Lienen . ES ist so lveit gekommen, dnb unser Molkenbuhr in seiner Heimatstadt überhaupt nicht mehr reden kann, dnfc er überall niedergeschrieen wird. sHört! hört!) Elm ist es eben durch seine begeisternde Beredsamkeit gelungen, die Massen so aufzu- regen. Als Molkenbuhr sich privatim darüber beschwerte und meinte so schlimm brauche er es doch nicht zu mache», da sagte Frau Steinbach: Das ist eben die Bruderliebe, die aus v. Clin spricht (Frau Steinbach: Das ging doch nicht gegen Molkenbuhr). Ja Genossin Steinbach, das macht wieder Ihrem Herzen alle Ehre, ich wundere mich nur, daß die Bruderliebe v. Elnis sich nicht auf uns alle erstreckt. Aber diejenigen, die immer in Versammlungen sind, einfach niederzuschreien und diejenigen, die sich sehr selten sehen lassen, auf den Schild zu heben, für diese Art Bruderliebe habe ich kein rechtes Verständnis. Die Sache ging weiter. Die Siedehitze scheint mir erreicht zu sein in der Resolution des Hamburger Gewerkschaftskartells vom 13. August, die den Schiedsspruch als„Sanktionierung des schäm losesten Streik- und Organisationsbruches in Permanenz" erklärt So hat von Elm über unsre Thätigkeit resolvicren lassen. Und hier. wo wir Auge in Auge gegenüberstehen, wo wir verlangen, daß unsre Ankläger auch ihren Mann stellen, ivaS beantragt man da?„Der Parteitag erklärt, daß er die Begründung deö Schiedsspruchs in der Hamburger Angelegenheit als richtig nicht anerkannt." In Hamburg „Sanktionierung des schamlosesten Streik- und Organisationsbruchs i!l Permanenz" und hier eine Handlung, die nicht ganz richtig ist! Ein besonderes Zeichen von Tapferkeit kann ich darin nicht erblicken (Sehr richtig I) Ich zittere auch vor Schlachten. Ich gehe nicht gern in den Kampf, aber wenn ich im Gefecht bin, dann sehe ich meinem Gegner in die Augen. Sie machen es umgekehrt. Sie parieren mit einer Front, die zum Parieren sonst nicht dient.(Große Heiterkeit.) Ich glaube es Bömelburg, daß er und seine Freunde aus der Leitung des Maurerverbandes mit den Aufrufen für die Delegierten wohl nichts zu thun hat. Das sind viel zu alte und erfahrene Taktiker, als daß sie sich zu solchen Streichen hergeben. Aber es giebt Freunde, von denen man sagen mutz: Gott bewahre mich vor ihnen. Bömelburg und Staningk haben ja gesehen, was für schlechte Erfahrungen sie mit ihren Freimden in Ostpreußen gemacht haben. Ich glaube es Staningk, so unerfahren ist er nicht, daß er zu Schwartz gesagt hat: Geh nach Ostpreußen und verschaffe mir ein Mandat, Diäten brauche ich nicht. Schwartz ist noch zu jung, den müßt Ihr nicht wieder hinausschicken, der hat die Sache viel zu dumm gemacht.(Große Heiterkeit.) Nein, solche Dummheiten machen Sie nicht. Mit demselben Rechte können Sie nach meiner Ueberzcugung auch die Aufrufe zu den Hamburger Delegicrtenivahlen ableugnen, aber charakteristisch sind fie doch. Charakteristisch ist eS auch, daß gesagt wird, wir werden noch dahin kommen, bei den nächsten Reichstagswahlen Kandidaten aus dem Baugemerbe aufzustellen. Gewiß! Das Streben, auch Genossen aus dem Baugewerbe als Vertreter der Partei in den Reichstag zu schicken, findet unsre volle Unterstützung, aber wogegen wir uns wenden, das ist die Taktik, die mehr und mehr in den Vordergrund tritt, die Auswahl der Vertreter nicht mehr vorzunehmen auf Grund unsreS Programms, sondern nach dem Gesichtspunkt, ob der Wetreffende Maurer, Schuster oder dergleichen ist." Hat doch schon dei einer Nachwahl ein großes Gewerkschastsorgan es offen aus- gesprochen, nicht