Br. 223. 18. Jahrgang. 1. Beilage des„ Vorwärts " Berliner Volksblatt. Dienstag, 24. September 1901.
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Parteitag
Feldmann Langenbielau und die in den lezten Jahren herausgewachsen sind, zu beseitigen. Der Antrag ist im Vorstand bereits im vorigen Jahre gestellt worden; damals In die Mandatsprüfungs- Kommission werden gewählt; Leutert- hat man aus Gründen, die ich jetzt nicht erörtern will, davon Apolda , Düwell- Essen, Neukirch- Breslau , Landgraf- Chemnitz, Pfeiffle- abgesehen. Jetzt sind noch neue Uebelstände hinzugekommen und ich Mannheim , Böhle- Straßburg, Knieriem- München , Frau Steinbach- bitte dringend, nehmen Sie unfren Antrag an. Die Haltung der Hamburg und Schubert- Schöneberg. Parteipresse oder einzelner Parteigenossen in Bezug auf Tattit und Princip hat mit dem, was in der geschlossenen Sigung erörtert werden soll, nichts zu thun. Hier handelt es sich nur um geschäftliche Dinge und ich sage noch einmal, Sie sind souverän und können jeden Augenblick einen Beschluß, den Sie jetzt fassen, wieder aufheben.( Beifall.)
Die Zeit der Tagung wird festgesezt auf vormittags von 9-1 und nachmittags von 3-7 Uhr. Die Geschäftsordnung bleibt dieselbe wie auf den letzten Parteitagen. Es folgt die
Festsehung der Tagesordnung.
Vorversammlung. Im Vereinshaus, dem Eigentum der Lübecker GenossenschaftsBäckerei und damit der Arbeiter Lübecks, traten heute abend um 7 Uhr die Delegierten zur Vorversammlung zusammen. Der herrliche weitgeräumige Saal machte in seinem schlichten Weiß, das durch diskrete Goldlinien belebt wird, den festlichsten Eindruck, zumal wenn ihn die Massen wie heute füllen. Singer: Der Parteivorstand schlägt Ihnen vor, in Anbetracht Auf den breiten Galerien und im Hintergrunde des Saales drängten der Wichtigkeit der Zolltarifvorlage und mit Rücksicht auf den volksfich die Lübecker Arbeiter, um der Eröffnung des Kongreffes bei- feindlichen Inhalt dieses Entwurfs auf die Tagesordnung unseres zuwohnen. An vier langen gedeckten Tafeln haben die Delegierten Parteitags auch die Frage Zolltarif und Handelsverträge zu Plaz gefunden. Die Bühne zeigt geschmackvollen Schmuct. Eine sehen und den Genossen Bebel als Referenten dafür zu bestellen. Koloffalbüste Lassalles hebt sich aus einem grünen Lorbeerhain gegen( Zustimmung.) eine rote Draperie wirkungsvoll ab. Links und rechts stehen im Der Parteitag ist damit einverstanden. Die Anträge Halbkreis die bunten mit Seidenschleifen geschmückten Banner der 5, 7, 8, 9, 10 und 11 Lübecker Gewerkschaften. Die Parteifahne hängt der Bühne gegenüber von der Galerie herab; sie ist im Jahre 1877 den Socialisten Lübecks von den Arbeiterfrauen und Mädchen" der alten Hansastadt gewidmet. An den Galerien erinnern kleine Wappenschilder an alle Barteitage feit Fortfall des Socialistengesezes. Die Rednertribüne, rot und weiß drapiert, steht unmittelbar vor dem Podium mit den rotbehangenen Tischen, die für das Präsidium bestimmt sind.
