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Nr. 259. 18. Jahrgang. 1. Beilage des Vorwärts  " Berliner Volksblatt. Dienstag, 5. November 1901.

Gesamtparteitag der Socialdemokratie nicht unier legtes Ideal erreicht ist, und das wird noch eine gute Wählerlisten gestohlen worden.

adsect strológ

*** Oestreichs.

Wien  , den 2. November.

Zu Vorsitzenden werden Popp und Nemec Brag gewählt. Die Tagesordnung wird wie folgt festgefeßt:

Das

sein, und das ist gut; denn zufrieden soll man niemals sein, ehe meinem Bezirk sind mir allein 9000 Wähler durch Fälschung der Wir sind aus den Wahlen mit dem Ohne Nuhmredigkeit Weile dauern, leider! Mir wenigstens geht es viel zu langsam. Verlust von 5 Mandaten herausgekommen. ( Beifall und Heiterkeit.) Wir treten unter besseren Bedingungen wie fönnen wir versichern, daß wir 10 unsre Schuldigkeit thun. In Sie an die Wahlurne. Seit 1867 haben wir 13 mal, die Süd- 20 Ausschüssen sind wir drin. Redner zählt die zahlreichen politischen deutschen 11 mal gewählt. Sie haben beim ersten Anlauf rund und socialpolitischen Anträge und Interpellationen der Fraktion Erster Verhandlungstag. 800 000 Stimmen auf sich vereinigt. Wir haben diese Zahl auf. In fünf Monaten haben wir 151 Interpellationen ein­Der Gesamtparteitag der öftreichischen Socialdemokratie trat erst nach 1887 erreicht. Bei den letzten Wahlen 1887 gebracht, wovon 31 beantwortet worden sind. Unfre Inter­Dabei pellationen über die Konfistationen sind den Staatsanwalten Heute morgen in Wimbergers Saal zu feiner ersten Sigung zu- hatten wir nur 775 000 Stimmen und 9 Kandidaten. Wir werden aber nicht davon abstehen, fammen, nachdem am Abend vorher eine vertrauliche Vorbesprechung ist Oestreich dünner bevölkert, die ökonomischen Verhältnisse sind blutig unangenehm. stattgefunden hatte. Der Parteitag ist start beschickt; es sind mit weniger entwickelt wie bei uns. Ihr habt also entschieden den Vogel so lange das objektive Verfahren als Werkzeug zur frivolen der Parteivertretung und der Fraktion etwa 150 Delegierte anwesend abgeschossen.( Große Heiterkeit.) Der große Erfolg beim ersten Unterdrückung der unabhängigen Presse benutzt wird. Dadurch ist und zwar 55 deutsche, 35 czechische, 20 polnische, 4 flovenische, Anlauf liegt doch in den Verhältnissen begründet. Die östreichische die Preßreform in Fluß gekommen; durch unser Interpellations­3 italienische und 3 ruthenische Vertreter von Wahlkreifen; ferner Arbeiterschaft stellte, ehe die Socialdemokratie mit ihrer frischen verfahren sind die tonfiskationen ad absurdum geführt. 11 Vertreter der Gewerkschaften. Etwa 10 Frauen find delegiert. Agitation fam, ein sozusagen jungfräuliches Arbeitsfeld dar. Bei socialdemokratische freie Wort erklang recht häufig von der parla Aus Deutschland   sind Bebel und Ehrhart Ludwigshafen er- uns waren die Arbeiter bereits von den bürgerlichen Parteien mentarischen Tribüne. Besonders lebhaft war der Kampf, der an schienen, die Redaktion des Vorwärts  " hat Kurt Eisner   entfandt präoccupiert, während sich diese in Oestreich um die Arbeiter nicht das Eintreten des Thronfolgers für die klerikalen anknüpft. Die und Karl Kautsky   vertritt als Delegierter den böhmischen Wahl- gekümmert hatten. Ich gehöre zu den wenigen, die Lassalle noch Verlegung der Ehrfurcht gegenüber einem Mitgliede des regierenden eventuell mit fünf Jahren schweren freis Tachau  . persönlich kannten und reden gehört haben. Aber ich war damals Hauses wird bei uns Wir können auch einmal einen weniger Der Saal, in dem die Verhandlungen stattfinden, ist mit Fahnen, schon ein ausgesprochener Liberaler, ein Demokrat, und all' Sterters bestraft. Guirlanden und Inschriften in deutscher, czechischer, polnischer und die hinreißende Beredsamkeit Lassalles vermochte mich nicht tattvollen Herrscher, als der alte Kaiser ist, haben, und wenn italienischer Sprache geschmückt. umzustimmen. ES hat jahrelanger Entwidlung bedurft, wir auch nicht wollen, daß ein Erzherzog schlechter behandelt Nachdem Bretschneider- Wien   die Delegierten im Namen der um die alten Anschauungen bei mir zu überwinden. Die vierzehn wird, als ein Socialdemokrat, aber das odioje, byzantinische Privi­Wiener Arbeiterschaft begrüßt hatte, eröffnet Popp- Wien gegen Mandate waren also ein großer Erfolg. Ich sagte mir gleich, die legium des Majestätsbeleidigungs- Paragraphen ist mit moderner Ge 1/210 11hr die Verhandlungen im Namen der Gesamtegekutive. Er Gegner find von Euch überrumpelt worden und Ihr werdet die fittung nicht mehr im Einklang.