weil der Kaudidat Socialdemokrat. sondern weil er Bergarbeiter ist, unterstützen wir ihn. Es ist eigenartig, daß man in gewissen Kreisen dazu übergeht, Dinge, die die Partei angehen, in Gewerkschaftskartellen oder auf Gewerkschaftskongressen zu erörtern und so eine Nebenorganisation, eine Seitenorganisation oder vielleicht noch eine höhere Form der Organisation zu schaffen. Der Parteivorstand hat die verdammte Pflicht und Schuldigkeit. heute schon alles zu thun, Bestrebungen nicht aufkommen zu lassen. die darauf hinauslaufen, eine Marschlinie zu bilden von Elm bis zum Pfarrer Naumann.(Bewegung, dann stürmischer Beifall uno Händeklatschen. Bebel ruft: Bis zu Berlepsch!) Ich sage nicht. daß das Ihr Zweck ist, Herr v. Elm, aber es sind andre Leute da, die das wollen, und ob sie nicht durch Ihre Art und Weise, einen Gegensatz zwischen Partei und Gewerkschaft hervorzurufen, unbewußt dieses Streben unterstützen, das möchte ich Ihrer Eo wägung und Prüfung anheimgeben! Noch eine charakteristische Thatsache. Im„Correspondent für Deutschlands Buchdrucker" wurde gesagt, jetzt sei der Moment, los zuschlagen gegen den Terrorismus, den die Partei gegen die Gmerk schaften ausübt. Wenn dieParteijetztnicht den Auer hernntersägtund den Schiedsspruch desavouiert und die Gewerkschaften zu ihrem Recht kommen läßt, so sei der Zeitpunkt gekommen, Ivo die Entscheidung fallen müsse. Jetzt seien die Maurer gegen die Partei, mit den Maurern werde man siegen, wie Schweitzer mit den Maurern anfangs der siebziger Jahre Platz geschaffen habe. Und noch ein andres Beispiel: Bernstein hatte sich auch in die Sache gennscht und Ivie das so seine Art ist, wollte er nach keiner Seite hin verletzen; er hat in seinem Artikel einerseits und andrer- seits gesagt;(Heiterkeit) er meinte, der Schiedsspruch sei nicht ganz richtig, aber er müßte doch zugeben, daß er»ach Lage unsrer Gesetze nicht anders ausfalle» konnte. Er hat auch Vorschläge gemacht, die so unpraktisch sind, wie manches andre von ihm. (Heiterkeit.) Das griff die Naumannsche„Hilfe" auf. Sie schrieb: »Auf was will sich denn Bernstein in seinen Bestrebungen stützen. wenn er audj die Gewerkschaften nicht mehr auf seiner Seite bat." Da sehen Sie die Absichten unsrer Gegner. Wir müssen vorsichtig sein. Diese Warnung richte ich nicht an die Maurer, sondern an eine ganz andre Seite. Wir können nicht den Zustand einreißen lassen, daß die Gewerkschaften zu befehlen und wir zu gehorchen haben. Können denn die Gewerkschaften Gegenseitigkeit üben? Nein! Ich wünsche, daß möglichst viele Arbeiter in die Gewerkschaften gehen; daß da verschiedene politische Ansichten herrschen, das können wir nicht verhindern. Was aber würden Sie sagen, wenn etwa bei den nächsten Wahlen der nationalsociale Gewerkschaftler Tischen- dörfer gegen einen Socialdemokraten kandidierte und wir deshalb seinen Ausschluß aus der Gewerkschaft verlangte»? Eine solche Forderung würde zu den ungeheuerlichsten Konsequenzen führen. Die Gewerkschaften können einfach nicht Gegenseitigkeit üben, selbst wenn sie es wollten. Man hat gesagt, nicht die Accordarbeit, sondern der Disciplin- Bruch solle bestrast werden. Ja, das ist doch nur ein Taschen- spielerkunststück. Woher kommt denn der Disciplinbruch, woher der angebliche Streikbruch, den ich als solchen nicht anerkenne? Doch nur aus dem Streit über die Accordarbeit. Gewiß, darin stimme ich mit den Maurern überein, daß der Beschluß der Organisation zu befolgen ist. Aber was die Maurer mit ihren