finden". Diesem nichtssagenden Gerede wurde dann für die Am nächsten Morgen, also am Freitag, fuhr Lieutenant Blasto- Jendlich auf der Tribüne erschien, durchbraufte ein mächtiger Jubel Agrarier noch die Drohung hinzugefügt:„ Sollte man vergessen, wiß zu seinem Bolterabend nach Deutsch - Eylan. Man kann es ihm der Begeisterung den Saal, der sich weit hinaus auf die daß Sachsen mit seiner Industrie steht und fällt, so ist dies gewiß glauben, wenn er versicherte, von den Vorgängen des legten Straße und in die Nebengassen fortpflanzte. Kein Eude fehr wertvoll für möglicherweise sich anbahnende Abends am nächsten Morgen nichts gewußt zu haben. In Deutsch wollten die Hochrufe nehmen und der Vorsitzende mußte erst parteipolitische Umwälzungen." Eylan war alles zur Feier des Polterabends vorbereitet, auch lange die Glocke schwingen, ehe Bebel dazu kam, dem Einz
Mit Verlaub, das ist zu schlau! Vorausgesetzt, die Landtags: die Gäste waren bereits erschienen, als ein Telegramm agrarier kennten die Stellung der Regierung zu den einzelnen aus Justerburg eintraf, das den Lieutenant Blaskowitz aufdruck ſeiner Persönlichkeit den Eindruck seiner Worte zuzugefellen. Tarifpofitionen genau, wären damit nicht zufrieden und sollten nun forderte, sofort nach Insterburg zu kommen, er sei Je länger er sprach, desto tiefer gerieten die Zuhörer in den zur Mäßigung angehalten werden, dann ist die Drohung mit„ partei- von zwei Offizieren gefordert und müsse wahrscheinlich zauberischen Bann der Worte, die dem Altmeister nur so vom politischen Umwälzungen" geradezu kindisch. Wir segen hinsichtlich den Ehrenhandel sofort ausfechten. Daß Lieutenant Blaskowitz Munde sprühen. Die„ Arbeiter- Zeitung " schildert Bebel als Redner dieser Drohung voraus, daß sie den Nationalliberalen Mut machen zu seiner Hochzeit gefahren, war den Absendern des Telegrammes folgendermaßen: Es ist etwas Urkräftiges in der Beredsamkeit foll zu einer Gegendemonſtration gegen die Agrarier, ſo daß die ſelbſtverſtändlich bekannt. Die Hochzeit wat auf Somabend feſte folgen, nicht nu bas ineffende sort, for the bet Regierung wenigstens Hilfe von einer Seite bekäme, so ist doch an gesetzt. Sie wurde infolge dieses Telegrammes verschoben und zwingende Argument in jedem Augenblick so sicher zur Verfügung eine„ parteipolitische Umivälzung" selbst im äußersten Falle Lieutenant Blaskowitz reiste sofort nach Justerburg. Dort erfuhr er, hat, daß jeder Satz sich tief in das Bewußtsein des proletarischen nicht zu denken. Warum darüber brauchen wir nicht viel zu daß die Lieutenants Hildebrand und Raßmussen den Vorgang gefagen. Die Regierung hat nicht die Führung in den besitzenden meldet und ihn gefordert hätten. Zuhörers einprägt. Was Bebel spricht, ist Socialismus und nichts Klassen, vielmehr die Konservativen. Diese haben darum auch die Nun tagte ein Ehrenrat, ob am Sonnabend oder am Sonntag, als Socialismus. Er preist die praktische Arbeit, den Kampf und die Nationalliberalen an die Wand gedrückt. Die nationalliberalen das ist nicht gewiß, doch ist letzteres wahrscheinlicher. Lieutenant Erfolge der Gegenwart, aber in keinem Augenblick seiner Rede läßt Mollusken sind der konservativen lebermacht gegenüber selbst dann Blaskowitz wollte die Angelegenheit, von der er thatsächlich nichts er den Zuhörer vergessen, daß über all dem das erhabene Eudziel machtlos, wenn sie mit Hilfe einer regierungsseitigen Unterstützung wußte, in der Weise regeln, daß er eine Ehrenerklärung den steht und daß alles mir geschieht um des großen socialistischen eine große liberale Industriepartei austreben