Parteitag
der deutschen Socialdemokratic.
( Fortsetzung aus der 1. Beilage.)
Lübeck , den 28. September 1901. Vormittags- Sizung.
91/4 Uhr. Den Vorsiz führt Schwarz.
Singer schlägt vor, im Laufe der ersten zwei Stunden die Vorschläge zur Wahl der neuen Parteileitung beim Bureau einzureichen. Die Liste würde dann vormittags gedruckt und verteilt werden, damit die Mandatsprüfungs- Kommission nachmittags die Stimmzettel abnehmen und das Resultat feststellen könne. Auch den Ort des nächsten Parteitages würde es sich empfehlen, mit auf die Liste zu setzen. Pfannkuch teilt im Anschluß hieran mit, daß unter den Orten, die sich um die Abhaltung des nächsten Parteitags bewarben, auch Bremen sei. Der Antrag jei rechtzeitig eingereicht und nur durch ein Versehen nicht in die Vorlage aufgenommen.
Die Zollpolitik.
Bebel:
Es wird also dreierlei eintreten: eine sehr erhebliche Verteuerung der Hauptrepräsentant der Schußzollpolitik, wenige Tage vor seinem notwendigen Lebensmittel, eine Schädigung der Arbeiterschaft durch die Schädigung der Exportindustrie und eine politische Jiolierung Deutschlands . Ich verweise auf die Aeußerungen Rudinis. Der Drei bund wird durch eine solche Bollpolitik erschüttert. Werden die Dreibundstaaten in ihren wirtschaftlichen Verhältnissen schwer geschädigt, dann erkalten auch die politischen Beziehungen.
Aber
Tode erklärte, die Schutzzollpolitik sei in Amerika nicht mehr nötig, die Industrie habe dort eine solche Entwicklung erlebt, daß man diese Schutzollpolitit aufgeben tömne. Das ist gewissermaßen das Testament Mc Kinleys; der schutzöllnerischte Staat der Welt ist durch die Schutzzollpolitik übersättigt und muß seinem Expansionsbedürfnis jetzt Rechnung tragen.
Die Agrarier thun nun freilich so, als tönnten sie auch mit Die gegenwärtige Strise mit ihrer Einschränkung der Konsum den vorgeschlagenen Erhöhungen noch nicht auskommen. Sie fähigkeit der Bevölkerung und dem größeren Bedürfnis nach Absatz verlangen noch höhere Getreidezölle, noch höhere Viehzölle. Auch für die Produktion macht Handelsverträge jetzt noch notwendiger als die agrarischen Produkte, die bisher mit Zöllen nicht belegt sonst. Unfre Großindustrie nimmt jetzt eine andre Stellung ein als waren, weil sie höchstens einige Meilen weit transportiert werden noch vor einem Jahr, sie erklärt sich jetzt scharf gegen den Doppelkönnen, da sie sonst verderben, bei denen also eine Konkurrenz des tarif, weil dieser das Zustandekommen von Handelsverträgen geAuslandes ausgeschlossen ist, sollen, das verlangen die Agrarier, mit fährdet. hohen Zönen belegt werden. Der Milchzoll soll mit 5 M. pro Doppel- Nicht nur die Großindustriellen, sondern auch die Arbeiter centner bemessen werden. Der Rahmzoll auf 12 M. festgelegt werden, brauchen Handelsverträge. Vor einigen Wochen ging durch die während diese Zölle im Tarifentwurf der Regierung nicht vorgesehen waren. Bresse die Nachricht, daß der preußische Handelsminister, der lange Obst, Kartoffeln usw. sollen entweder mit bedeutenden Zöllen neu be- Möller", wie man ihn scherzweise nennt, in einer Rede ausgeführt legt oder die bestehenden Zölle erheblich erhöht werden. Man kommt habe, die deutsche Industrie könne ohne mächtigen Export nicht zu diesen schamlosen, exorbitanten Forderungen, um den gegenwärtigen leben, denn sie ernähre 10 Millionen Arbeiter das ist nicht wahr, Tarif durchzusehen. Diese Taktik ist durchsichtig; ich bin überzeugt, ich bin auch überzeugt, er hat das nicht gesagt, dazu kennt er die sie werden schließlich