Leuten anfangen wollen, das geht nnS nichts an. Ich habe nichts dagegen, wenn Sie sie aus dem Verband ausschließen, nur dürfe» Sie ihnen dann nicht Organisa» tionSbruch vorwerfen, wenn sie sich eine eigene Organisation schaffe». Die Leute sind aus der Organisation hinausgeworfen, aber haben sie damit auch das Recht verloren, das ihnen gesetzlich zusteht, sich eine neue Organisation zu gründen? Es ist sehr bedauerlich, daß Je einen neuen Verein gegründet haben, aber Sie haben sie doch azu gezwungen. Bömelburg sagt, es liegt Streikbruch vor; aber er hat nicht nachgewiesen, daß die Accordmaurer irgendwo die Arbeit aufgenommen haben, wo eine andre Differenz als die über die Accordarbeit vorhanden war; er konnte nichts andres anführen, nlS auch die dem Schiedsgericht unterbreitete Thatsache». Für uns ist die That der Accordmaurer meiner Meinung nach keine ehrlose Handlung, die den Ausschluß aus der Partei bedingt. Dazu können wir uns nicht hergeben, daß wir den Leuten die Benutzung des Vereinsrechtes verbieten. Sie haben es ja fertig gebracht, auf Grund Ihrer Mehrheit und Ihrer Macht ihnen das Preßrecht illusorisch zu machen, es werden keine Annoncen von den Accordmaurern im Hamburger Partei- Organ aufgenommen, es kommen keine Versammlungsberichte hinein, es' wird von ihnen überhaupt nicht Notiz genommen. An mich als Firmenträger von Auer u. Co. in Hamburg kam eine Beschwerde von einem Accordmaurer mit der Bitte um Abhilfe. Es sei eine lliigerechtigkeit. ihnen das„Echo" zu verschließen. während die Zahlstelle es benutze, um L anzugreifen. Die Preßkommission hat das Ersuchen der Accordmaurer abgelehnt,„da sie sich nicht auf den Standpunkt stellen könne, daß zeitlichen Minoritäten irgend einer Gewerkschaft das Recht der Organisation zuzugestehen sei."(Hört! hört!) Die Frage der Accord- oder Lohnarbeit war für die Preßkommisston nicht ent scheidend. Es hatte eine Sitzung der Preßkommission stattgefunden wegen einer Beschwerde, weil das„Echo" eine Todesanzeige der Accordmaurer gebracht hatte(Hört! hört!); die Preßkommission beschloß, daß das Verbot sich nur auf solche Anzeigen beziehe, die einen agitatorischen Zweck haben. Also eine Todes- anzeige selbst hat unter den VerbanbSmaurern in Hamburg eine derartige Austegung hervorgerufen, daß sie fich mit einer Beschwerde an die Preßkommission wandten! Wir können das nicht ändern; aber ich meine, auch dieser Vorgang beweist, daß wir alles vermeiden müssen, was dazu führen könnte. Differenzen herbeizuführen. Nun aber, wir werden als der Störenfried angeklagt; und was thun Sie? Es ist hier konstatiert, daß Sie' die Preß freiheit in dem Organ, das diese Maurer selbst haben schaffen helfen. die es unterstützen, einfach in einer Weise, wie sie in keinem Bourgeois- Staat heute mehr möglich ist. kaum mehr in Rußland , die Möglichkeit einer freien Meiuungs- äußerung einfach unterbinden. Sie haben die Macht dazu. Mit dem Vereinsrecht können Sie gegen die Leute nicht einschreiten, dafür er- klären Sie aber die Bildung einer Organisation für disciplinlos, für einen Organisationsbruch, für eine ehrlose Handlung und verlangen. daß die Partei sie aus- schließt! Derartige Dinge muß man doch auch wissen, um zu be- greifen, wie ich zu meiner Stellungnahme gekommen bin. Dann wird mir in dem Artikel der Vorwurf gemacht, daß ich tn dem großen Kampf zwischen Unternehmer und Arbeiter den kämpfenden Kollegen in den Rücken gefallen und Partei ergriffen habe für die Schutztruppe der Unternehmer. Auch das ist