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So möchte z. B. eine Verteuerung des Petroleums den Agrariern Wohl passen. Herr V. Thielmann kam immerhin noch ziemlich gut weg; das schwerste Geschoß richtete sich dann am Sonnabend gegen den Eisenbahnminister. Wir haben bereits in der Montags- Nummer auf diese perfide Denunziation hingewiesen. Uns Socialdemokraten ist es völlig gleich, ob die heutigen Minister oder andre gleichgestimmte Seelen dasFortwursteln" be- sorgen. Aber lehrreich bleibt die von den Hochagrariern der- anstaltete Minister-Treibjagd immerhin; sie liefert nicht nur einen interessanten Beitrag zur Charakteristik jener feinsten Blüte aus den Kreisen der Edelsten der Nation; sondern be« leuchtet auch scharf unsre preußisch-deutschen   Regierungsver- Hältnisse. Bei ihren Beziehungen zu höfischen Kreisen haben die Herren richtig herausgefunden, daß wieder mal, wie schon so oft zuvor, einige Säulen des Regierungsaufbaues etwas wacklig geworden sind, und so suchen sie dem Purzeln freund- lichst nachzuhelfen. « Nachdem dieDeutschs Tagesztg.' mit so viel Eifer de» Herrn v. Thielen begraben hat, klopft er heute an den Sargdeckel und meldet sich lebendig. DieNorddeutsche Allgemeine Z e i t u n g" schreibt: Während der letzten Tage sind in verschiedenen Blättern Aus- lassungen erschienen, die auf den Rücktritt des Herrn Ministers der öffentlichen Arbeiten v. Thielen vorbereiten wollten. Wir können erklären, daß es an jeder thatsächltchen Unter- läge für solche Erörterungen fehlt. Insbesondere ist es nicht richtig, daß sich der Herr Minister selbst, der erst vor wenigen Tagen eine eingehende Rücksprache mit dem Präsidenten des Staatsministeriums gepflogen hat, mit Rücktrittsgedanken trage." Schade, daß dasRegierungsblatt" nicht gleich auch jenen Widerspruch" aufklärt, der zwischen dem Minister und dem Kaiser in der Lindenfrage entstanden ist. Das wäre interessanter gewesen, als das offiziöse Lebenszeichen. Jedenfalls scheint es. als ob der eben so schmutzige wie plumpe Hinterhalt-Angriff der Agrarier mißglückt ist. DieDeutsche Tages- zeitung" sieht sich nämlich heute genötigt, sich wegen ihres Atteumls zu entschuldigen. Sie habe ja doch gar nichts vorgebracht als längst bekannte Beschwerden. Von dem zur Ministerstürzerei bcrivandten Mittel, dem perfiden Hinweis auf den Widerspruch zwischen ministeriellen und kaiserlichen Aenßerungen, schweigt das Blatt heute schamhaft. So dürfen wir denn die Hoffnung haben, daß uns Herr v. Thielen noch länger erhalten bleibt. Es wäre auch zu schade, wenn neben den Ministern des Centralverbandes der Minister der Berliner   Straßenbahn- Aktiengesellschaft vcrschivinden würde. Herr v. Thieleis ist so provozierend minderwertig, daß er sich unübertrefflich in die regierende Gesellschaft einordnet. Um de» Zolltarif. ES bedurfte nicht der Fühlung, die derHamburg  . Correspondent" mit Regierungslreisen hat, um festzustellen, daß vom Bundesrat, dessen Ausschüsse jetzt den Zolltarif beraten, keine Milderung des hochschutzzöllnerischen Charakters desselben. sondern eher eine Berschärsimg seiner agrarischen Tendenz zu er- warten sei. EtwaS andres war nach allem, was aus den einfluß  - reichsten Bundesstaaten bekannt geworden ist, nicht Hl erhoffen. Dagegen ist nicht ohne Interesse, die Ratschläge kennen zu lernen, die das Hamburger Senatsblatt den Zollivnchergegncrn im Reichstag erteilt; es sagt: Wenn es nicht anders geht, so kann streng im Nahmen der Geschäftsordnung natürlich und mit