für den gegenwärtig vorgelegten Tarif stimmen. Verhältnisse zu genau. Wir haben ja überhaupt keine 10 Millionen Das beweist aber, was erst zu erwarten ist, wenn die Agrarier in Industriearbeiter, sondern nur 8-81/ 2 Millionen. Aber zweifellos noch höherem Maße als bisher die Macht bekommen haben werden. ist, daß 11/ 2-2 Millionen Industrie- Arbeiter von der Ausfuhr leben In Rücksicht auf die weit vorgeschrittene Zeit werde ich mir BeNun begründen die Agrarier ihre Forderungen damit, daß sie und daß, wenn diese in der gegenwärtigen Krisis auch noch durch schränkungen auferlegen. Ich kann das um so mehr, als ja Neues behaupten, unter der Herrschaft der gegenwärtigen Handelsverträge eine verkehrte Handelspolitik zum Teil arbeitslos gemacht werden, nicht viel zu sagen ist und der Gegenstand in der nächsten Beit ja babe sich die Lage der Landwirtschaft bis zur Existenzunmöglichkeit während der andre Teil infolge der Konkurrenz ihrer noch viel erörtert werden wird. Für die neuen Handelsvertrags- verschlechtert. Den Beweis dafür sind sie schuldig geblieben. Die eignen Kollegen, die doch leben wollen und sich deshalb zu Verhandlungen ist ein neuer Generaltarif aufgestellt worden. Seit Bahl der Subhastationen auf ländliche Grundstücke hat in den letzten niedrigeren Löhnen anbieten, aufs schwerste gefährdet wird, dann mehr als zwei Jahrzehnten hat die agrarische Agitation eingesetzt Jahren nicht zu-, sondern abgenommen. Die Bodenpreise sind überall, für den inneren Markt in der nächsten Zeit die Absatzund durch ihre Organisation im Bunde der Landwirte und die füd- mit Ausnahme ganz verlorener Gegenden, gestiegen, es ist also, wenn nicht verhältnisse so ungünstig wie mur möglich werden.( Sehr wahr) deutschen Bauernbünde einen immenſen Einfluß auf die Reichs- eine Verbesserung, zum mindesten doch keine Verschlechterung eingetreten. Und wir brauchen nicht bloß Handelsverträge, wir brauchen auch regierung und die Regierungen der Einzelstaaten erlangt. Andrerseits Ich behaupte aber, es ist eine Verbesserung eingetreten; einmal durch die langfristige Handelsverträge. Stein Unternehmer, kein Kaufhaben die Forderungen der großindustriellen Interessenvertretungen Schutzzoll- Gesetzgebung an sich, und zweitens durch die großartige Unter- mann tann seine geschäftlichen Dispositionen treffen, wenn er auf größeren Schutz Beachtung gefunden. Das Zusammenarbeiten stigung, die der Landwirtschaft in den letzten Jahren in einer Weise der Gefahr ausgesetzt ist, daß nach 2, 3 Jahren die Handelspolitik dieser beiden Schichten der Bevölkerung hat das ermöglicht. Bei zu teil geworden ist, wie feiner andren Klasse der Bevölkerung. eine andre wird, und alle seine Erfolge in Frage gestellt werden. der Festsetzung des jetzt geltenden Zolltarifes von 1879 bot das( Sehr richtig!) Man spricht so viel von der Hilfe, die die Arbeiter Jusofern sind zweifellos die Intereffen der Unternehmer und Arbeiter Foyer des Reichstages das Bild einer Börse, einer Stelle, an der flasse durch die Socialreform erfahren hat; wie wir darüber in gewisser Beziehung solidarisch. Wir brauchen langfristige HandelsHandelsgeschäfte gemacht wurden. Aber damals wagte Fürst Bismard denken, brauche ich auch nicht zu sagen. zweifellos verträge sowohl mit Rücksicht auf die sociale Lage der Arbeiter, als nur einen Zoll von 50 Pf. für Roggen einzubringen, und erklärte übersteigt das, was der Landwirtschaft namentlich in Preußen auch insbesondere, weil sonst die agrarische Agitation gar kein Ende den, der 3 M. Zoll verlangen würde, für verrückt. Nun, dieser Grad zugewiesen ist an materiellen Vorteilen weit weit das, nimmt, weil immer und immer wieder von neuem die ganze von Verrücktheit wurde sehr bald erreicht. Die agrarische Strömung was den Arbeitern zugewiesen ist.