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Nr. 50.

Erscheint täglich außer Montags. Abonnements- Prets für Berlin : Bierteljährlich 3,30 Mt., monatlich 1,10 Mi, wochentlich 28 Pfg. fret in's Haus. Einzelne Nummer 5 Pfg. Sonntags- Nummer mit thuftr. Sonntags- Beilage Neue Welt" 10 Pfg. Post- Abonnement: 3,30 Mt.pro Quartal. Unter Kreuz­ band : Deutschland u. Desterreich­Ungarn 2 Mt., für das übrige Ausland 3 Mr.pt.Monat. Eingetr. in der Post- Zeitungs- Preisliste für 1892 unter Nr. 6652.

Vorwärts

9. Jahrg.

Insertions- Gebühr beträgt für die fünfgespaltene Petitzeile oder deren Raum 40 Pfg., für Vereins- und Bersammlungs- Anzeigen 20 Pfg Inferate für die nächste Nummer müssen bis 4 Uhr Nachmittags in der Expedition abgegeben werden. Die Expedition ist an Wochen­tagen bis 7 Uhr Abends, an Sonn­und Festtagen bis 9 Uhr Vor­ml.tags geöffnet.

Gern fprech- Anschluß: Amt I, Nr. 4186.

Berliner Bolksblatt.

Zentralorgan der sozialdemokratischen Partei Deutschlands .

Redaktion: Beuth- Straße 2.

Abonnements- Einladung.

Mit dem 1. März eröffnen wir ein neues Abonnement auf den

Vorwärts"

Berliner Volksblatt.

Der Bezugspreis des

Vorwärts" Berliner Volksblatt

mit der ,, Neuen Welt" als Gratisbeilage beträgt

wöchentlich 28 Pfennige.

Sonntag, den 28. Februar 1892.

2. Jedes Zentralfomitee ernennt fünf Mann für ein Organisationskomitee, welches seinen Sit in Zürich hat

Expedition: Beuth- Straße 3.

Der Mothffand

und welches alle Arbeiten ausführt, die zur Vorbereitung im Rothen Haus.

und Durchführung des Kongresses nothwendig und von Nutzen sind.

In voriger Nummer haben wir mitgetheilt, daß die sozialdemokratischen Stadtverordneten Berlins den Antrag eingebracht haben, den Berliner Magistrat aufzufordern, durch Jnangriffnahme städti­scher Erd- und Bauarbeiten dafür Sorge zu tragen, daß die Arbeitslosen in Berlin sofort Be An die Einbringung dieses Antrages war das Ersuchen An alle Gewerkschaften und sozialistischen Parteien, welches an den Stadtverordneten- Vorsteher geknüpft, zur Berathung die Richtung der letzteren auch sonst sein mag, sofern sie nur und Beschlußfassung über diesen Antrag eine außerordent berufen.

Wir haben nun die Ehre, Ihnen anzuzeigen, daß die Zentral fomitees der genannten größten sozialistischen Arbeiterverbindungen der Schweiz ihre Wahlen in das Organisationskomitee für den internationalen sozialistischen Arbeiterkongreß getroffen haben und daß sich das Organisationskomitee in untenstehender Weise schäftigung erhalten. tonstituirt und seine Thätigkeit begonnen hat.

1 Mart 10 Pfennige monatlich frei ins Haus, bie Nothwendigkeit der Arbeiterorganisation und deren Be- liche Sigung der Stadtverordneten- Versammlung einzu­thätigung an der Politik anerkennen, richten wir hiermit die Heut können wir ergänzend berichten, daß Herr freundliche Einladung, im Sommer 1893 ihre Vertreter nach Dr. Stryd es abgelehnt hat, eine außerordentliche Sigung Für außerhalb nehmen sämmtliche Postanstalten Abonnements Zürich zu senden. einzuberufen, weil der§ 36 der Geschäfts- Ordnung vor zum Preise von Wir rufen denselben im Voraus ein herzliches Willkommen schreibt, daß ein Viertel der Versammlung den Antrag auf muß, und er selbst von der Befugniß, welche die Geschäfts­Ordnung ihm als Vorsteher giebt, zu jeder Zeit eine außerordentliche Sizung anzuberaumen, feinen Gebrauch machen will.

1,10 M. für den Monat März in der Stadt Pestalozzi's zu und versichern, daß sie daſelbſt Mit Einberufung einer außerordentlichen Sizung stellen

entgegen.

Die Redaktion und Expedition des ,, Vorwärts" Berliner Volksblatt.

Internationaler sozialistischer

fireiter, Freunde und Brüder finden werden.