nicht richtig. Der Kampf wird geführt zwischen Arbeitern und Arbeiters zwischen Verbandsgenoffen und organisierten Genossen in einer freien Vereinigung; und wenn überhaupt von einer Beteiligung der Unteniehmer gesprochen werden kann, nun, dann hat die Innung mit den Verbandsmaurern ei» Abkommen gegen die Accordarbeit getroffen; auch dieser Vorwurf deckt sich also uicht mit den Thatsache». Also ich kann nicht zugeben, daß ein Streikbruch in dem Sinne vorliegt, wie auch ich ihn eventuell als ehrlos betrachte. Wohin das führen würde, wenn wir die Bahn beschreiten wollten, auf die Sie uns drängen wollen, das zeigt doch der Schiedsspruch in Ottensen . Ist es nicht gerade ungeheuerlich, daß da der Winkel- mann einstimmig auS der Partei herausgeschmissen wird, und dieselben Leute haben nachher, als sie ruhiger, objektiver mit Gerisch die Sache untersuchten, ebenso einstimmig den Ausschluß wieder zurück- genommen!(Hört! hört!) Denn es stellte sich heraus, daß der Mann zu derselben Zeit, wo er die ehrlose Handlung begangen haben sollte, krank zu Bett gelegen hatte. Sie sehen, die Leidenschaft ist ein schlechter Berater. Ich komme zum Schluß. Ich hätte noch manches mitzuteilen und auszuführen; aber ich habe Ihre Zeit lange genug in Anspruch genommen und ich habe ja auch noch ei» Schlußwort. Parteigeuosse», ich erkläre bei meiner Ehre und bei meiner Partei- Zugehörigkeit, daß ich nach bestem Wissen und Gewissen, ich nehme >as für alle übrigen Schiedsrichter mit in Anspruch, den Schiedsspruch ö gefällt habe, wie er ist, und muß auch, nachdem ich hente Bömelburg gehört habe, bei meinem Schiedsspruch stehen bleiben. Sie können nur beweisen, daß Differenzen unter den Maurern be- 'tehen, die wir alle miteinander bedauern. Aber solange Sie den Nachweis einer ehrlosen Handlung nicht beizubringen vermögen, teile und verstehe ich Ihre Wünsche, aber folgen kann ich Ihnen nicht.(Stürniischer Beifall.) Singer: liegen eine Reihe von Meldungen zu persönlichen Be- merkungen vor. Ich werde nur persönliche Bemerkungen in Bezug auf das Schlußwort des Korreferenten zulassen und' jede sachliche Bemerkung unweigerlich zurückweisen. Persönliche BemerVnngen. Von de» vielen Behauptungen Auers mir gegenüber, Legi«: die nicht auf Wahrheit beruhen, halte ich es für notwendig, eine heute noch zu widerlegen. Buer erklärte, ich hätte Gelegenheit gehabt, in dem Schiedsgericht ihm Auge in Auge gegenübertreten zu können. ich hätte aber den besseren Teil' det Tapferkeit gewählt und die Annahme eines Mandats für das Schiedsgericht abgelehnt. Wenn Auer eine solche Behauptung aufstellt, so hätte er sich erst informieren müssen, aus welchen Gründen ich das Mandat ablehnte. Ich war von der Generalkonimission in die Generalversammlung der Formstecher in Eimbeck delegiert worden, und zwar erklärte die Generalkommission es für notwendig, daß gerade ich hinging. Uns ist weder in der Versammlung noch in dem Vorstand des zweiten Wahlkreises der Brief, den Auer vorgelesen hat, vorgelegt worden. Hätte uns unser Wahlvereins-Vorsitzender gesagt, der Termin vom 17. Juli müsse nicht absolut festgehalten werden, Auer habe freigestellt, einen andren zu bestimme», dann wäre ich im Schiedsgericht gewesen. Sie sehen, daß ich einen zwingenden Grund für die Ablehnung hatte. Auf derselben Basis stehen die andren Behauptungen Auers. Ich kann ihm erklären, daß ich mich nicht gefürchtet habe. Ich bin über- zeugt, daS Beste für die Partei und die gesamte Arbcrterbewegung zu wollen, und in dieser