legitimen Mitteln da­für gesorgt werden, daß die Beratung im Sieichstag nicht vor dem 31. Dezember 1902 zu Ende geht. Das ist der Küudigungstermiu für die Handelsverträge; verstreicht er ohne die Aufsage, so lauten die Handelsverträge ein Jahr weiter, das heißt, da sie ohnehin bis 31. Dezember 1903 reichen, dann bis zum Jahres- schilt jj 1904. In der Möglichkeit, dies zu erzwingen, liegt eine Stärke der Position der Handelsvertrags- Freunde im Reichstage. Mag man das Obstruktion nennen das Zustandekommen v o il Gesetzen, die nian nach seiner ehrlichen, tvohl erwogenen und begründeten Ueberzeugung für dem Vatcrlande verderblich hält, zu verhindern, kann auch eine patriotische Pflicht sein." * Wie derVoss. Ztg." anS Argentinien gemeldet wird, hat der argentinische Ackerbauminister am 20. September den Minister der auslvärtigen Angelegenheiten ersucht, bei der deutschen   Regierung die geeigneten Schritte zu thun, damit der dem Reichstage vorzu- legende Zolltarif, soweit er die Emfuhr von Quebracho,  ' Getreide und Vieh erschtveren Ivürde, nicht genehmigt werde. Auch andre Regierungen haben offiziell oder inoffiziell die deutsche Regierung wissen laffen, daß die Möglichkeit emeS Handelsvertrags-Abschluffes auf der Grundlage des neuen Zolltarifs ausgeschlossen sei. Es lebe der Zollkrieg! Der Zollkrieg mit aller Welt! Deutsches Weich. Sie kleben wie Gummi. Reizvolle Einblicke in die Beziehungen zwischen der Krone, den Staatsbehörden und den VerwaltungSkörperschaften der Stadt Berlin  gewährt die Darstellung, die der eingeweihte Stadtverordneten- Vorsteher Herr Dr. L a n g e r h a n s am Montagabend in einer Berliner   Kommnnalivähler- Versammlung gab. Der bisherige Stadtverordnete Jakobi hatte den Beweis seiner persöu- lichen Makellosigkeit auch dadurch zu erbringen versucht, daß er den unbedingten Gehorsam der Stadtverwaltung gegenüber höheren Befehlen und Wünschen forderte. Herr Dr. Langerhans mochte seinem Schützling so weit nicht folgen und erklärt«: Konflikte lassen sich nicht innner vermeiden, und da kommen wir weiter wen» wir Nein sagen. Die Staatsbehörden thun, was ihnen befohlen wird. Wenn die Herren dann auch hinter dem Rücken kommen und sagen: Ja, unsre Meinung ist es ja nichts so können wir damit doch nichts anfangen. Die Herren kleben ivie Gummi an ihre Stellen und den Abschied nimmt keiner von ihnen. ES ist bekannt, daß das Ministerium die Bestätigung deS Stadt- rats Kauffmann als Bürgermeister befürwortet und erwartet hatte. Nach den Mitteilungen des Herrn Dr. Langerhans ist anzunehmen, daß die staatlichen Behörden auch gegen die Ueberführung der Linden nichts einzuwenden und gleichfalls im Aufbau der Märchenbrunnen nicht die gemütvolle Darstellung vermißt hatten. Aber Herr Langer- Hans hat recht: Mit den privaten Versicherungen, daß eSunsre Meinung ja auch nicht sei", kann die Stadtverlvaltnng nichts anfangen. Der preußische Beamte steckt Meinung und Ueberzeugung hurtig in die Tasche, sobald ihm eine andre Meinung und Ueber- zeugung angeordnet wird. Herr Langerhans hat nur zu betonen unterlaffen, daß der Berliner   Kommunalliberalismus eifrig bemüht ist, jener Eigenart des preußischen Beamtentums gelehrig nachzueifern. Es ist eine schwer zu entscheidende Preisfrage, ob die Klebefähigkeit der Herren von der Staatsbehörde oder die Kotaufähigkeit des Berliner  Liberalismus die höhere Vollkommenheit erreicht hat. Reichs-AuskunftSstclle für Auswanderer. Im nächsten Etat des Reiches wird sich, wie dieVossische