würden. Ihre Unfähig beiden Artillerie- Offizieren gegenüber abgab, und die Verletzten Gedankens willen, der die Arbeiterklasse beseelt und ihrem welt feit und Charakterlosigkeit ließe solchen Plan schon in der Entstehung wollten sich damit auch begnügen. Es verlautet sogar, daß einer der geschichtlichen Ringen jenen großen heroischen Zug giebt. Und die scheitern. beiden Artillerie- Offiziere seine Forderung nach richtiger Würdigung Wie denken sich aber die schlauen Offiziösen sonst eine„ partei - der Verhältnisse zurückgenommen hatte oder habe zurücknehmen Wiener Arbeiter verstanden, was Bebel ihnen zu sagen hatte, und politische Umwälzung"? An die zweifellos fortschreitende Kräftigung wollen. Der Ehrenrat entschied jedoch so, dak jauchzten ihm Beifall. Als er geendet hatte, schien es, als ob sie der Socialdemokratie haben sie dabei sicher nicht gedacht. Wenn der Zweikampf unvermeidlich war. Der Brigade die unermeßliche Liebe zur socialistischen Sache, dir in ihren Herzen nicht, wer soll dann die„ parteipolitische Umwälzung" besorgen? Kommandeur, Generalmajor Stamm in Gumbinnen wohnt, auf die Person ihres Verkünders übertragen wollten. Ob er aus dem Krosigt- Prozeß bekannte Divisions- wollte oder nicht, mußte Bebel eine Ausnahme machen und sich, cin tommandeur Von Alten in Justerburg haben von bißchen Personenfultus gefallen lassen. Besonders die Frauen dieser Entscheidung Kenntnis erhalten. Am Sonntagabend kam hatten es auf ihn abgesehen. Eine Genessin überder Pfarrer Blaskowitz mit seiner Frau, ferner die Braut und ein reichte einen mit prächtigen, roter Schleife und GoldInfanterie- Hauptmani, der mit einer Schwester der Braut in Deutsch inschrift geschmückten Blumenstrauß. Die Versammlung war schön Eylau verheiratet ist, nach Justerburg.
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Süddeutsche Eisenbahntarifreform. Der württembergische und der " Staatsanzeiger" schreibt:„ Zur Herbeiführung einer Verständigung der süddeutschen Bahnverwaltungen über ein gemeinsames Vor gehen in der Frage der Reform der Personentarife sollen noch vor Ablauf dieses Jahres mündliche Verhandlungen stattfinden. Eine Reform der Gütertarife ist von keiner Seite beabsichtigt."
Der ,, Gazelle"-Prozeß.
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der Zweikampf stattfinden. Es steht fest, daß von ihnen auch die lange geschlossen, aber Bebel konnte nicht weggehen. Hunderte von Frage erörtert wurde, ob Lieutenant Blastowig nicht feinen Ab- Händen streckten ihm Ansichtskarten entgegen, und wenn sich nicht Kiel , 8. November. Das Urteil im Gazelle"-Prozez wurde chied nehmen solle. Dieser aber, der mit Leib und Seele Soldat schließlich einige Genossen energisch seiner angenommen hätten, wäre gestern abend gegen 9 1hr gefällt. Obermatrose Weiß wurde suchte am Sonntagabend noch durch persönliche Rücksprache eine langsam leerte sich der Saal, es war den Wiener Arbeitern sichtlich war, Ichute diesen Ausweg rundweg ab. Pfarrer Blaskowitz ver er mit dem Unterschreiben lange nicht zu Ende gekommen. Nur von der Anklage des leber Bord Werfens andre Entscheidung herbeizuführen vergeben 3." Geschüßteilen freigesprochen, dagegen dagegen wegen Achtungsschwer, von Bebel Abschied zu nehmen. Auf Wiedersehen!" tönte verlegung, Gehorsamsverweigerung Ist diese Darstellung in der„ National Zeitung" richtig, fo er es ihm aus hunderten Kehlen entgegen, als er sich endlich entschloß, und Beleidigung cines Vorgesetzten zu drei Monaten Gefängnis verurteilt. scheinen die Offiziere des Ehrenrats sowie insbesondere der aufzubrechen, und mitten durch das Gedränge hindurch den Saal Matrose Groger wurde der Anklage der Bedrohung Brigade - und Divisions- Kommandeur schwer belastet. verließ.