( Sehr wahr.!) Es ist die Agitation darauf gerichtet werden wird, erhöhte Lebensmittelzölle wurde immer stärker; und wenn 1892 noch der Führer des Centrums Grundsteuer für das platte vand erlaffen, es find dem Lande große durchzuführen. Darunter aber leidet das ganze wirtschaftliche Leben Peter Reichensperger die Aufrechterhaltung eines Roggenzolls von Buschüsse zu den Voltsschullaften in weit höherem Maße als den im höchsten Grade. 5 M. für unmöglich erklärte und das Centrum nur einen Zoll von 3,50 m. Städten zugewiesen, es sind Zuschüsse für Schulneubauten, Zuschüsse Von diesen Gesichtspunkten aus, die gar nicht bestritten werden bewilligte, so hat jetzt der Centrumsführer Dr. Spahn einen Zoll für Lehrer und Lehrerinnen auf dem Lande, Pensionszuschüsse für fönnen, die jeder Staatsmann als selbstverständlich anerkennen muß, von 6 M. für angemessen erklärt. Das Centrum ist nicht nur ge- Lehrer und Lehrerinnen auf dem Lande gewährt, das Eisen- ist es geradezu unbegreiflich, wie der jetzt uns vorliegende Tarif zwungen, einen socialpolitischen Eiertanz aufzuführen, sondern hat bahnnetz in den verlorenen Provinzen ist in ganz bedeutendem entwurf überhaupt hat gemacht werden können." Die Zukunft auf seine ländlichen Wähler Rücksicht zu nehmen unter dem Druck Maße erweitert worden. Die Frachttarife der landwirtschaftlichen Deutschlands liegt auf dem Wasser!" Das ist ein Ausspruch, des Bundes der Landwirte. Auf der andren Seite fordern die Groß- Produkte, finsbesondere für Dünger, sind ermäßigt, Hilfeleistungen der von keinem Socialdemokraten stammt.( Sehr gut!) Dieser industriellen einen erhöhten Schutzzoll. Zweifellos aber beweist gerade für Meliorationen sind eingetreten, es ist die Central- Genossen- Ausspruch besagt aber, wir haben den freien Verkehr mit fremden der großartige industrielle Aufschwung Deutschlands , daß die In- schaftstaffe mit einem Staatskredit von 50 Millionen gegründet, das Völkern, der durch das Meer gefördert wird, nötig, weil wir sonst dustrie nicht nur überhaupt keines Schutzzolls bedarf, sondern daß landwirtschaftliche Bildungswesen ist gefördert worden. Es ist ferner als große industrielle Nation auf die Dauer nicht existieren können. eher eine Ermäßigung der Bölle eintreten muß. Die Großindustriellen bestimmt worden, daß, soweit die Staatsbehörden Lebensmittel ein- Wenn diese Ansicht in den höchsten Stellen, und zwar in einem wollen einen erhöhten Schußzzoll, um mit seiner Hilfe den deutschen zukaufen haben, sie möglichst den Handel umgehen und direkt Maße, wie ich es gar nicht teile, vorhanden ist, denn so steht es Markt möglichst gegen tonfurrierende Industrieprodukte des Auslandes bei den landwirtschaftlichen Genossenschaften und Großgrund nicht, daß von der See- oder Wasserherrschaft die Zukunft Deutschlands abzuschließen und vermöge der Syndikate und Trusts eine Preis- befißern einkaufen sollen, um diesen den Vorteil zuzuwenden. allein zu erwarten ist aber wenn man diese Ansicht hat, wenn ich fo der Mann wäre, der fte hat, bildung auf dem deutschen Markte zu erzeugen, die ihnen so riesige Es sind das also ganz gewaltige Summen, die da flüssig gemacht und Profite in die Tasche fließen läßt, daß sie auf der andren Seite die worden find für die Agrarier. In Sachsen hat das ländliche und die nötige Macht befäße, wißt Jhr, was ich thäte? Ich würde deutschen Produkte zu Schleuderpreisen ins Ausland werfen tönnen. Genossenschaftswesen einen Staatstredit von 5 Millionen erhalten, die Verfasser dieses Tarifentwurfs ohne weiteres mit einem FußWir haben das ja in den letzten Jahren nach den verschiedensten in einem Lande, in dem die landwirtschaftliche Bevölkerung nur tritt zur Thür hinauswerfen.