Zeitung" mitteilt, eine Summe zum Schaffung einer Reichs-Auskunflsstelle für Aus- Wanderer finden. Die Äuslunftsstelle soll vom Reich unterhalten, ein Reichsbeamter an ihre Spitze berufen und eine beratende Mit- Wirkung sämtlicher, den Kolonial- und Auswanderungsfragen sich ividmeuden Korporationen herbeigeführt werden. Die Auskunfts­stelle soll, wenn der Reichstag   die Mittel bewilligt, am 1. April kommenden JahreS ins Leben treten. AIS   Leiter ist dem Vernehmen nach ein guter Kenner namentlich deS südamerikanischen Aus- wanderungSgebieteS in Aussicht genommen, der frühere Konsul in Porto Alegro  , Herr K o s e r._ NeueS«nS Könitz. Ueber den Mord, der in Könitz   an Ernst Winter verübt worden ist, verbreitet die Wissenschaft jetzt Aufklärung. Nachdem der blöde Ritualmordwahn die in Deutschland   noch nistende Unkultur be- schämend bloßgestellt und schwere Opfer gefordert, giebt jetzt ein Gutachten der Ober-Medizinalbehörde eine Dar- stclluug, die Vermutungen bestätigt, wie sie in weiten Kreisen von Anfang an geäußert worden sind. Kürzlich wurde das wegen Verdacht deS Mordes eingeleitete Perfahren gegen den Schlächtermeister Leby und seinen Sohn ein- gestellt, wie man jetzt erfährt, im wesentlichen auf Grund des Gut- achtens der Medizinalbehörde. Danach ist Winter nicht an Ver- blutnng, sondern an Erstickung gestorben. DieOstdeutsche Tageszeitung" giebt darüber das Folgende be- kannt: Der Rechtsanwalt Hahn- Charlottenburg hatte bei der Kouitzer Staatsanwaltschaft gegen den Fleischcrmeister Adolf Levh in Könitz und dessen Sohn Moritz Strafantrag gestellt wegen Ermordung des Gymnasiasten Ernst Winter und wegen Beihilfe zu diesem Verbrechen. Der Erste Staatsanwalt Schweigger in Könitz hat das Verfahren gegen beide Beschuldigte eingestellt und Herrn Hahn hiervon in einer an den Antragsteller gerichteten abweisenden Verfügung in Kenntnis gesetzt. Eine Abschrift der abweisenden Verfügung liegt uns vor. Wir werden sie an einem der nächsten Tage unser» Lesern wörtlich zur. Kenntnis bringen. Das Ergebnis der stattgehabten Ermittelungen, das am Schluß der abweisenden Verfügung in vier Punkten auf Grund deS Gutachtens des Medizinalkollegiums in Danzig   kurz zusammengefaßt wird, sei bereits heute besonders hervorgehoben: 1. Ernst Winter ist den E r st i cku u g s t o d g est o rb en. Diese Feststellung des Danzigcr Medizinalkollegiums steht in Ueber- cinstimmnng mit dem Gutachten, das der Berliner   Gerichtsphysikus Dr. Puppe im Jsraelskiprozeß abgab und im Widerspruch mit dem Gutachten der hiesigen Aerzte Mediziualrat Müller, Dr. Arthur Müller, Dr. Blcske, zum Teil auch mit denen des Dr. Stürmer und Dr. Mittenziveig-Berlin. 2. Der H a l S s ch n i.t t i st k e i n S ch ä ch t s ch n i t t sondern nach dem Tode beigebracht in derselben Weise wie die übrigen am Körper befindlichen Schnitte zum Zwecke der Beiseiteschaffung der Leiche. 8. Winter hat sich in A uS ü b un g des Geschlechts­aktes befunden, festgestellt vom Medizinalkollegium und als richtig anerkannt auf Grund des Gutachtens des Gerichtschemikers Dr. Bischoff-Berlin  , der die sichtbaren Nachweise dafür an den Kleidern gefunden hat. 4. Die auf Nock und Weste deS Emst Winter vorgefundenen Blutflecke sind nach dessen Tode mittels geronnenen Blutes heraugeivischt. Die Begründung dieser wichtigen Fest- stelluugen wird in einer demnächst erscheinenden Broschüre weiteren Kreise» zugänglich gemacht werden." Ob man jetzt den Thätcr, der vennntlich gar keinen Mord be- absichtigt