( Bravo  !) Wir haben den Kampf gedenkt unsrer Toten, und die Delegierten ehren das Andenken Mandate bei den nächsten Wahlen nicht alle halten können. So ist mit den Christlichsocialen aufgenommen, wir haben an Lueger die Liebknechts und Bürklis, des Mitbegründers der schweizerischen es auch gekommen. Die Gegner haben von Euch gelernt und moralische Hinrichtung vollzogen.( Bravo  !) Viel haben wir nicht Socialdemokratie. Popp erinnert weiter daran, daß die östreichische waren vorsichtiger. Ihr habt einige Mandate eingebüßt. Aber die erreicht, aber was aus dem Mist auszupressen war, das haben wir Partei jezt im zehnten Jahre ohne Ausnahmegesez lebt und weist Bahl von 10 Mandaten bedeutet immer noch einen vollen Erfolg. ausgepreßt.( Große Heiterkeit.) Die nächsten Aufgaben für uns auf die großen Erfolge der Partei in diesen Jahren hin. find die Durchführung einer vernünftigen Preß­( Beifall.) Auch auf andrem Gebiete habt Ihr große Erfolge errungen. reform und die Alters- und Invaliditätsversiche Der Sturz Badenis war im wesentlichen Euer Wert und die Art, rung. Beides ist von der Regierung wiederholt versprochen worden. wie Ihr die Nationalitätenfrage gelöst habt, hat bewiesen, daß Der Widerstand wird nicht von ihr ausgehen, sondern von den Ihr allen andren Parteien ant Einsicht weit überlegen Klerikalen und Feudalen bei der Prepreform und von den kapita­find. Ihr seht, wir verfolgen Eure Angelegenheiten auflistischen Parteien bei der Altersversicherung. Ferner stehen Arbeiten mit den Zoll und Handelsverträgen merksam und da muß ich mit meinem Freunde Adler Hühnchen pflüden. Er hat uns in einem Vortrage in Berlin   den und mit dem ungrischen Ausgleich, dieser Beschummelung Oestreichs zu Borwurf gemacht, wir fümmerten uns zu wenig um östreichische Gunsten Ungarns   bevor. Es soll Verhältnisse. Von seinen Standpunkt mag er recht haben. öftreichische Parteigenossen geben, die da glauben, bei uns seien die Fleischtöpfe Aegyptens.( Heiterkeit.) Sie müssen aber bedenken, daß es bei dem östreichischen Tohuwabohu für einen vernünftigen Menschen, der außerhalb steht, fast unmöglich ist, sich zurecht zu finden. Das konnte nur ein so überragender Geist wie Friedrich Engels  , der von London  , gleichsam von hoher Warte, aus der Vogelperspektive fich die Dinge ansah, sie objektiv würdigte und dann seine Ratschläge erteilte. Wir haben in Deutschland   feinen Friedrich Engels  . Kautsky  , der ihm am nächsten tommt, gehört mehr zu Ihnen, als zu uns. Wir haben auch in Deutschland   mit uns selbst zu thun. Die Partei ist groß, die Gewerkschaftsbewegung stellt ihre Anforderungen. Wir sind mit Arbeit überhäuft und können uns schon aus diesem Grunde nicht so sehr um Euch kümmern. Das ist vielleicht auch ganz gut, denn wenn man etwas genau zu kennen vermeint, wird man leicht vorwigig und gerät in die Versuchung, Ratschläge zu erteilen, die dann manchmal unerwünscht sind. Man tritt da zu leicht, wie man in Sachsen   sagt, ins Fettnäppchen". ( Große Heiterkeit.) Wenn wir nus also auch um ihre Details nicht fümmern, die Bewegung im großen und ganzen verfolgen wir auf merksam und ich kann fie versichern, wenn es Ihnen gelingt, größeres Ansehen und größere Macht zu gewinnen, so freut das niemand mehr als die deutsche Socialdemokratie.( Lebhafter Beifall.) Die Grüße der ungarländischen Socialdemokratie überbringt Großmann- Budapest  .