Um 7 Uhr 10 Minuten betritt
Schwartz- Lübeck das Rednerpult und übermittelt den Delegierten die herzlichsten Grüße der Lübecker Parteigenossen. Sie stehen hier gerade nicht auf einem parteihiftorischen Boden, aber seit 1866 gehören die Lübecker Genossen doch schon zur Partei und haben in Glück und Unglück zu ihr gehalten. Wir sind uns der Ehre bewußt, den Parteitag in unfren Mauern tagen zu sehen. Wir geben Ihnen das Versprechen, die Principien der Partei stets hoch zu halten.( Beifall.) Wir haben mit Jubel damals den Einigungsbeschluß in Gotha begrüßt, wir hielten eine einige Partei für eine Notwendigkeit. Wir Lübecker werden uns bestreben, Ihnen die Lübecker Tage so leicht und angenehm wie möglich zu machen.( Lebhafter Beifall.) Das Wort ergreift darauf
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Bebel:
sind dadurch hinfällig geworden.
Singer: Ich habe weiter folgende Erklärung abzugeben: Die Thatsache, daß der Parteivorstand dem Parteitag vorschlägt, zur Besprechung der Presse, Litteratur und des Kolportagewesens eine geschlossene Sihung
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Frau Dr. Luxemburg: Ueber den Vorschlag des Parteivorstandes war ich sehr überrascht; ich bin sonst gewöhnt, daß unser Vorstand seinen großen Einfluß und seine Kraft darauf verwendet, unsre altbewährten Principien und Gepflogenheiten in jeder Beziehung aufrecht zu erhalten und in diesem ehrenden Sinne konjerbativ zu wirken. Nun sehe ich ihn mit jugendlichem Uebermut uns eine wichtige Neuerung vorschlagen. Bis jetzt habe ich aber weder aus den schriftlichen Erklärungen des Vorstandes, noch aus der mündlichen Erklärung von Bebel ausreichende Gründe dafür heraushören können. Man sagt, wir wollen bestimmte wichtige finanzielle und technische Fragen unter einander besprechen, und wir halten es nicht für nötig, daß die bürgerliche Presse diese Debatten in alle Welt hinausträgt und ihre Glossen dazu.macht. Nun, ich glaube, wir waren bis jetzt allen diefen Unannehmlichkeiten abzuhalten, hat in der Partei sowohl in der Presse wie in Versamm gegangen. Bebel beruft sich auf gefchichtliche Vorgänge aus den im reichsten Maße ausgesezt, und wir sind daran nicht zu Grunde lungen manchen Widerspruch erfahren. Ich bin beauftragt, namens 60er und 70er Jahren, aber erstens waren wir damals nicht eine so in geschlossener Sigung nur insoweit verhandeln will, als es sich um ba? Wenn wir einmal den Schritt von den geschlossenen Sizungen des Vorstandes hier zu erklären, daß der Vorstand diese Angelegenheit große Partei wie heute, und zweitens, wozu wäre der Fortschritt rein finanzielle geschäftliche Angelegenheiten über die Art und Organisa- zur vollen Oeffentlichkeit gemacht haben, wozu sollen wir diesen ion des Vertriebs der Presse und Litteratur handelt. Der Vorstand ist Fortschritt rückgängig machen? Wir waren bis jetzt von allen der Haltung der Presse, kurzum, alles was nicht Bezug hat auf die rein offenem Marktplatz verhandeln konnte, der Meinung, daß jede Kritik des sachlichen Inhalts und jede Kritik politischen Parteien die einzige, welche alle ihre Angelegenheiten auf ohne sich der Thatfinanzielle und geschäftliche Verbreitung der Breffe, nach wie vor in fachen, auch auf finanziellem Gebiete, schämen zu brauchen. öffentlichen Sizungen zu verhandeln ist, denn von allem, was die Das war für uns sehr wichtig und ließ sich sehr gut agitatorisch Partei als solche in ihrer politischen und wirtschaftlichen Agitation ausnutzen, und ich glaube nicht, daß wir aus den bisher angeht, hat sie niemals etwas zu verheimlichen, das kann sie immer angeführten Gründen auch auf diesen agitatorischen Vorzug verzichten öffentlich verhandeln.( Beifall.) dürfen. Ich glaube, Sie sind mit mir der Meinung, daß wohl Von den gegen die Abhaltung geschlossener Sigungen gerichteten der schönste Augenblick auf allen Parteitagen derjenige ist, wo Anträgen erhält nur der Antrag 14( Breslau ) die geschäftsordnungs- Singer das Wort zur Schlußrede ergreift( Heiterkeit) und mit bemäßig ausreichende Unterstützung. rechtigtem Stolz sagt: Man zeige mir diejenige Partei, die im stande wäre, einen solchen heftigen Meinungskampf im vollen Licht der Oeffentlichkeit auszufämpfen. Wir müßten sehr wichtige Gründe haben, um unsren unvergleichlichen Vorsitzenden um die schönste Stelle seiner Schlußrede und uns um den genußreichsten Moment des Parteitages zu bringen.( Große Heiterkeit.) Wir wollen lieber auch in dieser Beziehung die Alten bleiben.