Um die nothwendigen Vorarbeiten für den Kongreß so rasch als möglich zu beenden, ersuchen wir alle Arbeiterverbände, uns baldigst ihre Abressen und bis Ende Juni 1892 ihre Anregungen und Anträge für die Tagesordnung zukommen zu lassen und zwar unter der Adresse unseres Sekretärs:

Robert Seidel, Zürich ( Schweiz ). Aus den eingehenden Anregungen und Anträgen und den uns vom Brüsseler Kongreß zugewiesenen Fragen gedenken wir

der nächsten ordentlichen Sitzung zur Verhandlung zu bringen, Es bleibt nun fein anderer Weg übrig, als den Antrag in was geschehen wird, wenn nicht aus anderer Veranlassung- es handelt sich um eine Petition gegen das neue Polizei­Roste ngeset- am nächsten Dienstag eine außerordentliche Sigung der Versammlung stattfindet; in diesem Falle foll verhandelt werden.

Arbeiterkongres 1893 in Zürich . Dann in Kurzem eine vorläufige Tagesordnung zusammenzustellen der Antrag Singer und Genossen ebenfalls am Dienstag

Das Organisations Romitee

an die Arbeiter aller Länder! Arbeiter! Genossen!

Der internationale sozialistische Arbeiterkongreß zu Brüssel vom Jahre 1891 beschloß einmüthig und mit Begeisterung:

" Der nächste internationale sozialistische Arbeiterkongres

und bekannt zu geben.

Sie sehen, werthe Mitstreiter, daß das Organisationskomitee für den internationalen sozialistischen Arbeiterkongreß an der Arbeit ist. Möge das auch Sie anspornen, sich jetzt schon auf diefes internationale Parlament der Freiheit, des Friedens und der Wohlfahrt vorzubereiten, denn vorbereitet sein, ist für die

Arbeiterklasse die Bedingung ihres Sieges.

Es lebe die Solidarität der Arbeiter aller Länder; es lebe

soll im Jahre 1893 in der Schweiz stattfinden." Dieser Beschluß ehrt unser Land. Er weist ihm eine Aufgabe zu, welche der Neutralität feines Staatswesens, der Internatio- der internationale sozialistische Arbeiterkongreß von 1898! nalität seiner Bevölkerung und seiner Einrichtungen, sowie seiner alten Freiheit angemessen ist.

Im Namen der schweizerischen Arbeiterschaft danken wir den Vertretern der Arbeiterklasse aller Länder für diesen Beschluß und versprechen, Alles zu thun, um den internationalen sozialistischen Arbeiterkongreß von 1893 zu einem weiteren Markstein auf der Bahn der Einigung und Befreiung des arbeitenden Volkes aller Länder zu machen.

Zur Ausführung des Brüsseler Beschlusses haben am 10. Januar dieses Jahres in Zürich die Zentralfomitees des schweizerischen Grütlivereins von Winterthur , des schweizerischen Gewerkschaftsbundes von Zürich und der schweizerischen sozial­demokratischen Partei von Basel getagt und beschlossen:

1. Der internationale sozialistische Arbeiterkongreß des Jahres 1893 findet in Zürich statt.

Feuilleton.

Nachbruc verboten.)

Am Webstuhl der Zeit.

Beitgenössischer Roman in 3 Büchern von A. Otto Walster .

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" Ich muß Helene sprechen," meinte das Fräulein nach kurzem Bedenken und schlug, nachdem sie Elisen um ihre Begleitung gebeten, den Weg ein, welchen die Freundin mit dem jungen Schriftsteller gegangen.

Dieselben tamen ihnen schon entgegen, und es erfolgte eine kurze Berständigung. Helene bat ihren Freund, seine Ansichten über diesen Fall zu äußern.

" Offen gestanden," meinte dieser nach kurzem Bedenken, ,, halte ich diesen Fall für einen von denjenigen, bei welchem menschliche Berechnung nicht ausreichend ist. Der Feigfte findet in der Verzweiflung häufig den Muth, sich umzu bringen, und den Muthigsten ergreift hierbei oft genug eine plögliche Scheu oder ein besserer Gedanke. Bei uns kann es sich hier nur um die Möglichkeit handeln, und eine solche möchte ich nicht für ausgeschlossen ansehen".

" Um Gottes willen, Herr Doktor, Sie versehen mich ja in Angst und Schrecken! Wenn mitten in dieser länd­lichen Freude ein Pistolenschuß ertönte, der mir sagte, daß im selben Augenblicke mein Bruder sein Leben geendet, cs

Mit Brudergruß und Handschlag! Das Bureau des Organisationskomitees für den

Internationalen sozialistischen Arbeiterkongreß 1893: Karl Bürkli , Präsident. Robert Seidel, Sekretär, August Mert, Kassirer.

Das Organisationstomitee: Vertreter der sozialdemokratischen Partei:

J. R. Jäger. X. Karrer. D. Lang. R. Seidel. A. Widmer.

Vertreter des Grütlivereins:

R. Bürkli. H. Greulich : F. Häfeli. A. JIg. J. Vogelsanger.

Es ist charakteristisch, daß man in Berlin es für richtig hält, um einer Petition willen den Apparat einer außer­ordentlichen Sigung in Bewegung zu setzen, während man es fühl ablehnt, einem Antrag, der den Zweck hat die in weiten Kreisen der Bevölkerung herrschende Arbeitslosigkeit zu beseitigen, ein paar Stunden der Berathung zu opfern, und den Antrag in einer Zeit, wo jeder Tag von großer Bedeutung ist, um fast eine ganze Woche zurückschiebt.