1. Bericht der Gesamtparteivertretung. Berichterstatter: F. Staret. Kassenbericht: C. Korinet.

2. Bericht über die parlamentarische Thätigkeit. Berichterstatter: Ignaz Daszynski.

3. Revision des Parteiprogramms. Berichterstatter: Dr. V. Adler; Rorreferent: Steiner- Wien  . 4. Die Handels- und Bollpolitik der Socialdemokratie in Oestreich. Refereut: Karl Kautsty; Korreferent: Dr. B. Karpeles. 5. Die Regierungsvorlage betreffend die Abänderung der Gewerbe: ordnung. Referent: Eldersch- Brünn. 6. Alters- und Invaliditätsversicherung, Witwen- und Waisen­versorgung. Berichterstatter; J. Reumann. 7. Eventuelles.

Für die Debatte über die Revision des Parteiprogramms wird jede Beschränkung der Redezeit für den Referenten und die Dis­fuffionsredner aufgehoben.

Bor Eintritt in die Tagesordnung begrüßt Popp herzlich die in Wien   erschienenen deutschen   Freunde( Bravo 1) und den Vertreter der ungarländischen Socialdemokratie, den Genossen Großmann. Bebel, mit lautem Beifall begrüßt, erwiderte folgendes: Jm Namen der socialdemokratischen Partei Deutschlands   bringe ich Ihnen, zugleich im Einverständnis mit meinen Mitdelegierten und Reichstagskollegen Ehrhart die herzlichsten Grüße und die besten Wünsche für Ihre Beratungen. Wenn die Socialdemokratie Partei­tage abhält, so handelt es sich immer um wichtige Beratungen. Diesmal stehen aber auf Ihrer Tagesordnung Dinge, die uns in Deutschland   besonders interessieren. Das ist erstens die Revision Ihres Parteipropramms und zweitens Ihre Stellungnahme zur Handelspolitik.

oder

Es wird in die Tagesordnung eingetreten.

die ein uns

Das

Wenn ich so an die Zukunft zu denken wage, beschleicht mich ein außerordentlicher Steptizismus. Die nächste Zukunft wird uns zeigen, ob wir überhaupt weiter arbeiten können. Vielleicht ist in vierzehn Tagen das Parlament bereits nach Hause geschickt. Wir haben ja eigentlich gar kein Barlament. Dieses armselige Chaos von Privilegien und Ungerechtigkeit, von Unvernunft und Roheit ist kein Parlament. Wir haben den Glauben daran verloren, daß dieses Parlament, dieser Krüppel lebensfähig ist. Wir haben ruhig Gewehr bei Fuß gestanden, wo es uns in den Händen juckte, dreinzuschlagen. Wir sehen am Franzensring fein Barlament mehr, sondern eine Tribüne nur( Bravo  !) und wenn Beiten kommen, wo es unmöglich ist, diese Tribüne zu benußen, dann müssen wir unsre parlamentarischen Hoffe mungen ad acta legen.

