Nr. 207.
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F86
Vorwärts
Berliner Volksblatt.
18. Jahrg.
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Telegramm Adresse: Socialdemokrat Berlin"
Redaktion: SW. 19, Beuth- Straße 2. Fernsprecher: Amt I, Mr. 1508.
Die Entfühnung.
Donnerstag, den 5. September 1901.
Expedition: SW. 19, Beuth- Straße 3. Fernsprecher: Amt I, Nr. 5121.
des Prinzen Heinrich sprechen. Andre, ernsthaftere offizielle chinesische so besitzen doch andre Khaki- Organe nicht loyale Ueberwindung Attenstücke stellen über die Pachtung Kiautschous und die Entsendung genug, es ihnen in dieser Verlegenheitstaktit gleichzuthun. So lesent wir denn in der„ Voss. 8tg.": des Prinzen Heinrich ganz andre Betrachtungen an.
Die feierliche Entfühnung" Chinas hat am Mittwochmittag um die zwölfte Stunde im Neuen Balais in Potsdam stattgefunden. ist jedenfalls das beste an der ganzen Ceremonie . Daß es ohne Daß China durch dies Sühneschreiben nun endgültig entfühnt ist, Im Muschelsaale empfing der Kaiser, den Marschallstab in der Hand, den Sühneprinzen. Prinz Tschun verlas das auf gelber Seide Rotan und ohne Unterzeichnung des Friedensgeschriebene und ebenso eingebundene Schreiben des Kaisers Kvangji protokolls gegangen ist, beweist in erfreulicher, wenn auch und hielt alsdann eine Ansprache, auf die der Kaiser antwortete. Ale nach dem Voraufgegangenen einigermaßen überraschender Weise, der Prinz aus dem Palais heraustrat, präsentierte die Ehren- daß man des Chinarummels auch in den allerhöchsten" Kreisen Compagnie und die Musit intonierte den Präsentiermarsch. Der endlich gründlich satt geworden ist.... Brinz, vom Generalmajor v. Höpfner begleitet, schritt die Front der beiden Truppenabteilungen ab, indem er nach chinesischer Art mit gefalteten Händen salutierte. Vom Kotau war bei der ganzen Ceremonie dem neuesten Abkommen gemäß keine Rede.
Der„ Reichs- Anzeiger" hat mit ganz ungewohnter Gile bereits den Wortlaut des chinesischen Aktenstückes sowohl wie auch der beiden Reden veröffentlicht. Eine Präzision, die mit dem vollständigen Sichausschweigen über die Baseler Burleske auffallend kontrastiert. Man hat offenbar das Bedürfnis gefühlt, zur Abschwächung der erlittenen Blamage zu guterlegt wenigstens noch einen vermeintlichen Trumpf auszuspielen.
Das von dem Prinzen Tschun übergebene Handschreiben des Kaisers von China lautet in deutscher Uebertragung wie folgt:
" Der Groß- Kaiser des Tatsing- Reiches entbietet Seiner Majestät dem großen deutschen Kaiser Gruß.
Seitdem unsre Reiche gegenseitig durch ständige Gesandt schaften vertreten sind, haben wir ununterbrochen in den freundschaftlichsten Beziehungen zu einander gestanden.
Die Beziehungen wurden noch inniger, als Seinte königliche Hoheit Prinz Heinrich von Preußen nach Peking kam und wir Hierbei den Vorzug hatten, Seine königliche Hoheit häufiger empfangen und mit ihm in vertrauter Weise verkehren zu können. Leider drangen inzwischen, im fünften Monat des vergangenen Jahres, die Boyer in Peking ein; aufständische Soldaten schlossen sich ihnen an, und es kam dahin, daß Eurer Majestät Gesandter, Freiherr v. Ketteler, ermordet wurde, ein Mann, der, so lange er seinen Bosten in Beking bekleidete, die Interessen unsrer Länder auf das wärmste wahrnahm und dem wir unsre besondre Anerkennung zollen mußten.