- mit Begehung eines Verbrechens freigesprochen, wegen Die bürgerliche Presse klagt, wie stets bei derartigen Gelegen Abfassung und Singens eines auf den Kom- heiten, über den Unsinn des Duells. Die Centritmspresse betont mandanten gemünzten Liedes zu sechs Monaten falbungsvoll die Sünde wider die Gebote Gottes. Diese selben Gefängnis verurteilt. Der Obermatrose Genz erhielt wegen Parteien jedoch haben bisher im Reichstag keineswegs das gethan, Achtungsverlegung( Singen des Liedes) drei Monate Gefängnis, was zur Beseitigung des Duells führen würde. Genf , 7. November.( Eig. Ver.) In unfrem Kanton finden während der Wachtmeistermaat Kunze wegen desselben Vergehens mit drei Monaten und Degradation bestraft wurde. Außeram nächsten Sonntag die Wahlen in den Großen Rat Man dringe auf Beseitigung des ungefeylichen Ehrenrates".( Landtag) statt, auf die hin vor kurzer Zeit unfre Genoffen sich ge dem stand noch der Obermatrose Peite unter Anklage, welcher man bestrafe Duellanten als Todschläger, man bestrafe Vorgesetzte, einigt haben. Sie haben 26 socialdemokratische Kandidaten aufdem Matrosen Groger bei der Abfassung des Liedes einige in dem die ein Duell anordnen, als Anstifter zum Verbrechen und das gestellt, von denen die meisten Arbeiter und zwar Angehörige ver Liede dann zur Verwendung gekommene Ausdrücke gesagt hatte. vielbeklagte Uebel ist mit einem Schlage aus der Welt geschafft! Dafür erhielt derselbe drei Wochen Mittelarrest. Wachtmeistermaat Kunze wurde infolge Fluchtverdachts sofort verhaftet.
Das Justerburger Duell.
leber das Ditell, in dem der Lieutenant Blastowiz das Leben verlor, wird der„ Nat.- 3tg." folgende, wie es heißt, absolut authentische Darstellung gegeben:
Ausland.
schiedener gewerblicher Berufe find; auch ein Privatdocent, Dr. Adrian Wyß, ist darunter, ferner die Arbeitersekretäre Sigg und Schäfer. Die bisherige Zahl der socialdemokratischen Vertreter im Großen Rat betrug 10, insgesamt zählt derselbe 100 Mitglieder, die nach dem Proportionalsystem gewählt werden.
Zu den Wahlen haben unsre Genossen auch ein besonderes Attionsprogramm aufgestellt, das ungemein wichtig ist und Seit dem Jahre 1894, wo er mit Singer und Gerisch beim viele Intereffen der Arbeiter berührt. Man darf daher deswegen „ Am 1. November sollte in Deutsch- Eylau bei einer Schwester Parteitage weilte, war August Bebel nicht in Wien gewesen. Trosonders gespannt sein auf den Ausgang der Wahlen für unfre wie auch im Hinblick auf die Einigung unsrer Genossen diesmal beseiner Braut die Vermählung des Lieutenants durch einen Bolter dem ist sein Name den Wiener Socialdemokraten ebenso vertraut abend eingeleitet werden. Am Tage vorher gab Lieutenant wie allen im Reiche, und die Herzen der Arbeiter schlagen ihm ebenso Partei. Blaskowitz seinen unverheirateten Kameraden im Kafino die warm entgegen wie überall, wo er sich zeigt, um zu den Arbeitenden übliche Abschiedsbowle. Daß er ſelbſt dabei des Guten zu und Darbenden zu sprechen. Die Mitteilung, Bebel werde nicht bloß man, wie bekannt, mit dem Beschluß auseinander, den Generalstreit Zum Generalstreit der Bergarbeiter. In St. Etienne ging viel gethan hätte, haben seine Kameraden nicht bemerkt; sonst hätten sie ihn nicht allein nach Hause gehen lassen. In am Parteitage sein, sondern auch in einer öffentlichen Versammlung zu vertagen und zunächst nochmals eine flare und deutliche Antwort der frischen Luft scheint jedoch die Bowle ihre