In der That kann jeden Augenblick die Obstruktion wieder Tos­gehen. Wenn der Pacak oder der Kramarez, der Wolf oder gar der Frest, der dümmste von allen( Heiterkeit), ein Quod non sagen, dann muß das ganze Haus parieren. Was heute die Alldeutschen machen, wird morgen von den Jungczechen gemacht. Jeder Einzelne tann die Obstruktion heraufbeschwören. Es ist bei den Aldeutschen und den Jungczechen ein wahrer Wetteifer ausgebrochen, wer besser brüllen und Pulte zerschlagen kann.( Heiterkeit.) Die nationalen Phrasen dieser Leute sind innerlich unwahr. Das Bürgertum scheut sich gar nicht, fremdländische Arbeiter ins Land zu rufen, wenn diese nur billiger arbeiten als die Arbeiter der eignen Nation. In diesem stenerlosen Barlamentsschiff können wir nichts andres thun, als die Politik der klassenbewußten Arbeiterschaft zu treiben und Wacht zu halten gegen den Mißbrauch der Geseze zur Unterdrückung Zu der Abwehr des Klerikalismus und des Mili­unsres Volkes. tarismus haben wir die schärfsten Töne gefunden. Es ist uns ge­lungen, den Kriegsminister zu zwingen, daß er erklärte, er könne gegen die socialdemokratischen Staatsbürger nicht auftreten, er bitte die Socialdemokraten mur  , der Militärverwaltung mit mehr Liebe entgegen zu kommen.( Heiterfeit.) Nur eine gesunde Wahlreform könnte Oestreich noch auf geraume In diesem Sinne haben wir auf die Zeit in Ordnung bringen. Socialdemokratie als auf eine staatserhaltende Bartei hingewiesen. Mit den privilegierten Herren fönnen wir nichts anfangen. Was nugt es, wenn wir den Grafen Balfi und Banffi oder den Graf Dieduszinsky angreifen, die 7 oder 10 Wähler dieser Herren geniert Sie sind nicht zu fassen. Ich kaun umbergehen wie das nicht. ein wütender Löve ich finde sie nicht.( Heiterkeit.) Versuchen Sie es, den Abt Treuenfels und seine Wähler, die im Kloster sigen, einzuschüchtern. Gehen Sie in das Kloster hinein!( Große Heiter­feit.) Es ist unmöglich. Der Koerber will das alte einheitliche Oestreich schaffen. Gegen Soweit Polizisten,