hatte, sondern im Affekt den ertappten Winter tötete, er- Mitteln wird, bleibt nach Lage der Sache immer noch zweifelhaft. Dagegen sollte das Verfahren gegen Moritz Lcvy. der auf Grund eines höchst bedenklichen JudizienprozesscS wegen Meineids zu laug- jähriger Zuchthausstrafe verurteilt wurde, nachgeprüft werden. Für die ReichStagö-Ersalnvahl im Wahlkreise Siegburg  - Waldbröl  , die durch die Mandatsiiiederlcgung von Dr. Lingens nötig geivorden ist, hat daö Centrunr den Landtags-Abgeordnetcn Amtsrichter Dr. Becker aus Hennef   a. Rh. aufgestellt. Dr. Becker gehört zu der ex t r e m- a g r a r if ch e u Richtung im Centrum. Gera, 15. Oktober.  (Pribat- Telegramm.) Bei der heutigen Stichwahl zum Landtag wurden die beiden socialdemo- kratischen Kandidaten Fiedler und Böttger gegen nationalliberale Gegner gewählt. In einem dritten Kreise erzielte unser Kandidat Patzer eine starke Minorität. Damit wird unsre Partei durch vier Abgeordnete, gegen bisher drei, in der Kammer vertreten sein, in welcher im ganzen 16 Abgeordnete Sitz haben, davon 12 aus allge­meinem Wahlrecht. Die TyphuSepidrmie tu Gelfenlirche« dehnt sich noch immer weiter aus. Am Montag waren 40 neue Krankheitsfälle zu ver- zeichnen. Am Mittwoch treffen der Oberpräsident von Westfalen  , sowie Professor Dr. Koch aus Berlin   ein. Letzterer ist vom Kultus- minister mit Nachforschungen über die Ursachen der Verbreitung der Seuche beauftragt. Für die Rekruten aus diesemBezirk wurde» besondere sanitäre Verordnungen erlassen. Dieselben dürfen keinerlei Eßivaren nach den Garnisonen bringen. Ausland. Der Zolltarif Australiens  . London  , 11. Oktober. Nicht England, sondern die Vereinigte» Staaten von Amerika  bilden das Muster des föderierten Australiens  . DaS hat sich beim Aufbau seiner BundeSverfaffung gezeigt und da« zeigt sich jetzt wieder in dem Zolltarif-Entivurf, den der Buudes-Finanzselretär Sir Georg Turner und der Handelssekretär Mr. Kingston dem Parlament in Melbourne   gestern vorgelegt haben. Die Stiinmung scheint dort, diesem Entwurf nach zu urteilen, einer Schutzzollpolitik günstig zu sein. Die Verhandlungen über diesen Zolltarif dürften auch für uns von Interesse sein. Das Repräsentantenhaus in Melbourne   besteht aus 75 Mitgliedern. Davon sind 24 Freihändler, 34 Schutzzöllner. 7 Gemäßigte und 10 Arbeitervertreter. Letztere sind also aus- chlaggebend und könnten augenscheinlich der Wirtschafts- Politik diejenige Richtung geben, die sie für gut halten. Leider sind die australischen«rbeitervertreter. gleich ihren englischen Brüdern, unter sich nicht einig. Sie haben keine unabhängige, bestimmte Arbeiterpolitik; sie lassen sich vielmehr von den bürgerlichen Politikern leiten. Unter den 10 Arbeiter- Vertretern giebt es Freihändler. Schntzzöllner und auch Jnifferente. Die Freihändler scheinen unter ihnen in der Minderheit zu sein. Denn es war auf Grund der Wünsche der Albeitervertreter, daß daS Parka- ment kürzlich ein Gesetz zur Einschränkung der Einwanderung annahm, welches allerdings in erster Reihe gegen asiatische und afrikanische Rassen gerichtet ist. Ob es unter diesen Umständen Mr. Reid, dem Führer der Oppo- ition, gelingen wird, eine Reduktion der Zollsätze herbeizuführen, ist sehr fraglich. Im Interesse der Arbeiter würde es gewiß liegen, wenn ihre Vertreter wenigstens die Zölle auf Thee  . Zucker, Kakao, sowie die Prämien sür die Großindustriellen bekämpften. Eine aufgeklärte zielbewußte Arbeitervertretung wird jetzt in Australien   um so