( Sehr gut!) Denn das Ansehen Richtungen erlebt; durch den Schußzoll auf Eisenbahnschienen ist es 15 Broz. beträgt, und wo die Arbeiter- Konfumvereine durch Umsatz- Deutschlands , die Intereffen Deutschlands , die inneren wie die gelungen, den Preis für den deutschen Bedarf auf eine ganz steuern getroffen werden. äußeren, werden dadurch in geradezu unerhörter Weise bloßgestellt. exorbitante Höhe zu bringen, auf 120 bis 130 M. die Tonne, ( Sehr wahr) Ich behaupte, daß wir in den ganzen 30 Jahren seit während das Ausland nur 80 bis 90 M. zu zahlen hat. Aehnlich Gründung des Reiches noch niemals einen gesetzgeberischen Aft vor ist es ja mit dem Zucker usw. Die Agrarier behaupten nun, bei Abschluß uns gehabt haben, der in solchem Maße alle Klaſſen der Gesellschaft, der Handelsverträge 1892 feien sie von den Industriellen übers Ohr alle Intereffenschichten so gegen einander bringt und aufregt, wie gehauen worden; um das für diesmal zu verhüten, haben sie einen dieser Entwurf. Es ist eine Fülle von Aufregung, Erregung, Haß Minimaltarif gefordert und zu allgemeiner Ueberraschung hat das und Bitterkeit in weiten Kreisen des Volkes durch den Entwurf ent Reichsamt des Junern diesem Verlangen nachgegeben. So ist denn standen, und man kann wohl sagen, wenn es die Absicht war, von in dem neuen Tarif ein Minimaltarif von 5 W. für Roggen und von Grund aus die Grundlagen des ganzen Reichs zu erschüttern, dann 5,50 M. für Weizen zu stande gekommen; d. h. unter diese Säße hat es dieser Entwurf fertig gebracht, nicht allein nach innen, sondern sollen die betreffenden Zölle in den Handelsverträgen nicht herunterauch nach außen. gesezt werden können. Man beruft sich auf den Vorgang Frank reichs ; dieses war aber genötigt, unter seinem Minimaltarif Kon zeffionen zu machen, da sonst ein Vertrag mit einzelnen Staaten nicht zu stande gekommen wäre.
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Dazu kommit, was das Reich für die Agrarier gethan hat. Da stoßen wir auf eine lange Reihe solcher Maßnahmen: Die Branntwein- und Buderliebesgabe, das Margarine- und das FleischschauGesetz, die Aufhebung des Identitätsnachweises, für Getreide die Beschränkung der Bollkredite für Getreidemühlen, die Aufhebung der Transitläger. Kurz, es sind Maßregeln der einschneidendsten Art, die auf die materielle Lage der Landwirtschaft fördernd gewirkt haben: so daß es eine unverschämte Behauptung ist, die Lage der Landwirtschaft habe sich verschlechtert und zwar in solchem Grade, daß, wenn Handelsverträge auf derselben Basis abgeschlossen werden sollten, die Landwirtschaft notwendig dem Ruin entgegengehe. Lesen Sie einmal die ausländischen Zeitungen. Mit England Unire Gegner werfen der Socialdemokratie vor, daß sie viel haben wir einen Handelsverkehr von 1600 Millionen jährlich. In fach übertreibe. Mary hat bereits in der Vorrede zum Kapital" England ist seit Jahren wie das made in Germany beweist darauf hingewiesen, daß eine genaue Untersuchung den Beweis er die Erregung in industriellen Kreisen gegen die deutsche Konkurrenz Wie in Deutschland