Die Revision Ihres Programms fußt ja im wesent­lichen auf Erörterungen, die auch wir in Deutschland   in recht um­fänglicher Weise gepflogen haben. Ihr Hainfelder Programm ist drei Jahre älter als unser Erfurter und auch wir werden wohl ungefähr nach gleicher Beit zu einer Den Bericht der Gesamtparteivertretung erstattet der Partei­Programmrevision tommen.( Hört, hört!) Wie wir revidieren sekretär Staret: Der übereilt gefaßte Beschluß, den Gesamtpartei­werden, das tömmen wir heute noch nicht sagen. Jedenfalls ist es tag in Kratau stattfinden zu lassen, mußte aus finanziellen Gründen für den, der revidieren will, immer interessant, zu hören, wie der aufgehoben werden. Gegen die Zucker- und Biersteuer- Verordnung andre revidiert.( Heiterkeit.) Man kann ja sehr verschieden führte die Gesamtparteivertretung 1899. eine über das ganze Reich revidieren. Man kann ein Programm von Grund aus unistürzen, ausgedehnte Protestaktion durch, in deren Verlauf ein Flugblatt in man fann aber auch blos Schönheitsfehler beseitigen wollen. Im sechs Sprachen und zwei Millionen Exemplaren verbreitet wurde. allgemeinen wird man freilich Neugestaltungen nur dann vornehmen, Am Ende dieses Jahres kam ein wichtiger Fortschritt. Es gelang wenn die Entwicklung der ökonomischen und politischen Verhältnisse die Aufhebung des Zeitungs- und Kalenderstempels durchzusetzen. dazu zwingt, wenn sich die Ueberzeugung Bahn bricht, daß eine Das erste Viertel des Jahres 1900 durchtobten die Stürme des Berg die andre Stelle des Programms mit dem Fortschritt arbeiterstreits. Schließlich standen 70 000 Arbeiter im Stampfe gegen der Verhältnisse oder mit der wissenschaftlichen Erkenntnis das brutale Unternehmertum. Der Kampf wurde so einbeitlich, über nicht mehr ganz im im Einklang steht. Eine Partei wie legt und wirkungsvoll geführt, daß das Ministerium Koerber und die unsrige muß fortgesetzt den Stand der Wissenschaft fogar das Parlament sich zur Nachgiebigkeit entschließen und die prüfen, und wenn uns von bürgerlichen Gegnern der Vorwurf ge- Verkürzung der Arbeitszeit im Bergbau durchführen mußten. macht wird, wir änderten allzu häufig unsre Programme, so sehen Dann kam die Wahlbewegung und der Wahlkampf. Er war wir darin einen besonderen Ruhm. Wir sind eben eine fortschritt- schwer für uns; wir hatten mit den vom nationalen liche, teine verknöcherte Bartei.( Sehr gut.) Es giebt bei uns feine Chauvinismus aufgeregten Leidenschaften ringen. Zu Dogmenfanatiker in dem Sinne, daß an dem, was wir einmal als Ergebnis ist bekannt. Leider hat unsre sonst ziemlich gute Ver- die Arbeiter ist es noch einheitlich. Programm aufgestellt haben, für alle Zeiten festzuhalten sei. Ob trauensmänner- Organisation bei den Reichsratswahlen häufig ver- Gendarmen und Staatsanwälte in Betracht kommen, ist überall ein als Folge dieser Kritik eine gründliche Umgestaltung des Programms fagt. An vielen Orten ist versäumt worden, bei der Auslegung der einheitliches Vorgehen gegen das arbeitende Volt zu konstatieren. vorgenommen werden wird, ist eine andre Frage. Ich will hier Wählerlisten in sie Einsicht zu nehmen. Auch Henumten uns die( Sehr gut!) Gegen dieses einheitliche alte Oestreich kämpfen wir ganz offen fagen, daß ich und eine ganze Anzahl andrer mangelnden Mittel. Um so wärmeren Dank sind wir der deutschen   unaufhörlich. Der gegenwärtigen parlamentarischen Situation will nicht gerade einfältiger Genossen den Eindruck gewonnen haben, Bruderpartei für die reiche Unterſtügung schuldig, die sie uns für ich kein Horoskop stellen. Ich schließe: Wir wollen nichts weiter daß die Epoche der Prosperität, die wir in den letzten Jahren gehabt den Wahlkampf gewährte.