Wirkung geübt sprechen, erregte also unter der Wiener Arbeiterschaft begreiflicher- bezüglich der Forderungen der Berglente vom Ministerpräsidenten zu haben, denn als in der Reitbahnstraße die Artillerielieutenants weise Hellen Jubel. Am Kommers hatte Bebels Gefährte, Waldeck- Rousseau zu verlangen. Diese ist beim Generalsekretär Hildebrand und Raßimussen ihren Kameraden Blastowitz trafen, Genoffe Ehrhart aus Ludwigshafen , die Wiener Parteigenossen Cotte eingegangen und ist z. 3. den Provinzial- Föderationen zur ichien er ihnen so schwach auf den Füßen, daß sie beschlossen, ihn der begrüßt und durch seine warmblütige, humorvolle Art die Begutachtung unterbreitet. Die Föderativkomitees befragen wieder Vorsicht halber nach Hause zu bringen. Leider führten sie diese Herzen sofort gewonnen. Bebel aber kennt man, viele erinnern sich die Sektionsvorstände, ob die Antwort als befriedigend, der GeneralAbsicht nicht sofort vollständig aus; sie brachten den kaum seiner noch an die historische Versammlung, wo er mit Friedrich Engelsstreit somit zu unterlassen sei. Die Föderation des Nordens hat die Sinne Mächtigen nur bis in die Nähe seiner Wohnung und glaubten, er würde von dort allein nach Hause finden. Sie waren bereits gesprochen, und so bewirkte die bloße Ankündigung von seiner Rede Umfrage beendet; die Antwort Waldeck- Rousseaus ist als befriedigend nicht anerkannt worden und es ist der formelle Beschluß gefaßt, daß eine nicht unerhebliche Strecke von der Stelle entfernt, an der einen Massenzuzug zum Versammlungslokal, wie ihn Wien , wo man die Berglente des Nord- Departements in den Streif eintreten, sobald sie den Lieutenant Blaskowitz seinem Schicksal überlassen hatten, als in Versammlungen doch Meister ist, schon lange nicht gesehen hatte, derselbe allgemein beschlossen und die Bergleute der übrigen Kohlens ihnen Bedenken aufstiegen, ob sie gut daran gethan hätten, den Wohl kaum ein Drittel der Zuströmenden fand in dem Saale Plag. gebiete die Arbeit verlassen. Kameraden nicht ganz nach Hause zu bringen. Deshalb kehrten der schon zwei Stunden, bevor sich das lebhafte Bild auf der Straße Marseille , 8. November. 1000 Mann. Verstärkung sa fie un und fanden den Lieutenant Blastois faftu berselben entfaltete, fo bicht mit Denschen gefüllt war, daß jeder stel, truppen gehen in der nächsten Zeit nach Tonkin ab, wifi ett Stelle, wo sie ihn verlassen hatten. Augenscheinlich batte er sich ankommende in ein gefährliches Gedränge geriet. Es mußten Lage angesichts des Aufstandes in Laos bedeutend verschlimmert zunächst an ein Haus angelehnt gehabt, und war dann herunter- alle Nebenlokalitäten eröffnet werden, und jedes war sofort, wie die hat. gesunken, so daß ihn die beiden Offiziere in hockender Stellung, Ordner es den Andrängenden preisgaben, auch schon von einer schlafend, an die Mauer gelehnt, antrafen. Sie faßten ihn deshalb Menschenwoge überflutet. Ein Wunsch beseelte die 10 000 Menschen, dampfer Bavarian" ist mit 73 Offizieren und 1223 UnterTruppennachschübe nach Südafrika . Der Transport unter die Arme und suchten ihn emporzuheben. Dabei schlug der Trunkene mit den Armen um sich, ohne im Schlafe zu wissen, wer die da von allen Bezirken Wiens herbeigeströmt waren und nun mit offizieren und Mannschaften nach Südafrika abgegangen. Die Nes ihn angefaßt hatte und gegen wen er sich wehrte. Das ist die Geduld all die Unbilden des Gedränges ertrugen der heiße, gierung beschloß die Entsendung von 16 400 Mann Verstärkung nach Ursache zum Zweifampf! sehnliche Wunsch, den Altmeister Bebel zu hören. Als er dann Südafrika .