Ueberzeugung fürchte ich mich nie, Auer oder einem andren Genossen entgegenzutreten. von Elm: Ich bin leider nicht in der Lage, mich nur gegen eine einzige unwahre Behauptung Auers wenden zu müssen. Er hat von unerhörten Angriffen von mir in Angelegenheit der Buch- drucker gesprochen. In meinem ersten Artikel habe ich nur den Be- 'chluß der Fraktion verteidigt, von Angriffen gegen die Partei steht darin auch nicht ein einziges Wort. In meinem letzten Artikel„Durch Gärung zur Klärung" befindet sich über die Buchdrucker nur ein Satz, der lautet:„Ein andrer Fall, der eventuell noch für das gesamte Partei- und gewerkschaftliche Leben unheilvoll werden kann, ähnlich der schon sattsam bekannt«», zun: Schaden der Arbeiter verlaufenen Leipziger Buchdrucker- Angelegenheit..." Wo steckt in diesem einzigen Satz ei» Angriff auf die Partei? Mit derartigen Mitteln operiert man, m» mich als großen Sünder erscheinen zu lassen I In den Fraktionssitzungen soll ich nicht anwesend gewesen sein. wo die Buchdruckerangelegenheit behandelt wurde. Als Vogenitz und Pinkau damals von Leipzig nach dem Reichstag kamen, wurde die Sache in der Fraktion nicht behandelt. Eine besondere Einladung zu der betreffenden Frastionssiyung habe ich nicht erhalten. Ich !aun doch nicht dafür, daß ich gerade nicht da war. Ich bin ein viel- beschäftigter Mann, Sie dürfen mir doch nicht die Absicht unterstellen, daß ich absichtlich ferngeblieben bin und hinterher suche, die Partei anzu- greifen. Das ist einfach unerhört. Dann die Wahl zum Schiedsgericht. Anfangs dachte ich, Auer ögt das in gutem Glauben; aber nachher hat«s auf mich den Ein- druck gemacht, als wenn eS nicht der Fall sei. Ich habe in der Versammlung gefragt: Ist eS unabänderlich, daß die Verhandlung am 17. Juli stattfinden soll? Da sagte der Vorsitzende Blume: Jawohl I Da sagte ich: Dann bedauere ich; denn ich hatte einen gerichtlichen Termin für die Genossenschaft, von der ich einzig und allein mein Einkommen beziehe, wahrzunehmen, wo es sich um eine große Summe Geldes bandelte, die der Genossen- chaft eventuell verloren gehen könnte.(In großer Erregung:) Mir einen Vorwurf daraus zu machen, das alles sei böse Absicht— ich habe keinen Ausdruck dafür, daß man eine der- artige unerhörte Anschuldigung erhebt! Auer hat davon geredet, daß wir eS nicht wagten, dem Gegner ins Auge zu sehen; wir hätte» in Hamburg einen ganz andren Standpunkt eingenommen. Welchen Standpunkt haben wir denn eingenommen? Wir hätten nichts andres gemacht, als diese Leute aus unsrer örtlichen Organi- 'ation hinausgeworfen; erst als Molkenbuhr uns lang und breit auseinandergesetzt hat, daß das formell nicht angehe, haben wir dann diesen Weg beschritten. Presse von dem hätte. Ich legte war, bei; es war socialdemokratischen Singer: Sie können doch nicht in einer persönlichen Bemerkung de» Standpunkt der Hamburger Genossen verteidigen. Ich bitte dringend, sich darauf zu beschränken, was Auer in Bezug auf Ihre Person gesagt hat. und das andre der späteren Diskussion vorzu- behalten. v. Elm: Wie soll das in zehn Minuten möglich sein? Partei- genossen, wenn Sie in der Weise verfahren, wie es der Vorsitzende will, dann bedauere ich, dann ist es eine Ungerechtigkeit.