( Bravo.) Redner verweist weiter auf die iein, als ein Corps der internationalen, revolutionären Social­haben, auf unfre Revisionisten und Revisionsbestrebungen vielleicht Erfolge der Partei bei den Gemeinderatswahlen. In einzelnen Ge- demokratie.( Stürmischer Beifall.) Es folgt die Diskussion. allzugroßen Einfluß ausgeübt haben. Die Dinge baben jezt ein meinden haben wir die Majorität und socialdemokratische Bürger­andres Gesicht bekommen. Die Krise ist hereingebrochen und hat, meister.( Bravo.) Dr. Adler ist bei der Ersagwahl von der privilegierten Dr. Stark- Karlsbad erinnert daran, daß die Arbeitsfähigkeit wenigstens in Deutschland  , eine Tiefe angenommen, daß viele Jahre Kurie in den niederöstreichischen Landtag geschickt worden.( Bravo.) des Parlaments dem Volte auch Belastungen gebracht hat. So die nötig sein werden, das wieder aufzurichten, was schon jetzt zusammen- Die lezte Aktion der Partei war die Petition zu Gunsten der Erhöhung der Branntweinsteuer. Haben da unsre Abgeordneten das gebrochen ist. Wie groß unser Interesse an Ihren Berhandlungen Einführung der Juvaliditäts und Altersversicherung. Hier find Parlament als Tribüne benugt? Eine gleiche Unterlassungssünde haben ist, daß beweist Ihnen der Umstand, daß unsre deutsche Parteipreffe mehr als 600 000 Unterschriften gesammelt worden, 1500 Gemeinden unsre Abgeordneten begangen, als sie sich nicht gegen das niederträchtige durch eigne Berichterstatter hier vertreten ist. und über 1000 Arbeiterorganisationen sind der Petition beigetreten. Projekt einer Fahrkartensteuer wandten. Ferner haben sie es unter­Die zweite wichtige Frage, die uns besonders interessiert, ist Das Verhältnis der nationalen Gruppen in der Partei- Eretutive zu laffen, abzurechnen mit der Vergangenheit. Wir müssen Einwände Ihre Stellung zur Handelspolitik. Es handelt sich einander war befriedigend. Diese Organisationsform hat sich be- dagegen erheben, daß unsre Abgeordneten die Arbeitsfähigkeit des hier um eine internationale Frage, denn kein Kulturstaat währt und die Einheit der Partei gefördert.( Beifall). Parlaments gefördert haben. tann auf sich allein angewiefen leben. Die ganze Kultur Den Kaffenbericht erstattet Korinck. Der Central- Wahlfonds ift eine internationale, internationale Beziehungen und Ver- vereinnahmte 31 251 Kronen; die Ausgaben für die Wahlen betrugen bindungen müssen gepflegt werden. Man wird sich ver- 30 520 Stronen. An Parteibeiträgen und sonstigen Einnahmen gingen ständigen müssen, die verschiedenartigsten Interessen müssen einen ein 5826 Stronen; die Ausgaben betrugen 5818 Stronen. Ausgleich erfahren. Man nennt das do ut des- Politit. Sie wissen, Das Staffenbild ist wenig erfreulich. Ohne das Geld der daß man in Deutschland   mit einem Bolltarif, der ungeheuerlich hohe deutschen   Genossen wäre überhaupt nichts anzufangen gewesen. Bollfäße enthält, vorgegangen ist. Er hat bei unsrer Arbeiterschaft Die czechische Organisation schuldet der Centrallasse 1234 Kronen, eine Erbitterung hervorgerufen, wie sie ähnlich noch nicht dagewesen die polnische Organisation 719 Stronen. Es handelt sich dabei nicht ift. Sie wollen mum in ähnlicher Weise vorgehen. Ich erkläre frant um bösen Willen, sondern um mangelndes Können. Hoffentlich ge­und frei, daß mich die Rede Ihres Ministerpräsidenten aufrichtig lingt es diefen Organisationen, ihre Schulden abzutragen und mit erfreut hat. Es war ein deutlicher 2int mit dem Baumpfahl und er den laufenden Monatsbeiträgen nicht in Rückstand zu geraten. ist, glaube ich, bei uns verstanden worden. Seien Sie überzeugt, der Stellung der öftreichischen Arbeiterschaft zum Bolltarif wird nicht nur bei uns, sondern auch bei den deutschen   bürgerlichen Parteien, ja bei der Regierung selbst große Bedeutung beigelegt. Wir werden Ihren Berhandlungen mit großer Aufmerksamkeit folgen.( Beifall.)

