommene Arbeitnicht sachgemäß zu machen verstehe. Sie sei unbrauchbar gewesen.Zwei Zeugen, Kollegen des Klägers, sagten aus, daß der Klägerunter keinen Umständen die Arbeit so hätte ausführen dürfen, wie ereS gethan habe. Die Kammer IV unter dem Vorsitz des Gewerbe-rich'tcrs Dr. Meier wies den Kläger mit seinem Entschädigungs-anspruch ab. Begründend wurde ausgeführt: Der Kläger habe nachder Ueberzeugung der sachverständigen Beisitzer die Voraussetzungendes Arbeitsvertrages, die man an einen Holzbildhauer stellen müsse.nicht erfüllt. Aus diesem Grunde sei der Beklagte an die Kündigungs-frist nicht gebunden gewesen.Durch beharrliche ArbeitSverwrigerung sollte der MaschinistLange einen Grund zur sofortigen Entlassung gegeben haben. L. ver-klagte seinen ehemaligen Arbeitgeber Kühn, den Inhaber desKaiser Wilhelm-BadeS, beim Ge Werbegericht undbeanspruchte eine Lohnentschädigung von 46 M._ Der Beklagtemachte dagegen geltend, daß er berechtigt gewesen sei, L. plötzlich zuentlassen, weil dieser sich geweigert habe, einen Hahn zu öffnen unddas Wasser auS einem zum russisch-römischen Bade gehörenden Bassinabzulassen. Den Auftrag dazu hatte die Kassiererin dem Maschinistenerteilt. Der Kläger bestritt, zn der ihm angesonnenen Leistung ver-pflichtet geivesen zu sein. Auf Verlangen des Beklagten ivurde derVorgänger des Klägers, der Maschinenmeister Kröbdl, hierüber ver-nomnien. Dieser bekundete: Er habe allerdings immer nachgesehen, obdie Schleusen an dem fraglichen Bassin in Ordnung seien. Er habe sichdarum aber nur gekümmert, weil bei Unregelmäßigkeiten stetsder Maschinist zuerst verantlvortlich gemacht werde. Für seine ver«tragsmäßige Pflicht habe er es nicht gehalten. Häufig hätten dieHausdiener die Schleusen bedient, ohne daß man ihn vorher unter-richtete.— Die Kammer VI unter dem Vorsitz deS GelverberichtersDr. Krause verurteilte den Beklagten zu der verlangtenLohnentschädigung und Dr. Krause führte begründend aus:Auf Grund der Zeugenaussage habe hier eine beharrliche Ver-Weigerung der Arbeitspflichten des Klägers verneint werden müssen,weil eine Pflicht des Klägers zur Bedienung der Schleusen nicht an-erkannt werden könne. Eine beharrliche Weigerung, die hier alsGrund zur Entlassung allein in Frage komme, liege aber auch sonstnicht vor; denn der' Beklagte habe den Kläger»ach jener ein-m a l i g e n Weigerung nicht nochmal aufgefordert, dem Auftragenachzukoinmen, und eine einmalige Weigerung sei eben keine b e-h a r r l i ch e im Sinne des Gesetzes.Uehke Nachvichkett und Depeschen.Wirkung der deutschen Zollpolitik.Hanau» 31. August.(B. H.) Man schreibt der„Hanauer Ztg."von zuverlässiger Seite, die ö st reichische Regierung habein ihrem neuen, als vertraulich zur Verausgabung gelangten Zoll-tarif den Zoll der deutschen Goldbijouterie von 3 Guldenpro Kilo auf 35 Gulden erhöht. Das Blatt bemerkt hierzu:Es ist dies gleichbedeutend mit einem Ruin der nach Oestreichexportierenden deutschen Firmen der Bijouterie-Branche.Zwanzig Personen umS Leben gekommen.New Bork, 31. August.(W. T. B.) Eine Depesche aus Kalispcl(Montana) meldet: Bei der Station Nyack im Gebirge riß gestern einGüterzug entzwei, 28 Wagen mit Kies beladen rollten infolge dessenden Berg hinab und fuhren von hinten in einen Personenzughinein. Ein Solonwagen, in welchem sich der Gehilfe des Super-intendenten der„Great Northern Railway" Doive befand, sowie einmit Arbeitern besetzter Wagen wurden zertrümmert undverbrannten. Dowe, sein Sohn, sowie 18 Arbeiterkäme» umS Leben._Köln, 31. August. Die„Köln. Ztg." erhält Kenntnis von einemEntwurf, der 1898 in Sofia von acht arnautijchen Führern und achtmacedonisch-bulgarischen Häuptlingen unterzeichnet wurde und derdie