die Verhältnisse liegen, wo Rußland der bringen würde, daß die Lage unsrer Arbeiterschaft in weitem Maße sehr groß. Kommt nun dazu die Zollerhöhung bei uns, dann muß Hauptlieferant an Roggen für Deutschland ist, steht fest, daß die unter der der englischen steht. Die Untersuchungen der Kommission die schutzöllnerische Strömung in England einflußreicher werden, und russische Regierung unter feinen Umständen auf diesen Bollfaß ein für Arbeiterstatistit haben, so sehr man ihre Thätigkeit eingeschränkt hat, hat sie die Macht, dann ist das ein Schlag für unsre wirtschaftlichen gehen wird. Selbst wenn es aber nachgeben sollte, weil es sich ergeben, daß in allen Berufen, in denen Ermittelungen stattgefunden Verhältnisse, wie er schwerer nicht gedacht werden kann. Freuen thut fagt, es ist ganz gleich, wie ihr den Zollfaz bemeßt, unfren Roggen haben, unsre Angaben sich noch als zu rofig herausgestellt haben. fich Frankreich über unsren 8ontarif, denn es hofft, unter der Herrbraucht ihr doch, so würde es doch auf jeden Fall die Konzessionen, Reine Agitation ist so demagogisch, aufreizend, übertreibend, wie schaft desselben den von uns ihm abgenommenen Markt wieder zu die es unsren Industrieprodukten gegenüber gemacht hat, zurück die der Agrarier. Dazu kommen die erheblichen Vorteile, die durch gewinnen. ziehen. Also auf jeden Fall eine Schädigung. Auch die andren Associationen und Trusts erzielt worden sind, durch den der Schädigungen für die Arbeiterklasse bringt, dann aber auch für den Zuder- Diese Politit, die künftig maßgebend sein soll, die die schwersten Staaten werden eine ähnliche Stellung wie Rußland ring, den Spiritusring. Ein Gebiet nach dem andern wird einnehmen. In Deftreich- Ungarn , Italien 2c. erhebt sich die aller- in den nächsten Jahren von der Ringbildung erobert werden. größeren Teil unfrer Bevölkerung überhaupt, der ja bekanntlich Industrie energischte Opposition gegen die exorbitante Erhöhung der Bolljäße Alle die kleinen Vorteile, die die Konsumvereine für die Arbeiter von Handel, und nicht von auf Agrarprodukte. Die Getreidezölle sind gewissermaßen das Rückgrat. bevölkerung haben, werden aufgehoben durch die landwirtschaftlichen Landwirtschaft lebt, steht in dem schneidendsten Widerspruch zu unsrer Die übrigen agrarischen Bölle gliedern sich an. Entsprechend Genossenschaften und die damit verbundene Ringbildung. Ich habe See- und Weltpolitit, unsrer Flotten- und Kolonialpolitit, zu unsrerder Erhöhung der Getreidezölle ist bei allen übrigen land gewiß nichts gegen die Genossenschaften. Aber wenn sich die Agrarier Chinapolitik, deren eigentlicher Zweck doch war, China unfrem wirtschaftlichen Erzeugnissen eine starke Steigerung der Zoll- mit ihrer ganzen wirtschaftlichen Macht auf dieses Gebiet werfen, dann Handel zu verschließen. Und während wir diesen Feldzug gegen sätze im Entwurf des neuen Zolltarifs vorgesehen. Jetzt werden wir Dinge erleben, Parteigenossen, daß uns die Augen übergehen. China gemacht haben, werden wir selber zu Chinesen, errichten wir soll der allgemeine Tarif für Weizen 6,50 M., der Minimaltarif( Lebhafte Zustimmung.) Der Milchring hat die maßlose Unver- eine chinesische Mauer um uns. Die Boll und Handelspolitik 5,50 M. betragen, der für Roggen 6 beziv. 5 M. Für Vich sollen schämtheit besessen, einen Aufruf an die Landwirte mit den beruht auf Gegenseitigkeit. Gewiß, niemals fann es eine Zolldie Zölle enorm gesteigert werden, für Stiere und Kühe soll er von Worten zu schließen: Gott wird uns weiter helfen.