Nach kurzer Diskussion tritt die Mittagspause ein.

Nachmittags- Sizung.

Von Friedrich Leßner   aus London  , dem Nestor der Socialdemokratie, ist ein längeres Begrüßungsschreiben eingegangen. Die Diskussion über den Vorstandsbericht ist bald erschöpft und es folgt.

Bericht über die parlamentarische Thätigkeit.

Winarsty- Wien  : Unire Abgeordneten haben nicht immer dazu beigetragen, das Privilegien- Parlament unmöglich zu machen. Beim Wasserstraßen- Gesetz und bei andren Gelegenheiten haben unsre Abgeordneten ihren Einspruch unterlassen, als es ohne erste Lesung sofort an die Kommission ging. Statt Schrittmacher für das allge­meine Wahlrecht zu sein, haben unsre Abgeordneten den Funken der Wahlrechtsbewegung ausgetreten.

Dr. Morgenstern- Mährisch- Schönberg fragt an, weshalb die Regierungserklärung zur Neunstundenschicht nicht in Paragraphen ge­faßt und für alle geiten festgelegt worden ist. Redner wünscht, daß die Fraktion eine Wahlgefeßnovelle ausarbeitet, um die Uebelstände des bestehenden Wahlrechts einzuschränken.

Muckitsch- Graz: Unfre Fraktion war bereit, ihren Dringlichkeite antrag bezüglich der Altersversicherung zurückzustellen, um den Ein­Fraktion in ein etwas schiefes Licht bei den Genossen gekommen. tritt in die Budgetdebatte zu ermöglichen. Dadurch ist unsre Daszynski   hat heute eine flammende Anklagerede gegen das Gestatten Sie mir noch einen fleinen Nüdblid. Es sind sieben östreichische Barlament und den östreichischen Staat gehalten. Da Jahre her, seitdem ich das letzte Mal unter Ihnen geweilt habe. Damals gewann ich den ersten tieferen Einblick in die östreichischen sollte die Fraktion doch nicht den Anschein erwecken, als wollte fie Parteiverhältnisse. Ich hatte damals den Eindruck, daß bei Euch viel diesen morschen, in allen Fugen frachenden Staat halten. In dieser im Argen lag, aber ich will nicht bestreiten, daß Ihr in den sieben Berichterstatter Reichsrat- Abgeordneter Iguaz Daszynski   re- Horde von Demagogen, die im Parlament hausen, sollte infre Fraftion Jahren ganz gewaltige Fortschritte gemacht habt. Ich jage das ferierte über den Zeitraum der letzten Parlamentsperiode. Von der nicht soviel staatsmännische Fähigkeiten zeigen. Die Rede Pernerstorffers nicht, um Euch zu schmeicheln, sondern aus dem Gefühl der Freude, Lösung der Frage:§ 14 oder Barlament, find wir ebenso weit entfernt, in der Budgetdebatte war schön und groß angelegt, aber wir haben das jeder Parteigenosse über den Fortschritt einer Bruderpartei wie vor 2 Jahren. Bei dem Bergarbeiterstreit haben die Mitglieder der vermißt, daß er die§ 14- Wirtschaft darin gegeißelt und die Uebel­empfinden muß.( Beifall.) Damals standen Sie vor der Er- Fraktion sich bewährt. Als die Versammlungen im Streifrevier verstände verdammt hätte, unter denen die östreichischen Völker ringung des allgemeinen Wahlrechts. Sie haben eine boten wurden, gingen die immunen Abgeordneten hin, um zu leiden. Die Fraktion soll ein vorwärtstreibendes Glement sein und mustergültige Agitation entfaltet und das allgemeine gleiche erproben, ob die Flinten schießen würden.( Bravo  !) In den die Tribüne in einer Weise benutzen, die die Masse der Arbeiter ver­Wahlrecht, wenn auch in beschränktem Umfange errungen. Gure Debatten über den Achtstundentag wurde das Treiben der Gruben steht.( Bravo.)

Wahlerfolge waren, wenn man die durch die ungeheure Größe lords   von uns vor aller Welt bloßgestellt. Wenn wir sagen, daß Dr. Adler: Sie haben eine Reihe Anklagereden hier gehört der Wahlkreise bedingten Schwierigkeiten der Agitation in Betracht bei den letzten Wahlen 800 000 socialdemokratische Stimmen und ich bitte nicht zu vermuten, daß ich der Offizialverteidiger der zieht, ganz überraschende. Ihr sollt nicht ganz zufrieden gewesen abgegeben worden sind, so haben wir nicht zu hoch gegriffen. In Fraktion bin. Auch ich hätte manches auf dem Herzen, aber ich muß er­