Wir bedauern auf das tiefste, daß Freiherr v. Ketteler ein so schreckliches Ende gefunden hat, umſomehr, als uns das Gefühl der Verantwortung schmerzt, nicht in der Lage gewesen zu sein, rechtzeitig schüßende Maßregeln zu treffen.
dem Baseler Intermezzo ebenfalls eine Rolle spielte, hatte folgenden Die Rede des Prinzen Tschun, deren Fassung bekanntlich bei
Wortlaut:
" Im Auftrage des großen Kaisers, meines allergnädigsten Herrn und Gebieters, habe ich die Ehre, allerhöchstdessen Schreiben in Eurer Majestät kaiserliche Hände zu übergeben.
Nach den im vergangenen Jahre in China eingetretenen aufständischen Bewegungen fühlte der kaiserliche Hof aus eignem Antriebe nicht weniger als auf Verlangen der Mächte die Verpflichtung, durch eine besondere Mission nach Deutschland Eurer Majestät sein aufrichtiges Bedauern über diese Vorkommnisse, insbesondere über den Vorfall, welchem Eurer Majestät ausgezeichneter Gesandter Freiherr v. Ketteler zum Opfer gefallen ist, auszudrücken. Um die Aufrichtigkeit dieses Bedauerns über allen Zweifel zu erheben, bestimmte Se. Majestät der Kaiser seinen allernächsten Blutsverwandten für diese Mission.
Ich bin in der Lage, Eurer Majestät zu versichern, daß der Kaiser, mein allergnädigster Herr, diesen Birren, welche großes Unglück über China gebracht haben und für Deutschland Verluste und Sorgen, im vollsten Sinne des Wortes fern gestanden hat. Dennoch hat nach dem seit Jahrtausenden ve stehenden Gebrauche der Kaiser von China die Schuld dafür auf seine eigne geheiligte Berjon genommen.
Ich habe daher den Auftrag, die imigsten Gefühle des Kaisers, meines erhabenen Herrn, für Eure Majestät bei Ueberreichung dieses Schreibens zum Ausdruck zu bringen. Auch bei Ihrer Majestät der Kaiserin und der ganzen kaiserlichen Familie bin ich beauftragt, Dolmetsch dieser Gefühle des großen Kaisers von China zu sein und den Wunsch auszudrücken, daß Eurer Majestät Haus blühe und Gesundheit, Glück und Segen im vollsten Maße genieße.
Seine Majestät der Kaiser von China hofft, daß die Ereignisse des vergangenen Jahres nur eine vorübergehende Trübung ge= wesen sind und daß, nachdem das Gewölk nunmehr der Klarheit des Friedens gewichen, die Völker Deutschlands und Chinas sich gegenseitig immer besser verstehen und schätzen lernen mögen. Dies ist auch mein aufrichtigster Wunsch."
Aus dem Gefühl unsrer schweren Verantwortlichkeit heraus Diese Ansprache beweist, daß auch die von Berlin aus ver haben wir befohlen, ein Denkmal an der Stelle des Mordes zu langte Textverschärfung unter den Tisch gefallen errichten als ein Warnzeichen, daß Verbrechen nicht ungefühnt ist. Sie wiederholt zwar den Ausdruck des Bedauerns über den bleiben dürfen. Gesandtenmord, aber nach der Bitte um Verzeihung sucht man vergebens. Auf das kaiserliche Sühneschreiben, das bereits in China auf die gelbe Seide gemalt worden war, hat der Baseler Konflikt natürlich keine Rückwirkung ausüben können.
Weiterhin haben wir den kaiserlichen Brinzen Tschun Thaifong an der Spige einer Sondergesandtschaft nach Deutschland entfandt mit diesem unserm Handschreiben.
Brinz Tschun, unser leiblicher Bruder, soll Eurer Majestät versichern, wie sehr uns die Vorgänge im verflossenen Jahre betrübt haben und wie sehr die Gefühle der Neue und der Beschämung uns noch beseelen.
Eure Majestät fandten aus weiter Ferne Ihre Truppen, um den Bogeraufstand niederzuwverfen und Frieden zu schaffen zum Wohle unsres Volkes.
Wir haben daher dem Prinzen Tschun befohlen, Eurer Majestät unsern Dank für die Förderung des Friedens persönlich auszusprechen.
Wir geben uns der Hoffnung hin, daß Eurer Majestät Entrüftung den alten freundschaftlichen Gesinnungen wieder Raum gegeben hat und daß in Zukunft die Beziehungen unsrer Reiche zu einander sich noch vielseitiger, inniger und" segensreicher gestalten mögen als bisher.