Wir können dies nur lebhaft bedauern um so mehr, als wir überzeugt sind, daß die Beschaffenheit von Arbeit das einzige Mittel ist, um den in der überaus schlechten Wirth­schaftslage wurzelnden Nothstand, wenn nicht zu beseitigen, so doch wenigstens weniger fühlbar zu machen.

Hätte die städtische Verwaltung im November dem bereits damals gestellten Antrage der sozialdemokratischen Stadtverordneten zugestimmt und Arbeitsgelegenheit ges schafft, statt nahezu eine Million Mark an sogenannte Wohlthätigkeitsvereine zu verläppern, so hätte die Arbeits­losigkeit und die damit verbundene Noth nicht einen so un­geheuren Umfang erreicht, wie es leider jetzt der Fall ist.

Die Zurückweisung des Wunsches, den gestern wieder­holt eingebrachten Antrag in außerordentlicher Sigung zu verhandeln, läßt einen Schluß auf das Schicksal des An­trages zu; daffelbe wird sich voraussichtlich nicht von dem E. Beck. C. Conzett. A. Lüthi. K. Manz. A. Mert. Ausgang unterscheiden, den die Berathung der Nothstands­

Vertreter des Gewerkschaftsbundes:

wäre furchtbar, ich könnte niemals wieder froh werden. Er muß gerettet werden. Ach, liebstes Fräulein, verzeihen Sie mir mein eigenthümliches Wesen, ich habe an das Furchtbare nicht geglaubt. Sind Sie denn schon unauf­löslich gebunden?"

Ich bin's" erwiderte Elise ernst, aber ohne Härte. Mein Bruder ist sehr reich, wird sehr reich werden...."

Hermine!" rief hier Helene mit vorwurfsvollem Tonc. Elise war blaß wie der Tod geworden, dann aber faßte sie sich mit wunderbarer Stärke, trat auf Helenen zu, erfaßte deren Hand und sagte mit bescheidener Würde:

Sie sind zu gut, Fräulein, um mir es übel zu nehmen, wenn ich mich von einem Orte entferne, an dem ich so tödtlich beleidigt wurde."

Und dort empfing sie in der That den schönsten Lohn, denn Helene, welche diese ganze Szene mit himmlischer Freude beobachtet hatte, schlang jetzt beide Arme um den Hals Elisens, tüßte sie auf den Mund und flüsterte ihr zu: Lassen Sie uns Schwestern sein, Elise."

Einen Blick tauschten diese beiden sich so innig ver wandt fühlenden Wesen, der sie wie von einem Freuden schauer erbeben ließ.

" Man ist doch als Dichter fein so unnüßes Wesen, wie viele praktische Leute vorgeben", rief jetzt Lange. Ich wollte mir sechs Dutzend von diesen Praktikern kommen lassen und sie fragen, was in diesem tragischen Falle am Besten zu thun, ob sie wohl ein besseres Mittel zu finden wüßten, als das, welches ich hier vorzuschlagen mir er­

laube."

"

Und damit wandte sie sich ab von der Gruppe und ,, Sie haben ein Mittel, o sprechen Sie," rief jetzt Elise schritt dem Thale wieder zu; doch war sie nur wenige ganz wie umgewandelt. Schritte gegangen, als sie sich beim Arme ergriffen fühlte" Der junge Mann," meinte Lange, wird um den Berge und beim Umwenden des Kopfes in das von Thränen er- wipfel da oben herum hausen und jedes Wesen, welches zur füllte Geficht ihrer Beleidigerin blickte. Ihr Zorn Zeit des angesagten Rendezvous' sich dem Orte nähert, schmolz bei diesem Anblicke, wie der Schnee bei dem Kusse überwachen. Kommt ein Mann, so wird er vielleicht die der Frühlingssonne; mit einer wahren Haft ergriff sie die Dummheit begehen, sich eine Kugel vor den Kopf zu schießen; Hand des Fräuleins und rief: Fräulein Barth können wir einem Zusammentreffen mit O, bitte, kein Wort, nicht ein einziges, was diese einem so verstörten Menschen nicht aussetzen, und da, meine Thränen erklärte, denn ich habe schon Alles gefühlt. Ich bin ich, giebt es nichts Besseres, als: Sie, Fräulein Barth, Ihnen gar nicht böse, ich weiß, daß Sie anders find, als schreiben ihm einen Brief, den ich mit Ihnen besprechen ich glaubte. Kommen Sie, ich fehre mit Ihnen zurück;" und werde und der ihn, ohne daß Sie sich etwas vergeben, einst­damit zog sie das Fräulein, das jetzt in der That keines weilen von seinem Vorfaze abbringt. Den Brief schicken Wortes mehr mächtig war, wieder zu der Gruppe zurück. wir mit einem Kuaben hinauf, der ihn, wenn er ihm nicht!