Ein Antrag Grunwald Erfurt, über die Frage der Abhaltung geschloffener Sigungen in einer geschlossenen Sizung zu beraten, wird außer von dem Antragsteller nur noch von Kautsky und Kiesel Berlin VI unterstützt.
Parteigenossen! Ich glaube, im Namen aller Delegierten und Dr. Quarck- Frankfurt a. M. Es ist ja eigentümlich, daß sich kein unsrer Gäste sprechen zu dürfen, wenn ich unsrem Genossen Schwarz Breslauer zur Verteidigung des Antrags erhebt.( Nuf: Sind noch für die freundlichen Begrüßungsworte, die er soeben an uns richtete, nicht da.) Sie konnten sich aber sagen, daß ihr Antrag den herzlichsten Dank ausspreche.( Beifall.) Als wir im vorigen in der Vorversammlung zur Erörterung kommen würde. Der BresJahre in Mainz den Beschuß faßten, dieses Jahr in Lübeck zu tagen, lauer Beschluß ist offenbar zu einer Zeit gefaßt worden, wo die Erwaren wir der festen Ueberzeugung, daß unsre Lübecker Genossen flärung Singers noch nicht vorlag. Diese Erklärung hätte wohl die alles aufbieten würden, um uns den Aufenthalt hier nach jeder Breslauer Genossen veranlaßt, manches aus der Begründung ihres Richtung hin so angenehm wie möglich zu machen. Und wenn wir Antrages zurückzustellen, was sie sonst gesagt haben. Ich bin jedenauch heute, wo wir erst wenige Stunden und zum erstenmal hier falls in dieser Lage. vereinigt sind, noch nicht viel davon gesehen und gehört Immerhin vermiffe ich auch jetzt noch die Begründung dafür, haben, so glaube ich doch, daß allein schon dies freund- weshalb auch bloß für die finanziellen Dinge in Litteratur, Presse Thiele- Halle: Den Worten Bebels, daß wenn auch die liche und prächtige Lokal ein außerordentlicher Beweis und Kolportage der Ausschluß der Oeffentlichkeit notwendig Geister heftig aufeinanderplazen, wir doch alle im Interesse der dessen ist, was wir von seiten unsrer Lübecker Genossen ist. Jedenfalls wird der Wunsch rege, diese Gründe hier Partei arbeiten, stimmen wir wohl alle bei. Wir glauben auch, zu erwarten haben. Ein schöneres Lokal haben wir faum jemals zu hören. Sie fönnen in öffentlicher, oder in für daß der Vorschlag des Vorstandes im Interesse der Partei gehabt, und daß es aus der eigenen Kraft der Klassenbewußten Ar- für kurze Zeit geschlossener Sigung vorgetragen werden. Der Vor- erfolgt und deshalb haben wir ihn reiflich zu prüfen. Was beiter geschaffen wurde, das ist das großartigste.( Lebhafter Beifall.) stand tann doch nicht verlangen, daß wir ihm blindlings, ohne Gründe soll denn in geschlossener Sigung beschlossen werden? Daß Schwartz hat gemeint, wir ständen hier auf keinem parteihistorischen zu hören, folgen. Zweitens aber habe ich das Bedenken, selbst wenn es notleidende Blätter giebt, wissen wir, daß vieles besser werden Boden; aber wir stehen auf historischem und zwar auf althistorischem jetzt Gründe dafür angeführt werden könnten und für diesen Special- muß, wissen wir auch, aber soll das durch einen Beschluß erreicht Boden. Jeder, der hier die Stadt zum erstenmal betreten hat, hat gegenstand diesmal die Oeffentlichkeit ausgeschlossen wird, daß durch werden? Das ist unmöglich. Die Gründe Bebels sind für mich den Eindruck gewonnen, daß wir uns hier in einer alten deutschen diese geschlossene Sigung ein Präjudiz geschaffen wird für fünftige nicht durchschlaggebend, das Wort Principiis obsta gilt auch hier. Stadt befinden, und zwar in einer alten deutschen Stadt, in Fälle.