Dieses ist unsre feste Zuversicht."
In diesem Handschreiben haben wir also die formale„ Abbitte" der chinesischen Regierung vor uns, auf die von der deutschen Regierung unbegreiflicherweise ein so großes Gewicht gelegt wurde. Offiziöse Kommentatoren der Bülow- Politik behaupteten freilich, die deutsche Regierung lege auf diese Fragen eines schwer verständlichen Ceremoniells deshalb einen so großen Wert, weil das Ceremoniell in China selbst eine so große Rolle spiele. Es war genau dieselbe Geschichte wie mit dem Kotau lächerlichen Angedenkens.
Daß China , nachdem es wehrlos der gepanzerten Faust der Sieger preisgegeben war und in die schmählichen Friedensbedingungen willigen mußte, der Macht, die in dem Kreuzzug die führende Rolle gespielt hatte, die formale Genngthnung der Sühnemiffion nicht weigern konnte, ist ebenso flar, wie es unklar ist, welch politischen und materiellen Zweck diese Sühnemission denn angesichts der Unterwerfung Chinas noch haben sollte. Daß das Sühneschreiben keinen andren Wortlaut haben konnte, als den jetzt im " Neichs- Anzeiger" vorliegenden, liegt also auf der Hand.
In diesem Schreiben giebt der Kaiser seinem Bedauern über die Ermordung Kettelers Ausdruck, ja er spricht von der Neue und Scham, die ihn beseelen, weil er den Boyeraufstand nicht rechtzeitig zu verhindern vermochte.
Wie die Rede des Sühneprinzen wird auch die Entgegnung Wilhelms II. die Khatipatrioten unbefriedigt lassen, die sich im Gegensatz zu den sonstigen temperamentvollen Reden des Kaisers durch besondere Mäßigung auszeichnete. Sie lautete:
„ Nicht ein heiterer, festlicher Anlaß noch die Erfüllung einer einfachen Höflichkeitspflicht haben Gure kaiserliche Hoheit zu mir geführt, sondern ein tieftrauriger und hochernster Vorfall. Mein Gesandter am Hofe Seiner Majestät des Kaisers von China , Freiherr v. Ketteler, ist der, auf höheren Befehl erhobenen, Mordwaffe eines kaiserlich chinesischen Soldaten in der Hauptstadt Chinas erlegen, ein unerhörtes Verbrechen, welches durch Völkerrecht und Sitte aller Nationen gleich gebrandmarkt wird. Aus Eurer kaiserlichen Hoheit Munde habe ich soeben den Ausdruck des aufrichtigen und tiefen Bedauern Seiner Majestät des Kaisers von China über das Vorkommnis vernommen. Ich will geru glauben, daß Eurer kaiserlichen Hoheit kaiserlicher Bruder persönlich dem Verbrechen und den weiteren Gewaltthaten gegen umberlezliche Gesandtschaften und friedliche Fremde fern ge= standen hat. Um so schwerere Schuld trifft seine Ratgeber und seine Regierung. Diese mögen sich nicht darüber täuschen, daß ihnen Entsühnung und Verzeihung für ihr Verschulden nicht durch die Sühne- Gesandtschaft allein ausgewirkt werden kann, sondern nur durch ihr späteres Verhalten gemäß den Vorschriften des Völkerrechts und der Sitte civilisierter Nationen. Wenn Seine Majestät der Kaiser von China die Regierung seines großen Reiches fürderhin streng im Geiste dieser Vorschriften führt, wird auch seine Hoffnung sich erfüllen, daß die trüben Folgen der Wirrsale des vergangenen Jahres überwunden werden und zwischen Deutschland und China wieder wie früher dauernd friedliche und freundliche Beziehungen herrschen, die den beiden Völkern und der gesamten menschlichen Civilisation zum Segen gereichen.
In dem aufrichtigen und ernsten Wunsche, daß dem so sein möge, heiße Ich Eure Kaiserliche Hoheit willkommen."