nötiger, als die ganze Wirtschaftspolitik dort darauf gerichtet ist, Millionäre und Trustmagnaten zu züchten. Das Beispiel der Vereinigten Staaten   scheint für die Angelsachsen in Australien   ganz verlockend zu sein. Auch was der Zolltarif nicht enthält, ist bemerkenswert. Man findet darin nichts, was auf eine besondere Begünstigimg des Mutterlandes zu schließen gestattete. Australien   ist also dem Bei- spiel Kanadas   nicht gefolgt, dessen Tarif bekanntlich Differentialzölle zu Gunsten Englands enthält. Woher dieser Unterschied? Kanadas   Tarif wurde in der Zeit der imperialistischen Hochflut, im Jahre 1697, entlvorfen, während die Aufstellung deS australischen Tarifs in eine Zeit intperialistischer Depression fällt. Mau ist nach den Erfahrungen im Boerenkrieg nicht mehr so stolz auf das Mutterland wie früher. Das beliebte und keimzeichueiide Sprich­wort der Angelsachen:Nichts ist erfolgreicher als der Erfolg," be- wahrheitrt sich auch hier. Oestreich-Ungar». Die LandtagSwahlen in Böhmen  . Am Montag fanden in 13 Wahlen der Landgemeinden Böhmens   die zweiten Wahlen statt. Gewählt wurden zwei Jungczccheu, ein Czcchisch-Radikalcr, drei Deutschfortschrittler, ein Volksparteiler, ein Alldeutscher und zwei czechische Agrarier; acht Stichwahlen sind erforderlich. Dänemark  . Einer neuen Staatsanleihe in der Höhe von 30 715 000 Kronen gab das Folkething am Freitag in dritter Lesung seine Zustimmung. Von verschiedenen Banken de? In- und Auslandes liegen bereits Angebote vor. Nach dem Plan des Fiiianzministers sollen 8 300 000 Kronen davon sür Eisenbahnanlagen und 9 200 000 für Verleihung von Grund und Boden an Landarbeiter verivandt werden; dazu kommen 13'/e Millionen für jiitländische Bahnen, die bereits vom letzten Reichstag bewilligt worden sind. Frankreich  . Ein französischer Kolouialheld. Die in Antwerpen er- scheinende ZeitungMetropole" erzählt folgende Heldenthat des französischen   Hauptmanns Löfler, die derselbe im französischen  Kougogebicte vollführte. Er war beauftragt, eine Expedition in das Thal von Tchad   auszuführen. In der Nähe des Sees Tchad   stieß er auf einen Häuptling, der über 2000 beivaffnete Männer ver- fügte; 1400 waren mit Stcingcivchren, 400 mit modernen Schnell- feiiergrwchren bewaffnet. Lösler ließ 200 Mann der Gegner hin- schlachten; auf seiner Seite gab es nur zwei Tote. In Chart kam er durch mehrere bewohnte Dörfer; die Einwohner hatten sich in ihre Höhlen versteckt. Der Hauptmann ließ sie dort sämtlich ans- räuchern und verbrennen. Nachdem er diese Kulturthaten vollbracht, zog er wieder zurück nach Sangha. Spanien  . Unruhen in Sevilla  . Depeschen aus Sevilla   melden vom Montag: Hier ist ein allgemeiner Ausstand ausgebrochen. Mehrere Fabriken sind geschlossen' worden, um Unruhen vorzubeugen. Die Ausständigen schleuderten Steine gegen solche Arbeiter, welche sich nicht am Ausstände beteiligen wollten. Am Vormittag durchzogen Schaaren die Straßen und veranlatzten, daß die Läden und die Cafes geschloffen wurden. Die Behörden treffen EicherheitS- maßregeln; unter der Bevölkerung herrscht eine wahre Panik. Em Telegramm vom Dienstag lautet: Die Unruhen dauern fort. Die Ausständigen durchziehen die Straßen und verüben Ge- lvaltthätigkeiten. An die Oltroigebäude wurde Feuer gelegt. Der Belagerungsziistaud ist verhängt worden. England. Gladstone und die Arbeiter. London  , 10. Oktober. Der Honorable Alexander O. Murrah(Herr von Elibank, Neffe Gladstoncs und Abgeordneter für Midlothiän) hat in