( Sehr richtig!) Wir wissen alle, daß in unsrer Partei Allerdings stehe ich nicht auf dem Boden der Vorrednerin, daß wir der das Bürgertum mit als erstes seine Unabhängigkeit gegen Unter- schwere Kämpfe zwischen Socialdemokraten unter sich vorgekommen sind. die altbewährten Principien auch hier hochhalten müssen; mich drückung der Fürsten eroberte. Von Fürsten gegründet, dauerte es Ich will nicht untersuchen, mit welchen zum Teil sehr üblen Mitteln dabei fümmert auch nicht das Geschrei der bürgerlichen Presse. Für mich nicht lange, daß es das fürstliche Joch abschüttelte und ein gekämpft worden ist. Es ist nicht ausgeschlossen, daß solche Dinge ist nur maßgebend das innere Bewußtsein. Der Vorwurf, den Bebel neues Gemeinwesen auf bürgerlicher Grundlage bildete. Aber auch wieder vorkommen. Wir sind alle teine Engel und je größer der gegen die Parteipresse erhoben hat, ist nicht berechtigt; unsre Partei da nicht auf allgemeiner gleicher Grundlage; die Klassenherrschaft Rahmen unsrer Partei wird, desto größer wird die Möglichkeit dazu. ist nicht erst durch den Artikel der Frankfurter Zeitung " aufmerksam hat das alte Lübeck in reichlichem Maße bon feiten Wir müssen deshalb erwägen, ob die in bester Absicht beantragte gemacht worden. feiner Patrizier zu genießen bekommen. Vergeblich waren geschlossene Sigung nicht die Handhabe giebt, bei gefährlicheren Frohme: Am meisten hat mich die Bemerkung überrascht, daß seine Versuche, das Patrizierjoch abzuschütteln, das erste Mal Gelegenheiten auf diesen Vorgang zurückzugreifen. Dies Präjudiz wir einem Princip etwas vergeben, wenn wir dem Vorschlage des im vierzehnten, das zweite Mal im jechzehnten Jahrhundert tann zum Mißbrauch führen. Sie werden mir erwidern: Dagegen Vorstandes folgen. Diese Art und Weise, willkürlich Principien zu Zur Zeit der Reformation. Auch hierbei zeigt es sich, daß auch schützt uns das demokratische Bewußtsein der Delegierten. Aber es tonftruieren, fann mir nicht imponieren. Es handelt sich um kein religiösen Bewegungen politische und sociale Interessen zu Grunde hat uns in der Vergangenheit nicht geschützt. Ich erinnere an die Princip, und daß die Partei bisher alles öffentlich verhandelt liegen. Als Buggenhagen die Reformation predigte, fand er nur Zeiten des Herrn von Schweizer . Da wandten die beiden Rich hat, so folgt daraus weder principiell noch taktisch, daß wir verbei den Unterdrückten und Abhängigen Anhang; die Patrizier blieben tungen nicht gerade die schönsten Mittel gegen einander an. pflichtet sind, dies auch in allen andren Fällen zu thun. Für mich katholisch, das gemeine Volt wurde protestantisch. Vergeblich alle Wir haben heute nicht zwei Richtungen, aber doch Gruppierungen liegt die Sache ganz einfach. Der Parteivorstand spricht den Versuche die gauzen Jahrhunderte bis auf den heutigen Tag hat in der Pdrtei. Von gewiffer Seite ist, wie ich meine mit Unrecht, Wunsch aus; welche Thatsachen ihn dazu bestimmt haben, das Patriziat seine Herrschaft zu behaupten gewußt. Wie sehr, dafür von Ausschluß gesprochen worden. Deshalb ist natürlich