(Zurufe: Sie werden ja Redezeit haben!) Singer: Der Genosse v. Elm hat keinen Anlaß, vorauszusetzen. daß der Parteitag ihn in seiner Redefreiheit irgendwie beschränken wird. Ja, Parteigenossen, ich bin in einer sehr uiian- genehmen Lage, den Genossen sagen zu müssen, daß sie nicht weiter rede» sollen. Ich habe an dieser Stelle die Pflicht, den Parteitag in seiner Gesamtheit zu vertreten und seine Arbeiten zu fördern. Wenn dem entgegen gehandelt wird, dann ist es meine verdammte Pflicht und Schuldigkeit, Sie darauf aufmerksam zu machen. Frau Steiubach: Sie können es gar nichts glauben, welch eine Geuugthuung wir soeben geworden ist, von der Sie gar keine Ahnung haben können.(Gelächter.) Das Gewieher ist eigentlich Ihrer gar nicht würdig.(Große Unruhe.) Singer: Ich muß die Genossin Steinbach dringend ausfordern, Ausdrücke, wie sie sie eben gebraucht hat, zu unterlassen.(Lebhafter Beifall.) Frau Steinbach: Parteigenossen! Wenn Genosse PSplow im Schiedsgericht darauf verzichtet hat. aus der Art der Zusammen- setzung des Schiedsgerichts—(Zurufe: Ist das persönlich?>— oh bitte sehr. eS kommt schon I— Wenn er darauf verzichtet hat, daraus eine Ablehnung des Schiedsgerichts herzuleiten— Singer: Sie können im Rahmen einer persönlichen Bemerkung nicht den Genossen Paeplow vertreten.(Heiterkeit.) Frau Steinbach: Auer hat mir den Vorwurf gemacht, daß ich mich im zweiten Wahlkreis in Hamburg nicht hätte ins Schiedsgericht wählen lassen, aus Furcht, von Auer hypnotisiert zu werden. Zunächst befindet sich Auer im Irrtum, ich bin nicht Mitglied des zweiten Wahlkreises. Dort hat man die Wahl vorgenommen, im ersten und dritten Wahlkreise hat man wegen angeblich zu kurzer Zeit die Mitglieder des Schiedsgerichts ernannt. Ich frage Auer, ob er seine Behauptung noch aufrecht erhält, daß es in meinem Willen ge- legen habe, ob ich imSchiedsgericht vertreten war. Wäre Legien, v.Elm oder ich ins Schiedsgericht gewählt worden, dann wäre Auer das Material in einer Weise beigebracht worden, daß seine Hypnose auf uns keine Wirkung gehabt hätte.(Große Heiterkeit.) Stnbbe: Auer hat ausgeführt, daß eS läiigerer Zeit bedurft hätte, von mir das Material zu erhalten. Das ist nicht der Fall. Am 18. Juni fand die gemeinschaftliche Mitgliederver- sammlung statt, in der der Antrag auf Ausschluß der betrreffenden Genossen gestellt wurde. Am 22. Juni habe ich den Parteivorstand von dem Beschluß in Kenntnis gesetzt; ich hätte noch einige Tage gewartet, wenn nicht unsre gesamte Hamburger Beschluß schon Notiz genommen die Liste, die uns von den Maurern angegeben darin uns nicht nntgeleilt, wer Mitglied eines Wahlvereins war, es fehlten die Adressen. Auer hat aber gleich am 23. geschrieben, er müßte wissen, wer Mitglied ist; am 24. konnte ich es ihm bereits von 33 Personen vom 3. Wahlkreise mitteilen, am 1. Juli auch bezüglich der übrigen. Es ist also nicht an dem, daß das Schiedsgericht deswegen nicht zu stände kommen konnte. Singer: Es ist folgende Erklärung eingegangen: „Nachdem Genosse Auer in seinem Korreferat Material be- kannt gegeben, das uns bisher unbekannt war, ziehen wir unsre Unterschrift unter dem Autrag 113 hiermit zurück. Düwell. Scheidemann. Bühler. Alb. Rudolph. May." Singer: Ein Telegramm aus dem zweiten Dresdener Landtags Wahlkreis meldet soeben, daß in der dritten Wählerklnsse von unserer Partei 119, vom Ordnungsbrei 12 Wahl- männer gewählt sind.