seinem Ein- gesandt an dieTimes" vom 7. Oktober einen ungemein lehrreichen Beitrag zur Geschichte der englischen Arbeiterbewegung geliefert. Murray weist auf die Bedeutung der parlamentarischen Nachwahl von Lamarkshire hin und sagt: Setzt die liberale Partei ihre gegenwärtige Politik(in Bezug auf Arbeiteikaudidaturen) fort, so wird sie die radikalen Elemente ins extremste Lager treiben.... Als die Deniokratie ihr Haupt erhoben und ihre Macht zu fühlen be- gönnen hatte, da nahm Gladstone mit seiner ivnndervollen Intuition die politisch befreiten Massen beiderHand und führte sie aufsanftere Pfade. Er hielt es nicht für gut, sie zu treiben.... Die Kandidatur Harmsworth bringt dieScheiduugsliuiezwischeuKapitalund Arbeit klar und bestimmt in die Erscheinung. Wird diese Politik allgemein durchgeführt..., so werden die alten, zurückhaltenden Kräfte des geniäßigten Liberalismus verschwinden. Wir werden uns sodann in zwei große Lager Kapital und Arbeit gruppieren. Einer derartigen Zukunft kann kein Liberaler mit Gleichmut entgegensehen." Was der Herr v. Elibank hier schreibt, war den Socialdemo- kraten schon lange kein Geheimnis mehr. Aber es ist gut, eine Bestätigung von bürgerlicher Seite dafür zu haben. Murrays Eingesandt hat meines Erachtens die Bedeutung eines historischen Dokuments.   Amerika  . Boin südamerikanischen Kriegsschauplatz. Wie derNew Jork Herald" ans San Juan   in Puerto Rico   meldet, wird der frühere Präsident von Venezuela  , Audrade, eine Expedition fuhren, welche Anfang November in Venezuela   zu landen beabsichtigt, um zu versilcheii, Castro zu stürzen. Die Aufständischen in Cura�ao treffen Vorkehrungen kür den beabsichtigten Einfall. Stach einer iveimtii Meldung desselben BlatteS anS Panama sind tolumbische Nevolutionäre auf der Taboga- Insel am Sonntag gelandet und haben die aus zwölf Mann bestehende kolumbische Be- satzung überrascht und gefangen genommen. Der Altalde und zwei andre Beamte wurden weggeführt. Die Revolutionäre belegten zwei kleine Sckiooner mit Beschlag, von denen der eine mit Vorräten be- laden war, und plünderten einige chinesische Läden.   Der Boeren- Krieg. Abermals ei» Boercnkommaudant erschossen! Aus Turkastcd wird gemeldet, daß der Kommandant S ch o e m a n am 14. Oktober standrechtlich erschossen worden seil Ferner kommt aus Middelburg   die Nachricht, daß das gegen einen der Offiziere L o t t e r s, Woolfaardts, gefällte Todesurteil bestätigt sei, daß also dessen Hinrichtung unmittelbar bevorstehe. Es wird also den Boeren wirklich nichts andres übrig bleiben, als schleunigst an einer Anzahl gefangener englischer Offiziere die Todesstrafe vollziehen zu lassen. Wie bereits gestern gemeldet, handelte eS sich bei der Erschießung Lotters um einen um so niederträchtigeren Mord, als dieser Boeren- komniaudant Bürger des Oranje-Freistaats  , also keinRebell" war. Ob Schoemau Kapholläuder war, ist ebenfalls sehr zlveifelhaft. lind während man auf der einen Seite kriegsgefangene Gegner kriegLrechtlich meuchelt, ist man auf der andren Seite sognädig", jugendliche Gefangene, statt sie lebenslänglich ins Gefängnis zu sperren, nur zu einer Prügelstrafe zu verurteilen. So wurden nach einer Meldung aus Cradock zweiJugendliche"» Ge- fängnis wahrend der Dauer des Krieges und zu 20 Stockhieben verurteilt. Kriegsgefangene zur Prügelstrafe zu verurteilen, ist ent- schieden eine neue militärische Erfindung des Lord Kitchener  . Der brutale Gamaschenknopf verdiente dafür jene Auszeichnung, die die