bisher nicht veröffentlichte politische Grundlage der Bestrebungender macedonisch-bulgarischen Vereine bildet. Ferner handelt essich um die Austeilung der westlichen europäischen Provinze»der Türkei in zwei große autonome Provinzen: Albanienund Macedonien. Die Generalgouvcrneure beider Provinzen sollenvom Sultan mit Zustimmung der Mächte auf je fünf Jahre ernanntwerden und die einzelnen Verwaltnngszweige so eingerichtet werden,ivie sie früher in Osttumelien bestanden. Der türkische Botschafterunterrichtete den Sultan von diesem Programm, der alsbald zweiAdjutanten nach Albanien entsandte.Offenbach, 31. August.(B. H.) In der photochcmischen Fabrikvon Krebs an der Sprendlinger Landstraße fand heute vor-mittag 3V2 Uhr eine Explosion von Chemikalien statt, wodurchdaS Laboratorium zerstört wurde. Der Brand, der sich auf dieNebengebäude ausdehnte, konnte nach einer Stunde angestrengterArbeit durch die Feuerwehr gelöscht werden. Eine große AnzahlPersonen wurden leicht verletzt, während ein vier Monate altesKind einer Arbeiterin lebensgefährlich verwundet Ivurde. DerMaterialschaden ist sehr bedeutend.Koblenz, 31. August.(W. T. 93.) Wie die Regierung bekanntgiebt, sind bei dem Brande des Regierungsgebäudes am 16. Augustsämtliche HinterlegungS-Akten ein Raub derFlammen geworden.Frankfurt a. M., 31. August.(B. H.) Aus München wirdgemeldet: Ein hiesiger Großkaufmann, Eigentümer eines Posa-mentier- Enffrosgeschäfts. wurde gestern verhaftet, weil er einemhiesigen Privatmann 30 000 M. durch falsche Angaben entlockthaben soll.Frankfurt a. M.» 31. August.<B. H.) Aus Luzern wird der„Franks. Ztg." telegraphiert: Eine von socialistischer Seite dem großenStadtrat eingereichte Interpellation wegen des ohne Ausweis-papiere hier sich aufhaltenden ehemaligen Polizei-AgentenNormann- Schumann hatten keinen Erfolg. Ein Antrag, keineAufenthaltsbewilligung bei der Regierung zu befürworten,' wurdemit 15 gegen 12 Stimmen abgelehnt.Frankfurt a. M., 31. August.<B. H.) Die„Franks. Zeitung"meldet aus Genf: Der Direktor der Genfer Museen I a q u e sM a h o r, der eine sehr angesehene Stellung einnahm, wurdewegen Unterschlagung von 150 000 Frank verhaftet.Leipzig, 31.' August.<W. T. B.) Heute nachmittag wurde aufdem Uebergang der Magdeburger Eisenbahn in Gohlis das Fuhr«werk des Milchhändlers Mischke.j auf welchem fich 5 Personen be-fanden, von zwei Lokomotiven erfaßt und zertrümmert.Alle fünf Insassen wurden verletzt, zum Teil schwer. Die EhefraudeS Milchhändlers starb bei der Ueberführung nach dem Kranken-Hause. Der Bahnwärter, welcher gerade im Begriff gewesen war,die Schranke zu schließen, hatte den Führer deS Fuhrwerks vergeblich gewarnt.Wien, 31. August.(B.H.) Der bekannte Altertumsforscher,Hofrat Karl L i n d ist hier im Alter von 67 Jahren g e st o r b e n.Budapest, 31. August.(W. T. B.) Das„Ungarische Telegraphen-Korrespondenz-Bureau" teilt bezüglich seiner neulichen Meldung vonder Verhaftung eines angeblichen Anarchisten inDebreczin jetzt mit, daß der Verhaftete ein Land st reicherist, dessen Angaben keinerlei Bedeutung beizulegen sei.Madrid, 31. August.(B. H.) Die vor einigen Tagen von derhiesigen Presse verbreitete Meldung betreffend den EintrittSpaniens in den Zweibund war verfrüht, ist jedoch, wie esheißt, nicht unbegründet. Dem Blatt„Heraldo" zufolge wird einAlliancevertrag, welcher den Eintritt Spaniens in den Zweibnndbetrifft, erwogen. Zu diesem Zwecke soll eine russische Missionwährend des Zarenbesuchs in Frankreich in Madrid eintreffen.Beramworilicher Redacteur: Carl Leid in Berlin. Für den Inseratenteil veranlwortlich: Th. Glocke in Berlin. Druck und Berlag von Max Babing in Berlin. Hierzu 3 Beilagen u. ttuterhattungsblati.