So hat sich denn die„ Entsühnung" Chinas in einer Weise vollzogen, die nach all dem Tamtam, mit dem die Sühnemission angekündigt war, namentlich aber nach den heiteren Aufregungen der vergangenen Woche, einen prosaisch nüchternen, fast langweiligen Charakter trug. Die Sühnemission, die als lärmendes Spektakelstück begann und sich in ihrem Verlaufe zur tollen Burleske entwickelte, hat als philiströses Schauspiel geendet und gähnend entfernt sich das angeödete Publikum..."
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Juwieweit diese Beteuerungen aus aufrichtigem Herzen kommen, ist eine andre Frage. Es ist in nur zu guter Erinnerung, daß die chinesische Regierung, die allerdings in der Kaiserin, nicht im Schattenkaiser Kwangjü ihre Spize hat, bei den blutigen Ereignissen eine mehr als zweifelhafte Haltung eingenommen hat. All die Ergebenheits- und Freundschaftsbeteuerungen, die sonst in Der langweilige Ausgang der Sühnewallfahrt ist freilich nicht dem Schreiben enthalten sind, sind deshalb auch nur als Phrasen im stande, das Interesse an dem luftigen giveiten Aft mit einem aufzufassen, wie man sich ihrer im internationalen Verkehr der Höfe Schlage auszulöschen. Im Gegenteil, je weniger es sich verlohnt, so verschwenderisch zu bedienen pflegt. etwas über den eigentlichen„ Entfühnungs"-Att zu sagen, desto länger Nicht ohne Ironie sind jedenfalls die Stellen zu verstehen, wird der Eindruck des tragikomischen Zwischenspiels vorhalten. die von den„ ununterbrochen freundschaftlichen Beziehungen" und Wenn auch die eigentlichen Regierungsorgane es begreiflicherder gesteigerten Inuigkeit dieser Beziehungen durch den Chinabesuch weise vorziehen, den Baseler Zwischenfall nach Kräften totzuschweigen,
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Man hat dem Volte zuerst zugemutet, an die Erkrankung des Prinzen Tschun zu glauben. Der deutsche Gesandte Mumm von Schwarzenstein soll, wie den„ Times" aus Peking gemeldet wird, erklärt haben, die Verzögerung des Empfanges sei deshalb erfolgt, weil der Kaiser sich weigerte, den Prinzen vor Unterzeichnung des Protokolls vorzulassen. Daß diese Darstellung falsch ist, lehrt der Augenschein. Beiläufig wird uns drahtlich angezeigt, daß der Vorschlag Mumms, das Protokoll zu unterzeichnen, ohne die noch ausstehenden Edikte des Kaisers von China abzuwarten, von den Gesandten verworfen worden sei. Dann hat man sich nahezu eine Woche lang über den Kotau oder, wie unser Freund Duimchen will, Koto unterhalten, um schließlich zu erfahren, daß er weder dem Prinzen noch seinem Gefolge angefonnen werde. Auch darüber hat sich die Presse weidlich äußern dürfen, ob es nötig oder überflüssig sei, daß " Verzeihung" gebeten werde. Auf die Bitte un„ Verzeihung" wurde ebenfalls verzichtet. Und wenn es richtig ist, daß die Einzelheiten des Empfanges schon vor der Abreise des Prinzen von China vereinbart waren, von wem sind neue Forderungen gestellt, neue Fragen aufgeworfen und der Aufenthalt der Sühnegesandtschaft in Basel veranlaßt worden? Man hat wiederum, wie nur zu oft, den Eindruck, daß es an der Einheit lichkeit und Stetigkeit der Politik felbst in aus wärtigen Angelegenheiten fehlt. Der ganze Baseler Zwischenfall, der alle Welt beschäftigte und verblüffte hätte leicht und gut dem deutschel Bolt erspart werden können."