werde,„ dies, ausdrücklich als seinen einzigen und alleinigen Ver- empfangen, war vom 2. oder 3. September datiert. Ich antwortete weigerungsgrund anzugeben". Dir darauf sofort von Zürich aus, später von Florenz , dann noch Ich ließ mir dies wiederholt und fest versprechen, weil mir dies mals von da durch Albert Mario*)( Hast Du diesen Brief erhalten? doch der unter den Umständen noch beste Boden schien, um bei war Mario bei Dir? warum erwähust Du davon nichts?) endlich Schwerin durchzubringen. zeigte ich Dir von Berlin aus sofort, Mitte Januar, meine RückEhe ich diesem aber schrieb, wollte ich ihn sprechen. Ich fuhr funft, und, woraus Du ersabest, daß ich, und mit Recht, verlegt war, zehnmal zu ihm, ihn verfehlend. Inzwischen Präsidentenwechsel. die Suspension meiner Storrespondenz an, bis ich eine Antwort von Winter wird kommissarischer Präsident. Ich beschließe, es nochmals Dir erhalten. Und trog alledem und afledem, teine mit Winter zu versuchen, ihm aber nicht zu schreiben, um kein Antwort voit Dir. bis zum 28. April. Eine Pause von Novum in die Sache zu triegen, sondern bloß mündlich Rücksprache zu acht Monaten( feit September). Deine Entschuldigungen nehmen. Fahre gmal vergeblich zu ihm. Verspricht mir, die Sache taugen alle nichts! Absoluten Zeitmangel, um einen Brief zu nachzusehen und zu überlegen. Ich komme in acht Tagen wieder, schreiben giebt es überhaupt nicht. Außerdem hatte er bei Dir nicht und er ist zu dem scharfsinnigen Entschlusse gekommen, daß er nicht obgewaltet, denn mein Vetter Friedländer hatte, wie er mir bei den Bescheid von Zedlig umstoßen könnte. meiner Rückfunft aus Italien erzählte, in der Zwischenzeit zwei Briefe von Dir bekommen, und statt deren hättest Du ja besser mir schreiben können. Auf meinen Brief von Mitte Januar mußtest Du ferner, hattest Du noch keine Zeit zu eingehendem Schreiben, sofort mit ein paar Worten antworten, da Du sabest, daß ich mich ärgere. Ebenso wenig taugt Deine von den 10 Pfund hergenommene Entschuldigung etwas. Denn das würde ja auf die Weisheit des Polonius hinanslaufen, daß wir durch das Borgen Geld und Freunde zugleich verlieren, und freilich ist diese Weisheit auch im Allgemeinen sehr richtig. Aber auf uns soll sie doch keine Anwendung finden, old boy**)
Nun fahre ich zu Schwerin ; erwische ihn endlich. Das war wieder eine Scene für die Götter, die ich Dir mündlich erzählen muß. Resultat: Daß Schwerin mir verspricht, die Sache au den Magistrat zu überweisen. Hält er dies Versprechen, so ist die Sache gewonnen. Denn der Magistrat hat nie etwas dagegen, und in der Ueberweisung liegt schon die Genehmigung der Regierung. Aber ich muß fagen, ich glaube nicht, daß Schwerin sein Versprechen hält andre werden ihn wohl wieder breit schlagen. Nous verrons.*) Dies das Schicksal diefer Angelegenheit. Auf den Paß kannst Du jedenfalls herkommen und wird dies auch auf Deine Naturalisation, wenn sie bis dahin noch nicht entschieden, gut wirken.
NB. Natürlich reichte ich nun bei Schiverin vor ein paar Tagen eine schriftliche Eingabe ein, das mündlich Gesagte refapitit lierend. Natürlich werde ich hierauf sobald noch keine Antwort haben.
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Die Gräfin wollte Dir alle Tage schreiben, ist aber durch Reisevorbereitungen stets verhindert. Sie grüßt Dich und Deine Familie herzlich. Ich dito.. Dein
Montag, 1. Juli( 1861)
Teurer Freund!
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F. Laffalle.
Wenn ich lenguen wollte, daß ich bis zum Empfang Deines Briefes vom 28. April sehr böse war so müßte ich wirklich gauz unverschämt lügen. Der letzte Bettel( nicht Brief), den ich von Dir
*) Wir werden sehen.
Juzwischen, wie Dein Brief vom 28. April mun endlich ankam, war auch mein Zorn wieder beseitigt, und unr die eine sehr milde Vergeltung beschloß ich, daß ich nun auch zur Antwort einen Augen blick bequemer Wuße abwarten wollte. So habe ich Dich denn statt 8 Monate 5 Wochen warten lassen müssen.