( Sört! hört!) und Handelspolitik geben, die nicht für irgend eine Schicht der Be 9 auf 25 M. pro Stück, für Schweine von 5 auf 10 M. steigen. Wenn jemals von Leuten, die auf ihren Glauben sich berufen, völkerung ungünstig ist; das muß man in den Kauf nehmen. Worauf Für Gänse, die bisher völlig frei waren, foll in Bu eine Blasphemie begangen worden ist, dann ist es diese.( Leb- es aber anfommt, ist, daß die ungeheure Mehrheit der Nation Vorfunft der Zoll 70 Bf. pro Stüd betragen. Und dabei hafte Zustimmung.) Ich kann mir nichts Schlimmeres denten, teil von dieser Handelspolitik hat. Den Industriellen glaubte man ist es namentlich für uns Nord- und Ostdeutsche eine als wenn diese Leute sich auf Gott berufen, als wenn einem jeden das Glück mit den Zollfäßen des Tarifs ins Haus zu bekannte Thatsache, daß unsre Hausfrauen mit Sehnsucht der Herbst- sie das arme Volt noch mehr ausbeuten wollen.( Lebhafte bringen, und aus allen Branchen kommen jegt die Kundgebungen gegen zeit entgegensehen, wo sie Gänsefleisch kaufen können, weil infolge Bustimmung.) Etwas unverschämteres, Schamlojeres, Nieder diesen Tarif, weil auch diese Unternehmer schwer geschädigt werden würden. der Gestaltung des Fleischmarktes in den letzten Jahren das Gänse- trächtigeres giebt es nicht. Aber diese Berufung zeigt uns deutlich, Das Centrum wird mit seiner Mittelstandspolitik sein blaues Wunder fleisch noch das billigste ist.( Sehr richtig!) Infolgedeffen ist der wozu diese Leute die Religion gebrauchen, wozu sie ihnen dienen soll erleben. Der Bachem hat schon gesagt, der 8Zolltarif wird als Konsum von Gänsefleisch in den Großstädten ein ganz toloffaler.( Lebhafter Beifall.) Sprengpulver wirken, und er wird recht haben. Das Centrum Nehmen wir an, daß die marktfähig gewordenen Gänse durchschnitt- Aber nicht nur die Arbeiterklasse, auch die Arbeiterklasse, auch der Mittelstand wird mit seiner spiegelfechterischen Bolitik in die Brüche gehen, denn lich 6-8 Pfund wiegen, so bedeutet der Zoll von 70 Pfennig eine wird diese agrarische Agitation zu tosten befommen. Hat der ideelle Interessen haben ausgespielt, es tommen nur die nackten Verteuerung um 10-12 Pfennig pro Pfund. Hierbei muß man aber Löwe einmal Blut geleckt, dann frißt er weiter. Man wird nicht materiellen Interessen in Frage. festhalten, daß es bei der bloßen Erhöhung der Preise durch den nur den Milchhandel, sondern auch den Milch-, Butter- und Käse Geschädigt werden also in erster Linie die Arbeiter werden. Die Boll nicht bleibt; der Kaufmann, der mit einem bestimmten Umsatz handel zu monopolifieren trachten.( Sehr richtig.) Man wird Konsumartikel werden verteuert, die Löhne gedrückt; und wie der in den verzollten Artikeln zu rechnen hat, sagt sich: Dadurch, Genossenschaftsmühlen und Bäckereien gründen. Das ist alles ganz Staat, der die Musterbetriebe bekanntlich schaffen wollte, darüber daß die Preise gestiegen sind und mein Kapitalaufwand schön, aber diese genossenschaftlichen Organisationen werden nicht denkt, das beweist der Erlaß des Ministers v. Thielen, der seine fich gesteigert hat, hat, muß ich eine entsprechende Verzinjung etwa dazu dienen, dem Volfe billigere Lebensmittel zu verschaffen, Behörden ausdrücklich anweist, dem infolge der Krise entstehenden des Kapitals und eine entsprechende Erhöhung des Gewinnes haben. nein, fie werden die Lebensmittel verteuern.( Lebhafte Zu- ueberangebot der Arbeiter durch Herabsetzung der Löhne Es kann ja sein, daß der Zollfaz für gewisse Artikel so exorbitant ſtimmung.)