nicht eine bin ich nicht in der Lage zu ermessen, aber das muß spricht, daß trotzdem unsre Genossen wie auch in den andren beiden Spaltung zu erivarten. Auf so lächerliche Finten sollten unsre Gegner ich sagen: wenn ein Barteivorstand wie der unfrige freien Städten Deutschlands ihre Vertreter in den Neichstag verzichten. mit einem, wie man gefagt hat, so abnormen Ansinnen geschickt haben, es noch im vorigen Jahre trotz ihrer ausgezeichneten Es ist mit einer gewissen Geringschägung davon gesprochen an unsherantritt, uns herantritt, so muß ich als ehrlicher und wohlOrganisation und ihres großen Opferfinnes ihnen nicht möglich war, worden, daß man nicht mit den alten Gründen in der Bekämpfung meinender Genosse zugestehen, daß die Mitglieder des Vorstandes einen Genossen in die Bürgerschaft hineinzubekommen. Und wenn der geschlossenen Sigung tommen solle, wir seien eine Partei der wohl ihre guten Gründe dazu gehabt haben.( Sehr wahr!) Glauben es noch eines weiteren Beweises bedürfte, dann brauche ich nur das Oeffentlichkeit 2c. Ich möchte mir meinen Jdealismus doch nicht Sie wohl, der Parteivorstand würde sich so ohne weiteres der Gefahr Wort„ Streitverordnung" auszusprechen( Stürmische Kundgebungen), ganz nehmen lassen. Ueber gewisse Grundforderungen auch in Ge- einer Blamage aussehen, die entstehen könnte, wenn sich erweisen mit der der Lübecker Senat ja glücklicherweise beim Reichsgericht ab- schäftssachen darf so nicht hinweggegangen werden." Man darf nicht sollte, daß sein Vorschlag überflüssig war und daß er keine Gründe gefahren ist.( Heiterkeit.) die Praxis allein ausspielen und hinweggehen über den begeisternden dafür hatte? Nein, in dem Augenblick, wo der Vorstand sich dafür Aber die Klassenherrschaft hat unsre Genossen hier in Lübeck nicht Kern. Schäßen Sie es nicht gering ein, wenn die Massen mit Stolz äußert, daß nach seiner Meinung eine geschlossene Sigung notwendig abhalten können, zu arbeiten und zu agitieren und es dahin zu sagen können: Nie ist es bei uns vorgekommen, daß etwas hinter sei, steht es eigentlich schicklicherweise keinem an, dem zu widersprechen. bringen, daß die alte freie Reichsstadt Lübeck eine Hochburg der den Coulissen bei geschlossenen Thüren erledigt worden ist. Erweist sich, daß der Vorstand geirrt hat, so fallen die Folgen auf Socialdemokratie geworden ist. Wohl datiert diese Arbeit erst seit Bebel: Quard scheint nach seiner Rede doch geneigt zu sein, diejenigen zurück, die jetzt den Vorstand bilden. Man hat gesagt, 1866, aber eine so junge Partei wie die deutsche Socialdemokratie fein Gewissen zu beruhigen, wenn er vom Vorstand eine deutlichere die geltend gemachten Gründe reichen nicht aus, um die Notwendigfann Sie schon zu ihren Alten zählen. Ihr Parteigenossen von Auskunft erhält. Freilich hat er auch davon gesprochen, wir sollten feit zu erweisen. Für mich ist die Thatsache, daß der Vorstand es Lübeck habt die Schicksale der Gesamtpartei miterlebt. Ihr habt, uns unsren Jdealismus bewahren, sonst liefe der Partei Gefahr. als notwendig erachtet, so zu verfahren, an sich Grund genug, denn als ihr zum erstenmale 1871 in den Wahlkampf tratet, das gesamte Wenn das aber wirklich der Fall wäre, dann hätte die Social- wenn wir auf die Gründe des weiteren eingehen wollten, so erBürgertum zum Zusammengehen gegen Euch gebracht, Ihr seit in die demokratie in den ersten 15 Jahren ihres Bestandes überhaupt keinen öffnen wir doch lieber die Debatte über das, was wir in ge Höhe gegangen, bis unter dem Attentatsschreien 1878 der Niedergang dealismus befeffen.