Meinen Julian", meinen Fichte", und meine Verfassungsrede wirst Du inzwischen durch Buchers Vermittlung erhalten haben, die Exemplare an Engels und Wolff hast Du hoffentlich besorgt. Habe die Güte, meine orientalischen Reisebriefe an Bucher zu verabfolgen, damit er sie mir bei seiner Rückkunft nach Berlin mit bringt.
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Auch die Bücher, die ich Dir mitgab( Rodbertus , Roscher 2c.) mußt Du mir, wenn er sie, wie ich vermute, nicht mitnehmen tann, Anfang Oktober zuschicken, falls ich nicht- was sehr möglich im Juli selbst auf einen Sprung nach London komme. Ich trage mich mit dieser Idee. Aber noch ist nichts entschieden. Nichts steht mehr feft, old boy, als daß ich Dein Buch***) besprechen werde. Auch soll, ob wir gleich ausgemacht haben, daß
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*) Genosse Mazzini. ** Alter Knabe. **) Alter
***)„ Zur Kritik der Politischen Oekonomie ". Im Folgenden ist Rede von der von Marg beabsichtigten Stritit des Lassalleschen juristischen Hauptwertes: Das System der erworbenen Rechte".
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Deine Kritik früher erscheinen soll, wenn ich erst so weit bin, es selbstredend ganz egal sein, ob Du schon die Deinige geliefert haft oder nicht. Denn solche Dinge arbeitet man nicht auf Kommando, auch nicht nach dem eignen, sondern man hängt dabei von Zeit, Muße, Sammlung, Ideengang zc. ab. Aber ganz diefelben Umstände walten auch meinerseits ob. Und von vornherein, als ich fagte, Deine Kritik solle früher erscheinen, that ich dies nicht, um ein equivalent zu haben, und gar voraus zu haben, sondern um mir dadurch eine größere Zeit zu reservieren.
Ich bin seit Mitte Januar wieder hier. Seitdem habe ich den Julian geschrieben; das Fichtefest, die Rede, Mentoiren, die Verfassungsrede. Nimm hinzu, daß ich etwas politisch- praktische Agitation begonnen, So habe ich den Verfassungsvortrag in vier Vereinen gehalten. Außerdem einen weit längeren Vortrag über den Arbeiter stand geschrieben und in einem Arbeiterverein gehalten.( Ich habe mich jezt auch entschloffen, ihn drucken zu lassen; er ist bereits unter der Presse. Sowie er fertig, sende ich Dir ihn.) Ninum hinzu die entsetz liche Zeit, die mit dem geringsten Agitieren verloren wird, Rücks sprachen 2c. 2c. Nimm hinzu eine täglich anschwellende und w bequem werdende Korrespondenz; und endlich, daß ich diese und jene Bücher, die erscheinen, um notdürftig au fait zu bleiben, in diversen Wissenschaften mitleſen muß und Du wirst Dir sagen, daß ich seit meiner Rückkunft noch keinen Augenblick frei gehabt haben kann. Zudem erinnerst Du Dich, daß ich Dir schon bei Deinem Hier sein sagte: infolge der intensiven Beschäftigung mit andern Dingen in den letzten drei Jahren ist die nationalökonomische Materie in meinem Kopf gleichsam fossil geworden. Ich muß sie erst wieder flüssig machen, um meine ganze Herrschaft darüber zu haben. Freilich ist dies durch eine Lektüre von vier Wochen wieder geschehen. Aber diese müssen eben da sein.
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Ehe wieder alles in mir ganz flüssig ist, müßt es mir auch nichts, an die zweite Lektüre Deines Buchs zu gehen, weil ich früher auch nicht bei kritischer Vo II fraft bin. Mein Vorsatz ist also der: dieser Tage an den zweiten Teil von Tookes dickem Wert zu gehen, dessen Lektüre ich gleichfalls seit lange verschoben habe. Während dieser Lektüre wird alles wieder flüssig. Dann gehe ich an die zweite Lektüre Deines Buchs, und die Ausführung meines ökonomischen Werts, welches letztere freilich sehr lange dauern wird.
Adieu! Gruß Frau und Töchter. Unter meinen Motiven, nach London zu kommen, spielt auch der Wunsch, die eine Tochter zu sehen, die der Ruf so schön malt.
Dein F. L.