Rechnung zu tragen; wenn das Der Vater Staat thut, ist, daß der Händler das nicht tann, weil sonst der Konsum zu sehr Wenn die Agrarier von ihrer Notlage sprechen, dann muß man werden die Industriellen natürlich nicht zurückbleiben. Das zurückgehen würde, er würde dann, wo es angeht, geringere fich einmal ihren äußeren Habitus ansehen. Gehen Sie einmal in Kapital wird in letter Linie nicht geschädigt. Wenn die GroßQualitäten liefern; aber die Wahrscheinlichkeit dieser Verteuerung eine Voltsversammlung bei Keller und sehen Sie sich dann einmal industrie unter den fünftigen Handelsverträgen nicht profperiert, ist vorhanden. Ebenso ist es mit der Verteuerung aller andren die Generalversammlung des Bundes der Landwirte bei Busch an. dann wandert das Kapital aus und gründet im Auslande KonkurrenzAgrarprodukte, z. B. für Vieh, Eier, Käse. Soweit also unfre Ver- Dort meistens schmale und ausgehungerte Gestalten, hier Leute, von fabriken. Das ist schon früher so gemacht worden. So hat sich die tragsstaaten nicht für die Einfuhr von Roggen und Weizen in Frage benen feiner unter 200 fund wiegt!( Große Heiterkeit.) Ich deutsche Textilindustrie in Russisch- Polen angesiedelt. Deutsche Werkkommen, tommen fie für diese Agrarprodukte in Frage und hierfür beson- habe mir die Gesellschaft beim Ausgang aus dem Zirkus Busch führer find hinübergenommen worden und sie haben die fremden ders Desterreich- Ungarn. Dieses würde sich auf das entschiedenste gegen baraufhin einmal besonders angesehen. Jeder von ihnen strogt von Arbeiter dressiert. folche Zollerhöhungen sträuben und die dortigen agrarischen Interessenten Gesundheit und nimmt es an Straft mit zwei, drei Proletariern auf. Die gewaltige Zunahme unsres Handelsverkehrs in den Jahren ihre Regierung zwingen, einen Handelsvertrag mit Deutschland dann Dieser Einfluß der Agrarier wäre unmöglich, wenn sie nicht von 1894-1901 zeigt den Nußen der Handelsverträge: die Einfuhr nur unter Bedingungen zu schließen, durch die Deutschland auf begünstigt würden durch die Wahlgesetze bei den Landtagswahlen, ist um 1500 Millionen, die Ausfuhr um 1500 Millionen Mart gea andrem Gebiete, insbesondere auf industriellem, geschädigt wird. durch ihren socialen Einfluß und durch die Unterstüßung der Regie- wachsen, zusammen also um die gewatige Summe von 3000 Mill. Mark. Da kommt vor allem auch der Eierzoll in Frage, ebenso wie bei rung bei den Reichstagswahlen. Wir werden durch die agrarische Ich kann auf diese Dinge jest nicht weiter eingehen. Soviel steht Italien ; man denke nicht, der geringe Boll auf das einzelne Gefahr aufs äußerste bedroht. Doch giebt es die Möglichkeit, daß fest: es fann teinem Zweifel unterliegen, welche Stellung wir dieser Ei falle nicht so sehr ins Gewicht; dazu tommen noch die be- wir vor dem Aeußersten bewahrt bleiben. ganzen Sachlage gegenüber einnehmen müssen. Alle unsre Kräfte
deutenden Kosten der Emballage in Betracht. Die Schweiz ist Wie die extreme Schutzollpolitik auf die andern Staaten wirkt, müssen aufgeboten werden für die Agitation gegen die Getreidezölle mit der Ausfuhr von Käse und Butter ungeheuer interessiert. sehen wir in Nordamerita. Es ist tennzeichnend, daß Mc Kinley, der und Aufregung, ja ich sage das Wort: Aufheizung in die Massen zu