( Sehr gut!) Bon 1863-1878 haben wir all- schlossener Sigung zu beraten für nötig halten.( Sehr wahr!) Haben kam; Ihr habt dann den Aufschwung von 1884 mitgemacht und 1890 zum jährlich beim Allgemeinen deutschen Arbeiterverein sowohl wie bei wir als Vertreter der socialdemokratischen Partei denn hier eine erstenmal Schwarz in den Reichstag geschickt. Der Wahlkreis ging den Eisenachern geschlossene Verhandlungen gehabt, und sie haben andre Stellung einzunehmen, als sie grundsäßlich und tattisch jeder ja 1893 wieder verloren, aber 1898 habt Ihr ihn wieder erobert uns nicht gefchadet; das zeigt der gewaltige Aufschwung unsrer Wahlverein einnimmt? Hält einmal ein Wahlverein zur Besprechung und wir sind fest überzeugt, verlieren werden wir Lübec nie mehr. Partei. Quard spricht von gefährlicher Präjudiz. Aber der Parteitag interner Angelegenheiten eine geschloffene Sigung für nötig, dann ( Lebhafter Beifall.) ist souverän. Er tann auch während der geschlossenen Sigung befällt es feinem vernünftigen Menschen ein, zu sagen: Das Barteigenossen, wir sind hier zu ernsten Beratungen zusammen- schließen, die Oeffentlichkeit wieder herzustellen. Quard fann es darf er nicht. Nein, aber hier kommt man her und begründet mit gekommen. Schwere Tage stehen uns bevor. Wir haben Stellung zu jeden Augenblick beantragen, wenner Gefahren kommen sieht.( Heiterkeit.) Worten Vernunft und Princip das, was weder vor Veriunft noch nehmen zu einer Reihe allgemeiner wichtiger Fragen, die augenblicklich was der deutsche Reichstag bei der lex Heinze auf unfren Antrag vor Princip beſtehen kann. das allgemeinste Interesse weit über die deutsche Bevölkerung beschlossen hat ohne Gefahr für sein Renommee, das kann wohl der Hoch- Hanau: Daß der Vorstand triftige Gründe gehabt hat, ist hinaus in Anspruch nehmen. Wir werden auf der andren Seite wie socialdemokratische Parteitag auch einmal riskieren. Um was selbstverständlich, es fragt sich nur, ob auch wir diese Gründe für stets auf unfren Parteitagen auch interne Angelegenheiten zu bes handelt es sich denn? Um reine Geschäftsangelegenheiten. Eine triftig halten. Daß der Vorstand durchaus nicht über alles richtig inhandeln haben. Es sind Fragen wir wollen es nicht ver- Erklärung wird gefordert; nun, hören Sie doch das Referat und formiert ist, hat ja Bebel in seiner Erwiderung bewiesen; es stimmt schweigen wo die Geister scharf auf einander plagen werden; aber find Sie mit ihm nicht einverstanden, dann können Sie ja die nicht, daß die Genossen erst durch den Artikel der Frankfurterich setze es als selbstverständlich voraus, daß, wer hier seine Meinung Deffenlichkeit beschließen. Beitung" aufmerksam gemacht sind. Wir haben unsren Partei äußert, es in vollster objektivster Ueberzeugung thut und in der Ich glaube noch auf etwas aufmerksam machen zu müssen. In genossen, die uns hierher delegiert haben, Rede und Antwort zu festen