(Beifall). Singer: Das Lokalkomitee bittet uns. der Dampferfahrt wegen die morgige Sitzung schon um 12 Uhr zu schließen. Da wir heute weit über die übliche Zeit gearbeitet haben, können wir dieser Bitte wohl nachkommen. Ich schlage aber dafür vor, die Sitzung morgen schon um SVj Uhr zu beginnen. (Zustimmung.) Ich benutze den Anlaß, die Mitglieder des Partei- tags daraus hinzuweisen, daß noch eine Reihe wichtiger Punkte auf unsrer Tagesordnung stehen, und daß zu dem gegenwärtige» Verhandlungsgegenstand vorläufig vierzig Redner sich gemeldet haben. (Heiterkeit.) Ich glaube, wir werden dem Minister Thielen dankbar sein können, daß er die Dauer der Retourbillets auf 45 Tage ver- längert hat, denn dann werden wir mit den ParteitagSverhaudlungen wohl fertig sein.(Heiterkeit.) Schluß der Sitzung Wi Uhr. {2 ü'Jbed, den 26. September. Vormittags-Sitzung. S'/a Uhr. Den Vorsitz führt Singer. Der zweite Wahlkreis Chemnitz telegraphiert: Sämtliche Wahlmänner dritter Klasse gewählt. Socialisten Vi, Gegner Vi Stimme». Riemann.(Beifall). Sozialdemokratische Grüße sendet Arbeiterschaft O e l S N i tz. Gestern vollständig gesiegt. Doehler.(Beifall). Ter Hamburger Schiedsspruch Die Diskussion über den Hamburger Schiedsspruch wird fortgesetzt. (Anträge 27, 28, 23. 83 bis 83, 39, 102, 112, 113 und 114). Singer: Ich werde zunächst die Anträge, die eine zu dem Schiedsspruch gegensätzliche Auffassung bekunden, begründen lassen. die Anträge 113, 85 und 114 und dann die Diskussion eröffnen. Das Wort zu einer Erklärung nimmt Auer: Ich möchte, um etwas dazu beizutragen. in Nebensachen die Diskussion möglichst einzuschränken, folgende Erklärung abgeben. Ich habe gestern auf Grund der mir gewordeneu Information unter den Personen, welche den Eintritt in daß Schiedsgericht ab- gelehnt haben, auch Frau Steinbach genannt. Diese Information ist mir von Molkenbuhr geworden, wie ich hier mitzuteilen von ihm selbst ermächtigt bin. Er hat mir gestern nach der Diskussion sofort erklärt, daß er irrig berichtet war. Ich erkläre deshalb, daß meine Ausftthrungen in Bezug auf den Eintritt in das Schiedsgericht. soweit sie Frau Steinbach betreffen, irrig sind. Zweitens habe ich aus den Ausführungen Stubbes entnommen, daß er meine Angaben in Bezug auf die Schwierigkeiten der Beschaffung des Materials auf sich bezogen hat. als wenn ihn die Schuld träfe. Ich erkläre demgegenüber, daß eS gerade Stubbe gewesen ist, durch desien thatkräftige Vermittelung und ungemein rasche und eifrige Thätigkeit ich überhaupt erst in den Stand gesetzt wurde, daS, was ich zu unsrer Information für notwendig hielt, zu erhalten. Bömel- bürg fragte mich gestern, von wem mir der Brief deS Zimmerers Schnack übergeben ist. Ich antworte auch heute nicht, weil der Betreffende anwesend ist, auf der Rednerliste steht und selbst die gewünschten Angaben machen wird. Den Autrag 113 begründet Legien: Es wird fortgesetzt versucht, die Sache als eine Angelegenheit der Maurer hinzustellen, es wird ferner versucht, eS so darzustellen, als seien die Maurer wegen ihres Arbeitens in Accord oder wegen ihrer Zugehörigkeit zur Freien Vereinigung ausgeschlossen, und drittens hat Auer gestem die Angelegenheit als Folge einer Hetze einzelner Personen bezeichnet. Wäre dies letztere wahr, Genoffe Auer, dann hätten auch unsre Gegner recht, wenn sie sagen, daß die ganze socialdemokratische Bewegung nur die Folge der Hetze einiger bezahlter Agitatoren ist.(Sehr richtig!) Aber es ist nicht die Hetze einzelner Personen, die zu diesem durchaus traurigen Ergebnis geführt hat. es ist ja auch undenkbar, daß zwei oder drei Personen eine solche Bewegung hervorrufen können. Ich möchte also Auer sehr bitten, sich zu überlegen, ob er seine«gestern mit so großem Wohlgefallen hier vorgetragenen Behauptung«!» aufrecht er- halten und wlederholen will.
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