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Der Hamburgische Korrespondent", der sich gleichfalls start für den Kotau und die andren Strafverschärfungen begeistert hatte, schreibt:
" Wir können uns aber dieser Lösung nicht freuen. Auch wenn die Pefinger Meldung der„ Times", wonach der deutsche Staiser erst von dem Prinzen Tschun selbst und dann, als dies kategorisch verweigert wurde, wenigstens von dessen Gefolge den Kotau verlangt hätte, unrichtig ist und es sich, wie jetzt glaubhafter erscheint, überhaupt mir um die Begleitung Tschuns und auch bezüglich dieser mir um eine wesentlich gemilderte, dem abendländischen Geschmack leidlich angepaßte Form der Ehrenbezeugung gehandelt hat, so bleibt doch wohl bestehen, daß C3 der chinesischen Hartnädigteit in dieser einer Frage gelungen ist, das Deutsche Reich zu Aenderung feines zuvor eingenommenen Standpunktes und zu einer Konzession an den chinesischen Düntel zu veranlassen. Und diese Thatsache erscheint uns sehr be Sauerlich. Wir fürchten sehr, daß die Herren Chinesen Heute in der Hauptstadt des Deutschen Reiches mit den Gefühl eintreffen werden, in der für sie überaus bedentsamen Frage des Ceremoniells auf der ganzen Linie gefiegt zu haben, und daß an diesem Eindruck weder die Art des Empfanges des Prinzen Tschun, dem sie nicht anwohnen, noch ihr Ausschluß von der Audienz etwas ändern werden. Im Gegenteil: wir glauben, daß die Aenderung in dem Charakter der Sühne- Audienz von den Chinesen direkt als eine Herab minderung dessen empfunden wird, was dem Deutschen Reich ursprünglich zur Sühne für die frevelhafte Ermordung seines Gesandten geleistet werden sollte."
Auch die, Köln . Volkszeitung" fonstatiert, wie übrigens fast die ganze übrige Preffe, daß die Sühnemiffion nicht so ausgefallen ist, wie man es in Berlin wünschte.
„ Der Sühneprinz wird kommen, er wird aber den Kotau nicht vollziehen. Sollte man in Berlin wirklich auf den Gedanken geraten sein, den Kotau oder aber dem Kotau ähnliches zu verlangen, so hätte sich die Ueberschäßung und Pflege des Ceremonienvesens einmal empfindlich selbst gestraft."
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Die Frantf. 8 tg." beginnt einen der Sühnekomödie gewidmeten Artikel wie folgt:
„ Endlich! Es muß heute ein Seufzer nationaler Erleichterung durch die deutschen Lande geweht haben, als der ehrsame Bürger beim Morgenkaffee die heiß ersehnte Nachricht las, daß der Sühneprinz mit seinen fünfzig Mann Gefolge und den 160 Stoffern wirklich das gastliche Hotel in Basel verlassen hat, um sich nach Berlin zu begeben. Wir ver muten, daß diese Erleichterung am stärksten in einigen offiziellen reisen der Reichshauptstadt vorhanden ist, in denen man mit steigender Verwunderung zusehen mußte, wie das Baseler Satyrspiel der ostasiatischen Tagödie folgte 11111
vorbeizustreichen, wo aus dem Satyrspiel abermals eine Tragödie zu entstehen drohte. Und da heißt es, man erlebt nichts mehr und den Bühnendichtern fehlt es au Stoff! Wir gehen nach Ostasien und Ostasien kommt zu uns, zwei heterogene Welten begegnen sich und der ewig junge Baum des Lebens grünt und blüht, daß es nur so eine Art hat. Die eisengepanzerte Faust stößt ins Leere der asiatischen Winkelzüge, und das Ende der Komödie ist schließlich, daß wir, die Sieger, die stolzen Juhaber der Weltmarschallschaft, uns flug zurückziehen, damit die Geschichte wenigstens formell zum Abschluß gelangt. Von Peking bis Basel ist fürwahr ein weiter Weg und er birgt wenig angenehmte Erinnerungen!"
Am wenigsten vermag natürlich die allteutsche Presse ihren erger zu bemeistern. Die„ Deutsche Zeitung" schreibt deshalb:
„ Auch nach dem, was offiziös beeinflußte Meldungen uns als wahrscheinlich erscheinen lassen, kann man nicht annehmen, int daß wirklich alle Einzelheiten des Empfangs, legten Augenblick insceniert werden sollte, vor der Abreise der chinesischen Sühnegesandtschaft festgestellt worden seien; sollte das aber doch der Fall gewesen sein, sollte der chinesische Bring mit seinen Diplomaten plöglich vor den Thoren des Reiches widerspenstig geworden sein und gegen das verabredete Programm protestiert haben, so wäre es ja eine unglaubliche Schwäch lichkeit der deutschen Regierung, in diesem Augenblicke