Absicht, der Allgemeinheit zu nüßen. Wenn das geschieht, diesem Frühjahr sind gegen unire Partei auf Grund gewiffer Vor- stehen und zwar in voller Oeffentlichkeit. dann können wir getrosten Mutes diesen Meinungsfämpfen gänge alle möglichen Angriffe, Verspottungen und Verhöhnungen der Ein Schlußantrag, den Bartels- Lübeck begründet, wird angeentgegensehen, dann können wir überzeugt sein, daß auch dieser blutigsten Art gemacht worden, und die Parteipreffe, das Central- nommen. Parteitag der Gesamtpartei als solche und dem gesamten tlaffen- organ eingeschlossen, hat dazu geschwiegen, als wenn sie keine Augen Der Antrag des Parteivorstandes wird mit der von bewußten Proletariat von Nutzen sein wird.( Stürmischer Beifall). und Ohren hätte. Auch als der Vorschlag von unsrer Seite fam, Singer zu Beginn der Diskussion gegebenen Einschränkung mit So erkläre ich hiermit namens des Vorstandes der Partei den schwieg sie. Da kam der Leitartikel der Frankfurter Zeitung ", die großer Mehrheit angenommen. zwölften Parteitag feit Untergang des Socialistengefeges für eröffnet. Socialdemokratie gerate auf böse Abwege, ein Wendepunkt trete ein und Singer: Der erste Punkt der Tagesordnung ist damit festEs wird zur Bureauwahl geschritten. da auf einmal entstand in unsrem eignen Lager ein gewaltiges Gegader gelegt. Es ist ein Antrag eingegangen von Müller- Hamburg Als Präsidenten mit gleichen Rechten werden Singer und und Geschrei. Ohne den Artikel der Frankfurter Beitung" wäre die und Genossen, die Angelegenheit der Schwartz durch Zuruf gewählt. ganze Preßhehe nicht gekommen, darüber wollen wir uns nicht Hamburger Accordmanrer Singer dantt dem Parteitag herzlich für das erwiesene Ver- täuschen. Es muß ausgesprochen werden, daß auf die Haltung trauen. Auch auf diesem Parteitag werden wir unsre Ehre darin unfrer Parteipresse die bürgerliche Presse einen viel größeren Einfluß als Bunkt drei der Tagesordnung nach dem Bericht der Controleure sehen, im Dienst des Parteitages zu stehen. Wir können unsre hat, als es sein sollte. Es handelt sich um rein geschäftliche Dinge, gesondert zu behandeln und hierfür Auer als Referenten, Arbeiten nicht besser beginnen, als mit dem Rufe: Hoch die deutsche mit denen die finanziellen Angelegenheiten eng zusammen- Bömelburg Hamburg als storreferenten zu bestellen. Ich mache Socialdemokratie!( Die Versammelten erheben sich von den Pläzen hängen. Dabei wird über Periönlichkeiten und lokale Vor- Ihnen den Vorschlag, die Hamburger Streitbrecher Angelegenheit und stimmen dreimal begeistert in das Hoch ein.) tommnisse gesprochen werden müssen, die nach unsrer Meinung im Rahmen des Vorstandsberichts aber gesondert für sich zu Zu Schriftführern werden durch Zuruf gewählt: Braun- in den letzten Jahren die Partei schwer geschädigt haben. Diese behandeln. Königsberg, Duard- Frankfurt a. M., se önig: Bochum , Bohn e Dinge in Parteipresse und Parteilitteratur wollen wir einmal in ge- Müller Hamburg : Unser Antrag spricht für sich selbst. Es Berlin , Hildenbrand Stuttgart , Rudolph Nürnberg, schlossener Sigung ohne Hehl und Scheel erörtern, um diese Uebel, handelt sich um eine Frage, die die gesamte Arbeiterschaft sowohl
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